Warum mögen wir Horrorfilme?

Ich liebe das Horrorkino. Alle Facetten des Gruselgenres faszinieren mich und fesseln meine Aufmerksamkeit immer und immer wieder. Seien es nun die kosmischen Schrecken von H.P. Lovecraft, die desorientierende Atmosphäre von Stanley Kubricks The Shining oder die zwischenmenschlichen Spannungen von Ari Aster; Ich bin dabei, solange es unheimlich ist. Damit bin Ich natürlich nicht alleine. Das Horrorgenre erfreut sich seit seinen Ursprüngen großer Beliebtheit und Horrorfilme spielen regelmäßig hohe Summen an den Kinokassen ein.

Dennoch wird wahrscheinlich jeder Horrorfan auch schon auf Unverständnis gestoßen sein. Viele Film- und Literaturinteressierte meiden das Genre und können auch bei bestem Willen nicht nachvollziehen, warum sich andere dem Schrecken aussetzten. Wenn Ich mal wieder von einem besonders furchterregenden Plot erzähle, der mich in dem Moment begeistert, werde Ich häufig von Freunden oder Freundinnen, die keinen Horror mögen gefragt, wieso Ich mir das eigentlich immer wieder antue.

Um ehrlich zu sein habe ich darauf nie eine besonders gute Antwort. Die Frage erscheint ja auf den ersten Blick auch sehr berechtigt. Warum sollte man sich freiwillig einer vermeidbaren Angstreaktion aussetzen? Die Angst, dient aus der Sicht der meisten neurowissenschaftlichen Lehrbücher ja eigentlich dazu uns von potenziellen Gefahren fernzuhalten. Man spricht von einer aversiven, also abstoßenden, Emotion. Die ganze Situation ist also auf gewisse Weise widersprüchlich. Warum suchen so viele freiwillig nach einer abstoßenden Empfindung? Da Ich selbst also keine Antwort parat habe, schauen wir einmal in die psychologische und neurowissenschaftliche Forschung und sehen nach, ob wir so weiterkommen.

Spaß an der Furcht

Was wir auf Basis der momentanen Forschungsergebnisse sagen können, ist, dass der Zusammenhang zwischen Angst und Freude selbst bei Horrorfans nicht linear ist. In einer Studie aus dem Jahr 2020 maß ein dänisches Team von Forschenden den Puls von Menschen, die freiwillig und ohne weiteren Anreiz beschlossen hatten, ein haunted house aufzusuchen [1].

Während ihrer Fahrt durch die Geisterbahn konnten gut etablierte physiologische Messwerte für das Stresslevel der Besucher gemessen werden. Dazu zählen beispielweise die Herzraten-Variabilität und die Herzfrequenz an sich. Im Nachhinein wurden Fragebögen ausgeteilt, auf denen die Teilnehmenden ihre Erfahrung bewerten konnten. Es zeigte sich, dass Angstreaktionen und Spaß an der Geisterbahn in einer sogenannten inverted U-shape (also einer Verteilung, die aussieht wie ein U, das auf dem Kopf steht) zusammenhingen. Menschen, die sehr wenig oder sehr viel Angst empfanden, hatten also weniger Spaß als die Besucher im Mittelfeld.

Das Verhältnis zwischen Angst und Unterhaltung beim Konsum von Horrormedien, mit dem Sweet Spot in der Mitte.

Nicht zu viel, nicht zu wenig!

Ganz offensichtlich gibt es für Horrorfans also eine Art Sweetspot; ein Punkt, an dem die Furcht groß genug ist, um uns zu unterhalten, uns dabei aber nicht überwältigt. Es ist nicht völlig klar, ob dieses Ergebnis auf das Schauen von Filmen übertragen werden kann, allerdings klingt es auf den Augenschein hin durchaus valide. Ein Film kann auf so müden Klischees beruhen, dass gar keine Spannung mehr aufkommt. Gleichzeitig kennen viele Horrorfans wahrscheinlich auch den Moment, in dem der Schrecken zu groß wird und man instinktiv die Augen mit der Hand bedecken muss.

In einem Kommentar lobte der berühmte Psychologe Paul Bloom die dänische Studie. Er merkte aber auch an, dass wir zwar nun besser verstehen, wie viel Angst es braucht um uns zu unterhalten, die Frage nach dem „Warum“ aber offen bleibe. Weshalb kamen die Teilnehmenden überhaupt zu der Entscheidung, sich dem vermeidbaren Schrecken auszusetzen? [2].

Warum mögen wir den Schrecken?

Bloom vermutet hinter dem Spaß am Schrecken eine Form des aversiven Spielens. Diesem Spiel schreibt er wichtige Funktionen zu. Wir setzen uns also in einem sicheren Umfeld unseren Ängsten aus, um in einem Ernstfall besser vorbereitet zu sein. Dieser Erklärungsansatz ist mit Sicherheit nicht ganz ungerechtfertigt. Gerade Kinder nutzen das Spiel oft, um Situationen aus dem Leben der Erwachsenen zu simulieren und sich einzufühlen. Dies hilft mit Sicherheit auch bei der Vorbereitung auf ihr späteres Leben.

