Das ‘Monumento a Colón’ oder: Wer eroberte Amerika wirklich?

Als um 1500 eine Handvoll europäische Eroberer auf der Suche nach Indien versehentlich in Mittelamerika ankamen, veränderte dies die Welt. Bis heute pilgern jährlich tausende Touristen nach Barcelona zum Denkmal zu Ehren des erfolgreichen Seefahrers Christoph Kolumbus (spanisch: Cristóbal Colón). Doch wer war es, der hierbei tatsächlich Weltgeschichte schrieb?

Das ‘Monumento a Colón’ ist ein riesiges Bauwerk in der wunderschönen Hauptstadt der spanischen Provinz Katalonien. Rund 60 Meter ragt es empor, am Ende der Prachtallee La Rambla. An der Spitze des Denkmals: Cristóbal Colón (um 1451 – 1506). Seit 1888 streckt er als sieben Meter langer Mann seinen rechten Arm gen Amerika, während er in der linken Hand eine Karte hält.

Wenn ich an dieses Monument denke, muss ich schmunzeln. Gleichzeitig packt mich so etwas wie Wehmut. Letztes Jahr wurde einer meiner besten Freunde in jenem Land dahingerafft, unter anderem aufgrund der Risiken und Nebenwirkungen dieser Kultur.

Einige Jahrhunderte zuvor traf dieses Schicksal nach und nach einen ganzen Doppelkontinent. Alles begann, als um 1500 ein paar portugiesische und spanische Eroberer auf der Suche nach Indien versehentlich in Mittelamerika eintrafen.

Innerhalb kürzester Zeit gingen die dort seit Jahrtausenden lebenden Völker zugrunde. Die Weltreiche der Azteken, Inka und Maya kollabierten in Zeitraffergeschwindigkeit. Der südliche Teil des Doppelkontinentes spricht seitdem Spanisch oder Portugiesisch und betet einen katholischen Gott an.

Noch heute werden diese Ereignisse in Europa als ‘Entdeckung der Neuen Welt’ gefeiert und ‘große Männer’ wie Cristóbal Colón oder Hernán Cortés für ihre Verdienste geehrt.

Es stimmt – mit dem 12. Oktober 1492 begann die Kolonisierung des amerikanischen Kontinentes durch die europäischen Nationen. Somit veränderte die Reise des Kolumbus und seiner Männer die Welt nachhaltig bis heute. Doch warum? Waren es wirklich die Verdienste tollkühner Seefahrer, die wir bis heute feiern und ehren?

Ein Denkmal für den oder das Colon?

Bezeichnenderweise lautet die spanische Version von Kolumbus ‘Colón’. Fachsprachlich ist das Colon oder eingedeutscht Kolon der letzte Darmabschnitt und stammt von altgriechisch κῶλον (kōlon, deutsch ‘Darm, Wurst’).

Im Darm findet bekanntlich die Verdauung statt. Im Dickdarm werden die Reste der Nahrungsbestandteile nochmals fermentiert. Hierzu ist gerade der vordere Teil dieses Darmabschnittes mit immensen Bakterienstämmen besiedelt.

Keime und andere Krankheitserreger waren es auch, welche die europäischen Seefahrer auf ihren Reisen in die ‘Neue Welt’ transportierten. In Wirklichkeit waren es nicht die ‘großen Männer’, die Amerika eroberten, sondern die Krankheiten und Keime, die sie unwissentlich aus Europa einschleppten.

Dank ihrer Vorfahren waren sie bereits weitgehend immun gegen diese Erreger, während sie sich für die Bewohner Amerikas als tödlich erwiesen.

Ein Prost auf die ADH

Die Europäer überlebten diese Seuchen und Epidemien im Altertum und Mittelalter mithilfe alkoholischer Getränke. Bier und Wein waren in den von Seuchen und Kriegen gezeichneten europäischen Städten lebenswichtige Nahrungs- und Desinfektionsmittel.

Alkohol ist ein Zellgift – jedoch nicht nur für Krankheitskeime. So fand im Laufe der Jahrhunderte in Europa eine genetische Selektion statt, bei der vor allem diejenigen überlebten, deren Körper den Alkohol möglichst rasch wieder abbauen konnte. Dies geschieht in der Leber mithilfe des Enzyms Alkoholdehydrogenase (ADH).

Die Urbewohner Amerikas, Asiens und einiger Teile Afrikas brauchten dieses Enzym nicht. Ganz im Gegenteil. In Regionen mit hohem Aufkommen von Hepatitis-Viren hat die Leber bis heute andere Aufgaben als durch Alkoholkonsum zu wachsen bzw. zu schrumpfen.

In Afrika, Asien und in der Pazifischen Region ist der durch Hepatitis-B-Virus verursachte Leberkrebs immer noch eine der drei häufigsten Krebsursachen. Fatalerweise unterstützt Alkoholkonsum noch zusätzlich das Krebswachstum und zerstört das eh schon durch die Viren geschwächte Entgiftungsorgan. 

Lessing, der Weise

Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) schrieb:

Die Geschichte soll nicht das Gedächtnis beschweren, sondern den Verstand erleuchten.

Wenn es also nicht Kolumbus und andere ‘große Männer’ waren, wer verfasste dann unsere Weltgeschichte?

Keime und Zufall, zwei wahre Schreiber des Zeitgeschehens, lassen sich leider schlecht in Form von monströsen Monumenten verehren. Oder vielleicht doch? Weder Evolution noch Weltgeschichte lassen sich prognostizieren.

Dieses Wissen kann uns Gelassenheit und vielleicht sogar etwas Weisheit schenken. Im Begriffsursprung der Gelassenheit steckt das ‘Lassen’. Der Philosoph Wilhelm Weischedel (1905 – 1975) schrieb:

Man muss erst lassen können, um gelassen zu werden.

Lassen wir es also, sogenannte ‘große’ Männer und Frauen zu verehren und uns selbst als solche zu fühlen und vielleicht gar aufzuführen. Was bleibt, ist die ‘Freiheit, sich gut zu verhalten‘. 

