Klimakrise und Klimaschutz: Worüber sollten wir reden?

Während des Klimastreiks gestern habe ich vor allem darüber nachgedacht, wie es in punkto Klimakrise um unseren gesellschaftlichen Diskurs steht. Worüber wir eigentlich reden sollten, und worüber wir reden – letzteres ja nicht nur eine Folge von Sachzwängen, sondern mit parteiischen Zügen: Wer Klimaschutzmaßnahmen für übertrieben hält, oder aber z.B. aus kurzfristigem Eigennutz (noch möglichst lange weiter Autos, Benzin etc. verkaufen) verzögern möchte, zieht ja durchaus einen Vorteil daraus, wenn die öffentliche Diskussion sich festfährt, sei es weil wir zum x-ten Male eigentlich längst geklärte Pseudo-Argumente durchkauen, sei es weil das Framing in Richtung “Wieviel kann/wird/darf Klimaschutz kosten” oder “Was tun Sie denn als Einzelperson?” verschoben wird, wie ja jüngst wieder in entsprechenden Talkshows. Letztlich ist auch öffentlicher Diskurs eine Sache begrenzter Ressourcen – Aufmerksamkeit und der Zeitaufwand, Argumente zu formulieren und darauf einzigehen.

Worüber sich weiteres diskutieren eher nicht lohnt: Grundlagen…

Als Wissenschaftskommunikator, aber eben auch als Physiker bzw. Astrophysiker, ergibt sich meine Einschätzung, was eigentlich ausdiskutiert sein sollte und wo stattdessen drängender Diskussionsbedarf besteht, natürlich vor allem aus dem, was ich bei der Klimakrise als Stand der Wissenschaft ansehe. Das ist auch eine Sache grundlegenden Vertrauens, dass die Klimawissenschaftler*innen ihre Arbeit ähnlich sachgerecht erledigen dürften wie es in anderen Wissenschaften der Fall ist. Aber zusätzlich bin ich natürlich im Umgang mit wissenschaftlichen Ergebnissen immer auch neugierig zu verstehen, wie sie zustandekommen. Und im Falle der Klimawissenschaften und der Klimakrise gibt es praktischerweise deutliche Überschneidungen mit der Astrophysik. Die einfache Rechnung zum Strahlungsgleichgewicht, bei der die Planeten mit nicht vernachlässigbaren Atmosphären nach oben ausscheren, führe ich selbst in entsprechenden Einführungsvorlesungen durch; direkter Hinweis auf den Treibhauseffekt [PDF ab S. 4]. Hier der entsprechende Plot, A steht für “Albedo”, also für den Anteil der von außen fallenden Strahlung, die von einem Planeten direkt wieder reflektiert wird:

Diagramm, bei dem für die Planeten des Sonnensystems Abstand von der Sonne ud berechnete ebenso wie tatsächliche Oberflächentemperatur aufgetragen ist
Venus hat zugegebenermaßen nach menschlichen Maßstäben noch eine deutlich größere Klimakrise als die Erde

Die Rechnungen dazu, wie CO2 verändert, was von außen an Strahlung auf die Atmosphäre fällt und was abgestrahlt wird, führen ja nicht nur Klimawissenschaftler*innen durch, sondern auch Astrophysiker*innen – genau das müssen wir ja herausrechnen, wenn bodengebundene Teleskope Beobachtungen vornehmen um zum Beispiel herauszurechnen, welche Eigenschaften eines aufgenommenen Spektrums nicht von dem fernen astronomischen Objekt, sondern aus der Erdatmosphäre stammen.

Daraus ergibt sich bereits sehr direkt, dass die gemessene Zunahme an CO2 sehr wohl die richtige Größenordnung hat, um die beobachtete Erwärmung zu verursachen. Und klar kommen da noch eine Reihe weiterer Effekte dazu – Aerosole, die Reflektivität von Eis und Wolken und einiges mehr. Aber allein der Umstand, dass die Effekte des CO2 in der richtigen Größenordnung liegen, ist bereits eine krasse Warnung. Vernünftiger Umgang mit so einer Situation besteht ja nicht darin, selektiv nach Effekten zu suchen, die möglicherweise noch abdämpfen könnten, was da in Sache Klimakrise passiert. Sondern eine Risikoabschätzung muss an der Stelle erst einmal konstatieren: Ja, da gibt es potenziell gefährliche Effekte in der richtigen Größenordnung.

Hinzu kommt die Asymmetrie. Dass die Menschheit mit ihrem Kohlenstoffdioxidausstoß einen vergleichsweise großen Einfluss auf die Strahlungsbilanz der Erde haben kann, ist ja eine ganz besondere Situation – vergleichbar der Art und Weise, wie vergleichsweise wenig Aufwand an einem Wasserhahn einen großen Unterschied beim Wasserfluss in eine Badewanne oder durch einen Gartenschlauch machen kann, oder wie ein vergleichsweise kleiner Steuerstrom bei einem Transistor einen starken Arbeitsstrom steuert. Bei realistischen Gegenmaßnahmen sehe ich solche Ventilfunktionen nicht. Das ist eine ganz grundlegende Gefahr: Dass wir mit den vergleichsweise begrenzten Mitteln der Menschheit zwar über den Ventileffekt die Klimakrise herbeiführen können, beim Gegensteuern aber vergleichsweise hilflos sind, bereits von den gigantischen Energiemengen her, um die es geht. Auch das ist bei der Risikobetrachtung zur Klimakrisee ein klares Warnsignal – eine negative Veränderung, die wir zur Not mit vertretbarem Aufwand rückgängig machen können, ist generell weniger gefährlich als eine, bei der wir die Gegenrichtung kaum beeinflussen können.

…Daten zu Erwärmung und CO2-Ausstoß…

Auch Detaildiskussionen zu den Daten zur Erwärmung oder zum CO2-Ausstoß halte ich zur jetzigen Zeit für vergleichsweise wenig lohnend. Zumal einige Kollegen aus der Astronomie bereits genau das gemacht haben, was man machen sollte, wenn man sich fragt, ob an der Kritik der Klimaskeptiker an Temperaturreihen doch etwas dran ist. Eine Gruppe von Astronom*innen und Physiker*innen rund um Supernova-Jäger Richard Muller und seine Tochter Elisabeth – darunter auch der Kosmologe und spätere Physik-Nobelpreisträger Saul Perlmutter – haben mit ihrem Berkeley-Earth-Projekt eigenständig Daten gesammelt, komplett neu analysiert und dabei die wichtigsten Argumente aus der Klimaskeptiker-Szene explizit berücksichtigt. Ihre Ergebnisse stimmten aber am Ende mit dem überein, was auch die hauptamtlichen Klimaforscher*innen gefunden hatten.

Ich selbst hatte mir die Temperaturkurven zwei Mal selbst näher angeschaut (2013 hier, 2015 hier), als es hieß, es gäbe eine Art Pause der Erderwärmung. Mein Fazit, das ich heute noch schärfer formulieren würde als in jenen Artikeln: Was damals z.B. bei SPIEGEL Online mit dem Einleitungssatz “Kann den Klimaprognosen noch getraut werden?” zur Erwärmungspause zu lesen war, war letztlich ein wissenschaftsjournalistisches Armutszeugnis. Fatal die fehlende Unterscheidung von kurzfristigen Schwankungen und langfristigen Trends; um letzteres geht es ja beim Klimawandel. Das hätte der damalige Autor – Axel Bojanowski, heute bei der WELT für die Klimaberichterstattung zuständig – deutlich herausarbeiten müssen. Hat er aber nicht, sondern ist stattdessen eben in eine skeptische Gegenrichtung geprescht.

Last but not least schaue ich als Physiker vor allem auch auf die Ozeane. Das wichtigste Wärmereservoir für die zusätzliche Energie, die ins System Erde fließt, sind nun einmal die Ozeane. Da landet bei weitem die meiste Energie (rund 90%), und wird dort auch nicht so einfach wieder herauszuholen sein. Deren Erwärmung ist daher ein wichtiger Indikator für die Erwärmung; hier gibt es dazu jeweils aktuelle Zahlen:

Klimakrise im Wasser: die Erhöhung der Wärmeenergie in den Ozeanen im Diagramm, von 1958 bis 2021

 

…Modelle…

Solche grundlegende Überlegungen finde ich wichtig, weil sie eine gewisse Absicherung darstellen. Ganz allgemein überzeugt man sich in der Physik bei der Analyse einer Situation ja in der Regel erst einmal, ob gewünschte Effekte oder vorgeschlagene Erklärungen anhand der Größenordnungen überhaupt plausibel sind, bevor man die eigentliche Rechnung beginnt. Im Falle der Klimakrise kann ich diese Abschätzungen selbst nachvollziehen. Die nächste Stufe, wo dann die erwähnten weiteren Effekte wie Wolken, Eis, Aerosole einbezogen werden, sind entsprechende Modellrechnungen.

Auch da gilt: Für eine ungefähre Abschätzung helfen schon recht einfache Modelle weiter. Das finde ich aus Physikersicht wichtig. Wenn Ergebnisse arg empfindlich von den Details einer Simulation abhängen, ist das potenziell problematisch. Wenn, wie im Falle des Klimawandels, die wichtigsten Simulationen ähnliche Verläufe vorhersagen, ist das erst einmal ein gutes Zeichen. Schon die von Exxon selbst erstellte, sehr vereinfachte Projektion von 1982 liegt da recht nahe an der tatsächlichen Entwicklung. Eine schöne Animation dazu von Kevin Pluck gibt es in diesem Tweet, hier als GIF reproduziert:

Grafischer Vergleich der Klimakrise-Projektion von Exxon-Wissenschaftlern aus dem Jahre 1982 mit dem realen Verlauf
Animation: Kevin Pluck

Nur dass Exxon auf jene Wissenschaftler dann ja nicht gehört hat. (Stefan Rahmstorf hat das entsprechende Diagramm nebenan in der KlimaLounge analysiert).

Letztes Jahr habe ich eine Bachelorarbeit ko-betreut, bei der die betreffende Studentin untersucht hat, wie gut die Prognosen des einfachen Python-Programm SimMod sind (allerdings ohne das Kohlenstoff-Zyklus-Modul, das haben wir nicht zum Laufen bekommen). Selbst ein solches vergleichsweise einfaches Modell, dass die wichtigste Physik umfasst aber ansonsten recht grob gestrickt ist (und dafür immerhin auch auf einem Laptop laufen kann und keine Supercomputer benötigt) sagt die nächsten ca. 10 Jahre im Vergleich zu den deutlich aufwändigeren Modellen der Klimaforscher*innen recht gut vorher – für mich ein interessantes Beispiel von Robustheit.

Für meine persönliche Einschätzung wichtig fand ich auch diesen Fachartikel hier in Geophysical Research Letters von Zeke Hausfather und Kollegen. Kernfrage bei den Modellen ist ja: verstehen wir die Physik des entsprechenden Klimasystems? Wie sich der menschliche CO2-Ausstoß mit der Zeit entwickelt, können wir ja nicht ernsthaft voraussagen, das hängt von politischen Entscheidungen ab. Die physikalische Frage ist stattdessen: Für einen gegebenen Verlauf des CO2-Ausstoßes, wie entwickelt sich die Temperatur?  Das wird in den Paper für 17 Modelle, veröffentlicht zwischen 1970 und 2001 überprüft – und zwar jeweils für die Zeit zwischen Veröffentlichungszeitraum des Modells und dem Jahr 2017 (weil die Forscher bis dahin alle zur Auswertung nötigen Daten hatten). In einem der Vergleiche werden dabei für die “Forcings”, also insbesondere den CO2-Ausstoß, die für jene Zeit bekannten Werte eingesetzt – das erlaubt eine Einschätzung, wie angemessen die Physik in den Modellen berücksichtigt wurde, unabhängig davon wie gut die Autor*innen außerdem noch darin waren, die politischen Entwicklungen zu prognostizieren. 14 der 17 Modelle sagten in der Tat gut vorher, was in jenen Jahren dann tatsächlich geschah. Die anderen lagen etwas über oder etwas unter der tatsächlichen Erwärmung. Grund genug, das ernstzunehmen, was diese und inzwischen dann auch noch weiterentwickelte Modelle für die verschiedenen möglichen Szenarien an zukünftiger Erwärmung vorhersagen.

…und der ganze Rest der Klimakrise

Das sind aus meiner Sicht die Grundlagen in punkto Klimakrise, was natürlich nicht heißt, dass es nicht noch andere wichtige Aspekte gibt. Zur zunehmenden Häufigkeit von Extremwetterereignissen als vermutlich deutlichsten nachrichtensendungstauglichen Ereignissen im Zusammenhang mit der Klimakrise fand ich diesen Explainer von Carbon Brief interessant. Dass Extremwetterereignisse zunehmen finde ich auch aus elementar-physikalischen Überlegungen heraus plausibel – dass die Fluktuationen umso größer sind, je mehr Energie man in ein System pumpt, ist ja in einer ganzen Reihe von Fällen so.

Dann ist da noch das Problem der Kipp-Punkte. So etwas kenne ich wiederum als Physiker ganz allgemein von dynamischen Systemen – nicht zuletzt in der Astrophysik, wo bestimmte Systeme, etwa eine Molekülwolke unter dem Einfluss der eigenen Schwerkraft, nur für eine bestimmte Wahl der grundlegenden Parameter stabil ist, und der Übergang in einen bestimmten Parameterbereich dann zu drastischen, unaufhaltbaren Veränderungen führt, in diesem Falle zum Kollaps.

An der Stelle kann man sich natürlich beliebig tief einlesen; mit dem IPCC-Report ist die zugrundeliegende Physik ja auch so umfassend gehoben-allgemeinverständlich (sprich: verständlich für Menschen mit Grundlagenkenntnissen, die aber nicht in dem betreffenden Fachgebiet arbeiten) aufgearbeitet wie in keinem anderen Fachgebiet, dass ich kenne.

Und ja, klar bleiben da Unsicherheiten. Klar besteht da weitergehender Forschungsbedarf. Klar erweisen sich in der Klimawissenschaft, wie in anderen Wissensgebieten auch, bestimmte Behauptungen als Fehlschlüsse, siehe z.B. der verschwindende AMO-Zyklus.

