ICD-11 erschienen: Computerspielen kann als psychische Störung diagnostiziert werden

BLOG: MENSCHEN-BILDER

Mensch, Gesellschaft und Wissenschaft
MENSCHEN-BILDER

WHO nimmt wissenschaftlich umstrittenes Störungsbild auf; erste Versuche mit medikamentöser Behandlung

Die Diagnoseschlüssel sind nicht nur für statistische Erhebungen, sondern auch zum Abrechnen von Gesundheitsleistungen entscheidend. Bis zum 1. Januar 2022 dient das neue ICD-11 vor allem zu Probezwecken. Das gibt den WHO-Mitgliedsländern Zeit für Übersetzungen und nationale Anpassungen. Dann wird die neue Fassung aber voraussichtlich das ICD-10 ablösen.

Zwei Handbücher psychischer Störungen

Für psychische Störungen ist neben dem ICD auch das amerikanische DSM wichtig, das in vielen Ländern von Psychiatern und Psychologen verwendet wird. In Deutschland ist zwar das ICD maßgeblich, doch müssen Forscher in der Regel die DSM-Kriterien verwenden oder zumindest berücksichtigen, um in den wichtigsten, oft amerikanisch-dominierten Fachzeitschriften publizieren zu können. Ohne solche Publikationen gibt es weniger Forschungsmittel und Stellen.

Die theoretischen Grundlagen und finanziellen Interessenkonflikte des DSM wurden im eBook über psychische Störungen ausführlicher besprochen (Was sind psychische Störungen?). Wir erinnern uns auch daran, dass der niederländische Psychiatrie- und Psychologie-Professor Peter de Jonge die Entstehung des Handbuchs wegen der BOGSAT-Methode kritisierte: Bunch of Old Guys Sitting Around a Table, eine Reihe älterer Kerle sitzt am Konferenztisch und entscheidet darüber, was als psychische Störungen angesehen wird und was nicht (“Es gibt keine Depressionen”).

Wissenschaftlich umstrittene Störung

Diese Bunch of Old Guys gingen für das DSM-5 von 2013 noch davon aus, dass es keine wissenschaftliche Grundlage für eine Computerspielstörung gebe. Für das kürzlich erschienene ICD-11 kommen andere, im Prinzip aber sehr ähnliche Guys nun zu einer anderen Schlussfolgerung.

Dort findet sich nämlich unter dem Klassifikationscode 6C51 eine “Gaming Disorder” als Unterkategorie der “Störungen aufgrund von Suchtverhaltens”. Deutsch könnte man vielleicht von “Computerspielstörung” oder umgangssprachlich von “Computerspielsucht” sprechen. Die medizinische Beschreibung lautet, in meiner deutschen Übersetzung:

Die Computerspielstörung wird durch ein Muster anhaltenden oder wiederholten Spielverhaltens (“digitale Spiele” oder “Videospiele”) charakterisiert. Dies kann online (das heißt, über das Internet) oder offline geschehen und drückt sich aus durch: 1) eingeschränkte Kontrolle über das Spielen (z.B. Beginn, Häufigkeit, Intensität, Dauer, Beenden, Kontext); 2) zunehmende Priorität für das Spielen in dem Maße, dass es wichtiger wird als andere Interessen im Leben und alltägliche Aktivitäten; und 3) Fortsetzung oder Steigerung des Spielens trotz Auftretens negativer Konsequenzen.

Das Verhaltensmuster ist von hinreichender Ernsthaftigkeit, um zu signifikanter Beeinträchtigung in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Gebieten des Funktionierens zu führen. Das Muster des Spielverhaltens kann durchgängig oder episodisch und wiederholt auftreten.

Damit eine Diagnose gestellt werden kann, liegen das Spielverhalten und die anderen Eigenschaften normalerweise für eine Dauer von mindestens zwölf Monaten vor. Die erforderliche Dauer kann aber auch verkürzt werden, wenn alle diagnostischen Anforderungen erfüllt sind und die Symptome ernsthaft sind.

Suchtstörungen in der Psychiatrie

Für das DSM-5 haben Experten die Suchtstörungen an zehn Substanzklassen festgemacht: Alkohol, Koffein, Cannabis, Halluzinogene, Inhalierer, Opioide, sedierende oder angstlösende Mittel, Stimulanzien, Tabak und schließlich “andere bekannte (oder unbekannte) Mittel”. Dabei muss man wissen, dass der Begriff der Sucht alles andere als wissenschaftlich eindeutig ist und sich auf diesem Gebiet viele politische und kulturell bedingte Vorstellungen ausdrücken.

Eine Ausnahme haben die amerikanischen Psychiater dann aber doch zugelassen, nämlich die Glückspielstörung (“gambling disorder”). Zur Begründung wurden Studien angeführt, denen zufolge beim Glücksspiel ähnliche Gehirnaktivierungen und ähnliche Verhaltensmuster aufträten wie beim Substanzkonsum. Für eine Computerspielsucht, Sexsucht, Trainingssucht oder Kaufsucht wurden in dem Handbuch von 2013 aber noch keine überzeugenden Hinweise gesehen.

