- Von Lars Fischer
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Der Viren-Adventskalender 2021

Nach dem letztjährigen Apokalyptischen Adventskalender werde ich euch auch dieses Jahr wieder an jedem Tag der Vorweihnachtszeit ein neues Türchen auf Twitter und hier im Blog öffnen. Und da wir dieser Tage einerseits um das Thema Viren nicht herumkommen, andererseits aber wirklich nicht noch mehr Zeugs über Sars-CoV-2 wissen wollen, werde ich euch 2021 einen Einblick geben, was es sonst noch für Viren da draußen gibt.
In diesem Kalender erwartet euch die ganze Bandbreite dieser eigentümlichen Organismen. Von Viren, die selbst von Viren befallen werden, bis hin zu Zellparasiten, die so einfach sind, dass die nicht einmal Viruspartikel bilden. Und natürlich alles dazwischen, inklusive den Viren, die fast alle von euch in sich tragen.
Die Tweets in diesem Blog sind jeweils nur der erste Beitrag, der jedes Adventskalender-Türchen einleitet. Dahinter verbergen sich mehrere weitere Tweets, in denen ich jedes Virus und seine Besonderheiten vorstelle. Diese weiteren Beiträge könnt ihr lesen, indem ihr auf die einzelnen Tweets klickt oder direkt auf Twitter nach dem Hashtag #Virenadventskalender sucht. Viel Spaß!
Update: ihr könnt jetzt den gesamten Adventskalender als PDF hier herunterladen:
Humane Parainfluenzaviren (HPIV)
Die Parainfluenza gehört zu den alljährlich durchs Land gehenden Erkältungen vor allem bei Kindern. Auslöser sind Paramyxoviren, zu dieser Gruppe gehören u.a. Masern.
HPIV-1 und 2 verursachen meist Pseudokrupp, HPIV-3 Lungenentzündungen.
1/4 pic.twitter.com/PlcBOjgBXr— Lars Fischer (@Fischblog) 1. Dezember 2021
Tabakmosaikvirus (TMV)
— Lars Fischer (@Fischblog) 2. Dezember 2021
TMV gehört zu einer Gruppe von Pflanzenviren, die helle Flecken auf den Blättern ihrer Wirtspflanzen verursachen. Es gibt das Hopfenmosaikvirus, das Apfelmosaikvirus, mehrere Manjokmosaikviren und diverse mehr. #Virenadventskalender#Adventskalender
1/5 pic.twitter.com/n4sqvOxKsH
T4-Phage
— Lars Fischer (@Fischblog) 3. Dezember 2021
Das Escherichiavirus T4 ist ein Bakteriophage, ein Virus, das Bakterien befällt. Sein Wirt ist Escherichia coli, quasi das Haustier der Mikrobiologie. T4 gilt als einer der am besten erforschten Organismen überhaupt.#Virenadventskalender
1/4 pic.twitter.com/tXQZJJIOLF
Herpes-Simplex-Virus (HSV)
— Lars Fischer (@Fischblog) 4. Dezember 2021
Es gibt zwei Typen von Herpesviren, die beide alle bekannten Herpesformen hervorrufen können. Allerdings ist Lippenherpes meist HSV-1, während HSV-2 eher Genitalherpes auslöst.
1/5#virenadventskalender pic.twitter.com/10x77ySHPx
Riesenviren
Die meisten Viren sind sehr klein und besitzen nu wenige Gene und Proteine. Riesenviren sind die Ausnahme. Sie haben einige hundert Nanometer Durchmesser und sind damit oft größer als Bakterien, und ihr Genom enthält mehrere hundert Gene.#Virenadventskalender
1/7 pic.twitter.com/wRQelIg6b0— Lars Fischer (@Fischblog) 5. Dezember 2021
Tomatenbronzefleckenvirus (TSWV)
— Lars Fischer (@Fischblog) 6. Dezember 2021
Dieses Pflanzenvirus, auf englisch tomato spotted wilt virus (TSWV) ist extrem vielseitig. Es kann neben Tomaten mehr als 1000 verschiedene Pflanzenarten befallen, zusätzlich zu den Insekten, die sie übertragen.