Aber auch da ist die Frage: Wie gehen wir mit den Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Klimakrise um? Manchmal wird ja so argumentiert, als würden die Unsicherheiten die gesamten Warnungen zur Klimakrise infrage stellen. Das halte ich aus mehreren Gründen für falsch. Erstens sehe ich keine Unsicherheiten von einer Größenordnung, dass sie das Problem des Klimawandels im Ganzen vom Tisch fegen würden – sondern allenfalls Unsicherheiten, die für die quantitativen Aussagen zu einem bestimmten Spektrum an Entwicklungsmöglichkeiten führen. Zweitens wirken die Unsicherheiten in beide Richtungen. Eventuell kommt es weniger schlimm als die vom IPCC als am wahrscheinlichsten bewertete Prognose, aber eventuell eben auch schlimmer. Dem letzten IPCC-Bericht zufolge erreichen wir die 1.5 Grad Celsius Erwärmung ja leider vermutlich sogar früher als in den vorangegangenen Berichten angenommen.

Und auch bei den Unsicherheiten stellt sich eben die wichtige Frage nach dem richtigen Umgang mit Risiko. Alles in allem ist das Risiko sehr hoch, dass wir ohne drastisch reduzierten CO2-Ausstoß den Klimawandel weiter antreiben und die Klimakrise verschlimmern – und wenn wir Pech haben rasch einen der Kipp-Punkt erreichen, ab denen es dann noch schlimmer wird. In gefährlichen Situationen muss man ab einem bestimmten Punkt einfach handeln. Wenn ein Auto scheinbar ungebremst auf mich zu rast, springe ich zur Seite und sage nicht “Aber ganz sicher ist ja nicht, dass der Autofahrer vielleicht doch noch abbremst.” Wir verstehen den Klimwandel sicher noch nicht in allen Details, aber dieselbe Aussage gilt für jedes andere Wissensgebiet entsprechend. Solide genug als ernstzunehmende Warnung, auf die wir reagieren müssen, sind die Erkenntnisse auf alle Fälle.

Das war jetzt ein persönlicher Überblick zu den Themen, über die ich eine ausgiebige Diskussion derzeit nicht für sinnvoll halte, mit zahlreichen Links insbesondere für alle, die zu jenen Teilbereichen noch mehr wissen möchten.

Einen ganz konkreten weiteren Grund, diesen Teil der Sache als gegeben hinzunehmen und die Ressourcen, die wir für gesellschaftliche Diskussionen haben, vor allem auf die Frage zu richten, was wir an dieser Stelle tun können, hat  in diesem Frühjahr das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil zum Klimaschutz geliefert. Deutschland hat sich vertraglich festgelegt, einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten; das Bundesverfassungsgericht hat klargestellt, dass wir die Umsetzung nicht auf zukünftige Generationen auslagern können (weil das einen zu starken Eingriff in deren Freiheitsrechte bedeuten würde), und jetzt sind wir am Zug:

Wie reagieren wir auf die Klimakrise?

Und damit sind wir bei dem Bereich, in dem ich mich über eine weitergehende Diskussion freuen würde – gerade weil er weitgehend außerhalb meines eigenen Fachgebiets liegt, aber dafür, wie es weitergeht, entscheidend ist. Was haben wir denn für Möglichkeiten, der Klimakrise zu begegnen? Auch da wäre schön, wenn wir auf Pseudo-Argumente verzichten könnten – der bloße Verweis auf “Deutschland trägt aber nur 2% bei!!11!” ist ohne Kontext einigermaßen sinnlos. Und sollte den betreffenden Kommentator oder die betreffende Kommentatorin sofort auf die Steuerfahndungsliste katapultieren, denn wer so argumentiert und weniger als 2% des bundesweiten Steueraufkommens aufbringen müsste – Sie sehen, wo das hinführen kann.

Zumal es ja genügend ernsthafte Themen zu diskutieren gibt: Wasserstoff, ja oder nein? Rolle der Atomkraft? Wie gehen wir mit fehlenden Speichermöglichkeiten bei Wind- und Sonnenenergie um? Über all das kann man mit entsprechenden Argumenten durchaus unterschiedlicher Meinung sein.

Ich persönlich fand diese Analyse hier von “Der Graslutscher” interessant, diesen SPIEGEL-Artikel zu den Kosten, die auf uns zukommen, wenn wir beim Klimawandel nichts tun, sowie diesen Thread auf Twitter von Wolfgang Lucht und diesen Text zu den Subventionen, die wir derzeit nicht nur nicht für Klimaschutz ausgeben, sondern exakt in die Gegenrichtung: für Klimaschädliches. Auch die Aussagen von Franziska Hoffart und Claudia Kemfert dazu, dass wir keine Erkenntnis- sondern eine Ambitions- und Umsetzungskrise hätten, finde ich plausibel.

Die Sozialverträglichkeit ist ein zentraler Aspekt der Sache. Zur Frage der Arbeitsplätze, im Vergleich vom Sektor Erneuerbarer Energien und Kohleindustrie, fand ich diesen Thread von Miriam Vollmer hilfreich. Zu der Frage, wer besonders von billigem Sprit profitiert (Spoiler: eher die Reichen) fand ich diesen Artikel hier interessant.

Und ja, auch das Thema Lobbyarbeit gegen Klimaschutz muss man wohl auf dem Schirm haben – da fand ich diesen Riffreporter-Text und diesen ARD-Beitrag hilfreich. Außerdem diese 100 Dinge, die bei der CO2-Wende schieflaufen, von Stefan Schultz. Last but not least, weil das zeigt, dass der Umstand, dass bislang so vergleichsweise wenig geschehen ist, nicht nur bzw. sogar nicht vor allem an den technischen und organisatorischen Herausforderungen liegt – sondern an gezielten Störmaßnahmen aus doch eher kurzfristigen Partikularinteressen heraus. Eng damit zusammen hängt die Frage, ob die Medien angemessen über Klimawandel und Klimaschutz berichten – dazu hat Sara Schurmann einen durchaus kritischen offenen Brief geschrieben. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Frage, wie wir mit Klimaschutz umgehen.

Zur Frage gesellschaftlicher Akzeptanz finde ich den Bürgerrat Klima wichtig, der ja einigermaßen repräsentativ zusammengestellt war und daher ein besseres Bild unserer Gesellschaft geben dürfte als die deutlich enger geführte Auswahl derer, die in den verschiedenen Medien routinemäßig kommentieren. Hier ist ein ZEIT-Artikel darüber, und hier die Materialien des Bürgerrats selbst, inklusive des Bürger-Gutachtens.

Wie andere politisch relevante Themen auch läuft dieses hier Gefahr, in unkonstruktive Richtungen (insbesondere polemischer und chaotischer Art) abzugleiten. Hier die Regeln, nach denen ich die Diskussion hier moderieren möchte:

  • Bitte beim Thema dessen bleiben, was hier diskutiert werden soll: Vorschläge dazu, was für Handlungsmöglichkeiten wir für den Klimaschutz haben, aber natürlich gerne auch Kritik an solchen Vorschlägen
  • Bitte in einem Kommentar, der eine bestimmte Behauptung, einen bestimmten Vorschlag oder einen bestimmten Kritikpunkt enthält, wann immer möglich auf weitere Informationen verlinken. 
  • Bitte Kommentare kurz halten: 1000 Zeichen Maximum sollte ein guter Kompromiss sein. Lieber im Rahmen einer Diskussion mehrfach antworten als gleich zum Auftakt einen Kommentar mit einer Vielzahl verschiedener Aussagen einstellen.

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

87 Kommentare

  1. So ernst das Thema auch ist, ich denke, wir jammern am falschen Ende.
    Wir können das Klima nicht “schützen” und das biologische Leben auf der Erde hat schon ganz andere Katastrophen überstanden.
    Was wir im Grunde beklagen, ist der drohende Verlust unseres ach so bequemen Lebens.
    Wann begreifen wir endlich, dass wir auf einem Raumschiff leben, alle Ressourcen, die wir nutzen, sind seit dem “Start” vorhanden, einziger Zufluss der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ist die solare Energie. Demzufolge ist doch der logische Schluss, dass wir alles ( aber auch wirklich alles ) konsequent im Kreislauf nutzen müssen, und das mit der einzigen Energiequelle, direkt und indirekt, die uns für die kommenden 3 – 4 Ga zur Verfügung steht.
    Vielleicht kann uns die Beherrschung der irdischen Kernfusion ein wenig helfen, die Nutzung der natürlichen Kernspaltung ( Erdwärme ) auch, und wenn wir die menschlichen Unzulänglichkeiten wie Schlamperei und Profitgier bei der Konstruktion von K(ern)KW in Rechnung stellen, auch diese Technik. Definitiv müssen wir aber aufhören, aus fossilen Ressourcen CO₂ zu erzeugen, nicht des Klimas wegen, diese Ressourcen sind einfach zum schnöden Verbrennen viel zu wertvoll, wenn wir der Menschheit einen Zeithorizont über die kommenden 500 Jahre hinaus zubilligen wollen. Wir müssen uns ein Vorbild bei der Natur, ihrem Kreislauf und der Photosynthese nehmen, gerne auch mit deutlich besserem η als jene.
    Und ohne Speicher ist alles nichts, auch hier ist die menschliche Natur Vorbild: Die Fettreserven des Körpers reichen für einen “Betrieb” für fast drei Wochen, ohne Wasser ist nach drei Tagen Schluss, ohne Luft nach drei Minuten. Die Natur hat es bisher nicht geschafft, ein Lebewesen rein elektrisch zu betreiben ( dass sie elektrisch arbeiten kann, zeigen Gehirn und Nerven für die Informationsverarbeitung ), die Energie kommt aus den Kohlehydraten ( Kohlenwasserstoffen ) mit ihren hohen Speicherdichten.

    • Kreislaufwirtschaft ist sicher sinnvoll. Kernfusion ist leider noch nicht fertig entwickelt. Und bei der Kernspaltung gibt es halt auch offene Fragen. Aber haben Sie denn dafür mal entsprechende Quellen, wo das etwas näher ausgearbeitet ist? Ansonsten bleiben das ja doch sehr allgemeine Gedanken.

  2. Die sogenannte Klimakrise ist nur eines von vielen Syptomen einer nicht nachhaltig handelnden und denkenden Zivilisation. Genaugenommen ist das Wort ‘Krise’ angesichts der Irrevesibilität und mehrerer positiver Rückkopplungseffekte ein verharmlosender Euphemismus.
    Technisch und konzeptionell ist die Wende zu einem Ressourcenneutralen Wirtschaften und Leben machbar und sehr wahrscheinlich mit einem Gewinn an Lebensqualität für einen Grossteil der Menscheit verbunden. Wenn das genügend Menschen verstanden haben, lässt es sich vielleicht auch umsetzen.
    Marktwirtschafliche Instrumente dafür sind CO2 Steuer und Emissionszertifikate. Der Idealfall wäre, beide Instrumente in globale, multilaterale Handelsabkommen zu giessen. Dann würde ein internationaler Wettbewerb um CO2 neutrale Technologien und Organisationformen entstehen. Mit dem Deckeln der Emissionszertifikate wären Klimaziele punktgenau zu erreichen. Jedenfalls theoretisch. Falls mindestens Europa, Japan, USA, China sich darauf einigen könnten, müssten andere mitziehen um nicht isoliert dazustehen und vom globalen Handel mehr oder weniger ausgeschlossen zu sein.

    • @ralph (Zitat): Technisch und konzeptionell ist die Wende zu einem Ressourcenneutralen Wirtschaften und Leben machbar und sehr wahrscheinlich mit einem Gewinn an Lebensqualität für einen Grossteil der Menscheit verbunden.
      Ja, konzeptionell ist eine ressourcenneutrale Wirtschaft kein
      Problem. Das Problem ist aber der Zeitrahmen. Alle bisherigen Energietransformationen haben viele Jahrzehnte in Anspruch genommen.
      Gemäss The History and Politics of Energy Transitions gilt:

      Das Global Energy Assessment (GEA) (2012: 788), eine große internationale, interdisziplinäre Anstrengung zum Verständnis von Energiesystemen, stellt fest, dass „Transformationen in Energiesystemen“ „langfristige Veränderungsprozesse“ im Ausmaß von Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten sind. Diese Ansicht besagt, dass, wie zwei Wissenschaftler der Stanford University schreiben, „es scheint keine schnelle Lösung zu geben; Energiesystemübergänge sind von Natur aus langsam“ (Myhrvold und Caldeira 2012: 1). Diese Seite wird unterstützt durch (1) die historischen Aufzeichnungen, (2) die Gültigkeit der Betrachtung des „großen Ganzen“ und (3) die Literatur zu „Lock-in“ und „Pfadabhängigkeit“.

      Historische Beispiele dafür sind folgende:

      In den USA brauchte Rohöl ein halbes Jahrhundert von seinen Explorationsphasen in den 1860er Jahren bis zur Eroberung von 10 Prozent des Marktes in den 1910er Jahren und dann 30 Jahre länger, um 25 Prozent zu erreichen. Erdgas brauchte 70 Jahre, um von 1 Prozent auf 20 Prozent zu steigen. Kohle brauchte 103 Jahre, um nur 5 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in den USA zu decken, und weitere 26 Jahre, um 25 Prozent zu erreichen (Smil 2012). Die Kernenergie brauchte 38 Jahre, um einen Anteil von 20 Prozent zu erreichen, was 1995 der Fall war.

      Um das 2-Grad Ziel zu erreichen müssen bis 2060/2070 die gesamten industriell/energetisch erzeugten CO2-Emissionen auf Null heruntergefahren werden. Und das global, nicht nur in den heutigen Industrieländern. Auch in China und Indien – zwei „Kohleländern“.

      Ratschlag: Das nächste Ziel muss Klimaneutralität sein und nicht schon Ressourcenneutralität oder gar eine Kreislaufwirtschaft. Denn nur schon Nullemissionen von Treibhausgasen zu erreichen, ist äusserst schwierig, denn bei den wenigen Jahrzehnten, die uns bleiben um das 2-Grad Ziel zu erreichen müssen auch die bestehenden Investitionen in eine kohlenwasserstoffbasierte Energiewirtschaft abgeschrieben werden. Damit aber wird der Übergang zu einer emissionsfreien Welt sehr teuer. Wir haben es also auch mit einem ökonomischen Problem zu tun.

