Neuroethik und neuronales Doping (Optogenetik Teil 2)

Würden Sie sich einen Chip ins Gehirn einsetzen lassen, um sich deutlich länger konzentrieren oder besser erinnern zu können? Vermutlich sind Sie, wie die meisten von uns, ziemlich skeptisch gegenüber so einer Idee. Aber, wie wäre es mit einem verschreibungspflichtigen Medikament, Ritalin zum Beispiel? Schon eher vorstellbar? Immerhin nutzen einige Studentinnen und Studenten solche Mittel. Eine letzte Frage: trinken Sie Kaffee? Hier wäre ein Nein schon eher überraschend, denn Kaffee ist mit etwa vier Tassen pro Tag das Lieblingsgetränk der Deutschen – vor Bier und Wasser. (1) Dabei trinken die allermeisten Menschen Kaffee aus demselben Grund, aus dem Studierende Ritalin nehmen: Selbstoptimierung. Damit ein neurotechnologisches, permanentes ‚Hirndoping‘ salonfähig wird, braucht es deshalb vermutlich nicht mehr viel.

Lifestyle Drugs, Optogenetik und natürlich Elon Musk

Das Konsumverhalten leistungssteigernder Medikamente – sog. Neuroenhancer, Smart Pills oder Lifestyle Drugs – ist relativ gut erforscht. Problematisch ist die Vielzahl an Definitionen, die auch mal Kaffee und Energydrinks in eine Kategorie mit Kokain oder Ritalin stecken. Wenn man Studien liest, die sich nur auf verschreibungspflichtige Medikamente wie Ritalin (Metylphenidat) oder Modafinil konzentrieren, dann zeigt sich ein steter Aufwärtstrend, führend dabei die USA: im Jahr 2017 dopten 30% der Bevölkerung ihre mentale Fitness, weltweit waren es etwa 14%. (2)

Und auch abseits von Tabletten floriert ein Markt für Gehirnstimulation, z.B. per transkranialer Elektrostimulation oder Magnetstimulation (tDCS bzw. TMS). Eine kurze Google Suche zeigt eine Vielzahl von nichtinvasiven Geräten, die angeblich von Entspannen bis Aufputschen alles bieten. Es sollte nicht verwundern, dass auch Elon Musk mit seiner Firma Neuralink dieses profitable Feld nicht aussparen möchte. Siehe dazu den Artikel meiner Kollegin (3). Zunächst lässt sich festhalten, dass nahezu alle diese Produkte bisher nur einen einzigen Effekt haben: sie füllen das Portemonnaie ihrer Entwicklerinnen und Entwickler. Nur könnte sich das mittelfristig ändern: mit neuen Neurotechnologien wie der Optogenetik zeichnen sich auch neue Möglichkeiten ab. Die Grundprinzipien der Optogenetik habe ich im letzten Blogartikel beschrieben (4), daher an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung. In Algen wurden Ionenkanäle gefunden, die auf Licht entweder mit Aktivität oder Inaktivität reagieren. In der Neurowissenschaft hat man es mittlerweile geschafft, diese Kanäle per Virusinjektion in (Tier-)Gehirne zu bringen, wo sie in einem, vom Forschungsteam definierten, Bereich ‚viral gehen‘, dessen Nervenzellen also mit den Ionenkanälen infizieren. Wenn man dann, per Glasfaserkabel oder mittlerweile wireless (5), die Neurone mit der richtigen Lichtwellenlänge beleuchtet, aktiviert bzw. deaktiviert man hochpräzise die Funktionen, die man sehen möchte. So kann man bei einer Maus mit einem Klick Angst auslösen und mit einem zweiten Klick die Angst abschalten. Auch Bewegungen sind bei Insekten und Nagern grob steuerbar. Es stellt sich die Frage: könnte man so nicht endlich wirklich das Gehirn dopen? Einfach während dem Lernen den Schalter umlegen und den Studentinnen und Studenten geht ein Licht auf?

