Wie gefährlich ist die H5N1-Vogelgrippe wirklich?

An Vogelgrippe gestorbene Wildente.

Da sind wir mit Corona grad mal so halb durch, schon steht die Möglichkeit einer weiteren, noch tödlicheren Pandemie im Raum. Der Vogelgrippe-Subtyp H5N1 gilt zwar schon seit 20 Jahren als potenzielle Superseuche, diese bisher eher theoretische Überlegung ist aber plötzlich ziemlich konkret und aktuell geworden. Auf einer Pelzfarm in Nordspanien hat das Grippevirus eine weitere Hürde auf dem Weg zur menschlichen Seuche genommen. Anders als bei allen anderen Säugetieren, die sich in den letzten Monaten – und den Jahrzehnten vorher – mit dem Virus angesteckt haben, verbreitete sich da Virus ziemlich sicher direkt zwischen den Nerzen.

Das ist schlecht. Denn H5N1 hat zwar in den letzten 20 Jahren immer wieder Menschen befallen und etwa die Hälfte der Infizierten getötet, aber bisher war für die Ansteckung immer Kontakt mit infizierten Vögeln nötig. Ohne direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung keine Epidemie, und damit waren die Ansteckungen mit H5N1 bisher immer sehr selten und eine Sackgasse für das Virus.

Nun ist ein Nerz kein Mensch. Aber Nerze sind quasi eine Brücke über eine für Vogelgrippeviren nur schwer zu überquerenden biochemische Grenze. Grippeviren nutzen einen Zuckerbaustein namens Neuraminsäure, um an Zellen anzudocken. Das Molekül ist in Atemwegen von Vögeln und Säugetieren meist auf unterschiedliche Weise an den Zucker Galactose gebunden (überwiegend α2-3 bei Vögeln, überwiegend α2-6 bei Säugetieren), und Vogelviren binden nur schlecht an die Säugetier-Version des Rezeptors und umgekehrt. [1]

Einige Tiere, darunter Schweine und eben auch Nerze, tragen jedoch in ihren Atemwegen beide Typen von Neuraminsäure-Bausteinen. Deswegen können sie sich sowohl mit auf Vögel spezialisierten Grippeviren anstecken als auch mit der saisonalen menschlichen Grippe. Und vor allem bieten solche Tiere Vogelgrippeviren die Gelegenheit, sich besser an die Verbreitung unter Menschen anzupassen.

Wie sich eine Vogelgrippe an Menschen anpasst

Die eine Art, wie das passieren kann, bezeichnet man als Reassortment oder Rekombination. Das Erbgut der Grippe ist segmentiert, es liegt in acht separaten Stücken vor. Wenn man sich mit zwei unterschiedlichen Viren infiziert, entstehen Nachkommen, die Segmente beider Elternviren tragen. Und so kann ein Vogelgrippevirus plötzlich geeignete Gene erben, um sich unter Menschen zu verbreiten.

Der andere Weg ist ganz klassische Evolution. Wenn das Virus Säugetiere infiziert, haben besser angepasste Varianten einen Vorteil, so dass sich entsprechende Veränderungen ansammeln. Das betrifft einerseits die Bindung an Säugetier-typische Rezeptoren, andererseits aber auch, dass Säugetiere eine etwas niedrigere Körpertemperatur haben als Vögel und deswegen die viralen Enzyme nicht mehr optimal funktionieren.

Bei den im Oktober 2022 in Spanien infizierten Nerzen ist auch schon eine Mutation aufgetaucht, die vermutlich etwas damit zu tun hat. Sie erzeugt einen Aminosäure-Austausch in Position 271 des PB2-Gen, das eine Polymerase codiert. Bei der pandemischen Schweinegrippe von 2009 trat genau diese Mutation auch auf, und Versuche haben gezeigt, dass dieses Virus sich ohne sie nicht mehr per Tröpfcheninfektion verbreiten kann.

