Peer Review als Qualitätssicherung

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Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

In einer Reihe von Beiträgen hat Markus Pössel sehr detailliert die Veröffentlichungen in Abzock-Journalen untersucht, über die NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung kürzlich in mehreren Reportagen berichtet haben. Ich möchte hier kurz einen anderen Aspekt besprechen: In den Reportagen von NDR und WDR, die ich mir angesehen habe, wird das Peer-Review-Verfahren als Qualitätssicherung vorgestellt. Laien, so heißt es, können sich nicht mehr auf Studien verlassen, wenn die Standards des Peer Review nicht eingehalten werden.

Die implizit damit verbundene Hoffnung, eine Fachzeitschrift mit funktionierendem Peer Review könne Laien Orientierung  zum Stand der Forschung geben, halte ich für gefährlich. Eine einzelne Publikation spiegelt selbst im günstigsten Fall immer nur einen kleinen Ausschnitt aus der Forschung wieder. Ob das in dieser Arbeit gefundene Resultat Bestand hatte, ob es reproduziert oder später widerlegt wurde, kann die Leserin oder der Leser eines Artikels nicht wissen. Einzelne Studien können das Laien-Publikum leicht in die Irre führen.

Peer-Review als Redaktionshilfe

Ein klassisches Wissenschaftsjournal nutzt das Peer-Review als Redaktionshilfe. Eine Redakteurin oder ein Redakteur nimmt die eingereichten Artikel entgegen und prüft, ob die Artikel den Quaklitätsansprüchen der Zeitschrift genügen und ins Konzept passen. Ist diese erste Überprüfung erfolgreich, so schickt sie den Artikel an ein oder zwei Fachleute zum Peer Review. Die Gutachter geben der Redakteurin dann eine Rückmeldung, ob sie den Artikel für würdig halten veröffentlicht zu werden und ob sie kleinere oder größere Modifikationen für erforderlich halten.

Je nach Zeitschrift sind die Kriterien unterschiedlich. Einige Zeitschriften sind sehr spezialisiert und veröffentlichen auch Detailstudien, die nur einen winzigen Aspekt des Fachbereichs untersuchen. Andere Zeitschriften richten sich an ein breiteres Fachpublikum und erwarten deshalb, dass die Artikel von großem Interesse auch für Forscherinnen und Forscher anderer Wissenschafts-Gebiete sind.

Klassisch gibt es zwei Gründe für solch ein zweistufiges Redaktionssystem aus Redakteur_in und Gutachter_innen:

  1. Fachzeitschriften, die auch als gedruckte Ausgabe erscheinen, haben begrenzte Seitenzahlen. Sie müssen darauf achten, dass der Inhalt jeder einzelnen Ausgabe in das gedruckte Heft passt und eine ausgewogene Zusammenstellung der aktuellen Forschung im Interessengebiet dieser Zeitschrift ist.
  2. Unabhängig vom Volumen muss eine Fachzeitschrift ihren Ruf verteidigen, gute Artikel zu publizieren. Die Zeitschrift steht mit ihrem Namen für die Qualität der publizierten Artikel. Die Redaktion trifft mit Hilfe des Peer Review eine Auswahl, die ihrem Selbstverständnis und der Erwartung ihrer Leserschaft entspricht.

Publish or Post stellte Dierk Haasis 2014 nebenan im Blog Con-Text dass klassische Verlagswesen der Selbstveröffentlichung im Internet gegenüber. Redaktionell betreute Zeitschriften waren unumgänglich, als es noch schwierig war, Artikel einer großen Leserschaft zugänglich zu machen. Verlage trafen die Auswahl und besorgten die Verbreitung. Heute kann das Internet direkt für Verbreitung sorgen, Suchmaschinen können die Inhalte auffindbar machen und andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können die Artikel direkt bewerten: Durch Kommentare oder in eigenen Veröffentlichungen. Peer Review ist also keineswegs mehr alternativlos.

Peer Review setzt Standards

Peer Reviewers können helfen, einen Mindeststandard in Veröffentlichungen sicherzustellen. Ist die im Artikel angesprochene Fragestellung relevant für das Fachgebiet? Reichen die Daten aus um das Resultat zu rechtfertigen? Ist die Diskussion vollständig oder lässt sie wichtige Aspekte aus? Das sind Fragen, die gutes Peer Review klären kann. Damit setzt Peer Review Standards.

Deshalb geben Wissenschaftler in ihren Lebensläufen Artikel mit Peer Review gesondert an. Die Hürden, in Zeitschriften mit echten Peer Review zu publizieren sind höher. Hier sind Abzock-Journale, die nur vorgeben Peer Review zu betreiben, ein echter Betrug, denn sie täuschen einen Standard vor, den sie nicht erfüllen.

Grenzen des Peer Review

Peer Review stößt aber an seine Grenzen, wenn es darum geht Betrug zu verhindern oder reproduzierbare Studien sicherzustellen. Gutachter haben in der Regel keine Möglichkeit, die veröffentlichten Messdaten selbst zu überprüfen. Gegen gut gemachte Fälschungen der Messwerte hilft das Peer Review nicht.

Auch Reproduzierbarkeit kann das Peer Review verfahren nicht gewährleisten. Die Gutachter haben weder die Zeit noch die Mittel, jede Studie, jedes Experiment nachzustellen. Es ist nicht ihre Aufgabe Experimente und Studien zu wiederholen um zu sehen, ob sie dasselbe herausbekommen.

Damit erfüllt auch eine echte und dem Peer Review unterzogene Studie nicht die Erwartungen, die NDR und WDR an ihr haben: Sie können einem interessierten Laien nicht garantieren, dass die in ihr Publizierten Ergebnisse richtig und Stand der Forschung sind.

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Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

41 Kommentare

  1. Mir stellen sich grundsätzliche Fragen. gibt es eine Alternative zu Peer Review ?
    Gibt es unabhängige Sachverständige ? Gibt es unabhängige Zeitschriften?

