Zug-Chemieunfall in Ohio – “a perfect storm”
BLOG: Meertext
Letzte Woche sind in Ohio einige Waggons eines Güterzugs entgleist, die sich mittlerweile als schwerer Chemieunfall herausgestellt haben.
Ich habe das vor allem über Twitter verfolgt, weil ich dort die internationale Presse mitlese. Am 13./14. Februar eskalierten die Meldungen, darum habe ich mal ein paar Details zusammengetragen.
Ich möchte betonen, dass ich diese Informationen nicht zu 100 % verifizieren kann. Insbesondere Zeitungsberichte mit Anwohnern kann ich nicht einordnen. Ich habe meine Informationen so ausgewählt, dass ich die Quellen für faktenbasiert und sachlich einschätze. Außerdem habe ich nach bestem Wissen die verschiedenen Quellen abgeglichen.
Das Problem mit der Berichterstattung dazu ist, dass es extrem wenig Informationen von den zuständigen Behörden gab, von dort tönt dröhnendes Schweigen. In den letzten zwei Tagen scheint jetzt etwas Bewegung in die Angelegenheit zu kommen.
Das überschaubare Zugunglück in der Provinz des “Rostgürtels”, bei dem kein Mensch verletzt wurde, hat sich jedenfalls zu einem kapitalen Chemie-Unfall herausgestellt.
Am 03. Februar 2023 entgleisten einige Waggons eines Güterzugs, zunächst sollen es nur wenige Waggons gewesen sein, zwei davon mit dem giftigen Vinylchlorid beladen..
Mittlerweile ist klar: Der Güterzug 32N der Norfolk Southern Railways war mit drei Lokomotiven und 150 Waggons unterwegs. Davon sprangen am Abend des 3. Februar bei East Palestine in Ohio 38 Wagen (manche Quellen sprechen von noch mehr), von denen viele mit unterschiedlichen hochgiftigen Chemikalien beladen waren, aus der Spur und wurden beschädigt.
Das Entgleisen war also ein Unfall.
Toxischer Chemikalien-Cocktail
Vorgestern war ich auf Twitter auf den besorgniserregenden Tweet eines Lungenfacharztes (Name des Accounts liegt mir vor) gestoßen, der sich Sorgen wegen dieser Gesundheitsgefahren machte:
Vinylchlorid ist seit den 60-er/70-er Jahren als toxisch und karzinogen nachgewiesen. Die „Vinylchlorid-Krankheit“ betrifft Leber, Speiseröhre und Milz sowie die Durchblutung der Hand, die Handknochen und die Haut. U a ist der berufliche Umgang damit hepatotoxisch und verursacht häufig ein Angiosarkoms [25]. Die Grenzwerte für die maximale Vinylchlorid-Konzentration am Arbeitsplatz wurden laufend herabgesetzt, für die Handhabung sind Atemschutz und Vollschutz vorgeschrieben. Die Lagerung erfolgt in Druckdosen und -zylindern.
Einige der Waggons sollen explodiert sein, jedenfalls loderte am Unfallort ein Brand mit hohen Temperaturen.
Offenbar war das Feuer nicht unter Kontrolle zu bringen, darum entscheiden sich die zuständigen Behörden nach drei Tagen wegen der Explosionsgefahr, einige der Gefahrengut-Waggons kontrolliert ausbrennen zu lassen. Die dunkle Rauchwolke war gewaltig und weithin sichtbar.
ABC-News meldete am 09. Februar, dass mehr als die bis dahin zugegebenen 5 Waggons entgleist waren und noch andere Toxine wie Phosgen (!) und Chlorwasserstoff ausgetreten sind. Dazu noch Ethylenglykolmonobutylether, Ethylhexylacrylat und Isobutylen, wie eine Liste der EPA in einem Brief an die Eisenbahngesellschaft zeigt. Der Kontakt mit Ethylhexylacrylat, einem Karzinogen, kann zu Verbrennungen und Reizungen der Haut und der Augen führen, das Einatmen kann Nase und Rachen reizen und Atemnot und Husten verursachen, so das Center for Disease Control and Prevention. Darum hatten offizielle Stellen die Evakuierung der Anwohner im Umkreis von 1 Meile veranlasst.
