Coronapandemie: Niederlande wollen zum 1. November zur Normalität zurück
Regierung verkündet Fahrplan zur Beendigung der Schutzmaßnahmen mit Zwischenschritten am 30. August und 20. September
Die vorschnelle Öffnung des Party- und Nachtlebens zum Sommeranfang ist hier noch in guter Erinnerung: Zwar wollte man mit der “Testen vor Zugang” (niederl. testen voor toegang) genannten Regel verhindern, dass Corona-positive Partygänger das Virus verbreiten. Doch an zu vielen Orten kam es zu Problemen, waren die Schnelltests zu unzuverlässig oder kletterten Besucher schlicht über Zäune. Die Folge war ein steiler Anstieg der Infektionen.
Die Clubs mussten wieder schließen. Festivals wurden abgesagt. Mancherorts hatte man schon alles aufgebaut und das Bier kaltgestellt. Die Frustration bei den Unternehmern und Gästen war groß. Doch die wissenschaftlichen Berater und die Regierung machten deutlich, dass es nicht anders ging. Allerdings war die so ausgelöste vierte Infektionswelle nur von kurzer Dauer.
Auf der gestrigen Pressekonferenz (13. August) machte die Regierung nun einen Fahrplan für die Beendigung der Schutzmaßnahmen bekannt: Zum 30. August muss an Schulen und Hochschulen kein Abstand mehr gehalten werden. Allerdings dürfen vorerst nicht mehr als 75 Personen in einem Unterrichtsraum sein. Die Überschrift des Fahrplans: “Schritt für Schritt die 1,5 Meter loslassen”.
Der größere Schritt soll am 20. September folgen, wenn die Infektionszahlen das zulassen: Ende der Abstandsregeln überall, Ende der Maskenpflicht, keine maximale Besucherzahl mehr, Ende der Empfehlung fürs Home Office, normale Öffnungszeiten fürs Gaststättengewerbe, Festivals wieder erlaubt und kein fester Sitzplatz mehr bei Theater- oder Kinobesuchen.
Am 1. November könnten dann die letzten Schutzmaßnahmen fallen und auch Diskotheken und Nachtclubs wieder öffnen. Dann sollen nur noch allgemeine Hygieneregeln wie Händewaschen und Lüften berücksichtigt werden.
Die Wissenschaftler des Outbreak Management Team, die die Regierung beraten, wollten die Regeln für den Unterricht eigentlich erst zum 20. September abschwächen. Jaap van Dissel, Direktor des Reichsinstituts für Volksgesundheit (vergleichbar mit dem deutschen RKI), erklärt den Unterschied so: Die Regierung habe günstigere Annahmen über den Verlauf der Impfungen. Zudem scheine es, als hätte sie vom Zeitpunkt der Impfangebote für jüngere Menschen aus gerechnet, die Wissenschaftler aber noch die Zeit für die Produktion der Antikörper miteinbezogen.
Einigkeit besteht darüber, dass viel von den Reiserückkehrern abhängt. Wichtig sei, dass die sich testen lassen und im Falle eines positiven Ergebnisses auch zuhause bleiben. Van Dissel verweist auf Berichte von Touristen, die im Fall positiver Tests an Flughäfen in ein Quarantainehotel gebracht würden. Es gebe also deutliche Unterschiede zu vorherigen Wellen. Zwar sei keine Schutzmaßnahme perfekt, doch auch dies könne man in den epidemiologischen Modellen berücksichtigen.
Am 17. September soll dann definitiv beschlossen werden, ob die zum 20. September angekündigten Lockerungsschritte folgen können. Auch hierfür beraten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wieder die Regierung. Zwischenzeitlich können sich Fans von Autorennen auf die Formel 1 in Zandvoort an der Nordsee freuen: Dieses Großereignis am ersten Septemberwochenende darf unter Einschränkungen der Besucherzahlen stattfinden.
Eine Impfpflicht steht hier übrigens nicht zur Debatte. Ab 20. September soll bei Ereignissen ab 75 Personen aber ein “Coronazugangsbeweis” kontrolliert werden. Laut Premierminister Rutte wird in absehbarer Zeit die Praxis der Gratistests eingeschränkt. Jemand der nicht geimpft sei aber doch feiern gehen wolle, müsse den Test dann selbst bezahlen.
