Du lügst doch!

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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„Man kann nicht nicht kommunizieren“ P. Watzlawick

Die Sprache des Körpers

Wir alle wissen, dass wir nonverbale Signale senden, die unsere Mitmenschen interpretieren. Tatsächlich werden Menschen in der westlichen Kultur, die ihre Gefühle nonverbal ausdrücken stärker gemocht als weniger ausdrucksstarke Menschen (Friedman et al, 1988).

Wir mögen Leute, die

  • sich uns körperlich zuwenden: uns direkt anschauen, nicken während des Zuhörens (Mehrabian, 1972)
  • uns mit erweiterten Pupillen anschauen: ein Zeichen von Interesse und Aufmerksamkeit (Niedenthal & Cantor, 1986)
  • Augenkontakt halten, was mit Ehrlichkeit und Freundlichkeit assoziiert ist (Kleinke et al, 1974)

– und wir glauben, dass diese Menschen uns auch mögen.

Lügner entlarven

Die meisten Leute glauben, dass sie Lügner entlarven können und achten vor allem auf das Gesicht und die Worte – Dinge, die man leicht kontrollieren kann (DePaulo et al, 1982).

Die besten Anzeichen für Lügen sind allerdings zitternde Stimme und/oder ruhelos bis fahrige Hand- und/oder Fussbewegungen.

Die Lügendetektoren: das Experiment

Kann das Entlarven von Lügner gelernt werden? Dazu gibt es ein Experiment von Ekman & O’Sullivan (1992). Vier Berufgruppen sollten Personen auf Video hinsichtlich der dargebotenen Statements nach Lüge oder Wahrheit beurteilen: police detectives, U.S. Customs Service, CIA und der Secret Service. Bis auf die Mitarbeiter des Secret Service waren die anderen Gruppen nicht geübter im Entlarven von Lügnern als die Kontrollgruppe aus untrainierten Stundenten.

Menschen werden besser im Entdecken von Lügen, wenn sie weniger Informationen erhalten. Zum Beispiel entlarven sie eher Statements als Lüge, wenn sie nur den Körper der Person sehen. Das Gesicht, dessen Ausdruck leicht zu kontrollieren ist, scheint in die Irre zu führen (Zuckermann et al, 1981). Die meisten Menschen achten auf die Worte und berücksichtigen die nonverbalen Signale weniger … und werden getäuscht.

Die Berliner Redensart „Nachtigall, ick hör’ Dir trapsen.“ müsste heißen „Nachtigall, ick seh’ Dir trapsen.“

Quelle: Smith & Mackie (2. Aufl., 2000). Social Psychology. Kendalville, Courir.

(kat)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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