#allesdichtmachen vs. Niedriginzidenz im Medienecho – wir haben nur noch Boulevard

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… aber nicht einfacher
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Dass wir in einer Aufmerksamkeitsökonomie leben, hat sich herumgesprochen. In Rechtfertigungen, warum wir guten Journalismus brauchen, heißt es dann sinngemäß: In den Sozialen Medien wird halt unterschiedslos jeder Quatsch hochgekocht, wenn er nur empörend genug ist. Wir brauchen Journalist*innen nicht zuletzt als Kuratoren: Um das in die öffentliche Diskussion zu bringen, was tatsächlich wichtig ist. Aber #allesdichtmachen im Kontrast zur Niedriginzidenz-Strategie zeigt leider: Eine ähnlich oberflächliche Dynamik, nur redaktionell gesteuert, bekommen Qualitätsmedien ganz gut alleine hin.

Medienauswertung #allesdichtmachen vs. Niedriginzidenz

Hier eine kleine Auswertung. Erst einmal die Parameter definiert: Ich suche online bei der Süddeutschen, bei der FAZ und beim Spiegel nach Beiträgen einerseits zu #allesdichtmachen – also der Protestaktion am 21.4.2021 der Schauspieler mit Überzeichnung der Infektionsschutzmaßnahmen bis hin zu wer-Atemnot-hat-soll-sich-doch-eine-Tüte-Luft-bei-Amazon-kaufen – und andererseits zur Niedriginzidenz-Strategie, also dem im Lancet veröffentlichten Aufruf zahlreicher Wissenschaftler*innen für eine Strategie der konsequent niedriggehaltenen Infektionszahlen, nicht nur als Gesundheitsschutz, sondern auch um das wirtschaftsschädigende Auf-und-Ab halbherziger Maßnahmen zu verhindern. Ich suche jeweils nach dem Hashtag und dem Namen der Protagonist*innen (pars pro toto Liefers für #allesdichtmachen, Priesemann für #NoCovid die Niedriginzidenz). Bis 16 Tage nach dem Anlass für die Niedriginzidenz, bis 8 Tage (sprich: bis heute) für #allesdichtmachen.

Ich komme auf 51 Beiträge zu #allesdichtmachen, und auf 5 Beiträge zur Niedriginzidenz-Strategie. Aber Moment, die Regeln waren ja auch nicht fair! Genau. Bei #allesdichtmachen habe ich nur Hauptartikel mitgezählt, en passant bei anderen Themen (Oscarverleihung, Promis…) erwähnt wurde die Aktion aber auch anderswo. Bei der Niedriginzidenzstrategie habe ich auch den einen Beitrag mitgezählt, in dem das Thema wenigstens im vorletzten Absatz angerissen wird. Bei #allesdichtmachen habe ich dann doch gar nicht mehr gesondert nach Liefers gesucht. Ach ja: Und die 51 Beiträge stammen wie gesagt aus dem halben Suchzeitraum, nämlich aus 8 Tagen. Bei der Niedriginzidenzstrategie habe ich wie gesagt 16 Tage gesucht. Alle gefundenen Artikel finden sich samt Link unten im Anhang.

Aufmerksamkeitsgeil und oberflächlich durch die Pandemie

Es ergibt sich: ein trauriges Bild. Zeitungen, die sich bei anderen Themen zugutehalten, nicht an den Oberflächlichkeiten hängenzubleiben und stattdessen Substanz zu bieten – eben im Kontrast zu den Boulevardmedien – geben hier volle Kante Clickbait. Sie schieben damit eine der damals wichtigsten Diskussionen – wie wollen wir als Gesellschaft die Covid-Pandemie bekämpfen? – zur Seite, ohne näher darauf einzugehen. Im Feuilleton wäre das Äquivalent vermutlich, wenn man sich in Dutzenden von Artikeln den neuesten Folgen einer bekannten Seifenoper widmen würde, mit Klatsch und Tratsch, Promifaktor, künstlicher oder ungekünstelter Empörung, oberflächlichem Drama, und darüber die seriösen Neuerscheinungen als zu kompliziert vergessen würde. Was im Kulturteil nie durchgehen würde – beim Thema Pandemie passiert’s, scheinbar ohne dass es in den Redaktionen groß jemanden stört.

So karg und steril die Berichte über die Niedriginzidenz-Strategie, so fetzig die Beiträge zu #allesdichtmachen. Bei diesem Thema überschlagen sich Süddeutsche, Spiegel und FAZ wie die sensationsgeilsten Boulevardblätter. Ein Thema mit vergleichsweise wenig Substanz, aber einer gehörigen Ladung A- und B-Promis, überzogener Kritik und Empörung, das zudem in das Cancel-Culture-oder-Meinungsfreiheit-Schema passt, wird mit allen Regeln der Kunst gemolken. Obwohl der Auswertungszeitraum ja nur halb so lang ist wie bei der Niedriginzidenz, kommen hier so gut wie alle Formate zum Einsatz: Bericht, Glosse, Kommentar, Gastkommentar, Video, Podcast, Videokommentar, Kolumne, Sekundärberichterstattung über Reaktionen und über Reaktionen auf Reaktionen, Leserbefragung.

Was hätte man alles zur Niedriginzidenzstrategie machen können! Machbarkeitsanalysen wären nur der Anfang gewesen. Die vielfältigen Teilnehmer*innen hätte man zu den verschiedenen Aspekten befragen können: Epidemiologie im engeren Sinne. Wirtschaft. In dieser Strategie ja keine Gegensätze – stimmt das? Was sagt Herr Wieler als RKI-Präsident? Was sagt der Gesundheitsminister? Wie könnte man zu einer europäischen Einigung kommen? Ergiebt die Strategie ohne europaweite Umsetzung überhaupt Sinn?