Die letzte Reise der nach Gold und Ruhm gierigen Seefahrer Kolumbus und Cortés wurde jedenfalls von Mikroben dirigiert. Somit trifft es Barcelona mit seinem ‘Colón-Denkmal’ sogar ganz gut, auch wenn das den wenigsten seiner Bewunderer bewusst sein dürfte. Der menschliche Darm misst übrigens insgesamt etwa sieben bis acht Meter und ist somit in etwa genau so lang wie der Mann auf dem Monument…

Apropos: Kolumbus glaubte bis zu seinem Tode fest daran, einen Teil Asiens gefunden zu haben. Auch die Behauptung, der gebürtige Genuese habe das in Europa bis dato unbekannte Amerika entdeckt, ist mittlerweile widerlegt – dank der berühmten Vinland-Karte.  Bezeichnenderweise tauchte sie 1957 bei einem Buchhändler in Barcelona auf. 

Cristóbal Colón in Barcelona. Credit der Fotos dieses Artikels: Dr. Karin Schumacher

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

45 Kommentare

  1. Ja, Amerika wurde schon vor Kolumbus von Europäern bereist, aber erst Kolumbus Reise war als Eroberung angelegt (im Dienste der spanischen Krone) und Kolumbus und seine Nachfahren brachten auch den Niedergang der alten amerikanischen Kulturen mit sich, nicht nur durch Waffengewalt sondern auch durch Krankheiten, die sie mit sich brachten. Der Guardian-Artikel
    Notes and queries Huge numbers of the indigenous peoples of the Americas died because they had no immune response to the diseases brought by Europeans. Why did that not work both ways? frägt, warum Amerikas Eingeborene von Krankheiten dahingerafft wurden, die Kolumbus brachte, währen Kolumbus und seine Gefährten verschont blieben. Antwort: Die Europäer waren durch den intensiven Kontakt mit Haustieren bereits gegen viele gefährliche Krankheiten immun, denn wirklich gefährliche Infektionskrankheiten werden oft vom Tier auf den Menschen übertragen. Dich den „Indisnern“ fehlte diese Immunität.

  2. @Martin Holzherr 26.08.2019, 08:49 Uhr

    In der Gegenrichtung soll sich die Syphilis (Franzosen) in Europa ausgebreitet haben. Und Touristen in Mittelamerika fürchten “Montezumas Rache”.

    Gruss
    Rudi Knoth

  3. @Karin Schuhmacher: Alkohol als Schutz gegen Infektionskrankheiten ist ein Märchen. Dass sie als Medizinerin so etwas auftischen verwundert mich ein bisschen. Die zu ihrer Aussage: Die Europäer überlebten diese Seuchen und Epidemien im Altertum und Mittelalter mithilfe alkoholischer Getränke.
    Alkohol hat vor allem Wirkungen auf die Psyche, kann aber auch als Desinfektionsmittel dienen, wenn eingerieben. Die Menschen im Mittelalter aber benutzten Alkohol nicht als Desinfektionsmittel, sondern zum genau gleichen Zweck wie wir es heute tun.

  4. Warum waren Europäer gegen viele Infektionskrankheiten weit besser gefeit/geschützt als die Indianer, die Kolumbus in Amerika traf?
    Ganz einfach: Die Europäer hatten zur Zeit von Kolumbus schon sehr viele schwere Seuchen durchgemacht und viele EuropäerInnen hatten mindestens eine Teilimmunität erworben durch Antikörper und T-Zellen, die sich an durchgemachte Krankheiten “erinnerten” oder die gar von der Mutter (über die Muttermilch) auf das Kind übertragen wurden.
    Den Indiandern fehlte dieser Kontakt zu vielen Inektionskrankheiten einfach darum, weil die einzelnen Indianer-Gruppen oft wenig Kontakt zueinander hatten.

  5. in Columbus brought more than ships to the New World liest man: In Hispaniola, der ersten Station von Columbus in Amerika, hatte die einheimische Taino-Bevölkerung (ein einheimisches Arawak-Volk) keine Immunität gegen neue Infektionskrankheiten wie Pocken, Masern und Grippe. 1492 gab es in Hispaniola schätzungsweise 250.000 indigene Völker. Bis 1517 blieben nur noch 14.000 übrig.

    Die Europäer brachten Krankheiten mit, mit denen sie selbst bereits zurechtkamen – nicht aber die halbnomadisch lebenden Eingeborenen. Dazu liest man:
    Denken Sie an Schweinegrippe und Vogelgrippe, sagte Prescott. Wir sind immer auf der Suche nach Viren, die von Mensch zu Tier gelangen, die DNA mutieren und dann zum Menschen zurückkehren.

    “Nun, das hat nicht erst letztes Jahr angefangen. Solange Menschen Vieh züchten, geben wir Viren hin und her”, sagte er. “Als Entdecker aus Europa nach Amerika kamen, brachten sie Vieh und Krankheiten mit, und das Ergebnis war verheerend.”

    Fazit: Die meisten ernsthaften Infektionskrankheiten entstanden erst als Menschen dicht untereinander und mit ihren Nutz- und Haustieren zusammenlebten und als sie gleichzeitig weit reisten (Venedig hatte Handelsbeziehungen bis weit nach Asien).
    Auch heute noch drohen Pandemien einfach dadurch, dass Krankheitserreger in kurzer Zeit um den ganzen Globus “reisen” können.

  6. @Holzherr
    Alkohol – besonders Bier – als Schutz gegen Infektionskranheiten, ist kein Märchen.
    Die Schutzwirkung beruhte aber nicht auf dem Alkohol – sondern darauf, dass die Maische zur Bierherstellung aufgekocht wurde. Durch die Hitze wurden viele Erreger abgetötet;die im normalen Trinkwasser weiterhin erhalten waren

  7. Die Europäer überlebten diese Seuchen und Epidemien im Altertum und Mittelalter mithilfe alkoholischer Getränke. Bier und Wein waren in den von Seuchen und Kriegen gezeichneten europäischen Städten lebenswichtige Nahrungs- und Desinfektionsmittel.