Allerdings werden sich wahrscheinlich nicht alle Horrorfans mit dieser Erklärung identifizieren können. Tatsächlich nimmt auch das Interesse am Horrorgenre nicht ab, obwohl wir uns in unserem Alltag meist nicht vor nächtlichen Angriffen eines in den Schatten versteckten Fressfeindes schützen müssen. Sollte dies doch der Fall sein, würde Ich euch dringend empfehlen, über einen baldigen Umzug nachzudenken. Diese Erklärung kann also nicht ganz allein das Phänomen des Horrors erklären.

Viele Erklärungsansätze

Andere Ansätze zur Erklärung der Freude am Schrecken finden sich in der äußerst umfangsreichen Literaturzusammenfassung des britischen Psychologen G Neil Martin: (Why) Do You Like Scary Movies [3]. Nicht nur ist der Titel dieses Werks ein Osterei für Horrorfans, Martin führt darin auch diverse Theorien an, die ihnen dabei helfen könnten, ihre Faszination besser zu verstehen.

Etwa die excitation transfer theory, nach welcher die Freude am Schrecken dadurch entsteht, dass wir während des Films Spannung und negative Gefühle aufbauen, die dann zum Ende aufgelöst und in positive Emotionen verwandelt werden. Wie Martin hervorhebt, hat diese Theorie aber Probleme damit Filme zu erklären, die kein Happy End vorzuweisen haben und sich trotzdem größter Beliebtheit erfreuen. Dies trifft natürlich auf eine ganze Menge berühmter Horrorfilme zu, denken wir zum Beispiel an David Cronenberg‘s die Fliege oder den Kassenschlager des letzten Jahres Smile.

Andere Theorien vermuten, dass die Spannung selbst den Spaß verursacht und wieder andere stellen die Freude an Chaos und Unvorhersehbarkeit von Horrorfilmen in den Vordergrund. Diese Theorien wirken als Horrorfan sehr viel nachvollziehbarer, denn welcher Gruselenthusiast weiß denn schon einen guten Plottwist nicht zu schätzen?

Bloom merkt allerdings zurecht an, dass keiner dieser Ansätze erklärt, warum gerade die Angst als Quelle der Spannung genutzt werden soll. Chaos und Unvorhersehbarkeit gibt es auch in Actionfilmen und viele Menschen machen statt der Angst die Trauer zum zentralen Gegenstand ihres aversiven Spiels, weshalb sie dann lieber Tragödien als Horrorfilme sehen. Was ist es also, das Horrorfans zu Horrorfans macht?

Wer mag den Horror?

Auch zu dieser Frage hat Martin eine Reihe von Antworten parat, denn einige psychologische Untersuchungen haben sich mit den Zusammenhängen von Horrorfandom und Persönlichkeit beschäftigt. In der Psychologie werden Persönlichkeitseigenschaften in der Regel über standardisierte Fragebögen erhoben, deren Antworten dann zu Werten auf Persönlichkeitsskalen verrechnet werden. Diese Werte kann man dann wiederum auf Korrelationen mit anderen Kriterien, zum Beispiel einer Vorliebe oder Abneigung für das Horrorkino, testen.

Die Persönlichkeitseigenschaft, die am häufigsten mit Spaß an Horrormedien in Verbindung gebracht wurde, ist das sensation seeking, also die Suche nach neuen Eindrücken und Aufregung. Erstmalig wurde diese Eigenschaft durch den Psychologen Miron Zuckerman entworfen, der sie auch noch in vier weitere Dimensionen untergliederte: 1. Die Suche nach Abenteuern; 2. Die Suche nach Erfahrungen; 3. Disinhibtion; 4. Die Anfälligkeit für Langeweile [4]. 

Horror und Persönlichkeit

Generell korrelieren sensation-seeking Werte und die Tendenz zu Horrorfilmen positiv miteinander. Horrorfans scheinen also im Schnitt lieber nach neuen aufregenden Erfahrungen zu suchen als Menschen, die keine Horrorfilme mögen. Besonders die Facetten Suche nach Aufregung und Abenteuern und Disinhibtion scheinen wichtige Faktoren zu sein [3]. Diese Zusammenhänge sind natürlich nicht absolut. Es wird mit Sicherheit viele abenteuerlustige Menschen geben, die keinen Horror mögen und umgekehrt viele Horrorfans, die die keinen großen Drang nach Aufregung abseits der Leinwand haben. Aber dennoch ist dies ein Anhaltspunkt für die Frage warum, manche von uns sich so gern gruseln.

Eine andere Persönlichkeitseigenschaft, die mit der Vorliebe für Horrormedien in Verbindung gebracht wurde, ist die Empathie. Allerdings liegt hier scheinbar eine negative Korrelation vor. Dies würde also bedeuten, dass empathischere Menschen weniger häufig zu Horrorfilmen tendieren [3]. Erhoben wird die Empathie etwa, indem Menschen gefragt werden, wie häufig sie Tagträumen nachhängen und wie leicht es ihnen fällt, sich in fiktive Charaktere einzufühlen. Mit dieser Information im Hinterkopf erscheint es sehr schlüssig, dass diese negative Korrelation sich vor allem auf sehr blutige Filme zu beziehen scheint. Jemandem, dem es sehr leicht fällt sich bei so einem Film in die Charaktere hineinzuversetzen, dem könnte die Filmerfahrung schnell zu viel werden.

