AstroGeo Podcast: Massensterben im Treibhaus

Die Geschichte der Tiere auf der Erde umfasst über eine halbe Milliarde Jahre, doch verlief sie nicht geradlinig. Insgesamt mindestens fünfmal stand das Leben am Abgrund. Längst noch nicht jedes Massensterben der Erdgeschichte ist aufgeklärt. Zwischen den Zeitaltern Perm und Trias war es besonders schlimm: Der blaue Planet erlebte vor 251 Millionen Jahre das bis heute größte Massensterben seiner Tierwelt, bei dem über 70 Prozent der Landtiere und sogar 95 Prozent aller Tierarten in den Meeren ausstarben.
Karl hat für diese des AstroGeo Podcast viele Studien gesichtet: Was wissen Geologinnen und Geologen über die Ursache der permotriassischen Katastrophe? Über die letzten Jahrzehnte wurden etliche Thesen formuliert, allen voran brodelnde Vulkane im heutigen Sibirien und der Einschlag eines gewaltigen Meteoriten. Mittlerweile ist klar: Das größte Massensterben sollte uns Menschen interessieren. Denn Vieles, was damals auf der Erde passierte, scheint sich nun durch unser Handeln zu wiederholen, wenn wir nichts dagegen unternehmen.
Episodenbild: CC-BY-SA 3.0 Unported, dmitrchel@mail.ru
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Quellen
- Buch: Retallack, G., Soil Grown Tall, The Epic Saga of Life from Earth, Springer (2022)
- Buch: Ward, P. & Kirshvink, J.: A New History of Life, Bloomsbury Press (2015)
- Fachartikel: Becker, L. et al.: Impact Event at the Permian-Triassic Boundary: Evidence from Extraterrestrial Noble Gases in Fullerenes (2001)
- Fachartikel: Berner, R.: Examination of hypotheses for the Permo–Triassic boundary extinction by carbon cycle modeling (2002)
- Fachartikel: Becker, L. et al.: Bedout: A Possible End-Permian Impact Crater Offshore of Northwestern Australia (2004)
- Fachartikel: Retallac G.: Methane Release from Igneous Intrusion of Coal during Late Permian Extinction Events (2008)
Ohne diese Klimakatastrophe damals würde es den Menschen vermutlich gar nicht geben. Zum Glück wurde sie nicht verhindert.
Danke für diese umfangreiche Zusammenstellung.
Es scheint, dass die wirklich grossen Massenaussterben mit einer starken Veränderung der chemischen Verhältnisse in Luft, Wasser und Boden verbunden waren, etwas was bei der gegenwärtigen menschengemachten Erwärmung – zum Glück – von niemandem erwartet wird. Solche Änderungen der chemischen Zusammensetzung etwa des Ozeans können natürlich ganze Populationen von Lebewesen zum Verschwinden bringen.
Zur Perm-Trias Grenze etwa liest man in der Wikipedia:
Mir scheint: Die signifikante Erwärmung an der Perm-Trias Grenze (5 Grad Celsius) war wohl nicht hauptverantwortlich für das Massenaussterben, sondern hat es wohl nur zusätzlich vorangetrieben. Wenn es schon von der Chemie her nicht stimmt, dann kann eine zusätzliche Erwärmung wohl den letzten Todesstoss bedeuten.
Wenn sich die Chemie in unserer Lebensumwelt stark verändert, dann wird’s wirklich gefährlich. Immerhin: Falls so etwas bald schon eintrifft, dann können wir uns Marsmissionen sparen. Denn dann kriegen wir eine fast so lebensfeindliche Umwelt wie heute schon auf dem Mars.
@Martin Holzherr:
Die Parallele zum menschgemachten Klimawandel ist, dass die Vulkanaktivität vermutlich Kohle-/Ölvorkommen in Brand gesteckt hat und dabei große Mengen fossiler Rohstoffe verfeuert hat (siehe Flugasche aus der heute kanadischen Arktis). Dazu kommen die Indizien für eine massive Freisetzung von Methan – was ja einer der erwarteten Kipppunkte unseres selbstgemachten Klimawandels sind.
Am Ende ist die Frage der Stärke eines Massensterbens auch eine Frage der Resilienz der Lebewelt. Da kam im späten Perm vermutlich einiges zusammen. Wir Menschen setzen aber auch die Resilienz herab, indem wir die Ökosphäre in vielen erdenklichen Maßen stressen. Und wir reden ja nur vom Status quo: nach einem globalen Atomkrieg, der ja derzeit nicht so richtig unwahrscheinlich wirkt, müssen wir vermutlich nicht mehr über Resilienz oder Nahrungsmittelsicherheit sprechen.
” Es scheint, dass die wirklich grossen Massenaussterben mit einer starken Veränderung der chemischen Verhältnisse in Luft, Wasser und Boden verbunden waren, etwas was bei der gegenwärtigen menschengemachten Erwärmung – zum Glück – von niemandem erwartet wird. ”
— Hallo Hr. Holzherr – Ihr Satz erscheint mir, als eine grandiose Fehleinschätzung bei Betrachtung unseres aktuellen Status Quo von Ökologie und Klima, – falls er nicht ironisch gemeint war.
Menschgemachte Veränderungen in Klima, Luft, Wasser, Boden bzw. in der Ökosphäre haben längst ein Ausmaß erreicht, welches geeignet ist das momentane, beschleunigte Aussterben der Arten zu erklären.