    War das denn in ganz Europa so? In Germanien (Altertum) gab es nur wenige von den Römern errichtete Städte und doch eher unberührte Natur.. Da hatte der Alkoholkonsum wohl andere Gründe. UNd konnte sich im römischen Reich jeder Wein etc leisten.?

  8. @KRichard und Rudi Knoth: ja, Bier als Alternative zu verschmutztem Trinkwasser schützt natürlich vor Keimen im Wasser. Das hat aber nichts mit Desinfektion zu tun

  9. “Die Entdeckung der Neuen Welt”
    Es war nicht nur eine Entdeckung sondern auch eine Ausbeutung des “Neuen” Kontinents mit anschließendem Völkermord ! Millionen Einheimische starben nicht nur durch Krankheiten sondern auch durch Ausbeutung,Hunger und Schwerter. Was heute in Europa gefeiert wird, war die Invasion und feindliche Landnahme durch europäische Wirtschafts-und Polit – Migranten bzw. Staaten. Sie nahmen sich das “heilige” Recht anderen Menschen ihr Land ,ihre Kultur und ihre Werte zu stehlen bzw. zu vernichten. Alte Kulturnationen (Inkas, Mayas, Atzteken, diverse Indianerstämme) wurden mit dem Recht des Stärkeren vernichtet. Der Begriff “Entdeckung” klingt da also eher zynisch. Diese Inquistadoren wie Pizarro, Kolumbus, Hernando Cortez etc. könnte man also auch als Massenmörder definieren, denen Europäer Denkmäler gesetzt haben.

  10. @Querdenker: ja, Eroberung bedeutete Unterwerfung und Brechen des Widerstands. Allerdings war eine eigentliche Entvölkerung nicht im Interesse der Eroberer, denn damit verloren die Eroberer auch Arbeitskräfte – oder wenn man so sagen will, Sklaven. Dass die Bevölkerung oft auf einen kleinen Bruchteil der ursprünglichen schrumpfte war wohl schon den mitgebrachten Infektionskrankheiten geschuldet.

  11. Der Wikipedia-Eintrag Konquistador macht deutlich, dass die Konquistadoren eine Art Ich-AG der frühen Neuzeit waren. Sie erhielten vertraglich eine Lizenz (licence to kill?), ein Monopol, sich eine Provinz zu erobern und Waren zu importieren und zu exportieren unter Beachtung von Zöllen. Einen Fünftel der Einnahmen mussten sie dem spanischen Staat abliefern. Die Mannschaftsmitglieder waren meist mittellose Spanier, oft Zweitgeborene ohne Erbe und mit schlechter Perspektive in Spanien selbst. Als Konquistadoren aber konnten sie reich werden.

  12. Konquistadoren: Startups mit Risikokapital finanziert und vom Staat lizenziert

    Ergänzung zu den spanischen/portugiesischen Konquistadoren: Sie arbeiteten auf eigene Rechnung, konnten aber ihre Expeditionen aber oft nur mit finanziellem Zustupf von Investoren finanzieren. Trotzdem spielte auch der spanische Staat eine Rolle, denn er stellte Lizenzen/Monopole aus deren Ziel die Schaffung einer neuen Provinz in Mittel-/Lateinamerika war, die dann zu Spanien gehörte und die mit Spanien Handel treiben konnte, wobei Zölle erhoben wurden und Steuern an Spanien abgegeben werden mussten.

    Eigentlich ein erstaunlich modernes Konstrukt, diese Konquistadoren-Unternehmen. Bis zu einem gewissen Grad mit heutigen Startups vergleichbar. Wie ein Startup erhielten die Konquistadoren Geld von Investoren. Und wegen all den Ungewissheiten dazumal war das für die Investoren durchaus ein Risiko – dem allerdings die Aussicht auf sehr grosse Gewinne gegenüberstanden.

    Das alles passierte in der frühen, merkantilistisch geprägten Neuzeit, die allerdings in Bezug auf Spanien und Portugal durchaus auf heutigen kapitalistischen Instrumenten wie Kapital, Investitionen, verzinsbaren Krediten/Schulden, etc beruhte. Für Spanien war das das siglo de oro (goldene Zeitalter) und es war für Spanien gleichzeitig eine Zeit stetig wachsender Schulden, denn Spanien investierte in seine Machtstellung innerhalb Europas und erhob dazu auch ständig anwachsende Steuern.
    Schon dazumal gab es also massive mit Schulden finanzierte Investitionen in die Zukunft und einen Wachstumsglauben, der durchaus mit dem heutigen verglichen werden kann. Mit etwas kritischerem Blick könnte man auch von einem Schneeballsystem sprechen, denn wenn sich die Investitionen in die Zukunft nicht realisierten, nicht in Erfüllung gingen drohte der Bankrott.

  13. @Holzherr
    Thermische Desinfektion (z.B. Pasteurisieren, Sterilisation) dient eindeutig dem Gesundheitsschutz. Früher gab es viele kleine Brauereien, die Maische für den aktuellen Bedarf zur Bierherstellung aufkochten. Durch Herstellung und Konsum von Bier (statt Wasser), waren Bierkonsumenten weniger krankheitsmachenden Keimen ausgesetzt als Wassertrinker.
    Wein wird aus Traubensaft hergestellt, der üblicherweise auch keine Keime enthält.

    Keimfreie Getränke entlasten das Immunsystem

  14. @KRichard: dem habe ich ja bereits zugestimmt: Was keimfrei gemacht wurde zu essen und zu trinken ist weit besser als etwa vergammeltes Fleisch oder verschmutztes Trinkwasser zu trinken. Doch Karin Schumacher geht es in diesem Artikel speziell um den Alkohol, dem sie scheinbar an und für sich desinfizierende Wirkungen zuschreibt, denn sie schreibt nichts über pasteurisieren oder abkochen wie sie das tun. Jeder naive Leser von Karin Schumachers Text muss zum Schluss kommen, dass sie Alkohol selbst desinfizierende Wirkung zuschreibt – und das wenn man den Alkohol trinkt, nicht wenn man ihn einreibt.