    Bei der Unabhängigkeit sind Zeifel angebracht. Welche Automobilzeitschrift wird kritisch über de Wirksamkeit von Dieselabgasreinigung berichten, wenn gleichzeitig der betroffene Autokonzern große Anzeigen schaltet ?

  2. In dem Filmbericht über die zweifelhaften Zeitschriften kam auch jemand von EIKE zu Wort. Er behauptete, daß die Relativitätstheorie von Einstein keinem “peer Review” unterzogen wurde. Was ist daran richtig?

  3. @Rudi Knoth
    Ja, das ist richtig. Als Einstein 1905 “Zur Elektrodynamik bewegter Körper” veröffentlichte, war Peer Review noch nicht üblich. Die Radaktion entschied weitgehend allein, was sie für veröffentlichungswürdig hielten.

    Aber Peer Review ist ja auch nicht das Ende des Begutachtungs-Prozesses, sondern der Anfang. Die Qualität eines Artikels bemisst sich eher daran, ob und wie er von der Fachöffentlichkeit aufgenommen wird. Einsteins Theorie wurde von zahlreichen Wissenschaftlern aufgenommen, in verschiedenen Bereichen angewandt, überprüft und weiterentwickelt. Dieser Prozess spielt wissenschaftstheoretisch eine größere Rolle als das Peer Review.

    Auch heute werden ja schon Metriken angewandt, die Publikationen danach bewerten, wie oft und aus welchen Quellen sie referenziert werden. Eine Art Page-Rank für Wissenschaftsartikel.

    @Lennard
    Eine Alternative könnte demnach der Selbstverlag sein. Universitäten und andere Forschungseinrichtungen betreiben ja bereits ihre eigenen Websites. Dort könnten sie die Artikel veröffentlichen. Zur Qualitätssicherung könnten sie in internes Review-Verfahren etablieren, bei denen interne oder externe Gutachten angefragt werden. Da könnte man ja in Wettstreit der besten Methoden treten.

    Wissenschaftsverlage könnten sich dann wieder mehr auf redaktionelle Inhalte konzentrieren, also Nachrichten aus der aktuellen Forschung mit Verweisen auf die Originalarbeiten und Übersichtsartikel aus den Fachgebieten. Auch diese Verweise aus redaktionell erstellten Artikeln könnten die Wissenschaftler_innen dann zu ihrer Erfolgskontrolle heranziehen.

  4. Vielen Dank für Ihre Klarstellungen.

    “Laien, so heißt es, können sich nicht mehr auf Studien verlassen, wenn die Standards des Peer Review nicht eingehalten werden.”

    Laien können in der Regel Studien auch nicht verstehen, bestenfalls vielleicht das abstract.

  5. Die kritische Sicht auf die Initiative des “Rechercheverbundes” und besonders auf den ARD -Film scheint sich allmählich doch auch in der SC zu verbreiten und konsensfähig zu werden.
    Wenn aber selbst die “Wisseneschaft” , auf deren Autorität sich die Journalisten berufen und zu deren “Rettung sie angeblich angetreten sind, —
    — der Meinung ist, dass diese Initiative und besonders der ARD- Film das Problem entweder (gewaltig?) übertreiben oder falsch gewichten, dann ergibt sich doch die ev. genauso wichtige Frage:
    Was war der Zweck der ganzen Initiative?? Spitzenjournalisten passiert so etwas doch nicht so mal aus Versehen. Und es ist doch äußerst wahrscheinlich ,dass man sich für die Recherchen “beste Fachleute” aus der Scientific- community zur Hilfe geholt hat.

    Also: Ging es vielleicht gar nicht so sehr um Wissenschaftlichkeit an sich , sondern eher darum “die Wisssneschaft ” für eine im Hintergrund eher politstrategische Agenda einzuspannen? Eventuell im Zusamenhang mit den diversen “Fake- news” Kampagnen aus dem politischen Bereich?
    Ich bin kein AFD -Fan (da weder deutschnational, noch neoliberal), aber die gezielten AFD – Erwähnungen lassen mich da schon misstrauisch werden.

  6. @little Louis heute 16:19

    War das etwa “Rechercheverbund Correctiv”? Nun da ist nach meiner Meinung Skepsis berechtigt. In der Kampagne um den “inoffiziellen” Programmentwurf der AfD wurde mindestens eine Falschbehauptung verbereitet. Nämlich der, daß die AfD “Alkoholiker, psychisch Kranke und Drogenabhängige in Sicherheitsverwahrung bringen will”.

  7. @Joachim Schulz
    Ich denke, Peer Review und verwandte Formen der Wissenschaftlichkeitsprüfung (etwa Universitäts-interne Prüfung) oder zB Internet-basierte Prüfung von Wissenschaftlern des Fachgebiets (solange man darauf achtet, nicht auf Anhänger einer bestimmten Ansicht zu beschränken) sollten wichtige Formen der Qualitätssicherung sein.

    Allerdings nicht in der Form, dass Laien aus solchen geprüften Arbeiten den neuesten Stand der objektiven Wissenschaft entnehmen könnten, und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

    Zum einen, weil, wie angesprochen, dies hauptsächlich neue Ergebnisse sind, die erst noch durch weitere Forschung gesichtert werden müssen, wodurch auch viele Arbeiten, die nach bestem Wissen erstellt wurden, sich nicht auf Dauer halten können.

    Zum zweiten wegen der Gefahr “gefälschter Forschung”. Ein Problem ist hier, dass es hier nicht nur Betrüger gibt, die gut als ehrenhafte Wissenschaftler leben könnten und ihre Arbeiten nur fälschen, um schnell berühmt oder gar reich zu werden. Wie schon viele Wissenschaftler angemahnt haben, ist die Forderung kontraproduktiv, als Wissenschaftler ständig neue Fortschritte produzieren zu müssen.

