Warum die Blutgruppe Coronaviren beeinflusst

Blutgruppen haben ja laut einer aktuellen Studie mutmaßlich[1] großen Einfluss auf den Verlauf von Covid-19.
(Addendum: Hatte ja schon vermutet, dass das Ergebnis nicht hält. Laut neueren Untersuchungen gibt es nur einen subtilen Effekt.)
Bei einer kurzen Hintergrundrecherche dazu bin ich auf zwei Punkte gestoßen, die als Kontext ganz interessant sind. Einerseits nämlich spielen Blutgruppen bei diversen Infektionskrankheiten eine Rolle, zum Beispiel verlaufen wiederholte Infektionen mit dem Dengue-Virus bei Menschen mit Blutgruppe AB schwerer. Bei Noroviren sind Leute mit A oder B oft immun, während das Risiko einer Infektion bei Blutgruppe 0 etwa zehn mal so hoch ist wie beim Rest.

Zum anderen hatte man nämlich schon bei Sars Indizien für Auswirkungen der Blutgruppen auf die Infektion gefunden. In einer kleinen Studie an medizinischem Personal hatten Individuen der Blutgruppe 0 eine um 80 Prozent geringere Chance, sich zu infizieren. Außerdem gab es damals schon versuche, diesen Effekt zu erklären – und zwar anhand der spezifischen Antikörper der Blutgruppen.

Hinter der Hypothese steckt, dass das Virus gar nicht anders kann, als bestimmte Eigenschaften seiner Wirtszellen anzunehmen. Das liegt daran, dass Sars-Cov-2 einen Teil der Außenhülle der Zelle mitnimmt, nämlich die Membran, die ihn einhüllt und auf der die Spikes sitzen. Beim Zusammenbau dieser Hülle samt eingebetteter Spikes muss sich das Virus an die Regeln der Zelle halten, denn es ist vollständig von ihrer biologischen Maschinerie abhängig. Eine wichtige Regel: Proteine in der Membran bekommen an der Aminosäure Asparagin ein Zuckerbäumchen angeheftet, wenn die übernächste Aminosäure in der Kette Serin oder Threonin ist.[2]

Das Spike-Protein und seine Zucker

Diese Zuckerbäumchen werden von Zellen separat hergestellt und dann routinemäßig an diese vorgegebenen Positionen angeheftet. Das Sars-Spike-Protein besaß 23 solcher Zuckerbäumchen, das Sars-Cov-2 hat 22. Jedes Spike besteht aus drei Spike-Proteinen, so dass ein Spike von Sars-CoV-2 insgesamt etwa 66 solcher Zuckerbäumchen trägt.[3]

Die Zucker haben für das Coronavirus eine Reihe nützlicher Funktionen. Zum einen tragen sie dazu bei, dass das komplexe Spike-Protein korrekt gefaltet wird und seine Funktion erfüllen kann, zum anderen stabilisieren sie die Struktur vor der Bindung an den Rezeptor. Außerdem sind sie eine Art Schutzschild, der das Immunsystem daran hindert, das Spike-Protein als Ziel zu identifizieren und anzugreifen.[4]

Die Zuckerhülle um das Spike-Protein kann prinzipiell selbst zu einem Erkennungspunkt für das des Immunsystems werden. Allerdings werden die Zuckerstrukturen der zelleigenen Membranproteine natürlich als körpereigen erkannt, was sich das Virus zunutze macht.

Es gibt allerdings eine Klasse von Antikörpern, die sehr wohl menschliche Zuckerstrukturen als feindlich erkennen. Sie gehören zum AB0-System der Blutgruppen. Nachdem die Rolle der Blutgruppen in der Sars-Epidemie entdeckt wurde, spekulierten bereits einige Leute darüber, ob möglicherweise diese Antikörper das Spike-Protein blockieren und so die Infektion ausbremsen könnte.

Die AB0-Antigene sind bestimmte Zuckerstrukturen an den Blutproteinen. Menschen mit Blutgruppe A tragen an einem bestimmten Punkt ihrer Zuckerbäumchen den Zucker N-Acetylgalactosamin, jene mit der Blutgruppe B haben dort Galactose. Bei der Blutgruppe 0 ist dort gar kein Zucker, Menschen mit AB haben beide Typen von Zuckerstrukturen.

Es ist kompliziert

Aus nicht ganz geklärten Gründen besitzen Menschen mit Blutgruppe A gleichzeitig Antikörper gegen Blutgruppe B und umgekehrt. Mit 0 besitzt man beide Antikörpertypen, mit AB keine. 2008 zeigte eine französische Arbeitsgruppe, dass Sars-Spike-Proteine, die Antigene der Blutgruppe A tragen, von Antikörpern gegen A daran gehindert werden, an ACE2 zu binden.