      • Ja, Klimaneutralität schon, doch die funktioniert hinsichtlich einer Einwirkung aufs Klima nur wenn alle oder fast alle (außer so einigen Staaten mit sehr geringen Emissionen) mitmachen, und da sieht es sehr sehr düster aus.
        Guterres hat gerade festgestellt, dass die Mehrzahl der Unterzeichnerstaaten des Pariser Abkommens ihre Emissionen weiter steigern und so das Gegenteil bewirken von dem, was sie unterschrieben haben. Laut seinen Worten sieht er die Erde jetzt schon bei 2,7 Grad Erwärmung landen.
        Da kann das kleine Deutschland mit seinen 1,8% Anteil an den globalen Emissionen herzlich wenig ausrichten. Von den laut AR6 anthropogenen 1,07 Grad seit 1850 kann Deutschland dann so etwa 0,01 bis 0,02 °C wieder gut machen, also fast nichts.
        Wer nur kann Asien und dort an erster Stelle China dazu bringen vom weit über 50%-Anteil (Asien) bzw. über 30%-Anteil (China) mit einer Steigerungsrate in beiden “Fällen” von jährlich ca. 2% zur Klimaneutralität zu kommen?
        Xi Ping hat zwar gerade mal erklärt, dass China zukünftig keine Kohlekraftwerke mehr im Ausland bauen werde, aber er hat nicht erklärt, was mit den über 200 bereits fest geplanten Kohlekraftwerken umgegangen werden wird und vor allem hat er die über 400 im Land geplanten und im Bau befindlichen Kohlekraftwerke erst gar nicht erwähnt (1033 waren 2020 in Betrieb!).
        Da China sich eh nicht an Zusagen hält, wie man am Beispiel Hongkong sehen kann, ist Xi’s Aussage zur Klimaneutralität bis 2060 auch nicht besonders glaubhaft.
        Auch die USA tun sich sehr schwer von ihren 15% globalem Anteil runterzukommen. Zur Zeit sieht es trotz Biden’s Worten nicht nach einem wirklichen Fortschritt in der Dekarbonisierung aus.
        Und zu allem Überfluss machen nun auch noch das windschwache Jahr 2021 und die Gaskrise Probleme, dass es mich nicht wundern würde, wenn nun in Europa wieder mehr Kohle verfeuert werden wird. Die Abschaltung zweier AKWs in diesem Jahr könnte das auch noch fördern.

        Meine Empfehlung zur Sichtbarmachung der jährlichen Emissionen aller Staaten und Regionen der Erde und der jeweiligen Änderungsraten:
        https://ourworldindata.org/co2-emissions
        Dort sind die interaktiven Grafiken und Tabellen sehr hilfreich.
        Vorschlag: in der ersten Grafik von oben “Annual Co2 emissions” unten den Zeitraum von 1990 bis heute einstellen, dann auf “table” gehen und dann noch durch Klick oben nach “relative change” ordnen und die Länderfolge und deren Daten anschauen.
        Sinnvoll ist auch der Zeitraum ab 2012 wegen des Pariser Abkommens.
        Angesichts dieser Zahlen ist es kein Wunder, dass Guterress sich so geäußert hat und dass John Kerry versucht hat eine Klima-Allianz mit China und Indien zu vereinbaren, wobei er aber keinen Erfolg hatte.

        • Das Argument mit dem angeblich so kleinen Beitrag Deutschland, das “wenig ausrichten” könne, finde ich irreführend. Klimaschutz ist eine gemeinsame Anstrengung – letztlich muss jedes Land seinen Anteil leisten. Ebenso wenig können Sie sich bei der Steuererklärung damit herausreden, dass ihr Gesamtanteil am Steueraufkommen so gering wäre, dass Sie deswegen jetzt bitteschön gar nichts zahlen sollten. Eine Gemeinschaftsaufgabe ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

          Recht haben Sie, dass es internationale Anstrengungen braucht. Immerhin als Vertrag haben wir die mit dem Pariser Abkommen (was ganz und gar nicht selbstverständlich ist). Und sicher ist es richtig, dass dabei entscheidend ist, wie z.B. China und Indien sich verhalten. Richtig dürfte aber auch sein: Wenn Deutschland bereits seinen eigenen Anteil nicht in den Griff bekommt, ist es auch in keiner Lage, aus der heraus es andere Länder zum Mitmachen ermahnen oder ermutigen könnte.

          Last but not least: Ist nicht das Argument andererseits, dass wir eine fortschrittliche Industrienation sind? Mit weltweit konkurrenzfähigen Ingenieuren und so weiter? An der Stelle bietet der Klimaschutz und bietet die Umstellung in zu einer CO2-neutralen Gesellschaft dann ja durchaus Chancen, insbesondere eben auch Exportchancen. Bei denen muss man sich natürlich bemühen, die auch wahrzunehmen. Da ist in den letzten Jahrzehnten deutlich zu wenig passiert. Obwohl sich gerade in dem Bereich potenziell vieles skalieren ließe, das dann eben weltweit zu merklicher Reduktion führt.

          • Herr Pössl, das ist doch nicht irreführend, das ist physikalisch richtig. Es ist doch auch ein Unterschied ob man es mit einem aggressiven Elefanten oder einer agressiven Maus zu tun hat.
            Zu Ihrem Beispiel Steuererklärung: der deutsche Staat bekommt sicher keine Geldprobleme, wenn ich ihn um meine Steuerabgaben betrüge, auch nicht wenn einige hundert oder tausend weitere Personen mit meinem kleinen Einkommen das tun.
            So ist es auch beim Klima: die Globaltemperatur lässt sich durch unsere Emissionen aus Deutschland nur marginal beeinflussen und unsere Bemühungen verpuffen, wenn andere wie China und ganz Asien sowie exakt in Gegenrichtung arbeiten.

            Und Ihre Aussage zum kleinen Anteil Deutschland und ihn in den Griff zu bekommen ist auch nicht zielführend, denn es gibt viele Dinge, bei denen die ersten 90% leicht zu bewältigen sind und die letzten 10% dann kaum noch zu schaffen sind.
            Für China wäre es sicher viel einfacher mit EE seine Emissionen um 10% zu reduzieren als es für uns ist unsere Emissionen um 1% zu reduzieren: wir können schließlich der Sonne nicht befehlen auch nachts zu scheinen und im Winter nicht so tief zu stehen und können dem Wind nicht befehlen nicht so unbeständig zu sein. Wir sind mit unseren 1,8% besonders abhängig vom Verhalten der Natur, die leider sehr unzuverlässig ist. In China ist aber so viel Platz für PV und für Windkraftanlagen, dass man dort meiner Meinung nach problemlos und schnell mit EE die Emissionen um 10 oder auch 15% senken könnte, wenn man wollte, doch man will laut Aussage ja gar nicht:
            https://www.cnbc.com/2021/04/29/climate-china-has-no-other-choice-but-to-rely-on-coal-power-for-now.html
            Das “for now” bezieht sich meiner Meinung auch nicht auf einen irgendwann mal doch kommenden Umstieg auf EE, es bezieht sich auf die Hoffnung andere Energiequellen zu bekommen.

            Was nutzen uns der Status einer fortschrittlichen Industrienation, wenn wir noch keine großtechnische Lösung zur Deckung des heutigen Strombedarfs in windarmen Sommernächten wie dieses Jahr und im Winter sowie dann erst recht bei kalten Dunkelflauten haben? Das muss doch alles erst mal entwickelt und erprobt werden, wenn eine probate Lösung kommen sollte – die wir ja noch gar nicht haben.
            Ich würde das alles hier nicht schreiben, wenn es diese Lösung oder auch mehrere parallele Lösungen heute schon gäbe und man diese parallel zum Abschalten der AKWs und der Kohlekraftwerke in Betrieb nehmen könnte. Genau daran haperts, und zwar ganz gewaltig. Es ist ein Dilemma.

        • @Wolfgang Richter (Zitat):

          Xi Ping hat zwar gerade mal erklärt, dass China zukünftig keine Kohlekraftwerke mehr im Ausland bauen werde, aber er hat nicht erklärt, was mit den über 200 bereits fest geplanten Kohlekraftwerken umgegangen werden wird und vor allem hat er die über 400 im Land geplanten und im Bau befindlichen Kohlekraftwerke erst gar nicht erwähnt (1033 waren 2020 in Betrieb!).

          China hat als oberste Priorität eigenes Wirtschaftswachstum und Hilfe beim Wirtschaftswachstum von Ländern, zu denen es gute Wirtschaftsbeziehungen aufbauen will. Wenn China keine neuen Kohlekraftwerke mehr im Ausland bauen will ist das ein riesiger Schritt, denn nichts ist einfacher für China als Kohlekraftwerke zu bauen. Schliesslich hat es Jahrzehnte von Erfahrung darin.

          Ganz allgemein gilt: Für Länder wie China, Indien oder Indonesien zählt zuerst einmal die eigene wirtschaftliche Entwicklung und das auf die schnellste und kostengünstigste Art und Weise. Mit dem Verzicht auf neue Kohlekraftwerke verzichtet China aber auf die einfachste Methode um zuverlässig und wetterunabhängig Strom zu produzieren. Das kann nur eines bedeuten: auch China ist es ernst mit der Dekarbonisierung. Allerdings sind Nullemissionen für China nicht das wichtigste Ziel. Doch immerhin ist es ein langfristiges Ziel und das Versprechen Chinas bis 2060 CO2-neutral zu werden ist durchaus ernst zu nehmen, zumal in China alles schneller geht als in den bereits voll industrialisierten Ländern. Wenn China einen Weg findet um ökonomische Interessen und Klimainteressen in Einklang zu bringen kann es dort sehr schnell gehen.

  3. Zur Zeit leben 8 Mrd. Menschen auf der Erde – in einem Jahrhundert werden es 12 Mrd. sein. Das ist ein Anstieg um 50 %.
    Alle diese Menschen brauchen Straßen, Häuser, Fortbewegungsmittel und Nahrungsmittel.

    Dies bedeutet, dass durch diesen großen Bedarf die wichtigsten Ressourcen auf der Erde so stark ausgebeutet werden – dass Lebensgrundlagen zerstört werden. Die Klimaerwärmung ist dann eines der kleineren Probleme.

    Klimastreiks wie am Freitag oder Diskussionen um CO2 sind deshalb recht nett – aber sie treffen nicht die wichtigste Ursache der auf uns zukommenden Umweltveräderungen.
    Wenn man zukünftigen Generationen noch lebenswerte Bedingungen auf der Erde ermöglichen will – müssen alle Völker dieser Erde sich endlich mit freiwilliger Einschränkung von Geburten befassen.

    Noch eine Kuriosität am Rande: letzte Woche hat man einen 500 PS BMW vorgestellt. VW hatte vor fast 20 Jahren ein 1L/100km Auto vorgestellt.
    Hätte man schon vor 20 Jahren konsequent Privatautos mit geringem Verbrauch gebaut – dann hätte man seitdem allein damit den Ausstoß von CO2 deutlich verringern können.

    Der Verzicht auf fossile Energien hat übrigens einige Nebeneffekte, die kaum beachtet werden. z.B. wenn man weniger Erdöl verarbeitet, dann bekommt man weniger Asphalt als Nebenprodukt – und kann die Teerstrassen nicht mehr reparieren

    • Das ist ein Framing, das die Verantwortung einigermaßen bequem in die sich noch entwickelnden Länder abschiebt, während es über den beeindruckend hohen CO2-Konsum z.B. in Europa schnell hinweghuscht. Während Sie ja andererseits an einem Beispiel richtig darauf hinweisen, dass sich bei uns in den letzten 20 Jahren bei dem, was man technisch hätte einsparen können – und was dann ja bei der Annahme, dass andere Länder “zu uns aufschließen” wollen mit skaliert hätte – viel zu wenig passiert ist. Was am Ende herauskommt, hängt an beidem: Technischer Umstellung und Skalierung. Und ich sehe nicht, warum man den einen Faktor so stark gewichten sollte, wie Sie er hier tun. Ein mathematisches Produkt hängt nun einmal von beiden Faktoren ab.

    • Ja. Wobei das Abladen der Verantwortung bei den Einzelnen in der Vergangenheit ja durchaus auch dazu gedient hat, von den nötigen politisch in Gang gebrachten Veränderungen abzulenken. Letztlich muss erst einmal an den großen Stellschrauben gedreht werden; dazu gehört aber sicherlich auch, umweltverträgliches Verhalten einfacher zu machen. Komfortable Nachtzugverbindungen, mit denen man gerne reist, in ganz Europa – das wäre eines von den Dingen, die technisch problemlos möglich wären, aber irgendwie in den letzten 30 Jahren nicht umgesetzt wurden.

  4. Worüber?
    Über die Abschaffung der wettbewerbsbedingten Symptomatik, über die unternehmerischen Abwägungen / des Selbstständigkeits-Syndroms, für wirkliche Globalisierung wahrhaftiger Demokratie in zweifelsfrei-eindeutiger Vernunft zum Verantwortungsbewusstsein eines UNKORRUMPIERBAREN Gemeinschaftseigentums, wo alles ganzheitlich und nachhaltig und wirklich-wahrhaftig OHNE intrigante Manipulation menschenwürdig organisier- und teilbar ist.

    • Das ist mir zu wenig konkret. Und der Versuch, solche utopischen Systeme einzuführen hat ja nun mehr als einmal damit geendet, dass dann doch beeindruckende Korruption aufkam, Intrigen eine noch größere Rolle spielten als bei uns und die Menschenwürde auch auf der Strecke blieb. Ich finde den Markt als Teil einer Strategie, wie wir die Klimakrise bewältigen können, sehr wichtig. Wenn Menschen stattdessen versuchen, wirtschaftliche Umsetzung oder ähnliches bis ins Detail vorauszuplanen, geht das ja eigentlich nie so wie geplant.

    • @hto

      Abschaffung der wettbewerbsbedingten Symptomatik

      _____________________________________
      Was is denn “wettbewerbsbedingte Symptomatik”? Und wie wollen Sie diese “abschaffen”?

      “…UNKORRUMPIERBAREN Gemeinschaftseigentums”
      Eigentum ist grundsätzlich nicht korrumpierbar. Nur Menschen können korrumpieren oder korrumptiert werden.

  5. “Und der Versuch, solche utopischen Systeme einzuführen hat ja nun mehr als einmal damit geendet, dass dann doch beeindruckende Korruption aufkam, Intrigen eine noch größere Rolle spielten als bei uns und die Menschenwürde auch auf der Strecke blieb.”