    Das wäre das Äquivalent dazu, Sportler nur für Rekorde zu belohnen und gleichzeitig kaum Dopingkontrollen zu betreiben. Cherry-picking, also die Entscheidung, von allen vorliegenden Daten nur die Felder zu betrachten, die die eigene Hypothese stützen, ist nur eine Form, die von einigen als läßliche Sünde betrachtet wird. Und auch generell müsste man die Prüfung der bereits publizierten Arbeiten als ebenso wichtig erachten wie eigene neue Resultate.

    Wissenschaftliche Prüfung im Peer Review (und Äquivalenten) sind zwar sehr wichtig, dürfen aber danach nicht aufhören.

    Das dritte Problem ist die Forderung nach Verständlichkeit für den Laien. Ich meine damit nicht, dass Laien kein Anrecht auf Wissen haben. sondern dass das Universum in der Sprache des Universums geschrieben ist, und nicht einmal von den Wissenschaftlern vollkommen verstanden wird.

    Im besten Fall haben die Wissenschaftler Theorien und Modelle, die bestimmte Ergebnisse vorhersagen, die dann in Experimenten bestätigt werden. Dann kann man sagen, die Theorien und Modelle funktionieren, und man kann dies nutzen, um konkurrierende Theorien und Modelle zurückzuweisen, weil die nicht funktionieren. Das bedeutet aber noch nicht unbedingt, dass die sprachlichen Erklärungen, die die Wissenschaftler mitliefern, richtig sind. Umso mehr gilt das für das, was der Laie davon versteht.

    Wissenschaftler, die mit ihren Theorien und Modellen die Ergebnisse sehr gut voraussagen, haben es durchaus verdient, dass man ihre Ergebnisse ernst nimmt und für besser erachtet als die der anderen, die das nicht können oder die gar nur mit fadenscheinigen Begründungen die etablierten Theorien umstürzen wollen.

    Aber auch diese erfolgreichen Wissenschaftler haben gegenüber der Wissenschaft selbst immer noch drei Probleme:

    Zum ersten wie gesagt die fortgesetzte Pflicht zur Kontrolle der eigenen Modelle und Theorien. Wenn sich irgendwo ein innerer Widerspruch ergibt, dann heißt das nicht, dass das Universum eben so ist und erst durch “neue Physik” wieder verständlich werden kann.

    Es kann auch bedeuten, dass sich zwischen die korrekten Vorhersagen für Experimente falsche Erklärungen eingeschlichen haben, die im ursprünglichen Peer Review nicht als falsch erkannt wurden – bei denen aber bei weiterer Forschung, die diese Erkärungen als ebenso wahr erachtet wie die bestätigten Vorhersagen, diese Widersprüche ergeben. Da ist dann nicht der rein mathematische Teil der Theorie gescheitert, sondern nur der erklärende Wissenschaftler, und man sollte versuchen, eine bessere Erklärung zu finden, die mit der Mathematik konsistent ist, die aber diese Widersprüche nicht erzeugt.

    Zum zweiten die Übermittlung des Wissens in der Lehre, also an die zukünftigen Wissenschaftler. Eine wichtige Grundlage des wissenschaftlichen Fortschritt ist, dass neue Forschung auf gesicherten Erkenntnissen aufbaut. Dazu muss aber gewährleistet sein, dass die Erkenntnisse gesichert werden und man dies weiter ausbaut, und dass nicht durch fehlerhafte Übermittlung Erkenntnisse verunstaltet werden. Dies könnte dadurch geschehen, dass die Studenten das, was eigentlich als Vereinfachung, Gleichnis oder Merksatz gemeint war, als Wahrheit akzeptieren, aber das schwierigere Originalwissen, das in strenger Wissenschaftlichkeit erlangt wurde, nicht mehr verwendet wird – man hat ja jetzt etwas viel Tolleres. Und so könnte es vorkommen, dass Folgerungen aus dem Originalwissen von späteren Generationen “widerlegt” werden, ohne dass diese die ursprünglichen Erkenntnisse widerlegen – sie wurden einfach vergessen, und die Ableitung der Vereinfachung etc sagt am Ende das Gegenteil.

    Und zum dritten das, was eigentlich eine Verpflichtung für die Gesellschaft als Ganzes wäre: Lehre der Grundzüge des kritischen Denkens und der Wissenschaftlichkeit. Dies ist gleich von mehreren Seiten unter Beschuss: zum einen durch diejenigen in Politik, Gesellschaft und Wirschaft, die vom Unwissen der Allgemeinheit profitieren, und für die solche Anstrengungen nur Rebellen produzieren würden. Und zum anderen durch die, die diese Zeit in der Lehre nicht für “sowas” “verschwenden” wollen, wenn man in der Zeit Spezialwissen lehren könnte, was die Schüler in der Welt von morgen ja so dringend brauchen… Und als wäre das nicht genug, gibt es dann noch die, die glauben, dies würde den Kindern die Unschuld und die Freiheit des Denkens rauben. Leute, diese Unschuld und Freiheit wird den Kindern von anderen geraubt, nicht von denen, die sie zu freien Menschen erziehen.

    tl;dr: Peer Review ist eine gute Sache, aber ist einzuordnen in verantwortliches Denken und die Prüfung der eigenen Grundlagen.

  8. Ist es eigendlich gewollt, dass hier auf dem Portal kein Neurowissenschaftler mehr über Neurowissernschaft fabuliert?

  9. @ Frank Schmitt und :

    Zitat Nr.1
    “… Ich meine damit nicht, dass Laien kein Anrecht auf Wissen haben. sondern dass das Universum in der Sprache des Universums geschrieben ist, und nicht einmal von den Wissenschaftlern vollkommen verstanden wird….”