Zum Weiterlesen: Wie wahrscheinlich ist eine Coronavirus-Impfpflicht?
Hinweis: Dieser Beitrag erscheint vielleicht auch auf Telepolis – Magazin für Netzkultur. Titelgrafik: geralt auf Pixabay.
Ende 2022 werden fast alle Europäer immun gegen Corona sein
Auch in der Schweiz sollen Corona Tests bald kostenpflichtig werden, eine Impfpflicht steht nicht zur Diskussion, Restaurants sind bereits normal geöffnet und mit Covidzertifikat kann man in Discos und an Grossveranstaltungen gehen. Die Maskenpflicht gilt weiterhin in Innenräumen (inklusive Restaurants). Es gibt aber anders als in den Niederlanden noch keinen fixen Fahrplan wie es weitergehen soll. Eines aber ist für alle Länder sicher: irgendwann werden alle Covid-Massnahmen fallen müssen und das wiederum bedeutet, dass dann Ungeimpfte ungeschützt sein werden, wobei Ungeimpfte gleichzeitig in den meisten Ländern ohne Tests von vielen Grossveranstaltungen ausgeschlossen bleiben. In den Niederlanden besteht Testpflicht für Einreisende.
Prognose: Gemäss Jürgen Drosten und einer britischen Studie (siehe SPON) wird es keine Corona-Herdimmunität geben, was folgendes bedeutet: Fast alle Ungeimpften werden sich bis Ende 2022 infiziert haben und nicht wenige werden wegen Corona-Erkrankung ins Spital kommen.
Zusatz: Die Delta-Variante wird auch einige (aber wenige) Geimpfte schwer erkranken lassen, letztlich sorgt die Delta-Variante aber dafür, dass sich fast alle Ungeimpften irgendwann infizieren.
@Holzherr 14.08. 11:27
„Zusatz: Die Delta-Variante wird auch einige (aber wenige) Geimpfte schwer erkranken lassen, letztlich sorgt die Delta-Variante aber dafür, dass sich fast alle Ungeimpften irgendwann infizieren.“
Ja, wenn dem so ist, dann spielt es doch überhaupt keine Rolle, wie schnell sich die Krankheit unter den Ungeimpften ausbreitet. Jeder, der sich infiziert, kann einige anstecken, die sich nicht impfen lassen konnten, oder eben obwohl sie geimpft sind. Die Zahl der insgesamt dabei Angesteckten änder sich überhaupt nicht, ob das jetzt in 3 Monaten oder in 2 Jahren passiert, bis die ganzen Leute, die sich wirklich nicht impfen lassen wollen, durchinfiziert sind.
Also warum hier noch Theater machen? Klar, wenn die Krankenhäuser zwischendurch wieder überlastet werden, muss man eben noch mal verzögern. Aber was noch in der 2. und 3. Welle bei einer Inzidenz von 200 in den Krankenhäusern los war, wird beim derzeitigen Impfstatus, insbesondere bei den Risikogruppen, bei Inzidenzen von 1000 bis 2000 erst passieren.
Das muss man genau beobachten. Aber wie gesagt, eine Verzögerung ist ansonsten unnütz, das ändert nichts mehr.
Und die, die sich nicht impfen lassen wollen, die wollen doch infiziert werden. Oder nicht? Sollen sie haben, ohne Impfpflicht, und wenn man die Impfpflicht nicht will, dann ist das so. Klar trifft das auch vor allem einige in den Risikogruppen, die nicht geimpft werden können. Das wäre ein Argument für eine Impfpflicht, aber eine Verzögerung ändert hieran nichts.
Wir sollten natürlich ganz dringend alle impfen, die irgendwie wollen. Also auch Kinder ab 6 Jahren oder noch jünger, und auch die ganzen Leute, die bisher nur die Impfung verklüngelt haben, und auf die hier ganz konzentriert zugehen. Also mit kleinen Teams wirklich durch die Häuser ziehen wie die Zeitschriftenwerber, und quasi mit der Impfpritze in der Hand eine Sofortimpfung anbieten.
