Mal wieder ein ISON-Update
BLOG: Himmelslichter
Persönlich habe ich den Kometen C/2012 S1 ISON seit einiger Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen, bedanken möchte ich mich dafür beim fantastischen Aachener Herbstwetter. Ein Versuch am 17. Oktober gelang zwar leidlich, es stellte sich jedoch heraus, dass die Kometenjagd in vereinzelten Wolkenlücken keine zufriedenstellenden Ergebnisse hervorbringt. Nun stört zusätzlich der abnehmende Mond, sodass ich nicht vor Anfang November einen neuen Anlauf wagen werde. Dennoch verfolge ich die täglichen Beobachtungberichte im Internet – gebe damit zu, mich ein wenig vom ISON-Hype angesteckt haben zu lassen. Es wäre ja auch zu schön, noch mal einen hellen Kometen am Himmel sehen zu können (den letzten sah ich 1997, das ist lange her!)
Zuletzt berichtete ich, dass der Komet heller geworden war. Das tut er zwar auch weiterhin. Was im Netz an Bildern und Berichten reinkommt, motiviert aber nicht unbedingt, den Wecker zu stellen. Der Komet sieht weiterhin “gesund” aus (zeigt also weiterhin keine Anzeichen eines Zerfalls), nimmt aber eher zaghaft weiter an Helligkeit zu. Gegenwärtig liegt ISON kaum verändert bei 10mag. Er ist nach wie vor ein Objekt für Amateurteleskope. Ob er, wie in manchen (vor längerer Zeit veröffentlichten) Publikationen tatsächlich Anfang November ein Fernglasobjekt wird, bleibt abzuwarten.
Zwischen Pessimisten und Optimisten tun sich meiner Meinung nach sehr angenehm die Status Reports von Zdenek Sekanina vom Jet Propulsion Laboratory hervor. Gestern veröffentlichte Sekanina ein zweites Update (die Updates erscheinen wöchentlich). Das enthält Beobachtungen bis zum 21. Oktober und vergleicht die Helligkeitskurve von C/2012 S1 ISON mit anderen Kometen. Sekanina stellt ziemlich nüchtern fest, dass
“… a future outburst excepting, the comet’s continuing lethargic brightening does not make the prospects for its spectacular appearance near the Sun any likelier than they were a week ago.
Seine Einschätzung der Lage ist ziemlich deckungsgleich mit meinem persönlichen Eindruck der Kometenperformance:
“The trend in the evolution of activity of C/2012 S1 during the past week tends to reinforce the author’s statement about the comet’s health […]. The comet continues to brighten at a sluggish rate, but has not run out of breath.”
Was das nun für die Zeit nach dem Perihel am 28. November bedeutet? ISON ist gegenwärtig noch mehr als eine Erdentfernung von der Sonne weit weg, viel kann passieren, wenn er im November ihrer Strahlung stärker ausgesetzt ist. Es ist daher immer noch einiges möglich, zumal der Komet C/2012 X1 (LINEAR) gerade erst bewiesen hat, dass ein Ausbruch um mehrere Größenordnungen jederzeit passieren kann (LINEAR steigerte seine Helligkeit innerhalb weniger Stunden von 14 auf 8mag und ist jetzt ein Fernglasobjekt, Michael Khan berichtete). Aber das Szenario eines eher unauffälligen Kometen (erinnert sich noch jemand an den anderen “hellen” Kometen des Jahres 2013, PANSTARRS?) ist wahrscheinlich.
Berücksichtigt man die tiefe Stellung des Kometen am Morgen- und später Abendhimmel Anfang Dezember (ISON steht eben kurz nach dem Perihel noch nah an der Sonne) sowie das berühmt-berüchtigte mitteleuropäische Dezemberwetter (zwei Dinge, die in ISON-Hype-Artikeln gerne unterschlagen werden), dann könnte es schwierig werden, den Kometen in seinem größten Glanz überhaupt zu sehen.
Aufgrund des zu erwartenden Wetters plane ich schon länger, Anfang Dezember eine kleine ISON-Expedition zu starten. Von frühzeitigen Reiseplanungen halte ich aber nichts. Weder die Entwicklung des Kometen noch die des Wetters für Anfang Dezember lassen sich zuverlässig vorhersagen. Da hilft nur: Abwarten bis zum Schluss, und dann schnell reagieren!
Aufsuchkarten und Infos zu ISON gibt es bei Andreas Schnabel oder bei Interstellarum
Auch Sterne und Weltraum hat Material zum Kometen online
Empfehlenswert: Die Ausgabe 7 der Astroviews: ISON und Co. – Kometen (Video, 15min)
Die Expeditions-Idee für den Fall, dass ISON im Perihel ordentlich aufdreht, treibt mich auch um – fragt sich nur wohin: Die kostengünstig erreichbaren Sommerziele im Mittelmeerraum z.B. haben dann allesamt Regenzeit. Vieles spricht eher für die Kanaren, und dort haben tatsächlich schon etliche deutsche High-End-Astrofotografen reserviert …
Kanaren wären was die Wetterwahrscheinlichkeit angeht meine erste Wahl – nur steht der Komet da flacher als weiter nördlich. Sollte es wirklich so kommen, dass Mitteleuropa unter einer schützenden Wolkendecke liegt und auch der Mittelmeerraum – dann könnte es doch (wieder) La Palma werden…
Ist doch ganz einfach.
Bei gutem Wetter: http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Zoll_(Bonn)
Bei schlechtem Wetter: http://de.wikipedia.org/wiki/Personal_Computer
Und zur Vorsicht: http://www.kometen-reisen.de/angebote/kometenreise5.htm
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