Das wäre Stoff für Berichte, Analysen, Visualisierungen, Interviews, Kommentare, Videos, Podcasts gewesen, in denen es um Substanz gegangen wäre – in denen die beteiligten Journalist*innen so richtig hätten zeigen können, dass sie komplexe Themen eingängig vermitteln können. Und die Debatte wäre in eine extrem wichtige Zeit gefallen. Das war ja gerade die Zeit vor dem Weihnachtslockdown, als die Frage war, wie es weitergehen würde; das war kurz bevor die MPK-Konferenz als Einigungsgremium zerfiel; das war vor dem neuen Infektionsschutzgesetz. Und ja, natürlich hätte eine öffentliche Debatte einiges an Folgen gehabt – wie denn auch nicht. Das haben wir bei anderen Teilen der in den Zeitungen geführten Debatte, insbesondere zu den diversen Sorten von Lockerungen und zur Frage der Schulöffnungen, ja auch geseehen.

Sprich: Bei der Niedriginzidenzstrategie war Substanz, dort war ein interessantes, komplexes aber doch für die Gesellschaft wichtiges Thema, das in die aktuelle Debatte gepasst und sie mit wichtigen Elementen ergänzt hatte. Es wäre Recherche nötig gewesen, sicher, und gemeinsame Arbeit, um alles richtig einzuordnen und um nicht zuletzt die Kontrollfunktion wahrzunehmen, die der Journalismus ja auch gegenüber der Wissenschaft hat. Wirtschaft-, Wissenschafts- und Politikredaktionen hätten vermutlich enger zusammenarbeiten müssen als sonst, es wäre also durchaus eine Herausforderung gewesen, der man sich hätte stellen können.

Was passierte? Im wesentlichen nichts.

Das ist ein bitterer Kontrast. Und wenn der ganze Pandemieverlauf in ein paar Jahren einmal aufgearbeitet werden wird, dann wird es nicht nur darum gehen, wie aufgrund politischer Weichenstellung zehntausende Menschen starben; wie Politiker*innen mit extrem vagen Plänen durchkamen, ohne dass jemand kritisch nachfragte; wie die Querdenker nicht nur bei der offiziellen Gedenkveranstaltung mehr Verständnis vom Bundespräsidenten bekamen als jene, die zu lasche Maßnahmen fürchteten sondern eben auch bei Demonstrationen für und gegen Querdenken von Polizeiseite aus durchaus asymmetrisch durchgegriffen wurde (oder eben nicht). Sondern zumindest in einer Fußnote wird es auch darum gehen, wie dem Selbstverständnis nach seriöse Zeitungen sich bei der Niedriginzidenz-Strategie um ihre mühsamen Hausaufgaben drückten, um stattdessen bei der leichten Kost der #allesdichtmachen-Empörung so richtig Party zu machen. Und wie sie damit eben auch ihren Teil dazu beigetragen haben, dass wir als Gesellschaft derzeit bei einer der größten aktuellen Krisen in einiger Hinsicht gar keine gute Figur machen.

 

Anhang: Medienecho-Auswertung mit Links

Niedriginzidenzstrategie 18.12.2020–2.1.2021

Suche nach NoCovid oder Priesemann vom 18.12.2020 bis 2.1.2021 site:sueddeutsche.de oder site:spiegel.de oder site:faz.net

19.12.2020 SZ: Forscherinnen und Forscher fordern europäische Strategie

19.12.2020 FAZ: Manifest europäischer Forscher: “Wir könnten in vier Wochen am Ziel sein”

19.12.2020 Spiegel: Wissenschaftler fordern neue Corona-Strategie für Europa

23.12.2020 Spiegel: Jetzt kann uns nur noch die Vernunft helfen (Leitartikel mit Erwähnung von Priesemann und dem NoCovid-Vorschlag)

30.12.2020 SZ: Die Gefahr des Weihnachtsurlaubs (NoCovid im vorletzten Absatz kurz beschrieben)

Das war es. Fünf Beiträge. Keine großen Interviews. Keine Reaktionen, die eingeholt worden wären. Keine in den Medien geführte öffentliche Diskussion über einen sorgfältig ausgearbeiteten Vorschlag, der unserer Pandemiebekämpfung eine deutlich andere Richtung gegeben hätte.

allesdichtmachen 21.4.2021 bis 28.4.2021

Suche nach allesdichtmachen oder Liefers vom 21.4. bis 28.4.2021, site:sueddeutsche.de oder site:spiegel.de oder site:faz.net

