“Plündern” Pottwale Langleinen? Die Story hinter der Story

2015 gab es launige Meldungen über diebische Pottwale in den Gewässern vor Alaska: So brachte
die Welt einen schmissigen Artikel über gierige Pottwal-Gangs, die die Langleinen der armen Fischer plündern: “Vor “Jack the Stripper” ist kein Fischkutter sicher“. Auch andere Medien übernahmen die scheinbar lustigen Geschichten von “diebischen” Zahnwalen mit mehr oder weniger einfallsreichen Wortspielen.
Dabei ist die Situation eigentlich gar nicht lustig, sondern resultiert aus der zunehmenden Nahrungskonkurrenz zwischen Menschen und Walen und bedeutet erhebliche Gefahren für die Meeressäuger, Opfer der unzerreissbaren Fischereigeschirre zu werden. Darum hatte ich die Story hinter der Story recherchiert und erklärt. Diese Interaktion von Zahnwalen und Fischerei nahm die jetzigen Probleme mit den Orca-Interaktionen vor Alaska vorweg, denn die Gründe sind die gleichen. Allerdings hat sich die Situation seitdem deutlich verschärft, denn die Fischbestände sind nun noch stärker überfischt und die Klimakrise sowie die aktuelle El Nino-Wetterlage in 2023 verschärfen die Situation erheblich.

SEAWASP: Pottwal taucht an Fischerboot ab

Vor Alaska „plündern“ Pottwale die Langleinen der Fischer

Die kalten, nährstoffreichen Gewässer Alaskas sind ein Schlaraffenland für Meeresbewohner – vom Plankton bis zum Wal tummelt sich hier das Leben in jeder Größe. Auch Pottwale leben hier. Wie in anderen subpolaren Gewässern sind es lockere Gruppen von Männchen.
Pottwalweibchen leben mit ihren Jungtieren in den wärmeren Gewässern. Hat ein junger Bulle die Pubertät erreicht, verlässt er die Gruppe und schließt sich mit einer „Bachelor“-Gruppe zusammen, sie schwimmen dann in die subpolaren Gewässer und treffen sich dort mit älteren Männchen. Diese Männchen stehen wahrscheinlich auch in Kommunikation miteinander, aber Genaues weiß darüber bisher niemand.

Diese fischreichen Gewässer sind natürlich auch begehrte Fanggründe für zweibeinige Fischer: Unter anderem wird hier viel Kohlenfisch gefangen, vor allem für den japanischen Markt. Kohlenfische (Anoplopoma fimbria  (Pallas, 1814), Sablefish, black cod) werden bis zu 1,20 Meter groß, sind Barschverwandte und haben einen besonders hohen Gehalt an langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die Fischer fangen die großen, schweren Fische mit Langleinen. Eine Langleine kann bis zu 3,2 Kilometer lang sein und bis zu 2000 Haken haben. Die Haken werden in 200 bis 800 Metern Tiefe am Meeresboden ausgelegt. Anfang und Ende der Leine sind mit Bojen markiert, die Leine wird samt Beute hydraulisch an Deck gehievt, was erheblichen Lärm macht. Auch diese Fischerei unterliegt strengen Regulierungen, was Lizenzen, Fangmenge, Zeitraum und Areal angeht.

Die Pottwale vor Sitka plündern seit den 70-er Jahren die Black Cod-Langleinen: Die Fische verbeißen sich in die Köder und hängen dann sauber aufgereiht an der Leine. Der Fischer holt die Leine ein und sammelt die Fische ab. Soweit die Theorie. Beim Einholen der Leinen (Hawling) sind die großen Zahnwale zur Stelle und „pflücken“ die Fische von den Leinen – die charakteristische Geräuschkulisse des Einholens ist für die feinen Ohren der Meeressäuger unüberhörbar. Diese Methode ist offenbar wesentlich bequemer, als aktiv zu jagen.
Seit den 90-er Jahren ist die Zahl der Fischleinen abräumenden Pottwale zu einem ernsten Problem geworden. Auf der einen Seite jammern die Fischer, dass ihre Ausbeute sehr stark gesunken ist. Auf der anderen Seite besteht natürlich für die Pottwale die Gefahr, sich in den Fangleinen zu verheddern. Die modernen Kunststoffleinen sind so stabil, dass selbst große Wale die Netze und Leinen oft nicht zerreißen können, sondern darin gefangen bleiben. Dieses „Entanglement“ (Verheddern) eines unter Schutz stehenden Meeressäugers kostet die Fischer oft ihr Fangeschirr und den Pottwal schlimmstenfalls das Leben. Schlechte Publicity bringt es allemal.
Darum sind 2002 Wissenschaftler des North Pacific Research Board aktiv geworden, um eine Lösung zu erarbeiten: Southeast Alaska Sperm Whale Avoidance Project – SEASWAP. (Avoidance: Vermeidung).

