Mission Weltklimaschutz

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Am 30.11.2015 wurde die 21. Vertragsstaatenkonferenz der UN zum Schutz des Weltklimas von 180 Staatsoberhäuptern eröffnet. So viel wie nie zuvor. Ein erster Stimmungsbericht aus Paris.

Wird der 30. November in die Geschichte eingehen als Tag, an dem das Weltklimaabkommen des 21. Jahrhunderts aus Taufe gehoben wurde, oder wir es wieder nur ein Klimagipfel wie alle anderen? Geht es nach den 180 Staats- und Regierungschefs vorgestern, ist die Antwort klar: Hier und jetzt können wir es schaffen, den galoppierenden Klimawandel zu begrenzen. Damit sind die Unterhändler gefragt, innerhalb von zwei Wochen ein Abkommen aufzusetzen, dem alle Staaten zustimmen können ohne Ausnahme.

Wettlauf mit der Zeit auf der COP21 in Paris: Informelle Verhandlungsgruppen. Schlag auf Schlag-Verhandlungsführung. Foto: Prof. Dr. Reimund Schwarze/UFZ
Wettlauf mit der Zeit auf der COP21 in Paris: Informelle Verhandlungsgruppen. Schlag auf Schlag-Verhandlungsführung. Foto: Prof. Dr. Reimund Schwarze/UFZ

Ein gewaltiger Akt, der höchste Disziplin und Effizienz erfordert. Aber ist das möglich und durchhaltbar? Bisher zeigt sich die französische Führung streng und äußerst effizient, bemüht diese hohe Latte nicht zu reißen. Vielen Beobachtern, und sicher auch bald manchen Verhandlern, geht das zu sehr auf Kosten der Transparenz. Es gibt bereits erste Stimmen, die auf stärkere Teilhabe drängen, Parteien, die sich „nicht mitgenommen“ fühlen. Aber das ist die Strategie des Weltklimarats: Nur durch stärkere Führung kann dieses komplexe, vielschichte Verhandlungsproblem gelöst werden. Bisher ist diese Strategie aufgegangen. Die Verhandlungsdokumente in Paris sind viel schlanker als die in Kopenhagen vor sechs Jahren. Und die Kontroversen sind auf den Punkt gebracht, so dass die Minister am Ende entscheiden können: Top oder Flopp.

Eins steht nach dem ersten Tag fest: Es wird auf diesem Gipfel keine weiteren Zusagen zum Klimaschutz geben als die bisher vorliegenden. Fast alle Staaten dieser Welt haben bis zum Beginn dieser Konferenz, manche erst am Tag zuvor, freiwillige Selbstverpflichtungen zum langfristigen Klimaschutz erklärt und dargelegt, welche Schritte sie dazu ergreifen wollen. Die meisten greifen erst ab 2030 und manche sind an Bedingungen wie hinreichende Finanzierung durch die Industrieländer geknüpft. Am Ende wird es also wieder alles am Geld hängen wie auf den anderen Konferenzen. Deshalb gab es gestern auch nur eine Serie von Zusagen nahezu aller Industrieländer, den sog. Grünen Klimafonds der UN, mit Milliarden Geldmitteln zu füllen, so dass das Versprechen von vor sechs Jahren von 100 Milliarden pro Jahr ab 2020 erreicht werden kann.

Geld gegen Klimaschutz vor allem und auch in den Entwicklungsländern, so lautet der Deal in langer Frist. Nur wenn es dazu kommt, wird es möglich sein, das Zweigradziel noch annähernd zu erreichen. Viele der Mittel fließen daher auch in die Anpassung an den Klimawandel und werden aufgebracht zur Bewältigung von klimabedingten Flüchtlingswellen. Die gute Nachricht von gestern lautet: Der Terror von Paris hat das Gegenteil bewirkt von dem, was die Drahtzieher damit bezwecken wollten. Die Welt rückt enger zusammen und sucht nach neuen Wegen der Zusammenarbeit.