Erforschung der Computerspielstörung

Mir wäre nicht bekannt, welchen wissenschaftlichen Durchbruch es seitdem für eine Computerspielstörung gegeben haben sollte. Im April erschien beispielsweise eine Studie südkoreanischer Forscher, die 16 “Patienten” mit “Internetspielstörung” (Internet Gaming Disorder, IGD) und 15 “Patienten” mit “Internet-Glückspielstörung” (internet-based Gambling Disorder, ibGD) untersuchten. Zur “Diagnose” waren verschiedene, von Wissenschaftlern vorgeschlagene Fragebögen verwendet worden.

Die Studie ergab, dass die “Patienten” von einer Behandlung mit dem Medikament Bupropion profitierten. Dieses Mittel wird mitunter zur Rauchentwöhnung verwendet, soll die Stimmung verbessern und Menschen beruhigen. Darum wird es manchmal auch bei Depressionen oder Aufmerksamkeitsstörungen verschrieben. Anders könnte man es so formulieren: Das stimmungsverbessernde Mittel verbessert die Stimmung auch von Menschen, die online viel Zocken, seien es Computerspiele oder Glücksspiele.

Weil Ärzte die Substanz verschreiben und Apotheken wie Pharmaunternehmen damit Geld verdienen, sprechen wir vom Medikamenten-, nicht vom Drogenkonsum. Wir erinnern uns daran, dass Psychiater Substanzabhängigkeit eigentlich behandeln wollten und darum eine Reihe von Suchtstörungen in ihr Diagnosehandbuch aufnehmen. Sie sind gleichzeitig aber selbst diejenigen, die mitunter in beträchtlichen Mengen sehr ähnliche Substanzen unters Volk bringen.

Hirnbefunde

Die erwähnten südkoreanischen Forscher haben aber auch Hirnaktivierungen ihrer “Patientengruppen” verglichen, und zwar nach zwölf Wochen mit der Bupropion-Behandlung. In der Schlussfolgerung finden sich dann wunderbare Sätze, wie: “After 12 weeks of bupropion treatment, the FC within the DMN as well as between the DMN and CCN decreased in patients with IGD, whereas the FC within the CCN increased in patients with ibGD.”

Keine dieser Abkürzungen hier bezeichnet ein konkretes Ding, sondern ausschließlich Konstrukte. Wofür IGD oder ibGD stehen, das haben wir bereits gesehen. Mit DMN ist eine Reihe von Gehirnregionen gemeint, die beim Nichtstun stärker aktiv sind; als CCN wird ein Gehirn-Netzwerk für kognitive Kontrolle bezeichnet. Also fand man bei den Computerspielern eine etwas geringere Korrelation, bei den Glücksspielern eine etwas höhere Korrelation von Gehirnaktivierungen miteinander. Das ist “funktionelle Konnektivität”, kurz FC.

Kein Mensch weiß, was das für die Praxis bedeutet. Das Argument für die Aufnahme der Glückspielstörung in das DSM war, wie wir gesehen haben, dass die Hirnaktivierung beim Glücksspielen der beim Substanzkonsum ähnle.

Nun könnte man die neue Studie als Argument dafür verwenden, dass exzessives Online-Computerspielen gerade keine Störung ist, da sich die Gehirnaktivierung von der beim Online-Glücksspielen unterscheidet. Es liegt eben im Auge des Betrachters, wie man die Hinweise interpretiert. Genauer: In den Augen der Bunch of Old Guys Sitting Around a Table.

Eigenleben wissenschaftlicher Konstrukte

Man sollte die Macht solcher Konstrukte aber nicht unterschätzen. Glauben die Wissenschaftler erst einmal an ihre IGDs, ibGDs, DMNs, CCNs und viele weitere Exemplare des Konstruktezoos, dann führen diese schnell ein Eigenleben. Immer neue statistische Korrelationen werden gesucht – und gefunden. Friedrich Nietzsche formulierte dies schon sehr schön in der Fröhlichen Wissenschaft von 1882/1887:

Dies hat mir die größte Mühe gemacht und macht mir noch immerfort die größte Mühe: einzusehen, daß unsäglich mehr daran liegt, wie die Dinge heißen, als was sie sind. Der Ruf, Name und Anschein, die Geltung, das übliche Maß und Gewicht eines Dinges – im Ursprunge zu allermeist ein Irrtum und eine Willkürlichkeit, den Dingen übergeworfen wie ein Kleid und seinem Wesen und selbst seiner Haut ganz fremd – ist durch den Glauben daran und sein Fortwachsen von Geschlecht zu Geschlecht dem Dinge allmählich gleichsam an- und eingewachsen und zu seinem Leibe selber geworden; der Schein von Anbeginn wird zuletzt fast immer zum Wesen und wirkt als Wesen!