    Zitat Nr.2
    “…… Das bedeutet aber noch nicht unbedingt, dass die sprachlichen Erklärungen, die die Wissenschaftler mitliefern, richtig sind. Umso mehr gilt das für das, was der Laie davon versteht…………………………………….”</

    Zu Nr. 1:
    Das erinnert mich immer ein wenig an die Meinung vieler (früherer?) vatikanischer Theologen, dass nur ihre Zunft die Berechtigung zum Wissen über Gott und die Welt zu haben brauche, weil nur sie durch göttliche Erleuchtung (wenn auch mit Abschattungen) zur wahren Erkenntnis Gottes gelangen könnten. Und die Sprache des göttlichen Universums war halt mal , leider, leider das Latein.
    Also keine Chance für das gemeine Volk und auch kein Grund für die Mühe korrekter Übersetzungen.
    Denn dass der Allgütige tagtäglich auch unendliches Leid verursacht, ist nun mal sein uergründliche Geheimnis, das in der Sprache seines göttliche Universums geschrieben ist und “… noch nicht einmal von den Theologen selbst vollkommen verstanden wird.

    Dabei wäre es doch so einfach, Lieschen Müller zu sagen, dass all die Erklärungen (über Gott oder das Universums) noch große Lücken und Widersprüche enthalten und schon gar nicht als “gesicherte Wahrheiten” gelten können. Und dass auch alle Wissenschaft nur vorläufig und unsicher ist,
    Denn auch Lieschen weiß: Ehrlichkeit währt am längsten. Und : Lügen haben kurze Beine.

    Zu Zitat Nr. 2:
    Soll das heißen, dass die Wisssenschaftler zwar die Wahrheit über das Universum (und alles) als Ergebnisse ihrer “Forschung” zwar irgendwie intuitiv fühlen können, aber außerstande sind, diese mathematisch tiefen Wahrheiten korrekt zu kommunizieren?
    Riecht das nicht irgenwie nach Esoterik?

    Und jetzt noch zu folgendem Textteil:

    “…Zum ersten wie gesagt die fortgesetzte Pflicht zur Kontrolle der eigenen Modelle und Theorien. Wenn sich irgendwo ein innerer Widerspruch ergibt, dann heißt das nicht, dass das Universum eben so ist und erst durch “neue Physik” wieder verständlich werden kann.
    Es kann auch bedeuten, dass sich zwischen die korrekten Vorhersagen für Experimente falsche Erklärungen eingeschlichen haben, die im ursprünglichen Peer Review nicht als falsch erkannt wurden – bei denen aber bei weiterer Forschung, die diese Erkärungen als ebenso wahr erachtet wie die bestätigten Vorhersagen, diese Widersprüche ergeben. Da ist dann nicht der rein mathematische Teil der Theorie gescheitert, sondern nur der erklärende Wissenschaftler, und man sollte versuchen, eine bessere Erklärung zu finden, die mit der Mathematik konsistent ist, die aber diese Widersprüche nicht erzeugt.
    “……….” (Zitatende)

    Aha: Die auf der Mathematik basierende Theorie (bzw. ihre Vorhersagen) wurde /wurden durch Überprüfung an der physikalischen Realität ( empirisch) widerlegt.
    Doch scheint die Widerlegung nur gelungen zu sein! Und die Theorie ist trotzdem richtig und weiterhin gültig. Denn der der spätere Experimetator es einfach nicht geschafft , seine Rohdaten so zu ” interpretieren” , dass sich doch kein Widerspruch zur Theorie ergibt!
    Und der im Interpretieren (Erklären) gescheiterte Wissenschaftler sollte dann nach einer geeigneteren Neu-Interpretation der gemessenen Daten suchen, die “mit der Mathematik konsistent ist”.
    Und dann ist auch entgegen der gemessenen experimentellen(Roh-) Datenlage die Behauptung erlaubt, dass die Theorie wieder mal einer Überprüfung stand gehalten hat.

    Ist das eine realistische Schilderung des Zustands der gegenwärtigen theoretischen Physik und ihrer experimentellen Verifikationen oder eher eine (unfreiwillige) Parodie darauf?

    Und Sie wollen allen Ernstes behaupten, dass spätere Widerlegungen oder experimetelle Falsifikationenvon Theorien nur deswegen gelingen (bzw. gelungen sind) , weil die depperten Nachfolger nicht das öminöse “streng wissenschaftliche Orginalwissen ” einer Überprüfung unterzogen haben, sondern nur noch öminösere “vereinfachende Ableitungen” . Also irgenwelche didaktischen Geschichtchen für Erstsemester, ohne welche diese die tiefen Geheimnisse (des Universums) angeblich nicht verstehen können?

    Vielleicht (!) ist es aber auch so, dass viele der “tiefsten Geheimeimnisse” einfach nur deshalb fast unerklärlich sind, weil sie auf überabstrahierten reinen”Hirngespinsten” beruhen, die zwar Mathematikern großen Spaß bereiten mögen, aber nicht mehr viel mit unser aller Realität zu tun haben.

  10. @little Louis 5. August 2018 @ 02:09

    Aha: Die auf der Mathematik basierende Theorie (bzw. ihre Vorhersagen) wurde /wurden durch Überprüfung an der physikalischen Realität ( empirisch) widerlegt.
    Doch scheint die Widerlegung nur gelungen zu sein! Und die Theorie ist trotzdem richtig und weiterhin gültig. Denn der der spätere Experimentator es einfach nicht geschafft , seine Rohdaten so zu ” interpretieren” , dass sich doch kein Widerspruch zur Theorie ergibt!
    Und der im Interpretieren (Erklären) gescheiterte Wissenschaftler sollte dann nach einer geeigneteren Neu-Interpretation der gemessenen Daten suchen, die “mit der Mathematik konsistent ist”.

    Nun ich habe den Text von Frank Schmidt anders verstanden. Es gibt eine Theorie, deren “mathematische” Vorhersagen mit den Experimentellen Messergebnissen übereinstimmt. Es gibt daneben noch eine “Erklärung”, die mit den Ergebnissen der Experimente nicht übereinstimmt. Und dann soll wohl diese “falsche Erklärung” durch eine “richtige” ersetzt werden.

    Nur frage ich erstmal ganz naiv, ob Frank Schmitt an einen reellen Fall dabei im Sinn hat.