  15. @KRichard: die Pocken, welche die Spanier mitbrachten, hatten die tödlichste Wirkung auf die Indigenen. Bei Pocken, einer Virusinfektion hat aber alles Abkochen und Pasteurisieren keine Wirkung. Auch die Europäer starben an Pocken, aber viele hatten bereits eine Teilimmunität und erkrankten nur schwach. Die Indianer aber starben daran in grosser Zahl. Ähnliches gilt für die Masern. Auch da hilft Bier überhaupt nicht.

  16. Alkohol im Blut schützt nicht vor Viren, ja nicht einmal vor Bakterien. Der folgende Satz von Karin Schumacher muss deshalb als irreführend bezeichnet werden (Zitat): Alkohol ist ein Zellgift – jedoch nicht nur für Krankheitskeime. So fand im Laufe der Jahrhunderte in Europa eine genetische Selektion statt, bei der vor allem diejenigen überlebten, deren Körper den Alkohol möglichst rasch wieder abbauen konnte
    Dieser Satz bedeutet doch, dass wer viel Alkohol im Blut hat, gegen Keime geschützt ist, weil die Keime vom Alkohol abgetötet werden. Alles was ich weiss, spricht gegen diese Hypothese.

  17. @Holzherr
    Sie sollten den Blogtext lesen und nicht Inhalte hineindichten, die darin nicht enthalten sind.
    Es wird nicht dem Alkohol sondern den alkoholischen Getränken eine positive Wirkung zugeschrieben. Dies ist ein wichtiger Unterschied – denn durch den Konsum von Getränken, die weitgehend frei von krankmachenden Keimen waren, hatte das Immunsystem die Möglichkeit, sich den wirklichen Krankeitserregern der Umwelt zu widmen. Dies ist eine Grundlage, wie das Immunsystem gegen bestimmte Krankheiten teilweise oder ganz schützen konnte.

    Dass indigene Völker in Amerika auf bestimmte Krankheiten empfindlich reagierten, war zum Teil bekannt. Es gab z.B. Berichte dazu, dass man Decken von Kranken absichtlich an Indianer weitergab, damit sich diese infizierten.

    Dass es Leute gibt, die auf Grundlage ihrer genetischen Ausstattung Alkohol mehr oder weniger gut abbauen können – bedeutet nicht, dass Alkohol gegen Keime schützt.
    Genetische Varianten bei bestimmten Bevölkerungsgruppen gibt es z.B. auch für die Verdauung von Milch(Laktoseintoleranz). z.B. Ca. 90 % der Nordeuropäer können auch als Erwachsene noch Milch verdauen – in Süditalien sind dazu nur ca. 10 % in der Lage.

  18. @KRichard: Sie dichten Dinge hinein, die nicht im Text stehen. Nirgends steht im Text etwas von (Zitat): “Thermische Desinfektion (z.B. Pasteurisieren, Sterilisation)”
    Statt dessen steht im Text:
    Alkohol ist ein Zellgift – jedoch nicht nur für Krankheitskeime. So fand im Laufe der Jahrhunderte in Europa eine genetische Selektion statt, bei der vor allem diejenigen überlebten, deren Körper den Alkohol möglichst rasch wieder abbauen konnte

    Das ist doch eindeutig: Alkohol im Blut wirkt als Zellgift – auch gegen Bakterien, gegen Krankheitskeime.
    Und ja, es steht doch hier, Europäer seien genetisch auf eine grosse Alkoholtoleranz selektioniert worden. Und warum: Weil sie durch hohe Alkoholkonzentrationen im Blut vor Krankheitskeimen geschützt waren.

    Und dafür finde ich in der Literatur keine Hinweise.

    Sie schreiben (Zitat KRichard): Dass es Leute gibt, die auf Grundlage ihrer genetischen Ausstattung Alkohol mehr oder weniger gut abbauen können – bedeutet nicht, dass Alkohol gegen Keime schützt.
    Zustimmung. Doch Karin Schumacher sagt doch genau das: Viel Alkohol im Blut schützt vor Krankheitskeimen.

  19. Hier ein Artikel aus The Conversation, nämlich Health Check: does drinking alcohol kill the germs it comes into contact with?

    Dort liest man: Eine Laborstudie untersuchte die Penetration von Alkohol in Gruppen von Mikroorganismen im Mund und seine Wirkung auf die Abtötung von Mikroorganismen. Es wurde festgestellt, dass Alkoholkonzentrationen unter 40% signifikant schwächer sind, wenn es darum geht, das Bakterienwachstum zu beeinflussen. Alkohol mit einer Konzentration von 10% hatte fast keine Wirkung.

    Dann liest man aber auch: Auch die Expositionszeit von Alkohol war wichtig. Bei Verwendung von 40% Alkohol (die gleiche Konzentration wie Wodka) war die Wirkung auf die Hemmung des Wachstums dieser Mikroorganismen bei einer Anwendung über 15 Minuten im Vergleich zu sechs Minuten viel größer. Es wurde festgestellt, dass 40% Alkohol die Fähigkeit besitzt, orale Bakterien mit einer Einwirkzeit von mindestens einer Minute abzutöten.

    Mit anderen Worten: Wenn sie Wodka trinken und das recht langsam, dann können sie Mundbakterien abtöten – das aber bei 40% Alkohol-Gehalt. Mit dieser Konzentration im Blut wären sie natürlich schon längst tot.

    Im Blut entfaltet 2 Promille Alkohol jedenfalls keinerlei antimikrobielle Wirkung.