Ich habe auch einen Taxifahrer getroffen, der lag nach der ersten Impfung 2 Tage flach, und konnte nicht arbeiten deswegen. Der hat dann auf die Zweitimpfung verzichtet, weil er es sich finanziell nicht leisten konnte, noch mal 2 Tage Arbeitsausfall zu haben. Der war um die 40, und meinte, dass für ihn selbst die eine Impfung schon reicht, das Risiko für einen schweren Verlauf ausreichend zu reduzieren. Dem musste ich wohl zustimmen.
Als Konsequenz für derartige Fälle wäre eine Ausfallzahlung für Menschen, die sich nicht für das eigene Risiko, sondern nur mit Rücksicht auf andere Impfen lassen wollen. Das gilt eigentlich für alle unter 25 Jahren, womöglich sogar unter 50.
Hiermit kann man Menschenleben retten, mit einer Verzögerung des Infizierens der Impfunwilligen nicht. Kostenpflichtige Tests für Impfverweigerer wäre zwar durchaus gerecht, würde aber dazu führen, dass die sich kaum noch testen lassen, und deshalb noch mehr andere Gefährdete anstecken, als eigentlich nötig wäre.
Dann wohl lieber eine Impfpflicht mit 200 € Impfprämie und Haustürservice. Und eine 3. oder sogar 4. Impfung für die Risikogruppen, sofort und so schnell wie die Leute wollen.
„Fast alle Ungeimpften werden sich bis Ende 2022 infiziert haben…“
So lange möchte ich eigentlich nicht warten, bis hier endlich wieder eine soziale Normalität einzieht.
@Tobias Jeckenburger
Zitat 1: „ Kostenpflichtige Tests für Impfverweigerer wäre zwar durchaus gerecht, würde aber dazu führen, dass die sich kaum noch testen lassen, und deshalb noch mehr andere Gefährdete anstecken, als eigentlich nötig wäre.„
Ja. Man muss konsequent sein: Wenn man jeden ernsthaft Erkrankten im Spital behandelt egal ob er geimpft, nicht geimpft, vorsichtig oder unvorsichtig war, dann muss es im Interesse des Staates und der Krankenhausbetreiber sein, alles zu tun, damit möglichst wenig erkranken. Deshalb sollten Tests weiterhin gratis sein.
Zitat 2: „ Klar, wenn die Krankenhäuser zwischendurch wieder überlastet werden, muss man eben noch mal verzögern.“
In Israel 🇮🇱 ist das trotz Durchimpfung aller Impfwilligen bereits der Fall. Dort füllen sich die Spitäler wieder und der nächste Lockdown steht bevor. Auch in Israel haben sich eben zu wenig geimpft. 60% haben dort eine Impfung hinter sich. Aber das reicht nicht um eine weitere Welle zu verhindern.
Eine besonders schwere epidemische Lage lag in den Niederlanden nie vor, vgl. :
-> https://euromomo.eu/graphs-and-maps/ (die Krise ca. in KW 13 im Jahr 2020, auf die Grippewelle im Jahre 2018 darf vergleichend geschaut werden – vgl. auch mit den “EUROMOMO”-Daten für die BRD)
Insofern scheint nun angeraten zur sog. Normalität zurückzukehren.
Die Maskenpflicht ist mit einer demokratischen offenen Gesellschaft nicht zu vereinbaren und nun gilt es mit Ungeimpften pfleglich umzugehen, wer “Corona” weiterhin fürchtet, kann sich impfen lassen, eine Diskriminierung von Ungeimpften ist aus diesseitiger Sicht zu meiden, pflichtige Tests bei der Veranstaltungsteilnahme mögen einige Zeit noch gehen…
Vielen Dank an den hiesigen werten Inhaltegeber für seine differenzierte Berichterstattung (auch) bei diesem Thema!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Webbaer
@ Herr “Martin Holzherr” (die doppelten Anführungszeichen nur deswegen, weil ein unerkennbares Pseudonym verwendet wird, sie sollen keine Herabsetzung bedeuten)
Vielen Dank für Ihre Schilderung aus der Schweiz, sicherlich wird sich eine sog. Herdenimmunität einstellen, zudem muss nicht daran geglaubt werden, dass sich jeder infizieren wird.
