Cephalopoda, mon amour
Die Kopffüßer wurden in der Geschichte der Menschheit schon für viele Rollen gecastet: schreckliches Ungeheuer, weiches Wunderhirn, achtarmiges Orakel und – in Ringform panniert – Zutat zu jeder vermeintlich griechischen Platte. Angesichts seines großen Potentials die Fantasie anzuregen, bin ich bekennender Cephalopoden-Fan und dem möchte ich hier Ausdruck verleihen:
Teil 1 Hectocotylus-Liebe eskaliert
Video: Derya Akkaynak and Justine J. Allen
In einer Bucht der Aeges nahe Izmir wurde dieses Tintenfisch-Schmuddelvideo gefilmt – in der Nähe des Ortes an dem Aristoteles die Kopffüßer und ihre Anatomie zum erst mal beschrieben hatte (das war auf Lesbos). Das Video ist Teil einer Veröffentlichung im American Naturalist “Dramatic Fighting by Male Cuttlefish for a Female Mate”. Darin sieht man nicht nur zwei Tintenfische (ich meine in diesem Artikel damit Sepia officinalis), die sich Paaren sondern außerdem ein eifersüchtiger Dritter, der sich dazwischendrängen will und: es eskaliert.
Aristoteles beschrieb in seiner Historia animalium im 4 Jahrhunderte v. Chr. der Hectocotylus – ein besonderer Arme der Kopffüßer, den er schon damals beim Oktopus als fortpflanzungsrelevant erkannte. Er konnte sich aber nicht vorstellen, dass mit ihm Sperma übertragen wird. Genau das passiert aber wahrscheinlich bei diesem Gefummel am Anfang des Videos. Das Weibchen steckt die sogenannten Spermatophoren dann in eine besondere Falte in ihrem Mantel und befruchtet damit dann kurz vor der Ablage ihre Eier. Die zwei Taucherinnen, die dieses Video filmten – Derya Akkaynak und Justine J. Allen – konnten keine Spermatophorenübertragung beobachten – und auch keine Vorspiel, übrigens. Es ist aber wahrscheinlich, dass das Männchen nun erst mal das Weibchen bewacht, da es fürchtet, dass ein Rivale doch noch auftaucht und seine Spermatophoren überträgt. Dann passiert, was bisher noch nie in freier Wildbahn gefilmt wurde: ein zweites Männchen nähert sich dem Weibchen und es beginnt ein Kräftemessen mit intensivem Farbwechsel, ausgestreckten Tentakeln und schwarz-eingefärbten Augen.
Wenn sich das zweite Männchen mit dem Tintenfisch-Weibchen paart, spült es die Manteltasche, in der sie die Spermatophoren sammelt, durch, um die Spermapakete seines Vorgängers loszuwerden. Wahrscheinliche werden die Eier aber schließlich oft von mehreren Sepienvätern befruchtet. Die Konkurrenz um die Weibchen bringt die Männchen also so zum ausrasten und die Größe ist das entscheidende Maß für den Ausgang des Kampfes. Die Autoren der Studie schließen aus den Verhaltensmuster der Eskalation auf Modelle dafür, wie die Tiere im Kampf ihre eigene Kraft und die ihres Gegners schätzen. Da es sich um eine einzige Beobachtung handelt, ist es fraglich, wie viel Aussagekraft sie besitzt. Aber da sie den Laborbeobachtungen nicht wiederspricht, heißt, das man bisherige Annahmen wahrscheinlich in Wildtieren bestätigen wird.
Noch ein paar interessante Infos zu Sepien:
- Tintenfische haben sehr viele erstaunliche Fähigkeiten wie ihre Farbwechsel, Tarnung oder auch Lernfähigkeiten – sozial sind sie aber ziemliche Nieten. Es konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass sie überhaupt Individuen unterscheiden können. Auch Männchen und Weibchen unterscheiden die Tintenfische nur anhand ihrer Signale – besonders an den Zebrastreifen, die Männchen vor der Paarung zeigen. Weibchen bleiben relativ farblos. Wenn aber ein Weibchen die Streifen anwirft, wird es für ein Männchen gehalten und umgekehrt. So können manche streifenlose Männchen bei Riesensepien als “sneeker males” insgeheim mit den Weibchen kopulieren.
- Apropos Riesensepien: Im Spencer Gulf an der Südküste Australiens versammeln sich jährlich über 200 000 Riesensepien Sepia apama zur Massenpaarung.
- Nach der Eiablage sterben die Tintenfisch-Weibchen.
- Tintenfische sind eigentlich farbenblind – sie haben nur 1 Pigment in der Retina! – können aber vielleicht polarisiertes Licht wahrnehmen. Vielleicht nutzen sie aber auch chromatische Aberration und ihre besonderen Pupillen, um eine Form von Farbwahrnehmung zu erreichen, die sich völlig von der der Wirbeltiere (und der von Insekten) unterscheidet.