Das könnte im Prinzip erklären, warum weniger Menschen mit Blutgruppe 0 sich mit dem Sars-CoV infizierten und Covid-19 anscheinend leichter verläuft. Sie haben beide Typen von Antikörpern, die auf menschlichen Zuckerstrukturen reagieren – und möglicherweise behindert das die Bindung an ACE2.

Das klingt alles total einleuchtend, aber leider zeigen die aktuellen Daten von Sars-Cov-2, dass es etwas komplizierter ist. Schließlich hat man mit Blutgruppe A ein deutlich höheres Risiko, schwer zu erkranken als mit Blutgruppe B, obwohl beide je einen Typ von Antikörper haben. Das Risiko für AB liegt demnach etwa in der Mitte, obwohl die AB0-Antikörper da ganz fehlen.

Dafür kann es verschiedene andere Erklärungen geben, zum Beispiel vermuten die Autoren der aktuellen Studie anscheinend, dass gar nicht die Blutgruppe selbst den Effekt verursacht, sondern Immungene, die mit der Blutgruppe gekoppelt sind.

Eine Rolle könnte aber auch spielen, wie viele Antikörper gegen die Blutgruppen vorhanden sind. Kurioserweise haben Menschen in Industrieländern relativ wenige Blutgruppenantikörper, was den Effekt verändern könnte. Ein weiterer Aspekt, der bei der Wechselwirkung zum Beispiel von HIV und dem Norovirus mit dem Immunsystem eine Rolle spielt, ist der Sekretorstatus, also ob man die Blutgruppenantigene im Speichel hat. Aber das führt jetzt zu weit.

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[1] Es mag an meiner lange bestehenden Skepsis gegenüber GWAS als Methode liegen, aber ich denke nicht, dass diese Studie das letzte Wort zum Thema ist.
[2] Diese Zuckergeschichten werden auch noch mal spannend, wenn es um RNA- und DNA-Impfstoffe geht. Die sollen ja Virenproteine in Körperzellen produzieren lassen, und da ist nicht ganz irrelevant, ob der Zuckerbesatz da ähnlich funktioniert.
[3] Plusminus ein paar, weil die biochemische Maschinerie nicht perfekt ist.
[4] Unter anderem hat sich bei solchen Untersuchungen gezeigt, dass der Zuckerbesatz bei den Spike-Proteinen viel weniger dicht ist als bei HIV, was dafür spricht, dass Impfstoffe eine recht gute Immunantwort erzeugen können. Zumindest für eine Weile.

35 Kommentare

  1. Könnte die Tatsache, daß etwa Menschen mit der Blutgruppe 0 ein geringeres Risiko für Ansteckung und schweren Krankheitsverlauf haben, doch auf eine gewisse Immunität innerhalb der Bevölkerung hindeuten?

    • wenn es stimmt, dass die Blutgruppe 0 einen Anteil von knapp unter 12% hat; also nur gut 1/8 der Bevölkerung über diesen Mechanismus verfügt, dann sind wir von dem sog. Herdenschutz noch ziemlich weit weg. Gut, ein Silberstreifen an Horizont ist besser als die Dunkelheit..

    • Das kommt drauf ganz darauf an was sie unter “gewisse Immunität” verstehen wollen.

      Wenn sie darunter verstehen, dass manche Menschen schneller und stärker von Corona betroffen werden als andere, dann natürlich. Das gilt aber für alle Infektionskrankheiten. Im unterschiedlichen Maße.

      Wenn sie darunter verstehen wollen, dass weite Teile der Bevölkerung eh immun sind und wir damit schon ein paar große Schritte näher an der Herdenimmunität sind, dann nein, das bedeutet es nicht.

      Ins Besondere, weil alle eventuellen vollständigen und teilweisen Hintergrundimmunitäten nicht für die 66% zählen die wir für eine Herdenimmunität bräuchten.

      Und das hat einen ganz einfachen Grund. Leider ist der nicht ganz leicht zu erklären. Aber ich versuche es trotzdem mal.

      Wie kommt man nämlich auf diese Zahl von ungefähr 66%? Das ist eine ganz wichtige Frage, weil die eben nicht bei jeder Krankheit gleich ist.

      Am Anfang der Pandemie stellte man fest, dass ohne Massnahmen ein Infizierter 3 neue Menschen ansteckt. Durchschnittlich. Mancher steckt 0 neue an. Viele sicher nur einen. Und manche besuchen ein Konzert oder Fussballspiel und infizieren 100 oder mehr.