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Extremophile Virren
— Lars Fischer (@Fischblog) 7. Dezember 2021
Selbst in sehr heißen und sauren Umgebungen gibt es Leben – meist Mikroben, die zu den Archaeen gehören, dem dritten Ast im Stammbaum des Lebens. Auch sie werden von Viren befallen, die an die harschen Bedingungen angepasst sind.
1/6#Virenadventskalender pic.twitter.com/IAq0BvJSmK
Ebolavirus
— Lars Fischer (@Fischblog) 8. Dezember 2021
Dass Ebola so eine furchterregende Krankheit ist, liegt unter anderem daran, dass es fast alle Zellen im Körper infizieren kann. Sein Oberflächenprotein nutzt sehr viele unterschiedliche Strukturen der Zielzellen, um in sie einzudringen.
1/10#Virenadventskalender pic.twitter.com/mUr3s3muud
Kartoffel-Mop-Top-Virus (PMTV)
Dieses Pflanzenvirus ist eine "emerging disease", also eine neu aufgetauchte und sich schnell verbreitende Pflanzenkrankheit. Es wurde 1966 in Europa entdeckt und breitet sich weltweit aus, z.B. seit 2002 in Nordamerika.
1/6#Virenadventskalender pic.twitter.com/rtO7bFSkJk— Lars Fischer (@Fischblog) 9. Dezember 2021
Nipahvirus
— Lars Fischer (@Fischblog) 10. Dezember 2021
Im Grunde ist #Covid19 vergleichsweise harmlos – jedenfalls im Vergleich zu dem, was sonst noch an potenziellen Pandemien rumschwirrt. Zum Beispiel das Nipahvirus. Das ist durch Tröpfchen übertragbar und tötet etwa die Hälfte der Infizierten.
1/10#Virenadventskalender pic.twitter.com/TpD9hVD1kp
Satelliten-RNA des Gurkenmosaikvirus
— Lars Fischer (@Fischblog) 11. Dezember 2021
Im Grunde ähnelt das Gurkenmosaikvirus dem Tabakmosaikvirus, das wir schon in Türchen 2 hatten. Deswegen geht es heute nicht um das Virus selbst, sondern um einen kleinen Begleiter: die Y-Satelliten-RNA.
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Yaravirus
— Lars Fischer (@Fischblog) 12. Dezember 2021
Dieses Virus ging Anfang 2020 durch die Medien, weil es neu entdeckt und ziemlich mysteriös war. Das hat viele Leute ziemlich erschreckt. Mehr als 90 Prozent seiner Gene hatten keine Parallele in anderen Organismen und keine bekannte Funktion.
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Humane Papillomaviren (HPV)
HPV-Infektionen sind mit einigem Abstand die häufigste Geschlechtskrankheit, allerdings bemerkt man sie in vielen Fällen nicht. Mehr als 170 Typen von HPV sind bekannt, und viele von ihnen verursachen keine Symptome.
1/10#Virenadventskalender pic.twitter.com/HfbrBC7gKa— Lars Fischer (@Fischblog) 13. Dezember 2021
Medusavirus
— Lars Fischer (@Fischblog) 14. Dezember 2021
Unser heutiges Virus infiziert Amöben in heißen Quellen. Seinen Namen hat es daher, dass es seine Opfer in harte Zysten verwandeln kann. Außerdem bieten zwei Besonderheiten im Genoms einen Einblick in die Rolle der Viren in der Evolution.
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Viroide
— Lars Fischer (@Fischblog) 15. Dezember 2021
Diese Krankheitserreger haben keine Hülle, keine Spikes und haben nicht mal Gene. Ein Viroid ist ein nackter Ring aus RNA, der Pflanzen krank macht. Ihre seltsamen Eigenschaften legen nahe, dass sie Überbleibsel vom Ursprung des Lebens sind.
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Dengue
— Lars Fischer (@Fischblog) 16. Dezember 2021
Das von Mücken übertragene Denguefieber ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann in einigen Prozent der Fälle sehr schwer verlaufen. Dabei spielen vermutlich oft infektionsverstärkende Antikörper eine Rolle.