    In diesem Satz steckt soviel ignorante Arroganz und …, da möchte ich nur Tschüss sagen, angesichts der letzten Ansprache des chinesischen Präsidenten, die soviel Enttäuschung und Warnung an den Westen beinhaltet!?

    Der Ferne Osten hat aus den manipulativen Intrigen des “Kalten Krieges” gelernt, aber immernoch will Wohlstands- und Gewohnheitsmensch nicht vernünftig mit ihm reden / nicht mit ihm wirklich-wahrhaftig vernünftig und nachhaltig-ganzheitlich verantwortungsbewusst WERDEN!?

  6. 100% Erneuerbare sind mittels Supergrid möglich
    Die Produktionsschwankungen von Solar- und Windenergie können heute am besten über Hochspannungsgleichstromleitungen ausgeglichen werden, die die Zentren des Verbrauchs und der Stromerzeugung über grosse Distanzen hinweg verbinden.

    Ein aktuelles Beispiel für dieses Vorgehen ist Singapur, ein kleiner Stadtstaat, der auf seinem eigenen Staatsgebiet nicht in der Lage ist sich allein mit Solar- und Windenergie zu versorgen. Deshalb plant Singapur eine 4,500 km lange Hochspannungsgleichstromleitung, die Solarenergie von Australien (Northern Territory mit exzellenten Sonneneinstrahlbedingungen) nach Singapur leitet. Um die Produktionsschwankungen auszugleichen ist zusätzlich eine 30 Gigawattstunden grosse Batterie vorgesehen. Baubeginn soll 2023 sein und 2027 soll es in Betrieb gehen. Nachzulesen unter Australia–ASEAN Power Link

    Für mich zeigt das Beispiel Singapur, dass das was angeblich nicht geht, eben doch geht. Wenn man nur will und sich nicht von vornherein darauf festlegt, dass aller Strom „zuhause“ produziert werden muss. Neue Technologien erfordern eben auch neue Herangehensweisen und die Bereitschaft bestehende Politiken (wie die des Primats der weitgehenden Eigenproduktion von Strom) aufzugeben.

    • ASEAN Power Link Projekt
      Die Originalprojektdokumente sind leider recht gross. Vielleicht genügt es, zuerst einmal das kleinere Dokument herunterzuladen, nämlich Notice of Significant Variation
      Pursuant to Section 51(1) of the Environment Protection Act 2019
      Australia-ASEAN Power Link Project Proposal

      Dieses eben verlinkte Dokument bezieht sich auf das 81-seitige Originaldokument Sun Cable Pty Ltd
      Australia – ASEAN Power Link Project
      Environment Protection Act (NT) Referral

      Hier die wesentlichen Punkte:
      Die 5 Hauptkomponenten des ASEAN Power Link Programs sind:
      • Ein Solarparkgebiet (einschließlich Energiespeicherung, elektrischer und zusätzlicher Infrastruktur) in der Nähe von Elliott, Northern Territories
      • Eine HGÜ-Freileitung (OHTL) vom Solarpark nach Darwin;
      • Spannungsquellenwandler (VSC) und Batterie in Darwin;
      • Eine gemeinsame Land-See-Station in Darwin; und
      • Ein Unterwasser-HGÜ- und Glasfaserkabelnetz zwischen Darwin und Singapur

      Das Projekt hat die Kapazität, eine wesentliche Erhöhung der Energieversorgung des Darwin-Katherine Integrated System (DKIS) und netzferner Industrielasten zu ermöglichen und damit die Entwicklung neuer industrieller Entwicklungen insbesondere in der Region Darwin zu ermöglichen. Es wird auch bis zu 20 % der Energieversorgung Singapurs aus 100 % erneuerbaren Quellen erzeugen.

      -Die Solarfarm mit Batterie und zugehöriger Infrastruktur ist 12‘000 Hektar gross.
      – Ein neues +/- 525 bis +/- 600 Kilovolt (kV), 3,2 GW HGÜ-OHTL wird Strom vom Solarpark zu einer VSC-Station an der Channel Island Road auf der Middle Arm-Halbinsel von Darwin, etwa 750 km nördlich, übertragen.
      – Das HGÜ-Seekabelsystem wird sich über Indonesien auf etwa 3.750 km von Darwin nach Singapur erstrecken.
      – Das Solarpark-Array wird aus vorgefertigter Freiflächen-Festplattenmodultechnologie bestehen. Die vorgefertigten Module ermöglichen niedrige Baukosten, einfachen Transport, schnelle Bereitstellung und vollständige Modularisierung des Solarparks.

      • Marktwirtschaftliche Instrumente beim Klimaschutz
        Wer für ein klimaneutraleres Produkt weniger zahlen muss als für ein mit hohen Emissionen behaftetes, der wählt das Klimaneutrale. Denn in Deutschland wie auch in der ganzen übrigen Welt gilt: Der Preis regiert. Elektroautos beispielsweise verkaufen sich immer besser, weil das Preis-/Leistungsverhältnis immer stärker für E-Autos spricht. Und anders als beim Appell an das Klimagewissen wirkt der Preis nicht nur beim Endkunden, also beim Mann, bei der Frau von der Strasse, sondern auch bei den Firmen. Ja gerade bei den Firmen, die nur eines im Sinn haben: die Kosten nämlich.

        Der SPON-Artikel Klimafreundliche Baustoffe könnten Millionen Tonnen CO₂ sparen macht das Veränderungspotenzial durch höhere Preise für CO2 behaftete Baustoffe deutlich. Dort geht es um Stahl und Beton, zwei Massenprodukte mit grossen CO2-Emissionen, für die gilt:

        Private Investoren wollen in der Regel vor allem Kosten sparen und neue Gebäude schnell und günstig hochziehen.

        Doch auch wenn eine Schule gebaut wird oder ein anderes öffentliches Gebäude spielen die Kosten eine Rolle. Wenn nun CO2 behafteter Beton teurer wird, zum Beispiel weil jedes CO2 behaftete Produkt mit einer Abgabe verbunden ist, dann gibt es zwei Optionen für die Bauwirtschaft:
        1) Es kommen CO2-arme Zement/Betonvarianten auf den Markt, die wegen einer vermiedenen CO2-Abgabe gleich teuer oder billiger sind als konventionelles Zement oder/und
        2) die Bauwirtschaft setzt vermehrt andere Baustoffe ein und verwendet etwa Holz anstatt Beton.

        Diese Marktlenkungswirkung ist sehr viel besser als etwa vorzuschreiben, dass die Firmen nur noch CO2-armes Zement anbieten sollen, denn die Lenkung über eine CO2-Abgabe wirkt viel breiter und allgemeiner als es einzelne Vorgaben tun.

        Ein (sehr) hoher CO2-Preis hat letztlich die gleiche Wirkung wie ein Verbot von CO2-behafteten Stoffen. Nur ist die Wirkung der CO2-Abgabe um vieles besser, denn es braucht keine Ausnahmeregelungen wie bei Vorschriften. Wer wirklich nicht auf ein CO2 behaftetes Produkt verzichten kann, der muss das nicht. Er zahlt dann einfach die Abgabe und verhilft dem (klammen?) Staat sogar zu Einnahmen.

  7. Vor dem Handeln und Nutzen von Optionen steht das Problem des politischen Willens und der Fachkenntnisse der führenden Politiker. Der Wille fehlt weitgehend in der Union, in der FPD und in Teilen der SPD. Bei Fachkenntnissen sieh es noch schlimmer aus. Wer hat die denn in der Noch-Regierung, die Umweltministerin ausgenommen?

    Merkel hat sie, aber sie unterstützt lieber die CDU als den Klimaschutz. Laschet dachte, Klimaneutralität global bis 2050 bedeutet, dass auch Deutschland die Klimaneutralität erst bis 2050 schaffen müsse. Der Wirtschaftsrat der CDU warnt vor Klimaideologen

    https://twitter.com/rahmstorf/status/1441725938497171457?s=20

    Und Lindner redet ständig irgendeinen Unsinn.

    Wie bekommt man in diese Köpfe, dass der Klimaschutz wichtig ist?

    • Paul Stefan,
      wie bekommt man in die Köpfe der Politiker in den über 100 Staaten, die alle das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, dass sie endlich aufhören sollen ihre Emissionen zu erhöhen und den Rückwärtsgang einzulegen haben?
      Wie bringt man das speziell China und Indien bei, die beide John Kerry genau bei diesem Thema eine Abfuhr erteilt haben, aber die größten Emittenden mit auch noch steigenden Emissionen sind und damit den wirksamsten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten hätten – aber ihre Emissionen steigern und das Gegenteil von Klimaschutz betreiben?
      Guterres hat es ja gesagt, dass er schon die 2,7 Grad als so gut wie unabwendbar sieht.

      • “Guterres hat es ja gesagt, dass er schon die 2,7 Grad als so gut wie unabwendbar sieht.”

        Nein, das hat er m.W. nicht gesagt. Wie soll man von Indien und China eine Emissionssenkung verlangen, wenn man sie selbst nicht leisten will?

        Ich stimme Herrn Pössel, dass es sinnlos ist, sich ständig auf diese Diskussion “nur 2%” einzulassen.

        • Paul Stefan,
          “wir”, d.h. Deutschland, hat seit 1990 seine Emissionen schon um 33% gesenkt, an uns liegt es eben nicht, wenn die Emissionen steigen.
          Doch sie und Herr Pössel lehnen die Diskussion um die 2% bzw. inzwischen nur noch 1,8% ab. Haben Sie denn den Blick aufs Ganze verloren?
          Die Physik der Treibhausgase bezogen auf deren Mengen und der von diesen Mengen ausgehenden Wirkung ist doch ganz einfach: wo viel emittiert wird und die Emissionen gesteigert werden, dort schadet man dem Klima immens, während dort, wo im Verhältnis nur noch wenig und viel weniger als vor 30 Jahren emittiert wird, dort hat man schon viel Positives fürs Klima getan und dort wird es immer schwieriger den kleinen Rest noch in den Griff zu bekommen.
          Sie finden es gut, wenn man vom falschen Ende her drangeht, also da stark aktiv ist, wo schon viel getan wurde und nicht mehr viel auszurichten ist mit der Wirkung aufs Klima statt da hinzuschauen und dorthin zu agieren, wo überhaupt noch nicht Positives fürs Klima getan wurde und das Negative bereits gigantische Ausmaße erreicht hat und diese Ausmaße immer noch größer und schlimmer werden.
          Ich verstehe diese Haltung leider gar nicht.
          Das hilft doch dem Klima nicht, ganz im Gegenteil, das schadet dem Klima und der Schaden wächst und wächst.

          • Was wir ablehnen ist die in der Tat sonderbare Argumentation, alleine aus den 2% folge, dass D sich jetzt nicht anstrengen muss, seinen Anteil zu reduzieren, weil das sowieso nichts bringe. Weigern Sie sich Steuern zu zahlen, weil Ihr Beitrag deutlich weniger als 2% des Steueraufkommens ausmacht, oder wegen der gigantischen Steuerbetrüge mit CumEx? Werfen Sie Ihren Abfall einfach so in die Landschaft, weil Ihr Abfall ja nur einen verschwindend geringen Teil des Abfalls insgesamt ausmacht? Um solche Dinge geht es. CO2-Reduktion ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Andere Länder müssen ihren Anteil reduzieren. D muss seinen Anteil reduzieren. Ein “wir warten erstmal, was die anderen machen bevor wir uns anstrengen” ist ein Rezept zum Scheitern für alle.

            Und, wie gesagt, D hat sich vertraglich zu seinem Beitrag verpflichtet. Siehe das Bundesverfassungsgerichtsurteil. Aus all diesen Gründen finde ich Ihre Argumentation tatsächlich wenig überzeugend. Deutschland sollte seinen Verpflichtungen nachkommen, zumal wenn es über Technik-Exporte die Möglichkeit hätte, davon auch noch zu profitieren, und letztlich einen überproportional großen Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten.

            Zu “seit 1990” – das finde ich deswegen schief, weil sich anhört, als sei das irgendwie Absicht gewesen. Dabei waren soweit ich weiß rund 10% davon, also überproportional viel, die Abwicklung von DDR-Betrieben zwischen 1990 und 1995. Zum Rest der Reduktion: Gut so. In die Richtung muss es weitergehen. Aber “wir haben jetzt schon einiges gemacht, deswegen müssen wir den Rest bis wir unseren Paris-Verpflichtungen nachgekommen sind nicht machen” wäre ja dann wieder eine sehr verquere Argumentation.

            D sollte seinen Paris-Verpflichtungen nachkommen; sollte im allgemeinen Interesse (aber dann sicher auch zum eigenen wirtschaftlichen Nutzen) nach Möglichkeit bei der nötigen Technologieentwicklung an der Spitze mit dabei sein; sollte nach Möglichkeit eine Vorbildfunktion wahrnehmen; sollte die seinem 2%-Anteil entsprechende Menge an CO2-Ausstoß genau so reduzieren, wie wir das zu Recht auch von allen anderen Ländern (mit ihren fast überall ja noch deutlich kleineren Prozentanteilen) erwarten.

          • Wie soll man von anderen Ländern Reduktionen fordern, wenn man sie selbst nicht leisten will?

            Alle Staaten müssen runter auf Netto-Null. Die sechs größten Emittenten einschließlich Deutschland sind für ca. 60% der Emissionen verantwortlich.

  8. Markus Pössel
    26.09.2021, 01:04 Uhr

    Was Sie “sehr allgemeine Gedanken” nennen, sind meine Gedanken zu dem Thema, weil ich mich nicht in kutzatmigem Aktionismus verlieren möchte ( “Lastenfahrräder subventionieren” ), sondern erst einmal versuche zu verstehen, wo denn nun genau das Problem liegt. Aus diesem Verständnis ergeben sich für mich dann die Lösungswege, wobei mir bewusst wird, dass ich damit nicht dem Mainstream entspreche.
    Aus Ihrem Satz “Kreislaufwirtschaft ist sicher sinnvoll.” schließe ich, dass Sie in etwa in Mehrweg, Grüner Punkt und Gelber Sack denken und die ganze Konsequenz des von mir angedachten Kreislaufsystems nicht im Sinn haben. Was an der Vorstellung, dass die Erde ein Raumschiff sei, dass die vorhandenen Ressourcen die sind, mit denen “wir” die kommenden Jahrhunderte oder gar Jahrtausende auskommen müssen, benötigt noch die Zustimmung einer Zelebrität oder die Quellenangabe, dass Nobelpreisträger XY das auch schon mal gesagt habe?
    Was die nicht-fossilen, nicht-solaren Energiequellen angeht, so bin ich skeptisch, ob die mehr als nur eine Übergangslösung sein können – wenn sie denn überhaupt nutzbar in Qualität und Quantität funktionieren. Die Vorbehalte bezüglich der Kernspaltung teile ich insofern, als eine derartige Energiekonzentration im Grunde nichts in den Händen von “Affen4.0” zu suchen hat, Three-Miles-Island, Tchernobyl und Fukushima Daiichi zeigen das auf unterschiedliche Weise, das Problem ist nicht die Kernspaltung, das Problem sind wir.