  11. @ little Louis heute 02:09

    Vielleicht (!) ist es aber auch so, dass viele der “tiefsten Geheimeimnisse” einfach nur deshalb fast unerklärlich sind, weil sie auf überabstrahierten reinen”Hirngespinsten” beruhen, die zwar Mathematikern großen Spaß bereiten mögen, aber nicht mehr viel mit unser aller Realität zu tun haben.

    Die Frage an Frank Schmitt stelle ich auch an Sie: Haben Sie einen realen Fall dafür Im Sinn.

  12. @Rudi Knoth
    Ein Beispiel für “Mathematik” vs “Erklärung” wäre die Erarbeitung der Speziellen Relativitätstheorie. Große Teile der Mathematik wurden schon entwickelt, als die entstehende Theorie noch die Äthertheorie war. Die Erklärung für die physikalischen Phänomene, die man mathematisch berechnen konnte, war das Medium, durch das sich Materie und Licht bewegen sollten, der “Äther”.

    Das Problem war, dass daraus folgen würde, dass man entweder ein einziges globales Äthersystem hätte, das allen anderen überlegen wäre, oder verschiedene Äthersysteme an verschiedenen Orten. Letzteres hätte sich messen lassen sollen, was aber nicht geschah, und zu ersterem fand man keine Überlegenheit.

    Stattdessen änderte man die Erklärung, so dass sie zu der Mathematik und den Beobachtungen passte: jetzt galt (eigentlich für den Spezialfall unbeschleunigter Systeme), dass jedes Inertialsystem die Eigenschaften hatte, die man vorher dem Äthersystem zugebilligt hatte.

    Was ich im Sinn hatte: in der Allgemeinen Relativitätstheorie kann man im Allgemeinen in verschiedenartigen Koordinatensystemen rechnen, und das Ergebnis dann in andersartige Koordinatensysteme transformieren, wo es dann auch stimmt. Bei Schwarzen Löchern ist es aber so, dass dort in einem Koordinatensystem Koordinaten vorliegen, die im anderen keine Entsprechung mehr haben. Ich denke, man hat allzuschnell festgelegt, dass diese Koordinaten existieren müssen und das Koordinatensystem, das sie nicht enthält, in die Mülltonne geworfen werden kann.

  13. @little Louis
    Zu 1:
    Es kümmert das Universum herzlich wenig, was Lieschen Müller oder auch ein Top-Physik-Professor von ihm versteht. Und die Antworten sind eben nicht immer offensichtlich. So sind zum Beispiel Elektrizität, Magnetismus und Licht Auswirkungen derselben physikalischen Prozesse, die wir als elektromagnetische Felder kennen. Darum funktionieren Elektromotoren, Generatoren und Radiosender und -empfänger. Und Elektrizität, Magnetismus und Licht existierten schon als Auswirkungen elektromagnetischer Felder, bevor diese Technologien und Theorien existierten und als Menschen sie noch als offensichtlich völlig verschieden einstuften.

    Ja, das Wissen der Wissenschaftler ist nie vollständig oder vor späteren Revisionen sicher. Aber das heißt nicht, dass jeder X-beliebige daherkommen kann, um zu beanspruchen, seine Privattheorie sei viel besser, nur weil sie einleuchtender klingt. Dann muss der schon sagen, dass entweder dieselbe Mathematik wie vorher gilt (auch wenn sie schwierig zu durchschauen ist), oder er muss nachweisen, dass die Mathematik, die er anbietet, die Beobachtungsergebnisse vorhersagt. Wenn sie das nicht fertigbringt, wird er zurückgewiesen, und das ist dann keine Willkür einer Elite, sondern völlig normal.

    Zu 2:
    Nein, ich denke, es gibt zu viele “Geschichtchen für Erstsemester”. Wenn Jungstudenten glauben, sie verstünden schon alles, weil ihr Professor das ja schön erklärt hat, und müssten nur noch die mathematischen Formeln lernen, bekommt man später ein Problem, weil ein relatives Anfängerwissen nicht mehr hinterfragt und weiterentwickelt wird.

    Mit “Originalwissen” meine ich nichts mythisches, sondern in diesem Fall vor allem die Arbeiten von Einstein und Hilbert, die die mathematischen Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie erst in jahrelanger Arbeit konstruieren mussten, bis sie etwas hatten, was auch der Überprüfung bisheriger Beobachtungen standhielt, und Vorhersagen für zukünftige Beobachtungen machen konnten (zB Lichtablenkung von Sternlicht, das nah an der Sonne vorbeikommt, was man bei einer Sonnenfinsternis beobachten kann – nach Newton hätte die Lichtablenkung einen anderen Wert).

    Nachfolgende Wissenschaftler haben aus dem allgemeinen Fall weitere Spezialfälle und Vorhersagen abgeleitet, und wieder weitere haben dies wieder weiterentwickelt. Was auch kein Problem ist, es sei denn, sie hätten unterwegs etwas getan, was in bestimmten Fällen das Äquivalent einer Division durch 0 wäre (weil die Erklärung besagte, diese Operationen seien ganz normal und erlaubt), sie aber weiterhin in dem Glauben argumentieren, sie müssten recht haben, schließlich folge ihre Arbeit ja direkt aus der Allgemeinen Relativitätstheorie.

    Und nein, das heißt nicht, dass die Allgemeine Relativitätstheorie kompletter Mumpitz wäre. Die ART selbst funktioniert tadellos, und auch ihre Ableitungen stimmen dort, wo es kein “Division durch 0”-Äquivalent gibt (also in gesamten Universum außerhalb Schwarzer Löcher), immer noch ausgezeichnet. Es besteht absolut kein Grund, alles durch etwas zu ersetzen, was bloß gut klingt, was aber physikalischen Beobachtungen nicht voraussagen kann.