Auch bei H5N1 scheint PB2 für die Anpassung an Säugetiere eine wichtige Rolle zu spielen. Das hat sich schon 2011 bei den umstrittenen Gain-of-Function-Experimenten an Frettchen[2] gezeigt. Um diese Forschung gab seinerzeit ein Riesentheater. Aber ich denke, jetzt sind wir halt doch ganz froh, diese Daten zu haben. In den Versuchen der Gruppe um Ron Fouchier spielte eine Mutation in PB2 ebenfalls eine entscheidende Rolle dafür, H5N1 durch die Luft übertragbar zu machen. Außerdem haben die Versuche von Fouchier und die parallelen Experimente von Yoshihiro Kawaokas Team gezeigt, dass lediglich vier Mutationen im viralen Protein Hämagglutinin (dessen Funktion grob der von Spike bei Sars-CoV-2 entspricht) dazu ausreichen.[3]

H5N1 ist eine lange bekannte Bedrohung

H5N1 hat seit seinem ersten Auftauchen in China im Jahr 1996 ohnehin eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Der Subtyp gehört zu den hochpathogenen Vogelgrippeviren (HPAI), die Vögel sehr effektiv töten und auch für Säugetiere sehr gefährlich sind. Und es zeigte sich sehr schnell, dass H5N1 regelmäßig Menschen infiziert. Seit 1997 haben sich knapp 900 Menschen mit dieser Vogelgrippe angesteckt.

Im Vergleich zu den Infektionszahlen menschlicher Grippeviren ist das praktisch nichts, aber für eine Vogelgrippe, die ja eigentlich keine Säugetier-Rezeptoren bindet, eben eine ganze Menge. Zumal H5N1 bisher die Hälfte aller Infizierten getötet hat. Deswegen gilt dieses Virus schon ganz lange als mögliche Pandemiegefahr, entsprechend aufmerksam wird seine Evolution beobachtet. 2008 zum Beispiel trat in Ägypten eine neue, besser an Säugetier-Rezeptoren bindende Viruslinie auf.

Lange Zeit aber änderte sich entgegen der Befürchtungen nichts Grundlegendes am Verhalten des Erregers. H5N1 blieb primär auf Geflügel beschränkt. Bis 2020. In dem Jahr tauchte ein H5N1-Virus mit einer als 2.3.4.4b bezeichneten Version des H5-Hämagglutinins auf. Und Grippeviren mit diesem Protein sind bei Vögeln deutlich ansteckender und verbreiten sich viel effektiver. Andere H5Nx-Subtypen, also zum Beispiel H5N3 oder H5N8, verursachten schon 2016/17 und 2020/2021 die beiden größten jemals in Europa beobachteten Ausbrüche der Vogelgrippe. In Russland steckten sich außerdem 2021 sieben Menschen mit H5N8 an.

Eine tote Möwe am Strand. Das H5N1-Virus, das die Nerze infizierte, enthält Gensegmente eines an Möwen angepassten H13-Virus. Seit 2016 werden die saisonalen Vogelgrippe-Ausbrüche größer, mit der aktuellen Zweijahres-Epidemie als vorläufigem Höhepunkt. Bild: Jako van Gorsel / Getty Images / iStock

Doch mit dem neuen H5N1 hat die Vogelgrippe selbst eine andere Qualität bekommen. Bisher waren Grippewellen unter Vögeln saisonal, ganz ähnlich wie beim Menschen. Das Virus kam im Herbst mit Zugvögeln und verschwand im Frühling wieder. Das ist jetzt anders. Der aktuelle H5N1-Ausbruch begann im Herbst 2021, zog sich durch den gesamten Sommer und legte im Herbst noch einmal zu. Das Virus ist sehr ansteckend und sehr tödlich und dezimiert Wildvögel ebenso wie Geflügel.

Die neue Dimension der Vogelgrippe

Dieses Verhalten ist außerordentlich ungewöhnlich. Tatsächlich haben sich hochpathogene Vogelgrippeviren wie H5N1 lange Zeit praktisch überhaupt nicht unter Wildvögeln verbreitet. Bis zur Jahrtausendwende waren HPAI-Ausbrüche ein Phänomen von Geflügelfarmen. Seit 2000 aber verbreiten sich HPAI aber auch systematisch unter Wildvögeln, und seit 2020 eben auch H5N1. Jetzt infiziert das Virus auch Zugvögel und kann sich entsprechend besser verbreiten. Außerdem tauchen solche Viren deutlich häufiger bei Säugetieren auf. Die aktuelle Situation mit H5N1 ist zwar einerseits außergewöhnlich, andererseits aber auch die Fortsetzung einer langjährigen Entwicklung bei Vogelgrippe allgemein.