    Also, was ist aus Ihrer Sicht nicht richtig bei meinen Ausführungen, wo brauchen Sie noch die Sicherheit von zitierten Experten?

    Sicher können “wir” ( 80 M-Deutsche ) das Klima nicht “retten”, aber “wir” versemmeln alle zusammen, jeder trägt auf seine Weise dazu bei, gerade die großartige Chance, zu zeigen, dass auch ein 80-M-Volk in Wohlstand leben kann, ohne CO₂ aus fossilen Quellen zu erzeugen. Wir verlieren uns in klein-klein ( Tempo 30, Fahrradstraßen, 10-H-Regel, sonstige Bürokratie ), anstatt das Ziel zu benennen ( “Klimaschutz” ist kein Ziel, es wäre das Ergebnis ) und die existierenden und noch zu entwickelnden Techniken zu benennen und einfach auszuprobieren.

    • Paul Stefan,
      wenn es sinnlos ist über “nur 2%” (es sind Stand 2019 nur noch 1,8%) zu reden, was dann? Soll man die 1,8% als die große Lösung zur Rettung des Klimas hinstellen, die sie ja gerade nicht sind oder als Vorbild-Lösung unsere Energiewende? Beides zieht doch offensichtlich nicht, denn kein Land der Erde folgt unserer Energiewende, und wir Deutsche haben mit unserer vielgerühmten Ingenieurskunst auch keine brauchbare Lösung anzubieten, die wir exportieren könnten.
      Warum sollen wir uns darauf konzentrieren unseren so geringen Anteil und damit auch unsere so geringe Wirkung auf die Globaltemperatur nun “gewaltsam” runterzudrücken, obwohl wir doch gar keine Lösung haben, wo der grüne Strom in den windstillen Nächten des Sommers (wie in 2021) und in den sonnenschwachen und oft auch noch windschwachen Wochen des Winters herkommen soll? Wir sind doch mit unserem Latein am Ende, wollen das aber nicht zugeben.
      Es wird ja statt einer Ersatzlösung für die AKWs und Kohlekraftwerke immer offener über Stromabschaltungen und Stromzuteilungen geredet, wobei diese Worte gemieden werden, aber dann geschönte Worte wie “Grundlast ist von gestern” oder “Smart Grid zur Steuerung des Stromverbrauchs” u.a.m. gebraucht werden. Sogar Scholz soll sich entsprechend in einem der Trielle geäußert haben, habe ich allerdings nicht selbst gehört.
      Wie also die Klimakrise bekämpfen, wenn wir selbst außer Blackouts mit all ihren möglichen katastrophalen Folgen keine “Lösung” haben?
      Was nutzt es, wenn wir mit unserem kleinen Anteil an den Emissionen uns in riesige wirtschaftliche Probleme (stunden- oder sogar tagelange Stromausfälle) stürzen und die Staaten mit ihrem großen Anteil an Emissionen sich mit mehr und mehr Kohleverfeuerung wirtschaftlich auf die sichere Seite begeben? Mit solch einer gegensätzlichen Vorgehensweise bringen wir uns selbst zu Fall und China jubelt.

      • Eine Reduktion der (gerundet) 2% sind erst einmal ein proportionaler Beitrag, wie wir ihn leisten müssen und wie alle anderen Länder ihn entsprechend proportional leisten müssen, damit eine Gesamtlösung gelingt. Den Aspekt sollte man nicht kleinreden.

        Die Grundlast-Frage muss man sicher diskutieren, aber da sind wir derzeit mit dieser Diskussion auf dem Niveau nicht direkt belegter Behauptungen. Aus welcher Quelle kommen Ihre Blackout-Behauptungen, und was sind da für Daten dahinter? Hier beim Graslutscher ist ja z.B. in Bezug auf Photovoltaik und Windkraft eine schöne Grafik, wo sich die beiden Effekte das Jahr über eigentlich ganz gut ausgleichen. Das wäre aus meiner Sicht die fruchtbarere Diskussion auch hier in den Kommentaren. Nicht mit divergierenden allgemeineren Behauptungen, sondern gemeinsam schauen, wo die entsprechenden Aussagen herkommen. Ein Anfang ist, wenn jede*r hier zumindest für die eigenen Behauptungen Quellen in Form von Links mitliefert.

        • Markus Pössel
          27.09.2021, 11:11 Uhr

          Der Graslutscher-Link ist lesenswert, weil es eine Fleißarbeit ist, die unterschiedlichen Techniken so aufzubereiten – eine Fleißarbeit.

          Es ist natürlich etwas tendenziös, die WKA- und die PVA-Energie aufzusummieren und dann festzustellen “passt so”. Wir hatten im vergangenen Jahr an zwei oder drei Tagen für jeweils 3 oder 4 Stunden die glücklichen Umstände ( Wind und Sonne gleichzeitig ), dass die Stromerzeugung durch die vorhandenen Kapazitäten der Anlagen fast den Strombedarf gedeckt hat – von der Primärenergie und den Umwandlungsverlusten des Stroms dafür reden wir ja nicht mal, das wären ganz andere, viel größere Zahlen.

          Mich ärgert allerdings eine Feststellung wie ( Zitat ):

          Was uns dafür aktuell fehlt: Politischer Wille und die Weitsicht, dieses Jahrhundertprojekt endlich mit dem nötigen Ernst anzugehen. In diesem Sinne kann ich nur raten, am übernächsten Sonntag Menschen zu wählen, die das verstanden haben.

          Was soll dieses scheinbar fast kindische “ich wähle dich, damit du mich zwingst”, was soll das, die Verantwortung auf die Politik zu schieben, auf diejenigen, die wir wählen, die ihr Geld damit verdienen, dass wir sie wählen, die darum immer den Stimmen für die Kreuzchen hinter ihrem Namen auf dem Stimmzettel hinterherhecheln und deshalb der Mehrheit nach dem Munde reden ( müssen ) und der Mehrheit deshalb nichts zumuten können?

          • Den letzten Absatz verstehe ich nicht. Gerade weil Politiker*innen darauf schauen, was die Wähler*innen wollen, ist es doch wichtig, dass möglichst viele Menschen als Kriterium anlegen: Wir wollen Politiker*innen, die den Willen und die Weitsicht haben, diese Krise angemessen anzugehen? Und repräsentative Demokratie heißt ja per Definition: die Verantwortung für die großen gemeinschaftlichen Aufgaben gezielt an Repräsentanten abzugeben. Und bei dem Zitat geht es doch nur darum, diese Repräsentanten so auszuwählen, dass sie jener Verantwortung dann auch gerecht werden.

          • @Karl Maier

            “ich wähle dich, damit du mich zwingst”,

            ________________________________
            Nein, nicht deswegen. Sondern damit er ALLE “zwingt”.
            So funktioniert nun mal ein Statswesen mit all seinen Gesetzen und Vorschriften.
            Würde Jeder Alles freiwillig machen, bräuchte man keinen Staat.

        • Ich beziehe mich beim Blackout auf die Studie “Kalte Dunkelflaute “, die Greenpeace energy im Jahr 2017 veröffentlicht hat. Dort finden Sie die verschiedenen typischen Wetterlagen beschrieben, bei denen es weder von PV noch Wind Energie gibt.

        • @Markus Pössel (Zitat): Hier beim Graslutscher ist ja z.B. in Bezug auf Photovoltaik und Windkraft eine schöne Grafik, wo sich die beiden Effekte das Jahr über eigentlich ganz gut ausgleichen
          Antwort: Im Durchschnitt ist mehr Windenergie im Winter zu erwarten. Doch nun kommt das Problem: In Kassel etwa kommt im Hochsommer 4 mal mehr Sonnenenergie als im Winter. Das gleiche gilt für fast ganz Deutschland. Das bedeutet: Jede Windflaute im Winter führt sofort zu einem gesamtdeutschen Strommangel falls Deutschland allein auf Sonne und Wind vertraut.

          Nun, wir wissen aktuell sehr gut, dass Deutschland eben nicht auf Sonne und Wind allein vertraut, sondern sehr stark auch an den Rettungsanker russisches Gas glaubt – und damit letztlich Putin vertraut.

          • Wir wissen aber auch, dass D derzeit keinen Plan hat, der realistischer Weise das 1.5-Grad-Ziel erreichen kann, oder? Ist insofern kein gutes Beispiel. Die an anderer Stelle verlinkte Greenpeace-Studie zeigt jedenfalls auf, wie sich genau diese “Dunkelflauten” klimaneutral überbrücken ließen.

      • @Wolfgang Richter (Zitat): “ kein Land der Erde folgt unserer Energiewende“
        Das ist auch nicht nötig. Jede Region muss ihren eigenen Weg finden. Doch wenn sich Deutschland von seinen Klimazielen verabschiedet, dann hat das Signalwirkung, denn von seiner industriell/wirtschaftlichen Basis aus kann man sagen: wenn Deutschland es nicht schafft, wer dann?

        Deutschlands Problem bei der Energiewende ist die Kombination von hoher Bevölkerungsdichte, wenig Sonne im Winter, regelmässigen bis zu 3-wöchigen Windflauten und dem Verzicht auf Kernkraft. Die Lösung wäre in meinen Augen die Einbindung in ein europäisches Supergrid hoher Übertragungskapazität mit vorwiegend Windenergieinspeisung aus Regionen mit voneinander unabhängigem Wetterregime.
        Doch Deutschland scheint eher eine weitgehende Selbstversorgung anzustreben und CDU, CSU und SPD setzen auf Wasserstoff. Und das obwohl Deutschland bis 2030 gar nicht in der Lage ist eine bedeutende Wasserstoffwirtschaft aufzubauen und deshalb auf Wasserstoffimporte angewiesen wäre. Dazu empfehle ich das Video Die Zerstörung der Wasserstoffwirtschaft

        • @Martin Holzherr
          Ein europäisches Supergrid mit vorwiegend Windenergieeinspeisung nutzt auch nichts bei Windflauten, denn die beschränken sich ja nicht auf Deutschland, sondern sind meist in ganz Europa, wobei nur

          Sie können dies hier gut nachverfolgen:
          https://www.windbranche.de/wind/windstrom/europa
          oder auch auf windy.com
          wenn Sie im agorameter aktuell einen geringen Ertrag der deutschen Windkraftanlagen sehen.
          An einem beliebigen Zeitpunkt können Sie auch immer wieder sehen, wie großflächig über Europa die gleichen Windverhältnisse herrschen.

  9. Die Frage nach dem Klimaschutz ist wie eine Volksabstimmung, sollen wir in den Krieg ziehen oder nicht? Es ist einfach zu komplex für den einzelnen einen Kompromiss auszutarieren mit seinem Mitmenschen. Die Parteien werden also die Verantwortung/Abwahl verantworten müssen statt wie bisher auf einem Verschiebenbahnhof der Probleme zu agieren. Diesen transformative Phase der ganzen Weltpolitik muss man begreifen, dann versteht man auch was gerade bei der Pandemie eingeleitet wird und warum seit 18 Monaten eine Panik gefahren wird, während bei Fukushima die Panik nach wenigen Monaten medial totgeschwiegen wurde, obwohl ein GAU in Paris, New York,…. zigfache Auswirkung gegenüber diesem Virus hätte. Soviel zum gesellschaftspolitischen.

    Physikalisch müssen wir über Größenordnungen und Zeitskalen reden beim Klimaschutz und Wahlperioden. Denn wirtschaften muss ja weiter planbar sein bzw. werden die Nationen erfolgreich bleiben, die das den Unternehmern möglich machen. Da sehe ich hier momentan schwarz, wir brauchen Dekaden einen Flughafen zu genehmigen und zu bauen, aber wollen Vorreiter im Klimaschutz sein?! Ich würde ja gerne dran glauben und mitmachen, aber es muss plausibel sein und man selber nicht abgehalten werden (der 3-Liter Polo wurde bekanntermassen eingestellt von VW, in China kann man mittlweile für 5.000€ einen Kleinwagen kaufen).

    Länger mach ich den Kommentar erstmal nicht, da wünschten Sie ja. Aber die Reihenfolge ist eben alles entscheidend. Bevor wir in Klimaaktionismus verfallen und allen weltweit zeigen dass wir es wie beim Berliner Flughafen nicht hinbekommen und da ein Boomerang wird, müssen die gesellchaftspolitischen Vorrausetzungen getroffen werden. Mehr Bürgerverantwortung. Wer rund um die Uhr Strom und Wärme will muss sich als Region oder Landkreis selber darum kümmern statt gegen Windräder klagen (zu können). Man kann Klimaschutz nicht zentralistisch von oben verordnen, das ist wie zum Krieg aufrufen aber keiner hat Lust dazu, das kennen wir Deutschen ja hoffentlich jetzt. Sorry für den Sarkasmus, ich hatte noch nie ein Auto und fliege nur berufsbedingt. Also das Gegenteil vom vielfliegenden Grünenwähler, und der ist das beste Beispiel, dass bei uns momentan noch alle Startbedingungen wirtschaftlich, gesellschaftlich, persönlich katastrophal sind, der Klimaschutzvorreiter zu werden. D.h. nicht das ich nicht dafür bin, aber ohne Plan und Ziel und offensichtliche Motivation selbst unter den Kriegstreibern wird das ne Lachnummer. China vertritt z.B. mit der Seidenstrasse ein kontinentales Wirtschaften mit Güterzugverkehr das eben auch nicht gewollt ist von einigen Leuten, aber sicherlich nachhaltiger als globaler Schiffs- und Flugzeugverkehr. Klimaschutz wäre regionales nachhaltiges Wirtschaften, wenn der CO2 Ausstoss so wichtig ist. Ich bin selber in einer Regionalen Tauschwährung involviert und in einer Genossenschaft, genau das ist aber was zentralistisch politisch unterminiert und torpediert wird.