Mehr als ein Weg

Viele Horrorfans dürften die Implikation, dass ihre Freude an blutigen Filmen mit mangelnder Empathie zusammenhängt, anstößig finden. Mich persönlich macht das auch etwas skeptisch, da ich viele hoch empathische Horrorfans kenne, die gerade wegen ihrem Vermögen sich in die Figuren einzufühlen, Spaß am Gruseln empfinden. Dies stößt uns auf ein Kernproblem dieser Erklärungsansätze: sie vernachlässigen die Vielfältigkeit des Genres und der Fans. Es gibt zahlreiche Subgenres des Horrorfilms und noch mehr Wege, diese Filme zu genießen. An der Forschung ist dieser Umstand natürlich auch nicht ganz vorbeigegangen. In einer Studie aus dem Jahr 2007, die in dem Journal Media Psychology erschien, wurden beispielsweise drei verschiedene Typen von Horrorfilmschauern definiert [5]:

Der resolved-ending-Typ bevorzugt Horrorfilme mit klaren und eindeutigen Enden. Menschen mit dieser Präferenz dürften sich also von der excitation-transfer-Theorie gut beschrieben fühlen, da sie während des Films Anspannung aufbauen und diese dann zum Schluss abladen möchten.

Horrorfans, die dem thrill-watcher-yp entsprechen, fühlen sich in die Filmcharaktere ein und fiebern während deren Eskapaden mit. Martin vermutet, dass thrill-watcher häufig eher empathische sensation-seeker sind. Dies würde auch die empathischen Horrorfans aus meiner Erfahrung gut abbilden.

Der dritte Typ sind die gore-watcher. Gore, wie beim englischen blood and gore, steht für besonders blutige Filme, die darauf abzielen die Zuschauenden zu schockieren. Ein gore-watcher sucht im Horrorfilm vor allem Chaos und Zerstörung. Martin schätzt dieses Publikum als weniger empathisch aber ebenfalls sehr abenteuerlustig ein. Wahrscheinlich wird es diese Kategorie an Fans sein, die beim Erscheinen des neusten Films aus der Saw-Reihe die Kinosäle füllen.

Wie aussagekräftig ist dieses Ergebnis?

Wie bei allen psychologischen Kategorien ist es unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um klare Abgrenzungen handelt. Es sind Trends, die in der breiten und diversen Masse des Horrorpublikums ausgemacht werden konnten. Menschen könnten je nach Tagesform Teil verschiedener Kategorien sein und auch die Verbindungen zu Persönlichkeitseigenschaften sind stets imperfekt.

Festhalten kann man aber, dass das Gruseln einigen, häufig abenteuerlustigen Menschen großen Spaß bereitet. Die Arten und Weisen, wie diese Menschen sich gruseln möchten, sind aber sehr divers und teilweise von ihrer jeweiligen Persönlichkeitsstruktur beeinflusst. Es gibt keine einheitliche und abschließende Theorie dazu, warum Menschen zu solchen Filmen tendieren, manche Forschenden nehmen aber an, dass das Ausprobieren von Angst in einem sicheren Umfeld Vorteile bergen könnte, die uns motivieren.

Wie sieht Horror im Hirn aus?

Schauen wir zuletzt noch einmal auf die Hirnaktivität, die das Ansehen von Horrorfilmen mit sich bringt. Generell ist die neurowissenschaftliche Filmforschung noch ein sehr junges Feld und somit überrascht es wenig, dass Ich nur eine Untersuchung finden konnte, in welcher das menschliche Gehirn während des Schauens ganzer Horrorfilme gescannt wurde [6].

In seiner Arbeit an der Universität von Turku in Finnland untersuchte der britische Psychologe Matthew Hudson die Gehirne von 37 gesunden Erwachsenen, während sie die populären Horrorfilme Insidious und the Conjuring 2 (beide von James Wan) ansahen.

Die Filmauswahl war auf Basis von Online-Zuschauerratings getroffen worden. Die 100 am besten bewerteten Filme wurden dann mittels einer unabhängigen Stichprobe und einer online Umfrage sowohl in Hinsicht auf ihre Qualität als auch ihre Unheimlichkeit bewertet. Wie zu erwarten, korrelierten die Bewertungen der generellen Qualität und des Gruselfaktors stark miteinander. Auch hier zeigt sich also die Freude an der Angst. Zuletzt nuten die Forschenden dann die Datenbank whereisthejump.com, um die Anzahl und Position der Jumpscares (plötzliche Schockmomente) in den Filmen zu ermitteln.

Gesucht wurden gruselige Filme mit vielen Jumpscares. Die beiden ausgewählten Filme waren übrigens nicht die, die am besten bewertet wurden. Diese Ehre ging an the Devils Backbone von Guillermo del Toro, allerdings hatte dieser Film zu wenige Jumpscares für diese Studie. Eine ausreichende Zahl an plötzlichen Schreckensmomenten war für Hudson und das Team essentiell, denn das Ziel der Untersuchung war eine Unterscheidung von akuter und andauernder Angst im Gehirn. Die ganze Liste findet man hier!  

Die Teilnehmenden sahen die Filme in einem MRT Scanner, der es erlaubt, die Blutflüsse im Gehirn nachzuvollziehen und somit einen Anhaltspunkt dafür zu erhalten welche Hirnregion gerade besonders aktiv ist. Währenddessen wurden sie dazu angehalten, stets ihr momentanes Angstniveau mit Hilfe einer Maus anzugeben.

