Informationspathologien

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Informationspathologien sind vermeidbare Fehler in der Wissensproduktion und Kommunikation. Einzelne Phänomene wie z.B. Groupthink, Informationsüberlastung oder self serving bias stehen mit Informationspathologien in engem Zusammenhang und sind im Rahmen der Allgemeinen Psychologie und der Sozialpsychologie untersucht worden. Das Konzept der Informationspathologien beinhaltet allerdings eine bedeutend allgemeinere Sicht auf die Barrieren in der Informationsverarbeitung. Die Bezeichnung „Informationspathologie“ geht auf Wilensky (1967) zurück und sagt aus, dass Informationen falsch vorliegen, falsch übertragen und/oder falsch encodiert werden können.

Unterscheidung der vier Typen: Entscheidungsrelevante Informationen, die
•    produzierbar sind und nicht produziert werden
•    vorhanden sind, aber nicht korrekt übermittelt werden
•    beschaffbar sind, aber nicht beschafft werden
•    anwendbar sind, aber nicht angewendet werden

Informationspathologien begrenzen die begrenzte Rationalität noch weiter. Der Ausgangspunkt aller Überlegungen zum Entscheidungsverhalten von Individuen ist das Konzept der begrenzten Rationalität (Simon, 1976). Kognitive Grenzen der Informationsaufnahme und –verarbeitung verhindern, dass das Individuum objektiv rationale Entscheidungen treffen kann. Menschen bemühen sich intentional rational zu handeln, wie das Streben nach dem so genannten Rationalitätsideal zeigt. Der Fokus auf Fakten und Zahlen drängt u.U. unterschiedlich interpretierbare Zusammenhänge eines Sachverhalts in den Hintergrund. Wilensky ging davon aus, dass die Hauptursache für Informationspathologien im Rationalitätsideal begründet sei.  

Eine umfangreiche empirische Untersuchung konnte zeigen, dass Machtausübung eine Hauptursache von Informationspathologien ist (Scholl, 1999). Machteinsatz wirkt sich negativ auf den Wissenszuwachs und auf die Effektivität einer Organisation aus, während Einflussnahme die Handlungsfähigkeit begünstigt und somit die Produktivität erhöht (Scholl, 1999).

Mehrere Informationspathologien können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken. Empirisch konnte gezeigt werden, dass ein Innovationserfolg fast unmöglich ist, wenn es zur Verfestigung von Informationspathologien kommt. Daher ist es wichtig Informationspathologien auf unterschiedlichen Ebenen anzugehen.

Durch Erhöhung der Selbstaufmerksamkeit und die Vermittlung von Wissenskonzepten kann die Wahrnehmung von Informationspathologien geschärft werden. Auf Gruppenebene können Macht eingrenzende Kreativitätstechniken angewendet (z.B. Brainstorming), um die Meinungsvielfalt zu fördern. Im Prozess der Verfestigung von Informationspathologien treten verstärkt Konflikte auf, die mit Hilfe einer professionellen Konflikthandhabung gelöst und möglicherweise als Chance genutzt werden können. Ein kooperativer und prozessorientierter Führungsstil kann dazu beitragen eine offene Kommunikationskultur zu fördern. Auf Ebene der Organisation kann durch die Anwendung verschiedener Kommunikationsmedien sowie geringer Formalisierung und Dezentralisierung der Herausbildung von Informationspathologien entgegengewirkt werden. Macht eingrenzende Strukturen (z.B. teilautonome Arbeitsgruppen) und eine hohe arbeitsimmanente Mitarbeiterqualifizierung fördern die Kommunikation und den Informationsaustausch.

Während ich den vorhergehenden Absatz mitsamt seinen verdichteten Verbesserungsvorschlägen so niederschreibe, entsteht in meinem Kopf eine Bild von einer Traumfabrik in freundlich-warmen Farbgewand umhüllt von jubilierend-motivierendem Vogelgesang, in dessen Bauch zufriedene Mitarbeiter an einer Zuckerwatte-Vision basteln. Das klingt alles zu schön, um wahr zu sein. Ideal und Wirklichkeit. Und tatsächlich scheint sich in mir ein gewisser Pessimismus breit gemacht zu machen was die Realisierung organisations- und arbeitspsychologischer Empfehlungen betrifft. Denn ich werde immer wieder überrascht, wenn Unternehmen Erkenntnisse der Organisationspsychologie konsequent umsetzen. Und es gibt sie: die Unternehmen – und die Erkenntnisse.

