Ich hab ihn erwischt – den Grünen Blitz

Der sogenannte „Grüne Blitz“, das letzte grünliche Aufleuchten am oberen Sonnenrand, wenn die Sonne unter den Horizont sinkt, ist ein Phänomen, an das ich lange Zeit nicht glauben wollte. Dabei ist dieses Phänomen im Vergleich zu anderen, wie zum Beispiel dem Regenbogen, gar nicht so selten. Moment mal, werden jetzt viele sagen: Einen Regenbogen habe ich schon oft gesehen, aber den berüchtigten grünen Blitz noch nie. Und oft geht man auch davon aus, dass man ihn nie zu Gesicht bekommt. Ich auch, bis zu einem Tag im September dieses Jahres auf Amrum.

Häufiger als Regenbogen?

Ich habe eingangs erwähnt, dass der Grüne Blitz gar nicht so selten ist. Vielleicht sogar häufiger als zum Beispiel ein Regenbogen. Das mag auf den ersten Blick verwirren, denn einen Regenbogen hat wohl jeder von uns schon einmal gesehen. Er ist zu einem Symbol geworden, sei es in den Religionen oder in der Wissenschaft.

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es einiger Zufälle bedarf, um einen Regenbogen zu erzeugen. Zum einen natürlich Regen, der vom Himmel fällt. Da dieser aber in der Regel aus Wolken kommt und diese den Himmel sehr oft bedecken, ist die zweite Voraussetzung schon etwas schwieriger. Denn um einen Regenbogen zu erzeugen, muss gleichzeitig die Sonne scheinen. Und zwar nicht nur irgendwie, sondern in einem bestimmten Winkel zum Beobachter und unterhalb einer Höhe von 42°. Dagegen sollte der Grüne Blitz in seinen vielfältigen Erscheinungsformen eigentlich an fast jedem Tag zu sehen sein, wenn nur der Horizont bei Sonnenuntergang genügend frei ist. Dies ist einer der Gründe, warum der Grüne Blitz nur sehr selten direkt beobachtet werden kann: Er dauert nur sehr kurz, während Regenbögen meist länger sichtbar sind und sich sehr prominent in der Landschaft abheben.

Amrum
Sonnenuntergang über dem Meer. Auch bei dieser Abflachung der Sonnenscheibe spielt die Lichtbrechung eine Rolle. Eigenes Foto

Was verursacht den grünen Blitz?

Was verursacht den grünen Blitz? Auch hier liegt die Ursache in unserer Atmosphäre. Das weiße Licht der Sonne wird in der Erdatmosphäre gebrochen. Die Brechung hängt von der Wellenlänge ab. Blaues und grünes Licht wird stärker gebrochen als gelbes oder rotes. Das macht sich besonders in Horizontnähe bemerkbar. Hier kann es passieren, dass die Sonne einen blauen, einen grünen und einen roten Sonnenrand zeigt. Da die Unterschiede vom blauen zum roten Sonnenrand aber nur knapp ein Sechzigstel des sichtbaren Sonnendurchmessers betragen, sind sie meist nicht zu beobachten. Bei unserem Sonnenuntergang kann es jedoch vorkommen, dass der rote und der gelbe Sonnenrand bereits unter dem Horizont liegen, während der grüne und der blaue Sonnenrand noch darüber sichtbar sind.

Da das blaue Licht von der Erdatmosphäre besonders stark gestreut wird, ist dieser Rand in der Regel nicht sichtbar, aber der grüne Rand kann bei guten Bedingungen als letzter grünlicher Gruß der untergehenden Sonne sichtbar werden, wie hier am 4. September 2023 am Strand von Amrum.

Amrum
Ein letzter grüner Schein beim Sonnenuntergang, man kann ihn also auch auf Amrum beobachten. So wie hier am 4. September 2023. Eigenes Foto
Amrum
Das Ganze dauert nur einen Augenblick. Eigenes Foto

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

2 Kommentare

  1. Auf den kanarischen Inseln kann man den grünen Blitz häufig bei Sonnenuntergang sehen, da ist er keine Seltenheit. Bei speziellen Bedingungen im Sommer kann er auch bläulich erscheinen.

  2. Habe ich bisher für ein Artefakt der Augen gehalten, ein grünes Nachbild wenn das intensive Rot verschwindet.

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