Die ganze Geschichte ist ohnehin Teil des größeren Trends bei Infektionskrankheiten. Sie finden häufiger neue Wirte, verbreiten sich stärker, werden resistent, tauchen an ungewöhnlichen Orten auf und verursachen größere Ausbrüche. Fachleute beobachten das seit Jahren. Die Beispiele reichen von Weizenschwarzrost über die Afrikanische Schweinepest bis hin zu aggressiven Pilzerkrankungen bei Menschen und prominenten Infektionen wie West-Nil-Virus, Sars, Zika oder Ebola. Das ist alles nicht so wahnsinnig neu oder überraschend.[4]

Das erklärt aber natürlich nicht, was H5N1 25 Jahre nach seinem ersten Auftreten plötzlich zu so einem erfolgreichen und aggressiven Virus macht. Ein möglicher Grund ist, dass das Virus dank seines 2.3.4.4b-H5 deutlich ansteckender ist. Dafür spricht der Erfolg der anderen 2.3.4.4b-Subtypen in den Jahren davor ebenso wie die Verbreitung durch den Sommer hindurch. Eine Rolle spielt vermutlich auch, dass das Virus wesentlich flexibler bei seinen Opfern. Hauptwirte der Vogelgrippe sind eigentlich Wasservögel und, wegen der hohen Zahl Tiere auf engem Raum, eben kommerzielles Geflügel.

Aber H5N1 scheint viele Arten von Vögeln effektiv zu infizieren. Und diese Flexibilität ist wohl auch Ursprung der aktuellen Pandemiegefahr. Denn quasi nebenbei hat seit 2021 die Fähigkeit des Virus, Säugetiere zu infizieren, anscheinend nach und nach zugenommen. Die Liste der betroffenen Arten ist ziemlich lang: Füchse, Luchse und Bären haben sich ebenso infiziert wie vermutlich Seehunde. Bisher gingen diese Ansteckungen noch auf direkten Kontakt mit infizierten Vögeln zurück – alle bisher betroffenen Tierarten sind Fleischfresser, die wohl infizierte Vögel gefressen haben. Und wie gesagt: ohne direkte Übertragung zwischen Säugetieren keine Pandemiegefahr.

Warum die Nerze alles verändern

Deswegen ist die Geschichte mit den spanischen Nerzen so ein Game Changer. Überhaupt erstmal regelmäßig Säugetiere zu infizieren ist die erste Hürde für Vogelgrippeviren mit Pandemie-Ambitionen, und mit der direkten Übertragung zwischen Säugetieren hat H5N1 jetzt eine zweite ganz wesentliche Hürde genommen. Nerze sind zwar keine Menschen, aber biochemisch eben schon ähnlich genug, um aus einer Vogelgrippe eine potenzielle Menschengrippe zu evolvieren. Und je mehr Infektionen es gibt, desto höher ist die Chance, dass sich das Virus anpasst.

Tatsächlich sind Nerze dafür ziemlich perfekt. Ihre Verteilung von Vogel- und Säugetierähnlichen Neuraminsäuregruppen macht sie zu einer guten Brücke zwischen beiden biochemischen Welten. Sie werden außerdem auf Farmen gehalten, das heißt in relativ engem Kontakt miteinander. Durch diese Kombination von Faktoren kann sich unter ihnen selbst ein für Säugetiere wenig geeignetes Virus noch verbreiten. Und je mehr Tiere sich infizieren, desto mehr Chancen für die Evolution. Nicht zuletzt sind bei Nutztieren auch immer Menschen in der Nähe. Deswegen sagen ja auch viele Fachleute, dass der Nerz-Vorfall in Spanien quasi das klassische Modell für den Ausbruch einer Pandemie ist.

