Repost: Achtung, Brandungsrückströmung! (Mit Video)
BLOG: Mente et Malleo
Ich weiß, möglicherweise nerve ich hier so den einen oder anderen Leser. Aber es ist wichtig, diese Dinge immer wieder in das allgemeine Bewusstsein zu bringen. Denn leider sind viele Menschen immer noch ziemlich sorglos, was ihren Umgang mit der Natur angeht. Und im Ernst, wer möchte schon an einem sonnigen Tag am Strand an Gefahr denken?
Noch hat die Badesaison hier nicht richtig angefangen, aber in südlichen Gefilden lädt das Wasser bereits ein. Und doch sollte man die See niemals unterschätzen, denn es könne immer unentdeckte Gefahren auf den unvorsichtigen Badenden lauern. Eine der an den Küsten lauernden Gefahren sind die so genannten Brandungsrückströme, auch Rippströmungen oder Trekker genannt. Sie entstehen oft dort, wo sich vor dem Strand Sandbänke gebildet haben (in tropischeren Badeorten können es auch Riffe sein). Hier wird das Wasser daran gehindert, nach dem Brecher wieder ungehindert in das Meer zurück zu fließen. Es sucht sich also einen anderen Weg, und diesen findet es schließlich in schmalen Durchlässen zwischen den Sandbänken. Hier kann es jetzt zu einer sehr starken Strömung in Richtung der offenen See kommen. Schon Strömungsgeschwindigkeiten von 0,3 bis 0,6 m pro Sekunde können einen ungeübten Schwimmer in Gefahr bringen, und manche Rückströme erreichen mit über 2,5 m pro Sekunde Geschwindigkeiten, mit denen selbst olympische Schwimmer nicht mehr mithalten können. Viele, die in eine solche Strömung geraten, versuchen dagegen anzukämpfen, ermüden schließlich und können dann leicht ertrinken. Wie sollte man sich also verhalten, wenn man bemerkt, dass man in das Meer gezogen wird? Als erstes sollte man Panik vermeiden. Eine Rippströmung ist kein Sog, und er kann Menschen auch nicht unter Wasser ziehen. Das wird zwar immer wieder gerne behauptet, ist aber falsch. Daher sollte man versuchen, ruhig zu bleiben und möglichst seitwärts zur Strömung zu schwimmen. Die Strömungsgebiete sind oft nur sehr schmal, so dass hier die beste Chance zur Flucht besteht. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich erst auf das Meer hinausziehen zu lassen, um dann seitlich versetzt wieder zum Strand zu schwimmen.
Wie groß ist die Gefahr? Bei Windstille und fehlender Brandung ist die Gefahr gering, aber bei auflandigem Wind und bei hoher Brandung steigt die Gefahr deutlich an.
Wie kann man eventuell Stellen erkennen, an denen Gefahr droht? Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Strömungen sind manchmal nicht zu erkennen. Dennoch gibt es einige beachtenswerte Punkte: Ist in einem begrenzten Bereich das Wasser aufgewühlt? Hat es eine andere Farbe als in den anderen Bereichen? Manchmal färbt aufgewühlter Sand das Wasser hier deutlich brauner als an den anderen Strandbereichen. Sieht die Wasseroberfläche in einem Bereich anders aus als in den anderen? Ist sie irgendwie “zerhackt” oder rauer? Läuft die Brandung in einem Strandbereich in einem anderen Winkel an, oder wird Schaum, Treibgut und Seetang an einem Bereich sichtbar auf das Meer getrieben? All dies kann auf eine Rückströmung hindeuten. Hier sollte man also nicht unbedingt baden. Denn auch für Rettungsschwimmer bedeuten diese Strömungen immer eine nicht zu unterschätzende Gefahr!
