Wiederaufbau des Überlaufes am Oroville Damm

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Wer sich kann sich trotz turbulenten letzten beiden Jahre noch an den Februar 2017 erinnern? Als der höchste Staudamm der USA aufgrund ausgedehnter Regenfälle im Einzugsgebiet in Gefahr geriet, weil der Überlauf durch das abfließende Wasser schwer beschädigt wurde. Auch der Not Überlauf konnte dem Wasser nicht lange standhalten.

Mitte dieses Jahres kam der abschließende Report heraus, was damals passiert war, ich hatte das im Blog verarbeitet.

Nun ist die Geschichte damit natürlich nicht zu Ende. Der Damm erfüllte ja wichtige Funktionen, der Stausee dient der Erzeugung elektrischer Energie, der Versorgung mit Trinkwasser und nicht zuletzt ist er auch ein Bestandteil des Hochwasserschutzes.

Also muss der zerstörte Überlauf schleunigst wieder hergestellt werden, ebenso der Not Überlauf. Dazu gibt es ein sehr informatives Video von Practical Engineering.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

7 Kommentare

  1. Der Wiederaufbau des Überlaufes am Oroville-Staudamms hat also einen Zustand hergestellt wie er schon beim Erstbau hätte sein sollen. Beim Erstbau wurde offensichtlich die Bodenverhältnisse zu wenig berücksichtigt und so gebaut, als bestände der Boden aus durchgängig festem Fels auf den man einfach eine Abflussrampe montiert. Nur traf das in keiner Weise zu. Die Abflussrampe war/ist zudem relativ steil, so dass abfliessendes Wasser bald einmal grosse Geschwindigkeiten und grosse Kraft erlangt. Jeder noch so kleine Riss im Ablauf wurde dann vom herabschiessenden Wasser immer mehr erweitert und das unter den Ablauf gelangende Wasser wirkte dann wie ein Sandstrahler, der alles wegspülte was nicht felsenfest mit dem Untergrund verbunden war. Verwunderlich nur, dass niemand Notiz davon nahm und keine Kontrollkommission den über die Jahre immer mehr unterspülten Ablauf mit immer grösseren Hohlräumen unter dem Abflussbett bemerkte.

    Es passt aber ins Bild der immer mehr verrottenden Infrastruktur in weiten Teilen der USA. 1968 fertiggestellt, sollte der Oroville-Staudamm wohl einfach für die nächsten hundert Jahre seinen Dienst leisten und keine weiteren Kosten mehr verursachen. Mit Instandhaltung und Reparaturen lässt sich nun mal kein Preis gewinnen und kein Medieninteresse wecken.

    Nun, das ist vielleicht spezifisch ein Problem von hochindustrialisierten und gleichzeitig grossräumigen Ländern wie den USA: es gibt unzählige Bauten, Dämme, Strassen, die über ein riesiges Gebiet verteilt sind. Der Anreiz zum Erstellen von Bauwerken ist anfänglich gross, beweist man damit doch, dass man dem Boden etwas abgerungen hat, doch wenn es dann einmal unzählige Bauten und Strassen verteilt über in riesiges Gebiet gibt, dann steht man bald einmal vor der Aufgabe, dass man eigentlich nur noch mit Reparieren und Instandhalten beschäftigt ist – und dafür lassen sich nicht allzu viele begeistern.

  2. Der Oroville-Überlauf und die Kostenexplosion bei Bauingenieur- Grossprojekten
    Der Bau des ursprünglichen Oroville-Überlaufs kostete in heutigen Dollars 110 Millionen Dollar, der Wiederaufbau aber kostete 1.1 Milliarden Dollar, also etwa 10 Mal mehr. Das lässt sich teilweise mit den zusätzlichen Kosten für die Schadensbeseitigung und für eine stark verbesserte jetzt verwendete Technologie erklären. Dennoch: Mehr als 1 Milliarde für einen 2 Kilometer langen Betontrog, so etwas ist erst heute denkbar. Während viele Technologien mit Massenfabrikation und verbesserter Technologie immer günstiger wurden ist es bei Bauingenieur-Grossprojekten umgekehrt: sie werden immer teurer – bis hin zur Unfinanzierbarkeit. Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch für Deutschland, wo man in der Wikipedia folgende Beispiele aufgelistet sieht:
    Kernkraftwerk Kalkar, U-Bahn Köln, Elbphilharmonie April 2007,
    – Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main, Flughafen Berlin Brandenburg, Bauprojekt Stuttgart 21, Bau Bischofshaus Limburg um 425 % teurer, Sanierung Alter Elbtunnel um 364 % teuerer, Protected Bike Lane Osnabrück – 150 Meter Radweg für 712.000 Euro.