  14. @Frank Schmidt 5. August 2018 @ 11:49

    Nun was die SRT angeht habe ich dies anders im gelesen. Man hat zuerst den Äther als Medium für EM-Wellen angenommen, weil ja auch Schall ein Medium braucht. Dies war vor den “mathematischen” Theorien. Dann gab es das Experiment von Michelson und Morley, das feststelle, daß man die Bewegung der Erde innerhalb dieses Mediums nicht feststellen konnte. Über diese Frage rätselten die Physiker einschließlich Einstein und Lorentz. Letzterer verlieh dem Äther Eigenschaften, die eine Messung der Bewegung verhinderte. Einstein hatte den Äther ganz verworfen.

  15. @ Rudi Knoth um 10:55
    Sie wissen doch sicher auch, dass schon länger skeptische Kritiker auch aus “der Physik” darauf hinweisen, dass (zum Beispiel ! ) in der Theoretischen Physik /Kosmologie immer mehr Theorme entworfen werden , von denen die Architekten selbst zugeben, dass physikalisch/empirisch keine realistische Chance zur Falsifikation besteht.

  16. @Rudi Knoth
    Ja, auch nach dem Michelson-Morley-Experment behielten viele der beteiligten Wissenschaftler (u.a. Lorentz und Poincaré) den Äther bei, weil sie ihn gewohnt waren, und versuchten, ihn weiter zu begründen, während sie eine Mathematik mitentwickelten, die mit den Beobachtungen übereinstimmt, aber auch ohne den Äther funktioniert.

  17. Etwas zu verstehen heißt, etwas auf etwas Bekanntes zurückführen können.
    Wir können nicht verstehen, was Licht ist, oder was eine Ladung ist, weil Licht und Ladung grundlegend sind und nicht auf etwas anderes zurückgeführt werden können. Damit müssen wir uns abfinden.
    Wir können aber messen und vergleichen und das Ergebnis in eine mathematische Form bringen.
    Denken in mathematischen Formeln, das ist die Zukunft der Physik.
    Ob wir dann einen Äther postulieren oder nicht, das ist eine sprachliche Übereinkunft. Was zwischen der Materie ist, das bleibt genauso geheimnisvoll wie die Frage : Ist Nichts nichts oder doch etwas ? (Entschuldigung für den leeren Beitrag)

  18. @Joachim Schulz
    Wie gesagt, Peer Review kann nicht die Dauerhaftigkeit der Ergebnisse einer vorliegenden Arbeit garantieren, sie hilft aber der Wissenschaft als Ganzem. Sie als in Forschung und Lehre Beschäftigter kennen möglicherweise die Kennziffern, anhand derer verschiedene Institutionen die Qualität eines Wissenschaftlers bestimmen – wie zählt da die solide Arbeit im Fachgebiet, wie die Anzahl der Arbeiten, wie zählen Zitate aus der Arbeit in Arbeiten anderer Wissenschaftler? Und wird dabei kontrolliert, ob das bedeutet, dass man neue Erkenntnisse in die Wissenschaft eingebracht hat, die andere übernehmen, oder zählt die reine Zitiertheit, egal ob der andere Wissenschaftler die Arbeit nun gutgeheißen hat oder ablehnt?

    Änderungen an dem, was man als Institution belohnt, könnte dysfunktionen Entwicklungen entgegenwirken, und so die Qualitätssicherung stärken.

  19. Das leidige Thema Peer-Review…
    Es soll dazu da sein, schlechte bzw. unwissenschaftliche Ideen aus der Wissenschaft heraus zu halten und nur die Guten und Fundierten weiter zu betrachten, damit man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.

    Aber wer meint, es sei eine gute Idee, einem Volk (den Wissenschaftlern) das von Ratten geplagt wird (die ungeklärte Probleme haben), Prämien für jede erbrachte tote Ratte (für jede gute und fundierte Idee) zu zahlen, hat Dr. Mathias Binswanger noch nicht zu diesem Thema gehört. Er sagt dazu nämlich dass das Volk der Prämie wegen anfängt Ratten zu züchten und aus diesem Grund besteht der Generalverdacht, dass Wissenschaftler anfangen Ideen zu “züchten” und da sind dann leider nicht immer nur gute und fundierte dabei, was nur leider keinem mehr auffällt, weil sich jene, die das Review vornehmen ja stets einig sind, dass alles, was sie da lesen, unabhängig davon, wieviel gequirlte Grüze dort zu Lesen ist, auch fundiert ist, zumal sie ja in dem Paper auch zitiert wurden – außerdem haben auch Verleger oft nur einen kleinen Preis. So werden nun auch die Wissenschaftler, die von Grund auf ehrlich sind (und deswegen evtl. sogar auch in Veröffentlichungen bei sog. Raubverlegern investieren) mit in diese Unehrlichkeit hineingezogen, denn warum sollte einer mit Sabotage rechnen, wo doch alles gründlich geprüft wurde? Wissenschaftler verlassen sich nicht mehr auf ihren Verstand, sondern nur noch auf ihr Peer-Review und das führt dazu, dass der Wissens-Pool der Wissenschaftler ebenso degeneriert, wie ein Gen-Pool durch Inzest. Das mag Wissenschaftlern selber vllt. gar nicht auffallen, aber Kritiker, die außerhalb dieses Peer-Review-Verfahrens noch klar denken und unbefangen an eine Sache heran gehen können, den fällt es eben auf – das Peer-Review muss gründlich reviewed werden. Und wer will so etwas nicht hören oder lesen? Ganz klar: Die Wissenschaftler.

  20. Weil ich gerade zwei (gleichlautende) Beiträge löschen möchte, hier ein Hinweis:
    Sie können hier gerne, auch polemisch, Ihre Meinung zum Peer Review zur Diskussion stellen. Beiträge, die einzelne wissenschaftliche Theorien thematisieren, gehören nicht in diese Diskussion. Die werde ich kommentarlos löschen.

  21. @Nicht von Bedeutung
    In den Reportagen von NDR und WDR geht es ja gar nicht um Artikel, die wissenschaftliche oder unwissenschaftliche Ideen publizieren, sondern um empirische Studien. Und da ist es eben so, dass das Peer Review, wie oben schrieb, gar nicht leisten kann und soll, was einige offenbar erwarten: Weder kann ein Gutachter feststellen, ob die Daten echt sind, noch kann er die Wiederholbarkeit einer Studie garantieren. Die Gutachter können die Beiträge lediglich auf Konsistenz und richtige Einordnung der Ergebnisse prüfen.