Die Nerze in Spanien haben sich zum Glück als Sackgasse erwiesen. Die rund 50.000 Tiere auf der Farm wurden nach der Entdeckung des Virus getötet, und von den Angestellten hat sich niemand angesteckt. Letzteres verdanken wir womöglich der Corona-Pandemie. Seit 2020 gilt in spanischen Nerzfarmen eine Maskenpflicht, und als die ersten Tiere krank wurden, arbeiteten die Angestellten laut Eurosurveillance mit Schutzausrüstung und verschärften Hygienevorschriften. Aber natürlich kann etwas vergleichbares wieder passieren – nicht nur mit Nerzen, sondern zum Beispiel mit Schweinen oder anderen Tieren. Tierhaltung gibt es überall auf der Welt. Wenn sich so ein Virus erst einmal unter Menschen verbreitet, dürfte es ziemlich schwer wieder einzufangen sein.

Wie wahrscheinlich eine Pandemie mit H5N1 tatsächlich ist, ist allerdings noch ziemlich offen. Diverse wichtige Fragen sind bisher unbeantwortet. Zum Beispiel wissen wir nicht, ob die bei den Nerzen gefundene Mutation in PB2 neu aufgetreten ist, oder schon im Virus war, als die ersten Nerze infiziert wurden. Ist ersteres der Fall, dann ist die Mutation mit dem Ende des Ausbruchs wieder verschwunden.

Wie tödlich wäre eine H5N1-Pandemie?

Die andere Möglichkeit ist, dass in Vögeln ein Virus mit so einer Anpassung kursiert. Das würde natürlich zukünftige Ansteckungen von Säugetieren wahrscheinlicher machen, und außerdem wäre die Vogelgrippe dann einen Mutationsschritt näher an der völligen Anpassung an Säugetiere, und damit an uns. Bisher allerdings ist diese Mutation bei Vögeln nicht gefunden worden – ebenso wenig wie andere Veränderungen des Nerz-Virus, deren biologische Auswirkungen unklar sind.

Ein Faktor, weshalb H5N1 sich nicht unter Menschen verbreitet ist, dass es nur Zellen tief in der Lunge infiziert. Das macht es sehr tödlich, aber wenig ansteckend. Der Vorfall mit den Nerzen könnte darauf hindeuten, dass das Virus sich auch an die oberen Atemwege von Säugetieren anzupassen beginnt. Ob das der Fall ist, sollte dringend untersucht werden. Und natürlich auch, welche Auswirkungen das sonst noch auf die Eigenschaften des Virus hat.

Da natürlich vor allem, wie tödlich ein an Menschen angepasstes H5N1 wirklich wäre. Historisch verursachte das Virus, wie geschrieben, eine Sterblichkeit von rund 50 Prozent. Allerdings muss man mit diesem Wert vorsichtig sein, einerseits was ihre Aussagekraft für heute angeht, andererseits aber auch im Bezug auf die reale historische Sterblichkeit durch H5N1. Vermutlich nämlich sind viele weniger schwere Infektionen unentdeckt und undiagnostiziert geblieben geblieben, was bei solchen seltenen Zoonosen oft der Fall ist.

Zum anderen ist der aktuelle H5N1 eben ein deutlich anderer Erreger als jener, der vor 2020 umging. Die bisherigen Indizien deuten beim aktuellen Virus auf eine deutlich geringere Sterblichkeit. Auch die Gain-of-Function-Experimente aus dem Jahr 2011 legen nahe, dass ein an Säugetiere angepasstes H5N1 womöglich weit weniger aggressiv sein könnte. Der Haken an der Sache: erstens wissen wir schlicht nicht, ob es so ist, und zweitens könnte “weniger aggressiv” auch 5 oder 10 Prozent Sterblichkeit bedeuten, was eine solche Pandemie immer noch zu einer unvorstellbaren Katastrophe machen würde.[5]

Langfristig ist natürlich auch wichtig, wie es mit der Vogelgrippe selbst, also der massiven Epidemie bei Vögeln, weitergeht. Wenn die Seuche in den nächsten Monaten nachlässt und H5N1 weitgehend aus den Wildvogel-Populationen wieder verschwindet, dann sinkt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit solcher Pandemie-Szenarien drastisch. Unschön wäre es, wenn sich H5N1 dauerhaft in Wildvögeln etablieren würde und so permanent mehr oder weniger global im Umfeld von Tierhaltung präsent wäre. Ich kann mir aber nicht so recht vorstellen, dass sich ein so aggressives Virus endemisch in wilden Populationen halten kann.