Dieses Video zeigt, wie geschickt die Meeresriesen den Fisch “pflücken”:

Seawasp: “Sperm whale Lunch Line”

SEASWAP: Methoden und Ergebnisse

SEASWAP hat innerhalb von 5 Jahren eine ganze Reihe von Methoden eingesetzt, um möglichst viel über die „Übeltäter“ zu erfahren.

  • Biopsien für den Gentest
  • Eine systematischen Photo-ID der Fluke jedes Wals, was bei Pottwalen so gut wie ein Fingerabdruck bei Menschen ist
  • Aufnehmen der Akustik und Videos
  •  Verhaltensbiologische Studien
  • Tracken markierter Tiere über Satellit und Akustik

Insgesamt sind 90 Wale von mehr als 125 Tieren in dem Seegebiet vor Sitka an den „Raubzügen“ beteiligt. Die Tiere tauchten nach dem Fisch in viel geringerer Tiefe, als ihrer üblichen Jagdtiefe. Die Pottwale “stehlen” den Kohlenfisch meistens im Frühjahr und Sommer von den Langleinen und scheinen von dem veränderten Geräusch der Schiffsdiesel angezogen zu werden, wenn die Fischer das Fanggeschirr einholen. Dieses Geräusch ist über zwei Meilen hinweg hörbar. Die Wissenschaftler haben auch die Laute der Wale identifiziert, wenn diese den Fisch von den Leinen nehmen. Das sind spezifische Laute, die auf die anderen Tiere wie eine „Essensglocke“ wirken.
Die akustischen und Video-Aufnahmen zeigten, dass die Pottwale auch bei guter Sicht ihre Echolokation einsetzten

Seit 2009 hat SEASWAP an Gegenmaßnahmen gearbeitet. Die wichtigsten sind:

  • Akustische Störgeräusche zur Verschleierung der Geräuschkulisse beim Netzeinholen.
  • Eine zeitliche oder räumliche Veränderung der Methode, um die Wale auszumanövrieren.

2014/15 stellte SEASWAP fest, dass schon 120 Pottwalbullen von schätzungsweise 235 diese Technik perfekt beherrschen. Interessant ist auch, dass bis zu 10 Pottwale sich gleichzeitig um die Fischerboote scharen, da Pottwalbullen sonst eher allein jagen. Es scheint also ein soziales Happening zu sein (Persönliche Anmerkung: Wir hatten in Nordnorwegen immer den Eindruck, dass die Pottwal im Gebiet koordiniert jagen, da sie im großen Umkreis unseres Schiffes gleichzeitig ab- und aufgetaucht sind. Darum wundert mich dieses koordinierte Fressen nicht sehr. Auch wenn die Gruppe der Männchen über ein großes Gebiet locker verteilt ist, scheinen sie trotzdem in Verbindung stehen).

10 Wale – die “Bad Boys”

10 Individuen scheinen sich auf diese Fangtechnik spezialisiert zu haben. (Schade, dass es nicht 12 sind, dann hätte man ein dirty dozen).
SEAWASP hatte 2015 schon vier der „Übeltäter“ markiert. Die Fischer können dann vor Beginn ihrer Arbeit auf einer Website nachschauen, wo sich diese Individuen herumtreiben und dann versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen und einen größeren Teil ihres Fangs für sich behalten.
Sicherlich die eleganteste und aussichtsreichste Methode der Pottwal-Vermeidung.