Menschen tendieren dazu, im Alltäglichen von ihren unbewussten Wünschen, Bedürfnissen und Konflikten beeinflusst zu werden. Jeder weiß, dass eine Information nicht nur mit dem Sachohr gehört wird, sondern auch auf anderen Ebenen (z.B. Beziehungsebene) verarbeitet wird. Bevor auf kognitiver Ebene Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation eingeführt werden, braucht es eine vertrauensvolle, von Akzeptanz getragene Einstellung im Unternehmen. Die Normen und Werte der Führungsriege spielen bei Erfolg und Mißerfolg einer Optimierungsmaßnahme eine entscheidende Rolle: "Wie der Herr, so sein Gescherr."

Quelle:

(1) Scholl, W. (2004): "Innovation und Information. Wie in Unternehmen neues Wissen produziert wird.", Göttingen: Hogrefe.

(2) Kieser, A. (2006, 6. Auflage): "Organisationstheorien", Stuttgart: Kohlhammer. 

 

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

12 Kommentare

  1. Macht und Information

    *Eine umfangreiche empirische Untersuchung konnte zeigen, dass Machtausübung eine Hauptursache von Informationspathologien ist (Scholl, 1999).*

    Hier liegt, denke ich, das zentrale Problem: Macht besteht ja auch und gerade in der Kontrolle von Erwerb, Besitz und Anwendung von Information.

    Insofern ist eine Hierarchien automatisch eine Informationspathologie (und erzeugt sie nicht nur), einfach weil im Bezug auf Information dort nicht nur das “was” zählt, sondern ganz erheblich auch das “wer”.

  2. Macht @ Lars

    Ja, ich ahne, worauf du hinauswillst, obwohl ich nicht sagen würde, dass eine Hierarchie automatisch auch eine Informationspathologie ist.

    Macht ist einer der Hauptgründe, warum z.B. trotz vielfältiger positiver Effekte partizipative Vorgehen nicht so häufig in Organisationen eingesetzt werden, denn “Entscheidungsrechte sind das wichtigste Machtpotential in Firmen”, und Informationen sind im Regelfall für Entscheidungen unabkömmlich.

  3. Zufriedene Mitarbeiter

    Es sagt der Herr zum Knecht:
    “Heut geht´s mir aber schlecht.”

    Da sagt der Knecht zum Herrn:
    “Das hört man aber gern!”

  4. Sehnsucht nach “Einfachheit”?

    Sehr interessant 😉 Ich hätte zu diesem Thema noch eine Frage:

    Inwieweit wurde untersucht, ob hinter “Informationspathologien” das meiner Ansicht nach bestehende “menschliche” Bedürfnis nach einfachen Erklärungsstrukturen im Sinne von linearen Ursache-Wirkungsbeziehungen mit zur Entstehung beiträgt?

    Oder anders gefragt, gibt es hierzu überhaupt Untersuchungen? Mir fallen zu diesem Thema leider nur fähigkeitsbezogene Konzepte aus der Spieltheorie ein….

  5. Einfachheit @ Armand

    Schauen Sie selbst, ob Sie hinter der folgenden Aufzählung eine “Sehnsucht nach Einfachheit” verbirgt.

    Ich zitiere Ergebnisse aus der Innovationsstudie von Scholl (Häufigkeit in absteigender Reihenfolge):

    Erhaltene Informationen werden nicht (korrekt) angewendet aufgrund von Wunschdenken, interessenbedingten Verzerrungen, Informationsablehnung (passt nicht ins Bild/Antipathie gegen Sender) u.a.

    Produzierbare Information wird nicht produziert aufgrund von Behinderung durch Andere, fehlende Grundkenntnisse bzw. Erfahrungen, Betriebsblindheit u.a.

    Beschaffbare Informationen werden nicht beschafft aufgrund von mangelnder Partizipation der Betroffenen, unzureichender externer Informationssuche u.a.

    Vorhandene Informationen werden nicht (korrekt) übermittelt aufgrund von Nichtweitergabe von Informationen (Konspiration, Blockade u.ä.), Kommunikationsprobleme durch Ressortegoismus, Beschönigung neg. Informationen nach oben u.a.

  6. Verständnisfrage

    “Machteinsatz wirkt sich negativ auf den Wissenszuwachs und auf die Effektivität einer Organisation aus, während Einflussnahme die Handlungsfähigkeit begünstigt und somit die Produktivität erhöht.”

    Das verstehe ich nicht ganz, was damit gemeint sein soll. Ist Machteinsatz nicht Einflußnahme? Oder soll es heißen, Machteinfluß behindert Kreativität und Innovation, aber fördert die Produktivität ala Fließbandarbeiter?