http://www.ripcurrents.noaa.gov/overview.shtml
Strömungen, die unsichtbaren Killer im Meer – blausand.de
http://science.howstuffworks.com/rip-current.htm
http://www.srh.noaa.gov/srh/ripcurrents/signs-brochures.shtml
http://www.fejo.dk/de/info/badeunfaelle-im-meer/
Die meisten Badetoten im Meer gibt es zwischen 14 und 17 Uhr. Die Leute sind lange in der Sonne gelegen, haben üppig Mittag gegessen und Alkohol getrunken. Wer in so einem Zustand ins Meer steigt, kann auch ohne Ripp-Strömung ertrinken. Ich wohne auf Kreta an einem langen Sandstrand. Hier ertrinken jedes Jahr mehrere Personen. Kommt dann noch eine Ripp-Strömung dazu, können an einem Nachmittag auf wenigen 100 Metern Länge mehrere Personen ertrinken. So letztes Jahr geschehen: Innerhalb von drei Stunden drei Tote auf der Länge von 2 km Strand. Wer von Sonne, Essen und Alkohol benommen ist, dem helfen alle Warnungen vor Ripp-Strömungen nichts. Er sieht einfach nicht die mit Händen greifbare Gefahr.
Das Problem ist nicht neu. Ich erinnere mich, dass mir schon beim Schwimmenlernen die Baderegeln der DLRG eingetrichtert wurden. (http://www.dlrg.de/informieren/regeln/baderegeln.html). Leider beobachtet man immer wieder, dass die Leute sie entweder nicht kennen oder einfach ignorieren. Ich habe keine Ahnung, warum. Möglicherweise wird die Sorge auch einfach delegiert. Nach dem Motto: wenn etwas passiert, kommen halt die Rettungsschwimmer. Vielleicht sind viele Leute aber auch so weit von der Natur entfernt, dass sie gefahren schlicht nicht mehr erkennen können.
Hallo ist dieser Strand in Kavros ?
Wir machen im Juli da Badeurlsub und habe jetzt ziemliche Angst ins Wasser zu gehen.
Haben auch 3 Kinder im Alter von 13 bis 16 Jahre mit….Bei denen man nicht ständig schaut was die machen.
Lgr.
Das kann ich leider nicht sagen, wo der betreffende Strand genau ist. Ich würde aber empfehlen, immer vorher die lokalen Rettungsschwimmer oder andere Leiste zu fragen, welche die lokalen Gegebenheiten gut kennen.
Ich war die Tage auf Kreta im Norden in der Region um Rethymno. Leider wurde ich auch Zeuge wie vor meinen Augen jemand im Wasser umgekommen ist. Ein älterer Herr war der Meinung die roten Flaggen an einer schon recht dünn besiedelten Gegend zu ignorieren. An dem Tag herrschte zudem hoher Wellengang. Anfangs fand er es noch spaßig ins Wasser zu gehen um sich von den Wellen ein wenig umwerfen zu lassen. Leider ist er dann wohl in eine Brandungsrückstömung geraten und wurde entsprechend raus aufs Meer gespült und hatte plötzlich Mühe wieder zurückzuschimmen.
Er war dann zwar vom Ufer vllt. nur 10 oder 15 Meter entfernt, dennoch war es weder mir noch anderen Badegästen möglich, ihm irgendwie zu helfen und wieder aus den Fluten zu ziehen.
Es dauerte auch Minuten bis wir einen Rettungsring hatten, womit wir uns überhaupt ins Wasser getraut haben. Man will das eigene Leben ja nicht selber risikieren. Irgendwann gelang es dann auch ihn aus dem Meer zu ziehen, nachdem man selber mehrmals im Wellenschlag Waschmaschine gespielt und sich dabei die Ellenbogen auf dem kiesigen Sand aufgeschrammt hat. Das Ganze hat leider auch nochmal entsprechend gedauert. Kein Pulsschlag, kein Herzschlag und keine Pupillenreaktion mehr. Er wurde dann auch vor Ort von Strandbesuchern reanimiert, jedoch ohne Erfolg. Nach gut 30 Minuten kam zudem auch erst die Ambulanz, die auch nicht mehr machte als ihn abzutransportieren. Es machte auch den Anschein als seien Badeunfällt vor Ort an der Tagesordnung. Kein großes Tamtam, sondern unbürokratisch “entsorgt”.
Hätte man ihm anfangs vllt. selber darauf hingewiesen, dass er nicht ins Wasser gehen soll bzw. wäre die Rettung und Reanimation ggf. schneller bzw. energischer erfolgt, wäre er vllt. noch am Leben.
Mir hat das wieder mal die Augen geöffnet und gezeigt, wie gefährlich und unberechenbar das Meer ist und wie schnell das Leben hier vergänglich sein kann.