8 Kommentare

  1. Zitat. “Die meisten [Selbstverpflichtungen] greifen erst ab 2030” Das scheint mir zu spät um das 2°C-Ziel einzuhalten.
    Allerdings gab es schon vor diesem Gipfel in Paris eine Abmachung zwischen China und den USA.. China verpflichtete sich den CO2-Emissionspeak bis 2030 überschritten zu haben und “United States intends to achieve an economy-wide target of reducing its greenhouse gas emissions by 26-28 per cent below its 2005 level in 2025”

  2. Wie kommt es eigentlich, daß die IPCC-Doktrin als die allein seligmachende von allen Medien als unumstößlicher Fakt angenommen wird und namhafte Wissenschaftler, die sich von diesen Klima-Panel nicht kaufen lassen, einfach totgeschwiegen werden.
    Es geht offenbar um Geld, um sehr viel Geld und ich traue dem IPCC nicht über den Weg. Es ist mE höchst gefährlich, wenn 26 Menschen, die den Inhalt der Medien weltweit bestimmen, von den Politikern nicht hinterfragt wird, auch wenn es der bequemere Weg ist, es nicht zu tun.
    wir hatten 800 Jahre lang im Mittelalter noch viel wärmere Perioden, und nicht mal die Päpste begehrten des auf und kreierten das Dogma, die Wärme sei übermäßigem anthropogen induzierten CO2-Ausstoss geschuldet und die Gläubigen hätten gefälligst Busse zu tun.

    Cui Bono? Es geht um die weitere staatliche Enteignung der Untertanen und ist vermutlich der letzte Angriff auf die Sparguthaben der Privathaushalte vor dem finalen Zusammenbruch des Kapitalismus.

    Carolus Magnus

    • die MWP oder andere zyklische oder episodische Klimaschwakungen sind doch keine Belege gegen den Treibhauseffekt.
      Die Menschheitsgeschichte ist dauert jetzt etwa 250’000 Jahre.
      In dieser Zeit, war der CO2 Gehalt der Athmosphaere immer zwischen 220 und 280 ppm bis Ende des 19. Jhds. Dann haben wir Menschen ihn auf ueber 400 ppm hochgeschossen. Wie kann man glauben das habe keine Auswirkungen auf das Klima?
      Und selbst wenn man Zweifel hätte, müsste man sich doch aufgrund der Jahrhunderte langen langen Verweildauer der Treibhausgase in der Athmosphäre, vorsichtshalber für eine zügige Dekarbonisierung stark machen, anstatt Verschwörungstheorien zu bemühen. Es sei denn das Schicksal aller nachfolgen Generationen geht einem a. A. vorbei.

      Zitat aus der deutschen Wikiedia:
      “Sollten massive Reduktionen der Treibhausgasemissionen unterbleiben, wären die am Ende dieses Jahrhunderts mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarteten globalen Durchschnittstemperaturen aber höher, als sie während der letzten mehreren hunderttausend Jahre global waren und womöglich sogar höher als sie je waren, seit es Homo sapiens gibt. Die am Ende der letzten Eiszeit beobachtete schnelle globale Erwärmung war eine Erwärmung um etwa ein Grad Celsius pro 1000 Jahre. Selbst wenn das 2-Grad-Ziel erreicht würde (was für wenig wahrscheinlich gehalten wird), liefe die bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erwartete globale Erwärmung also auch mehr als zwanzigmal schneller ab.
      Die Diskussion um Ausmaß und Folgen der laufenden und der wahrscheinlich zu erwartenden menschengemachten globalen Erwärmung bezieht sich somit sowohl was Geschwindigkeit wie auch was Ausmaß der Erwärmung anbetrifft auf einen historisch einzigartigen Vorgang, für den Erfahrungswerte weitestgehend fehlen und nur sehr spärlich in paleoklimatologischen Klimaproxys zu finden sind.”

    • Sehr geehrter Herr Magnus,

      – 26 Menschen? Am IPCC-Report sind tausende Wissenschaftler beteiligt, wie Sie den Zitationen dort entnehmen können. An den IPCC-Konferenzen nehmen viele hundert Wissenschaftler teil, verteilt auf diverse Themengebiete. Wenn es auch nicht wenige Wissenschaftler gibt, die dem IPCC Verharmlosung der Erwärmung vorwerfen, so wird doch den grundlegenden Thesen in keinem klimatologischen Fachbuch und in weniger als 1% der peer-reviewten Paper widersprochen.
      – Wir hatten im Mittelalter niemals wärmere Perioden als in den letzten 50 Jahren “Continental-scale temperature variability during the past two millennia.” – Nature Geoscience (2015), dies bestätigen etwa ein halbes Dutzend unabhängige Temperaturrekonstruktionen
      – Sie unterstellen mit “vom Klima-Panel kaufen lassen” dem IPCC Korruption. Abgesehen von dem vergleichsweise winzigen Budget des IPCC von knapp 6 Mio. Euro, hätte ich gern für eine so starke Behauptung auch einen starken Beleg. Für das Beeinflussen von Wissenschaft in Richtung Verharmlosung gibt es hingegen zahlreiche Indizien: “ExxonMobil soll Öffentlichkeit jahrelang belogen haben”, Die Zeit; “Atmosphere of Pressure: Political Interference in Federal Climate Science (2007)” UCS / USA, “Climate change policy of the George W. Bush administration” Wikipedia, “Bundeszentrale lädt Klimaskeptiker ein – Bühne für den größten Unsinn”, taz

      Die Politik tendiert meines Erachtens stark zu Rechtfertigungen für “business as usual”, und ist praktisch über den gesamten Globus kein sonderlicher Freund von irgendwelchen Emissionsvermeidungen, auch in Deutschland. Bezüglich Ihrer Thesen, bitte bringen Sie unbedingt Quellen zur Untermauerung ein.