Der Bericht der „Welt“ scheint auf diesem BBC-Beitrag vom Februar 2015 zu basieren, der zweifellos sehr gut ist: Alaska: Earth’s Frozen Kingdom at 20:00 GMT Wednesday 4th February, BBC Two.
Die Gangsta-Geschichte ist also eher blödsinnig, schließlich warne die Wale zuerst da. Und der Black Cod (Kohlenfisch) war in diesem Gebiet auch vorher schon der Hauptteil ihrer Nahrung. Pottwale jagen zwar meistens Kalmare aller Größen in großen Wassertiefen, je nach regionalem Angebot nehmen sie aber auch gern anderes Seafood.
Dass sich die Leviathane an den nordpazifischen Fischereileinen bedienen, ist nicht ganz neu, bereits 2009 wurde dieses Verhalten untersucht. Mittlerweile ist bekannt, dass die Pottwale mit dem Plündern der Langleinen den Fang um 15 % mindern, das ist wesentlich mehr, als die Biologen vorher geschätzt hatten. Darum hatten die Biologen empfohlen, diesen Anteil an Pottwalbeute bei der Bewertung der Fischbestände und der Festsetzung von Fischereiquoten künftig zu berücksichtigen.
Ihre Nähe zum Menschen bezahlen zu viele Wale mit dem Leben. So war 2019 einer der 2015 getaggten Wale verstorben, die Todesursache war offenbar die Kollision mit einem großen Schiff.

Das geheime (Liebes-)Leben der Pottwale

Pottwale leben nicht wie Orcas in matrilinearen Gruppen (D. h., ein Weibchen – die Matriarchin – ist die Mutter ihrer Gruppe, alle Mitglieder sind ihre Töchter, Söhne und Enkel), sondern getrennt nach Geschlechtern. Pottwalweibchen halten sich in Gruppen in warmen Gewässern nahe des Äquators auf und wandern nicht. Genetische Untersuchungen zeigen, dass die Weibchen nicht so eng wie die Orcas miteinander verwandt sind. Dennoch haben sie alle den gleichen Dialekt und gemeinsame Verhaltensweisen – neu hinzukommende Tiere müssen dies lernen (Hal Whitehead: Sperm Whales – Social Evolution in the Ocean).

Die Pottwalbullen verlassen bei Einbruch der Pubertät ihre Familien und ziehen mit anderen Junggesellen (Bachelors) in Richtung Pol. Dort bilden sie lockere Gruppen in einem großen Areal. Wie bereits angemerkt, stehen auch diese Tiere irgendwie miteinander in Kontakt, das ist aber bisher noch wenig erforscht. Einzelne erwachsene Männchen schwimmen dann im Winter in Richtung Äquator, um eine Gruppe Weibchen eine Zeit lang zu begleiten. Bis vor etwa 20 Jahren waren dafür Begriffe wie „Harem“ und „Haremsmeister“ etabliert. Allerdings irrtümlich. Die Weibchen entscheiden offenbar sehr wohl selbst, mit wem sie anbändeln. Allerdings muss er schon ein ganzer Kerl sein, Bullen unter 30 Jahren werden, wie bei Elefanten, als Sexualpartner nicht akzeptiert.
Hal Whitehead hat bisher vor allem die Weibchen-Gruppen erforscht und in den letzten ca 20 Jahren dazu spektakuläre Forschungsergebnisse veröffentlicht. Pottwale „singen“ nämlich nicht, wie die meisten anderen Walarten, sondern produzieren nur Klicks, die lange Zeit „nur“ für Ortungsgeräusche gehalten wurden. Whitehead hat herausgefunden, dass ein Teil dieser sehr komplexen Klick-Reihen zur Kommunikation genutzt wird und die einzelnen Gruppen spezifische Coda (Reihen von Lauten) klicken. Sie haben also, wie andere Walarten auch, gruppeneigene Dialekte. Da die neuen Mitglieder einer Gruppe den Gruppendialekt und andere Verhaltensweise neu erlernen müssen, spricht Whitehead von einer Kultur.

Wie geht´s weiter vor Alaska?