Your Brain on Horror

Das Experiment zeigte zwei voneinander unterscheidbare Hirnnetzwerke, die durch die Horrorfilme aktiviert wurden. Eines dieser Netzwerke tritt unmittelbar nach einem Jumpscare in Aktion. Das Netzwerk ist breit aufgestellt und beinhaltet Areale aus fast allen Teilen des Gehirns. Die Hirnareale in diesem Netzwerk haben auch sehr unterschiedliche Funktionen. Beispielweise wird die Amygdala aktiviert. Die Amygdala ist die Hirnregion, die am engsten mit der Angst verknüpft ist; sie wird stets von angsteinflößenden Stimuli aktiviert. Auch der cinguläre Kortex ist Teil dieses Netzwerks. Dieses Areal wird mit gerichteter Aufmerksamkeit assoziiert. Auch Areale, die für das Lernen und für höhere kognitive Prozesse, wie etwa das Suchen oder Planen notwendig sind, wiesen Zeichen erhöhter Aktivität auf. Die Forschenden interpretieren dies als einen Zustand, in dem unser Gehirn durch instinktive emotionale Prozesse zu erhöhter Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft angetrieben wird. Wir fokussieren uns auf die Quelle der Bedrohung und koordinieren eine Antwort.

Das Limbische System im Sagittalschnitt.

Netzwerk Nummer zwei trat in Perioden erhöhter und anhaltender Angstzustände auf. Dann, wenn der Film enorme Spannung aufbaut, ohne uns mit lauten Geräuschen oder furchteinflößenden Bildern zu verraten, wo die Gefahr lauert. In diesen Momenten kam eine Kombination an Hirnarealen zum Tragen, die vor allem der Verarbeitung von visuellen und klanglichen Reizen dienen. Auch Areale im Bewegungsapparat zeigten leicht erhöhte Aktivität. Dies verstanden die Forschenden als einen Zustand des Absuchens unserer Umgebung, in dem wir uns auf die akute Gefahrensituation vorbeireiten.

Fazit

Was in der finnischen Studie nicht zu erkennen ist, ist eine Erhöhung von Aktivität in typischen Belohnungs- und Motivationsarealen. Wir erkennen also die Angst, nicht aber die paradoxe Freude an der Angst. Dies ist nicht allzu verwunderlich, da die Freude an Furcht ein sehr komplexes psychologisches Phänomen darstellt und wie besprochen, von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen kann. Ein konsistentes Verarbeitungsmuster, das stark genug ist, um in einer funktionellen MRT-Studie aufzufallen wäre also eher überraschend, als anders herum.

Als Fan von Horrorfilmen und Neurowissenschaften bin Ich aber dennoch schwer begeistert davon, dass dieses Genre uns dabei helfen kann, die verschiedenen Formen von Angst und ihre zugehörige Hirnaktivität besser zu verstehen. Hoffen wir also, dass die Neurowissenschaft des Horrors auch in Zukunft weitere nervenaufreibende Ergebnisse produziert.

Literatur

[1]   Andersen M. M., Schjoedt U., Price H., Rosas F. E., Scrivner C., Clasen M.: Playing With Fear: A Field Study in Recreational Horror. Psychological science 31, 1497–1510 (2020).

[2]   Bloom P.: The Paradox of Pleasurable Fear. Trends in cognitive sciences 25, 93–94 (2021).

[3]   Martin G. N.: (Why) Do You Like Scary Movies? A Review of the Empirical Research on Psychological Responses to Horror Films. Frontiers in psychology 10, 2298 (2019).

[4]   Zuckerman M.: Attribution of success and failure revisited, or: The motivational bias is alive and well in attribution theory. Journal of Personality 47, 245–287 (1979).

[5]   King C. M., Hourani N.: Don’t Tease Me: Effects of Ending Type on Horror Film Enjoyment. Media Psychology 9, 473–492 (2007).

[6]   Hudson M., Seppälä K., Putkinen V., Sun L., Glerean E., Karjalainen T., Karlsson H. K., Hirvonen J., Nummenmaa L.: Dissociable neural systems for unconditioned acute and sustained fear. NeuroImage 216, 116522 (2020).

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Mein Name ist Florian Walter und ich studiere Neurowissenschaften im Master an der Uni Frankfurt. Während meines Bachelors in Psychologie und in meinen klinischen Praktika habe Ich ein großes Interesse an Fragestellungen rund um das Gehirn entwickelt. Am meisten interessieren mich die Bereiche der Psychopharmakologie und der klinischen Neurowissenschaft. Ich hoffe über diesen Blog etwas von meiner Begeisterung mit euch teilen zu können!

12 Kommentare

  1. “Es wird mit Sicherheit viele abenteuerlustige Menschen geben, die keinen Horror mögen und umgekehrt viele Horrorfans, die die keinen großen Drang nach Aufregung abseits der Leinwand haben. Aber dennoch ist dies ein Anhaltspunkt für die Frage warum, manche von uns sich so gern gruseln.”