23.4.2021 FAZ Aktion #allesdichtmachen: Alles nicht so einfach

23.4.2021 FAZ Video zu #allesdichtmachen

23.4.2021 FAZ Kommentar: Pleite mit „allesdichtmachen“ : Angstmacher

23.4.2021 FAZ Spahn will mit Corona-Kritikern reden, doch manche sind schon weg

23.4.2021 FAZ Schauspieler sorgen für Aufsehen – und kassieren Lob und Shitstorm

23.4.2021 FAZ «Für Kollegen schämen»: Corona-Aktion spaltet Schauspielwelt

23.4.2021 Spiegel Bekannte Schauspieler kritisieren Coronapolitik »Das ist Kunst«

23.4.2021 Spiegel: Schauspieler-Aktion gegen Coronapolitik »Echt ja, Leude? Unfuckingfassbar«

23.4.2021 Spiegel: Kulturverbände zu #allesdichtmachen-Videos »Sie machen uns das Leben sehr, sehr schwer«

23.4.2021 Spiegel: Glosse #allesdichtmachen Ironie-Stresstest für die deutsche Gesellschaft

23.4.2021 Spiegel Videokommentar »Als Film müsste diese Kampagne ›Kleinhirnküken‹ heißen«

23.4.2021 Spiegel Schauspieler-Aktion gegen Coronapolitik »Echt ja, Leude? Unfuckingfassbar«

23.4.2021 Spiegel Meret Becker: »Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden«

23.4.2021 Spiegel Heike Makatsch distanziert sich von #allesdichtmachen

23.4.2021 Spiegel Oliver Berben kritisiert #allesdichtmachen

23.4.2021 SZ Corona-Kampagne #allesdichtmachen: Gute Nacht zusammen

23.4.2021 SZ Protestaktion:Alle nicht ganz dicht?

23.4.2021 SZ Aktion #allesdichtmachen: Teilnehmende ziehen zurück (Reuters-Videokanal)

23.4.2021 SZ Schauspieler sorgen mit #allesdichtmachen für Aufsehen (dpa-Videokanal)

23.4.2021 SZ Lederer zu #allesdichtmachen: Zynismus und Hohn unangebracht

23.4.2021 SZ “Für Kollegen schämen”: Corona-Aktion spaltet Schauspielwelt

24.4.2021 FAZ Liefers legt nach, Laschet hat Verständnis, Folkerts bittet um Entschuldigung

24.4.2021 FAZ Schauspieleraktion: Seien Sie unsolidarisch!

24.4.2021 FAZ Experte: #allesdichtmachen bedient Verschwörungserzählungen

24.4.2021 Spiegel Jan Josef Liefers verteidigt Aktion, Ulrike Folkerts räumt Fehler ein

24.4.2021 Spiegel Gastkommentar: Moralische Panik

24.4.2021 Spiegel Ein deutsches Debattendesaster

24.4.2021 SZ “Dieser Diskurs wird seit einem Jahr medial geführt”

24.4.2021 SZ Filmakademiechef Ulrich Matthes kritisiert #allesdichtmachen

25.4.2021 FAZ Ärzte starten Gegenaktion zu #allesdichtmachen

25.4.2021 FAZ Schauspieler Brambach und Sommer: «Vielleicht ein Fehler»

25.4.2021 Spiegel: Ärzte reagieren auf #allesdichtmachen

25.4.2021 FAZ Stimmen zu #allesdichtmachen: “Die sind jetzt todunglücklich”

25.4.2021 SZ Reaktionen auf #allesdichtmachen:“Abgehoben und zynisch”

25.4.2021 SZ Leserdiskussion #allesdichtmachen: Ihre Meinung zur Aktion der Schauspieler

25.4.2021 SZ #allemalneschichtmachen statt #allesdichtmachen: Ärztekritik

25.4.2021 SZ #allesdichtmachen:Eine Diktatur ist etwas anderes

25.4.2021 SZ Schauspieler Brambach und Sommer: “Vielleicht ein Fehler”

26.4.2021 FAZ Podcast: #allesdichtmachen, Oscars und Corona

26.4.2021 FAZ Virologe Streeck äußert Verständnis für #allesdichtmachen

26.4.2021 FAZ Debatte zu #allesdichtmachen: “Die Schauspieler haben einen Punkt”

26.4.2021 Spiegel Kolumne: Bigotte Coronadebatte – da hilft kein Impfen mehr

26.4.2021 FAZ “Schmeißt den Liefers endlich raus”

26.4.2021 SZ “Zynismus ist wenig motivierend”

26.4.2021 SZ AfD bringt #allesdichtmachen in den NRW-Landtag

26.4.2021 SZ Virologe Streeck äußert Verständnis für #allesdichtmachen

27.4.2021 FAZ Wir Dummerchen – Die selbstgeschaffenen „Belege“ von „allesdichtmachen“

28.4.2021 FAZ Jan Josef Liefers bei #allemalneschichtmachen dabei

28.4.2021 SZ Jan Josef Liefers bei #allemalneschichtmachen dabei

28.4.2021 Spiegel: Liefers: »In der DDR wäre ich für so ein Video wahrscheinlich in den Knast gekommen«

28.4.2021 Spiegel Gastbeitrag: Wie #allesdichtmachen ein Erfolg hätte werden können

Nachtrag 30.4.2021: Ich bin darauf hingewiesen worden, dass das Dezember-Papier noch gar nicht NoCovid war, sondern die Niedriginzidenzstrategie, und NoCovid erst im Januar kam. Ich habe den Text entsprechend abgeändert. An meiner Auswertung und am Botschaft diesees Blogbeitrags ändert das nichts, erklärt aber, warum ich die fünf Beiträge über die Namens-Suche nach “Priesemann” und eben nicht über NoCovid gefunden habe. Ich habe zur Sicherheit noch einmal mit dem Stichwort “Lancet” gesucht; damit finde ich aber auch keine zusätzliche Berichterstattung, die ich nicht bereits erfasst hätte. Danke an Elvira Rosert für den Hinweis. Und natürlich ein weiterer, überflüssiger Beleg dafür, dass ein Blogbeitrag eben kein journalistischer Artikel mit Vieraugenprinzip und Endredaktion ist.

Anmerkung zu Kommentaren: Bei Themen wie Covid-19 sind kontroverse und zum Teil auch unkonstruktive Diskussionen zu erwarten. Kommentare in diesem Blog sind moderiert und werden von mir meist innerhalb von ein paar Tagen freigegeben, je nachdem wieviel ich sonst noch um die Ohren habe, kann es auch etwas länger dauern. Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion zu diesem konkreten Blogbeitrag nicht für allgemeine Diskussionen über die Pandemie; ich behalte mir vor, Kommentare, die sich nicht direkt auf den Blogbeitrag beziehen, nicht freizuschalten. Beleidigungen und böswillige Unterstellungen haben in einer konstruktiven Diskussion keinen Platz; auch die schalte ich nicht frei. Last but not least: Die Zeit der hier Mitlesenden ist begrenzt. Bitte fassen Sie sich kurz. Kommentare mit mehr als rund 1200 Zeichen behalte ich mir vor, ebenfalls nicht freizuschalten.

 

 

 

 

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

49 Kommentare

  1. Vielleicht liegt das Problem eher darin, dass Sie (oder allgemeiner: man) noch immer Online-Medien und, wie Sie schreiben, “seriöse Zeitungen” gleichsetzen.

    Abgesehen davon, dass auch früher nicht alles Gold war, was glänzte, entspricht die Aufmachung der Onlineportale heute weniger dem Inhalt gedruckter Zeitschriften als mehr dem Titelbild (Cover). Und wenn man sich die alten Titelbildstrecken von Stern oder Spiegel anschaut, dann war das doch schon sehr den heutigen Onlineauftritten ähnlich.

