Grüße von Frankenstein – partielle Mondfinsternis 2017
BLOG: Pictures of the sky

Gestern war deutschlandweit eine sehr eindrucksvolle, wenn auch schwierig zu beobachtende partielle Mondfinsternis zu bestaunen, die Susanne Hoffmann hier ankündigte. Die Schwierigkeit bestand darin, dass der Schattenwurf der Erde auf den Mond bereits die maximale Verdunklung überschritt, noch bevor der Mond überhaupt sichtbar wurde. Mondaufgang war um 20:48 Uhr und die Kernschattenfinsternis dauerte nur bis ca. 21:18 Uhr. Somit war die Kernschattenfinsternis, die sich als deutliche Abdunkelung am südlichen, der dem Horizont zugewandten Seite des Mondes bemerkbar machte, nicht einmal eine halbe Stunde zu beobachten. In dieser kurzen Zeit ist der Mond noch nicht so hoch gestiegen, dass man ihn von jedem Garten aus beobachten könnte – dafür war gute Horizontsicht notwendig.
Die Halbschattenfinsternis, bei der tatsächlich noch ein Teil des Sonnenlichts am Mond ankommt, war noch etwas länger zu beobachten, etwa bis 22:50 Uhr. In dieser Halbschattenphase erscheint der Mond im Vergleich zum Normalzustand deutlich abgedunkelt und rötlich eingefärbt. Die rötliche Farbe bei dieser partiellen Mondfinsternis entsteht durch das von unserer Erdatmosphäre gefilterte Licht, das vom Mond zum Beobachter gelangt, ähnlich wie bei einem Sonnenuntergang. Bei totalen Mondfinsternissen, die oftmals auch als “Blutmond” in den Medien bezeichnet werden, erzeugt der selbe Effekt die rote Farbe, nur über einen Umweg. Dabei wird das Licht der Sonne in der Erdatmosphäre gefiltert und zum Mond hin abgelenkt. Da dieses Licht bei einer totalen Mondfinsternis das einzige ist, dass dort ankommt und reflektiert wird, erscheint der Mond rot. Dieser Effekt ist hier aber nicht maßgeblich, da die direkte atmosphärische Absorption und Streuung einen weitaus höheren Anteil liefert.
Durch die eingangs erwähnte Schwierigkeit, dass der Mond zum gewünschten Beobachtungszeitpunkt so niedrig steht, musste ich einen Ort mit guter Horizontsicht Richtung Osten finden. Ich entschied mich für die Burg Frankenstein, da mir die Rundumsicht dort schon öfter aufgefallen ist.
Mit leichtem Gepäck, also lediglich mit Fernglas, Kamera mit 300mm Teleobjektiv, Stativ und Fernauslöser machte ich mich also auf den Weg zur Befestigungsmauer. Oben angekommen, musste ich leider feststellen, dass ausgerechnet die Richtung, in der der Mond aufgegangen wäre, durch einen großen Baum verdeckt war, und zwar durch den einzigen Baum auf dem inneren Burggelände. Nach kurzer Suche fand ich einen Ort auf einer etwas niedriger gelegenen Mauer, bei dem die Horizontsicht in die richtige Richtung ausreichend gut war.
Trotz vergleichsweise wenig Werbung in den Medien versammelte sich dennoch eine kleine Gruppe an Finsternisbeobachtern mit Ferngläsern und Kameras. Als dann 20:48 Uhr verstrichen war, begann die Suche nach dem Mond am Horizont. Dieser war zum Glück, bis auf etwas Dunst, wolkenfrei! Wenige Minuten später hat einer meiner eifrigen Mitbeobachter den aufgehenden Mond mit dem Fernglas entdeckt und war überrascht, wie groß der Mond doch im Vergleich zur Landschaft erscheint. Mit bloßem Auge war es zunächst nicht möglich den Mond vom Himmelshintergrund zu unterscheiden. Durch die Halbschattenfinsternis im oberen Teil des Mondes war dieser natürlich dunkler als gewohnt und die gerade untergegangene Sonne sorgte noch für einiges Streulicht. Mit dem Fernglas hob sich der Mond schon deutlich ab. Es ist wirklich beeindruckend, welche Plastizität der Mond hat, wenn sich im Gesichtsfeld des Fernglases auch noch Landschaft befindet! Das binokulare Sehen trägt dann noch den Rest dazu bei.
Kurz darauf gelang mir diese Aufnahme:

Man bemerkt, welch schwachen Kontrast der gerade aufgegangene Mond im Vergleich zum Himmelshintergrund hat.
Die nächste Aufnahme zeigt schon deutlich weniger atmosphärische Störungen, weil der Mond schon etwas höher am Himmel steht. Erste Details werden deutlich. Man bemerkt auch, dass der südliche Mondrand wirklich durch einen Schatten verdunkelt wird und es sich nicht um einen atmosphärischen Abdunklungsprozess wie Absorption oder Streuung handelt.


Nach kurzer Zeit entschied ich mich dazu, eine kleine Animation zu erstellen. Dazu löste ich die Kamera alle 20 Sekunden aus, bis der Mond aus dem Bildfeldzentrum austrat. Mittels Photoshop entstand dann folgende Gif-Animation:

Hier wird die Erdrotation deutlich, denn der Mond steigt mit beträchtlicher Geschwindigkeit über den Horizont. In ähnlich schnellem Maße wandert der Mond aus dem Kernschatten der Erde und der abgeschattete Bereich am Südrand verkleinert sich. Was auch auffällt ist, dass der Mond stetig heller wird. Zwar ist hier auch der Austritt aus dem Schatten der Erde beteiligt, doch den größten Anteil an der Aufhellung hat der immer kürzer werdende Lichtweg durch die Atmosphäre mit steigender Mondhöhe über dem Horizont.

Die folgenden Bilder entstanden kurz vor und kurz nach dem Kernschattenaustritt gegen 21:18 Uhr:


Als der Mond dann nur noch durch den Halbschatten der Erde leicht verdunkelt erschien, zog auch noch die Internationale Raumstation ISS von Westen gen Osten vorüber (ca. 21:39 MESZ). Zu erkennen ist sie als weißer Strich im linken Bildbereich. Das Bild ist 20 Sekunden belichtet bei einer Brennweite von 70mm, Iso 400 und Blende 25.

Zum Abschluss des Spektakels gab es dann noch im Westen ein spektakuläres Höhenfeuerwerk zu bestaunen – das 69. Rheinische Fischerfest in Gernsheim lässt grüßen 😉

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Die Fotos sind wirklich schön geworden! Danke auch nochmal für die erhellenden Erläuterungen. Es war ein eindrucksvolles Erlebnis für uns. Alles Gute! Deine Mitbeobachter Jens & Jule