Keine Neuigkeiten für die Ethik

Nun ist es ein erklärtes Ziel von Musk’s Neuralink, kranke Menschen bspw. von ihrem Wachkoma oder von ihren Paralysen zu heilen. Ein zweites, und vermutlich viel lukrativeres Ziel ist es aber, den Menschen konkurrenzfähig zu machen für das Zeitalter der KI (s. den Beitrag meiner Kollegin). Da passt es sehr gut ins Geschäftsmodell von Neuralink, dass Elon Musk früh auf allen Kanälen die apokalyptische Panik vor einer bald übermächtigen KI schürte: „Der Wettbewerb um die Vorherrschaft in KI auf nationaler Ebene wird meiner Meinung nach der wahrscheinlichste Auslöser des Dritten Weltkriegs“ twitterte er erst vor wenigen Jahren. (6) Und im Brustton warnte er: „Künstliche Intelligenz stellt ein grundlegendes Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation dar, auf eine Weise wie es Autounfälle, Flugzeugabstürze, schadhafte Drogen oder schlechtes Essen nie waren.“ (7) Das war noch, bevor er diesen Sommer seine eigene KI-Firma xAI gründete. Wenn KI so mächtig ist, so Musks Logik (Verkaufsargument?), dann müssen wir Menschen eben nachziehen. Musk ist mit solchen Fantasien bei weitem nicht allein, und die obigen Zahlen zu Ritalin und dergleichen lassen erahnen, dass auch in der Gesellschaft gewisse Bereitschaften zur Selbstoptimierung vorhanden sind.

Die ethischen Probleme, die sich bei solchen Überlegungen auftun, sind eigentlich nicht neu. Da wäre Erstens das Verteilungsproblem. Wie bei jeder neuen Erfindung muss man sich einen pharmakologischen, elektrischen, magnetischen oder optogenetischen Neuroenhancer erst einmal leisten können. Setzen wir die kulturelle Akzeptanz und die technische Machbarkeit kurz einmal voraus. Dann würde es wahrscheinlich, wie heute unter Spitzensportlern, Jura- oder Medizinstudierenden, in den Firmen in Hochleistungsbereichen ein Wettrüsten mit Enhancern geben. Zu Google oder Apple, nach Oxford oder Cambridge, würde man als Bewerber oder Bewerberin wohl nur noch kommen, wenn man sein Gehirn technisch ‚unterstützt‘. Das würde aber all jene ausschließen, die sich qua sozialer Herkunft solche Mittel nicht leisten können. So ähnlich ist es ja heute mit Nachhilfeunterricht und Ähnlichem – nur dass die Mittel drastischer und effektiver wären. Potenzielle technische Errungenschaften der Zukunft, wie Optogenetik als Neuroenhancement, würden die schon immer dagewesenen Verteilungsprobleme menschlicher Gesellschaften einfach auf die Spitze treiben. Es wäre eine Verfestigung des Schicksals der Armen.

Zweitens, und das würde eigentlich erst das Verteilungsproblem verursachen, wären die Menschen sicherlich nicht mehr frei in ihrer Wahl, sich optimieren zu lassen. Bevor eine Technik sich zur Normalität etabliert, lässt sich es sich stets leicht sagen, dass man dabei nie mitmachen werde. Man denke nur an das Smartphone: gar nicht so einfach heute, keines zu haben, oder? Oder einen PC oder einen Internetanschluss? Irgendwann wird immer die kritische Masse erreicht, ab der dann die in der Minderheit und im Rechtfertigungsdruck sind, die sich weigern, mit der Zeit zu gehen. Es ist also nicht so einfach, zu sagen, man hätte die freie Wahl, wie eine Technik verwendet wird. In der Tat hat man in einer Demokratie den vollen Spielraum, wie man eine Technologie einsetzen möchte. Ist sie aber erst einmal tief in alle Lebensbereiche eingesickert – wie das Internet – dann tut sich auch eine Demokratie schwer, sich ein Leben ohne diese Technologien vorzustellen. Weitere ethische Probleme mit (permanentem) Neuroenhancement gäbe es zuhauf, würden aber den Rahmen eines Blogbeitrags sprengen.

Klingt gruselig – und jetzt?