    Die sog. Aufmerksamkeitsökonomie hat sich wahrscheinlich gar nicht so sehr verändert; die Geschwindigkeit hat sich allerdings erhöht: Ein Spiegel-Titel lag halt früher eine Woche aus, heute online 6 Stunden.

    • Entspricht nicht meiner Erfahrung. In ihren Online-Auftritten spiegeln die seriösen Zeitungen weitgehend ihren Print-Content, allerdings in der Tat ergänzt um kurzfristigere Beiträge, die es dann im Druck nicht gibt. Aber gemeinsam sollte den drei betrachteten Titeln doch sein: Deren Geschäftsmodell soll nach wie vor “seriöses Medium” sein. Also durchaus eine Abgrenzung von den Boulevardmedien. Warum gelang das ausgerechnet bei diesem Thema nicht?

  2. Es soll aus diesseitiger Sicht in puncto Gefährlichkeit von COVID-19 und Mutationen ein möglichst breiter, wie auch pfleglicher Diskurs stattfinden.
    Gerade auch Abwehrmaßnahmen meinend, wenn sie sog. Grundrechte berühren, auch (zeitweise) einschränken.
    Bei “Zero-COVID” oder “NoCOVID” scheint eine Maximalposition vertreten und derartige Position ist möglicherweise, wenn es um die Durchseuchung mit Mikroorganismen geht, zu meiden.
    Die Presse darf hier gerne möglichst frei Positionen beschreiben und berichten, sie kann dann gerne wissenschaftliche Arbeit ergänzen, muss aber nicht “Haltung” zeigen, auch nicht mit dem Argument, dass ansonsten Leben gefährdet wäre, wenn sie keine “Haltung” zeigen würde.
    Persönlich gehaltene Einschätzung!

    Mit freundlichen Grüßen und weiterhin viel Erfolg wünschend
    Dr. Webbaer

    • Naja, was heißt “Maximalposition”? Das Argument für Niedriginzidenz-Strategie war ja gerade: Es ist beispielsweise *auch* für die betroffenen Wirtschaftszweige letztlich günstiger als das derzeitige Hin-und-Her.

      • ‘Niedriginzidenzstrategie’ klingt hier gut, alles mit “Zero” nicht so-o gut, Herr Dr. Markus Pössel.
        Zudem würde sich Dr. Webbaer über die regelmäßige Verwendung des Worts ‘Güterabwägung’ freuen, wenn Grundrechte in ihrer Ausübung zeitweise ausgesetzt werden, dies der Gefahrenabwehr dienend.

    • Bitte beschäftigen Sie sich einmal tiefergehend mit Niedriginzidenzstrategien. Vor zwei Tagen gab es wieder eine Lancet-Veröffentlichung dazu (“SARS-CoV-2 elimination, not mitigation, creates best outcomes for health, the economy, and civil liberties“). Dass Sie diese Strategien als Gegenpart zur Durchseuchung begreifen, bestätigt die Aussage des Blogeintrags. “Die Medien” (sorry) vermitteln ein falsches Bild von Niedriginzidenzstrategien bzw. beschäftigen sich so wenig mit ihnen, dass deren Konsument*innen nicht verstehen, was diese Strategien überhaupt bedeuten und wie die Datenlage ist.

  3. Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen, weil NoCovid und allesdichtmachen schon von der Prominenz der Beteiligten unterschiedlcih ist. Wenn man ein Vergleichsobjekt zu NoCovid wählen sollte, dann wäre das die “Great Barrington Declaration”. Denn da waren ja auch Wissenschaftler beteiligt, die ein “politisches Statement” abgegeben haben.

    Gruß
    Rudi Knoth

    • Klar vergleiche ich Äpfel mit Birnen, nicht zuletzt in dem Sinne, dass die eine “Wortmeldung” deutlich seriöser und besser unterfüttert ist als die zweite. Aber was für ein negatives Bild von Zeitungen haben Sie, wenn das aus Ihrer Sicht meine Kritik aushebelt? Trauen Sie denen von vornherein nicht mehr zu, über wichtige Themen selbst dann zu berichten, wenn nicht irgendwelche Promis vorher großes Tamtam darum machen?

      • Nun bei NoCovid kann man sich eine heftige Dystopie ausmalen, wenn diese Politik realisiert werden dürfte. Betratet man noch die Tatsache, daß wegen der Rate der “falsch-positiven” Tests die recht niedrige Grenze leicht überschritten wird, auch wenn keiner krqank ist, aht das nach meiner Sicht beträchtliche Konsequenzen.

        Bei #allesdichtmachen ist es in der tat die größere Prominenz der Leute, die da sprechen.

        Gruß
        Rudi Knoth

        • Können schon, aber warum sollte man? Was Australien oder Neuseeland da z.B. im Vergleich mit Großbritannien gemacht haben, ist zwar drastisch gewesen, hat aber letztlich ja zu deutlich weniger Beschränkungen geführt. Netto also gerade das Gegenteil des jetzigen dystopischen wir-machen-nichts-richtig-und-eiern-immer-weiter-Ansatzes. Falsch-positive Tests sollten kein Problem sein. In der Niedriginzidenzstrategie wird ja gerade angeführt, dass man bei solchen Zahlen dann tatsächlich wieder Infektions-Nachverfolgung machen kann. Und dass bei Ausbrüchen regional gehandelt wird. Gelegentliche falsch positive Tests sollten demnach nicht zu mehr führen als Quarantäne für die betreffende Person. Die sind ja als “Grundrauschen” von Ausbrüchen gut zu unterscheiden.

          • Was Australien oder Neuseeland da z.B. im Vergleich mit Großbritannien gemacht haben, ist zwar drastisch gewesen, hat aber letztlich ja zu deutlich weniger Beschränkungen geführt.

            Das sind aber Länder, die einfach “abzuschotten sind. dies hier geht bezweifle ich.

            Gruß
            Rudi Knoth

          • Daher der Vergleich mit Großbritannien, der zeigt: Insel und Reisebeschränkungen alleine reichen nicht. Inseleigenschaft war also offenbar nicht das Entscheidende. Sondern eben die weiteren konsequenten Maßnahmen – die man hier auch hätte ergreifen können.

