Die Teufelsmauer, ein sagenhaftes Geotop im Harzvorland

Teufelsmauer

Im Nördlichen Harzvorland kann man ein wirklich sagenhaftes Geotop finden, die Teufelsmauer. Bei ihr handelt es sich um eine Felsformation aus Sandsteinen der oberen Kreide, die sich im nördlichen Harzvorland auf der Linie zwischen Ballenstedt bis Blankenburg (Harz) zieht.

Teufelsmauer
Teufelsmauer bei Weddersleben, / Harz, Germany. Eigenes Foto

Altes Schutzgebiet

Die Teufelsmauer besteht aus quarzitischen Sandsteinen der oberen Kreide, den sogenannten Heidelbergquadersandstein. Dieser ist durch sein quarzitisches Bindemittel extrem verwitterungsresistent und tritt daher als Härtling über die umgebenden Gesteine hervor. Da es sich um eine steil gestellte Sandsteinschicht handelt, kann es zu teilweise sehr bizarren Felsformationen kommen, die jeweils eigene Bezeichnungen tragen, wie etwa das „Hamburger Wappen“ bei Timmenrode

Die quarzitisch zementierten Sandsteine waren in der Region als Baustoffe durchaus beliebt, was zu einer wohl recht regen Steinbruchtätigkeit an den entsprechenden Aufschlüssen führte. Unter anderem wurde der Stein auch zum Bau der Stiftskirche in Quedlinburg verwendet.

Die Teufelsmauer wurde auch schon recht früh als denkwürdiges Naturobjekt verstanden. Dies führte dazu, dass bereits 1833 erste Bereiche unter besonderen Schutz gestellt wurden, damit der Abbau und die damit verbundene Vernichtung der Teufelsmauer ein Ende haben sollten. Dadurch stellt die Teufelsmauer das drittälteste unter Schutz gestellte Gebiet in Deutschland dar, nach der Baumannshöhle in Harz (1668) und dem Drachenfels mit Wolkenburg im Siebengebirge (1828/29).

Geologie

Auch wenn es so aussieht, die Teufelsmauer ist weder ganz durchgängig (auch nie wirklich gewesen), noch wird sie überall von derselben Sandsteinschicht dargestellt. Vielmehr stammen die beteiligten Sandsteine aus verschiedenen Epochen der Kreidezeit. So stammen die Teile der Teufelsmauer bei Ballenstedt aus dem Coniac. Der Sandstein hier ist der Involutus Sandstein, benannt nach der ausgestorbenen Muschel Inoceramus involutus.

Bei Blankenburg und Weddersleben wird die Teufelsmauer aus steil gestellten Schichten des Heidelberger Sandsteins aus dem Santon gebildet.

Gemeinsam ist diesen Sandsteinen, dass sie steil gestellt, teilweise sogar mehr als 90°, also überkippt sind. Dazu sind sie mal mehr und mal weniger verkieselt. Ihre Ablagerung erfolgte unter Wasser und natürlich ebenerdig, wie es sich für vernünftige Sedimente gehört. Irgendwann nach ihrer Ablagerung muss also einiges passiert sein.

Vermutlich kam zuerst die Steilstellung. Die Ursache hierfür liegt in direkter Sichtweite. Der Harz als nördlichstes deutsches Mittelgebirge hat eine lange und bewegte Geschichte, hier aber spielt nur der letzte Akt eine Rolle.

Und noch etwas passierte, diesmal weit im Süden. Die afrikanische Platte kollidierte mit der europäischen und begann, die Alpen aufzufalten. Aber noch lange bevor dieses junge Gebirge überhaupt sichtbar war, sorgte die Kollision für enorme Spannungen in der Erdkruste. Der Harz wurde ab dem Jura als Pultscholle herausgehoben und über sein eigenes Vorland überschoben. Dies verursachte große Störungen wie die Harznordrandstörung, aber eben auch eine Verkippung der noch jungen Sedimente, kaum dass sie abgelagert wurden.

Vermutlich in einem Zeitraum nach der Verkippung drangen kieselsäurehaltige Fluide in die porösen Sandsteine ein und begannen sie, zu verfestigen.

Das quarzitische Bindemittel sorgte dafür, dass die betroffenen Teile der Sandsteine erheblich widerstandsfähiger gegenüber der Abtragung wurden als die benachbarten nicht verkieselten Sandsteinen oder gar den Mergeln. Das ist der Grund, warum diese geologische Struktur sich uns so eindrucksvoll präsentiert.