    Fangen wir mal mit dem Gruseln an. Wer in der Natur lebt, z.B. auf einem Bauernhof, der hat keine Sehnsucht nach Gruseln. Wer den Grusel sucht, der hat ein Defizit an elementaren Gefühlserlebnissen. auf dem Bauernhof muss ein Huhn geschlachtet werden. Da wird ihm mit dem Beil der Kopf abgehackt, dann werden dem Huhn die Federn ausgerupft. Dann kommt das Huhn in den Kochtopf.

    Horror, der geht in die gleiche Richtung. Wenn du dir beim Abhacken des Hühnerkopfes gleich einen Finger mit abgehackt hast, dann brauchst du keinen Horrorfilm mehr.

    Die Sehnsucht nach Horror ist auch ein Defizit an Realität. Wenn du im Schweinestall mit deinen Gummistiefeln ausrutscht und auf den Boden knallst,dabei ohnmächtig wirst, dann fressen dich die Schweine auf. Das ist kein Horror, das ist die Realität.

    So, jetzt darf der Psychologe wieder ran !

  2. Wir mögen Märchen, weil sie realer sind als die Realität. Die meiste Zeit der Evolution stolperten wir halt von einem Horrorfilm in den nächsten, wurden von Säbelzahl-Jason gejagt, fürchteten uns von verfluchten Quellen, in denen Kadaver verwesten, rochen die Präsenz böser Geister, die wir meiden mussten – jedes Mal, wenn Ihr Hündchen sein Bein an der Laterne hebt, sprudelt das Ektoplasma. Es gab Hexen, die uns mit Krankheiten verfluchten (wir reden hier von Tieren, denen es egal war, dass der Kranke auch ein Opfer war – haben wir ja heute noch bei der Flüchtlingsdebatte, wo kaum unterschieden wird, ob jemand vor einem versifften System flieht, oder es bei uns einführen will: Kollektives Denken hat das Niveau von Affen nie verlassen). Werwölfe sind wir alle, kein Kind will Papi sauer machen, und auch in der S-Bahn laufen wir auf Zehenspitzen, um die Verwandlung nicht zu triggern. Im Moment haben wir eine Zombie-Apokalypse am Laufen, die uns durch Polarisierung zwischen Amok und Apathie in Zombies verwandelt, und die wird tatsächlich gewissermaßen durch übervolle Supermärkte ausgelöst, aber das ist eine andere Geschichte (Zombies sind so populär, weil sie sich allgemein gemäß den Gesetzen der Entropie verhalten, so können sie als Symbol für sehr viele Dinge in der Wirklichkeit verbraten werden). Durch die Geisterwelt zwischen Leben und Tod wandern Sie auch logischerweise schon vor dem Tode, fragen Sie im Altenheim. Dracula und der Teufel sind oft nachts aus dem Dschungel geschlichen, um die Weibchen aus dem Harem Ihres Alphamännchens zu stehlen, und dabei fokussierten sie sich auf die Rangniedrigen, wie moderne Zuhälter, Populisten oder Spione, die nach potenziellen Verrätern und Informanten suchen (psychologisch gesehen, verhalten wir uns in jeder Hierarchie nach oben wie Ehefrauen, schauen Sie also bei Orban nach Putins Gebissabdruck am Hals). Und von kleinen, bösartigen Mexikanern, die aus allen Kalkwänden in seinem bröckeligen Oberstübchen krabbeln, wird auch der Trump verschlungen.

    Ist übrigens interessant, dass in einer Zeit, in der überall in Europa blutrünstige Despoten herrschten, so viele von ihnen von Mäusen gefressen wurden. Zum Beispiel Bischof Hatto oder der polnische Fürst Popiel. Könnte tatsächlich ein alter Code für die Paranoia sein, die Narzissten in Machtpositionen oft ereilt. Gibt’s auch in der Variante Evil Dead.

    Wir waren also sowohl das Monster, wie auch das Opfer. Und im Horrorfilm identifizieren wir uns ja irgendwie mit beiden. Wir sind die Beute und der Jäger. Wir kämpfen, wie wir schon immer gekämpft haben. Wenn es keine Kraft gäbe, die uns in die Horrorfilme hinein treibt, hätten wir uns nicht aus dem Paradies in die Hölle voller Dämonen getraut. Dort, wo man dem Alphamännchen-Gott vertrauen und gehorchen muss, wenn man überleben will, und jeder Fehltritt, ob mit Absicht oder aus Versehen, sich als Todsünde entpuppen kann.

    Auch wenn wir heute in künstlichen Gebärmuttern namens Staaten leben und nie geboren werden – es steckt immer noch in uns. Wir machen Kriege, um Gründe für Kriege zu haben, all die vorgeschobenen Ursachen sind die gleichen wie bei Tieren – Futter, Revierkämpfe, Vertreiben von Rivalen, Imponiergehabe, aber Menschen könnten das Ganze viel effizienter friedlich lösen. Aber wir brauchen Ursachen, um uns zu misstrauen. Wir brauchen Gründe, um einander für Monster zu halten. Und so werden wir zu Monstern und machen einander zu Monstern.