          • Habe gerade noch als interessanten Datenpunkt die Entwicklung in Österreich gesehen, hier: https://twitter.com/neuwirthe/status/1387306922483847171 – das dürfte ein guter Anhaltspunkt sein, wie die Entwicklung selbst in aneinander angrenzenden Bundesländern anders verlaufen kann, wenn dort jeweils unterschiedliche Maßnahmen getroffen werden. Und ich würde nicht denken, dass der Austausch (Pendler etc.) zwischen den österreichischen Bundesländern geringer ist als für Deutschland und seine europäischen Nachbarländer. Scheint mir ein klares Indiz dafür, dass etwas ähnliches auch in Deutschland möglich gewesen wäre, dem Austausch an den Grenzen zum Trotz.

  4. Die Medienwissenschaft hat auch nach etwa 100 Jahren noch nicht mal annähernd die Strenge & Präzision harter Wissenschaften erreicht, aber einen guten erforschten Effekt hat sie dennoch hervorgebracht: Agenda-Setting.

    Agenda-Setting heißt vereinfacht: Medien können uns nicht vorgeben, was wir denken sollen – aber sie geben uns (sehr oft) vor, worüber wir nachdenken.

    Ich glaube, das ist vielen Journalisten noch immer nicht bewusst. Themensetzung kann sehr einflussreich sein, wenn gesellschaftliche Gruppen in der Folge dominante Themen besetzen und so in die Öffentlichkeit gelangen.

    • Früher war es so, dass zahlende Kaufkundschaft der Presse so indirekt die Ausrichtung des gekauften und händisch verfügbaren Produkte bestimmte.
      Was sich geändert, heutzutage darf womöglich vermutet werden, dass von sich den Lesenden abgewendet habende Journalisten (“Tagesschreiber”) eher benachrichtigen, nicht dem Leserwillen sozusagen folgend.

  5. Ich bin froh, das diese Schnappsidee der Niedriginzidezstrategie kein Gehör gefunden hat.
    Zitat aus einem verlinkten FAZ-Artikel:

    “Das Ziel ist, ganz konkret: Möglichst schnell auf eine Fallzahl von maximal zehn Neuinfektionen pro Million Einwohner und Tag zu kommen – und zwar kontinentweit”

    Das bedeutet also 1 Fall auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich, die Definition einer SELTENEN Krankheit ist 5 von 10.000.

    • Wir lagen in Deutschland nach der ersten Welle insgesamt mehr als drei Monate lang bei weniger als 830 Neuinfektionen am Tag. In anderen europäischen Ländern war es ähnlich. Wir reden hier nicht über seltene Gendefekte, sondern über eine Infektionskrankheit, bei der wir im Sommer längst mit entsprechenden Maßnahmen jenen Stand erreicht hatten, den zu erreichen die Niedriginzidenz-Strategie wieder anstrebt.

      • Ist Ihnen denn nicht klar, das eine Inzidenz von 1 einen Endlos-Lockdown bedeuten würde? Allein die Fehlerquote der Tests ist doch höher. Selbst wenn niemand mehr Covid hat, würde es zu viele falschpositive Testergebnisse geben als das diese Inzidenz jemals erreicht werden könnte.

        • Wie an anderer Stelle schon angedeutet: Wir hatten während dreier Monate weniger als 830 Fälle in Deutschland. Ihre Behauptung, diese Inzidenz wäre niemals zu erreichen, ist also sachlich schlicht falsch. Was Sie, schließe ich mal daraus dass ich genau dies ja schon auf einen früheren Kommentar von Ihnen antwortete, aber sonderbarerweise nicht zu stören scheint.

          Außerdem steht in der Strategie doch nirgends, dass das Land bei mehr als einer Inzidenz von 1 wieder in den großräumigen Lockdown gehen soll. Die Inzidenz 1 als Ziel soll im Gegenteil doch gewährleisten, dass wieder nachverfolgt werden kann, woher eine Infektion kommt. Und erst bei tatsächlichen Ausbrüchen (und die sind nun einmal mehr als Zufalls-Fluktuationen durch falsch positive Tests – die sich bei entspannter Niedrig-Inzidenzlage ja zudem durch mehrfaches Testen reduzieren lassen!) soll lokal in einer Region gezielt reagiert werden.

          Sprich: Sie zeichnen hier ein Zerrbild von der Strategie, um Ihre Kritik daran aufzuhängen. Kein sauberes Vorgehen.

          • “Wie an anderer Stelle schon angedeutet: Wir hatten während dreier Monate weniger als 830 Fälle in Deutschland.”

            Ja genau, und vor 2019 gab es gar keine Fälle, also sollte zero-Covid doch auch wieder möglich sein. Sie haben wirklich eine bestechende Logik.

          • Der entscheidende Unterschied, den Sie hier kleinreden (möchten): In den drei Monaten gab es bereits Testkapazitäten in derselben Größenordnung wie heute (nämlich ca. halb soviel wie aktuell). Ohne dass die damalige Teststrategie zu “false positives” in dem von Ihnen für unvermeidbar erklärten Maße geführt hätte. Insofern: Doch, das zeigt, dass solch eine Situation im Gegenteil zu Ihrer Behauptung möglich ist.

            Davon abgesehen ist das wichtige aus meiner Sicht (wie auch bereits geschrieben): In der verlinkten Niedriginzidenzstrategie steht eben nicht, dass bei Inzidenzen von mehr als 1 pro 100.000 pro Tag wieder allgemein in den Lockdown gegangen werden soll (wie Ihr Szenario voraussetzt). Die niedrigen Zahlen sollen ja gerade die sorgfältige Nachverfolgung wieder ermöglichen. Und reagiert werden soll lokal/regional, sobald ein Ausbruch feststellen lässt. Zufallsfluktuationen aufgrund von falsch positiven Tests stellen noch keinen Ausbruch dar.