Anscheinend “erwarten” Sie diese/Ihre Fehleinschätzung auch von allen anderen Zeitgenossen – weit gefehlt.
Die dringlichsten Massnahmen, um (nicht nur) dem Artensterben entgegen zu wirken, wären Veränderungen in der Agrarwirtschaft im Umgang mit Wasser und Böden.
Die Erderwärmung ist nicht nur durch ansteigende Klimagaskonzentrationen verursacht, sondern überwiegend auch durch die absinkende Kühlleistung von Wolken-, Eis- & Schnee-Albedo und Verdunstung auf der Land-Oberfläche.
Eine aktuelle Analyse der CERES Daten (2000-2020) belegt dies relativ eindeutig.
https://climateprotectionhardware.wordpress.com/
Zu Peter Müller :
Aus Sicht der Evolution ist das ein Fliegenschiss denn sie hat wieder mal Zeit, viel Zeit, um zu experimentieren. Dass dann dieser Homo Sapiens bei rausgekommen ist könnte wahrscheinlich Zufall gewesen sein und neue Intelligenzformen stehen wahrscheinlich schon in den Startlöchern wenn der Mensch sich selbst erledigt hat. Die Evolution hat noch gut eine Milliarde Jahr Zeit um auf diesem Planeten neue Lebensformen durchzuspielen, vielleicht auch neue Formen von Intelligenz zu schaffen .Diese Intelligenzen werden dann versuchen zu verstehen wie un-intelligent dieser Homo Sapiens gewesen sein muss…
@Golzower: wer sagt denn das neue Intelligenzler intelligenter sind als heutige.
Ich behaupte: was die Intelligenz, das soziale Verhalten und vieles mehr angeht ist der Mensch ein gutes Produkt. Der Mensch ist nur nicht ein Planetarier, also kein Wesen, das sich um den ganzen Planeten kümmert. Dafür gab es ja auch keinen evolutionären Druck.
Der Mensch hat zudem durchaus Chancen die Probleme zu überstehen, die er selbst geschaffen hat. Er kann etwa auswandern (Orbit, Nachbarplaneten) oder/und die Machtverteilung so organisieren, dass das Wohl der Gesamtheit mehr zum Zuge kommt und negative Auswirkungen minimiert werden.
Fast jede menschengemachte Katastrophe werden zudem einige überstehen. Diese Überlebenden, diese übrig gebliebenen, können dann alles wieder aufbauen – bis zum nächsten Kollaps.
Es könnte so herauskommen: Auf der Erde gab es immer wieder Massensterben. Aber einige Tierarten haben immer überlebt. In Zukunft könnte es in der Welt der Menschen immer wieder Massensterben geben, wobei neu vor allem Menschen sterben würden. Jeder Neuanfang könnte dann ganz neue Zivilisationen hervorbringen. Viele von ihnen würden aber irgendwann von einer neuen selbst gemachten Katastrophe dahingerafft werden.
Panta rei. Alles wiederholt sich. Allerdings nicht immer im Detail gleich, sondern auf einer höheren/anderen Ebene.
Zur Vermutung, dass die Meeresspiegel gesunken und damit die Kontinentalschelfe trockengefallen sind (etwa bei 27:25) und der Frage, wohin dann das Wasser verschwunden ist. Haq, Schutter unterscheiden zwischen kurzfristigen und langfristigen Meeresspiegeländerungen (Haq, Schutter 2008, “A Chronology of Paleozoic Sea-Level Changes”). Kurzfristige sind solche, die zum Beispiel durch Kaltzeiten und den dadurch wachsenden Eiskappen an den Polen oder auch durch stärkere oder schwächere Sedimentation verursacht werden, langfristige sind solche, die durch Tektonik verursachte Änderungen in der Größe der Ozeanbecken hervorgerufen werden. Kurz- und langfristig bezieht sich hierbei auf geologische Zeiträume, wobei kurzfristig ein paar Tausend bis zu drei Millionen Jahre meint.
Zu den langfristigen Änderungen vor der Perm-Trias-Grenze schreiben sie:
Auf deutsch: Der Fall des Meeresspiegels begann schon im mittleren Perm und wurde durch besagte Langfrist-Änderungen verursacht. In der im Paper abgebildeten Kurve erkennt man, dass der absolute Tiefpunkt des Meeresspiegels beim Übergang vom mittleren zum späten Perm lag, etwa vor 259 Millionen Jahren. Zum Ende des Perms hin gab es dann eine leichte Erholung. Was eher dagegen spricht, dass der sinkende Meeresspiegel für das Massenaussterben an der P/T-Grenze verantwortlich war.
Danke für die Präzisierungen! Da werde ich in meiner nächsten Folge gerne kurz drauf eingehen.
Bitte beim Thema bleiben. Kommentare, die nichts mit dem Inhalt der obigen Podcastfolge zu tun haben, werden unkommentiert gelöscht.
Sorry. Hatte meinen Beitrag abgesendet und erst dann diesen Kommentar gesehen. Wenns nicht passt, dann ruhig löschen.
Schon passiert. Ist auch nicht persönlich gemeint.
super Diskussionen, sehr interessant! vielen Dank für den Einsatz und die Information. Michael Gumtau
Danke für diese Zusammenstellung!