    Die Römer hatten noch Gladiatorenkämpfe und Löwen, später gab es öffentliche Hinrichtungen, und hier sind bei Opferritualen, Nekromantie, dem Leib Christi. Der Zusammenhang zwischen Blutdurst und Fressen dürfte klar sein – wir opfern den Göttern Futter, um ihre Gunst zu erhalten, sie verteilen die erlegte Jagdbeute gerecht und schaffen so Frieden, das Ritual lebt in allen Religionen weiter. Folter war schon immer ein beliebter Party-Spaß, um den Appetit anzureizen, und Sadismus ist die Quelle, aus der sich vieles speist, Sex, Kunst, Politik – die Qualen der Beute verstärken die Lust, wie bei Katzen, die mit Mäusen spielen. Aber wir lernen so langsam, diesen Drang in Spaß und Spiel umzuleiten, schließlich ist jedes Fußballspiel ein Krieg zwischen verfeindeten Stämmen. Wenn Sie das Fußballspiel und die Rituale auslassen, werden die Mannschaften zum IS und zur Hamas.

    Auch im Horrorfilm zähmt man das Monster durch Rituale. Sobald man weiß, wie man mit den Tieren der Nachbarschaft umgeht, werden Godzilla und Dracula zu Maskottchen, alten Freunden. In der Natur bedeutet das, ihr Verhalten zu verstehen, sodass man sich gegenseitig nicht in die Quere kommt. Menschen einigen sich auf Rituale, und so entstanden die olympischen Spiele und die WM, um Frieden zu schaffen: Jeder, ob Sieger oder Verlierer, demonstriert seine Bereitschaft, auch bei hochkochenden Emotionen die Regeln einzuhalten. Der Sieger behandelt den Verlierer mit Respekt. Der Verlierer akzeptiert die Niederlage. Keiner tötet den anderen. So entstehen Sicherheit und Vertrauen.

    Was passiert, wenn jemand eine Haubitze zum Fußballspiel mitbringt und kein Schiri einschreitet, sehen Sie in der Weltpolitik – die Regeln sind erodiert, die Starken haben sie zu ihrem Gunsten pervertiert, die Schwachen haben keinen Grund, sich daran zu halten, und um sie allein mit Gewalt durchzudrücken, sind die Starken zu schwach. Und so bringen wir die Hölle zurück auf Erden, entfesseln alle Dämonen in uns und machen all unsere Albträume wahr. Krieg ist, wie in allen Horrorfilmen auf einmal aufzuwachen.

    Märchen sind einerseits deswegen wahrer als die Realität, weil sie das Tier in uns ansprechen, welches sich in der Moderne kaum zurechtfindet und den Verstand fürchtet, wie Dr. Lecter, Frankenstein und Skynet. Der Verstand ist ein Raubtier, er ist scharf und macht spitzfindige Bemerkungen, er ist ein Hexer, ein Kerkermeister, ein Soziopath und eine gefühllose Maschine, wie fühlt sich wohl der Affe in Ihnen in so einer WG? Er muss in einer VR gehalten werden, die ihm seine ursprüngliche Welt vorgaukelt, um es zu ertragen. Aber er musste schon in einer VR gehalten werden, um im Dschungel zu überleben – das Grauen war für ihn ein Märchen, eine große, bunte Show, eine Seifenoper, die es studieren musste wie die eigene Familiendynamik, um mit der Dschungelpolitik up to date zu bleiben, bis Schmerz und Schrecken ihn selbst ereilten. Und dann musste es das Gefühl, den Schmerz, so schnell es geht vergessen, um sich wieder in die Welt hinauszuwagen. Ist bis heute so – wenn Sie jemanden fragen, w ä h r e n d er leidet, hören Sie oft, dass er lieber sterben würde. In der Sekunde, in der es vorbei ist, meint er, es wäre wert gewesen, das durchzustehen, um weiterleben zu können. Wir sind unsere eigenen Jäger, der Schmerz der fernen Zukunft, der Schmerz der Vergangenheit, ist für uns der Schmerz einer Beute, die es halt ertragen muss, damit wir fressen und leben können.

    Bei vielen Monstern sehen Sie, dass sich das Verhältnis auch umdrehen kann. Ein Mensch kann zum Werkzeug seines Schmerzes werden, sein Hirn und sein Wesen verschlungen, dann pflanzt sich der Schmerz fort, indem die Marionette versucht, ihn weiterzugeben, sie mindestens leiden zu lassen, aber auch zu seinen wandelnden Genitalien zu machen. Feuer ist Feuer, es findet Wege, Feuer zu sein, auch wenn Sie es in Fleischpuppen sperren. Die Fleischpuppe wird von ihm getrieben, von ihm zu fliehen, so ist die Geschichte des Lebens die Geschichte eines sich ausbreitenden Flächenbrandes.

    Andererseits sagen Horrorfilme uns Wahrheiten über uns selbst, die wir in der kollektiven VR, in der wir leben, vergessen haben. Es wohnt viel Wahnsinn im Menschen, und unsere Gesellschaften, die sich auf ihre Vernunft so viel einbilden, stecken irgendwo zwischen Angststarre und dem Gefühl, dem Monster auf einen sehr hohen Baum entflohen zu sein – die Hölle ist immer noch unter uns. Aber sie ist auch in uns. Die Zombies klettern aus den Gräbern in unseren Genen, unseren Hirnen, Hass erzeugt Hass, Extremismus erzeugt Extremismus, die Überforderten geben auf und werden leichte Beute für diejenigen, die das Spiel mitspielen. Zombies und Zombie-Futter. Die Umwelt aktiviert das Programm, es wird hochgefahren, der Roboter ändert sein Verhalten, sein Denken, sein Fühlen, seine Seele, und wird zu etwas völlig Anderem. Ich denke gerade an eine Szene aus Buffy, in dem sie das einem Trottel zu erklären versucht, der gern Vampir wäre…