    Die abschliessende Schlussfolgerung ist: Der Alkoholkonsum kann zu einigen unmittelbaren Schäden am Darm führen, wobei bei höheren Konzentrationen größere Schäden auftreten. In der Theorie könnte eine ausreichend hohe Alkoholkonzentration mit ausreichender Exposition gegenüber Darm- oder Mundgewebe Bakterien abtöten, wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Darmschleimhaut schädigen.

    Es wird nicht empfohlen, Alkohol als regelmäßiges Desinfektionsmittel zur Behandlung von Magenkäfern oder Halsentzündungen zu verwenden.

  20. @KRichard: Noch ein kleines Zugeständnis: Karin Schumacher schreibt nicht explizit von Alkohol im Blut, sondern nur davon, dass Alkohol auch beim Menschen Keime zurückbinde. Und es ist tatsächlich so, wenn sie 40%-igen Alkohol langsam trinken, werden orale Bakterien teilweis abgetötet.

    Wer aber trinkt 40%-igen Alkohol? Sicher nicht ein Grossteil der europäischen Bevölkerung – auch nicht im Mittelalter.

  21. Für mich ist folgendes völliger Unsinn (Zitat Karin Schumacher):

    Alkohol ist ein Zellgift – jedoch nicht nur für Krankheitskeime. So fand im Laufe der Jahrhunderte in Europa eine genetische Selektion statt, bei der vor allem diejenigen überlebten, deren Körper den Alkohol möglichst rasch wieder abbauen konnte

  22. Naja, dass diese Getränke Alkohol enthalten, ist ja kein Zufall. Die Bier- und Weinhefen halten sich damit für sie schädliche Keime vom Leib. Das einmal abgekochte Getränk bleibt so lange keimarm und haltbar.

    Es ist also nicht der Alkohol im Blut, sondern die Prozente in der Flüssigkeit, die bakterielle Seuchen fernhalten. Bei Viren habe ich da meine Zweifel.

  23. @Joachim Schulz: Es ist also nicht der Alkohol im Blut, sondern die Prozente in der Flüssigkeit, die bakterielle Seuchen fernhalten.
    Ja, antibakteriell könnte Alkohol in Gefässen und im Magen-Darm-Trakt wirken.
    Nur: Die Alkoholkonzentration müsste recht hoch sein.

    Zudem: Es gibt keine Literatur, die so etwas behauptet, die also behauptet, alltäglich verwendeter Alkohol zum Trinken verhindere Infektionen.

    Es gibt aber tatsächlich einen Grund, warum die Alkoholdehydrogenase in einigen ethischen Gruppen weitverbreitet ist. Die Alkoholdehydrogenase ermöglicht nämlich den effektiven Abbau von Alkohol und Alkohol hat es auch in vielen reifen Früchten. Doch ich behaupte: Die ethnischen Gruppen mit effizienter Alkoholdehydrogenase die haben diese Gene schon seit Tausenden von Jahren. Es ist nicht so wie Karin Schumacher impliziert, dass die Seuchenzügen im mittelalterlichen und modernen Europa vor allem diejenigen überleben liessen, die eine effiziente Alkoholdehydrogenase hatten.

  24. @Martin Holzherr 27.08.2019, 14:58 Uhr

    Das denke ich auch. Die kurze Zeit vom Beginn des Mittelalters bis 1500 sind gerademal 1000 Jahre.

    Gruss
    Rudi Knoth

  25. Alkoholdehydrogenase gibt es in Pilzen, Bakterien, Tieren und Pflanzen. Die musste der Mensch also nicht im Mittelalter entwickeln. Aber einen Selektionsdruck hat es wohl trotzdem gegeben. Allerdings möglicherweise nicht primär, weil alkoholische Getränke Krankheiten bekämpfen (Schnaps ist gut gegen Cholera), sondern weil der Genuss alkoholischer Getränke in Europa üblich war. Also eher eine kulturelle Präferenz.

  26. @Schulz
    Die europäischen Christen hatten unter zahlreichen (bis zu 100 pro Jahr) sehr strengen Fastentagen zu leiden – bei denen z.B. der Verzehr tierischer Produkte teilweise unter Todesstrafe verboten war.
    (Man konnte sich aber gegen Gebühr vom Fasten befreien lassen. z.B. wurde der ´Butterturm/tour de beurre´ der gotischen Kathedrale Saint Etienne (Bourges, Frankreich) mit solchen Dispensgebühren finanziert)

    Da Bier nicht nur ein weitgehend keimfreies sondern auch ein stärkendes Nahrungsmittel ist – konnten solche Leute die vielen Fastentage körperlich besser überstehen, welche Bier/Alkohol vertrugen. Speziell für die lange vorösterliche Fastenzeit wurden daher Stark-/Bock-Biere mit erhöhtem Stammwürzegehalt gebraut.

    Menschen, die sich in einigermaßen guter körperlicher Verfassung befinden, können auch Krankheiten besser überwinden. Bier hilft hierbei zweifach: a) großes Volumen an keimarmer Flüssigkeit, b) kohlehydratreiche Flüssignahrung.

  27. Vorschlag für Themenwechsel

    Viele Völker des amerikanischen Doppelkontinents gingen zugrunde, weil sie den von Europäern eingeschleppten Krankheiten nicht widerstehen konnten.
    Die durch Europäer ausgelösten Veränderungen der Lebensbedingungen waren für den größten Teil der dort einheimischen Bevölkerung tödlich.

    Die aktuell auf der Erde lebenden Völker sind gerade dabei, die Lebensbedingungen dieses Planeten grundlegend negativ zu verändern bzw. zu zerstören. Es wäre durchaus wert, darüber nachzudenken, was wir gerade mit der Erde anrichten.

    Ein Grund für die Ausbreitung der Europäer um 1500 nach Amerika war die Überbevölkerung bei uns – und auch jetzt ist die Überbevölkerung der Erde ein Grund für die aktuell erkennbaren Zerstörungen.

    Ob wir etwas aus der Geschichte lernen? – vermutlich nicht.

