Magnesit – Österreichs Mineral des Jahres 2024 (Mineralogisches Alphabet #M)

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Das österreichische Mineral des Jahres ist in diesem Jahr das Magnesiumcarbonat Magnesit. Dieses Mineral hat aus österreichischer Sicht eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, immerhin liegt Österreich mit rund 800.000 Tonnen Jahresproduktion an siebter Stelle und gehört gemeinsam mit der Slowakei zu den europäischen Hauptproduzenten.

Doch zunächst zu den Grundlagen des Magnesits.

Magnesit aus der Serra das Éguas, BrumadoBahia, Brasilien (Größe: 11,4 × 9,2 × 3,6 cm). Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Magnesite-121892.jpg), „Magnesite-121892“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Was ist Magnesit?

Magnesit oder Bitterspat gehört zur Gruppe der Carbonate. Er hat die chemische Zusammensetzung Mg[CO3], ist also ein Magnesiumcarbonat. Das Mineral kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Die meist rhomboedrisch-prismatischen Kristalle sind meist weiß oder gelblich gefärbt, können aber auch bräunlich bis schwarz sein. Farblose Kristalle sind seltener. Gelegentlich treten auch erdige und grobe Aggregate auf.

Magnesit selbst ist das Endglied einer lückenlosen Mischkristallreihe mit dem Eisenspat Siderit Fe[CO3]. Magnesit kann bis zu 10 mol% Fe[CO3] enthalten. Einige Zwischenglieder haben wie bei den Plagioklasen eigene Namen erhalten.

Auch andere Ionen als Magnesium oder Eisen können zumindest in begrenztem Umfang eingebaut werden. Einige dieser Mischkristalle haben eigene Namen erhalten, die jedoch von der Commission on New Minerals and Mineral Names (CNMMN) [1] diskreditiert wurden. Dazu gehört beispielsweise die nickelhaltige Varietät Hoshiit (Ni, Mg)[CO3]2, die in der Oxidationszone nickelhaltiger Kupfersulfidlagerstätten in China gefunden wurde.

Magnesit ist mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4,5 und einer Dichte von 3,0 g/cm3 vergleichsweise weich.

Bildung und Vorkommen von Magnesit

Magnesit kann sowohl hydrothermal als auch metasomatisch und metamorph gebildet werden. In magmatischen Gesteinen ist er dagegen relativ selten. In metasomatisch umgewandelten Talk- und Chloritschiefern, aber auch in Dolomiten findet man sogenannten Kristallmagnesit oder Pinolit. Bei der Umwandlung von Mg-reichen Gesteinen wie Serpentinen entsteht Magnesit meist als dichte, weiße, gallertartige Masse, die in späteren Stadien mikrokristallin ausgebildet wird. Er tritt vorwiegend in Gängen auf.

Beide Typen kommen auch in Österreich vor. In der EU sind Österreich und die Slowakei die Hauptproduzenten, weltweit spielt China mit gut 19 Mio. t im Jahr 2020 die Hauptrolle. Das entspricht gut 70 % des Weltmarktes.

Wofür wird Magnesit benötigt?

Magnesit ist ein wichtiger Rohstoff für die Gewinnung von Magnesium. Wer gerne klettert, hat wahrscheinlich schon direkten Kontakt mit dem Mineral gehabt, denn hier wird gemahlener Magnesit als „Chalk“ verwendet. Außerdem schützt es als Lebensmittelzusatz beispielsweise Salz vor dem Verklumpen bei Feuchtigkeit. Dies alles tritt jedoch gegenüber der Verwendung in der Feuerfestindustrie deutlich in den Hintergrund[2] .

Dort wird Magnesit zur Herstellung von Sintermagnesitsteinen verwendet. Diese Steine werden bei Temperaturen bis zu 1800° C gebrannt, wobei kristallines Magnesiumoxid entsteht[3] . Diese Steine sind bis zu Temperaturen von gut 3000 °C stabil und besitzen gute Wärmespeichereigenschaften [4]. Die Steine werden zur Ausmauerung von Hochöfen, Konvertern zur Stahlerzeugung und anderen Schmelzöfen verwendet. Auch als Speichermaterial für Nachtspeicheröfen und ähnliche Anlagen werden sie gerne verwendet.

Darüber hinaus kann Magnesit, wenn er bei niedrigeren Temperaturen als 800 °C gebrannt wird, zur Herstellung von Sorelzement verwendet werden.

Als Schmuckstein?

Obwohl Magnesit mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4,5 eigentlich zu weich ist, um als Schmuckstein verwendet zu werden, besitzt das Mineral einige für die Schmuckindustrie interessante Eigenschaften. So lässt es sich zum Beispiel sehr gut färben. Mit blauer Farbe und zum Schutz stabilisiert, kann es so dem begehrten Matrix-Türkis sehr ähnlich werden [5].

References

  • [1] Burke, E. A. (2006). A MASS DISCREDITATION OF GQN MINERALS, The Canadian Mineralogist 44 : 1557-1560.
  • [2] Routschka, G., 2007. Feuerfeste Werkstoffe. Vulkan-Verlag GmbH, .
  • [3] Okrusch, M. and Matthes, S., 2014. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer, .
  • [4] Rösler, H. J. (1987). Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage, .
  • [5] Bruder, B., 2005. Geschönte Steine: das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien; mit mehreren Tabellen im Text. Neue Erde,.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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