    Vermutlich werden meine frommen Wünsche alle nix bringen hier und ungehört bleiben und es kommt was kommen muss mit dem Gesundheitspass, jeder Bürger bekommt ein privates CO2 Konto obendrauf, das er jährlich abreisen/fliegen darf, vielleicht ist das der einzige Weg das Klima zu schützen effektiv!?

    Darüber müssen wir reden Herr Pössel, denn davor, ist alles Aktionismus der nicht zu Ende gebracht wird oder verpufft. Lösen wir das Problem Klimaschutz mit direkter Bürgerbeteiligung oder wollen wir es zentralistisch von oben lösen und der Wähler bewertet dass dann alle 4 Jahre? Wenn Sie jetzt einen Grünenwähler oder -politiker fragen, bekommen Sie fürchte ich 50:50 antworten und da liegt das Problem. Wenn die Bürger nicht mitziehen, wird der Klimaschutz zu weltweiten Kriegen evtl. führen wegen Völkerwanderungen, Wassermangel, Dürren. Die jetzige Wahl hat gezeigt, dass viele noch irrlichtern wir lösen das alles mit doller deutscher Ingenieurskunst bei Durschnittsalter 45 (lach)

    • @Michael Kuhn (Zitat): Lösen wir das Problem Klimaschutz mit direkter Bürgerbeteiligung oder wollen wir es zentralistisch von oben lösen
      Deutschland hat das Pariser Abkommen unterzeichnet und sich damit verpflichtet anteilmässig nur noch so viele Treibhausgase zu emittieren, damit die Welt deutlich unter 2 Grad Erwärmung bleibt.
      Um ein 1.75 Grad-Ziel zu erreichen darf gemäss Professor Stefan Rahmstorf Deutschland ab 2016 nur noch 9.7 Gigatonnen CO2 ausstossen und weil Deutschland bis anfangs 2019 bereits 2.4 Gigatonnen Treibhausgase emittierte sind es ab 2019 nur noch 7.3 Gigatonnen. Damit Deutschland mit seinem Restbudget an erlaubten Emissionen auskommt, muss es nun jedes Jahr 6% weniger CO2 emittieren und 2035 bei Nullemissionen ankommen (siehe dazu Wikipedia CO2-Budget).

      Deutschland bleibt also für Experimente und auch für Bürgerbeteiligung nicht mehr viel Zeit, wenn es tatsächlich das Pariser Klimaziel einhalten will.
      Gemäss Einschätzung von Professor Rahmstorf befindet sich Deutschland heute nicht auf einem mit dem Pariser Abkommen kompatiblen Pfad.

  10. Besser, umweltfreundlicher und billiger als die Vanadium-Redox-Flow-Batterie:
    Ein Abfallprodukt der Papierproduktion ist Lignin.
    Aus Lignin kann man leicht Vanillin gewinnen.
    Vanillin kann man leicht in 2‐methoxy‐1,4‐Hydrochinon umwandeln.
    Das 2‐methoxy‐1,4‐Hydrochinon kann man für Redox-Flow-Batterien verwenden.
    Redox-Flow-Batterien können sich weder selbst entladen noch brennen.
    Ihr relativ hohes Gewicht pro Energiemenge stört bei stationären Anwendungen nicht.
    Im Prinzip benötigt man nur zwei große Tanks für die beiden Flüssigkeiten.
    Deutsche Zusammenfassung:
    https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/tu-graz-news/einzelansicht/article/oekologischer-stromspeicher-aus-vanillin/
    Englische Details:
    https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/anie.202008253

    • @Karl Bednarik (Zitat): “ Besser, umweltfreundlicher und billiger als die Vanadium-Redox-Flow-Batterie:“
      Richtig. Die Lösung um 3-wöchige Wind-Flauten zu überdauern ist eine Batterie, die nur einfachste und extrem billige Rohstoffe verwendet und die eine geringe Selbstentladungstendenz besitzt.

      Diese Batterie gibt es jetzt. Es ist die Eisen-Luft Batterie von Form Energy, welche gekauft 20 Dollar pro Kilowattstunde kostet, deren Rohstoffwert (Eisen und Luft) aber nur 7 Dollar pro Kilowattstunde beträgt.

      Die Form Energy Batterie kann in der ersten Version 100 Stunden lang Strom liefern. Allerdings benötigt sie relativ viel Stellplatz, nämlich pro Megawatt 4000 Quadratmeter (ungefähr die Grösse eines kleinen Fussballplatzes).

      • Zur Eisen-Luft Batterie von Form Energy gibt es das „Just have a Think“-You-Tube Video New Iron-Air Battery outperforms best Lithium Ion tech. Cheap. Abundant. Non-toxic & Carbon Free.
        Das Video erklärt das Funktionsprinzip (reversibles Rosten), die zu erwartenden Kosten (20$ pro kWh), den Flächenbedarf, erwähnt wichtige Angestellte (z.B. frühere Tesla-Angestellte) und Investoren (z.b. Bill Gates) der Firma , den Zeithorizont und die Chancen dieser Technologie als Speicher für Elektrizität über Tage anstatt wie bisher nur über Stunden.

        Man erfährt nur wenig mehr als auf der Homepage von Form Energy, erhält aber den Eindruck, dass der Videomacher dies für eine ausgereifte, bald schon einsetzbare Technologie hält, die grosses Marktpotential besitzt.

    • @Karl Bednarik betreffend Wärme als Stromspeicher: Je höher die Temperatur der gespeicherten Wärme, desto höher der Wirkungsgrad der Speicherkette:
      Strom –> gespeicherte Wärme -> Strom
      , deshalb sind Hochtemperaturspeicher interessant wie sie von der australischen Firma 1414 Degrees angeboten werden. Es wird geschmolzenes Silizium verwendet, deshalb der Name 1414 Degrees, denn 1414 Celsius ist der Schmelzpunkt von Silizium.

  11. Ich möchte nur schnell einen Gedanken zur Irreversibilität der Klimakrise äussern. Das fossile CO2, das wir mit Verbrennen von ÖL und Gas, in die Atmosphäre pumpen, haben Pflanzen vor Millionen von Jahren von der damaligen Atmosphäre aufgenommen und wurde durch Überlagerungen in Sümpfen und Mooren in Form von ÖL und Gas unter der Erde gespeichert. Die Atmosphäre hat durch diesen Vorgang immer mehr CO2 verloren. Aber all das CO2 aus ÖL und Gas war mal in der Atmosphäre. Auch wenn wir alles ÖL und Gas verbrennen und CO2 der Atmosphäre zurück geben, werden wir nie eine Atmosphäre erschaffen, die es mit dem CO2 Anteil nicht schon gegeben hat. Die Atmosphäre wird wohl nicht irreversibel, wie sie es früher auch nicht war, auch wenn es ohne neue Technik wieder Millionen von Jahren gehen könnte bis der Zustand vor 50 Jahren wieder erreicht werden kann. Dennoch, die Temperatur könnte so stark steigen, wie es der Mensch auf der Erde noch nicht erlebt hat und das gilt es so oder so zu verhindern, alleine schon wegen mehr lebensfeindlichen Feuchthitze-Tage, Wetterextremen und Artensterben. Betreffend Atmosphäre machen wir gerade eine Reise in die Vergangenheit durch…

  12. Die Energiewende wird von Politik und Bevölkerung durchgehend albern behandelt. Wir befinden uns heute in einer Phase der Gesinnungsrhetorik: Alle versichern sich gegenseitig, wie bedrohlich sie den Klimawandel und wie wichtig sie die Energiewende finden, doch keiner will von ihren Konsequenzen hören oder gar selbst betroffen sein. Und insgeheim glauben nur sehr wenige an eine Klimakatastrophe in Deutschland – oder halten die künftigen Nachteile des Klimawandels für geringer als die heutigen Vorteile der billigen fossilen Energie.

    Darum ist zunächst einmal Ehrlichkeit wichtig. Allen muss klar sein, dass wir noch ganz am Anfang der Energiewende stehen, dass viele technische Fragen ungeklärt sind und dass Energie künftig noch viel teurer wird. Politik & Behörden verstricken sich im symbolpolitischen Klein-klein und verbieten Plastikstrohhalme, statt einfach die externen Kosten von CO2 konsequent einzupreisen. Das wäre vor 25 Jahren die effizienteste Lösung gewesen und ist es auch heute noch.

    Grundsätzlich muss die Debatte weniger moralisch und viel technischer geführt werden. Anders gesagt: Wir müssen weg von der Klimawandel-Debatte und hin zur Energiewende-Debatte.

      • @ Markus Pössel

        In der Tat. Dazu müsste allerdings eine hinreichend große Zahl von Politikern den Mumm besitzen, das EEG sowie die Vielzahl der unübersichtlichen und teilweise kontraproduktiven Minimaßnahmen abzuschaffen und durch ein wirksames Instrument zu ersetzen, nämlich konsequenten Emissionsrechtehandel auf europäischer Ebene (oder notfalls hinreichende CO2-Bepreisung). Was in dieser Hinsicht bislang passiert ist und wie der CO2-Preis festgesetzt wurde, ist einfach nur lächerlich (ich persönlich halte erst einen CO2-Preis von mehreren hundert Euro pro Tonne für inhibitiv). Leider hat die EU heute auch nicht mehr dieselbe Bedeutung im Welthandel wie vor 20 Jahren, d.h. ihr Hebel durch die dann nötige Importbepreisung hat sehr viel an Kraft eingebüßt.

        Aber vor all dem steht ein anderes Hindernis: Nur sehr wenige Menschen im Westen glauben abseits von Umfragen an eine Klimakatastrophe, und in China und Indien sind viele andere Probleme drängender. Solange sich das nicht ändert, wird sich auch die Politik nicht ändern. Ein SciLogs-Kollege hat das vor vielen Jahren sehr schön beschrieben: Klimapolitik entwickelt sich entlang der globalen Durchschnittstemperatur.

        • @Tim (Zitat): „ Nur sehr wenige Menschen im Westen glauben abseits von Umfragen an eine Klimakatastrophe„
          Zurecht. Eine Katastrophe wie es der zweite Weltkrieg war, ist durch den Anbruch einer Jahrhunderte dauernden Heisszeit nicht zu erwarten. Die Weltkriegskatastrophe war 20 Jahre nach dem Krieg nämlich vorbei, die Heisszeit aber wird andauern.
          Meine Prognose: Die nachhaltige Klimaänderung durch eine aufziehende Heisszeit mit steigenden Meeresspiegeln, zunehmenden Extremwettern vor allem in bestimmten Regionen und massiven Änderungen der Niederschlagshäufigkeit in einigen Grossräumen wird in wohlhabenderen Regionen den Bau teurer, angepasster Infrastruktur auslösen und in ärmeren Regionen zu einer Massenmigration führen.
          Politische Folgen: Der unbeherrschte Klimawandel wird eine oder gar mehrere Generationen beschäftigen und damit zu einer neuen Hauptbeschäftigung der zukünftigen Menschheit werden. Anstatt Freizeit im Disneyland gibt es in Zukunft also ständig Arbeit an Infrastruktur und an der Bewältigung von Migrationsströmen.

  13. Energetische Amortisationszeit von Silizium-Solarzellen: rund 5 Jahre,
    Energetische Amortisationszeit von Windkraftwerken: rund 5 Monate.
    Das kommt von den hochwertigen Materialien der Silizium-Solarzellen.
    Die Stahl- und Betonproduktion setzt Kohlendioxid frei,
    und das Holzwachstum bindet Kohlendioxid.
    Holztürme für Windkraftanlagen:
    https://www.erneuerbareenergien.de/technik/windtechnik/holz-als-baumaterial-vattenfall-setzt-auf-holztuerme-der-onshore-windkraft
    https://www.modvion.com/

    • Fossilfreier Stahl durch Strom
      Stahl wird hauptsächlich mit einem von zwei Verfahren hergestellt: Hochofen oder Elektrolichtbogenofen. Ein Hochofen wird mit Kohle betrieben. Ein Elektrolichtbogen nur mit Strom. 2/3 des in den USA erzeugten Stahls wird im Elektrolichtbogenverfahren erzeugt. Allerdings ist das fast immer Altstahl, der rezykliert wird. Neustahl wird meist im Hochofen erzeugt. Doch Neustahl kann auch über die
      Verwendung von direkt reduziertem Eisen im Elektrolichtbogenverfahren hergestellt werden. Heute wird direkt reduziertes Eisen meist unter Verwendung von Kohle aus Eisenerz hergestellt. Doch es können auch andere reduzierende Gase eingesetzt werden. Unter anderem wird auch Wasserstoff benutzt.
      Potenziell aber kann fossilfreier Stahl ohne Wasserstoff, nur mit Strom erzeugt werden.

  14. Wie man überschüssigen Ökostrom in der Form von
    Kohlenwasserstoffen speichern und transportieren kann:
    Hochtemperatur-Co-Elektrolyse von CO2 und H2O-Dampf auf
    Yttriumoxid-stabilisiertem Zirkoniumdioxid Y2O3-ZrO2
    zu CO und H2, also zu Synthesegas.
    Der Festkörper-Elektrolyt Zirkoniumdioxid leitet
    oberhalb von ungefähr 600 Grad Celsius negative
    Sauerstoffionen, aber keine Elektronen.
    Zirkoniumdioxid schmilzt erst bei 2680 Grad Celsius.
    https://www.kopernikus-projekte.de/aktuelles?backRef=30&news=Durchbruch_fuer_Power_to_X

  15. Eine vielleicht eher unbedeutende Randbemerkung: Es ist keineswegs überraschend, dass wir 1.5 Grad Erhitzung bereits 2030 erreichen. Ich habe diese Formulierung in der SPM der WG1 vom AR6 auch nicht gefunden (evt. überlesen?). Für mich ist da gar nichts überraschend:
    Die CO2 Budgets haben sich seit dem 1.5 Grad Zwischenbericht von 2018 nicht fundamental geändert. Wir haben halt soviel CO2 emittiert, das es nicht einmal kompatibel mit einem 2 Grad Pfad ist. Man werfe z.B. einen Blick auf die kumulativen Emissionen in Abb. 2.3 vom 1.5 Grad Bericht (Kapitel 2, S. 105) und rechne gut 40 Gt Emission pro Jahr. Man kann sich leicht vorstellen, wie wir stark mitigieren müssten, um die 1.5 Grad später als 2030 zu erreichen, wenn man sich nach dem Median richtet.
    Wir hatten beginnend mit 2020 noch 400 Gt für 2/3 Wahrscheinlichkeit 1.5 Grad laut AR6, der 1.5 Grad Bericht liegt hier mit 420 Gt ab 2018 deutlich niedriger im Budget. Für 50% Wahrscheinlichkeit sind es 500, bzw. 580 Gt, da passen die Berichte fast exakt. Wie das jetzt zu einer Überraschung führen kann, muss man mir erklären.