      3 Personen bekommen also im Mittelwert genug Virus ab um sich zu infizieren. Das sorgt für ein exponentielles Wachstum. Und bald haben es alle.

      Was aber, wenn 2 von diesen 3 Menschen (66%) aufgrund einer Vorerkrankung oder Impfung immun sind? Dann fällt der Virus hier nicht auf fruchtbaren Boden, und es gibt am Ende nur 1 neu infizierten pro Infizierten. Und ab da kann sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten, sondern tritt auf der Stelle.

      Der Grund aus dem die Hintergrundimmunitäten hier aber nicht helfen ist der Folgende:
      Die Hintergrundimmunitäten sind in der ursprünglichen Zahl von 3 neu Infizierten bereits enthalten. Ohne diese Hintergrundimmunitäten wäre die Zahl eventuell noch viel höher.

      • Totaler Unsinn, sorry, weil die Möglichkeit immer noch besteht, dass ein 33,33 % ter trotzdem 2 oder mehr infiziert…usw…erst erwähnen Sie exponentielles Wachstum, dann verneinen Sie es…außerdem ist exponentielles Wachstum graue Theorie. Angenommen, am 01.01.2020 gab es 1 Infizierten, der infizierte auch 1 Person, ab 02.01.2020 gab es also 2 Infizierte, diese Maßnahmen wurden etwa Mitte März eingeleitet. Bei exponentiellem Wachstum wären in 73 Tagen ( bis zum einleiten der Maßnahmen ) 9444732965739 E+21 Personen infiziert gewesen…

  2. Herr Fischer, interessanter Artikel! Kennen Sie die Arbeiten von Dr. Dadamo (USA)?? Erhat auf der Basis von Blutgruppen ein Ernährungsplan – auch mit Hinweisen für “secretors” and “non-secretors”. Er hat einer Art “Blutgruppen-Atlas” der Menschheit gearbeitet. Was ich nicht ganz verstehe, die Blutguppe 0 ist in den USA bei der Mehrheit der Menschen vorhanden, ähnlich wie ich in Europa die Blutguppe A (+ und -). Warum ist die USA dann so schwer betroffen von SARS-cov-2?? Liegt an den fehlenden Regeln (oder ihrer Befolgung)? Gibt es eine Art Blutgruppenbestimmung und Archivierung der Sars-cov-2 Toten?

    • Die Auswirkungen des Blutgruppeneffekts und aller anderen biologischen Effekte auf die Ausbreitung des Virus sind gering, verglichen mit den Auswirkungen stattfindender oder ausbleibender Bekämpfung.

  3. Interessant wäre auch herauszufinden, inwiefern Infektionen mit anderen Coronaviren eine gewisse Immunität bewirken.

    Die letzten 4 Jahre scheinen Coronaviren mehr am Erkältungsgeschehen beteiligt zu sein, da diese Erkältungen häufig stärker ausgeprägte Symptome zeigen und die Patienten teilweise mehrere Wochen plagen.
    Dies könnte auch den in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern weniger dramatischen Infektionsverlauf erklären.
    Herr Drosten ging ja zwischenzeitlich selbst von einer dadurch bedingten Hintergrundimmunität von ca. 15% aus.

    Vor allem wäre so eine “Durchseuchung” mit deutlich weniger Risiko und schneller als Impfen möglich.

    • Coronaviren bewirken ja nicht einmal gegen Neuinfektion mit derselben Spezies eine langandauernde Immunität (warum auch immer). Der Schutz besteht oft nur Monate bis etwa zwei Jahre. Und Kreuzreaktionen sind für sich kein Beweis für eine Immunität, da ein Antikörper auch binden kann (wäre dann im Test positiv), ohne dabei das Virus auch zu neutralisieren. Und nein, eine Durchseuchung ist nicht risikolos möglich, selbst eine nur geringe Rate intensivpflichtiger Verläufe würde bei 40-60 Millionen Infizierten zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems führen. 15 % wären ja nur ~12 Millionen, blieben immer noch 68 Mio Empfängliche, und das auch nur unter der Voraussetzung, dass es wirklich eine echte Kreuzimmunität gibt…

      Die geringere Case Fatality Rate wird mE damit erklärt, dass in Deutschland sehr viel getestet wurde, also geringere Dunkelziffer und Erfassung auch leichter Fälle, die anderen Ländern nicht erfasst wurden und damit nicht in die CFR eingeflossen sind. Daher ist die CFR auch immer mit Skepsis zu betrachten, da sie sich immer auf die tatsächlich erfassten Fälle bezieht.