  28. @Joachim Schulz (Zitat): Aber einen Selektionsdruck [für Alkoholdehydrogenase] hat es wohl trotzdem gegeben. …weil der Genuss alkoholischer Getränke in Europa üblich war. Also eher eine kulturelle Präferenz.
    Antwort:der Begriff Selektion wurde von Karin Sutter im Sinne von evolutionärer Selektion verwendet mit der Bedeutung: Menschen mit Alkoholdehydrogenase haben mehr (überlebende) Nachkommen als solche ohne.
    Zitat Karin Schumacher: „So fand im Laufe der Jahrhunderte in Europa eine genetische Selektion statt, bei der vor allem diejenigen überlebten, deren Körper den Alkohol möglichst rasch wieder abbauen konnte“
    Eine kulturelle Präferenz bewirkt dagegen nicht dasselbe – ausser Frauen im Mittelalter hätten Trunkenbolde als Ehepartner und Kinderzeuger bevorzugt oder aber dass Menschen, die wenig tranken keine Ehepartner fanden.

    Sehr viel wahrscheinlicher ist doch, dass Alkohol nicht nur heute sondern schon im Mittelalter die Gesundheit schädigte und dass Säufer nicht mehr sondern eher weniger Nachkommen hatten – und dass Alkohol trotzdem konsumiert wurde. Einfach wegen seinen psychotropen Wirkungen. Übrigens: Auch Rauchen hat wohl keine positive Wirkungen auf die Zahl der Nachkommen und trotzdem wird geraucht.

  29. @KRichard (Zitat): Die europäischen Christen hatten unter zahlreichen (bis zu 100 pro Jahr) sehr strengen Fastentagen zu leiden – Antwort: Dass Intervall-)Fasten der Gesundheit schadet ist eine unbelegte Behauptung von ihnen. Heute sind viele davon überzeugt, dass genau das Gegenteil stimmt: Phasen des Fastens wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.

  30. @KRichard (Zitat): „Die durch Europäer ausgelösten Veränderungen der Lebensbedingungen waren für den größten Teil der dort einheimischen Bevölkerung tödlich.“
    Mag sein, doch es waren vor allem die Infektionskrankheiten, die die Indigenen dezimierten. Die Europäer brachten nämlich nicht nur eine, sondern mehrere mit. Darunter die Pocken (mit hoher Todesrate unter den Eingeborenen), die Masern (teilweise bewusst mit infizierten Wolldecken verbreitet (vor allem in den USA)).

    Das Immunsystem der Indigenen war darauf nicht vorbereitet während viele Europäer bereits eine Teilimmunität hatten. So mindestens wird es in der ernstzunehmenden Literatur beurteilt. Karin Schumachers These, Alkohol wäre ein Mittel gegen diese Krankheiten gewesen wird dagegen in der medizinischen Literatur von praktisch niemandem vertreten.

  31. Warum gibt es in Asien weniger Menschen mit effektiver Alkoholdehydrogenase?

    Gemäss englischsprachiger Wikipedia könnten die Menschen in Asien, die Alkohohl gut verstoffwechseln konnten (also Menschen mit gut funktionierender Alkoholdehydrogenasse) eine reduzierte reproduktive Fitness gehabt haben, denn Alkoholismus führt nicht zu mehr Nachkommen (wie Karin Schuman behauptet), sondern zu weniger.
    Zitat Alcohol dehydrogenase (übersetzt von DeepL): In Regionen, in denen Reis angebaut wurde, wurde auch Reis zu Ethanol fermentiert[11] Die Ergebnisse der erhöhten Alkoholverfügbarkeit führten zu Alkoholismus und Missbrauch durch diejenigen, die ihn erwerben konnten, was zu einer geringeren reproduktiven Fitness führte[11] Diejenigen mit dem Variantenallel haben wenig Toleranz gegenüber Alkohol und senken damit die Wahrscheinlichkeit von Abhängigkeit und Missbrauch[7][11] Die Hypothese besagt, dass diejenigen mit dem Variantenenzym Histidin empfindlich genug auf die Auswirkungen von Alkohol reagierten, dass unterschiedliche reproduktive Erfolge auftraten und die entsprechenden Allele über die Generationen weitergegeben wurden.

    Fazit: Alkoholismus führt gemäss Wikipedia-Autoren zu reduzierter reproduktiver Fitness, also zu weniger überlebenden Nachkommen. Genau das Gegenteil von dem was Karin Schumacher behauptete.
    Nur wenn die Behauptung von Karin Schumacher stimmt, dass Alkohol vor Infektionskrankheiten schützt, nur dann könnte stimmen, was sie sagt.
    Doch meiner Meinung nach begann massiver Alkoholkonsum in Europa relativ spät und dauerte auch nicht lange an. Die Zeit war zu kurz um eine evolutionäre Selektion weder in die eine Richtung (mehr Alkoholverträglichkeit) noch in die andere Richtung (weniger Alkoholverträglichkeit) zu bewirken.

  32. Möglicherweise sind noch andere Leute vor Kolumbus auf Amerika gestoßen. Folgen hatte dies keine und alle gerieten in Vergessenheit.

    Die Reise von Kolumbus unterschied sich davon:

    The Columbian exchange, also known as the Columbian interchange, named for Christopher Columbus, was the widespread transfer of plants, animals, culture, human populations, technology, diseases, and ideas between the Americas, West Africa, and the Old World in the 15th and 16th centuries. It also relates to European colonization and trade following Christopher Columbus’s 1492 voyage. Invasive species, including communicable diseases, were a byproduct of the exchange. The changes in agriculture significantly altered global populations. The most significant immediate impact of the Columbian exchange was the cultural exchanges and the transfer of people (both free and enslaved) between continents.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Columbian_exchange

  33. Was erleben Menschen ohne funktionierende Alkoholdehydrogenase beim Saufen?
    Antwort: Sie erleben das gleiche wie Menschen, die Antabus einnehmen. Antabus ist ein Stoff, dem man Alkoholikern gibt, damit sie sich vor Alkohol ekeln.