  22. @Joachim Schulz:
    Dann gehören Sie doch eher zu den ehrlichen Wissenschaftlern, oder nicht? Wer sind btw. Einige? Kann Peer-Review nicht das leisten, was einige Menschen erwarten oder kann es sogar auch das nicht leisten, was einige Wissenschaftler erwarten? Es ist vollkommen egal, was wer erwartet, solange etwa 150 Jahre alte Dogmen gar nicht mehr angreifbar sind, weil Wissenschaftlern gar nicht auffällt, wo und mit welchen Begründungen Kritiker außerhalb des Peer-Reviews recht haben könnten – es wird halt nicht hinterfragt, weil sich kein Wissenschaftler traut, Althergebrachtes anzuzweifeln. Daraus folgt, dass nicht einmal Wissenschaftler feststellen können, welche Daten, Annahmen und Aussagen fundiert und korrekt sind, was Peer-Review nicht nur überflüssig macht, sondern zu einer echten Barriere des Fortschritts. Mit Peer-Review hat man es geschafft, dass auch weitaus bessere Ideen, als die bestehenden, aus der Wissenschaft herausgehalten werden.
    Ich jedenfalls wandele nicht mehr auf den Schultern von Riesen, sondern auf deren Köpfen – die Aus- bzw. Weitsicht ist um Einiges besser.

  23. Nicht von Bedeutung hat etwas von Bedeutung angemerkt ,dem anscheinend niemand von Bedeutung Gegenargumente mit noch mehr Bedeutung hinzufügen möchte.
    Liegt es eventuell daran, dass Leute mit Kompetenz von Bedeutung fürchten, dass ihre Geldgeber mit viel ökonomischer Bedeutung versuchen könnten, durch geignete Maßnahmen ihre Bedeutung in ihrem berufliche oder sozialen Bedeutungsumfeld durch Andeutungen in Richtung undeutlicher Wissenschaftlichkeit deitlich herabsetzen könnten?

    (Na, wenn diese Deutung nicht nach tiefer Wahrheit klingt! Das zeigt doch schon die deutlich altlinksversifft frankfurtsoziologische Satzstruktur) (-:

  24. @Nicht von Bedeutung

    Glauben Sie wirklich, dass der Verzicht auf Peer Review dazu führen würde, dass Ihre Arbeiten plötzlich von zahlreichen Wissenschaftler/innen mit Begeisterung aufgenommen würde?

    Stellen Sie sich vor, Nature machte eine Ausnahe und veröffentlichte Ihre Theorie als Titelthema unter Verzicht auf ein Review. Würde das Ihrer Theorie den Durchbruch bringen? Und wenn ja, warum? Was stünde denn anderes in Ihrem Artikel, wenn er bei Nature erscheint statt einfach im Selbstverlag auf einer gut gehosteten Website?

    Und nach welchen anderen Kriterien sollte denn eine Fachzeitschrift die Auswahl treffen? In den klassischen Medien ist der Raum pro Ausgabe nun einmal begrenzt und es gibt im Jahr nur 12 Titelthemen. Halten Sie eine rein redaktionelle Entscheidung ohne Gutachten für objektiver?

  25. @Joachim Schulz:

    Glauben Sie wirklich, dass der Verzicht auf Peer Review dazu führen würde, dass Ihre Arbeiten plötzlich von zahlreichen Wissenschaftler/innen mit Begeisterung aufgenommen würde?

    Das wäre höchstens das, was ich mir wünsche. Aber zumindest glaube ich, dass, wenn man das Peer-Review jener Community überlässt, die in Sachen Pysik ohnehin schon wild diskutiert werden, wobei Kritiker leider immer nur müde belächelt werden, hätten Kritiker die Möglichkeit Ihre Ideen vorzustellen, ohne das ewig ein Neunmalkluger dazwischen haut, wo man seine Behauptungen nachlesen kann.
    Auf diese Weise würde in Lehrbüchern nur noch das zu Lesen sein, was hinreichend gut verstanden wurde und die Wissenschaft wäre dann auch nicht mehr vor guten Ideen “geschützt”.
    Fachzeitschriften können von mir aus veröffentlichen, was sie wollen. Kritische Denker werden schon festdtellen, was Fake ist und was nicht.
    Was dann aus meiner Theorie wird, ist vollkommen unerheblich, aber zumindest hätte sie eine Chance, sich der Challenge zu stellen, regelkonform, statt nur durch das, was bereits in Lehrbüchern steht, falsifiziert werden zu können.

  26. @Joachim Schulz:

    Leider kann ich Ihnen mit der Originalveröffentlichung von Michelson und Morley nicht helfen, weil die nicht frei zugänglich ist.

    Auch so’n Ding, was beim Peer-Review nicht stimmt, nicht wahr? Geheimes “Wissen” – fast identisch mit geheimen Irrtümern oder peinlichen Forschungsergebnissen.

  27. @Nicht von Bedeutung
    11. Januar 2019 @ 15:03

    Eigentlich ist das mehr ein Problem des Urheberrechts. Es gibt ja auch Open-Access-Journale, in denen die Artikel durch ein Peer-Review-Verfahren gehen. Nur 1887, als Michelson und Morley ihren Versuch Veröffentlicht haben, gab es das noch nicht.

    Und Geheim kann man es trotzdem nicht nennen. Schließlich sind die wichtigsten wissenschaftlichen Journale in öffentlichen Bibliotheken frei zugänglich. In eine Bibliothek zu gehen und dort im Lesesaal eine Fotokopie anfertigen ist sicher eine größere Hürde als den Artikel einfach als PDF herunterzuladen, aber als ich meine Diplomarbeit anfertigte, war das noch tägliches Brot. Und das war deutlich später als 1887.

