Das Mineral des Jahres 2022 – Topas

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Wie in jedem Jahr gibt es auch 2022 ein Mineral des Jahres. Der Verein der Freunde der Mineralogie und Geologie wählt dafür jedes Jahr ein besonderes Mineral aus. Dies sollte uns in Erinnerung rufen, dass Minerale für uns Menschen, für unsere Kultur und unsere Technik eine ganz besondere Bedeutung haben, die im Alltag gerne vergessen wird. Aber auch davon abgesehen sind Minerale für die Wissenschaft vom System Erde von großer Bedeutung. Wer sie kennt, kann aus ihnen viel über die jeweiligen Bildungsbedingungen der Gesteine ablesen, Rohstoffe finden und Prozesse verstehen.

Farbloser Topas auf Quarz, Groot Spitzkopje (Groot Spitskopje; Große Spitzkoppe), Swakopmund, Distrikt Swakopmund, Erongo, Namibia. Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Quartz-Topaz-k-153c.jpg), „Quartz-Topaz-k-153c“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Ein alter Bekannter

In diesem Jahr trägt ein begehrter Edelstein den Titel des Minerals des Jahres, der Topas, ein Mineral mit der Zusammensetzung Al2[6][(F,OH)2|SiO4].

Der Ursprung des Mineralnamens „Topas“ ist weitgehend unbekannt, auch wenn das Mineral selber schon seit sehr langer Zeit bekannt ist und genutzt wird. Als Chrysolith findet er auch in der Bibel Erwähnung, auch wenn hier möglicherweise Olivin gemeint war. Folgt man Plinius dem Älteren, so stammt die Bezeichnung von der heutigen St. Johannes-Insel (arabisch Zabargad, der arabische Name soll sich vom Mineral Peridot herleiten, der dort abgebaut wird) im Roten Meer. Ihre alte griechische Bezeichnung ist Topazios. Allerdings wurden dort keine Topase abgebaut, sondern Olivin.

In früheren Zeiten wurden Mineralnamen nicht so gebraucht wie es heute üblich ist, da man lange keine Ahnung von den chemischen und kristallografischen Unterschieden hatte. So wurden Olivin (Peridot) und Topas in der Antike durchaus nicht im heutigen Sinn gebraucht. Plinius kann daher mit der Bezeichnung Topazion durchaus Olivin und nicht den heutigen Topas gemeint haben.

Es dauerte lange, bis man die einzelnen Minerale wirklich unterscheidenden konnte. So wurde zum Beispiel erst 1734 erkannt, dass Topas und Quarz unterschiedliche Minerale darstellen, die sich unter anderem in ihrer Spaltbarkeit unterscheiden. Der deutsche Mineraloge und Metallurg Johann Friedrich Henckel benannte als erster das Fluorsilikat mit der Bezeichnung Topas.

Der sächsische Diamant

Topas ist auch unter verschiedenen Handelsnamen bekannt. Einer davon ist „sächsischer Diamant“. Das liegt unter anderem daran, dass Topase, ebenso wie Diamanten, spröde sind und sich relativ leicht nach der (001) Fläche spalten lassen. Die Ähnlichkeit ist so deutlich, dass man im Jahr 1740 einen Topas in die portugiesische Königskrone einsetzte, in dem Glauben, dabei handele es sich um einen Diamanten. Dieser Stein gilt aber heute als verschollen.

In der Tat sind Diamanten und Topase besonders im Rohzustand nicht so einfach auseinanderzuhalten, zumal, wenn man keine technischen Hilfsmittel besitzt. Das Farbspektrum ist recht ähnlich und beide Minerale sind relativ hart, der Diamant aber mit der Mohshärte 10 noch deutlich härter als Topas, der das Referenzmineral für die Mohshärte 8 darstellt.

Im geschliffenen Zustand funkelt der Diamant aber durch seien höhere Licht- und Doppelbrechung deutlicher als ein Topas. Der Unterschied ist aber nicht so auffällig, und Topase funkeln immer noch deutlicher als zum Beispiel Quarz.

Blauer Topas , geschliffen. Minas Gerais. Didier Descouens (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:TOPAZE8.jpg), „TOPAZE8“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

Das Vorkommen am Schneckenstein

In Deutschland ist der Fundort am Schneckenstein im Vogtland bekannt. Hier wurden seit 1722 Topase abgebaut, die sich durch hohe Reinheit und eine gelbgrüne Farbe auszeichneten. Die Steine waren so berühmt, dass der englische König Georg III für die Krone seiner Frau 485 Topase vom Schneckenstein fassen ließ. Auch der sächsische König August der Starke (1670 – 1733) schätzte die Edelsteine und ließ viele Kunstwerke mit ihnen anfertigen. Diese sind noch heute im Grünen Gewölbe in Dresden zu besichtigen.