Es sind also erst einmal nur Namen. Nach einer Weile scheint es aber so, als würden die Namen wichtiger als die Dinge, die sie bezeichnen. Schließlich wird der Name das Wesen des Dings, seine Essenz. Ganz analog dazu verhält es sich in der Medizin, wo Patienten irgendwann in erster Linie keine Menschen mehr sind, sondern nur noch Etiketten ihrer Erkrankungen oder psychischen Störungen – also die Namen für die Probleme, mit denen sie ursprünglich zum Arzt oder Psychologen gingen.

Internetspieler haben kleinere Hirne?

Eine erst am 8. Juni erschienene Studie chinesischer Forscher mit Beteiligung von Lingdan Wu an der Universität Konstanz verglich das Gehirnvolumen von 38 Personen mit “Internetspielstörung” und 66 normalen Computerspielern. In der “Problemgruppe” war die gemessene kortikale Dicke in zahlreichen Regionen geringer, etwa im linken Frontallappen oder im unteren Parietallappen.

Solche Studien sind aber mit Vorsicht zu genießen: Die statistisch signifikanten Ergebnisse gelten nur auf Gruppenniveau und betreffen oft nur sehr kleine Unterschiede. Zudem können die Gehirnunterschiede durch zahlreiche Faktoren bedingt sein.

Verschiedene Ursachen

So vermuten beispielsweise zahlreiche Psychologen, dass extremes Spielverhalten selbst eher ein Symptom einer anderen Problematik sein kann und nicht die Hauptursache. Denken wir etwa an das soziale Umfeld der Menschen, wie viele Probleme und Herausforderungen es darin gibt und wie sie damit umgehen.

Keinesfalls ist mit so einem Gehirn-Befund aber das Konstrukt einer “Internetspielstörung” oder, wie jetzt von der WHO klassifiziert, einer “Computerspielstörung” realer geworden. Man könnte auch die Gehirne von Telepolis-Lesern mit denen von Spiegel-Lesern vergleichen – und selbst wenn Letztere ein geringeres Hirnvolumen hätten, würde dies nicht für eine “Spiegel-Leser-Störung” sprechen.

Publikationskultur

Zudem spielt auch eine Rolle, dass Forscher solche signifikanten Unterschiede finden müssen, um ihre Ergebnisse zu publizieren (Warum die Wissenschaft nicht frei ist). Wer nicht publiziert, der scheidet aus dem Wettbewerb aus.

Ein gegenteiliger Fund, dass es keinen Unterschied zwischen zwei Gruppen gibt, wäre dabei praktisch zwar sehr aufschlussreich, würde von den meisten Fachzeitschriften aber abgelehnt. Statistische Signifikanz wird heute in der Wissenschaft wie ein Fetisch verehrt. Dabei wissen die meisten gar nicht mehr, wozu diese Tests ursprünglich entwickelt wurden.

Beispiel: Einflussreiche ADHS-Studie

Ein Kunststück war in dieser Hinsicht die 2017 erschienen Studie eines internationalen Forscherteams mit deutscher Beteiligung um Martine Hoogman von der Universität Nijmegen: Die Schlussfolgerung war, dass Menschen mit ADHS-Diagnose andere Gehirne hätten als Menschen ohne Diagnose: “Wir bestätigen …, dass Patienten mit ADHS veränderte Gehirne haben; deshalb ist ADHS eine Gehirnstörung.”

Tatsächlich unterschieden sich die Gehirne der allermeisten Personen in de beiden Gruppen aber gerade nicht voneinander. Die statistischen Verfahren wählten schlicht kleine Unterschiede einer Teilgruppe der ADHS-Personen aus, die dann von den Forschern verabsolutiert wurden. Allen Ernstes zu behaupten, ADHS sei eine Gehirnstörung, wenn sich die Gehirne von Menschen mit oder ohne ADHS in den allermeisten Fällen nicht unterscheiden, hat schon etwas von einer Persönlichkeitsspaltung.

Kritiker merkten zudem an, dass sich die Gruppen in ihrem Intelligenzquotienten unterschieden. Die gefundenen, minimalen Unterschiede im Gehirn könnten also schlicht darauf zurückzuführen sein. Dennoch steht der Befund nach wie vor in einer der wichtigsten psychiatrischen Fachzeitschriften, Lancet Psychiatry, und wird von den meisten Kollegen und Medien kritiklos aufgegriffen.

Neue Störungen

Die Entität ADHS kam mit dem DSM-III-R von 1987 auf die Welt (30 Jahre Aufmerksamkeitsstörung ADHS). Im Jahre 2018 gibt es nun auch eine Computerspielstörung, nämlich im ICD-11.