    Gemäss Wikipedia gilt: In Teilen der asiatischen Bevölkerung tritt ein genetischer Polymorphismus der ALDH-2 auf, der zu einem schnellen Anfluten von Acetaldehyd nach Konsum von bereits geringen Mengen Ethanols führt (Flush-Syndrom).[5]

    Dieser klinischen Symptomatik wird sich auch bei der Therapie von Alkoholabhängigen bemächtigt. Durch die Gabe von Disulfiram (Antabus) kommt es zu einer Inhibition der ALDH-2, wodurch eine Alkoholunverträglichkeit erzeugt wird.

  34. Die eingeschleppten Krankheiten wirkten sich wesentlich verheerender aus als die Pest davor in Europa:

    Because Native American populations were not previously exposed to most diseases introduced by European colonists, populations rarely had built up individual or population immunities to those diseases. In addition, Europe’s position as a crossroads between many different peoples, many of whom were separated by hundreds, if not thousands, of miles (through things like constant war spreading localized afflictions throughout the continent, and the silk road bringing diseases from the East), resulted in Europeans being immune to a large variety of diseases. Therefore, the diseases, which were brought by the Europeans and had little effect on them, greatly affected, and often continue to affect, Native Americans. This phenomenon is known as the virgin soil effect.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Native_American_disease_and_epidemics

  35. @Karl Mistelberger: Ja, Europäer waren bereits durch viele Seuchen “gehärtet” (teilimmunisiert), genau entsprechend dem Zitat von ihnen :
    Die Position Europas als Knotenpunkt zwischen vielen verschiedenen Völkern, von denen viele durch Hunderte, wenn nicht Tausende von Kilometern getrennt waren (durch Dinge wie den ständigen Krieg, der lokalisierte Leiden auf dem ganzen Kontinent verbreitete, und die Seidenstraße, die Krankheiten aus dem Osten brachte), führte dazu, dass die Europäer gegen eine Vielzahl von Krankheiten immun waren. Daher waren und sind die Krankheiten, die von den Europäern mitgebracht wurden und wenig Einfluss auf sie hatten, stark betroffen und betreffen oft noch immer die Indianer. Dieses Phänomen wird als Neubodeneffekt bezeichnet.

    Besonders schön finde ich den Begriff virgin soil effect (von DeepL als Neubodeneffekt übersetzt).

  36. Was sind die Lehren aus der Kolonisation Amerikas?

    Antwort: Es gibt viele Lehren und nur wenige davon werden im normalen Geschichtsunterricht vermittelt.

    Die Kolonisation bedeutete auch einen weiteren Globalisierungsschritt und globalisiert wurden nicht nur die Wirtschaftsmethoden der Europäer sondern auch die Krankheiten der Europäer – die Krankheiten, die die Europäer selbst im Zuge der von ihnen eingeleiteten Globalisierung durchleben mussten.

    Und auch die Art wie Kriege geführt wurde, wurde von den Europäern exportiert. Oder auch die Art wie sie Menschen in ihren Dienst stellen konnten, wie sie andere Menschen zu Erfüllungsgehilfen ihrer Projekte machten oder sie gar versklavten.

  37. @Holzherr off topic Thema: fasten
    wir haben heute eine sehr gute Nahrungsmittelversorgung – wenn wir zwischendurch Fastentage einlegen oder Intervall-Fasten, dann ist dies der Gesundheit positiv zuträglich. dieser Sichtweise stimme ich zu.
    Allerdings war dies in früheren Jahrhunderten selten der Fall. Häufig gab es zu wenig Nahrung oder sogar Hungersnöte – hier dürfte zusätzliches Fasten überhaupt keine gesundheitsfördernde Wirkung haben. (z.B. Justus von Liebig hatte auch eine Hungersnot erlebt – offenbar hat ihm dies nicht gefallen. Dieses Erlebnis trieb ihn an, Strategien zu entwickeln, wie man die Nahrungsmittelversorung verbessern kann.)

    @Mistelberger
    der amerikanische Doppelkontinent wurde von Europäern erobert – und nicht von Krankheitserregern. Länder zu errobern und Herrschaft auszuüben ist eine menschliche Verhaltensweise.
    Sie weisen auf ein interessantes Detail hin: dass inneramerikanische Konflikte den Europäern die Eroberung erleichterten: d.h. weil die einzelnen Stämme untereinander stark zerstritten waren, konnte dies von den Europäern ausgenutzt werden. Und zum Schluss haben alle amerikanischen Ureinwohner verloren.

    Dies sollte uns eine Lehre sein. Wir haben aktuell das Problem, dass wir wegen Überbevölkerung die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen zerstören. Aber statt sich um dieses wichtige Problem zu kümmern und gemeinsam Lösungsstrategien zu entwickeln – wird bei uns der Nationalismus in vielen Ländern immer stärker.
    Dies führt dazu, dass es uns wohl genau so gehen wird wie den zerstrittenen Indianern: zum Schluss hatten alle verloren.

  38. @KRichard: die Bevölkerungsexplosion findet weder in Europa, China, Japan noch in den USA statt, es ist deshalb falsch in diesem Zusammenhang das Wort „Wir“ zu verwenden wie in ihrem obigen Satz: „Wir haben aktuell das Problem, dass wir wegen Überbevölkerung die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen zerstören.“

    Es gibt keine Lösung von aussen. Vorschläge dazu werden von den betroffenen Staaten als Kolonialismus interpretiert.
    Sicher ist folgendes: Ohne Stop des Bevölkerungswachstums keine nachhaltige Entwicklung. Es gibt inzwischen afrikanische Staaten, die auf Schulbildung und Entwicklung setzen und wo das Bevölkerungswachstum zurückgeht. Äthiopien ist jüngst zu diesem Lager dazugestossen.