Was können wir jetzt tun?

Natürlich ist das Virus auch nicht weg, wenn die aktuelle Welle endet. Irgendwo auf der Welt wird das dann weiter kursieren, wie in den letzten 20 Jahren – nur jetzt mit neuen, gefährlichen Eigenschaften. Man wird das im Blick behalten müssen. Der große Unterschied von H5N1 im Vergleich mit den meisten anderen potenziellen Pandemieerregern ist allerdings, dass die Vogelgrippe nicht aus dem toten Winkel kommt. Im Gegenteil, das Ding ist seit Jahrzehnten bekannt und gut erforscht, es gibt Tests, Impfungen, eine globale Überwachungs-Infrastruktur für Grippe. Der Ausbruch bei den Nerzen ist ja auch quasi sofort gefunden worden.

Vermutlich wäre es jetzt sinnvoll, schon vorab Erforschung und Produktion von H5N1-Impfstoffen voranzutreiben. Grippeimpfstoffe sind zwar bewährt, sie werden aber in Eiern gezüchtet, und das dauert. Man könnte die Impfung dann zum Beispiel Beschäftigten in der Tierhaltung anbieten. Eine weitere Option wäre, die Tiere selbst zu impfen, um das Virus auszubremsen. Und viele Fachleute fordern spätestens seit den Erfahrungen mit Sars-CoV-2, Nerzfarmen zu schließen.

Die Chancen, dass man diesen Erreger daran hindern kann, die letzten Hürden zum Menschen zu überspringen, sind deswegen aus meiner Sicht ganz passabel – zumal jetzt, wo man gewarnt ist. Das Problem dabei ist natürlich, dass dieses Überwachungsnetz durchaus löchrig ist, speziell im globalen Süden. Für mich ist das eigentlich die größte Gefahr hier. Das ist halt wieder so ein Beispiel, wie dämlich es von den Industriestaaten ist, sich nicht um die Gesundheitsversorgung ärmerer Länder zu scheren. Niemand ist sicher, so lange nicht alle sicher sind.

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[1] Tatsächlich ist es noch ganzes ein Stück komplizierter. Säugetiere tragen auch reichlich α2-3-gebundene und Vögel ihrerseits α2-6-gebundene Neuraminsäuren. Allerdings sind diese Rezeptoren unterschiedlich auf Gewebe und Zelltypen verteilt, was die Wahrscheinlichkeit einer Infektion beeinflusst. Außerdem sitzen die Säugetier-Neuraminsäuren am Ende längerer und anders aufgebauter Zuckerketten als bei Vögeln der Fall ist. Andererseits ist es keineswegs so, dass ein Vogelgrippevirus völlig neu auf den Säugetier-Typ “überspringen” müsste. Es hat sich gezeigt, dass α2-6-gebundene Sialinsäure schon bei klassischen Vogelgrippe-Viren am Andocken des Virus beteiligt ist. Das heißt, wenn so ein Vogelgrippevirus im Nerz oder im Schwein auftaucht, hat es direkt Kontakt mit diesem Typ von Rezeptor und kann entsprechend evolvieren.
[2] Frettchen haben eine sehr menschenähnliche Verteilung der α2-3- und α2-6-gebundenen Neuraminsäuren und sind deswegen ein gutes Modell für die Anpassung der Vogelgrippe.
[3] Beide Gruppen haben damals gezeigt, dass man H5N1 sehr schnell dazu kriegt, sich effektiv über Tröpfchen und Aerosole zwischen Säugetieren zu verbreiten. Allerdings war bei dem von Kawaoka verwendeten Virus lediglich das Hämagglutinin von der Vogelgrippe. Die restlichen sieben Gensegmente stammten von einem an Menschen angepassten H1N1-Virus. Fouchiers Gruppe hat ein komplettes H5N1 verwendet, das aber gezielt technisch mutiert, bevor die Ansteckungsreihe mit Frettchen begann. Die Daten sind deswegen zwar aufschlussreich, bilden aber eben nicht die natürliche Evolution des Virus ab. Außerdem erwies sich Fouchiers aerosolübertragbares H5N1 als deutlich harmloser als das Original. Alle infizierten Frettchen überlebten.
[4] Die Gründe dafür sind vielfältig und kompliziert. Besiedlungsdichte, Landnutzung, Mobilität, Klimawandel, Biodiversitätskrise spielen da alle mit rein. Ich hab das mal ausführlich aufgeschrieben, weiß aber nicht mehr wo. Bin dankbar für sachdienliche Hinweise.
[5] Ich persönlich würde vermuten, dass sie eher niedriger wäre, aber man weiß es eben nicht, und man sollte es auch nicht ausprobieren.