Diese Liste mit den Chemikalien lag der EPA (U.S. Environmental Protection Agency) vor. Die hatten bis zum 14.02. nur getwittert, dass die Lage voll unter Kontrolle sei. Und sie wünschen allen einen tollen Valentinstag (das war der Moment, in dem ich den Twitter-Account der EPA überprüfte, ob ich nicht doch einem Satire-Account aufgessen war).
Die EPA-MitarbeiterInnen vor Ort würden von einigen Contractor-MitarbeiterInnen verstärkt und waren per Luft- und Bodenproben zu dem Ergebnis gekommen, alles sei o. k. und die BewohnerInnen könnten in ihre Häuser zurückkehren:
„Sobald die EPA am Freitag, dem 3. Februar, über die Zugentgleisung in Norfolk Southern informiert wurde, war das EPA-Personal am Samstagmorgen um 2 Uhr morgens vor Ort, um die staatlichen und lokalen Behörden bei den Reaktionsbemühungen zu unterstützen. Bis Ende Samstag, dem 4. Februar, hatte die EPA 8 Koordinatoren vor Ort und 9 unterstützende Auftragnehmer mobilisiert, die rund um die Uhr arbeiteten und robuste Luftqualitätstests in und um Ostpalästina durchführten. Die EPA setzte auch ihr hochmodernes ASPECT-Flugzeug ein und brachte ein mobiles Analyselabor mit, um Probenanalysen vor Ort durchzuführen. Ab Donnerstag, dem 16. Februar, gibt es 6 EPA-Koordinatoren vor Ort und 16 EPA-Auftragnehmer in East Palestine, unterstützt von Dutzenden von Agenturwissenschaftlern und anderen Mitarbeitern in den EPA-Büros der Regionen 3 und 5 und in der EPA-Zentrale.“ schreibt die EPA auf ihrer Seite zum East Palestine Train Derailment, die protokollartig ihre Aktionen und Ergebnisse festhält. Dort sind auch alle Dokumente öffentlich einsehbar, inklusive der Analyse-Ergebnisse.
(Nach dem 14.02. wurde die Einträge dort signifikant länger und etwas weniger harmlos.)
Diese Entwarnung macht nicht nur mich angesichts des wirklich üblen Chemikalien-Cocktails stutzig. Bei der Vielfalt dieser verschiedenen toxischen Verbindungen und der Menge der Substanzen – immerhin mehrere Waggonladungen voll – ist es doch eher unwahrscheinlich, dass keinerlei Gefahr für die Anwohner besteht. Das haben die Anwohner und andere Personen ebenfalls gedacht und fordern längst lautstark weitere Analysen.
Offizielle Stellen versprechen mittlerweile weitere Untersuchungen wie Wasserproben, allerdings seien noch keine Ergebnisse bekannt.
Verschiedene Presseberichte lassen ab dem 14.02. Anwohner von vielen toten Tieren erzählen. Ein Milchfarmer hat aus seinem Land sterbende und tote Füchse gefunden. An anderer Stelle seien auf einer Hühnerfarm Hühner gestorben. Immer mehr Anwohner melden, dass ihre Tiere erkranken und sterben auch den Behörden von East Palestine, die daraufhin zur Nekropsie raten. (Sonst gäbe es ja keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen einem Chemieunfall und sterbenden Tieren).
Ein Teil der Toxine ist in den Ohio und Nebenflüsse geflossen – mehrere Anwohner berichteten von Fischsterben.
Ein Reporter, der aus einer Pressekonferenz live berichten wollte, wurde festgenommen – der Reporter hatte während der Ansprache des Gouverneurs gesprochen, daraufhin hätte ihn ein übereifriger Nationalgardist festgenommen. Dabei ging es wohl eher um die „Störung“ der Pressekonferenz, als darum, einen Journalisten am Berichten zu hindern. Der Nationalgardist wird als aktionistisch geschildert.
