Psychologie des Produktdesigns

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Eine Imbißstube wie sie in jeder Stadt stehen könnte. Nur dieser Imbiß, den ich gestern betreten wollte, birgt ein Geheimnis. Eine Glastür. So sauber geputzt, dass ich annahm, die Tür stehe offen und – zum Amüsement der Gäste – prompt dagegen lief. Irritiert trat ich einen Schritt zurück und suchte die Klinke, die ich nicht fand. Schon leicht verunsichert, weil mich ein paar Leute beobachteten, wollte ich eine weitere Peinlichkeit vermeiden und hatte die Wahl: drücken oder zur Seite schieben und vor allen Dingen wo. Diese verflixte Glastür sah zwar schick aus, war aber in höchstem Maße benutzerunfreundlich.

Das Problem kennen wir alle. Alltagsgegenstände, die schwer zu bedienen sind: Videorekorder, Digitaluhren u.s.w. Ohne ein Ingenieursdiplom ist man aufgeschmissen und beschäftigt sich manchmal tagelang mit der Bedienungsanleitung. Und das alles nur, weil viele Produktdesigner – und auch Benutzer – dieser Verführung nicht widerstehen können:

Leistungsmerkmale und Komplexität

Norman bezeichnet den Trend von Produktdesignern, die Leistungsmerkmale eines Geräts bis „ins Irrsinnige zu steigern“ als eine „schleichende Seuche“. Es entstehen Benutzerhandbücher, die umfangreicher sind als Romane. Mit einer unermesslichen Vielfalt von Funktionen ist dem Benutzer meistens nicht geholfen. Viele Benutzer greifen aber trotzdem zu diesen komplizierten Geräten, obwohl sie die ganzen Funktionen dann später gar nicht nutzen. Man möchte eben modern sein und mit der Zeit gehen.

Mit der Berücksichtigung von zwei Prinzipien kann der Produktdesigner dem Benutzer Frustrationen im täglichen Umgang mit Alltagsgegenständen ersparen:

1. Sichtbarkeit

Wichtige Bedienungselemente müssen für den Benutzer deutlich zu erkennen sein. Um der Ästhetik nicht zu schaden, werden wichtige Teile der Bedienung wie z.B. Klinken oder elektrische Schalter versteckt und somit unsichtbar gemacht.

2. Feedback

Jeder Handlung sollte eine deutliche Rückmeldung folgen z.B. durch Geräusche oder eine Anzeige. Drücken wir einen Knopf muss etwas passieren, sonst nehmen wir an, dass wir nicht die gewünschte Funktion ausgelöst haben und drücken wieder … und wieder.

„Irren ist menschlich.“

Diese Volksweisheit muss bei der Produktentwicklung Beachtung finden. Menschen machen Fehler, die der Produktdesigner einerseits berücksichtigen und vorbeugen und andererseits entdecken und berichtigen sollte – und schon klappt’s auch mit der Geschirrspülmaschine.

Quelle: D.A. Norman (1989). Dinge des Alltags – Gutes Design und Psychologie für Gebrauchsgegenstände. Campus Verlag: New York. – unterhaltsam und verständlich geschrieben: empfehlenswert.

(kat)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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