  39. Noch eine Frage zu den eingeschleppten Krankheiten. In einer Sendung auf Arte wurde zu den von Europäern eingeschleppten Krankheiten auch die Malaria genannt. Daher folgende Fragen:

    1. War die Malaria auf dem amerikanischen Kontinent damals wirklich unbekannt oder gab es sie dort auch?

    Und wie ist das mit der im Mittelmeerraum tatsächlich vorhandenen Malaria? war dies dieselbe wie die oft tödlich verlaufende Form oder war sie “milder”? Sie wurde ja schon von Galen beschrieben, der die Symptome der Bewohner vom antiken Kaunos (Türkei) als Folge “falscher Ernährung” erklärte.

    Gruss
    Rudi Knoth

  40. @Rudi Knoth: die Malaria (genauer: Plasmodium falciparum)wurde vom Gorilla auf den Menschen übertragen und wanderte dann nach Europa bis die Europäer die Malaria in der ganzen Welt verbreiteten.
    Dazu liest man in Ursprung der Malaria in Gorillas ( https://www.hivandmore.de/aktuell/2010-10/ursprung_malaria_in_gorillas.shtml )

    Ursprung der Malaria in Gorillas

    Ähnlich wie HIV ist auch Plasmodium falciparum, der Erreger der lebensgefährlichen Malaria tropica, in Afrika von Affen auf den Menschen übergesprungen.

    Genauer: die bei Gorillas gefundenen Plasmodium falciparum-Parasiten sind quasi identisch mit den beim Menschen gefundenen.

  41. Alkoholtoleranz vor 15‘000 Jahren und heute
    Schimpansen und Menschen können Alkohol gut verstoffwechseln, viele andere Tierarten aber auch, denn es lohnt sich. Alkohol ist kalorisch recht ergiebig (viele Männer nehmen nur schon ab, wenn sie auf Alkohol verzichten). Vergärte, alkoholhaltige Früchte könnten den frühen Europäern durchaus durch den Winter geholfen haben. Es gibt aber auch begründete Vermutungen, dass schon vor dem systematischen Geteideanbau vergärtes Getreide (vulgo Bier) bei Festanlässen konsumiert wurde ( siehe «Im Überfluss kann man Feste feiern» https://www.nzz.ch/im_ueberfluss_kann_man_feste_feiern-1.831321 )

    Doch heute vertragen viele Asiaten keinen Alkohol mehr aufgrund einer defekten Alkoholdehydrogenase. Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen Reisanbau und Alkoholunverträglichkeit: Je länger in einer Gegend schon Reis angebaut wurde, desto grösser war die Alkoholintoleranz in der dortigen Bevölkerung. Die Vermutung geht dahin, dass das Vergären von Reis (Reiswein etc) bei vielen zu Alkoholismus führte und dieser Alkoholismus mit sinkender Kinderzahl einherging. Asiaten aber, die den Alkohol nicht vertrugen, die hatten mehr Kinder, so dass am Schluss immer mehr Asiaten Alkohol nicht mehr vertrugen.

    Fazit: von Natur aus verträgt der Mensch Alkohol, aber die Folgen von Alkoholmissbrauch führten dazu, dass grosse Menschengruppen schliesslich eine Alkoholunverträglichkeit ausbildeten, denn die Alkoholiker hatten eine reduzierte reproduktive Fitness. Dies betrifft vor allem Gegenden wo schon seit Jahrtausenden systematisch Reis angebaut wurde. Anmerkung: Reisanbau verlangt sehr viel Disziplin -Disziplin, die Alkoholikern fehlt und die sie somit zu Versagern werden lässt.

  42. @Martin Holzherr 01.09.2019, 18:51 Uhr

    Danke für die Info. Nach WIKIPEDIA gibt es mehrere Formen der Malaria. Die von Ihnen genannte stammt wohl wirklich aus Afrika, wo sie laut WIKIPEDIA vor 200000 den Menschen “befallen” hat.

    Gruss
    Rudi Knoth

  43. Korrektur:

    @Martin Holzherr 01.09.2019, 18:51 Uhr

    Danke für die Info. Nach WIKIPEDIA gibt es mehrere Formen der Malaria. Die von Ihnen genannte stammt wohl wirklich aus Afrika, wo sie laut WIKIPEDIA vor 200000 Jahren den Menschen “befallen” hat.

    Gruss
    Rudi Knoth

  44. @Rudi Knoth: Die für den Menschen gefährlichen 6 Malariaerreger scheinen auf afrikanische Affen und asiatische Makaken zurückzuführen sein, wie man History of Malaria entnimmt ( https://en.m.wikipedia.org/wiki/History_of_malaria ), wo man liest:
    “Möglicherweise hat der Mensch Plasmodium falciparum ursprünglich von Gorillas gefangen[11] P. vivax, eine weitere malariöse Plasmodium-Art unter den sechs, die den Menschen infizieren, stammt wahrscheinlich ebenfalls aus afrikanischen Gorillas und Schimpansen.Eine weitere Malariaart, P. knowlesi, die kürzlich als auf den Menschen übertragbar entdeckt wurde, stammt von asiatischen Makakenaffen[13] Während P. malariae sehr menschenspezifisch ist, gibt es einige Hinweise darauf, dass eine geringe, nichtsymptomatische Infektion unter wilden Schimpansen fortbesteht[14].“

    Zur Zeit der Pharaonen war Malaria in Ägypten bereits ein echtes Problem, das auch die Pyramidenbauer kannten. Die Tatsache, dass es Krankheiten wie Beta-Thalässamie, Sichelzellenanämie und weiter Erkrankungen der roten Blutkörperchen gibt, welche entstanden sind um vor Malaria zu schützen, deutet aber darauf hin, dass Malaria wahrscheinlich schon vor 10‘000 Jahren umging und die Menschheit dezimierte – nur so lässt sich die Selektion von Menschen mit defekten roten Blutkörperchen erklären.

    Die tropische Malaria, welche durch Plasmodium falciparum übertragen wird, stammt vom Gorilla und ist die gefährlichste Form der Malaria.

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