Als am 14. Feb. verschiedene Menschen und Interessensgruppen dem Verkehrsminister Buttigig und Präsident Biden medienwirksam ein katastrophal schlechtes Katastrophen-Management vorwarfen, geriet Bewegung in die Angelegenheit.
Seitdem wird nun laufend über das Desaster berichtet, immer neue Details kommen heraus.
B-Movie-Szenario wird zur Realität
Ein Zug kann entgleisen, das kommt vor.
Allerdings müssten dann gerade bei Gefahrguttransporten weitere Sicherheitsmaßnahmen greifen, damit aus einem Zugunglück keine Chemie-Katastrophe wird.
Das ist eine politische Aufgabe. Die Republikaner werfen gerade den Demokraten – explizit Buttigig und Biden – vor, diese würden sich nicht um die Menschen im „Rostgürtel“ kümmern.
Dabei hatte der Demokrat Obama sich sehr wohl gekümmert:
Der Mammut-Zug war nicht mit elektronischen pneumatischen Bremsen ausgerüstet war, die das Drama möglicherweise abgemildert hätten. Die waren unter der Obama-Regierung vorgeschrieben. Allerdings hatte die Bahngesellschaft Norfolk Southern 2017 bei der Trump-Regierung eine Aufhebung dieser Vorgabe durchgesetzt. Die Norfolk Southern ist die für dieses Unglück zuständige Bahngesellschaft.
Auch ansonsten seien die Sicherheitsvorschriften nach Meinung von UmweltschützerInnen und BahnmitarbeiterInnen viel zu lasch: „So musste der Zug nicht einmal als Gefahrguttransport deklariert werden. Gewerkschaften weisen zudem auf die extreme Arbeitsbelastung des ausgedünnten Personals hin.“
„Diese spezifische Politik von Trump hat eine Obama-Politik auf den Kopf gestellt, deren Umkehrung zumindest zum Zugunglück in Ohio beigetragen zu haben scheint.“ (“This specific policy of Trump’s overturned an Obama policy, reversal of which at the very least appears to have contributed to the Ohio train disaster.”).
Dazu kommt: BahnmitarbeiterInnen hatten schon vorab gewarnt, dass der Zug zu lang und schwer beladen sei. Bereits vor dem eigentlichen Unglück habe dies zu technischen Problemen geführt.
Ganz besonders zynisch: 2022 war der Kinofilm “White Noise” in Ohio gedreht worden, nach dem Roman von Don DeLillo. Er hatte es 1985 veröffentlicht, kurz nach einer Chemiekatastrophe in Bhopal, Indien, bei der fast 4.000 Menschen ums Leben kamen. Das Buch und der Film folgen der fiktiven Gladney-Familie – einem Paar und ihren vier Kindern – auf ihrer Flucht vor einem „Luftvergiftungsereignis“ und ihrer Rückkehr nach Hause, wo sie versuchen, ihr normales Leben wieder aufzunehmen.
Die Größenordnung der jetzigen Chemie-Katastrophe in East Palestine lässt sich zurzeit noch nicht endgültig abschätzen. Vergleiche mit Tschernobyl oder der Einordnung als größter Chemie-Unfall der US-Geschichte halte ich für reißerisch und wenig sachdienlich.
Folgen eines Chemie-Unfalls auf Menschen und Natur
Möglicherweise setzen die Eisenbahnarbeiter mit ihrer starken Gewerkschaft Railroad Workers United die Aufklärung durch. Sie erzählen jetzt der Presse, dass sie solch ein Unglück haben kommen sehen und dass, falls die Sicherheitsvorschriften nicht wieder erheblich gestärkt werden, es nicht das letzte große Unglück sein wird.
Offenbar gehören solche Zugunglücke in den USA mittlerweile fast zum Alltag, nahe Detroits ist gerade (17.02) der nächste Zug entgleist, ebenfalls mit gefährlicher Ladung.