            Ich kann also nur wiederholen: Das Szenario, mit dem Sie hier argumentieren, entspricht nicht dem, was die Niedriginzidenz vorschlägt – Sie arbeiten da also mit einem Strohmann –, und die Inzidenzzahlen für sich sind im Gegensatz zu Ihrer Behauptung nicht per se aufgrund falsch positiver Tests unmöglich.

    • Eigentlich sollte es für den durchschnittlichen Verstand leicht zu verstehen sein, dass eine Niedrige Fallzahl bei einer sich ungebremst exponentiell verbreitende Seuche etwas völlig anderes bedeutet als etwa eine seltene, nicht, oder kaum ansteckende Krankheit. Ist es ja auch, für eine Mehrheit der Bevölkerung.

  6. Gewohnt gute und gekonnte Analyse. Aber was tun? Leben wir in einer Mediokratie? Warum entscheiden Politiker, wider besseres Wissen, ja laut Umfragen sogar entgegen einer Mehrheit der Bevölkerung im Zweifelsfall für ein schlechtes Krisenmanagement mit zu frühen Lockerungen und inkonsequenten Maßnahmen? Gewichten Sie ihre Entscheidungen instinktiv nach der gefühlten, aber unglaublich verzerrten Meinung der Aufmerksamkeitsökonomie Sieht ganzs so aus. Nach meinem Gefühl war es fast immer so, die Krise legt es nur offen. Das Schlimme ist, die finanziell unabhängigen Öffentlich Rechtlichen Sender, mit klarem Bildungsauftrag sind kaum besser, jedenfalls nicht zur Kernsendezeit in den Hauptprogrammen.
    Was tun? Wie kommen wir zu besseren Entscheidungen? Können wir unsere Demokratie und deren Entscheidungsprozesse irgendwie wissenschaftlich und faktenbasiert upgraden? Ich denke das digitale Zeitalter bietet dafür diverse Möglichkeiten. Ideen gibt es genügend.

  7. Kurz: “Herr, lass Hirn über die Menschen ausschütten!” Ich habe selbst etwas andere Schwerpunkte (Logistik, SCM, Verkehr, Digitalisierung, Energie, Klima, Flucht, …). Wo erleben wir noch konzertiertes Nachdenken? Wo machen wir uns über Komplexität Gedanken – und die Pandemie, die wir durchleben, ist komplex. Allein, weil das Virus anderen als den von uns gemachten Regeln aus Recht, Organisation und Weltbild folgt. Dass wir uns unsere Regeln nicht ändern wollen, ist konsequent, dann sollten wir auch intelligent mit ihnen umgehen, nicht auf Reflexe ausweichen.

  8. Das Clickbaiting der Medien, um maximale Verkaufszahlen von Printmedien u./.o Onlineangeboten zu generieren, ist nicht erst seit Covid-19 bekannt.

    Das größere Problem liegt aber bei der Wissenschaftsgemeinschaft:

    Schauspielern wurde heuer (fälschlicherweise) eine fachlich Expertise in puncto Pandemiebekämpfung durch die mediale Aufmerksamkeit ja gerade erst implizit zugeschrieben; nun stört im Bezug auf Covid diese angebliche “Expertenmeinung”. Beim Thema Klimawandel jedoch hatte die Wissenschaftsgemeinschaft bislang noch nie etwas dagegen, wenn Prominente medial (ebenfalls fälschlicherweise) zu “Experten” und Schirmherren stilisiert werden, auch wenn bei dem Personenkreis erneut in diesem Bereich keine Fachexpertise vorliegt.

    Drum prüfe, liebe Science community, wen man sich als “glaubwürdige” Galionsfiguren-Gruppe ins Boot holt. You can’t have it both ways…

  9. Mit Verlaub, die MPK wird von den meisten Normalos nicht als Einigungskonferenz wahrgenommen. Eher als Konferenz von Provinzfürsten die irgendwelchen Unsinn beschliessen und versuchen sich zu profilieren.

  10. “… volle Kante Clickbait …”

    Leider sehe ich mich seit nun etlichen Jahren gezwungen, diesem Urteil beizupflichten (noch “leiderer” kommt hinzu, dass ich das für einen völlig allgemeinen Sachstand halte, ohne irgendeinen thematischen Zusammenhang).

    Soweit es die *Online-Plattformen* (auch) der “seriösen” Blätter betrifft!

    Es scheint mir eine traurige Folge zu sein, dass alles “online”-Zeug irgendwie nach Klickzahlen hin kuratiert und vertitelt wird. Es ist schon lange so, dass der Online-Charakter einer Zeitung mit dem “wahren” Charakter des print-Blattes überhaupt nicht korrespondiert. Mal ganz abgesehen davon, dass alle potentiell durchaus “bessere” Artikel hinter den paywalls verschwinden und nur der Clickbait übrigbleibt.

    Ich weiß einfach nicht, was sich Verleger und Redakteure bei dieser Entwicklung denken. Soll das wirklich so sein? Soll das die Zukunft des “seriösen” Journalismus sein?

  11. Ein Teil der Wahrheit liegt darin, dass nationale Schauspieler bekannter sind, als seriöse Wissenschaftler (“Nerds”)?

    Auch kam es völlig unerwartet, dass sich unsere Fernsehlieblinge als “Covidioten” entpuppten. Ich muss zugeben, das hat mich auch sehr aufgewühlt und ich werde jetzt leider keinen “Tatort” mehr anschauen.

    Daneben spielt sicher auch das “Wie” eine Rolle – ich kann mich erinnern, dass die “daheimbleiben” Strategie während der 1. Welle auch mit witzigen Videoclips der Regierung (?) verdeutlicht wurde. Ich glaube, auch mit großem Echo in den Medien.

    Das sind Erklärungen, keine Entschuldigungen.

    Immerhin sollte man den Medien zu Gute halten, dass die allermeisten Berichte kein gutes Haar an den zynischen und menschenverachtenden Videoclips von Liefers und Co. lassen. Der Versuch, die Schauspieler als Scharlatane zu entlarven ist sehr zu begrüßen.

