Andesit – Gestein des Jahres 2020

Das diesjährige Gestein des Jahres ist der Andesit. Es handelt sich dabei um ein vulkanisches Gestein oder auch Vulkanit, welches sehr häufig an Stratovulkanen, aber auch an Vulkanen ozeanischer Rücken wie z.B. Island zu finden ist.

Dunkler Andesit mit sekundär entstandenen Zeolithen (helle Minerale). Photographer: Siim Sepp, 2005 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amygdaloidal_andesite.jpg), „Amygdaloidal andesite“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Andesit

Der Name „Andesit“ wurde 1835 von Leopold von Buch geprägt, der ausgehend von Gesteinen der süditalienischen Vulkane und der Untersuchungen Alexander von Humboldts, von einer weiten Verbreitung dieses Gesteinstyps in den Anden ausging. Es dauerte aber noch einige Jahre, bis sich der Begriff in die Nomenklatur Eingang fand. Erst v1900 wurde der „Andesit“ vom österreichischen Petrographen Friedrich Johann Karl Becke als das Ergussäquivalent des Diorits definiert. Die Typlokaliät ist La Hoyada in der argentinischen Provinz Catamarca.

In Island wurde lange der synonyme Begriff „Islandit“ verwendet, da das Gestein hier auch auftritt. Im deutschen Sprachraum wurde lange die älteren Vulkangesteine andesitischen Typs als Porphyrit oder Melaphyr bezeichnet. Die beiden letzteren Begriffe sind aber veraltet und zu vermeiden.

Was ist Andesit?

Als vulkanisches Gestein hat Andesit einen mittleren SiO2-Gehalt von 57 bis 63%. Das bedeutet, dass andesitische Laven zäher als Basalt, aber fließfähiger als Rhyolith sind. Sie liegen meist auch mit ihrer Temperatur von 950 bis 1000°C in einem mittleren Bereich. Sie sind als vulkanische Gesteine an der Erdoberfläche erstarrt, zumindest aber sehr nahe an der Oberfläche.

Dadurch hatte die Gesteinsschmelze nicht sehr viel Zeit zum Abkühlen. Das bedeutet, die Minerale sind meist sehr viel kleiner als sie es zum Beispiel in einem Diorit wären. Da aber oft einige Minerale bereits lange vor dem Erreichen der Oberfläche auskristallisieren, haben sie einen kleinen Vorsprung im Wachstum. Hat ein Gestein einige wenige sehr große Kristalle in einer Grundmasse sehr kleiner, so nennt man dies ein porphyrisches Gefüge und das betreffende Gestein einen Porphyr. Die großen Kristalle werden als Einsprenglinge bezeichnet.

Mineralbestand

Andesit enthält 0 bis 20 % Quarz. Weitere Minerale sind Plagioklas (90 – 100% aller Feldspäte), der oft zoniert ist. Kalifeldspat ist seltener, meist zwischen 0 und 10% aller Feldspäte. Weiter kommen Pyroxene, Amphibole und Biotit vor.

Quarzfreie Andesite können Foide führen sowie Olivin. Olivin und Quarz schließen sich im Gestein gegenseitig aus, wobei es allerdings auch Ausnahmen gibt. Als akzessorische Minerale können Granat, Cordierit, Magnetit und Glasanteile vorkommen.

Die makroskopische Abtrennung von Andesit zum Basalt ist nicht ganz einfach. Beide Gesteine besetzen im Streckeisendiagramm die selbe Fläche. Ein Unterscheidungskriterium ist der Gehalt an dunklen Mineralen. Bei Andesit liegt er unter 35Volumen%, bei Basalt darüber. Ganz korrekt lässt sich die Unterscheidung am Besten über chemische Kriterien wie den SiO2 Gehalt durchführen.

Andesit im Streckeisendiagramm. Die selben Positionen hält auch Basalt, daher ist eime optische Unterscheidung beider Gesteine manchmal sehr schwer und nur auf chemischem Wege möglich. Lysippos (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Streckeisen_andesite.svg), „Streckeisen andesite“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Wo kommt Andesit vor?

Andesit ist ein recht häufiges Gestein der Subduktionszonen und Inselbögen, unter anderem ist es für viele Stratovulkane des pazifischen „Feuerrings“ prägend. Daneben kann sie auch an Vulkanen ozeanischer Rücken auftreten, z.B fördert es in Island der Vulkan Hekla.

Auch in Deutschland kann man Andesit finden. Bekannte Vorkommen liegen im Flechtinger Höhenzug sowie an der Saar und im Gebiet der Nahe.

Andesit als Rohstoff

Andesit ist schon lange als Werkstein und Rohstoff in Gebrauch. Zum einen ist es ein recht hartes Gestein, das gegenüber der Verwitterung beständig ist. Dies kam ganz besonders bei schön gefärbten Andesiten zum Tragen, die gerne für die Herstellung von Denkmälern, aber eben auch für dekorative Bodenbeläge und Pflaster verwendet wurden und auch heute noch werden.

So sind z.B. die Sarkophage der Kaiser Friedrich II und Heinrich VI in der Kathedrale von Palermo aus Andesit, der Varietät Porfido rosso antico gefertigt. Dieses rötliche Gestein hat seinen Hauptabbauort im ägyptischen Hurghada.

Heutzutage wird in Deutschland Andesit allerdings weniger für repräsentative Bauten verwendet. Stattdessen wird er in rund 17 Steinbrüchen als Schotter, Splitt oder als Zuschlagsstoff für die Asphaltherstellung abgebaut.

In Deutschland gibt es zur Zeit rund 17 Steinbrüche, in denen Andesit abgebaut wird, hauptsächlich im Saar-Nahe Gebiet, Im Flechtinger Höhenzug, im Westerwald und in Thüringer Wald. Die Andesite, die hier abgebaut werden, stammen meist aus dem Perm bis Karbon. Da die meisten der hiesigen Andesite nach ihrer Entstehung intensiv hydrothermal überprägt wurde, können sie sich optisch stark von jüngeren Andesiten aus den aktuellen Vulkangebieten unterscheiden. Ein Umstand, der zu der veralteten Bezeichnung Porphyrit oder Melaphyr geführt hat. Diese und auch andere synonyme Begriffe sind heute allerdings veraltet. Man findet sie aber immer noch in mehr oder weniger aktueller Literatur sowie in Gesteinsnamen

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

2 Kommentare

  1. Lieber Herr Dr. Ries,

    es wäre schön, wenn Sie die Kommentarfunktion im Artikel zum möglichen Nanothermit Sprengstoff-Einsatz am 11. September 2001 wieder freischalten: https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/befand-sich-nanothermit-zwischen-den-tr-mmern-des-world-trade-centers/?unapproved=24497&moderation-hash=cdcf8966edaa46c5465fb5b9b5570661#comment-24497

    Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht, dass Sie sich des offenen wissensdiskurses verschließen. Mein Beitrag war zwar kritisch, aber von hohem sachgehalt und wurde mit sehr viel Mühe verfasst.

    Ich möchte Sie also höflichst darum bitten, lieber Herr Dr. Ries, den freien Meinungsaustausch im besagten Artikel wieder zu ermöglichen und meinen Beitrag freizuschalten.

    Allerbesten Dank und liebe Grüße,

    Gerhard Wegemann

    • Entspann dich! Ich bin nicht 24/7 in Reichweite eines Computers. Abgesehen davon ist mein Interesse an dem Thema durch. Ich halte die Sache für abschließend geklärt

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