Teufel und Engel

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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im ewigen Streit um Schokolade, Arztbesuche, Filme … das Verhalten

Sie ist da. Ich weiss es. Im Schrank ganz hinten. Extra Größe. Meine Lieblingssorte. Schokolade.

  • Teufel:“Na komm schon, hol sie Dir – als Belohnung für den anstrengenden Tag.“
  • Engel:“Nein, lass sie liegen. Hinterher hast Du Bauchschmerzen und ein schlechtes Gewissen.“
  • Teufel:“Ach, nur ein kleines Stückchen – das wird doch erlaubt sein.“
  • Engel:“Dann wirst Du gleich die ganze Tafel essen – das weiß ich doch.“
  • Teufel:“Na und? Was ist schon dabei? Man muss sich auch mal was gönnen.“ Das hat mich überzeugt und nun schreibe ich mit Bauchschmerzen und schlechtem Gewissen diesen Beitrag. 😉

Wer kennt sie nicht – diese inneren Auseinandersetzungen. Eigentlich ist es doch ganz einfach: ich treffe den Entschluss, einen Vorsatz und gut. Wieso ist es so schwierig sich daran zu halten?

Viele Entscheidungen sind innere Konflikte

Eine Entscheidung fällt uns nur dann schwer und wird zum inneren Konflikt, wenn zwei oder mehrere unverträgliche (d.h. nicht gleichzeitig durchführbare) Verhaltensweisen zur Verfügung stehen (Herkner, 1991).

Diese zwei Möglichkeiten machen uns die Entscheidung schwer:

  1. Der Appetenz- oder Annäherungskonflikt – die Wahl zwischen zwei positiven Alternativen z.B. die Wahl zwischen Filmen, die man ansehen möchte
  2. Der Aversions- oder Vermeidungskonflikt – die Wahl zwischen zwei negativen Optionen z. B. die Wahl zwischen dem Aufsuchen des Zahnarztes oder weiter anhaltenden Zahnschmerzen

Je nachdem, wie wichtig wir den Konflikt einschätzen, desto länger dauert die Entscheidungsfindung: wir stellen uns nacheinander verschiedene Konsequenzen der Entscheidung vor. Wenn Alternative A x-mal besser abschneidet als B, ist die Entscheidung getroffen. Wie hoch x ist – wie lange der Prozess also dauert, hängt von der Wichtigkeit ab (Feger, 1978).

Der Diskurs zwischen Teufel und Engel

Richtig kompliziert wird es jedoch, wenn ein und dasselbe Objekt (oder Verhaltensweise) positive und negative Aspekte hat und daher gleichzeitig Annäherungs- und Vermeidungstendenzen auslöst. Schokolade schmeckt mir und ich belohne mich für meinen Tag, aber sie ist ungesund und mein schlechtes Gewissen macht mir diese Freude zunichte.

Dieser innere Dialog ist Folge des so genannten Appetenz-Aversions-Konfliktes, der bereits 1944 von Miller experimentell bestätigt wurde und zu ambivalenten Verhaltensweisen führt.

Wo ist meine Schokolade?

Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Nähe bzw. Distanz zum Zielobjekt. Sowohl Annäherungs- als auch Vermeidungsverhalten steigen mit zunehmender Nähe. Ist der Zielreiz entfernt, überwiegt hier die Aversion: Solange ich die Schokolade nicht sehe, zwingt mich mein Gewissen zur Vermeidung dieser Süßigkeit. Öffnet jedoch ein Gast vor meinen Augen eine Tafel, ist die Versuchung stärker als der innere Widerstand.

Sind beide Optionen gleich bewirkt das ein Verhaltensmuster völliger Unentschlossenheit und großer Entscheidungsschwierigkeiten. Ein ewig langer Streit zwischen Teufelchen und Engelchen auf unseren Schultern.

(kat)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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