Um die verseuchten Landstriche mit ihren erkrankenden Menschen und Tieren wird sich wahrscheinlich letztendlich kaum jemand kümmern, sie werden leise sterben. Denn in den USA, wo viele Menschen keine Kranken- und Rentenversicherung haben, sind die sozialen Folgen solcher Unglücke noch einmal wesentlich schlimmer als bei uns – eine Erkrankung oder gar Arbeitsunfähigkeit bedeutet oft den finanziellen Ruin und Armut für ganze Familien. Und für einen Landstrich mitten in den Weiten des riesigen Staatsgebiets ohne besonders charismatische Tierarten oder Landschaften interessiert sich ohnehin kaum jemand.
Im Kontext mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nach dem Deepwater-Horizon-Blowout hatte ich u. a. recherchiert, wie Betroffene im Austausch gegen Geld und medizinische Behandlung Stillschweigen versprachen. Das dürfte in diesem Fall ähnlich ablaufen. (Falls daran Interesse besteht: Ich hatte für die Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen dazu ein Sonderheft geschrieben, davon habe ich noch einen Stapel – schicke ich gegen Porto gern zu. Mehr zum Blowout der Deepwater Horizon hier und hier).
Solche ökologischen Katastrophen geraten leider viel zu schnell wieder aus dem Blickfeld, auch wenn ihre langfristigen Folgen über Jahrzehnte erhalten bleiben. Es ist wirklich bitter.
Wir sollten sehr vorsichtig damit sein, zu behaupten, in Europa, in Deutschland könne so etwas nicht passieren. Das Fischsterben in der Oder ist auch schnell aus den Schlagzeilen und aus dem Sinn geraten und die rechtspopulistische polnische Regierung hat statt Aufklärung und Verhinderung künftiger solcher Unglücke ein Politikum daraus gemacht und sich zum armen Opfer einer bösen deutsche Ökofaschisten-Verschwörung gemacht.
In England ist gerade zu verfolgen, wie die Neoliberalen das Gesundheitssystem bewusst gegen die Wand gefahren haben, da sie an der Privatisierung direkt verdienen möchten. Das Gleiche gilt für das Abwassersystem und andere kritische Infrastruktur. Die Privatisierung von Gewinnen und Vergesellschaftung von Schäden läuft auch in Deutschland immer weiter. So wird für den Profit weniger das Wohl vieler geopfert. Darum sollten wir sorgfältig überlegen, wen wir in verantwortliche Positionen wählen und wer Gesetze für den Schutz von Menschen und Umwelt oder zum Schutz der Anteilseigner von Unternehmen macht.
Bettina Wurche
Der durchschnittliche Wähler versteht nichts von Chemie.
Gefahrguttransporte sind bei uns gekennzeichnet, es sitzt aber nur der Fahrer im Auto.
Das Insektensterben, das Vogelsterben, das Verschwinden des Niederwildes wir kaum beachtet, weil wir eine Nation von Städter geworden sind.
Noch gibt es die generation in Deutschland , die in der Schule ein Grundwissen über Chemie vermittelt bekommen haben. Bei der jetzigen Generation fehlt dieses Wissen sogar bei den Lehrkräften.
@fauv: Ja. Es betrifft leider einen großen Bereich der naturwissenschaftlichen Bildung : ( Heutige jüngere Menschen (unter 30) kennen nur noch die extrem reduzierte Flora und Fauna, oft auch nicht durch eigene Erfahrungen. Auf der anderen Seite gibt es so eine realitätsferne verklärende Naturromantik und das Verteufeln von “böser Chemie” bei gleichzeitigem Verlust rationalen Denkens bei Menschen aller Altersgruppen. Mir ist das in Diskussionen um Corona, Impfungen, Hygienemaßnahmen oder auch um Ernährung und Tierwohl stark aufgefallen. Gleichzeitig werden Ereignisse häufig nur noch emotionalisiert über Medien wahrgenommen und vom eigenen Leben und der Realität abgekoppelt. Damit gibt es dann eine kurze hitzige unsachliche Empörungswelle, die bald vom nächsten Ereignis abgelöst wird, ohne daraus irgendwelche Handlungen oder Erkenntnisse abzuleiten.