11 Kommentare

  1. @Fischer: “… sich nicht um die Gesundheitsversorgung ärmerer Länder zu scheren.”

    Solche Ereignisse passieren nicht zufällig, sie sind Teil des holographischen Programms, wo Mensch nur mit fusionierten Verstand und zweifelsfrei-eindeutigem Verantwortungsbewusstsein, zu wirklich-wahrhaftiger Vernunft / Kommunikation in Möglichkeiten von/zu geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein, das Programm gottgefällig/vernünftig abwehrend steuern könnte.
    Das nur mal wieder einfach so, gegen den übertriebenen (panikerzeugenden) Hype / das Surfen auf dem/im stumpfsinnigen Zeitgeist des Glaubens an das “gesunde” Konkurrenzdenken des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs (um die Deutungshoheit des imperialistisch-faschistischen Erbensystems, mit stets systemrational-konfusionierter Schuld- und Sündenbocksuche).

    In einem globalen Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrechts zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIES Wohnen und ebenso KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit, da wäre …!👋😎

  2. Epedemien kennen keine Grenzen. Warum ? Weil sie sich ausdehnen nach den Gesetzen der Evolution, und dabei gewinnt das Virus, dass sich schneller anpassen kann.

    für hto
    Viren fusionieren nicht, die konkurrieren, also genau das, was du bei den Menschen bemängelst. Die Lösung findest du bei den Virologen, die Vorsorge verlangen. Warum funktioniert das so schlecht? Weil sie sich nicht genug Gehör verschaffen. Das ist deine Aufgabe, in einem verständlichen Deutsch den Leuten erklären, worauf sie achten sollen.

  3. @hto 05.02. 13:14

    „Solche Ereignisse passieren nicht zufällig, sie sind Teil des holographischen Programms, wo Mensch nur mit fusionierten Verstand…das Programm gottgefällig/vernünftig abwehrend steuern könnte.“

    Die Interpretation von hto ist immer eine Herausforderung. Die Natur mag uns mit gefährlichen Seuchen bedrohen, wenn wir nicht zu Verstand kommen, und unsere eigenen Angelegenheiten vernünftig in die Hand nehmen. Dazu gehört dann auch die Erhaltung und Pflege der Ökosysteme dieses Planeten.

    Zur Abwehr von neuen Seuchen kann in der Tat mehr gemacht werden. Etwa Nerzfarmen schließen, vorsorglich Impfstoffe entwickeln und Vorräte davon anlegen. Und klar, die Coronapandemie hat gezeigt, dass das Virus jede Menge Möglichkeiten zu mutieren hatte. Etwas mehr davon, weil im globalen Süden wenig geimpft werden konnte.

    Im Prinzip haben wir hier Glück gehabt, dass die Virusentwicklung in Richtung Omikron ging. Das hat letztlich das Problem sogar entschärft. Wer noch nicht ausreichend geimpft war, konnte sich mit der weniger krankmachenden Variante infizieren, und sich dann damit immunisieren.