  7. @ Martin

    Macht und Einfluss haben beide Einwirkungspotential. Aber während Macht in der akzeptiertesten Definition gegen die Interessen anderer durchgesetzt wird, findet Einflussnahme unter Berücksichtigung der Interessen anderer statt. Machteinsatz geht mit den so genannten harten Grundlagen und Taktiken einher wie z.B. Bestrafung, während Einflussnahme weiche Grundlagen und Taktiken zugeordnet werden.

    Also kurz, praktisch und nicht so wissenschaftlich differenziert: Machteinsatz ist nie förderlich, nicht im kreativen Projektteam und auch nicht am Fließband.

  8. “Machteinsatz geht mit den so genannten harten Grundlagen und Taktiken einher wie z.B. Bestrafung, während Einflussnahme weiche Grundlagen und Taktiken zugeordnet werden.”

    Hm, aber es geht darum den Mitarbeiter in bestimmte Bahnen zu lenken und von seiner Arbeitskraft/Ideen zu profitieren, ihn gewissermaßen auszunutzen. Funktioniert das meistens oder nur bei einfachen Gemütern? Oder sind die weichen Methoden so raffiniert? So auf die kumpelhafte Tour oder indem man mit Schuldgefühlen arbeitet?

    Nachher kommt noch ein anderer Kommentar von mir, der wird aber wohl etwas umfangreich.

  9. “Eine umfangreiche empirische Untersuchung konnte zeigen, dass Machtausübung eine Hauptursache von Informationspathologien ist”

    Vor Jahren machte ich mal ein Praktikum in einer Entwicklungsabteilung. Da gewannen einige Techniker am Prüfstand Erkenntnisse und verbesserten die Konstruktion. Das ging natürlich über den Schreibtisch des leitenden Ingenieurs. Dieser reichte das sogleich als Patent ein. Selbstverständlich nur unter seinem Namen. Folge? Die Techniker behielten dann einige Sachen nur für sich.
    Fand ich nicht gut, zumal der leitende Ingenieur das eigentlich nicht nötig hatte, denn der hatte selbst einiges auf den Kasten.

    “Macht eingrenzende Strukturen (z.B. teilautonome Arbeitsgruppen) und eine hohe arbeitsimmanente Mitarbeiterqualifizierung fördern die Kommunikation und den Informationsaustausch.”

    Das ist ein prima Lösungsweg. Der Mitarbeiter bekommt seine Freiheit sowie Verantwortung und der Erfolg wird dann ihm zugeschrieben. So wird die Firma vorangebracht und der Mitarbeiter hat auch was davon. Quasi ein partnerschaftliches Verhältnis. Steht ja schon in der Bibel.

    “Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden” (5. Mose 25,4)

    Was ist aber, wenn der Chef nur ein Machtmensch ist? Ich habe einige Machtmenschen getroffen und vielen sah man das gar nicht an. Die kamen mir eher wie ein “Nettmensch” rüber. Über besondere Eigenschaften verfügten sie nicht, außer sich mit den Erfolgen anderer zu schmücken und ihre Macht zu erhalten bzw. zu erweitern. Und wenn man sie darauf ansprach, dann waren sie ganz erschrocken. Das wäre ein Mißverständnis und das wäre ihnen gar nicht so klar gewesen. Und diese Erschrockenheit, die kommt dann so überzeugend rüber, das ist nicht gespielt, die sind da vollkommen überzeugt von. Allerdings wird es dann gefährlich, denn man muß nicht lange warten und man gerät in Schwierigkeiten.

    Ist es eigentlich möglich? Die Realität so weit auszublenden, daß man die größten Fehler bei sich selbst nicht mehr sieht? Muß wohl.