Ganz gruselig.
Ohne jetzt irgendwen schützen oder entschuldigen zu wollen:
Können die unzureichenden Reaktionen der EPA (direkt vor Ort wie in den Medien) auch damit zu tun haben, dass diese Behörde unter Trump entmachtet und marginalisiert worden ist? Zahlreichen Mitarbeitern wurde während seiner Regierungszeit gekündigt, oder sie sind freiwillig gegangen. Mit diesen Leuten ging auch viel Können und Wissen verloren. Dieses personelle Loch wurde in den vergangenen 2 Jahren mit Sicherheit noch nicht gestopft.
RPGNo1: Ich halte das sogar für einen ganz wichtigen Aspekt. Wenn Gesetze weggefallen sind, sind garantiert auch Meldeketten weggefallen. Möglicherweise haben MitarbeiterInnen für gewissenhafte Ermittlungen sogar Verwarnungen bekommen. Dazu kommt noch, dass die EPA in den Staaten Unterabteilungen hat. Außerdem scheinen Teile der EPA_Aufgaben extern ausgelagert worden zu sein. Solche Kontraktorenfirmen werden oft nach dem günstigsten Angebot ausgesucht, nicht zwangsläufig nach dne kompetentesten Mitarbeitern. Allerdings bin ich über die EPA zu wenig informiert, um dazu eine Aussage zu treffen. Ich habe gerade einen Artikel zu der Abwasser-Problematik in UK geschrieben und mir haben sich bei der Recherche die Zehennägel aufgerollt: Die Umweltbehörde ist beständig im Etat zurückgestuft worden, so dass sie ihe Untersuchungen gar nicht meh durchführen kann. Dazu hat es von der politischen Behördenleitung die wissenschaftliche Leitung (eine Etage darunter) die klare Ansage gegebe, viele Delikte nicht mehr zu verfolgen. Außerdem sind die Löhne nicht der Inflation entsprechend erhöht worden, so dass viele MitarbeiterInnen mittlerweile auf Lebensmittel von den Tafeln angewiesen sind. Der politische Behördenchef hat sich allerdings seine Gratifikation ausgezahlt. Die Wasserqualität ist mittlerweile katastrophal schlecht.
UK ist oft sehr nahe am US-Level dran, in den USA dürfte es also noch wesentlich schlimmer aussehen.
Das Stillschweigen der Betroffenen nutzt natürlich auch den Umstand aus, daß diese heilfroh sind, wenigstens eine finanzielle Erleichterung zu erhalten. Böse könnte man unterstellen, daß auch dieses Phänomen einer der Gründe für die hartleibigen Widerstände gegen ein besseres Gesundheitssystem sind…
Zustimmung zum letzten Absatz.
@DH: Das denke ich auch. Die Gegenbewegung hat es beim Gesundheitssystem geschafft, das böse Impfen als furchtbaren Eingriff in die Persönlichkeitsrechte zu brandmarken. Also wird es abgelehnt, “weil die woken Linken uns vergiften wollen!”. Exakt die gleiche Empörungsmasche hat ja auch zur Ablehnung der Corona-Impfungen in einigen östlichen Bundesländern geführt. Die Todesrate ist zeitlich und örtlich korreliert mit der Zahl der AfD-Wähler. Es ist wirklich bitter, aber man kommt da mit Argumenten nicht mehr ran. Ich mache mir im Moment Sorgen wegen der zurückkehrenden Kinderlähmung, die in New York stark und in London noch etwas weniger beim Abwasser-Monitoring sichtbar wird. Corona überleben ja viele Menschen, aber mit Polio würde eine vermeidbare Infektionskrankheit in unsere urbanen Zentren zurückkehren, die keiner mehr auf dem Schirm hat udn die nicht heilbar ist. In solchen “Diskussionen” ringe ich manchmal wirklich um Fassung : (
Einen größeren Blödsinn im alltäglichen “Krampf gegen Rechts” habe ich selten gelesen. Die Ungeimpften werden noch die Gesellschaft aufrecht erhalten, wenn die Genbehandelten mehr und mehr krankheitsbedingt ausfallen.
