Zwei Sterne zu viel
BLOG: Himmelslichter

Zwei sehr bekannte Sternbilder sehen für den aufmerksamen Sterngucker momentan ungewöhnlich aus: Sowohl im Sternbild Schütze als auch im benachbarten Skorpion leuchtet derzeit je ein “überzähliger Stern”. Die Gastspiele sind nicht von Dauer – auch wenn es sich um höchst unterschiedliche Objekte handelt. Gestern Nacht habe ich Beweisfotos von beiden gemacht.
Ein “neuer Stern” im Schützen

Im Schützen leuchtet schon seit März die helle Nova Sagittarii 2015 (2). Vergangene Nacht schätzte ich ihre Helligkeit auf 4,5mag. Sie war trotz hellem Mondlicht ohne Probleme direkt mit bloßem Auge sichtbar. Die Nova war bereits am 15. März entdeckt worden und hatte um den 21. März eine Maximalhelligkeit von etwa 4mag erreicht. Danach fiel sie um über eine Größenklasse auf unter 5,5mag, um in den vergangenen Tagen wieder heller zu werden. Die AAVSO veröffentlicht eine Helligkeitskurve, die laufend aktualisiert wird:

Eine Nova entsteht, wenn ein Weißer Zwergstern Materie von einem Begleiter aufsammelt und es dabei zu einer Explosion kommt, die das Material wieder ins All sprengt. Anders als bei einer Supernova wird der Zwerg dabei nicht zerstört, das Prozedere aus Materiesammeln und Explodieren kann sich also wiederholen. Dafür sind Novae längst nicht so hell wie Supernovae. Die Nova Sagittarii 2015 (2) ist ungefähr so hell wie die Nova, die im August 2013 im Sternbild Delphin aufgeleuchtet war.
Planeterer Besucher im Skorpion
Der temporäre Besucher im Sternbild Skorpion ist deutlich auffälliger, was daran liegt, dass er uns erheblich näher ist als die Nova. Gestern Nacht stand er dicht neben ν Scorpii, was den Eindruck erweckte, die linke Zange des Skorpions sei irgend wie “angeschwollen”…
Es handelt sich um den Planeten Saturn, wie ein Blick durch ein Teleskop schnell beweist. Der Planet ändert seine Helligkeit zwar nicht so sprunghaft wie die Nova, bewegt sich aber Nacht vor Nacht vor dem Sternhintergrund weiter, so dass er das Sternbild ebenfalls nur temporär bereichert.

Bonus
Übrigens gab es am Samstagmittag deutscher Zeit auch eine totale Mondfinsternis, die in ihrer vollen Pracht aber nur im Westen Nordamerikas und im Pazifikraum sichtbar war. An meinem Beobachtungsort in Chile ging der Mond bereits weniger als eine halbe Stunde nach Finsternisbeginn unter, als er nicht einmal halb in den Erdschatten eingetaucht war.


Pingback:[SciLogs] Zwei Sterne zu viel - #Astronomie | netzlesen.de