Erstmal kann man festhalten: all das ist noch ferne Zukunftsmusik. Allerdings haben wir gesehen, dass man soweit gar nicht gehen muss, denn neuronale Selbstoptimierung wird auch gegenwärtig schon praktiziert – und ist auch heute bereits durchaus kritisch zu sehen. Wenn man den Druck verspürt, sich selbst noch leistungsfähiger zu machen, dann spricht das nicht gegen einen selbst oder gegen die eigenen Unzulänglichkeiten, sondern gegen die Umstände, beispielsweise in der Arbeit. Sich häufiger Ruhepausen zu nehmen ist das vielleicht unterschätzteste Gehirndoping. Wenn sich Ihr Arbeitgeber dagegen sperrt, dann haben wir es mit einer arbeitspolitischen Frage und nicht mit einer neurowissenschaftlichen zu tun. Daher ein Vorschlag: nicht von den diversen KI-Neuro-Tech-Paniken anstecken lassen, öfter die Dinge tun, die einen entspannen – und ab und an einen Kaffee genießen.

Quellen

(1) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/kaffeekonsum-deutschland-rekord-101.html

(2) https://www.scientificamerican.com/article/use-of-ldquo-smart-drugs-rdquo-on-the-rise/

(3) https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/tesla-und-spacex-sind-nicht-genug-elon-musk-will-schon-bald-in-unsere-koepfe/

(4) https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/wie-man-gehirne-mit-licht-steuert-optogenetik-teil-1/

(5) Yang, Y., Wu, M., Vázquez-Guardado, A., Wegener, A. J., Grajales-Reyes, J. G., Deng, Y., … & Rogers, J. A. (2021). Wireless multilateral devices for optogenetic studies of individual and social behaviors. Nature neuroscience, 24(7), 1035-1045.

(6) https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz/elon-musk-tesla-chef-warnt-vor-kuenstlicher-intelligenz-15182958.html

(7) https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/tesla-gruender-fordert-regulierung-risiko-fuer-die-menschheit-musk-warnt-vor-kuenstlicher-intelligenz/20069146.html

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Mein Name ist David Wurzer. Ich bin Medizinstudent und Philosophiedoktorand an der LMU München, davor habe ich Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaften studiert. Besonders interessieren mich die aktuellen Forschungsergebnisse aus der Neurotechnologie, die als Schnittstelle für die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Technik fungiert. Dabei werden spannende klinische und ethische Fragen aufgeworfen, die ich zusammen mit der interessierten Öffentlichkeit durchdenken möchte.

11 Kommentare

  1. Kaffee schützt die Leber (deutlich weniger Leberzirrhose und Leberzellkrebs), Kaffe wirkt akut antidepressiv und Kaffeetrinker erkranken seltener und/oder später an Alzheimer. Auch das Herzkreislaufsystem profitiert von Kaffee. Kaffee in mässigen Dosen getrunken ist damit nichts anderes als das billigste nicht verschreibungspflichtige Medikament.

    Elon Musks Neuralink wiederum ist bisher nur bei Tieren eingesetzt worden und soll als nächstes bei Gelähmten und anderswie schwer Behinderten zum Einsatz kommen. Die Zulassungshürden für Geräte wie Neuralink sind zudem sehr hoch. Die Vision der per Neuralink telepathisch übertragenen Gedanken wird damit wohl für immer eine Vision bleiben.

    Von Neuroenhancement spricht man schon lange. Wirksame Mittel gibt es aber nicht – ausser man zählt Kaffee dazu, welches wie ich hier dargestellt habe und wie man in der Wikipedia nachlesen kann, überwiegend positive Wirkungen hat.

    In naher Zukunft werden sowieso nur noch wenige arbeiten, weil uns die Arbeit von AI-Systemen und Robotern abgenommen wird.
    Wenn es dann irgendwann Neuroenhancer gibt, dann werden die eher aus Neugier oder auch Langeweile eingenommen und nicht, weil, sie einen Vorteil bringen.

    Aus purer Langeweile kann der Mensch auch ganz schreckliche Dinge tun. Und er kann es nicht nur, er wird es auch tun.
    Das Gespenst des für den immer härteren Arbeitsmarkt optimierten Geschöpfes, das wird es immer nur als Gespenst, nicht aber als Realität geben. Zumal schon heute unter vielen der angeblich aufreibenden Arbeiten, die vom Menschen das letzte verlangen, nichts anderes als versteckte Bullshit-Jobs sind – Jobs, die gar nicht nötig sind und die der Mensch als Beschäftigungstherapie erfunden hat.