Das Ohio-Unglück, vielleicht war es auch ein Terroranschlag, vergifet die lokale Umgebung und die Welt auf Jahre.
Aber unsere Ökosozialisten machen lieber Jagd auf harmloses Kohlendioxid.
@Uebing Ralf: Ich weiß ja nicht, was Sie so lesen. Aber die statistische Auswertung zeigt das sehr deutlich, eine Fehlinterpretation ist nicht möglich. Und sie ist breit durch die Presse gegagngen.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1116058/umfrage/todesfaelle-mit-coronavirus-je-einwohner-nach-bundeslaendern/
Meinen Text zum Zugunglück haben Sie entweder nicht gelesen oder nicht verstanden – sonst würden Sie sich keinen Terroranschlag herbeifabulieren.
(Selbst falls Sie nicht begriffen haben, wie es zu dem Unfall kam: gehen Sie ernsthaft davon aus, dass Al Quaida, … wer auch immer in Ohio (mitten im Nirgenwo) einen Zug zur Explosion bringt, um ein paar Hundert Einwohner und ansonsten Füchse, Hühner und Fische umzubringen? Wäre da nicht eine Stadt wirksamer gewesen?)
3 Verschwörungsmärchen (Corona-Impfung, Klimakrise und Zugunglück) auf 481 Zeichen ist schon sportlich.
Was macht so ein Schwurbelinchen wie Sie eigentlich bei den SciLogs?
Falls Sie mir antworten, werden Sie sicherlich die “Systemmedien” ansprechen, n`est-ce pas?
@Bettina Wurche
Ich wollte eigentlich auf den für Firmen praktischen Umstand hinweisen, daß Stillschweigen leicht erkauft werden kann, eben weil viele Betroffene üble Rechnungen begleichen müssen wegen Erkrankungen und dem fehlenden Versicherungsschutz.
Die Impfskepsis bei Corona ist nicht dasselbe wie bei polio und Co., V-Theorien sind abzulehnen (oder auch nicht, weil sie durchaus unterhaltsam sein können), aber so eindeutig war das bei Corona nicht.
Pauschale Anti-Impf-Ideologie lehne ich aber genauso ab und war auch brav bei der dreifachen Standardimpfung, die alle zehn Jahre ansteht und die in der Tat empfehlenswert ist.
Auf reddit hat jemand noch weitere Informationen zusammengetragen:
Yep, this is all due to “precision” scheduled railroading at the end of the day.
Run fewer trains, make ’em longer, put them on a schedule. You save on staffing costs, but it causes a lot more stress on the cars and rails. Trains can be 3 miles (5 kilometers) long, which is much longer than the tracks were designed for. They don’t even fit on the sidings because of how long they are, which means fewer trains can run on the same tracks since they have no way of passing each other. [..] EnglishMobster
Es ist also alles wie immer: Sparen, bis ein Unfall den größtmöglichen Schaden anrichtet. Das beste ist das Überwachungsvideo, in dem man schon vor dem Unfall den entstehenden Brand im Radkasten sehen konnte, der eigentlich dem Lokführer gemeldet werden müsste.