Zweifellos werden jetzt noch mehr Experten und Forscher diese Kategorie erforschen, diagnostizieren und therapieren. Dabei wird der Name, Nietzsche lässt grüßen, einmal wichtiger werden als die Probleme, die er eigentlich bezeichnete. Im Interview mit dem Experten für Drogenpolitik Jan Fährmann wurde gerade erst angesprochen, dass vereinzelt schon über staatliche Regulierung von Computerspielen diskutiert wird (Mit Drogenpolitik wird Sozial- und Migrationspolitik gemacht).

Was nützt die Diagnose?

Sicher gibt es Menschen mit problematischem Computerspielverhalten, ebenso wie mit problematischem Arbeits-, Glücksspiel-, Kauf-, Trainings- oder Sexverhalten. Die Entscheidung darüber, was als Störung anzusehen ist und was nicht, ist aber eine von Menschen – konkreter: einer kleinen Zahl von Experten – gemachte. Vergessen wir dabei nicht, dass es trotz über 170-jähriger Suche für keine der, je nach zählweise, 150 bis 600 psychischen Störungen des DSM-5 zuverlässige biologische Tests gibt (ADHS und die Suche nach dem Heiligen Gral).

Ob den Menschen, die einmal die Diagnose 6C51 – Computerspielstörung bekommen, damit geholfen ist, ist eine offene Frage. Die Anzahl der psychologischen und psychiatrischen Diagnosen steigt sowieso seit Jahren immer weiter (Diagnosen psychischer Störungen steigen stark an).

Das führte jedenfalls bisher nicht dazu, dass diese Probleme in der Gesellschaft abnehmen, wie man es bei effizienten Behandlungen erwarten würde. Im Gegenteil. Dabei steht mit der “Smartphonesucht”, mit der sich etwa der amerikanische Informatikprofessor David Levy beschäftigt, schon der nächste Kandidat in der Wartereihe.

Individualisierung, Biologisierung, Stigmatisierung

Ein großes Problem dieses Vorgehens ist die Individualisierung der Probleme von Menschen: Exzessives Computerspielen ist dann nicht mehr Ausdruck anderer Probleme im Leben oder von Lebenskrisen, die vielleicht mit Armut, Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit oder Schicksalsschlägen zu tun haben. Nein, die Menschen haben dann eben CSS, um einmal eine griffige Abkürzung vorzuschlagen.

Und gemäß dem herrschenden Paradigma in der psychiatrischen Forschung haben sie damit eine Gehirnstörung, die dann am besten auch dort behandelt wird: mit Psychopharmaka oder elektrischer Gehirnstimulation. Diese Verschiebung der Sichtweise auf den Menschen von einem sozialen Wesen hin zu einem defekten neurobiologischen Schaltkreis, in den man wie in eine Maschine eingreift (Wenn Psychologie politisch wird: Milliarden zur Erforschung des Gehirns), lässt sich inzwischen an vielen Beispielen nachvollziehen.

Gesellschaftspolitische Dimension der Diagnose

Dazu kommt die entscheidende Bedeutung der sozialen Ressourcen der Betroffenen: Wie bei allen psychischen Störungen ist auch bei der Glücksspiel- oder Computerspielstörung das soziale, berufliche oder schulische Funktionieren für die Diagnose mitentscheidend. Wer über viele Ressourcen verfügt, der kann eigene Ausfälle aber leichter kompensieren oder kommt nicht so schnell in Zahlungsschwierigkeiten.

Damit besteht das Risiko, dass die Diagnose Menschen häufiger trifft, die bereits benachteiligt und ausgegrenzt sind. Würde man den Betroffenen dabei helfen, ihr Leben selbst in den Griff zu kriegen, dann bestünde darin eine echte Chance.

Stigmatisierung mit einem Störungsetikett sowie individualisierende und biologisierende Medikalisierung laufen aber meistens aufs Gegenteil hinaus: Menschen werden zu Patienten und Opfern ihrer Umstände gemacht, die abhängig von medizinischen Dienstleistungen und Substanzen sind. Für die medizinischen Dienstleister ist das natürlich eine Goldgrube.

Alternative Ansätze

Immerhin gibt es neben dem medizinischen Mainstream noch ein paar alternative Ansätze. So versucht man beispielsweise in Island, junge Menschen durch staatlich subventionierte Sport- und Freizeitmöglichkeiten von der Sucht fernzuhalten. Über Großbritannien wird allerdings berichtet, dass dort die zunehmende Online-Zeit gerade für einen sinkenden Alkoholkonsum mitverantwortlich sein könnte.

Aus Südkorea, wohl eines der Länder mit der größten Computerspielproblematik, berichten Forscher erste Erfolge durch Reittherapie. Diese Forschergruppe untersuchte die Auswirkungen ebenfalls im Gehirn. Die Ergebnisse ähneln denen der oben erwähnten Studie mit dem Medikament Bupropion.