    • @Carola Meyer: Um das 1.5 Grad-Ziel erreichen zu können, hätten ab 2015 weltweit jährlich 7% weniger CO2 ausgestossen werden müssen. Wer behauptet das sei nicht nur physikalisch, sondern sogar real umsetzbar, hat wohl noch nie ökonomische Statistiken studiert, bezugsweise er/sie weiss nicht wie schnell wirtschaftliche Umorientierungen in der Zivilwirtschaft überhaupt möglich sind (in einer Kriegswirtschaft wäre es allerdings möglich)

  16. Wie man human, ökologisch und effizient Protein herstellen kann,
    und das ganz ohne jede Landwirtschaft:
    Das Proteinmehl Solein wird aus Bodenbakterien im Fermenter
    gezüchtet, mit Kohlendioxid und Stickstoff aus der Luft, sowie
    Wasserstoff aus der Solarenergie, und mit einigen Mineralien.
    Das Verfahren ist jeder Art von Landwirtschaft in jeder
    Hinsicht mindestens um den Faktor 10 überlegen.
    Das kommt daher, dass die Solarzellen der Photosynthese
    von Landpflanzen um mehr als den Faktor 10 überlegen sind.
    https://science.orf.at/stories/3200087/

  17. Traurig, wie viele alte weiße Männer es immer noch nicht verstehen. Sie halten immer noch an überholten Freiheiten fest, während unser Planet förmlich verbrennt. Der Kapitalismus hat uns an den Rand der Apokalypse gebracht.

    Nur eine Weltregierung kann uns vor der Klimakatastrophe retten. Keine nationalen Alleingänge und Egoismen mehr! Eine Ein-Kind-Politik und Fleischverbot ist ein Anfang. Außerdem muss es für Klimaleugner hohe Gefängnisstrafen geben. Flugreisen mit Ausnahme wichtiger Politiker gehören verboten.

    Es ist an der Zeit, dass die junge Generation endlich gehört wird. Große und mutige Persönlichkeiten wie Frau Thunberg und Neubauer verstehen mehr von der Materie als die Alten. Warum sollten sie also nicht die Zukunft gestalten?

  18. Wir sollten über das Geld reden. Was kostet uns der Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten zehn Jahren und was kosten uns die Maßnahmen den Anstieg des Meeresspiegels zu verlangsamen.
    Dabei darf man nicht oberflächlich bleiben, sondern ganz konkret in Mrd. Dollars, so wie auch die großen Versicherungen rechnen, wenn sie das Risiko kalkulieren und Rückstellungen bilden.

    • @hwied (Zitat):“ Was kostet uns der Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten zehn Jahren“
      Antwort: In den nächsten zehn Jahren werden es weltweit jährlich nur gerade einige Milliarden an Kosten sein durch die häufigeren Sturmfluten. Über das ganze 21. Jahrhundert gesehen erwarten uns aber gewaltige Kosten, nämlich bis zu 20% des globalen Bruttoinlandprodukts des Jahres 2100, was 14,2 Billionen US-Dollar an verlorenen oder beschädigten Vermögenswerten bis zum Ende des Jahrhunderts entspricht. Das gilt für das schlimmste Erwärmungsszenario (RCP 8.5). Leider sind mit Billionenschäden sogar beim Erreichen des 2 Grad Ziels zu rechnen.

      Gemäss Projektionen globaler extremer Meeresspiegel und daraus resultierender episodischer Küstenüberschwemmungen im 21. Jahrhundert gilt:
      – Die Studie schätzt, dass angesichts des Anstiegs der Temperaturen und des Meeresspiegels bis 2100 bis zu 287 Millionen Menschen episodischen Küstenüberschwemmungen ausgesetzt sein könnten – gegenüber heute maximal 171 Millionen.
      – Zu den Gebieten, die am stärksten von ausgedehnten Überschwemmungen bedroht sind, gehören die Nordostküste der Vereinigten Staaten, Nordwesteuropa und große Teile Asiens – einschließlich der Länder rund um den Golf von Bengalen, Indonesien, China und Nordaustralien
      – Einige der am stärksten gefährdeten Gebiete sind dicht besiedelte, niedrig gelegene und einkommensschwache Regionen, die bereits mit verheerenden jährlichen Überschwemmungen zu kämpfen haben.
      – Schwere Überschwemmungen verursachen bereits jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe, da Häuser, Gebäude und lebenswichtige Infrastruktur wie Straßen, Rohre und Strommasten, Farmen und Ackerland zerstört werden.
      – Überschwemmungen sind heute die häufigste und teuerste Naturkatastrophe in den USA und verursachten in den letzten zehn Jahren Sachschäden in Höhe von rund 155 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2019 wurden viele Teile des Mittleren Westens und des Südens von monatelangen Überschwemmungen überschwemmt, die laut der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Schäden in Höhe von 6,2 Milliarden US-Dollar und vier Todesfälle verursachten.
      – In Asien haben im Jahr 2020 Millionen von Menschen in Indien, Bangladesch, Nepal, China und Japan nach den unerbittlichen Monsunregen die schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten zu bewältigen gehabt. In Indiens östlichen Bundesstaaten Assam und Bihar haben tosende Fluten Tausende von Dörfern überschwemmt, mehr als 100 Menschen getötet und fast 4 Millionen Menschen waren betroffen.
      – In China haben verheerende Überschwemmungen ab Juni 2020 mindestens 38 Millionen Menschen in 27 der 31 Provinzregionen des Landes getroffen, und an einigen Orten haben die Wasserstände gefährliche Höhen erreicht, die seit 1998 nicht mehr gesehen wurden, als massive Überschwemmungen mehr als 3.000 Menschen töteten.
      – All dies wird im Verlaufe des 21. Jahrhunderts massiv zunehmen, besonders aber wenn das 2 Grad Ziel verfehlt wird.

      Beurteilung: 600 Millionen Menschen leben praktisch auf Meeresspiegelniveau und erwirtschaften jährlich 1 Billion an Einkommen. Dem drohenden Verlust von mehreren Billionen an Vermögenswerten bis 2100 kann durch lokale Flutwehren oder durch Wegziehen von der Küste begegnet werden. Das Erreichen des 2 Grad Celsius Ziels kann die Gesamtschadenssumme allenfalls um ein paar Billionen reduzieren, jedoch ist ein Grossteil des Meeresspiegelanstiegs für das 21. Jahrhundert bereits festgeschrieben.

  19. Markus Pössel
    27.09.2021, 16:57 Uhr

    Das scheint wie die Frage, ob Henne oder Ei das Primat haben.

    Sie gehen davon aus, dass die Menschen=Wähler diejenigen Politiker aussuchen=wählen ( sollen ), die dann die Menschen=Wähler dazu bringen sollen ( wie? ), das “Richtige” ( was auch immer das sei ) zu tun.

    Ich gehe davon aus, dass die Menschen=Wähler das “Richtige” ( was auch immer das sei ) tun sollten, dann werden sich auch schon die ( richtigen ) Politiker einfinden, die das dann organisieren.

    Einfacher gesagt:
    Wenn wir erst die Politiker wählen ( müssen ), die uns dann durch ihre Entscheidungen zu etwas bringen ( müssen ), wird das immer in Zwang ausarten.
    Es liefe alles viel leichter, wenn wir den Politikern sagen würden: “Organisiere das, was wir tun wollen.”

    Nochmal anders gesagt: Ich mache damit “uns”, also der Mehrheit ( die entscheidet die Wahl ), den Vorwurf, freiwillig nichts tun zu wollen, und dass sie, wenn sie dann gezwungen wird, etwas zu tun, sich darüber beschwert. Zum Nichtstun zähle ich auch reine Demonstrationen “für” und “gegen” und Aktionen wie im Baumhaus hocken und “Kohlestopp sofort!” rufen, dagegen wäre es aus meiner Sicht eine gute Aktion zu nennen, den lokalen Abgeordneten eindringlich zu fragen, warum er ( wenn er hat ) einem Lobbygesetz für Profit zum Schaden von Menschen und Umwelt zugestimmt habe.
    Ich sehe die Politik als Dienstleister und nicht als Taktgeber.

    • Ich sehe das Henne-Ei-Problem nicht; die Wirklichkeit ist doch immer eine Mischung: Gesellschaftliche Organisation hat immer beide Komponenten. Zum einen kodiert sie in der Tat das, was die Gesellschaft allgemein für angemessen hält. Aber ebenso wichtig ist doch, dass sie der Gesellschaft da Regeln gibt, wo man sich eben nicht automatisch darauf verlassen kann, dass die Individuen jeweils das Richtige tun – das schafft einen allgemeinen Rahmen. Die Rolle der Individuen malen Sie in Ihrem Szenario aus meiner Sicht zu groß. Ich beispielsweise würde gerne die Entscheidung treffen, bei zukünftigen Reisen innerhalb Europas per Nachtzug zu reisen, nicht per Flugzeug. Diese individuelle Entscheidung kann ich aber nur treffen, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Die Möglichkeit wiederum kann Politik in Zusammenspiel mit dem Markt schaffen, indem sie Nachtrouten fördert und z.B. Kurzstreckenflüge nicht noch durch Kerosin-Steuerbefreiung fördert. Aus solchen vielen direkten Wechselwirkungen (Politik schafft einen Rahmen, Menschen agieren in diesem Rahmen und werden durch den Rahmen beeinflusst, aber “pushen” darin eben auch in bestimmte Richtungen, das kann zu Anpassungen führen) ergibt sich, wohin es mit unserer Gesellschaft geht. Nicht eine Henne und ein Ei, auch keine Kette davon, sondern solche Wechselwirkungen.

      Zum Nutzen oder Nicht-Nutzen von Aktionen: Das sehe ich ebenfalls anders als Sie. Weil Politiker*innen eben keine perfekten Informationen dazu haben, was “die Wähler*innen” wollen. In deren Einschätzung, was wichtig ist, gehen dann eben auch solche Informationen ein wie: Was beschäftigt die Leute so, dass sie tatsächlich dafür auf die Straße gehen? (Was ja, im Vergleich z.B. zum lockeren Tippen eines Kommentars im Internet, echten Zeitaufwand bedeutet, und daher ein deutlicherer Indikator für Ernsthaftigkeit ist.) Persönliche Gespräche mit lokalen Abgeordneten sind sicher auch wichtig, keine Frage.

      • Markus Pössel
        28.09.2021, 10:44 Uhr

        Es ist wirklich schwierig, das gebe ich gerne zu.
        Ich möchte, dass die Individuen mehr Verantwortung übernehmen und sich nicht so treiben ( in den unterschiedlichen Facetten des Wortes ) lassen – vermutlich unerfüllbar, gemäß der Normalverteilung der Eigenschaften. Diese Verantwortung erzeugt Wünsche, deren Erfüllung durch die Politik in gewisser Weise “geregelt” werden muss.
        In Ihrem Beispiel des Nachtzuges bevorzugen die Regeln ( keine Kerosinsteuer ) sicher den Kurzstreckenflug, das Thema müssen wir mit der Politik besprechen, weil es ein regulatorischer Sachverhalt ist. Der Nachtzug ist erst einmal eine Angelegenheit eines Angebots durch die Bahngesellschaft ( sofern es keine Regeln gibt, die das behindern ) und weniger der Politik, die in Ihrem Beispiel ja Subventionen zum Angebot geben soll, nach dem Motto “schauen wir mal, ob das Angebot ankommt”.

        Ich denke, dass es an der Organisation der Politik liegt, wenn diese gemäß Ihrer Aussage keine ( perfekten ) Informationen über die Mehrheit der Wählerwünsche hat. Sicher ist es ganz einfach, hier “Meinung” zu tippen, das weiß ich auch. Die ganz kleine Hoffnung ist, dass es jemand liest und darüber nachdenkt …
        Eine Demonstration auf der Straße erfordert zwar größeres Engagement, aber die “Wahrheit” der Information darin hängt nicht von der Lautstärke der Äußerung und erst ab einer Teilnehmerzahl von der Anzahl ab, dann spricht man eben von “Mehrheit”.
        Der Begriff “Straße” zur “demonstrativen” Meinungsäußerung ist aber auch zweischneidig, im Falle von “Klima” notieren wir Demonstrationen mehrheitlich als positiv, im Falle von “Quer …” doch eher negativ. Und manche Diktaturen machen sich organisierte Massendemonstration zu Nutze.
        Insofern sind solche Foren wie hier zur sequentiellen und ruhigen Meinungsäußerung ein gutes Mittel.