    Ich kannte mal einen, wenn man den kritisierte, dann hörte er sich das alles in Ruhe an. Sehr verständnisvoll, kooperativ und ich dachte, es wäre ein fruchtbringendes Gespräch, nun bewegt sich was. Zwei, drei Wochen später, nachdem er quasi meinen Standpunkt ausspioniert hat, hat er ihn vor aller Öffentlichkeit ins Lächerliche gezogen. Das machte er ganz raffiniert. Meine Reaktion ließ natürlich nicht auf sich warten und ich attackierte ihn. Und schwupps sah es so aus, als würde er ohne Grund scharf angegriffen werden. Er war sich auch nicht zu schade öffentlich zu weinen.
    Er suchte danach wieder das kooperative Gespräch, schrieb Briefe, um dann später wieder den Standpunkt ins Lächerliche, teilweise sogar krankhafte zu ziehen. So schaukelte sich das ganze hoch. Das hat er mit mehreren gemacht, die nicht seiner Meinung waren. Die meisten sind gegangen und viele waren froh, als sie gegangen sind, denn die waren kaum mehr zu beruhigen, sehr aggressiv usw. Das hatte mich auch sehr stutzig gemacht, denn ein Typ, das war ein richtiger Phlegmatiker. Zuletzt jedoch leicht reizbar und cholerisch, darüber habe war ich sehr erstaunt. Der war einfach runter mit den Nerven (das war als ich noch keine Erfahrungen mit dem Machtmensch hatte, der hat die Leute einzeln “bearbeitet”).

    Was mich an diesem Machtmensch am meisten wunderte, war die eigene Überzeugung, er würde grundlos angegriffen werden. Er suche immer das Gespräch, die Brücke, den Frieden, doch seine Gegner würden immer aggressiver. Seine hinterlistigen Provokationen hat der einfach nicht gesehen, einfach ausgeblendet.

    Noch ein Beispiel, ein extremes: Unser aller “Freund” Mielke. Der sagte unter anderem:

    “… ihr werdet gleich hören, warum, ich liebe, ich liebe doch alle, alle Menschen, na, ich liebe doch, ich setze mich doch dafür ein!” 13.11.1989 vor der Volkskammer (Quelle: Wikiquote)

    Ich habe auch die Aufnahmen dazu im Fernsehen gesehen und das kam sehr überzeugend rüber. Früher dachte ich, das wäre alles gespielt, aber mittlerweile denke ich, der hat sich wirklich so gesehen. Am überzeugendsten sind immer noch die, die wirklich überzeugt sind.

    Ok, nach dem kleinen Exkurs zurück zum Thema. Wenn man so einen Machtmensch (der sich Ideen/Erfolge anderer selbst zuschreibt) auf der Arbeit vor sich hat, hat man keine Wahl, als Informationen zurückzuhalten. Oder was soll der Ausweg sein? Für “teilautonome Arbeitsgruppen” würde er sich bestimmt nicht einsetzen, denn was ist, wenn die erfolgreicher sind als er selbst? Dann wäre seine Position gefährdet.

    Katja, falls das zuviel ist, brauchst Du nicht antworten. Aber das Thema Wahrnehmungsstörungen bis hin zum Realitätsverlust ala Mielke würde mich schon interessieren. Vielleicht wäre das auch ein eigener Blogbeitrag wert? 🙂

  10. @ Martin: Macht & Einfluss

    Leider habe ich momentan zu wenig Zeit um in aller angemessenen Ausführlichkeit zu antworten, dabei ist das Thema Macht und Einfluss hochspannend. Aber ich werde dazu in Kürze einen Beitrag schreiben. Außerdem zu Führung, denn mit diesem Thema könnte man ein eigenes Blog füllen.

    Aber nur kurz eine etwas veraltete Untersuchung zum Thema (Gandz & Murray, 1980), die aber sicher an Aktualität wenig eingebüßt hat. Wenn es um Entscheidungsprozesse in Unternehmen geht, kommt man an dem Begriff “Mikropolitik” nicht vorbei. Eine der kürzesten, gebräuchlichsten (und vielleicht auch problematischsten) Definitionen ist Mikropolitik als Anwendung von Macht in Organisationen (oder in der langen Version von Bosetzky: “die Bemühung, die systemeigenen materiellen und menschlichen Ressourcen zur Erreichung persönlicher Ziele, insbesondere des Aufstiegs im System selbst und in anderen Systemen zu verwenden sowie zur Sicherung und Verbesserung der eigenen Existenzbedingungen.”)

    Gandz & Murray haben nun Manager zu ihren Ansichten über die Existenz von Mirkopolitik in Unternehmen befragt und im Folgenden zitiere ich in Prozent die “vollkommene oder moderate Zustimmung” zu den jeweiligen Items (eine Auswahl) :

    1.) Politik am Arbeitsplatz ist in den meisten Organisationen üblich: 93,2
    2.) Erfolgreiche Führungskräfte müssen gute Politiker sein: 89,0
    3.) Je höher die Ebene der Organisation, desto stärker politisiert ist das Klima: 76,2
    4.) Mächtige Manager handeln nicht politisch: 15,7
    5.) Man muss politisch handeln, um innerhalb einer Organisation voranzukommen: 69,8
    6.) Das Top-Management sollte sich von der Politik in der Organisation befreien: 48,6

    Zu diesem und ähnlichen Themen gibt es viele erschreckende Ergebnisse, aber auch spannende Überlegungen und sogar sehr interessante und schlaue Lösungsansätze. Dazu mehr, wenn der Zeitdruck geringer ist (Üprigens ist es z.B. unter Zeitdruck nicht sinnvoll partizipative Entscheidungen anzustreben).