Wie stark sich Menschen in Computerspielen verlieren, hängt allem Anschein nach auch davon ab, wie interessant und abwechslungsreich ihre Lebenswelt gestaltet ist.

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint parallel auf Telepolis – Magazin für Netzkultur.

Avatar-Foto

Die Diskussionen hier sind frei und werden grundsätzlich nicht moderiert. Gehen Sie respektvoll miteinander um, orientieren Sie sich am Thema der Blogbeiträge und vermeiden Sie Wiederholungen oder Monologe. Bei Zuwiderhandlung können Kommentare gekürzt, gelöscht und/oder die Diskussion gesperrt werden. Nähere Details finden Sie in "Über das Blog". Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

19 Kommentare

  1. “Für die medizinischen Dienstleister ist das natürlich eine Goldgrube.”

    Der Name wird hier wichtiger als der tatsächliche Gegenstand. Medizinische Dienstleister sind Einzelpersonen, die ein Interesse am besseren Leben ihrer behandelten aufbringen.
    Die Konstruktion der Macht der medizinischen Dienstleister, die vor allem die Diagnose Gehirnstörungen nutzen, ist dabei nicht besser belegt als die Konstruktion der “Gehirnstörungen” selbst. Zumindest unternehmen Sie diese Belege nicht im Artikel, sondern appellieren daran, dass man Ihnen das schon glauben solle, bzw. die alternativen Ansätze am Ende widersprechen der Macht sogar.

  2. Zitat: Wie stark sich Menschen in Computerspielen verlieren, hängt allem Anschein nach auch davon ab, wie interessant und abwechslungsreich ihre Lebenswelt gestaltet ist.
    Es gibt eine noch einfachere Erklärung: Ob jemand einer Sucht verfällt hängt auch vom Zufalll, von momentaten Moden und dem was die Peer-Gruppe macht, ab.
    Als “Therapie” genügt oft schon eine sanfte Art von Zwang zu anderer Beschäftigung – wie es in Island passiert, wo es einen strukturierten Tagesablauf unter Einschluss der Freizeit gibt.

  3. Personen als gestört oder krank zu betrachten liegt von der Idee her im Kollektivismus begründet, es geht hier idT um illegitime Herrschaft, vgl. auch mit ‘Diese Verschiebung der Sichtweise auf den Menschen von einem sozialen Wesen hin zu einem defekten neurobiologischen Schaltkreis, in den man wie in eine Maschine eingreift (Wenn Psychologie politisch wird: Milliarden zur Erforschung des Gehirns), lässt sich inzwischen an vielen Beispielen nachvollziehen.’

    Paternalismus hier das Bild, dem gefolgt wird, die Person müsse vor sich selbst geschützt werden, dies wäre eine gesellschaftliche Aufgabe, der Täter sei immer auch Opfer (der Gesellschaft).

    Ansonsten gibt es idT Personen, die sich durch Spiele, auch Online-Spiele schlecht stellen, gar ihr (monetäres) Vermögen verlieren, auch geistig abbauen, Dr. W kennt sich hier ein wenig aus.
    Andererseits ist die Erlaubnis sich auch monetär und geistig zu ruinieren ein Menschenrecht, das Individuum darf frei handeln, es darf nur in Ausnahmefällen vor sich selbst geschützt werden.
    Zudem fällt es schlimmstenfalls dann dem Sozialstaat zum Opfer oder vielleicht besser : zur Last.

    MFG
    Dr. Webbaer (der mal davon ausgeht, dass hauptsächlich Männer betroffen sind, auch wegen Kompetitivität, der mit dieser Einschätzung – ‘beim Glücksspiel ähnliche Gehirnaktivierungen und ähnliche Verhaltensmuster aufträten wie beim Substanzkonsum’ – konform geht)

  4. @Ianzu: Profit in der Medizin & selbstverschuldete Unmündigkeit

    Diese Frage kann man stellen, wenn man sich diesen Artikel so anschaut.

    Ich kann nicht alles in meinen – oft ohnehin schon sehr langen – Artikeln unterbringen und will auch nicht alles immer wieder wiederholen.

    Dass es für Ärzte ein lukratives Geschäft ist, psychiatrischen Patienten Quartalsweise immer neue Dosen von Psychopharmaka zu verschreiben, wurde bereits diskutiert; dass diese Medikamente, etwa im Falle der Antidepressiva (dieser Name ist an sich schon irreführend), im Allgemeinen nicht besser wirken als Placebo, das wurde hier auch schon ausführlich besprochen, mit allen wissenschaftlichen Belegen, die man sich dafür wünschen kann.

    Mir sind schon Menschen begegnet, die länger als zehn Jahre lang Antidepressiva verschrieben haben, bei denen die Indikation dafür überhaupt nicht klar ist. Die werden mit Medikamenten am Funktionieren gehalten – und verlieren unwiderbringlich kostbare Lebenszeit.