    • Lieber Herr Holzherr,
      vielen Dank für den interessanten Kommentar, den ich weitgehend teile. Ich bin nur längst nicht so sicher, dass wir wirklich die kollektive Arbeitslosigkeit durch KI bekommen. Eine massive Aufwertung der handwerklichen Berufe wäre denkbar, auch weil der Mensch ein durch und durch manuelles Wesen ist. Auch die sozialen Berufe scheinen mir eine große Zukunft zu haben. Bis letztes Jahr hieß es doch überall: Programmieren ist eigentlich die neue Schlüsselkompetenz und das einzig sinnvolle Schulfach. Ein Münchner Prof. für Software-Entwicklung sagte schon 2017, dass er seinen Studis nicht mehr empfehlen würde, noch viel Energie ins Programmieren zu investieren, da sich die Programme der Zukunft größtenteils selbst schreiben werden. Will sagen, wir jonglieren in hochgradig spekulativen Studien immer mit ganzen Branchen, aber am Ende kommt es sowieso immer anders.

      • Programmieren ist nicht nur heute, sondern auch morgen ein Schlüsselfach, was sich unschwer etwa an den Softwareschwächen etwa des VW ID.3, ID.4, (den elektrischen Autos von VW) etc. ablesen lässt. Warum? Weil Software inzwischen das Interface für fast alles ist. In Zukunft werden Menschen aber beim Software erstellen von Maschinen unterstützt werden. Man muss sich aber bewusst sein: Schon heute kann ein guter Softwareentwickler die Arbeit von 100 mittelmässigen Softwareentwicklern ersetzen. In Zukunft und mit Unterstützung von KI kann ein guter Softwareentwickler 1000 Mittelmässige ersetzen. Das bedeutet nichts anderes als: Die meisten müssen nicht mehr arbeiten. Die aber, die noch arbeiten, werden auf geradezu unheimliche Art und Weise produktiver sein als selbst die Besten hier und jetzt.

  2. Dass man die Effekte von Parkinson oder Epilepsie per Elektrostimulation des Gehirns abmildern kann, ist für Betroffene sehr angenehm.

    Auch die Vorstellung, dass man die Fähigkeiten des eigenen Gehirns per eingesetztem Chip deutlich erweitern und verbessern könnte – ist sehr reizvoll.

    Aber nur auf den ersten Blick!

    Denn bereits vor 60 Jahren gab es die Idee von der ´psychozivilisierten Gesellschaft´: deren soziales Verhalten per Gehirnstimulation steuerbar ist.

    Ein prominenter Vertreter dieser Idee war der Yale-Professor José Delgado – der dazu auch praktische Experimente mit Tieren durchführte:
    So brachte er z.B. einen zum aktiven Angriff gereizten Stier – dem man Elektroden ins Gehirn eingesetzt hatte – per Funkbefehl dazu, den Angriff abzubrechen und mit einem weiteren Funksignal bewegte er sich weg.

    Wer seine Gehirn-Fähigkeiten per Chip erweitern will – sollte sich auch darüber Gedanken macht, dass man sich damit denjenigen Leuten ausliefert, welche die Fernsteuerung bedienen.

    • Ferngesteuerte Menschen – genau diese Assoziation baut David Wurzer in seinem Artikel Neuroethik und neuronales Doping auf und sie KRichard denken den Artikel lediglich etwas weiter.

      Doch mit der voraussehbaren Realität hat das sehr wenig zu tun.
      Allein schon deshalb, weil eine Implantation eines elektronischen Geräts ins Hirn rein schon medizinisch gesehen zu den grösseren, den ernsthafteren Eingriffen zählt, selbst wenn Neuralink jetzt behauptet, ein Roboter übernehme den Grossteil des Eingriffs. Zudem werden Daten- und Personenschutz in der EU hochgehalten. Doch selbst für China wäre der damit verbundene Aufwand und auch die zu erwartende Komplikationsrate zu hoch, als dass sie ihre Bürger verkabeln.

      Unseriös also der Artikel und unseriös ihr Kommentar.

  3. Herzschrittmacher haben sich mittlerweile als zuverlässig etabliert.
    Wenn man jetzt mit einem chip im Kopf besser Schachspielen kann und damit auch gewinnen, dann werden sich ehrgeizige Menschen dazu entschließen, sich einen Chip einpflanzen zu lassen.
    Ob das möglich sein wird, das steht jetzt auf einem anderen Blatt.