    Der Zombie füllt übrigens eine Lücke in der westlichen Kultur, denn Vampire sind feine Pinkel geworden, und Werwölfe nur noch eine Kreuzung aus Chewbacca und albern. Die Original-Untoten Europas hatten viel mit verwesenden Leichen zu tun, den elenden Migranten der Pest, des Hungers, des Krieges, der Volksaufstände, die Symbole für alle möglichen Dinge sein können, die in unserem Unterbewusstsein lauern, aber auch nahezu 1:1 wahr werden können. Nur schlimmer, denn echte Zombies sind schlau und fahren Panzer.

    Als klein Putinchen sich für das Z begeisterte, stand es vielleicht noch fürs deutsche Zar oder Zorro. Aber unser Unterbewusstsein hat uns gewarnt, was kommen würde, durch die vielen Träume, die Hollywood auf die Leinwand projiziert hatte. Die Russen haben das Symbol von der Leinwand wiedererkannt und wissen, was sie sind. Von Batman zu Vendetta zu Joker, die Verwandlung von Mensch zu Zombie in Slow Motion. Die Prophezeiungen der Popkultur werden genauso wahr, wie sich Geschichte wiederholt – sie reimen sich. Und die Geschichte wiederholt sich, weil der Mensch der Sklave seiner Natur ist, und immer und immer wieder die gleichen Drehbücher in die Tat umsetzt.

    Ist halt ziemlich egal, ob Sie den Horrorfilm mit Schauspielern in die Tat umsetzen, oder mit Soldaten. In guten Zeiten sind das nur vage Träume, ein Spiel, um mit dem Affen in uns Gassi zu gehen, und er belohnt uns dafür mit seiner animalischen, von Magie und fehlender Logik gezeichneten Freude. In schlechten Zeiten geht der Affe mit uns Gassi. Und holt uns zurück in eine Welt, der das Leben seit vielen, vielen Millionen Jahren zu entkommen versucht.

    • “Märchen sind einerseits deswegen wahrer als die Realität, weil sie das Tier in uns ansprechen, welches sich in der Moderne kaum zurechtfindet und den Verstand fürchtet,”

      Mann o Mann, Paul S. es gibt nicht nur die deutschen Märchen.
      Lies doch mal vietnamesische Märchen, die sprechen nicht das Tier in Dir an.

  3. Wenn sie schon vom “WIR” reden…Also ich mag keine Horrorfilme. In der DDR gab es keine und im damaligen Studium dort haben wir diese dahingehend analysiert dass hier ein lukratives Geschäftsmodell vorliegt: Das Geschäft mit der Angst ! Dieses funktionier nur wenn sie sich als Zuschauer mit dem Geschehen voll identifizieren., also daran glauben. Sobald sie den Beobachterposten einnehmen fällt dieses Konstrukt von Angst und Horror in sich zusammen da sie sie erkennen was sie da “nur” manipuliert. ANGST und HORROR sind die beliebtesten Varianten der Massensuggestion und wenn sie in den Medien schauen sehen sie schnell wie gut das funktioniert den so etwas verkauft sich immer gut. Dieser Angstkitzel kann ja manchmal auch sadistische Züge haben was wohl in der Natur des Menschen liegt

    • Skeptiker
      ” Das Geschäft mit der Angst ! ” Das ist ein Grund, ein zweiter muss noch genannt werden, die Sensationslust.
      Vor zweihundert Jahren fanden Hinrichtungen noch öffentlich statt.
      Da ging die Mutter mit ihren Kindern hin und sie schauten zu, wie einer gehenkt , geköpft oder nur an den Pranger gestellt wurde. Die “Bestie Mensch” ist also noch nicht überwunden, so sozialisiert sind wir noch nicht.

      Heute muss man nicht mehr hingehen, heute schauen wir uns den Schrecken im Fernseher an.
      Die political correctness haben wir schon, nun sollte die culture correctness folgen !

  4. Das aversive Spielen ist irgendwie bei mir nicht so richtig unten durch…
    Natürlich ist es richtig das “wir uns in unserem Alltag meist nicht vor nächtlichen Angriffen eines in den Schatten versteckten Fressfeindes schützen müssen”. Die möglichen Bedrohungslagen haben sich verschoben und verändert. Trotzdem ist es doch im täglichen Leben sinnvoll mit Bedrohungen für das eigene Glück zu rechnen und darauf vorbereitet zu sein, also nicht handlungsunfähig oder naiv zu sein. Angststörungen versauen einem wirklich gräßlich den Tag. Während gar keine Angst haben das leider auch kann. Warum sollte es dann nicht auch heute noch sinnvoll sein im Spiel damit umgehen zu lernen?