R@einer: Genau das ist der springende Punkt. Der Unfall lief mit Ansage, der Gewinn bleibt beim Konzern, der Schaden belastet Steuerzahlende bzw. die Geschädigten. Darum brauchen wir weiterhin starke Umweltschutzgesetze. Selbstverpflichtung zur Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsschutz klappt nämlich nicht sehr gut.
das unglück scheint größere kreise zu ziehen, es kommt nun auch in den deutschen -öff.-rechtl. – nachrichten.
derzeit sind nachrichten ja allgemein von anderen themen gut befrachtet,
da ist der sack reis …. das zugunglück 10tsd km weit weg nicht on top.
wenn es dann aber kommt, hat es wohl doch auswirkungen, die die o.g. befürchtungen doch zu bestätigen scheinen.
grüssle
@Mars: Ja. Ich erinnere mich nicht, jemals so viele Krisen gleichzeitig erlebt zu haben, schon gar nicht mit so starken direkten Auswirkungen auf uns. Da ist ein Chemieunfall weit weg eben wirklich weit weg. Aber Ohio ist halt auch abgelegen und die Informationslage war sehr schwierig und unübersichtlich. Dann muss man halt entscheiden, ob man so ein US-Unglück noch mit in die News aufnimmt, oder lieber Karneval und Sport. Darum schätze ich meine Twitter-Timeline mit der internationalen Presse so sehr.
Über den Chemieunfall wird nicht berichtet. Aber über einen Superbowl mit einer geilen Halbzeit Schow mit einer schwangeren Sängerin. Das sind ja auch Dinge die wichtig sind in der Welt. Und wie sie schreiben der Rheinländische Karneval auf allen ö/r Kanälen.
@Fritze: Ja, deshalb gucke ich in letzter Zeit ehe rmal bei der BBC `rein. Neben denen wirken deutsche Nachrichten meist sehr provinziell. Aber bis zu 13./14.02 hatte selbst BBC zum Ohio-Unglück nur wenig gebracht, das zeigt noch mal, wie unklar und vage die Datenlage war.
nun hat es auch eine Chemikerin hier bei Spektrum.de aufgegriffen
… eine schöne ergänzung.
grüssle
https://www.spektrum.de/news/zugunglueck-in-ohio-wie-giftig-ist-vinylchlorid/2109675
@Mars: Die ChemikerInnen-Perspektive ist eine gute Ergänzung!
Die frühe und schnelle Entwarnung hatte mich auch ziemlich erstaunt. Vinylchlorid ist, ebenso wie die anderen Stoffe, ein übler Schadstoff, zudem, wenn ich mich recht erinnere, nicht unbedingt leicht biologisch abbaubar. Den in diesen Mengen so schnell wieder aus dem Boden zu bekommen, dürfte einem Wunder gleichkommen. Bei normalen Sanierungen macht das Zeugs schon in geringeren Mengen Probleme und stellt einen kleinen Albtraum der Bodensanierer dar, wenn der Abbau von Chlorkohlenwasserstoffen ausgerechnet beim Vinylchlorid stoppt.
@Gunnar Ries: Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendjemand beabsichtigt, die Chemikalie wieder aus dem Boden oder aus den Gewässern zu bekommen. Vor ca 2 Wochen hatte ich eine Analyse gelesen, dass US-Amerikaner, die Fisch aus Flüssen angeln und essen, mit einer Fischmahlzeit die Schadstoffgrenzen überschreiten, die eigentlich für einen Monat gelten.
Naja, das Zeugs im Boden lassen, ist auch keine gute Idee. Hier dürften einige innovative Bodensanierungsideen gefragt sein. Zumindest was die Schadensgröße angeht. Ich kenne das im Vergleich eher als kleine Schäden, z.B. zusammen mit anderen LCKW im Boden. Vinylchlorid ist iirc da ein gefürchtetes Abbauprodukt. Ich muss mich da mal mehr mit auseinandersetzen. Auf jeden Fall dürfte hier eine sehr hübsche Altlast geschaffen worden sein. Um die Anwohner zu schützen und eine weitere Abwanderung der Schadstoffe in Oberflächengewässer zu verhindern / stoppen oder eine großflächige Kontamination des Grundwassers, würde ich eine Sanierung hier schon als empfehlenswert sehen.