  28. @Joachim Schulz:

    Eigentlich ist das mehr ein Problem des Urheberrechts.

    Hmm – das glaube ich so nicht. Wissenschaftler sind in dieser Beziehung wie Programmierer von Free-Ware – Sie wollen in erster Linie, dass sich ihre “Produkte” verbreiten. Das sehe ich so öfters und nicht nur bei mir. Was also hätte man davon, auf Urheberrechten zu pochen?

  29. Es sind die Verlage, die auf Urheberrechte pochen. In der Zeit, als wissenschaftliche Artikel als Druckerzeugnisse vertrieben wurden, machte das ja auch Sinn: Der Verlag kümmert sich um Schlussredaktion, Satz, Druck und Vertrieb und möchte dafür entsprechend entlohnt werden. Deshalb pocht er darauf, das alleinige Vertriebsrecht übertragen zu bekommen. Heute sehen das viele Wissenschaftler_innen anders und veröffentlichen lieber open access.

  30. Und Michelson und Morley veröffentlichten ihre Arbeiten schon über Verlage? Ich denke mal nicht. Sogar viele Arbeiten Einsteins sind der Öffentlichkeit zugänglich und Arbeiten von vielen Anderen sogar weitaus Älteren (Galileo Galilei) auch. Warum ist gerade ein Dokument von Michelson Morley unter Verschluss und vor allem warum? Wer hat eigentlich Zugriff darauf? Wer braucht Zugriff darauf? Ich brauchte jedenfalls keinen um eine Erklärung für das MM-Experiment mit ZD aber ohne LK zu finden. Mir jedenfalls kommt es so vor, als solle der nächste Einstein innerhalb einer wissenschaftlichen Elite ausgelost werden – so als wäre (Achtung, Wortspiel) der nächste Einstein nicht von Bedeutung.

  31. @nvb: Ich möchte nicht zu abgehoben klingen, aber stell dir mal vor, es wäre möglich, durch solch eine Theorie eine neue Form der Energiegewinnung zu finden. Welch unvorstellbare Macht dies bedeuten würde. Ich halte es allein aus diesem, zugegeben vagen, Gedanken heraus für möglich (nicht für gegeben), dass solche Dokumente nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Jedoch glaube ich nicht, dass man an dieser Stelle den Forschenden selbst die Schuld daran geben kann.

  32. Ich möchte nochmal wiederholen:
    Diese Veröffentlichungen waren nie Verschlusssache, sondern standen immer über öffentliche Bibliotheken der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.

    Das halte auch ich nicht mehr für Zeitgemäß. Heute sollten die Veröffentlichungen im Internet frei abrufbar sein. Leider tun sich viele Verlage schwer, das umzusetzen. Zum Michelson Morley Experiment war der Kommentator “Herr Senf” so freundlich, einen Link herauszusuchen.

    Und ja, Michelson und Morley haben schon über einen Verlag im American Journal of Science veröffentlicht.

  33. @Jade:

    dass solche Dokumente nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein sollen

    Ich denke, das hat sich nun geklärt.

    Ich zitiere mal eine Passage der Kryptographie: “Die Kenntnis des Algorithmus darf nicht das Geheimnis sein.” (an dieser Tatsache scheiterte z.B. die Enigma)

    Sagen wir mal (um das OT zu erklären), diese wissenschaftlichen Dokumente seien der Algorithmus – was könnte man damit anfangen, wenn man deren Inhalt nicht versteht, geschweige denn nachvollziehen kann? Genau: Nichts.
    Die Gefahr, dass da einer Wissen für Macht mißbraucht, ist zwar vorhanden, aber doch eher gering. Und “Wissen ist Macht” gilt ja nicht nur hier.

    Stellen wir uns lieber die Frage, ob “Nicht wissen wollen” oder purer Unglaube den Ein oder Anderen nicht noch viel Mächtiger macht – also jetzt nicht gerade die Ungläubigen.

  34. @Joachim Schulz:

    Und ja, Michelson und Morley haben schon über einen Verlag im American Journal of Science veröffentlicht.

    Ja, klar. So war das eigentlich auch nicht gemeint. Die Frage war eher, für wen diese Verlage publizierten oder ob sie eher als das bezeichnet werden können, was man heute gemeinhin als “Raub-Verlage” (Open-Access) bezeichnet. Welche Glaubwürdigkeit schrieb man diesen Verlagen zu und wer hatte Zugriff darauf? Nur Studenten einer Uni oder tatsächlich die breite Masse? Es gibt – trotz Internet – heute nun mal Skripte, die Verschlußsache sind und es gibt das Peer-Review, wegen dem Otto-Normal ihre Ansichten nur schwerlich preisgeben können, weil sie keinem Konsenz entsprechen.

  35. @Joachim Schulz:
    Im Übrigen halte ich es auch für sehr fatal, wenn nur solche Personen als Gutachter fungieren, die vom Prinzip her nicht auch offen für Neues sind und sich ständig auf bestehende Physik berufen. Genauer gesagt halte ich ein solches Peer-Review auch für weitaus destruktiver als Raub-Verlage, weil man auf die Art, wie gesagt, nicht nur unheimlich schlechte Ideen aus der Wissenschaft raus hält, sondern auch unheimlich Gute. Wenn man einer Idee ansieht, dass sich Gedanken gemacht wurden, sollte man evtl. mal drüber nachdenken, aber selbst bei Open-Access geschieht dies meines Wissens nicht.

  36. @Nicht von Bedeutung (15. Januar 2019 @ 22:03)

    “Genauer gesagt halte ich ein solches Peer-Review auch für weitaus destruktiver als Raub-Verlage, weil man auf die Art, wie gesagt, nicht nur unheimlich schlechte Ideen aus der Wissenschaft raus hält, sondern auch unheimlich Gute.”

    Durch ein Peer-Review kann man aber auch eine Rückmeldung über
    Methodische Unzulänglichkeiten einer Idee bekommen und diese dann verbessern.

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