1/10#Virenadventskalender pic.twitter.com/nRm4b6O3XS
Baculoviren als Biopestizide
Man kann Viren natürlich auch benutzen, um unerwünschte Organismen zu dezimieren. Zum Beispiel benutzt man Baculoviren, die ausschließlich wirbellose Tiere befallen, um Schadinsekten zu bekämpfen.
1/10#Virenadventskalender pic.twitter.com/Kl2bEvAHXR— Lars Fischer (@Fischblog) 17. Dezember 2021
Rice Gall Dwarf Virus (RGDV)
— Lars Fischer (@Fischblog) 18. Dezember 2021
Diese Pflanzenseuche verursacht alle paar Jahre Epidemien in Reisfeldern Südostasien. Verbreitet wird sie von Grashüpfern, deren Fressverhalten das Virus mit zwei Tricks zu seinen Gunsten manipuliert.#Virenadventskalender
1/9 pic.twitter.com/5QCuArSqE6
Virophagen
— Lars Fischer (@Fischblog) 19. Dezember 2021
Auch das gibt es: Viren, die andere Viren befallen. Analog zu den Bakteriophagen nennt man diese "unmöglichen" Kreaturen Virophagen. "Unmöglich" deshalb, weil Viren nur Erbgut mit etwas Verpackung sind – es gibt da schlicht nix zu infizieren.
1/9#Virenadventskalender pic.twitter.com/hLny1aNrvI
Anelloviren
— Lars Fischer (@Fischblog) 20. Dezember 2021
Die mit Abstand am weitesten verbreiteten Infektion bei Menschen ist auch die rätselhafteste. Wir alle haben Anelloviren im Körper, und zwar anscheinend sehr viele unterschiedliche. Welche Rolle sie für uns spielen, ist völlig mysteriös.
1/11#Virenadventskalender pic.twitter.com/ge5O7Q7zYG
Wuhan Spiny Eel Influenza Virus (WSEIV)
Ihr kennt die Vogelgrippe. Ihr kennt die Schweinegrippe. Hier kommt die Fischgrippe.
Ein Problem der Virenforschung ist, dass man zwar viel über Viren bei Säugetieren weiß, aber wenig über den Rest der Tierwelt.
1/9#Virenadventskalender pic.twitter.com/qNJQXBlFq8— Lars Fischer (@Fischblog) 21. Dezember 2021
Gelbfieber
— Lars Fischer (@Fischblog) 22. Dezember 2021
Mit einer Sterblichkeit zwischen ca. 5 und 10 Prozent ist Gelbfieber weniger tödlich als zum Beispiel Pocken oder Ebola. Aber historisch ist es eine der bedeutendsten Seuchen überhaupt, und mögliche Quelle verheerender zukünftiger Epidemien.
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Phagentherapie
— Lars Fischer (@Fischblog) 23. Dezember 2021
Viren gegen antibiotikaresistente Bakterien einzusetzen, ist ja inzwischen ein weithin bekannter und erforschter Ansatz. Es gibt allerdings mehrere Gründe, weshalb man Bakteriophagen immer noch nicht routinemäßig in der Medizin einsetzt.
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Polydnaviren
— Lars Fischer (@Fischblog) 24. Dezember 2021
Diese Viren verursachen keine Infektion, sondern eher eine Art Gentherapie. Allerdings eine, die nicht gut ausgeht. Sie leben in Symbiose mit parasitoiden Wespen, deren Larven Schmetterlingsraupen von innen auffressen.
1/16#Virenadventskalender pic.twitter.com/ut4mTsAi3R

Veröffentlicht von Lars Fischer
https://scilogs.spektrum.de/fischblog/Redakteur und Autor bei spektrum.de, ursprünglich Chemiker. Mehr über mich (und weitere Artikel) auf meiner offiziellen Profilseite.
Jetzt werden die Viren doch gleich viel sympathischer.
Gibt es auch nützliche Viren ?
Ja, und zu denen komm ich auch noch.