    Haben Sie die Diskussion darüber, dass es nach deutschem Recht keine Korruption ist, wenn Ärzte Prämien für die Verschreibung bestimmter Medikamente erhalten, nicht mitbekommen?

    Oder die Berichte vor nicht allzu langer Zeit mit der organisierten Kriminalität bei den Apotheken?

    Nein, wer 1+1 nicht zu 2 zusammenzählt, der macht sich ab einem bestimmten Punkt selbst schuldig, nämlich der selbstverschuldeten Unmündigkeit.

    Sie sprechen von der Hilfe für die Patienten. Das ist ein Thema für sich. Wieso hilft es Menschen, sie in einem permanenten Opferstatus beziehungsweise der Medikamentenabhängigkeit zu halten? Das hilft vor allem den Ärzten, Apothekern und Pharmafirmen.

    Bitte googelen Sie doch einmal die offiziellen Zahlen zur Medikamentenabhängigkeit.

  5. Man sollte bei all den psychischen Störungen (150-600) vielleicht einmal darüber nachdenken, wie man einen GESUNDEN MENSCHEN definiert.Auf der Basis dieser Definition wäre es dann meiner Ansicht nach einfacher, psychischer Störungen einzuordnen bzw. zu definieren.

  6. @Golzower: Was ist gesund?

    Das ist ein guter Vorschlag.

    Doch die Frage, was gesund ist, lässt sich wohl noch schwieriger beantworten. Nach der berühmten WHO-Definition von 1948 ist wahrscheinlich niemand richtig gesund. Was nutzt dann so eine Definition? (Außer vielleicht den Medizinern, die dann alles als Krankheit behandeln können.)

    Ein internationales Forschungsteam unter niederländischer Führung hat 2011 den Vorschlag gemacht, Gesundheit als die Fähigkeit, sich anzupassen und selbst zurechtzukommen zu definieren (“the ability to adapt and to self manage”).

    Wird Ihnen allmählich klar, mit was für Schwierigkeiten wir hier zu kämpfen haben?

    P.S. Mir ist bewusst, dass Sie vor allem auf das Gebiet der psychischen Gesundheit abzielen. Doch erstens lässt sich die meines Erachtens gar nicht klar von der physischen trennen; zweitens gelten die Probleme dort analog.

  7. Dr. Webbaer

    “Andererseits ist die Erlaubnis sich auch monetär und geistig zu ruinieren ein Menschenrecht, das Individuum darf frei handeln, es darf nur in Ausnahmefällen vor sich selbst geschützt werden.”

    Das trifft nur dann zu, wenn niemand anderes daraus einen Nutzen ziehen kann. Ich kenne viele Orte in Irland, die mit dem Problem der Spielsucht betroffen sind. Da gehen die Frauen mit einer Einkaufstüte voll von Geldmünzen und spielen gleichzeitig an mehreren Einarmigen Banditen. Nach 3 Stunden sind die Tüten leer.
    Am Abend gibt es dann noch Bingo. aber da braucht es länger um alles zu verspielen.

    Und, als Sahnestück, wenn man weiß, wie die Einarmigen Banditen programmiert sind, dann kann man das Ganze schon als eine besondere Form von Volksverdummung mit anschließendem Aderlass betrachten.

    Im Anbetracht des sozialen Schadens kann man hierbei nicht mehr auf die Menschenrechte pochen.

  8. Golzower
    machen Sie es doch nicht komplizierter, als es ist. Ein gesunder , glücklicher Mensch braucht keinen Arzt und er ist bei allen beliebt, weil er glücklich ist. Er ist oft verheiratet, hat einige Kinder und lebt sehr lange.
    Menschen mit psychischen Störungen bleibt das Glück versagt, haben Eheschwierigkeiten, Schwierigkeiten mit den Arbeitskollegen, haben Depressionen.

    Also allein an Äußerlichkeiten lässt sich ableiten, ob jemand zu den gesunden oder den Kranken zu zählen ist. Für die Mehrheit, die dazwischen liegt kann ich keine Definition finden. Vielleicht sollte man , wie es in de Yellow Press gemacht wird, einige Indikatoren aufzählen. Dann kann sich jeder ein Bild machen.