  4. Wie finde ich herraus, ob mein Monitor Lichtsfrequenzen aussendet, die sogar durch Haut und Gewebe gehen können, und solche, beschriebenen Manipulationen von Neuronen/Nervenzellen verursacht?

    Ich meine nur, sonst ist ja nur vom “blauen Licht” die Rede, die uns über die Augen wacher macht, als wir wollten (am Abend etwa, wenn dann der Körper nicht in den Müdigkeitsmpdus gelangt). Licht ist elektromagnetische Strahlung und…. im Zweifel ist es nicht mal nötig, das Strahlung die Haut durchdringen kann, wenn dieses Licht dann mit körpereigenen elektromagnetischen Feldern interaggiert (und Resonanzen erzeugt, die dann den Organismus manipulieren).
    Es müssen nicht unbedingt die Augen sein.
    Der Punkt ist, das ich mehrfach bemerkt habe, das dann, wenn ich vor einem Monitor sitze, eine Veränderung meiner mentalen Konstitution auftritt. Ich sitze aber nicht nur einfach davor, ich tuhe üblicherweise Informationen verarbeiten, was ebenso Ursache von Veränderung meines mentalen Status sein können. Man weiß also nicht so einfach, was wirklich beeinflusst. Der Nachweis, das blaues Licht tatsächlich entsprechende Wirkung an Netzhaut bewirkt (oder in der Neuroaktivität im Gehirn) bedeutet zudem nicht, das aktive Informationsverarbeitung nicht auch dazu führt, das Veränderung im Modus/Status stattfindet oder das die Strahlung (Licht) nicht auch anders mit dem Organismus interaggieren kann (und tut).

    Die Physik sagt, das erst “harte Strahlung” durch Haut und Gewebe hindurch gelangt. Mir scheint, das ist eine alte, an Strahlungs-Energie orientierte Theorie, die aus anderen Gründen soweit korrekt scheint, aber nicht bedeutet, das geringer energetisches Licht nicht die Hautbarriere durchdringen könnte. Oder eben über resonanzen mit dem Organismus jenseits der Haut Interaggieren kann.

    • Wie Sie selbst korrekt sagen, ist besteht in der Physik schon lange Einigkeit darüber, welche Strahlung wie weit in biologisches Gewebe dringen kann. Deshalb können wir Krebskranke mit so verrückten Mitteln wie mit der Einnahme von strahlenden Radionukliden oder mit Strahlentherapie heilen. Das physikalische Wissen ist hier sozusagen “Tod”sicher. Licht aus Bildschirm-LEDs zählt nicht zu solchen Arten von Strahlung. Die Veränderung die Sie bemerken, wenn Sie vor einem Bildschirm sitzen, liegt einerseits daran, wie die meisten Websites aufgebaut sind, v.a. social media (Stichwort Doomscrolling). Dort wird einem die Aufmerksamkeit regelrecht gestohlen. Andererseits haben Sie Recht: blaues Licht unterdrückt die Stimulation von Melatonin in der Epiphyse und macht so wacher.

  5. Das größte Problem bei “schaltbarem Genius/versteh-Modus” ist, das dies kein dauerhafter Zustand ist, sondern im Laufe der Nutzung dieser Modi natürlich dazu führt, das diese geschalteten Modi irgendwann dauerhaft aktiv sein werden.

    Was oft und ausgiebig in den Gehirnnetzwerken verwendet wird, wird langsam, aber verlässlich zum Wachbewusstseins-Modus herranwachsen, Das aber verändert den gewohnten Status der mentalen Equilibiren erheblich und die Frage ist, ob jeder Organismus damit umgehen kann, oder ob überhaupt irgendjemand mit einer solchen Veränderung umgehen kann, ohne Verrückt zu werden oder anders seine Gesundheit zu verlieren. Viele moderne chronische Zivilisationskrankheiten sind ursächlich deswegen in der Welt, weil unsere neuronalen Netzwerke sich verändern. Oftmals geschieht, das Teile des Default-mode-netzwerks zum Wachbewusstseins-Netzwerk werden, was zwar ein “wacheres” Bewusstsein ergibt, aber eben im Zweifel im Mindesten etwa Schlafprobleme verursacht, oder andere Wechsel- und Nebenwirkungen erzeugt. Mit Schlafproblemen beginnt jeder Abbau von gesundheit. Und meistens ist da mit üblichen Schlaf-Medikamenten auch nicht gesund beizukommen, selbst, wenn man sich in den Schlaf damit schicken kann, es ist nicht mehr länger der selbe Schlaf, wie zuvor.

