Liveblog: Philae – Die Zeit läuft ab
BLOG: Himmelslichter

Womöglich schon am Wochenende könnte die Mission des kleinen Landers Philae auf der Oberfläche des Kometen 67P Churyumov-Gerasimenko zu Ende sein – Philaes Batterie hält etwa 60 Stunden und ob sie in dem schattigen Platz, in den es den Lander nach seinen zwei unplanmäßigen Hüpfern verschlagen hat, wieder per Sonnenzellen aufgeladen werden kann, ist fraglich. Gestern war man noch sehr vorsichtig, was die Aktivierung aller Experimente anging – Philae ist nicht fest am Boden verankert, und die Aktivierung etwa des Bodenproben-Bohrers könnte die Sonde umkippen lassen. Heute ist man da eher auf Risiko umgeschwenkt: In Anbetracht der möglicherweise kurzen Lebensdauer des Landers ist man gerade dabei, das volle Arsenal der wissenschaftlichen Instrumente einzusetzen.
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Erschwert wird das Ganze, weil der Funkkontakt zum den Kometen umkreisenden Orbiters Rosetta nicht dauerhaft besteht – ist Rosetta für Philae hinter dem Horizont, herrscht Funkstille.
Wie es weitergeht, werden die kommenden Stunden entscheiden. In der Hinterhand sind noch andere Maßnahmen zu Verbesserung der Situation: Ein Drehen der Solarzellen in eine bessere Position und sogar ein weiterer, geplanter Hüpfer mit der Hoffnung, dass Philae in einer vorteilhafteren Position landet. Je näher man dem möglichen Ende komme, desto mehr Risiken sein man bereit, einzugehen, meinte Missionsleiter Paolo Ferri von der ESA.
Ohne Erfolg war bislang die Suche des Landers auf Bildern der OSIRIS-Kamera an Bord von Rosetta. Inzwischen hat der sich dem Kometen wieder auf etwa 50 Kilometer Abstand entfernt. Philae wäre in dieser Entfernung auf den OSIRIS-Bildern gerade mal ein Pixel groß.
Hier geht’s zu einem aktuellen Bericht auf Sciencemag.org
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Gerade läuft ein Googlehangout aus Darmstadt (nach der Liveübertragung als Aufzeichnung):

14:30 MEZ: Die im Hangout präsentierten Informationen bestätigen mein obiges Geschreibsel. Momentan ist Philae im Funkschatten, heute abend hofft man, wieder Kontakt zu bekommen – aber das könnte auch schiefgehen. Die Batterie sollte gerade eben bis dahin halten, aber auch schon tot sein. Drama! Die Idee, Sonnenzelle 1 (die größere, die offenbar keine Sonne abbekommt) zu drehen, dürfte nicht viel ändern, heißt es. Auch der Plan, die flexiblen Landebeine zu verwenden um Philae “loszuhüpfen” ist so etwas wie eine allerletzte Option (da man dabei jede Kontrolle verliert). Der Bohrer war jedenfalls aktiv, heute Nacht hofft man, an die Daten zu kommen (wobei mir nicht klar ist, wie das mit einer toten Batterie geht, es würde “sehr lange” dauern, hieß es.) Die Harpunen, die den Lander ursprünglich auf dem Kometen verankern sollten und die bei der Landung versagten, sollen jedenfalls nicht manuell gefeuert werden – zu riskant.
14:45 MEZ: Um auch mal eine gute Nachricht loszuwerden: Von einem Fehlschlag kann keine Rede sein, trotz der holprigen Landung. 80-90% der erwarteten wissenschaftlichen Daten des Landers seien bereits empfangen:
Stephan Ulamec, Philae Manager, says 80-90% of expected science data from the lander has been received #CometLanding
— Astronomy Now (@AstronomyNow) 14. November 2014
18:40 MEZ: Das Ganze noch etwas ausführlicher zusammengefasst im Blog von Emily Lakdawalla (während gerade in Toulouse eine weitere Pressekonferenz läuft):

Eine Nachricht dieser PK betrifft das APXS (Alpha Proton X-Ray Spectrometer), das offenbar versagt hat: eine Linsenkappe öffnete sich nicht. DAs APXS sollte die Elementzusammensetzung der Kometenoberfläche untersuchen.
Nächster Kontakt zu Philae dürfte gegen 22:00 MEZ sein , wobei es auch eine Verzögerung von etwa einer Stunde geben könnte.
22:45 MEZ: Das Kommunikationsfenster zu Philae ist jetzt offen – allerdings kann sich die Kontaktaufnahme aufgrund der immer noch unklaren Lage des Landers noch etwas verzögern. Drei bis vier Stunden dürfte das Fenster offen bleiben, und es ist beim Stand der Dinge davon auszugehen, dass es die letzte Kommunikationsmöglichkeit zu Philae ist – wenn die Batterie des Landers nicht schon schlapp gemacht hat.
Um die Wartezeit zu verkürzen, hier eine Animation von NAVCAM-Bilder, die offenbar den ersten Aufprall des Landers zeigen (weniger als 10 Meter von der berechneten Stelle, Chapeau! (Müsste doch eigentlich auch (bessere) OSIRIS-Bilder geben? Ich frag schon gar nicht mehr nach…)

23:20 MEZ: Tatsächlich – ein Signal! Nur kurz und dann schon wieder weg, was aber nicht ungewöhnlich ist. Philae lebt also noch – und mit diesem Wissen will man wohl nun daran gehen, den Lander in eine bessere Position zu bringen. Riskant, aber eine Wahl hat man wohl nicht. Das Kommunikationsfenster schließt sich in wenigen Stunden wieder, und ohne Änderung der derzeitigen Situation würde es wohl das letzte “Telefonat nach Hause” des Landers bleiben…
22:30 MEZ: Und da ist das Signal wieder – diesmal stabil! Die Mission “Philae drehen” kann beginnen, erinnert man sich, wann es so was schon mal gab? Die Hauptmedien haben zwar ihr Interesse wieder zurückgefahren, aber für mich ist der heutige Abend kaum weniger spannend als der Moment der Landung!
They have a good signal from #Philae!
— Astronomy Now (@AstronomyNow) 14. November 2014
22:33 MEZ: Telemetrie und wissenschaftliche Daten fließen. Schade, dass es jetzt keinen Livestream gibt (jedenfalls weiß ich von keinem).
Zeit für einen neuen Blogtitel – Fortsetzung hier!
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