  9. Lennert:
    Ihre Definition von einem gesunden(glücklichen) Menschen beeindruckt mich. Da ich nur einmal verheiratet bin, falle ich leider nicht darunter. Ansonsten glaube ich, dass man es sich zu einfach macht,wenn man psychische Schwierigkeiten auf Eheprobleme oder Arbeitsprobleme zu reduzieren.Früher, als ich noch naiv war, habe ich auch versucht Menschen an Äußerlichkeiten einzuschätzen. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass sich hinter den Fassaden von lächelnden Menschen mit glücklichen Gesichtern oft abgrundtiefe psychische Probleme verbergen.Viele Menschen haben sich eine Fassade zugelegt, spielen ihre Rolle, so wie die Gesellschaft bzw. der Job es fordert, sind eigentlich sinnentleert und suchen nach anderen Werten als ihr “gesunder und glücklicher Mensch”…

  10. Golzower
    …da ich nur einmal verheiratet bin….
    da musste ich doch lachen. Das “oft” war nicht auf einen Menschen bezogen, sondern auf die Gruppe. Sie haben Recht, im Einzelfall müssen die Menschen mit ihren Lebenslügen zurecht kommen.
    Vielleicht sollten wir von der jeweiligen Gesellschaft ausgehen und Kriterien aufstellen.
    1. Anzahl der Selbstmorde
    2. Anzahl der psychisch Kranken
    3. Anzahl der Alkoholabhängigen
    4. Anzahl der allein Lebenden
    und positive
    5. Anzahl der Gesangsvereine
    6. Anzahl der Tanzclubs
    7. Anzahl der Sportvereine
    8. die Kriminalitätsrate

  11. “Andererseits ist die Erlaubnis sich auch monetär und geistig zu ruinieren ein Menschenrecht, das Individuum darf frei handeln, es darf nur in Ausnahmefällen vor sich selbst geschützt werden.” [Dr. Webbaer]
    [u.a ‘Irland’ und ‘einarmige Banditen’ genannt, im hier Gekürzten]
    Im Anbetracht des sozialen Schadens kann man hierbei nicht mehr auf die Menschenrechte pochen. [Kommentatorenkollege ‘Lennart’]

    Das ganze Leben ist auf Verfall und Ersatz ausgerichtet, dies darf als Grundüberlegung angenommen werden.
    Das Leben ist gefährlich.
    Herr Dr. Schleim “rackert sich hier einen ab”, vgl. auch mit Exponaten dieser Art: ‘Mit Drogenpolitik wird Sozial- und Migrationspolitik gemacht’, um letztlich die Selbstbestimmtheit des Individuums zu bewerben.
    (Dass er sich hier, anscheinend : bedarfsweise, auch ein wenig unterwirft, der bundesdeutschen Forschungsveranstaltung, ist ebenfalls ein Teil seines Seins, das sozusagen auf ‘Verfall und Ersatz ausgerichtet’ seines Seins ausgerichtet ist, er kann aus diesseitiger, webbaerischer Sicht sozusagen, abär besser.)

    MFG
    Dr. Webbaer (der im Kern die Kommentatorenkollegen ‘Joker’ und ‘Chrys’, wie eben auch den werten Inhaltegeber als sehr gut versteht, anderen mit dieser Einschätzung, u.a bleiben hier Herr Dueck und Herr Blume (Herr Konečný ?) gemeint, so nicht auf den Latz treten will)

  12. @Lennart: Glück

    Ein gesunder, glücklicher Mensch braucht keinen Arzt und er ist bei allen beliebt, weil er glücklich ist. Er ist oft verheiratet, hat einige Kinder und lebt sehr lange.
    Menschen mit psychischen Störungen bleibt das Glück versagt, haben Eheschwierigkeiten, Schwierigkeiten mit den Arbeitskollegen, haben Depressionen.

    Das a) krazt an ein Buch über Glück, das ich irgendwann gerne einmal schreiben möchte; darum werde ich hier nicht mein Pulver verschießen; ist ansonsten aber b) ein Beispiel für Schwarzweißmalerei.

    Manche der von Ihnen so genannten glücklichen Menschen werden früher oder später Schicksallschläge aus der Balance bringen: Sei es, dass ein Kind im Ferienlager im See ertrinkt; oder der Partner fremd geht und darum die Ehe zerbricht; oder eine Krise den Markt erschüttert und so die Firma zusammenbricht.

    Genauso gut können (manche) Menschen mit psychischen Problemen lernen, damit umzugehen, und im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein sinnvolles Leben zu leben. Dann könnten sie vielleicht sogar glücklicher sein und sogar auf einem höheren Niveau der Selbstreflexion als Ihre “glücklichen Menschen”.

  13. Sabguinikeker, Dr. W ist einer, sind recht locker, bleiben fröhlich selbst dann, wenn das Schwein in ihrer Nähe wütet, mögen aber das Schwein nicht und sind es, womöglich : leichtfertig, bereit zu töten.

    Es heißt wohl auch ‘kratzen’,
    MFG
    Dr. W

  14. *
    Sanguiniker

    (Wobei Dr. W womöglich schon ein wenig zu viel acht-gradiges Bier verzehrt hat, korrekt, Ihnen, Herr Dr. Schleim alles Gute!)

