Besuch in Stuttgart
BLOG: Uhura Uraniae

wiedermal Donnerstag, Volkssternwarte offen, zwei Sternwärtler da, Himmel wechselhaft bewölkt, keine Besucher… nichts Spektakuläres. Doch da – es läutet. "Oh nein! Besucher…" 😉 … nur zwei, aber dafür ein ganz besonderer unter ihnen: ein Wissenschaftler, der Volkssternwarten erforscht: Ben Mirwald aus Regenburg. Aufgrund einer Nachwuchswissenschaftler-Tagung ist die Stadt mit Neugierigen bereichert und es haben sich zwei Nachwuchs-Wissenschaftshistoriker auf die Warte "verirrt"… naja eigentlich sind sie schnurstraks hingelaufen. Der eine schreibt seine Diss über die Gründung von Volkssternwarten ab ca 1900 und nutzt den Besuch für Recherchen. Volltreffer! Da haben sich doch mal die richtigen gefunden: stundenlanges Fachsimpeln über die Gründung der wohl aktivsten süddeutschen Volkssternwarte, die übrigens rein ehrenamtlich betrieben wird.
Ein Steinturm statt Einsteinturm
Der Vereinsvorsitzende Andreas Eberle führt alle Instrumente vor, zeigt die raffinierte komplett wegschiebbare Blechhütte der großen Fernrohre auf dem Dach der Sternwarte und kein geringerer als der europaweit bei Sternbedeckungsbeobachtern bekannte Ottó Faragó assistiert ihm beim Einstellen der Geräte. Es ist doch immer wieder dasselbe mit den Astronomen: erstzuckt man zusammen, wenn Besucher kommen, doch dann kann man kaum aufhören am Fernrohr zu fummeln und taut regelrecht auf, wenn man kluge Fragen gestellt bekommt. Ich weiß das nur zu gut, weil ich dies ja selbst jahrelang gemacht habe.
Das Prachtstück dieser Sternwarte ist ein 100jähriger Refraktor, wunderschön zum Anschauen und gewiss bei gutem Wetter auch praktisch beim Durchschauen und fürs Publikum… Heute sehen wir Jupiter mit Wolkenbändern – nur leider sind einige der Wolkenbänder auf der Erde und vernebeln den Planeten bisweilen. 🙁
Trotzdem ein netter Besuch auf der Sternwarte Stuttgart und ich bedaure mal wieder, auf der Durchreise so wenig Zeit zu haben. Natürlich war ich auch früher schon mal hier und auch im Stuttgarter Plantarium (das derzeit von Stuttgart21-Gegnern auf der grünen Wiese umlagert wird), aber es ist jedesmal wieder schön.
Es ist natürlich eine Spur ungerecht, wenn ich hier mal wieder nur einen Exzerpt der Stuttgarter Astro-Landschaft antippe. Ich müsste noch erwähnen,
- dass es natürlich neben den zwei genannten auch noch um die 20 weitere aktive Hobby-Astros gibt,
- dass es eine weitere Sternwarte an der Uni gibt, die (angebl.) das Fauth-Fernrohr – ein Schupmann-Medial
– besitzt, mit dem der berühmte Mondbeobachter Philipp Fauth in den 1930er Jahren seine höchstgenaue Karte beobachtend gezeichnet haben soll
- dass es im Umkreis noch viele aktive Hobby-Astros gibt
- u.v.a.m.
Ich möchte mich hier aber als schnelle Impression darauf beschränken, den drei genannten Sternfreunden für den schönen Abend zu danken! Immerhin haben wir kurz den Jupiter gesehen und immerhin fühlt man sich unter Sternfreunden stets willkommen … auch wenn das Wetter nicht perfekt polierten Himmel präsentiert. 🙂
"Urlaub" nennt man das Laub im Ur-wald, nicht wahr?!
… oder das Laub, aus dem eine neue Pflanze wird (z.B. Zyperngras-Ableger, die ich kurz vor meiner Abreise von einer Kollegin-Nachbarin dankend "erbte")?
Wenn ich zumindest bei meiner Chefin "Urlaub" einreiche, fragt sie mich am Tag vor meiner Abreise "schönen Urlaub … oder ist es wieder gar kein richtiger Urlaub?". Ich fühl mich durchschaut… O:-) denn
sie hat natürlich Recht: Die Woche, die ich an der einen Uni als "Urlaub" einreichte, bin ich im Auftrag einer anderen Uni auf vier Tagungen (wenn auch auf manchen nur teilzeit). Der Tagungsmarathon von Astronomiehistorikern, Astrophysikern, Wissenschafts- und Technikhistorikern und deren Nachwuchsgruppe war zwar ganz schön anstrengend, deckt aber ziemlich genau mein Interessenspektrum ab. Inzwischen habe ich das Gefühl, in jedem dieser Kreise zu einer großen Familie zu gehören – und das ist schön!
Da das ganz sicher nicht nur mir so geht, sondern ich im Namen vieler spreche, wollte ich es an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen und freue mich aufs nächste Jahr in Hamburg und(?) Mainz. Ganz vielen lieben Dank jedenfalls auch an die Freundinnen, bei denen ich während der Tagungen in Heidelberg, Mannheim und Stuttgart kostenfrei Unterkunft fand! Und wenn man dann sogar in der Herberge bei zufällig zusammengewürfelten Mehrbett-Zimmern das Zimmer mit einer anderen Tagungsteilnehmerin teilt, muss sich doch auch das Gefühl sozialer Verbundenheit einstellen
– oder? 🙂
"die aus dem Tubus Geborene" O:-)