    • “Warum sollte es dann nicht auch heute noch sinnvoll sein im Spiel damit umgehen zu lernen?”
      Das stimmt, unser Leben besteht nicht nur aus Kampf, sondern auch aus liebevollem Zusammenleben.
      Und das wird in den Spielesalons nicht berücksichtigt. Dort findet man in der Überzahl “Ballerspiele”, Kampfspiele” aber keine “Pflegespiele”.
      Auch das gehört geübt, Mädchen beim Kindergeburtstag kämpfen nicht, die ziehen ihre Puppen an.
      Fazit: Wenn wir aus Herrn Walters Behauptung schließen” wir mögen Horrorfilme”, dann vergessen wir die übrigen 50 % der Menschheit, die aus weiblichen Wesen besteht, und die mögen keine Horrorfilme.
      Sorry Herr Walter, Frauen mögen Romantik , Liebe und Happy End, kein Horror.

      • Hallo und vielen Dank für diese rege Diskussion!
        Um das einmal etwas klarer zu stellen, das “Wir” richtet sich an “uns Horrorfans”. Betrachten Sie diesen Beitrag am besten als einen Blick in die Forschung, der Menschen wie mir, die dieses Genre nun einmal mögen, helfen soll sich etwas besser zu verstehen. Ich weiß aus anekdotischer Evidenz, dass die Frage nach dem Warum, vielen von uns (höhö) durch den Kopf geht.

        Trotz aller Freude an der Diskussion möchte Ich aber trotzdem alle Kommentierenden bitten, auf Generalisierungen zu verzichten. Es stimmt, dass unter den Horrorfans Männer überrepräsentiert sind, aber wie bei eigentlich jeder Form der Kunst ist die Zuschauerschaft divers. Das wird im übrigen auch klar, wenn man mal in die verlinkte Literatur hinein ließt.

        Liebe Grüße,
        Florian Walter

    • Hallo und vielen Dank für Ihren Kommentar,
      Ich gebe Ihnen völlig recht damit, dass man das aversive Spiel nicht vernachlässigen sollte. In diesen Zeit sehen wir uns, wie sie richtig anmerken, auch völlig neuen Bedrohungen ausgesetzt und häufig reagiert das Horrorgenre und verarbeitet neue Ängste. Ein Roman wie Frankenstein, wäre vor der Entdeckung der Elektrizität so nicht denkbar gewesen. Das moderne Zombiegenre wäre unmöglich ohne genetische Technologien und die Sorgen, die damit einhergehen.
      Dennoch sollte man, wie meistens in der Psychologie, mehrere Faktoren ins Feld führen und die Diversität der Motivationen anerkennen. Auch Horror mit ganz und gar realitätsfernen Motiven findet eine Menge Abnehmerinnen und Abnehmer und auch die anderen im Beitrag besprochenen Theorien haben explanative Kraft.
      Liebe Grüße,
      Florian Walter

      • Das ist eine weiterführende Einsicht “das Horrorgenre verarbeitet neue Ängste”.

        Wenn man das Horrorgenre als Indikator für den Zustand der Industriegesellschaft ansieht, dann macht unsere Industriegesellschaft schwerwiegende Fehler.
        Ganz konkret sind damit “Hollywood” aber auch zunehmend das Internet gemeint.

        Nur mal ein Beispiel aus der Wirklichkeit. Ein Vierjahriger behauptet, bei ihm zuhause kommt aus dem Wasserhahn Blut. Das ist doch nicht die Phantasie eines Kleinkindes, das hat er irgendwo gesehen.

        Ich vermisse in diesem blog eine Stellungnahme gegen Horror und Grusel. Horror und Grusel zerstören Kinderseelen. Eine Gesellschaft, die ihre Kinder nicht mehr vor solchem Mist schützen kann, zerstört sich auf die Dauer.

        • Es steht mir fern Ihnen den gesellschaftlichen Pessimismus grundsätzlich ausreden zu wollen, aber an der Stelle würde Ich gerne etwas beschwichtigen.
          Dass Kunst sich mit den Zeiten ändert ist ja nichts per se schlechtes. Das Kino hat heute eben andere Themen, als noch vor einigen Jahren und da ist der Horrorfilm keine Ausnahme. Denke man nur an die geniale Filmographie von Jordan Peele. In Bezug auf die Theorie des “aversiven Spielens” könnte das ja sogar einen Vorteil bedeuten, wir lernen mit aktuellen Ängsten umzugehen.
          Das zweite Thema, dass sie anschneiden ist (wenn ich das richtig verstehe) Gewalt in den Medien und deren Auswirkungen auf ein junges Publikum. Dazu gibt es grade in Bezug auf Videospiele sogar einiges an Literatur, dementsprechend wäre das einen eigenen Beitrag wert. Grundsätzlich würde Ich aber anmerken, dass es ja bereits Altersbeschränkungen für Filme gibt. Wir sollten mmn. vorsichtig damit sein, Ausdrücke der Kunst grundsätzlich zu kritisieren, selbst wenn sie für Kinder überwältigend sein könnten.
          Liebe Grüße!

          PS: Wenn sie Interesse an gesellschaftskritischem Film haben, dann liefert Hollywood momentan ironischerweise eine Menge Material. Seit Parasite bekommen wir gefühlt jedes Jahr mehrere Filme mit diesem Selbstanspruch. (Triangle of Sadness, Saltburn, etc.)

          • Florian Walter,
            Sie haben noch keine Kinder nehme ich an.
            Die Altersbeschränkung schützt keine Kinder, die allein zu Hause sind, weil die Mutter arbeiten muss.
            ein Gewaltvideo reicht für ein Trauma.

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