@Gunnar: Die EPA-Leitung hat sich gerade eingeschaltet und macht Hardcore-Ansagen:
“Let me be crystal clear: Norfolk Southern will pay for cleaning up the mess they created and for the trauma they’ve inflicted on this community … in no way, shape or form will they get off the hook,” said EPA administrator Michael Regan at a press conference during his second visit to East Palestine on Tuesday. “This order represents one of EPA strongest authorities to hold a company accountable for jeopardizing a community’s health and safety. It cannot undo the nightmare that families in this town have been living with but it will begin to deliver much needed justice for the pain that has caused,” Regan added.
https://www.theguardian.com/us-news/2023/feb/21/ohio-train-derailment-epa-response-clean-up
Vielleicht sollte ich mal ein Update schreiben…
Manche Dinge werden ja “totgespart”. Ich erinnere mich an bestimmte Diskussionen hinsichtlich Bundesbahn, Bundeswehr, Gesundheitswesen etc…
Privatwirtschaftlich gesehen, was man in dem Fall so sehen muss, hat eine Bahngesellschaft, im Interesse einer Gewinnspanne, hier auf wahrscheinlich auf entsprechende Sicherheiten verzichtet. Da scheint mir egal welcher Präsident da gerade regiert denn das System verlangt unterm Strich eine schwarze Zahl. Da muss dann versucht werden mit immer weniger Mitarbeiter immer mehr zu verdienen bzw.
den Aktienkurs hochzuhalten. Wer so unter Stress steht macht schnell Fehler, sei es die die die Sicherheit der Schienen prüfen oder die die kaum noch Zeit zum Schlaf haben weil sie unter Termindruck stehen. Dieser Unfall war sicher Zufall da bestimmte Dinge hier zusammentrafen, letztlich aber Ausdruck
einer gestressten und vom Lobbyismus bestimmten Gesellschaft. Wenn Journalisten die recherchieren wollen dann abgewiesen werden kann man nur ahnen auf was für Abgründe von “Eine Hand wäscht die andere” sie da stoßen könnten .
Um mal wieder deutsch-provienziell zu werden: Solche Unfälle können natürlich auch auf deutschen Gleisen passieren, obwohl es meiner Erinnerung nach bisher noch nie so schlimm wie jetzt in Ohio. Ich ziehe allerdings immernoch den Schienentransport solcher Chemikalien gegenüber der Straße vor.
Hier mal ein Beispiel wo Diesel ins Erdreich ausgelaufen ist. Einmal der Bereicht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchungen
https://www.eisenbahn-unfalluntersuchung.de/SharedDocs/Downloads/EUB/Untersuchungsberichte/2020/189_Niederlahnstein.pdf?__blob=publicationFile&v=1
und einmal zwei Videos, die darauf basieren (vorsicht, die können zu Leberschäden führen)
https://www.youtube.com/watch?v=nv6RZQbaN3c
https://www.youtube.com/watch?v=VQCBqPe4M8Q
Zugunfall Vinylchlorid 1996 in Schönebeck, ich war vor Ort ca 1 Woche von der Umweltbehörde dabei.
Die erfahrene Betriebsfeuerwehr aus Ludwigshafen wurde in Amtshilfe hinzugezogen.
Ergebnisse: https://dol.dl.uni-leipzig.de/servlets/MCRFileNodeServlet/PGSToxi_derivate_00000287/144_Stehfest_Ekkehard.pdf
In der Gartenanlage daneben wurde zB das Grundwasser “saniert”, da stand Jahre eine Strippinganlage.
https://www.spiegel.de/ausland/usa-donald-trump-besucht-nach-zugentgleisung-ungluecksort-in-ohio-a-6ba16cc4-6e64-4ea4-8509-f706e5f8bbaf
@RPGNo1: Ja, das war zu erwarten. Das Wasser soll er von Spendengeldern gekauft haben. Ich hoffe, dass viele PressevertreterInnen ihn nach den Ursachen des Zugunglücks fragen und dann daran erinnern, dass es Trump selbst war, der die Sicherheitsvorkehrungen herabstufte, die dieses Unglück hätten wirkungsvoll verhindern oder zumindest eindämmen können.