    • Auch kam es völlig unerwartet, dass sich unsere Fernsehlieblinge als “Covidioten” entpuppten. Ich muss zugeben, das hat mich auch sehr aufgewühlt und ich werde jetzt leider keinen “Tatort” mehr anschauen.

      Das ist Unsinn. Oder ist jeder, der die Maßnahmen kritisiert ein “Covidiot”? Dann begehen Sie einfach einen primitiven Denkfehler. Jon JOsef Liefers hat in seinem Beitrag nicht die Existienz des Virus geleugnet. Schauen Sie sich mal die Sendung von Mabritt Illner vom Donnertag an.

      Gruß
      Rudi Knoth

    • Warum erteilen wir Ihnen, so wie ein WDR-Rundfunkrat es ja bereits gefordert hat, kein Berufsverbot? Damit hätten wir die Baggage dort, wie sie Ihrer Meinung nach auch hingehört – auf dem Müllhaufen.
      Peter Herrmann

      • Warum erteilen wir Ihnen, so wie ein WDR-Rundfunkrat es ja bereits gefordert hat, kein Berufsverbot? Damit hätten wir die Baggage dort, wie sie Ihrer Meinung nach auch hingehört – auf dem Müllhaufen.

        Ohje. Solch ein Komemntar passt zu einem Stalinisten oder Nazi. Ich dachte eigentlich, daß solch eie Denkweise mit dem Fall der Mauer ausgestorben ist.

        Gruß
        Rudi Knoth

      • Warum erteilen wir Ihnen, so wie ein WDR-Rundfunkrat es ja bereits gefordert hat, kein Berufsverbot? Damit hätten wir die Baggage dort, wie sie Ihrer Meinung nach auch hingehört – auf dem Müllhaufen.

        Meinen Sie das ernst oder war das Ironie?

        Gruß
        Rudi Knoth

  12. Noch etwas zum Ausgangsthema. Gestern habe ich mir in der Mediathek die Sendung von Maybritt Illner angesehen. Ws Jan Josef Liefers am Anfang sagte, hat mir aus der Seele gesprochen. Er hat auch erwähnt, daß eine frühere Aktion mit dem Namen #AlarmStufeRot keine so große Resonanz hatte. Es ist doch in meinen Augen wichtig, daß man auch die Sicht der Betroffenen mal öffentlich macht. Der Standpunkt der Regierung wird uns ja tagtäglich erklärt. Übrigens zum Thema NoCovid noch ein kritischer Artikel aus den Nachdenkseiten.

    Gruß
    Rudi Knoth

    • Ich störe mich an der Stelle vor allem an der Gleichsetzung von “Betroffenen” mit Menschen wie Herrn Liefers im Kontrast zu “der Regierung”. Liefers gehört ja offenbar doch unter Schauspielern zu denjenigen sehr Privilegierten, die sich trotz Arbeitsausfall keine größeren Geldsorgen machen müssen. Insofern: Sicht der Betroffenen darstellen sehr gerne – aber dann bitte nicht der Promis, sondern der Künstler*innen, Gastwirte etc. die tatsächlich kurz vor dem Aufgeben stehen, und umgekehrt natürlich auch der Intensivpfleger*innen am Limit, der Arbeitnehmer*innen die effektiv zu Präsenz gezwungen werden, obwohl sie lieber im Homeoffice arbeiten würden, der Kinder, für die das Jugendamt Betreuung suchen muss weil beide Eltern im Krankenhaus liegen und niemand sich zu dieser Möglichkeit vorab größere Gedanken gemacht hat.

      • @Markus

        Herr Liefers einen Tag im KH ohne Kamera, und Herr Spahn hilft einem Unternehmer der gerade in die Insolvenz läuft? Und zwar persönlich?

        Ich habe das Gefühl die sind beide zu sehr ab von der Wirklichkeit.

        • Ich nehme Herrn Spahn nicht so wahr, als würde er derzeit einen besonders konsequenten Infektions-Begrenzungs-Kurs fahren, und habe den Eindruck, dass er eher schon zuviel mit Unternehmern verkehrt und zu wenig mit Pfleger*innen. Eher als Herrn Liefers würde ich diejenigen mal im Krankenhaus hospitieren lassen, die ihm derzeit eine Talkshoweinladung nach der anderen schicken. Denen könnte mehr Kontakt mit Menschen ohne Promi-Status ganz gut tun, denke ich.

    • Passte meine Meinung nicht in Ihre Meinungsfreiheit? Oder warum wurde mein Kommentar nicht veröffentlicht? Wo ist der Unterschied zwischen “Baggage” und “Scharlatane”? Oder finden Sie die Forderung “Berufsverbot” übertrieben? In diesem Land wurde schon ganz Andere mit Berufsverbot bedacht – Briefträger beispielsweise, weil sie Mitglied der DKP waren. Um der Sache ein #nde zu machen- ich finde die Corona-Politik der Bundesregierung in ihrer Konsequenz jämmerlich. Und Berufsverbot müsste zuerst der Regierung ausgesprochen werden oder solchen Personen wie dem SPD-Rundfunkrat!

      • Steht ja unter dem Blogeintragstext: Hier wird moderiert (wegen früherer Probleme mit Trollen); Kommentare, den Regeln entsprechen, werden innerhalb von ein paar Tagen freigegeben. Dass Sie in dieser Situation binnen weniger als zwei Stunden zu der bösartigen Unterstellung springen, hier werde Ihre Meinungsfreiheit beschnitten, ist einigermaßen entlarvend. Jetzt mal abgesehen davon, dass Meinungsfreiheit keinen Zwang bedingt, dass alle und jeder Ihre Meinung veröffentlichen müsste. Ich finde die Forderung “Berufsverbot” gegenüber den beteiligten Schauspielern komplett übertrieben. Ist mir in dieser Diskussion auch vor allem als Scheinargument der Gegenseite (“Die bekommen jetzt bestimmt Berufsverbot, wir leben in einer Diktatur!!!111!!!”) begegnet, mit Ausnahme jenes einzelnen WDR-Rundfunkrats, der mittlerweile zu Recht zurückgerudert ist.