    Oder etwa die Angst auasschalten. Was dazu führen würde, das die Angst dann völlig weg ist. “Super”, möge man sagen wollen, aber das ist absolut nicht wirklich wünschenswert.
    “Angst” ist eines der wichtigsten Gefühle, die Menschen haben können (und sollten). Angst signalisiert einen ganz speziellen neurologischen Modus, der, wenn er verloren wird (warum auch immer), zu erheblichen Problemen führt. Ich kann daher niemanden verstehen, wenn er über (zu viel) Angst klagt und damit suggeriert, lieber Angstfrei sein zu wollen. Ich meine, wer in den Regen geht, wird halt nass. Das eine geht nicht ohne das Andere. Nicht die Angst sollte besiegt werden, sondern die soziale Rezeption und Umgang in Gesellschaft mit mentalen Unterschieden. Denn es mag Ideale geben, die aber nie alle zusammen für alle Menschen erreichbar sind. Jedenfalls nicht ohne Konsequenzen für die gesamte Menscheit und ihre Fähigkeiten und Kapazitäten.

    Angst-Erregung stammt aus Gehirnnetzwerken, die dann, wenn Angst da ist, völlig autonom aktiv sind, und sich das (Wach)Bewusstsein dann gegen diese autonome Aktivität neutral stellt. Eine wichtige Fähigkeit, denn sonst führte eine Interaktion zwischen den autonom aktiven Netzwerken und dem Bewusstsein ein Kampf, der zu allen möglichen Nebenwirkungen führen kann, und zuletzt womöglich auch Neurodegeneration (bei Überlastung von Nervenzellen).
    Jede Störung dieser Fähigkeit führt zu Veränderungen im Equilibrium zwischen Default-mode und Wachbewusstseins-Netzwerk und verändert den gesamten Organismus. Und wenn auch das Wachbewusstsein das eigentliche Bewusstsein sei, woraus wir aktiv aggieren können, so ist das Default-mode-Netzwerk nicht nutzlos, sondern ist Teil einer wichtigen Instanz, auf die man sicher nicht verzichten will. Alles, was wir romantisches und gefühltes und geträumtes im Leben haben, stammt aus diesen Netzwerken. Liebe, Gefühle, Träume, Tagträume….Daher: Wer in den Regen geht, wid halt auch nass.

    Insofern die ganze Strageie, sich das Gehirn/Netzwerke zu manipulieren, sind künstliche Zustände, die anfangs fantastisch scheine, aber irgendwann zum Problem führen, das sie sich, selbst, wenn das ganze “schaltbar” scheint, gar nicht mehr regulieren lassen scheint, weil der zuschaltbare Zustand plötzlich dauerhaft da ist. Und das nur im Idealfall keine besonderen Bebenwirkungen erzeugt. Aber “Ideal” ist nur 1 unter 100 oder 1000.

  6. @David Wurzer 24:10 19:34

    „Eine massive Aufwertung der handwerklichen Berufe wäre denkbar, auch weil der Mensch ein durch und durch manuelles Wesen ist. Auch die sozialen Berufe scheinen mir eine große Zukunft zu haben.“

    Bisher hat es immer irgendwie funktioniert, und man hat neue Märkte gefunden. Allerdings kann man sich fragen, ob das immer sinnvoll ist. Gleichzeitig ergeben sich aus den digitalen Möglichkeiten immer mehr Beschäftigungsmöglichkeiten jenseits von Erwerbsarbeit.

    Und wir versorgen hier jetzt schon die halbe Welt mit allerlei Produkten, die optimalerweise lieber dort selber produziert werden sollten. Entsprechend dann dort riesige Arbeitslosenzahlen, mit verheerenden politischen Konsequenzen, die auch uns noch auf die Füße fallen könnten.

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