Die Alaska-Pottwale sind die erste Gruppe von männlichen Walen, die eine Jagdstrategie weitergibt, von der ich lese. Da sie keine Familiengruppe sind, müssen die Tiere sich hier vor Ort die neue Methode des Nahrungserwerbs gegenseitig beigebracht haben, sie kommunizieren also offensichtlich doch. Da sind noch einige spektakuläre Forschungsergebnisse zu erwarten.

Projekte, die Zahnwale durch Lärm zu verscheuchen oder von den Zentren der Langleinenfischerei fortzulocken, waren bislang nicht sehr erfolgreich.
Wie sich diese Nahrungskonkurrenz-Situation im Beringmeer und um die Aleuten weiterentwickeln wird, ist aktuell nicht absehbar. Gerade in subarktischen und arktischen Gewässern führt die schnelle Erwärmung der Ozeane zu großen Veränderungen in den Ökosystemen. 2022 beobachteten Pottwal-ForscherInnen, dass diese Meeresriesen offenbar nach Norden ziehen. Auch ohne explizite Forschungsergebnisse ist davon auszugehen, dass sie ihrer Beute folgen. Viele Fischvorkommen verlagern sich Norden, sie folgen damit den kühleren Wassertemperaturen. Dadurch schwimmen immer mehr kommerziell wichtige Arten aus dem alaskanischen Hoheitsgebiet hinaus, auch aus dem Areal der zugewiesenen Fischereilizenzen.
Anders als die Fischer, können große Wale den Fischschwärmen folgen.



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https://meertext.eu/

Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

11 Kommentare

  1. Da sie keine Familiengruppe sind, müssen die Tiere sich hier vor Ort die neue Methode des Nahrungserwerbs gegenseitig beigebracht haben, sie kommunizieren also offensichtlich doch.

    Ich weiß nicht, ob da direkte Kommunikation involviert sein muss. Abgucken und nachmachen reicht ja auch schon.

    Ich sehe das bei den Vögeln, die ich bei mir auf dem Balkon füttere. Zuerst waren nur ein paar Kohlmeisen da. Aber andere Vögel kriegen ganz schnell spitz, dass die Meisen besonders gerne zu diesem Ort fliegen, also gucken sie selbst nach, was der Grund ist und ob es dort vielleicht Nahrung gibt. Mittlerweile habe ich einen bunten Reigen an allen möglichen Vogelarten. Selbst Buntspechte kommen, die sonst so scheu sind wie nur was.

    Ich vermute, dass der Trieb, andere Tiere (selbst die einer anderen Spezies) zu beobachten, um neue Nahrungsquellen ausfindig zu machen, in sehr vielen Tierarten angelegt ist. In Walen, die sowieso zu den Intelligenzbolzen der Tierfamilien zählen, erst recht.

    • @Spritkopf. Klar, wenn es was zu holen gibt, kommen alle zu gedeckten Tisch, auch artübergreifend.
      Beim Orca-Lernen geht es um spezielle Kulturtechniken, wie das “Pflücken” von Langleinen oder das Stibitzen von Fischen aus der Netzöffnung. Und diese spezielle Methode wird eben nicht nur von einer Familie, sondern über Familiengrenzen hinaus gelernt. Auch die Kooperation mehrerer Individuen nach einem bestimmten Muster, für größtmögliche Effizienz. So wird Kultur definiert – Weitervermitteln einer spezifischen Technik über die Familie/Mutter-Kund-Beziehung hinaus.
      “Unsere” Meisen unterrichten auch ihren Nachwuchs beim Anfliegen auf den Balkon, es ist ein kleiner Clan. Unterschiedliche Vogelarten nehmen das Futter dann unterschiedlich auf: Meisen sind klein genug, sich an Sonnenblumen und Knödel zu hängen, die Tauben bleiben auf dem Geländer sitzen oder fliegen zu Boden.

      • Bezüglich Unterricht kann ich noch etwas beitragen, selbst wenn das jetzt leicht OT wird. Wir haben ein Vogelhaus auf dem Balkon und die Amseln haben gelernt, sich dort hineinzuzwängen und zu fressen, selbst wenn man überall liest, dass sie Bodenpicker sind und nicht in Vogelhäuser hineingehen. Wir haben es ihnen aber auch etwas leichter gemacht, indem wir das Vogelhaus nahe am Geländer aufgestellt haben, so dass die Amseln es nicht anfliegen müssen, sondern mit einem großen Flughüpfer hineinkommen.