Die anfänglich sehr hohe Qualität der Topase vom Schneckenstein konnte durch spätere Funde nicht mehr erreicht werden, sodass der Abbau der „sächsischen Diamanten“ im Jahre 1800 eingestellt wurde. Unter Sammlern war das Vorkommen aber noch lange nicht vergessen. Der Felsen selber wurde 1937 unter Naturschutz gestellt und heute ist Sammeln dort streng verboten.

Eigenschaften

Topas hat die Zusammensetzung Al2[6][(F,OH)2|SiO4], wobei die in den runden Klammern stehenden Fluor und Hydroxidionen gegeneinander ausgetauscht werden können. Eine Fluor-freie Variante ist zumindest synthetisch herstellbar. Topas ist ein Inselsilikat mit tetraederfremden Anionen. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, die Kristalle sind meist kurz bis langsäulig und flächenreich. Der Glanz ist glasähnlich. In reiner Form farblos und durchsichtig kann Topas durch Gitterbaufehler weißlich oder durch Fremdbeimengungen auch ein weites Farbspektrum von gelb über rosa, braun bis hellblau oder grün annehmen.

Topas ist das Referenzmineral für die Mohshärte 8. Dabei ist er spröde und zeigt eine vollkommene Spaltbarkeit nach (001). Diese macht den Topas auch zu einem nicht leicht zu bearbeitenden Stein. Topase sind zudem gegenüber mechanischen Belastungen nicht übermäßig stabil, bereits ein Ultraschallbad kann einen Topas beschädigen, wenn er Einschlüsse aufweist.

Topase können erstaunlich groß werden. So sind im Smithsonian Institut zwei ungeschliffene Topase ausgestellt, die 31,8 (Lindsay-Topaz) bzw. 50 kg (Freeman-Topaz) wiegen. Aus Mosambik wird ein Fund eines Topases gemeldet, der 2500 kg wiegen und eine Länge von einem Meter aufweisen soll.

Zwei farblose Topase aus Minas Gerais, Brasilien mit einem Gewicht von 50,4 kg und 31,8 kg. Das, was so ähnlich wie Blasen aussieht, sind die Abdrücke kleinerer Albit-Kristalle, die auf den Flächen aufgewachsen waren.Natural History Museum. MBisanz (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Topaz_from_the_SMNH.JPG), „Topaz from the SMNH“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Fundorte und Bildung

Topase sind, zumindest für einen Edelstein, nicht sehr selten. Auch nicht Topase von guter Qualität. Daher sind Topase im Preis vergleichsweise günstig, das gilt auch für qualitativ hochwertige Steine. Zudem wird Topas fast ausschließlich als Schmuckstein verwendet.

Topase werden meist in sauren Plutoniten spätmagmatisch oder auch postmagmatisch durch die Zufuhr von Fluorid auf Kosten von anderen Alumosilikaten gebildet. Dabei sind die neu gebildeten Topase oft idiomorph ausgebildet und vergesellschaftet mit mehr oder weniger zersetzten Glimmern, albitisierten Plagioklasen, Lithiumglimmern, Turmalinen, Fluoriten und andren Mineralen des pneumatolytischen Stadiums. Dabei kann die Bildung von Topas auch über den Kontakt zum Nebengestein hinaus übergreifen.

Die Lagerstätte am Schneckenstein wurde ja bereits oben genannt. In Deutschland gibt es aber noch weitere Vorkommen, so im östlichen Erzgebirge bei Altenberg als stengelige Ausprägung, die auch unter dem Namen Pyknit bekannt ist. In Bayern liegen ebenfalls einige Fundorte wie der Steinbruch Fuchsbau bei Leupelsdorf.

Auch in der Eifel gibt es kleinere Vorkommen, zum Beispiel am Bellenberg, am Nickenicher Sattel und im Steinbruch Wannenköpfe.

Brasilien ist derzeit einer der Hauptproduzenten von Topas, die dortigen Lagerstätten haben einige erstaunlich große Exemplare gebildet.

Da Topas relativ verwitterungsbeständig ist, findet er sich auch in entsprechenden Seifen. Beispiele hierfür liegen in Sri Lanka und Minas Gerais.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. Zur Entstehung:

    Man kann es durchaus so sagen: „Zufuhr von Fluorid auf Kosten von Alumosilikaten.“
    Aber weniger höflich ausgedrückt ist es ein unglaubliche Sauerei, wenn überhitzte Flusssäure im Gestein die Feldspäte zerlegt und in Topas umwandelt. Da möchte man wirklich nicht in der Nähe sein.
    Ein schönes Mineral, auf ziemlich drastische Art gebildet.

    (Am Anfang des Absatzes über Diamanten fehlt das „I“)

    Schöner Text, danke dafür!
    Matthias

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