Ein heißer Dreier

BLOG: ScienceZest

Forschung lecker zubereitet
ScienceZest

Ich dachte, ich stell mal den Blog vor. ScienceZest existiert schon länger, der Umzug zu SciLogs.de ist jedoch brandneu. Der Titel dieses ersten Posts sagts eigentlich schon: Hier wir mit gewisser Flapsigkeit, Unverblümtheit und (seltener) Ironie geschrieben.

Trotz allem geht’s jetzt um einen heißen Dreier. Warum ist der heiß und nicht flott? Weil er aus den Tiefen des Atlantiks kommt, genau in der Mitte, dort wo die Spreizung des Ozeanbodens heiße Quellen entstehen lässt.

An diesen Tiefseequellen treten neben heißem Wasser auch Gase aus, zum Beispiel Methan und Sulfid. Trotz der Giftigkeit, finden das einige Tierarten ganz wunderbar. Die Muschel Bathymodiolus zum Beispiel. Diese brauen und etwa handgroßen Tiere haben, wie alle anderen Bewohner heißer Tiefseequellen, einen lebenslangen Vertrag mit Bakterien abgeschlossen.

Fern vom Sonnenlicht basiert die Ernährung der Muscheln nicht auf Algen oder Winzgetier (wie bei ihren Flachwasser-Verwandten, den Miesmuscheln), sondern auf Kohlenstoff- und Energiequellen die nur von Bakterien angezapft werden können. Und so sieht das ganze aus:

Bathymodiolus und seine zwei Symbionten

Dies ist ein Querschnitt einer Bathymodiolus Kieme. Das Organ, das bei Miesmuscheln zur Atmung und Filterung von Nahrung dient, ist hier das zu Hause für symbiontische Bakterien geworden. Methanogene (sie fixieren Methan, grüne Knödel im Bild) und Thiotrophe (sie gewinnen Energie bei der Oxidierung von Sulfid und fixieren Kohlendioxid, rosa Knödel im Bild) leben in den Kiemenzellen der Muschel (blaue Knubbel im Bild sind die Zellkerne). Die Farben im Bild kommen von Fluoreszenzfärbungen (DAPI & FISH)

So. Und jetzt verrat ich noch warum dass doch kein heißer Dreier ist: Die Muscheln wollen ja auch nicht Muschelsuppe werden. Ein paar Zentimeter Abstand zur heißen Quelle ist es nur noch handwarm. Und da fühlt sich Bathymodiolus ganz wohl.

 

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Annelie Wendeberg ist eigentlich Umweltmikrobiologin. Doch eines schönen Wintermorgens klappte sie die Augen auf und dachte sich "ich schreib mal was". Seither versucht sie ihre Leidenschaft Forschung leicht verständlich und spannend in kurzen Blogartikeln zu vermitteln. Meistens schreibt sie über alles Mögliche was irgendwie mit Forschern, Biologie, Umwelt, Ökologie und vor allem Mikrobiologie zu tun hat. Des Nachts bringt Annelie Wendeberg Leute um. Auf dem Papier. Für den KiWi Verlag.

9 Kommentare

  1. Wollkommen

    Hallo und willkommen bei Scilogs.

    Mir drängt sich noch eine Frage auf: Sind die Kiemen dieser Muscheln wirklich so farbenfroh, oder wurde bei der Bildgebung mit Fluoeszenzfarbstoffen nachgeholfen. Oder handelt es sich gar um eine Falschfarbendarstellung?

  2. Heiße Texte!

    Da freue ich mich doch sehr und rufe unserer neuen Blognachbarin ein fröhliches “Herzlich Willkommen!” entgegen! Möge es Dir auch hier auf den scilogs gelingen, auch weiterhin viele Menschen für Wissenschaft zu erwärmen!

  3. Dankeschön!

    …für die netten Willkommensgrüße!
    Und jawoll – das ist natürlich eine Fluoreszenzfärbung. Werd ich mal reinschreiben, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.

  4. Annelie

    Das passt scho! Wir scilogger lieben Tippfehler – und Fluoreszenzfärbungen! Du bist hier also genau richtig! 😉

    @Joachim: Also, ich finde, “Wollkommen” ist ein Tippfehler von epischer Poesie! Nahezu vollkommen… 🙂

  5. Was man doch fürs Futter nicht alles tut

    Wo’s Nahrung gibt – und sei es Methan oder Sulifd -, gibts Leben lehrt uns dieser Beitrag. Und sogar höhere Lebewesen wie Muscheln – immerhin Mehrzeller – können über Symbionten von Methan und Sulfid leben.

    Praktisch für uns Menschen wäre der umgekehrte Prozess, der mittels Photosynthese aus CO2 und Wasser Methan oder andere Kohlenwasserstoffe herstellen würde, die wir dann als Treibstoffe verwenden könnten. Solche Organismen gibt es sogar und man kann ihnen per genetischer Modifikation noch etwas nachhelfen, was man dann als erzwungene Symbiose interpretieren könnte, leben dann doch Menschen von den ausgeschiedenen Kohlewasserstoffen von Organismen. Allerdings wäre das ein weit gefasster Begriff von Symbiose und von Leben, denn wir würden ja mit den gewonnen Treibstoffen nur Autofahren – ausser man interpretiert Autofahren als eine Form des Lebens.

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