  11. Kein Problem

    Katja, wenn Du keine Zeit hast, laß Dich nicht hetzen. Ich habe dafür vollstes Verständnis. An die “spannende Überlegungen und sogar sehr interessante und schlaue Lösungsansätze” bin ich interessiert. Aber ich kann mir schon vorstellen in welche Richtung sie gehen, doch vielleicht gibt es ja auch mal eine Überraschung.

  12. Wissen ist Macht

    Wissen ist Macht, ein alter Spruch, antiqiert, so staubig, dass die Kehle davon trocken wird; und doch hochaktuell. Macht beruhte schon immer auf dem Monopol von Wissen. Eine Elite weiß, die Masse weiß nicht. So werden Machtstrukturen etabliert und stabilisiert. Ich habe keine psychologischen Studien darüber gelesen, aber mein Studium der Geschichte hat mich das gelehrt.
    Auch in Organisationen und Unternehmen ist es oft nicht gut bestellt um die Informationspolitik. Konkurrenzkampf und Machtkampf in Leitungsebenen sorgen eher dafür das Wissen zurückgehalten und/oder manipuliert wird. Ich denke, das geschieht laufend in allen Bereichen der Gesellschaft. Akte X ist zwar nur eine Serie im Fernsehen, aber ich glaube schon, dass die dort gezeigten Praktiken im Umgang mit Informationen häufig sind. Siehe zum Beispiel die Informationen, “das Wissen”, um Massenvernichtungswaffen im Irak, die der UNO vorgelegt wurden, um den Irakkrieg zu rechtfertigen.
    Früher hielt man die Masse dumm, in dem man sie vom Wissen fernhielt, heute hält man die Masse dumm, in dem man sie mit Unmegen von Wissen überflutet. Ich denke, dabei handelt es sich nicht um Pathologie, sondern um Manipulation. Zum “Wissen ist Macht” Spruch gibt es eine Erweiterung, die mir immer großes Unbehagen bereitete. “Nicht Wissen macht/Macht auch nischt.” Gut, manchmal kann Unwissenheit auch ein Schutzschild sein, vor allem gegen das Gefühl von Ohnmacht: ich Weiß und kann doch nichts machen. (Kassandra)
    Ich habe gute Erfahrungen mit dieser Wissensflut gemacht, in dem ich mir Fragen beantwortete, ehe ich mich in diesen Strom stürzte: Was will ich wissen? Warum will ich es wissen? Was will und kann ich mit dem Wissen anfangen? Zumindest hat mich das vor einer zu großen Verzettelung bewahrt.
    Ich denke, das Thema Wissen, Wissenserwerb ist so ungeheuer wichtig, dass es in einem wirklich sehr großen, breiten Rahmen diskutiert werden muss, gerade in unserer Zeit, die sich schließlich Informationszeitalter nennt und wir in einer Informationsgesellschaft leben.
    Auf das, was ich weiß, kann ich reagieren. Nichtwissen ist wie ein mystischer Nebel, der immer unmöglicher zu durchdringen ist, je tiefer man in ihn eindringt.
    Noch ein Wort zu den Machtmenschenerfahrungen von Herrn Huhn. Das klingt mir arg nach Narzissmus. Viele narzistische Menschen kommen auch als Nettmenschen rüber. Wenn sie auf entsprechende Handlungen ihrerseits angesprochen Werden “Sich mit fremden Federn schmücken”, dann sind sie wirklich überrascht und das ist ehrlich, weil sie sich tatsächlich keiner Schuld bewusst sind. Der andere zählt oft nicht als Perönlichkeit, sondern Teil des Publikums, welches bewundernd auf die Bühne der narzistischen Inszenierung schaut und es hat nichts anderes zu tun, als zu applaudieren. Und wehe, der Applaus ist nicht so, wie gewünscht, dann gnade ihnen Gott! Solange man den Narzisten bewundert, ist er der beste Kumpel, der beste Vorgesetzte, der beste Führer, doch wehe, man übt Kritik, dann hat man sich einen schlimmen und vor allem sehr nachtragenden Feind geschaffen. Is’ne böse Falle.

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