Herr Drosten hat aus diesseitiger Sicht, wie auch bei der sog. Schweinegrippe, suboptimal wissenschaftskommunizierend geleistet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Webbaer
PS :
Es kann bei Personen, die sich nicht impfen lassen, keine ‘Verweigerung’ vorliegen, wenn derart auf Basis einer persönlichen Risiko-Reward-Überlegung entschieden wird oder (!) wenn die epidemisch bestehende Lage schlicht (“schlecht”) ignoriert wird, die Sprache ist verräterisch.
Erst wenn eine Entscheidung persönlich pflichtig wird, kann ‘verweigert’ werden.
Bonuskommentar hierzu :
Also es ist so, dass sog. Ausfallszahlung Steuergeld meint, Dr. W wäre, dies nur in der Annahme ein Beispiel und in der BRD vorätig bis vorättig, was er nicht ist, demokratisch und in diesem Sinne ablehnend.
Wenn hinreichend Impfmittel bereit stehen.
Es gilt Verantwortung der Bürger zu unterstützen, sog. Selbstverantwortung.
Gestorben wird vielfältig, an sog. Krankenhaus-Keimen, am Rauchen, am Allohol-Konsum, an Extremsportarten, am Auto- und insbesondere am Motorrad-Fahren, dort wo die sog. Knautschfläche am Helm beginnt, sofern vorhanden, niederrangig dann auch am Joggen (es gibt hier Nutzen-Schaden-Überlegungen, Dr. W joggt aus bestimmten und nur ihn betreffenden Gründen nicht mehr, Joggen bleibt OK!) und am allgemeinen Gehen oder sonstige Fortbewegung meinend von A nach B.
“Andere sterben gesund!” – lol, Dr. Webbaer hat sich diesen Rat eines selbstständig und Multimillionär gewordenen Krankenpfleger gemerkt.
Es geht also um die Resilienz von Gesellschaften, wobei derartige Fragen ein modern zivilisatorisches Problem zu bleiben haben.
Leider leisten Kräfte der Art Dr. Joseph Kuhn und Dr. Drosten hier im Bereich der Wissenschaftskommunikation minder.
Abwägungszusammenhalte meinend, bspw. anders als so :
-> https://www.merkur.de/politik/coronavirus-wolfgang-schaeuble-kritik-regierungsmassnahmen-wuerde-menschen-zr-13718119.html
MFG
WB
*
Dr. Webbaer hat sich diesen Rat eines selbstständig und Multimillionär gewordenen Krankenpfleger[s] gemerkt
**
Leider leisten Kräfte der Art Dr. Joseph Kuhn und Dr. Drosten hier im Bereich der Wissenschaftskommunikation minder.
Dr. W hat hier sozusagen besondere persönliche Empfängerheitheit, wie gemeint, nie feststellen können, es geht – um dies einmal klar auszuschreiben : um Belagerung sozusagen von Mikroorganismen, für die der hier gemeinte Hominide stets anfällig war, er ist so soz. milliardenfach mit Mikrooganismen umgeben: diese, die nun öffentlich gesondert herausgearbeitet worden sind, waren oder sind womöglich nicht sonderlich gefährlich für sozusagen an sich gesunde Person.
Es wäre womöglich vom Anfang cool gewesen derart gefährdete Person(en) zu identifizieren, Alte und Vorerkrankte, um dann speziell Vorsorge zu treffen.
Um dann, auch “viel Geld in die Hand nehmend”, dezidiert zu schützen, nicht den Gesamtapparat aufhaltend.
Dr. W hat von Anfang an so Rat gegeben, es gibt halt diese frickin Mikro-Organismen, sie gilt es zu verwalten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Webbaer
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Empfänger(zufrieden)heitheit
PS :
Sog. PCR-Tests meinen sozusagen Krankheit im Sein.
Potentiell und so.
Wenn so interpretiert wird.
(Sicherlich haben Bereitsteller von sog. PCR-Tests ein Eigeninteresse.)
Nicht gemeint ist benachrichtigend so, dass per se nichts los wäre, i.p. Infektion und sich womöglich anschließender Krankheit.
Wichtich (mittelniederdeusch) gilt es abzuwägen.
Dr. W erhebt übrigens nicht immer Anspruch Recht zu haben, ist zu verständog, zu “intelligent” dafür.
MFG
WB
In almost all grades, the majority of students made some learning gains in both reading and math since the COVID-19 pandemic started. Waiting for normal days.