  13. Sehr richtig. Ein seltsames (oder aus Soziologensicht vielleicht gar nicht so seltsames) Phänomen: Auf einmal entdecken die Menschen ihr Herz für „Betroffene“, die ihnen jahrzehntelang ziemlich egal waren. Eine Parallele dazu findet man in der Diskussion um die Elektromobilität. Da ist in letzter Zeit häufig die Rede vom Schicksal chilenischer Minenarbeiter, die für die Rohstoffgewinnung für Batterien ausgebeutet werden. Spricht man die Methoden an, mit denen die Ölkonzerne (stellvertretend seien hier elf im Kongo und Shell in Nigeria genannt) ihre Gewinne gemacht haben, wird das humanistische Motiv mancher Gesprächspartner etwas rissig.
    Unsere Regierung hat allen erdenklichen Schimpf verdient: Seit zwei Jahrzehnten Sozialabbau und Profitmaximierung im Gesundheitswesen, Pflegenotstand bereits vor Corona. Jetzt, wo diese Versäumnisse besonders zutage treten, passiert: nichts (außer Trostpflästerchen und „Bravo“-Rufen). Wäre doch mal ein Aufgabenfeld für saturierte, aber nicht ausgelastete Publikumslieblinge.

  14. @Roland Wolf und Peter Herrmann

    Hier ein Kommentar aus dem Tagesspiegel:

    Hier sollen Mäuler gestopft werden, es geht darum, einzuschüchtern. Eine Entscheidung, zu der es Alternativen gibt, wird als alternativlos dargestellt. Es wird so getan, als gehörten die Kritiker, die für viele sprechen, zu einer kleinen, radikalen Minderheit. Ihre Positionen werden, wenn überhaupt, nur verzerrt oder höhnisch dargestellt. … Wo bin ich, welches Jahr, welches Land?

    Das trifft auch auf Sie zu.

    Rudi Knoth

    • Gerne ein Link zu jenem Kommentar, bitte. Ich fand im Tagesspiegel vor allem diesen Beitrag interessant. Da äußern nämlich tatsächlich Schauspieler*innen Sorge wegen zukünftiger Arbeitsmöglichkeiten. Aber nicht wegen Sanktionen von offizieller Seite, sondern wenn sie zuviel darüber erzählen, wie die Organisation von #allesdichtmachen gelaufen ist.

      • Nun es ist ja einige Zeit vergangen und der Tagesspiegel hat einige seier Thesen etwas abgeschwächt. Und es gibt eine Diskussion zwischen einigen Journalisten und Herrn Brandenburger ,die man sich hier ansehen kann. Dann kann sich jeder ein Bild von dem auch in dem von Ihnen verlinkten Artikel genannten Herrn Brandenburger machen. Übrigens wegen solcher Artikel wollte eine SPD-Politikerin, daß ihm Räume für sein Testzentrum gekündigt werden.

        Gruß
        Rudi Knoth

  15. Noch ein interessanter Gedanke zur ewigen Polarisation, die (bewusst oder unbewusst) durch die Medienhäuser Deutschlands geschieht: Vergessen Sie die News.
    (Link dazu)

    Fragen wir uns doch mal, wie viele der u.g. 15 Aspekte der News-Journalismus seit März 2020 bei uns selbst ausgelöst hat, und ob das wirklich gut ist:

    1. News führen zu einer falschen Risikokarte im Kopf.
    2. News sind irrelevant.
    3. News schränken das Verständnis ein.
    4. News sind Gift für Ihren Körper.
    5. News verstärken systematische Denkfehler.
    6. News hemmen das Denken.
    7. News verändern die Struktur Ihres Gehirns.
    8. News sind Zeitverschwendung.
    9. News unterhöhlen die Beziehung zwischen Ruhm und Leistung.
    10. News werden von Journalisten gemacht.
    11. Berichtete Tatsachen sind manchmal, Prognosen immer falsch.
    12. News manipulieren.
    13. News machen uns passiv.
    14. News töten die Kreativität.
    15. News geben uns die Illusion von Mitgefühl.

    Es wäre besser, wenn wir unsere Unzufriedenheit bzgl. der Corona-Lage nicht an einem Punching-Ball (Schauspieler; #allesdichtmachen) abreagieren würden, um ein kurzes Endorphin-High zu bekommen, das uns für Stunden von der gravierenden Situation ablenkt.
    Lieber: News ausschalten, sinnvolle persönliche Aktionen anschalten.

    Ihr guter-verwalter

  16. GG
    Die Gesellschaft als Ganzes hat Schimpfe verdient. Wer hat denn die Politiker gewählt ? Und warum sollten die Volksvertreter moralisch höher qualifiziert sein als das Wahlvolk?

  17. Ich sehe es so, daß die Redaktionen mehr von der Phantasie der Menge der Klicks, was denn ein Herr Liefers zu sagen hat gesteuert wird, als von einem erhellenden Beitrag zur Pandemiebekämpfung.
    Zumal die Clips auch Arbeit sparen und keine Recherche bedeuten. Wenn einem Promi der Wagen geklaut wird bekommt dies immer noch mehr Aufmerksamkeit, als wenn C. Drosten vor einer Mutation warnt. Die Medien haben ihr Leservolk zum Unwichtigen erzogen. Es wäre Aufgabe der Leser solche Artikel zu meiden und Artikel mit Gehalt zu suchen. Evtl würde damit über den ausgeblieben Klickmammon beim Unwichtigen mit der Zeit wieder mehr nutzbringendes zu lesen sein.. Hope so…

    • Wobei es ja immer noch Unterschiede im Konzept gibt. BILD macht nach wie vor Dinge für Klicks, die andere Zeitungen tunlichst nicht machen. Mich wundert vor allem, dass diese Unterschiede, die ja durchaus mit dem Selbstverständnis der verschiedenen Zeitungen zusammenhängen, an dieser Stelle so wenig bewirkt haben.