        Im Frühjahr hatten wir allerdings ein Amselpaar, bei dem sich die weibliche Amsel nicht ins Vogelhaus hineintraute. Also ging das Amselmännchen allein ins Futterhaus, holte ein paar Körner und flog dann wieder aufs Geländer zur weiblichen Amsel und fütterte sie. Das ging bestimmt über zwei, drei Wochen so. Irgendwann hatte die weibliche Amsel aber auch den Bogen raus und ging selber ins Vogelhaus. Leider fand sie das offensichtlich so toll, dass sie anschließend im Futterhaus sitzenblieb, selbst wenn sie ihren Hunger gestillt hatte. Und jeden anderen Vogel verscheuchte, der es wagte, sich etwas Futter holen zu wollen.

        • @Spritkopf: Danke für diese entzückenden Geschichten : )
          Ja, es macht Spaß, zu beobachten, wie sich Wildtiere in einer Situation einrichten. Das Füttern eines Weibchen durch das Männchen ist sicher überall verbreitet, wo sie brütet und er das Futter ranschafft. Das wird dann auch ggf außerhalb der Brut praktiziert. Bei unseren Wellensittichen haben wir das auch beobachtet, sowohl im Balzverhalten als auch gegenüber einem sehr alten Weibchen, die nicht mehr gut fliegen und klettern konnte.
          Für die anderen Vögel war das bei Euch dann aber echt Pech : )

          Bei und kommen Amseln eher seltener vorbei (die bekommen wohl bei den Nachbarn besseres geboten), aber die größeren Kohlmeisen kicken die kleineren Blau-, Tannen- und Schwanzmeisen gern weg. Wir verteilen mittlerweile die Futterquellen, so dass auch die kleinen Blau- und Schwanzmeisen mal zum essen kommen.
          Im Vogelhaus macht sich gern mal ein Eichhörnchen breit, es schaufelt sich mit vollen Pfoten Sonnenblumenkerne ins Mäulchen, das puschelige rote Hinterteil mit dem Schwanz ragt dann aus dem Vogelhaus hervor.

          • @Bettina Wurche

            die größeren Kohlmeisen kicken die kleineren Blau-, Tannen- und Schwanzmeisen gern weg

            Bei uns geht es eigentlich recht manierlich zu. Unsere Meisen fressen nur selten im Futterhaus selbst. Sie holen sich üblicherweise dort ein Körnchen und fliegen dann entweder in den Baum vor unserem Balkon, um es dort zu verzehren, oder sie haben ihre Lieblingsplätze auf dem Balkon selbst. Eine Kohlmeise fliegt besonders gern in die Krüppelkiefer auf unserem Balkon (unser Weihnachtsbaum von vor 12 Jahren) und frisst dort. Sie lässt sich auch nicht davon stören, wenn ich direkt neben ihr auf dem Balkon sitze, vielleicht einen Meter von ihr entfernt.

            Die Kleiber fressen dagegen im Futterhaus und sind dann auch recht rabiat zu den Meisen, wenn die sich in der gleichen Zeit etwas holen wollen. Da sie sich aber normalerweise nur ein, zwei Minuten darin aufhalten, kommt es selten zum Streit.

            Danke für diese entzückenden Geschichten : )

            Eine habe ich, die ist mir erst vor ein paar Wochen passiert und wirklich herzerwärmend. Da hatte ich im Wohn-/Esszimmer am Esstisch gearbeitet und auf einmal kommt durch die offene Balkontür eine Kohlmeise geflogen und hängt sich an die Deckenlampe über mir. Das passiert ab und an mal, wenn sich Meisen verfliegen und die werden dann auch ganz hektisch und versuchen, schnell wieder rauszukommen.