  15. Die alten Griechen kannten 2 Theaterformen (Dramenformen): Die Tragödie, in der der Held/die Heldin (der starke Mann, die starke Frau) am Schicksal zerbricht und die Komödie, in der es anstatt eines Helden nur einen Clown gibt und dieser Clown kann sich in der schlimmsten Lage noch die Seele zum Bauch rauslachen.
    Wo ist denn da der Glückliche, der Gesunde (Zitat: Ein gesunder, glücklicher Mensch braucht keinen Arzt und er ist bei allen beliebt, weil er glücklich ist. Er ist oft verheiratet, hat einige Kinder und lebt sehr lange.) anzusiedeln?
    Nun, vielleicht fanden die alten Griechen den Glücklichen und Gesunden, dem nichts zustösst und der auch kein Clown ist, einfach zu langweilig um ihm eine Rolle im Theater zu geben.

  16. @Dancy: Vererbung und Intelligenz

    Es gab vor Kurzem bereits einen ähnlichen Artikel in der gedruckten ZEIT. Das fehlende wissenschaftliche Verständnis und die politischen Implikationen, die die Darstellung nahelegt, sind tatsächlich gravierend.

    Glauben Sie mir, ich habe das Thema auf dem Radar und versuche es – kann aber nicht über alles schreiben.

  17. Martin Holzherr, Stefan Schleim
    Das Thema Glück ist in der deutschen Sprache nur unbefriedigend zu bearbeiten. Die deutsche Sprache kennt nur das eine Wort Glück und das ist bezeichnend. Im Spanischen kennt man suerte, la felicidad, la buenaventura, la fortuna, jedesmal mit kleinen Bedeutungsunterschieden.
    Deswegen ist die Definition eines glücklichen Menschen im Deutschen so schwierig.

    Stefan Schleim
    Tragik und Glück…..
    Zur Krux gehört, dass man erst unglücklich gewesen sein muß um das Glück zu erkennen.
    Trotzdem gibt es den “Hans im Glück” , der an allen Klippen des Lebens vorbeisegelt und emotional stabil bleibt.

  18. In seinem Roman “Geister” hat Nathan Hill einen Onlinegaming-Süchtigen beschrieben. In dieser Beschreibung erkannte ich mich derart präzise wieder, dass es schon beinahe lächerlich war. Als habe der Mann mich heimlich über Wochen und Monate hinweg beobachtet.
    Sie schreiben hier lang und breit und klug und “systemkritisch”, aber aus dem, was sie schreiben, wird ersichtlich, dass Sie selbst nicht suchtkrank sind. In einer Gruppe der anonymen Spieler sagte es mal ein Betroffener sehr richtig: Verstehen kann einen Süchtigen nur, wer selbst süchtig ist (man wird ja sein Lebtag nie wieder “nicht-süchtig”, diese Einsicht ist bei den Anonymen Alkoholikern oder eben auch den Anonymen Spielern schon zum Bekenntnis-Ritual geronnen).
    Ich will nicht zu sehr von meiner persönlichen Warte aus argumentieren, denn ein Einzelfall hat immer nur anektotische Relevanz. Aber wer sich schon ein paar Jahre (in meinem Fall: ein Vierteljahhundert) in der Gamercommunity tummelt, der weiß, dass die Computerspielsucht (nennen wir sie von mir aus gern kurz CSS) ein nicht wegzudiskutierendes Phänomen ist. Und es sind nicht nur die Dummen, sozial Marginalisierten oder von Schicksalsschlägen Gebeutelten, die, halb ironisch und halb verzweifelt, selbst lieber vom “Suchten” statt vom Spielen reden, der “Suchtfaktor” eines Computerspiels ist ja gar schon ein übliches positives Bewertungskriterium beispielsweise in Spieletests.
    Wenn man einmal analysiert, auf welche Weise Computerspiele konzipiert sind, um die Langzeitbindung bei den Spielern zu motivieren, wie raffiniert “Erfolge”, neudeutsch Achivements, in ihnen gestaffelt werden – dann kristallisiert sich heraus, dass da ganz systematisch ein Suchtverhalten gefördert, bzw. ausgenutzt wird.

    Aber was schreibe ich hier überhaupt? Als könnte ich hier die “Skeptiker” überzeugen. Vermutlich hab ich in Bezug auf Computerspielsucht nicht die “Gnade” der späten Geburt. In zwanzig, dreissig Jahren, wenn die volkswirtschaftlichen Schäden, die mit dieser speziellen Sucht einhergehen, so evident werden, dass man die Problematik schon aus finanzhaushaltstechnischen Gründen nicht mehr wird ignorieren können, wird es für die Süchtigen auch entsprechend auf sie spezialisierte Therapiemöglichkeiten geben. Vermutlich zu spät für mich und andere CSS’ler in meinem Alter. Irgendwie erinnert mich das an die Klimawandel-Debatte, wo sich ja auch die “Skeptiker” in ihrer kritischen Aufgeklärtheit sonnen und das Problem für “eigentlich inexistent” erklären.

Schreibe einen Kommentar