Teufelsmauer
Teufelsmauer bei Weddersleben, / Harz, Germany. Eigenes Foto

Böden und Lebensraum

Die Böden an den Klippen spiegeln die Einflüsse wider, denen sie hier ausgesetzt sind und sein dementsprechend vielfältig. So sind die Sandsteine selber recht arm an Kalk und verwitterbaren Silikaten. Die daraus entstehenden Böden sind meist nährstoffarm und bestehen vorwiegend aus Quarzsand. Auf der anderen Seite wurde während der Eiszeit Löss herangeweht, der sowohl reich an kalkigem Material als auch an Nährstoffen ist. Dieser Löss wurde im Zuge der Verwitterung und Bodenbildung oft sekundär entkalkt.

Das macht die Böden und damit die Lebensräume an der Teufelsmauer recht vielseitig und bietet vielen auch seltenen Lebewesen Lebensraum.

Direkt an den Klippen kommen häufig saure Regosole vor, die Hangabwärts in den abgewitterten Sanden langsam in Braunerden und stellenweise in Podsole übergehen. Diese sandigen Böden sind meist sehr stark von der Erosion gefährdet.

Tiefer am Hang finden sich oft Lössböden, Fahlerden und Brauerden, die teilweise mit Hangschutt zusammen vorkommen. Stellenweise können auch Pararendzinen auftreten.

Am Hangfuß können diese Böden weiter an Humusgehalt zunehmen und in tieferen Bereichen in den Einfluss des Grundwassers in Gleye übergehen.

Zwischen den Klippen liegen oft Ackerflächen und auch Streuobstwiesen. Auf brachliegenden Äckern können sich Ruderalgesellschaften ansiedeln.

An den Klippen selber können Heidekraut, Sandmagerrasen sowie andere Gesellschaften der halbtrockenen und trockenen Magerrasen anzutreffen sein.

Die Teufelsmauer in der Sage

Diese auffällige geologische Struktur hat die Menschen natürlich sehr lange beschäftigt. Vermutlich von dem Moment an, wo sie diese zum ersten Mal gesehen haben. Und zumindest in der christlichen Zeit war klar, dass hier nicht alles mit Rechten Dingen zugegangen sein kann. Das kann nur der Teufel gewesen sein. Daher ranken sich allerhand Sagen und Märchen um die Teufelsmauer.

So breitete sich zu einer Zeit das Christentum im Harzvorland sehr stark aus. Die vielen großen Kirchen, wie die in Quedlinburg, waren dem Teufel und seinen Anhängern auf den Bergen des Harzes natürlich ein Dorn im Auge. Also sann der Teufel auf Abhilfe.

Gedacht, getan, er mauerte kurzerhand die Berge ein. Aber da sich auch ein Teufel an Regeln halten muss, durfte er nur einen Tag und eine Nacht daran arbeiten. Beim Morgengrauen sollte also Schluss sein. Also frisch ans Werk! Und es ging so flott von der Hand, dass der Tag verflog und die Nacht anbrach.

Am nächsten Morgen machte sich in einem der Dörfer eine Bäuerin auf den Weg zum Markt in der nahen Stadt. Sie packte ihren Korb mit Eiern, Hühnern und einem Hahn.

Doch der Weg war auf einmal durch eine Mauer versperrt, die Bäuerin erschreckte sich und stolperte, der Korb fiel und der Hahn erwachte. Denkend, es sei schon der neue Tag da, krähte er aus vollem Schnabel.

Der Teufel erschrak, dachte er doch, es sei schon wieder Morgen. Und da sein Werk weit von der Vollendung entfernt war, erfasste ihn der Zorn und er zerstörte große Teile seines Werkes wieder.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

4 Kommentare

  1. Eine fantastische geologische Formation. Das kommt vermutlich nicht allzu häufig vor, dass eine Sedimentschicht nicht nur um 90° verkippt wird, sondern durch die Verkieselung auch so stabil ist, dass sie wie eine Mauer stehenbleibt und nicht unter ihrem eigenen Gewicht kollabiert, wenn die umgebenden Schichten wegerodiert werden.

  2. Ein schöner Artikel über das Vorland des Nordharzes. Wie soll man sich das vorstellen, mit der Verkippung der Sedimente. Geschieht das innerhalb eines Jahres oder über 1000 Jahre oder Zehntausend Jahre ?
    Welche Tiere haben damals gelebt. Gab es schon Menschen ?

    • Das passiert sicher nicht von heute auf morgen. Ich schätze, dass so ein Vorgang einige 100 000 Jahre dauert. In diesem Fall passierte das noch während der Kreidezeit, also gab es definitiv noch keine Menschen. Aber Dinosaurier und Meeressaurier könnte das wohl am Fuß gekitzelt haben.

  3. off topic
    Der PFAHL – eine Quarzformation im Bayerischen Wald – ist ebenfalls unter dem Namen ´Teufelsmauer´ bekannt.

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