  20. Bei allen Akkus und Batterien, die Luftsauerstoff benötigen, und die einen alkalischen Elektrolyten verwenden, stellt das Kohlendioxid der Luft ein Problem dar, weil es sich als Karbonat im Elektrolyten anreichert.
    Gegen das Kohlendioxid könnten selektive Filtermembranen helfen, oder man speichert den reinen Sauerstoff, der beim Laden des Akkus erzeugt wird, was bei stationären Anlagen leicht möglich ist.
    Text zu diesem Problem:
    https://www.golem.de/news/form-energy-eisen-luft-akku-soll-energiespeicherprobleme-loesen-2107-158426.html
    Eine interessante Möglichkeit:
    https://www.scinexx.de/news/technik/eine-batterie-als-co2-faenger/

    • @Karl Bednarik: Danke für den Hinweis auf das Problem der Karbonatbildung in luftatmenden Batterien und den Link zu den Problemen der Eisen-Luft Batterie.
      Es scheint aber, dass heutige Eisen-Luft Batterien sehr viel weiter sind als nur schon vor 20 Jahren. Dazu möchte ich auf das Frauenhofer-Projekt ELuStat: Eisen-Luft-Batterie als stationärer Energiespeicher verweisen wo man liest:

      – Im Rahmen des Projektes entsteht eine neuartige Eisen-Luft-Batterie. Sie soll eine Energiedichte von 250 Wh/kg sowie einen Wirkungsgrad von mindestens 60 Prozent besitzen und 500 volle Lade-/Entladezyklen einsatzfähig sein.
      – Gleichzeitig sind die Eisenelektroden sehr robust und können mehr als 10 000 Lade-/Entladezyklen überstehen. Das entspricht einer Einsatzdauer von etwa 30 Jahren. Zudem sind Eisen-Luft-Batterien unempfindlich gegen Überladung, Teil- und Tiefentladung.
      – Ihr Ziel ist eine Eisen-Luft-Batterie mit verbesserter Energiedichte und höherem Wirkungsgrad. Dabei setzen sie zum Beispiel auf Maßnahmen, die das Gewicht der Batterie absenken. Erreicht werden soll das durch die Entwicklung eines mehrzelligen bipolaren Stacks, bei dem neuartige leichte und kostengünstige graphitische Bipolarplatten zum Einsatz kommen.

      Warum kommen die meisten Energieinnovationen aus den USA?
      Die Eisen-Luft Batterie von Form Energy ist gemäss dem Form Energy Whitepaper der geplanten Frauenhofer Eisen-Luft Batterie deutlich unterlegen. Trotzdem prägt Form Energy die Schlagzeilen und nicht die Frauenhofer Batterie. Und ich behaupte: Die Aussichten für die Form Energy Batterie sind trotzdem wesentlich grösser als die der Frauenhofer Batterie. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Erfolgswille der Gründer von Form Energy. Dort sind ehemalige Angestellte von Tesla bei den den Gründern. Und die suchen den auch geschäftlichen Erfolg mit allen Mitteln.

  21. Wir sollten über das Geld reden und ganz konkret über Projekte, die den Küstenschutz betreffen, hier in Deutschland.
    Wollen wir die Deiche erhöhen und welche ? Was kostet das ganz konkret den Steuerzahler ?
    Wollen wir stattdessen Polder bauen wie in den Niederlanden zwischen den Friesischen Inseln oder ist uns der Fremdenverkehr wichtiger ?
    Es geht darum, dass die Projekte hier stattfinden , nicht in Bangla Desh. Hier wohnt der Steuerzahler, der das bezahlen muss.
    Oder ist das noch zu utopisch ? Dabei ist Burjadingen extrem gefährdet. Eine starke Sturmflut und Burjadingen geht verloren.

  22. Die Verantwortung des Einzelnen besteht eher darin, prinzipiell bereit zu sein, kollektive Entscheidungen mitzutragen, wenn sie sinnvoll sind, kritische Begleitung inklusive.
    Stimme zu, daß es Teil des Problems ist, immer die Schuld beim Einzelnen alleine zu suchen, und dort v.a. beim Verhalten. Wer sowas tut, hat in der Regel kein Interesse an Veränderungen.
    Diese prinzipielle Schuld des Einzelnen ist genau die Denkweise, die uns in diese Krise gebracht hat und es ist sogar sowas wie ein politisches Naturgesetz, “du kannst Probleme nicht mit demselben Denken lösen, daß die Probleme verursacht hat”.

    • @DH: Ja, genau so ist es. Die aktuelle Analoge zum Problem Verantwortung des Einzelnen versus gesamtgesellschaftlicher Verantwortung ist die Corona-Epidemie. Appelle an den Einzelnen etwa wegen Corona nicht in die Ferien zu gehen oder etwa generell zuhause zu bleiben können die Epidemie nicht verhindern. Es braucht also politische Entscheidungen. Umgekehrt werden aber Einzelne/Querdenker zum Problem sobald es diese politischen Entscheide gibt, die Einzelnen aber nicht bereit sind mitzuziehen und sie sich sogar als Helden einer glorreichen Widerstandsbewegung sehen.

      • @Martin Holzherr
        Politische Entscheidungen sind nicht automatisch richtig. Zur Verantwortung des Einzelnen gehört auch, sie kritisch zu hinterfragen und sich notfalls zu verweigern. Genau das ist ein großes aktuelles Problem bei der Akzeptanz politischer Entscheidungen, ein Teil in Politik und Volk glaubt, die absolute Wahrheit zu kennen, wer dann kritisiert, ist böse- ein zielsicherer Weg zur Diskreditierung politischer Entscheidungen.
        Wir müssen das schon aushalten mit der Meinungsfreiheit, dazu gehört auch, daß viel Unsinn erzählt wird, auf allen Seiten- und es wird auch immer einige Totalverweigerer geben, so ist das Leben. Wenn Letztere zuviele werden, muß sich die Politik auch selbst hinterfragen. Wer über Jahrzehnte ganze Gruppen ausschließt, darf sich später nicht über prinzipielle Verweigerung wundern, die dann auch gar nicht mehr nach Inhalten fragt. Wie man sich bettet, so liegt man.

  23. Wir sollten über praktische Maßnahmen reden, die jeder verwirklichen kann.
    1. Lassen Sie ihr Haus isolieren. Wir haben zwei Seiten isolieren lassen, unsere Heizkosten sanken um 25 %.
    2. Schalten Sie die Klimaanlage im Auto ab (wenn möglich) , sie erhöht pro 100 km den Benzinverbrauch bis zu 1 Liter .
    3. Kaufen Sie sich ein Fahrrad und legen Sie kurze Strecken mit dem Fahrrad zurück.
    4. Schonen Sie Ressourcen. Reduzieren Sie den Kauf von Kleidung um 50 %.
    5. Reduzieren Sie ihre Nahrrungsaufnahme. Ihr Arzt und der Ehepartner werden beglückt sein.
    usw. usw.

    • Gerade mögliche individuelle Maßnahmen (Ihre Liste kommt mir da zum Teil etwas sonderbar vor, aber es gibt ja in der Tat entsprechende Möglichkeiten) werden leider gar nicht so selten als Ablenkungsmanöver eingesetzt. (Insofern ist es kein Wunder, dass der “Kohlenstoff-Fußabdruck” seinen Anfang offenbar als Public-Relations-Kampagne von BP genommen hat.)

      Sicher ist das ein Teil des Ganzen, darf aber nicht davon ablenken, dass wir einen grundlegenden Umbau von denjenigen Systemen brauchen, über die wir als Individuen in 99.99% der Fälle eben keine Kontrolle haben – die wir als Gesellschaft aber trotzdem durch geeignete Rahmenbedingungen verändern müssen.

    • hwied
      29.09.2021, 11:31 Uhr

      Ihr Beitrag in allen Ehren, aber irgendwie reizt er mich, etwas zu spötteln:

      Zu 1. Wenn Sie nun 8 Seiten des Hauses ( rechts, links, vorne, hinten, oben, unten, innen, außen ) isolieren lassen, sparen Sie doch glatt 100% – oder? Gemäß dem Witz: “Dieser Computer wird Ihnen 50% der Arbeit einsparen!” … “Gut, ich nehme zwei!”

      Zu 2. Und das ist kein Spott: Wenn Sie bei einem modernen Fahrzeug ( mit gutem cW-Wert ) bei Geschwindigkeiten oberhalb 80 – 100 km/h die Klimaanlage aus- und dafür Fenster oder Schiebedach aufmachen, erhöht sich der Luftwiderstand derart, dass eine Klimaanlage bei geschlossenem Fahrzeug energetisch günstiger ist.

      Zu 3. Kurze Strecken gehe ich zu Fuß, da brauche ich nicht mal die Ressourcen und die Energie zur Herstellung eines Fahrrades zu verbrauchen.

      Zu 4. Wieder ein Witz: Ein Bauer zum anderen: “Da hatte ich doch gerade Erfolg damit, meinem Gaul das Fressen abzugewöhnen – da verreckt doch das Biest einfach!”

  24. Der fossil-erneuerbare Komplex
    In Deutschland gibt es zwei Energiesysteme: das klassische fossile, heute vorwiegend mit Kohle betriebene, und das auf erneuerbaren Energien beruhende. Heute – und wohl noch auf längere Zeit braucht es beide Energiesysteme, wobei die fossilen Kraftwerke immer dann einspringen müssen, wenn Wind- und Sonnenstrom zusammen zu wenig Strom produzieren. Deutschland will das noch lange beibehalten, wobei es aber von Kohle auf Erdgas wechseln will.

    Doch momentan hat es zu wenig Erdgas wie SPON meldet. In Was die hohen Gaspreise für den Klimaschutz bedeuten liest man als Überschrift:

    Weltweit legen Energiepreise massiv zu. Experten glauben, dass das lange so bleiben wird. Nun könnte ausgerechnet die klimaschädliche Kohle wieder attraktiver werden – zumindest übergangsweise.

    Allerdings könne das Problem auch bald wieder verschwinden, denn gemäss SPON gilt:

    Spätestens im Jahr 2023 dürfte es nach aktueller Markterwartung mit dem Vorteil für die Kohle vorbei sein, schätzt der Experte.

  25. Karl Maier,
    als Spott habe ich ihren Beitrag nicht gesehen.
    Zu 1) Wir haben ein Reihenhaus
    zu 2 )wir fahren ohne Klimaanlage bei geschlossenem Fenster . Das Auto hat eine Zwangsbelüftung, die vom Fahrtwind erzeugt wird.
    zu 3) Mit kurzen Strecken meine ich Entfernungen bis 5 km.
    zu 4) Ein Rennpferd kostet schnell 1 Million € . Das verhungern zu lassen, das ist unökonomisch.
    Markus Pössel,
    ökologisch richtiges Verhalten wird manchmal belächelt, manchmal als Feigenblatt betrachtet. Das stört uns nicht.
    Ich habe mir ein kleineres Auto gekauft, das nicht mehr 8,5 l auf 100 Km verbraucht, sondern nur noch 7,3 l. Wenn so etwas Schule macht, dann produzieren auch die KFZ-Hersteller wieder kleinere SUVs.
    Kleinere SUV s sind leichter und belasten die Brücken weniger. So greift eins ins andere.

  26. Wie man die Eisen-Luft-Batterie zu einer Redox-Flow-Batterie macht:
    (Ich würde den beim Laden erzeugten Sauerstoff ebenfalls speichern, damit kein Kohlendioxid hinein kommen kann.)
    (Der im Vergleich zur Luft fünf mal höhere Partialdruck des Sauerstoffs hätte auch günstige Einflüsse auf die Batterie-Funktionen.)
    (Ferromagnetische Fluide könnte man mit wandernden Magnetfeldern, und ganz ohne bewegliche Teile, hin und her pumpen.)
    FeEnergy: Eisen-Slurry-Luft-Batterie:
    https://batterie-2020.de/projekte/forschungsfelder/zukuenftige-batteriesysteme/feenergy-eisen-slurry-luft-batterie/
    https://www.fz-juelich.de/iek/iek-9/DE/Projekte/Projektbeschreibung/FeEnergy.html?nn=1127442

  27. Schade, da kann hier im Artikel der Hinweis auf die ausgezeichnete und allgemein verständliche Serie https://graslutscher.de/how-to-energiewende-in-10-jahren-teil-1-wo-soll-denn-die-ganze-energie-herkommen und so viele Kommentierende haben sie nicht zur Kenntnis genommen. So viele Vorbehalte sind dort widerlegt.

    Das Bevölkerungsargument missachtet (obwohl es nicht per se falsch ist), dass wir in dieser Dekade große Fortschritte brauchen und Bevölkerungsmaßnahmen erst in einigen Jahrzehnten Wirkung zeigen.

  28. Man könnte auch die Flucht nach vorne antreten.
    Man baut Häuser, Städte und Produktionsanlagen,
    denen Überflutungen, Brände und Stürme nichts ausmachen.
    Im Prinzip betrachtet man dann die Erde als einen
    lebensfeindlichen Planeten, den man besiedeln will.
    Das ist eine gute Vorbereitung für die Besiedlung anderer Planeten,
    und auch für die Ausbrüche der Yellowstone-Riesencaldera, der
    Phlegräischen-Riesencaldera, sowie diverser Asteroiden-Einschläge.

    • Das klingt wie eine ungute Kombination aus einerseits aufgeben, andererseits vermutlich vergleichbare Zusatzkosten zahlen wie bei einer Umstellung auf CO2-neutrale Energieversorgung. Sozusagen das schlechteste beider Welten.

      • @Markus Pössel
        Sich jetzt und gleich mit Maßnahmen zum Schutz vor dem extremer werdenden Wetter zu schützen kann viel nützlicher sein, als alles auf CO2-Reduzierung zu setzen. Bis die CO2-Reduzierung greift vergehen Jahrzehnte, wenn es denn überhaupt so funktioniert – es ist ja ein völlig neues Experiment.
        Außerdem kann es nicht funktionieren sich an das 1,5-Grad-Ziel zu klammern und alles auf eine Karte zu setzen, wenn die asiatischen Länder und die Länder Afrikas statt ihre Emissionen zu senken diese immer weiter steigern.
        Dann ist es ein Muß richtig viel Geld primär in den Katastrophenschutz zu stecken, damit sich die diesjährige Hochwasserkatastrophe nicht mit gleichen Folgen wiederholen kann, also die Menschen besser geschützt sind.

        • Warum denselben Fehler noch fortsetzen, und für zukünftige Generationen dann noch schwerere Extreme verursachen? Klingt mir einigermaßen kurzsichtig (halt wie der bisherige Umgang mit der Krimaklise) und verantwortungslos. Und “alles auf eine Karte” sehe ich dabei nicht. Das mit den asiatischen und afrikanischen Ländern wäre jedenfalls eine zum Teil selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn dann dort eben Leute wie Sie argumentieren, warum man da beitragen sollte, wenn selbst einer der großen CO2-Ausstoßer wie Deutschland nichts rechtes tut. Nochmal die Frage: Leben Sie im Alltag auch so? Müll einfach so wegwerfen, weil ihr bisschen Müll ja nichts beiträgt? Steuern hinterziehen, weil ihre Steuer ja einen verschwindend geringen Anteil machen? Leute im Umfeld betrügen, weil ja sein kann, dass die sonst Sie betrügen – man weiß ja, dass es da draußen Betrüger gibt? Klingt insgesamt recht trostlos.

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