    Eine neue Pandemie durch H5N1 mit einer Sterblichkeit von vielleicht 20% mag ich mir gar nicht vorstellen. Die Sterblichkeit durch Covid19 war von Anfang an immer noch unter 1%, und hat schon alles durcheinander gebracht. Angesichts des gewaltigen Zerstörungspotentials weiterer Seuchen wäre entsprechender Aufwand gut angelegtes Geld.

  4. Es ist zwar schon etwas her, aber ich kann mich noch an die Biologiestunde erinnern, als der Lehrer (m) mit launigen Worten die Herkunft der und die Entwicklung zum Kartoffelkäfer erklärt hat – mit einer Monokultur an Kartoffeln, so weit die Käferflügel tragen konnten, und gab nur 2 Lösungen: “Friss’ oder stirb!”
    Und sie haben sich an das Kraut gewöhnt und dann darauf spezialisiert.
    Damals kam mir auch ein fataler Gedanke:
    Monokulturen gibt es viele, auch die Menschheit entwickelt sich zu einer solchen, was wäre, wenn sich eine Bazille auf diese Monokultur spezialisiert, schnell und gründlich ansteckend und nach 3 Wochen tödlich?
    Zum Glück “denken” Bazillen ( oder Viren ) nicht, Absichten sind auch nicht deren Sache, sie infizieren halt nur und vermehren sich oder lassen sich vermehren und machen sich dann auf den Weg “zu neuen Ufern”.
    Was mit dem “alten Ufer” geschieht, ist dann nicht mehr deren Angelegenheit.

    • Ein sehr guter Artikel.
      Zu “Wenn sich so ein Virus erst einmal unter Menschen verbreitet, dürfte es ziemlich schwer wieder einzufangen sein.”: Ich wage zu behaupten: Wenn man sich ansieht, wie es mit Covid und Klimawandel lief und läuft, dann wird das Virus gar nicht einzufangen sein. Der Wettbewerb der Länder zueinander, Gegenden, in denen wegen Armut (Hand in den Mund und so) oder nichtskontrollierender Regierungen sowieso nicht das Normalleben zuzumachen ist, und der unbedingte Liberalismus mit Reisefreiheit und “Einschränkung von Rechten ist erst ok, wenn die Situation schon entglitten ist”, dazu dann sowieso noch erratische Politiker in selbstüberschätzendem Unwissen, immerwährendem Wahlkampf, Populismus, “nur gute Nachrichten und weiterso”-Modus für Beliebtheit…

  5. Guter Artikel! Nur würde es aus meiner Sicht durchaus Sinn machen, den Inhalt von Fußnote 5 direkt in den Text zu integrieren. Das würde die gute Erläuterung zur Entwicklung des Virus abrunden.

    Daneben kam mir der Gedanke, Deutschland braucht eine zweite Insel Riem und einen Ausbau der Hochschulbildung, Grundlagenforschung wie Anwendungsforschung in diesem Bereich. Gerade der sich entwickelnde Klimawandel und die weiter zunehmenden weltweiten wirtschaftlichen wie privaten Verflechtungen werden dafür sorgen, dass hier vor unserer Haustüre Krankheitserreger auftauchen, die entweder bisher den Tiefen der Urwälder in Afrika zugeordnet wurden und/oder plötzlich da sind.

  6. @Jeckenburger: “Etwa Nerzfarmen schließen, …”

    Ist es nicht so, daß die komplette wettbewerbsbedingte Freiheit/Symptomatik der unternehmerischen Abwägungen eine einzige abzuschaffende “Nerzfarm” ist, weil diese “Vernunft” angesichts ihrer Profitabilität in Krieg und Pandemie erpresserisch, ausbeuterisch und zynisch-schmarotzend ist (das Beispiel mit Immunität und Omikron hanebüchen)???

    Die Abschaffung EINES derzeit ins Gerede gekommende Symptom (was manche als Chance in einer alternativen Marktlücke betreiben), ist nur der populistische “Tropfen auf dem heißen Stein”, bzw. die heuchlerisch-verlogene Schuld- und Sündenbocksuche, damit “man” weiter ungestört den “Boden nach dem Gold der Gemeinschaft umgraben und abschöpfen” kann???

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