      • Herr Magnus befindet sich in guter Gesellschaft: Die Klimaerwärmung gibt es für nur 8 von 278 republikanischen Mitgliedern des US-Senats wie uns Paul Krugman im Artikel Republicans’ Climate Change Denial Denial berichtet.
        Allerdings sind für Paul Krugman die US-Republikaner Extremisten:

        And U.S. Republicans are unique in refusing to accept that there is even a problem. Unfortunately, given the importance of the United States, the extremism of one party in one country has enormous global implications.
        ..
        We’re looking at a party that has turned its back on science at a time when doing so puts the very future of civilization at risk. That’s the truth, and it needs to be faced head-on.

    • Zustimmung. Gäbe es besseren und billigeren Ersatz für die fossilen Energien würden diese schneller verlassen werden. Energieforschung ist weltweit, auch in den USA deutlich unterfinanziert. Darauf haben Bill Gates und Andrew Revkin in seinem Dot-Earth-Blog hingewiesen..
      Bill Gates hat nun zusammen mit ein paar weiteren Multimilliardären die Breakthrough Energy Coalition gegründet, die die Forschung im Energiebereich privat finanzieren will:

      THE WORLD NEEDS WIDELY AVAILABLE ENERGY that is reliable, affordable and does not produce carbon. The only way to accomplish that goal is by developing new tools to power the world. That innovation will result from a dramatically scaled up public research pipeline linked to truly patient, flexible investments committed to developing the technologies that will create a new energy mix. The Breakthrough Energy Coalition is working together with a growing group of visionary countries who are significantly increasing their public research pipeline through the Mission Innovation initiative to make that future a reality.

      Ein Kernsatz dort ist
      “The existing system of basic research, clean energy investment, regulatory frameworks, and subsidies fails to sufficiently mobilize investment in truly transformative energy solutions for the future. We can’t wait for the system to change through normal cycles.”

    • @ WIrtschaftswurm :

      Vielen Dank für die knackige Nachricht im Webverweis.

      Es ist tatsächlich kaum zu hoffen, dass die Schaffung eines Erd-Thermostats, darum geht es letztlich, denn Klima-Veränderung wird als wirtschaftlich und sozial sehr problematisch eingeschätzt, auf politischem Wege n-lateral erreicht werden kann.
      Insofern scheint es realistischer, dass bestimmte (auch: unilateral entwickelte) Technologie, die auch das sog. Geo-Engineering meinen kann, zum Einsatz kommen wird, als dass i.p. Ausgasung zusammen -heterogene Gesellschaftssysteme meinend, wie sie zurzeit global vorliegen- gespart werden kann, korrekt.
      Also auch Workarounds betreffend.

      Der hier vorgefundene Text ist übrigens auch “knackig”, diesmal ein wenig pejorativ gemeint, Ausschnitte:

      Hier und jetzt können wir es schaffen, den galoppierenden Klimawandel zu begrenzen.
      […]
      Nur durch stärkere Führung kann dieses komplexe, vielschichte Verhandlungsproblem gelöst werden.
      […]
      Und die Kontroversen sind auf den Punkt gebracht, so dass die Minister am Ende entscheiden können: Top oder Flop[].
      […]
      Geld gegen Klimaschutz vor allem und auch in den Entwicklungsländern, so lautet der Deal in langer Frist. Nur wenn es dazu kommt, wird es möglich sein, das Zweigradziel noch annähernd zu erreichen.

      Wobei der Aussage im zuletzt zitierten Absatz aus wissenschaftlicher Sicht beigefügt werden muss, dass die Prädiktion der terrestrischen Klimamodelle auf Konfidenzintervalle hinausläuft, und dass es nicht möglich ist bestimmte fixe Klima-Ziele, bspw. das oft zitierte ‘Zweigradziel’, zu erreichen, sondern dass Eingriffe in den terrestrischen Kohlenstoffkreislauf nur bedeuten können, dass der Erwärmungstrend abgeschwächt wird.

      MFG
      Dr. W

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