Stellarium im Großplanetarium 2 (Jena 2023)

Wie bereits erwähnt, lässt sich die Software Stellarium auch im Großplanetarium nutzen. Der Clou war bei der Vorführung in Jena am 1. November, dass wir auch Zugriff auf einige 3D-Modelle der Archäologie hatten: Die Arbeit von Herrn Zotti am Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie hat er den Sternhimmel von Stellarium mit interaktiven 3D-Modellen kombiniert, so dass man virtuell durch den Steinkreis von Stonehenge oder den Tempel im ägyptischen Karnak laufen kann und dabei anschauen, welche Gestirne neben den Steinen auf- oder untergehen. Da dies für die Archäologie eine Vermessungs- bzw. Analysemethode ist, sind diese Darstellungen auch fachlich korrekt und akkurat (und nicht nur symbolisch wie in früheren Projektionsplanetarien).

Zwar ist sich die kulturastronomische Forschung heute einig, dass Stonehenge keine Sternwarte oder Sonnenwarte war, dass damit keine Finsternisse berechnet wurden und dass die Anlange wahrscheinlich auch gar nichts mit Astronomie zu tun hatte (sondern eine Art Kultstätte war), aber das hält ja nicht zahllose Menschen an den Sonnenwenden davon ab, zu dem Heiligtum zu pilgern und dort ein rollenspielartiges Spektakel mit Druiden und anderen Wunder-Meistern abzuhalten. Wir müssen die Frage daher ähnlich wie den Stern von Bethlehem hin und wieder in öffentlichen Vorträgen diskutieren.
Lassen wir Crux empor steigen
Nur wenige Jahrhunderte jünger als die Steinsetzungen in Südengland ist der Tempel von Karnak in Ägypten. Er datiert ins ausgehende dritte Jahrtausend BCE und ist ebenfalls Gegenstand von Forschungen zur astronomischen Orientierung. Lichtspiele, dass die Sonne in bestimmten Sichtachsen zwischen Toren oder Tempelwänden auf- oder untergeht, sind immer recht attraktiv – egal, ob die Gebäude mit diesen astronomischen Visuren absichtlich gebaut wurden oder nicht, das Lichtspiel an sich ist ein Spektakel.
Ägyptische Sternbilder aus dieser Zeit sind uns nicht bekannt. Erhalten sind nur so genannte “Sternuhren” (eigentlich eher: Kalender) in den Deckeln von manchen Särgen zu dieser Zeit. Diese Schemata wurden natürlich nur von der Mumie im Sarg gesehen und sind daher eher “Abbildungen von Sternkalendern” als wirkliche Kalender. Sie überliefern also nur die Information, dass es zu dieser Zeit in Ägypten astronomische Datumsbestimmungen gab und nicht die exakten Geräten, mit denen das gemacht wurde.

Als berühmtestes Abbild einer “ägyptischen” Sternkarte kennt man landläufig den sog. “Tierkreis von Dendera”, den die Expedition von Napoleon nach Paris brachte, wo er im Musée du Louvre gezeigt wird. Diese runde Sternkarte ist tatsächlich eine recht genaue Sternkarte, aber – obwohl sie im ägyptischen Zeichenstil gemalt ist – sie zeigt nur wenige originale ägyptische Sternbilder. Original ägyptisch sind die Dekan-Gottheiten, die die Sternbilder-Karte säumen, aber das Sternbilder-Set an sich ist überwiegend nicht ägyptisch, sondern babylonisch oder griechisch und in ägyptisierter Darstellung. Im Planetarium können wir natürlich einen (völlig anachronistischen) Zeitsprung machen und die Sternbilder von Dendera, die in römische Zeit datieren, über dem Tempel von Karnak (2000 Jahre früher) darstellen.

Napoleon Bonaparte war aber nicht nur in Ägypten, sondern auch in Jena. Nicht nur gibt es in dieser Gegend zahlreiche Gedenksteine an diverse Schlachten, sondern die berühmte (zufällig gleichzeitigen) Doppelschlacht von Jena und Auerstedt, bei der er über die preußische Armee siegte, wurde auch in einer eigenen Planetariumsshow von Planetarium Jena verarbeitet.