- Traditionell fangen Fischer Sepien mit Fallen, in denen ein Weibchen gehalten wird, um so Tintenfisch-Männchen anzuziehen (in Griechenland oder Italien zum Beispiel).
Quellen:
https://news.brown.edu/articles/2017/05/cuttlefish
http://www.journals.uchicago.edu/doi/full/10.1086/692009
http://mentalfloss.com/article/82719/color-blind-cephalopods-may-see-color-after-all
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0003347204000387
Der Krake Paul wählte bei der Fußball-WM 2010 8 Mal in Folge die richtige Flagge aus.
Das entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu (2 hoch 8) also von 1 zu 256.
Diese prophetisch begabten Superintelligenzen sind die heimlichen Herrscher der Erde.
Die Kraken sind selbst nur Handlanger der Cthulhus, denn eigentlich war die Vorhersage der Fußball-WM 2010 ein Test der Kraken an den Menschen.
Kein Mensch hat bemerkt, dass dieser Test nur in einem von 256 Paralleluniversen funktionieren kann.
https://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?24316
Hm naja… Ich hab auch schon 8 mal in Folge Kopf oder Zahl richtig getippt und bin trotzdem keine Prophetin. Wiederholen wir das ganze Fussballtippen bitte 300 mal und vielleicht könnte man dann darüber eine Aussage treffen.
Gegen dieses Tintenfisch-Schmuddelvideo hat “Fifty Shades of Grey” keine Chance.
ich schreibe schon am Drehbuch: Fifty shades of zebra display – Könnte aber auch ein Song werden: Cry me a Tintenriver. 😉
Es gibt 254 Schattierungen von grau, von RGB(1,1,1) bis RGB(254,254,254).
RGB(0,0,0) ist schwarz, und RGB(255,255,255) ist weiß.
Mich würde einmal interessieren, ob man schon versucht hat, mit Tieren in Kontakt zu treten. Ich meine jetzt nicht Hund und Katze, wo das ja funktioniert, sondern Tiere , zu denen wir sonst keinen Zugang haben wie Fische oder Tintenfische. Bei Pflanzen gab es solche Versuche schon. Man hat einen Lügendetektor an ein Pflanzenblatt angeschlossen. Dann hat man zu der Pflanze gesagt, “ich verbrenne dir das Blatt mit einem Feuerzeug”. Und …..der Lügendetektor hat ausgeschlagen.
Was heißt in Kontakt treten? Tintenfische und Fisch werden ständig mit Tauchern und anderen Menschen konfrontiert und reagieren auf sie als Teil ihrer Umwelt. Sie flüchten oder greifen an, verstecken sich oder ändern die Farbe. Es gibt einzelne Berichte darüber, dass man Oktopusse trainieren kann, was auch zeigt, dass sie aus Informationen aus ihrer Umwelt -zu der wir Menschen gehören- adaptiv reagieren. Kopffüßer und Fische kommunizieren meist visuell – wobei wenig bis gar nichts über zwischenartliche Kommunikation systematisch erforscht wurde. Wenn ein Lügendetektor ausschlägt misst er Veränderungen von physiologischen Parametern, die bei Menschen gleichzeitig mit dem Verhalten des Lügens beobachtet wurden. Wie bitte hat man das bei Pflanzen festgelegt?
Tatsächlich interessant ist, dass bei bestimmten Tintenfischarten Sepioteuthis sepioidea, der karibische Riffkalmare, die Kommunikation mit optischen Signalen, besonders mit Köperfärbung und Textur so komplex ist, dass manche Verhaltensbiologen es als Sprache definieren würden. Vielleicht könnte man also ihre Sprache lernen, um mit ihnen zu kommunizieren 🙂
Nur bewegliche Lebensformen benötigen ein Zentralnervensystem.
Zum Beispiel haben die beweglichen Larven der Seescheiden ein Zentralnervensystem, und die festsitzenden ausgewachsenen Seescheiden haben kein Zentralnervensystem mehr.
http://members.chello.at/karl.bednarik/SEESCH-1.JPG
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Die Cephalopoden können sich an die Farbe des Meeresgrundes anpassen, und sie können durch Farbwechsel kommunizieren.
Wie schaffen die Cephalopoden das, wenn sie doch farbenblind sein sollen?
Bessert – Nettelbeck,
…….Sozialverhalten bei Goldfischen,
durch einen Zufall habe ich entdeckt, dass sich manche Goldfische mögen. In meinem Teich hatte der eine Goldfisch einen Punkt an der Schwanzflosse, der andere hatte eine Verletzung. Mir ist nun aufgefallen, dass diese beiden unzertrennlich waren, egal wie die Fische gerade waren oder wo sie waren. Ingsgesamt waren es etwa 20 , mal mehr mal weniger. Die zwei blieben aber immer zusammen.