            Diese aber nicht. Die guckte mich nur von oben an und flog dann auf eine Stuhllehne mir gegenüber. Als ich sie ansprach, flog sie wieder raus auf den Balkon und setzte sich dort kurz hin. Aber dann flog sie ins Wohnzimmer zurück, hängte sich wieder an die Deckenlampe und guckte mich erneut an. Blieb kurz und kehrte auf den Balkon zurück. Sie machte auch ganz den Eindruck, dass sie genau wusste, wie sie rein- und auch wieder rauskam. Das ist bei den Meisen, die sich sonst ins Wohnzimmer verirren, nämlich oft nicht der Fall.

            Ihr Verhalten war so merkwürdig, dass ich dachte: “Guck mal nach, ob noch Futter im Napf im Vogelhaus ist.” Und tatsächlich, der Napf war leer. Ich etwas Futter nachgefüllt und wieder runter vom Balkon. Zack, saß sie im Häuschen und holte sich ihr Frühstück.

            Dass die Vögel wissen, dass ich derjenige bin, der das Futter auslegt, war mir bewusst. Aber dass eine Meise ins Zimmer geflogen kommt und mich darauf aufmerksam macht, dass es Zeit für Nachschub ist, hätte ich nicht gedacht.

            So, das war jetzt aber sehr OT.

          • @Spritkopf: Herrliche Story : ) Ja, Meisen kommen oft in Zimmer geflogen, drehen eine Rude und verlassen die “Höhle” dann wieder. Dass Wildvögel aktiv Menschen anbetteln, kommt auch bei anderen vor, die meren den Zusammenhang schnell : ))

          • @Spritkopf

            Eine tolle Story. 👍

            So, das war jetzt aber sehr OT.

            Macht nichts, ein wenig Smalltalk und Abschweifen ab und an gehört auch im Blog dazu. Das macht ihn erst richtig heimelig.

          • @RPGNo1: Ja! Genau dafür treffen wir uns hier. Mir ist der Austausch mit Euch Kommentatoren auch wirklich wichtig, Ihr bringt immer wieder schöne Geschichten und lesenswerte Ergänzungen : )

          • Im Vogelhaus macht sich gern mal ein Eichhörnchen breit, es schaufelt sich mit vollen Pfoten Sonnenblumenkerne ins Mäulchen, das puschelige rote Hinterteil mit dem Schwanz ragt dann aus dem Vogelhaus hervor.

            Ein Eichhörnchen hatten wir auch schon. Hier mal ein Bild davon.

            Das kam im Sommer ein paar Male am Regenfallrohr hochgekrabbelt. Der Rückweg fand dann per Sprung in den benachbarten Baum statt. Aber leider kommt es nicht mehr.

        • Mein Vater hat schon seit vielen Jahren ein Vogelhaus im Hinterhof stehen, das ganzjährlich bestückt wird und das von der Wohnung aus nicht direkt einsehbar ist.

          Vor ein paar Jahren hat er sich dann gewundert, warum das Futter immer so schnell weggefressen war bzw. warum mehr Sämereien als üblich auf dem Boden unter dem Haus und darum herum lagen.

          Eines Tages hat er dann die Ursache herausgefunden. Er bog um die Ecke zum Hinterhof und sah, dass sich tatsächlich eine Stadttaube in das Häuschen reingezwängt hatte und es sich nun kulinarisch zu gut hat gehen lassen. Die Begegnung war für beide Seiten überraschend. Mein Vater erzählte, dass er in seiner Bewegung inne hielt und die nächsten Sekunden fasziniert zusah, wie die Taube sich hektisch abmühte, ihren nicht gerade schlanken Körper aus dem Häuschen heraus zubekommen und schließlich flügelschlagend Abstand zu gewinnen. 😀

          Das Ende der Geschichte? Mein Vater hat die Zugänge zum Vogelhaus mit Beschränkungen versehen, dass tatsächlich nur noch Vögel bis Amselgröße in den Genuss des Futters kommen

          • @RPGNo1: Die arme Taube. Unser Ringeltaubenpärchen aus dem Baum gegenüber stellt sich auch immer etwas blöd an, sie bekommen ihr Futter auf den Balkonboden gestreut. Die anderen Vögel haben überhaupt keinen Respekt vor ihnen, aber sie sind einander so liebevoll zugetan, dass ich ihnen gern zuschaue.

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