Wer bekommt den Nobelpreis für Chemie 2020?

BLOG: Fischblog

Wissenschaft für alle
Fischblog

Letztes Jahr ging der Nobelpreis in Chemie an den naheliegendsten (und von mir korrekt getippten) Kandidaten John B. Goodenough. Und das bedeutet: Das Feld für den diesjährigen Chemie-Nobelpreis ist wieder weit offen. Das sieht man schon an den recht breit gestreuten Vorhersagen der einschlägigen Blogs und Magazine, die keine Tendenz erkennen lassen.

Das liegt auch daran, dass die eigentlich heißesten Kandidatinnen, die CRISPR/Cas9-Entwicklerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, nach wie vor juristischen Ärger um die Patente an der Backe haben. Der betrifft unglücklicherweise auch die Frage, wer wann was genau entdeckt hat. Das Nobelkomittee hat ohnehin die Neigung, Dinge eine Weile liegenzulassen. Ich denke nach wie vor nicht, dass es ernsthaft das Risiko eingehen wird, seine Entscheidung womöglich vor einem Gericht erklären zu müssen.

Dahinter gibt es eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten. Eigentlich wäre es mal wieder Zeit für einen Nobelpreis in Richtung Synthese oder Katalyse. Zum Beispiel für  Stephen Buchwald und John Hartwig, die unter anderem die nach ihnen benannte Buchwald-Hartwig-Aminierung entwickelt haben. Dabei wird Stickstoff in organische Moleküle eingebracht, eine ganz wesentliche Reaktion für die pharmazeutische Chemie. Beide haben 2019 den Wolf-Preis bekommen, und der ist oft eine Art Vorstufe zum Nobelpreis.

Dann gibt es noch die Option, dass der Preis für eine neue Stoff- oder Materialklasse vergeben wird; zum Beispiel für die technisch wichtigen Zeolithe. Deren Pionierin, Edith Flanigan, ist schon 91 und wäre eigentlich mal dran. Das Nobelkomitee könnte mit ihr zusammen Omar Yaghi ehren, der sich um Metal-Organic Frameworks verdient gemacht hat, und Makoto Fujita, der mit supramolekularen Strukturen gearbeitet hat.

Das ist allerdings schon eine ziemliche thematische Spannweite für einen einzelnen Nobelpreis. Ein relativ kompaktes Thema, das auch langsam mal dran wäre, sind dagegen die Nanoteilchen und Quantenpunkte. Clarivate hat das Thema bei den Citation Laureates und nennt Moungi Bawendi, Christopher Murray und Taeghwan Hyeon als Kandidaten. Glaub ich allerdings nicht dran.

Mein Tipp für den Chemie-Nobelpreis 2020 sind Marvin Caruthers and Lee Hood, die bedeutende Beiträge zur DNA-Synthese und Sequenzierung geleistet haben. Das Thema ist extrem wichtig, hat große praktische Bedeutung und mit Caruthers ist einer der Preisträger auch schon so alt, dass es langsam dringend wird. Dritter Preisträger hier könnte Edwin Southern sein, der Erfinder des Southern Blots.

1 Kommentar

  1. Mein Kandidat wäre Alexander Makarov. Die Entwicklung des Orbitrap-Massenspektrometers war für die Proteomforschung schon ein ziemlich wichtiger Beitrag.

Schreibe einen Kommentar