Einigung bei REDD+ Verhandlungen in Warschau

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Ein Gastbeitrag von Johannes Förster, UFZ

Neben Ungeduld und Frustration über die sehr langsam verlaufenden Verhandlungen zu einem Klimaabkommen innerhalb der UNFCCC gibt es auch Erfolgsmeldungen. Nach acht Jahren Verhandlungen über die Gestaltung und Umsetzung des Mechanismus zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradation (REDD+) ist es nun auf der COP 19 in Warschau zu einem Abschluss gekommen. Bisher beruhen die bereits laufenden Pilotprojekte zu REDD+ auf der Einhaltung freiwilliger Standards.  Der verabschiedete „Warsaw REDD+ Framework“ gibt nun die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von REDD+ vor.

Im technischen Teil der Verhandlungen wurden die Details über die Berichterstattung zur Festlegung von Referenzwerten (Baseline) und die Messung von vermiedenen Emissionen aus REDD+ festgelegt. Für die Umsetzung wurden auch die notwendige Finanzierung zugesichert und entsprechende Rahmenbedingungen festgelegt. Dies beinhaltet, dass Zahlungen für Kohlenstoffzertifikate aus REDD+ auf tatsächlich erreichten Emissionsreduktionen beruhen und entsprechende Messungen und Nachweise offengelegt werden müssen. Darüber hinaus muss auch die Einhaltung von Sicherungsmaßnahmen (Safeguards) bezüglich der Achtung der Rechte der lokalen und indigenen Bevölkerung sowie dem Schutz von Biodiversität transparent dargelegt werden.

Eine wichtige Finanzierungsquelle ist der Green Climate Fund, aber auch andere Initiativen kommen infrage. Betrachtet man die Anforderungen und Erwartungen, die an den Mechanismus von REDD+ gestellt werden, sind umfangreiche finanzielle Mittel in Milliardenhöhe für den Aufbau von entsprechenden Kapazitäten notwendig. Demzufolge sind die Industrieländer gefordert, den Versprechungen auch Taten folgen zu lassen. So wurde parallel zu den Verhandlungen ein neuer BioCarbon Fund for Sustainable Forest Landscapes unter der Leitung der Weltbank ins Leben gerufen, durch den Deutschland, Norwegen, Großbritannien und die USA 280 Millionen US$ für die Umsetzung von REDD+ zur Verfügung stellen.

In den ausgehandelten Texten wird auch auf die Bedeutung von „non-carbon benefits“ hingewiesen, also den Nutzen, den Wälder über ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher hinaus bereitstellen und welcher für einen nachhaltigen Waldschutz eine zentrale Rolle spielt. Es wird auch erwähnt, dass weiterhin alternative Ansätze zum Waldschutz erörtert werden sollten, welche nicht auf Marktmechanismen (Kohlenstoffmarkt) basieren. Dies zielt darauf ab, Maßnahmen zu REDD+ zu entwickeln, welche über einen reinen Fokus auf Kohlenstoff hinausgehen sowie Waldnutzungen und Waldschutz ermöglichen, die sowohl der Lokalbevölkerung als auch dem Biodiversitätsschutz dienen.

Mit diesen Beschlüssen ist ein weiterer Schritt von bisher einzelnen Projekten hin zu einer möglichen Umsetzung des Mechanismus von REDD+ auch in Form von nationalen Programmen erreicht worden. Dennoch sind die Herausforderungen für einen umfangreichen und nachhaltigen Waldschutz enorm.

Es zeigt sich immer wieder in verschiedenen Studien, dass Kohlenstoffzahlungen allein die Wälder kaum retten können. Gegen die Gewinne, die durch den Anbau von Palmöl, Kautschuk, Kakao und anderen lukrativen Produkten erzielt werden können, kann der momentan in den Keller gefallene Kohlenstoffpreis nicht konkurrieren. In Zusammenarbeit mit der Weltnaturschutzunion IUCN haben wir 2008 das Potenzial für REDD in Ghana untersucht. Bereits damals zeigte sich, dass Kohlenstoffzahlungen bei über 50 US$ je Tonne CO2 liegen müssten, um mit den Einnahmen durch den Anbau von Kakao konkurrieren zu können (Sandker et al. 2009). Auf dem europäischen Kohlenstoffmarkt liegt der Preis aktuell bei 4,38 € pro Tonne CO2. Da die Finanzierung durch Kohlenstoffzahlungen auch zeitlich begrenzt ist, kann ein langfristiger Waldschutz nicht allein durch finanzielle Anreize für die Speicherung von Kohlenstoff gewährleistet werden.

Dennoch kann eine Finanzierung von Waldschutz über den Kohlenstoffhandel eine sinnvolle Ergänzung für Waldschutzmaßnahmen bilden, wenn Projekte zu REDD+ entsprechend nachhaltig gestaltet werden. Bei meinen Analysen von Projekten zu REDD+ zeigt sich, dass in vielen Fällen Kohlenstoffzahlungen als Startfinanzierung für die Einführung alternativer Waldnutzungsformen dienen kann, welche auf einen langfristigen Erhalt des Waldes abzielen. Ohne die Kohlenstofffinanzierung wäre die Einführung alternativer Nutzungsformen, wie zum Beispiel Zertifizierung und Praktiken für eine nachhaltige Forstwirtschaft, oder ein besseres Management von Schutzgebieten oft nicht machbar. Hier kann eine  Finanzierung über Maßnahmen für REDD+ einen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Waldnutzung unterstützen.

Referenzen:

Sandker, M., S.K. Nyame, J. Förster, N. Collier, G. Shepherd, D. Yeboah, D. Ezzine-de Blas, M. Machwitz, S. Vaatainen, E. Garedew, G. Etoga, C. Ehringhaus, J. Anati, O.D.K. Quarm, B. M. Campbell (2010): REDD payments as incentive for reducing forest loss: A case from Ghana. Conservation Letters 3, 114-121. http://cmsdata.iucn.org/downloads/redd_payments_sandker_et_al.pdf

Berichterstattungen zum Thema im Internet:

IISD Summary zu UNFCCC COP19: http://www.iisd.ca/vol12/enb12594e.html?&utm_source=www.iisd.ca&utm_medium=feed&utm_content=2013-11-26&utm_campaign=RSS2.0

Mongabay:
http://news.mongabay.com/2013/1122-redd-officially-approved.html

Ecosystem Marketplace: http://www.ecosystemmarketplace.com/pages/dynamic/article.page.php?page_id=10070&section=news_articles&eod=1

BBC:
http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-25060843


 

1 Kommentar

  1. Man kann mal locker vermuten, dass der Zuwachs der CO2-Emissionen unbeeindruckt von den Klimakonferenzen weiterhin ca. 1 Mia. Tonnen pro Jahr betragen wird.
    Die Klimakonferenzen werden aber auch weiterhin in der Lage sein, Milliarden von Steuergeldern in Klimaindustrie und Klimabürokratien zu verschieben.

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