    In der Wikipedia wird das vor allem auf Fehlkalkulationen zurückgeführt. Andere Quellen im Internet nennen steigende staatliche Anforderungen und eine zunehmende Ineffizienz im Bauwesen. Mir scheint, es gibt wirklich nur wenig Fortschritte im Bauwesen, weil die Kräfte fehlen, die einen Fortschritt bewirken könnten. Bauwerke lassen sich nun mal nicht von der Stange kaufen. Der „Kunde“ kann nicht wirklich unter verschiedenen Angeboten auswählen und es gibt kaum Firmen in diesem Bereich, die mit günstigeren Kosten werben oder die kostengünstigere Technologien einsetzen. Beispiel: Tunnels werden seit mehr als 100 Jahren gebaut. Und das mit immer besseren Maschinen. Doch die Kosten pro Tunnel-Kilometer sind heute nicht kleiner als vor 100 Jahren. Im Gegenteil, sie sind tendenziell sogar deutlich grösser.

  3. Der Bau des ursprünglichen Oroville-Überlaufs kostete in heutigen Dollars 110 Millionen Dollar, der Wiederaufbau aber kostete 1.1 Milliarden Dollar, also etwa 10 Mal mehr. Das lässt sich teilweise mit den zusätzlichen Kosten für die Schadensbeseitigung und für eine stark verbesserte jetzt verwendete Technologie erklären.

    Die ursprüngliche Konstruktion war eine Mogelpackung:

    “As documented in extensive media coverage, on February 7, 2017, while the service spillway flow was about 52,500 cfs (much less than the historical maximum of 160,000 cfs about a decade prior), the service spillway chute suddenly experienced failure and removal of a section of the concrete slab about halfway down the chute.”

    Die unzureichende Wartung des Überlaufs führte zu dessen Versagen.

    “Despite the maximum flow at the emergency spillway reaching only about 12,500 cfs (less than 4% of its design capacity), staff of the owner and regulators were shocked to see that the hillside was eroding and headcutting rapidly due to the overflow, to the extent of posing a risk that the ogee weir structure at the crest of the emergency spillway could potentially be undermined and fail due to overturning or sliding instability, resulting in downstream flooding due to uncontrolled release of the reservoir.”

    Der Notüberlauf hat nie funktioniert.

    “There were many opportunities to intervene and prevent the initial spillway failure, but the overall system of interacting human and physical factors operated in a way that these opportunities were missed by the owner, its Federal and state regulators, and many consultants hired by the owner during the half-century history of the project.”

    Zahlreiche Chancen vertan.

    “The dam industry in the United States lacked effective and efficient organization and dissemination of technical best practices information for dam engineering and dam safety throughout the industry, resulting in insufficient technical expertise of many engineers and geologists involved in the Oroville Dam project.; these engineers and geologists “didn’t know what they didn’t know”.”

    Nullahnungspraktiken!

    Mehr: https://damfailures.org/case-study/oroville-dam-california-2017/

    Independent Forensic Team Report, January 2018, Oroville Dam Spillway Incident

    https://damsafety.org/sites/default/files/files/Independent%20Forensic%20Team%20Report%20Final%2001-05-18.pdf

  4. Martin Holzherr,
    Die Kostenexplosion kann auch andere Ursachen haben. Die Kommunen sind verpflichtet, das billigste Angebot zu wählen und nicht das beste.
    Das billigste Angebot entpuppt sich oft als unvollständig, wenn der Bauträger die regionalen Besonderheiten nicht kennt.
    Wenn dann noch der Bauträger in Konkurs gerät, wie beim Berliner Flughafen, dann gibt es keine Garantie mehr.

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