Zeitplanung für Workshops und Konferenzen ohne Reisen

BLOG: Quantenwelt

Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

Für eine internationale Forschungseinrichtung sind Reisen beinahe unerlässlich. Wir haben Kollaborationen mit den anderen Röntgenlasers für harte Röntgenstrahlung in Kalifornien, Japan, Korea und der Schweiz. Bald kommt auch noch Singapur dazu.

Im Rahmen dieser Kollaborationen werden natürlich auch Treffen auf Konferenzen und Workshops organisiert. Und weil internationale Reisen im Moment sehr eingeschränkt möglich sind, müssen wir neue Wege gehen.

Vor Corona war ein internationaler Workshop teuer: Dutzende Menschen haben sich für einige Tage auf den Weg zum Beispiel auf Amerika, Asien, Australien nach Europa gemacht. Die haben ihre Jet-Lag überwunden und dann an Vorträgen und anderen Veranstaltungen im Gastgeberland zu Tag- und Abendzeiten teilgenommen.

Jetzt müssen wir die Vorträge und Diskussionsrunden ins Internet verlegen und eine Frage drängt sich sofort auf: Wann sollen diese Veranstaltungen stattfinden.

Meine Gruppe plant gerade einen gemeinsamen Workshop mit dem LCLS in Stanford (Kalifornien). Die Zeiten sollten also für uns und unsere kalifornischen Kolleg_innen gleichermaßen bequem sein. Wir haben und deshalb auf Veranstaltungsblöcke zwischen 17:00 und 21:00 Uhr entschieden. In Kalifornien ist das von 8 am bis Mittag, also eine durchaus Humane Zeit. Teilnehmende aus Japan hätten aber Schwierigkeiten: Sie müssen sich zwischen 1:00 und 5:00 Uhr nachts auf Vorträge konzentieren. Solche Nachtschichten sind schon bei körperlicher Arbeit schwer.

Ein weiterer Workshop, den eine andere Gruppe plant, geht deshalb einen anderen Weg: Es gibt drei Blöcke von Vorträgen: Die ASIA-USA Session von 1:00 bis 4:00 Uhr nachts, die USA-EUROPE Session von 17:00 bis 20:00 Uhr und die EUROPE-ASIA session von 9:00 bis 12:00 Uhr. Ein Programm rund um die Uhr.

Schließlich gibt es die Möglichkeit, die Tagungszeit ganz normal von 9:00 bis 18:00 Uhr zu planen und es den internationalen Teilnehmenden zu überlassen, ob ihnen das der virtuelle Jetlag wert ist.

Ich bin gespannt, welches Konzept sich durchsetzen wird oder ob wir glücklich zu den Reise-Konferenzen zurückkehren werden.

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Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

2 Kommentare

  1. Ich könnte mir auch ein ganz anderes Konzept vorstellen bei dem nicht mehr ein mehrstündiges virtuelles Meeting geplant würde, sondern bei dem einzelne Vorträge und Präsentationen im Mittelpunkt ständen und es Vorschläge für verschiedene Zeitblöcke gäben, wann diese Einzelvorträge jeweils stattfinden sollen. Jeder Interessierte wählt dann den ihm passenden Zeitblock und der Vortrag findet zum meistgewählten Zeitblock statt.

    • Ja, sowas machen wir natürlich auch. Wir nennen es dann nur nicht Workshop sondern Meeting oder Seminar.
      Das besondere an einem Workshop ist ja, dass Vorträge mit verwandten Themen gebündelt sind, so dass wir uns einen Überblick über den Stand der Entwicklung erarbeiten können.

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