  4. Der Begriff Herdenschutz klingt ja auch seltsam, aber wieso ist denn eine Immunisierung mittels durchgemachter Infektion Unfug? Ich denke an sogenannte Kinderkrankheiten wie Windpocken, Masern, Mumps. Es ist doch vorteilhaft, wenn man Immunität gegen diese Krankheiten erworben hat, oder?

      • Sehr geehrter Herr Fischer,
        mir wirft sich die Frage auf in welcher Hinsicht “Herdenschutz Unfug” ist. Das bedarf für mein Hirn einer differenzierteren Erklärung. Und ich bin offen und ehrlich daran interessiert und meine das mitnichten in irgendeiner Form von Kritik.
        LG

        • Naja, die Argumentation rund um den “Herdenschutz” führt in einen offensichtlichen Widerspruch. Offensichtlich ist das Coronavirus ja so gefährlich, dass wir darüber diskutieren, wie man es gestoppt kriegt. Drei Viertel der Bevölkerung zu infizieren ist für mich ungefähr das komplette Gegenteil von stoppen. Umgekehrt, wenn es völlig egal ist, ob sich nu drei Viertel der Bevölkerung infizieren oder nicht, wozu brauchen wir dann den “Herdenschutz” überhaupt?
          Abgesehen davon funktioniert es epidemiologisch schon nicht. Wenn das Prinzip funktionieren würde, wären Masern, Pocken etc schon lange vor der Impfung ausgestorben, einfach weil der vermeintliche “Herdenschutz” erreicht worden wäre.

      • Warum ist Herdenschutz Unfug? Wenn eine Person 3 Personen anstecken würde, davon aber statistisch mehr als zwei eine Immunisierung aufweisen, dann steckt diese eine Person statistisch weniger als eine Person an (R < 1). In Folge läuft sich die Infektionswelle tot. Wenn das kein "Herdenschutz" ist, wie würden Sie dann diesen Effekt bezeichnen?
        Natürlich funktioniert das nur, wenn eine langandauernde Immunisierung überhaupt möglich ist. Aber das gilt zu einem gewissen Grad auch für die Impfung. Jeder hat sicherlich schon die Erfahrung gemacht, dass man beispielsweise auch mehrere Schnupfen bzw. grippale Infekte innerhalb eines Jahres bzw. eines Winterhalbjahres bekommen kann. Ist das auch bei Corona möglich, haben wir ohne wirksame Medikamente ein echtes Problem, das durch all die mediale Panikmache rund um Corona ganz sicher nicht kleiner wird – ganz im Gegenteil.

      • Herdenschutz, in welcher Form auch immer ( Vogelschwärme usw. ) ist niemals Unfug. Eine allgemeine Immunität kann man doch als Herdenschutz bezeichnen, also, das ist meine persönliche Meinung dazu…

        • Der Schutz des Einzelnen durch die Herde bzw. den Schwarm in der Tierwelt umfasst eigentlich mehr Verhaltensaspekte als einen rein statistischen Schutz. D.h. von der angegriffenen Art gibt es ein Herden- oder Schwarmverhalten, mit welchem der Jäger, der ein Tier aus der Herde erbeuten möchte, so verwirrt wird, dass er sich nicht mehr auf ein einziges Beutetier konzentrieren kann.

          Die Evolution hat in uns Menschen aber gar kein Herdenverhalten entwickelt, sondern ein Sippenverhalten. Hätten wir in Sachen Corona Herdenverhalten, bräuchte uns die Regierung gar keine Maßnahmen verordnen, wir würden uns automatisch zur Abwehr des Virus optimal aufeinander einstimmen.

          Der “Herdenschutz”-Begriff im Sinne von Immunisierung ist doch nichts weiter als eine rein mathematisch statistische Kenngröße, mit der man errechnen kann, wie viele Menschen einer Population geimpft sein müssen, damit sich die Krankheit, gegen die man impft, nicht weiter ausbreiten kann.

          Diese Art “Herdenschutz” leistet aber für die Mitglieder einer Population keinen individuellen Schutz vor einer Infektion, sondern schützt das Individuum allein dadurch, dass die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einem Infizierten begegnen zu können, auf ein vertretbares Maß reduziert wird.

          Will man aber ein ähnliches “Herdenschutz”-Ergebnis einer Massenimpfung durch durchgemachte Sars-VoV-2 Infektionen erzielen (vorausgesetzt dadurch entsteht eine längerfristige Immunität), dann geht an der folgenden Rechnung kein Weg vorbei:
          ca. 66% der Bevölkerung müssten infiziert gewesen sein => ca. 55 Mio.
          Letalität ca. 0,9% => ca. 500.000 Tote

          Und das ist noch optimistisch gerechnet. Denn diese Anzahl der Sterbefälle ist so hoch, dass unser Gesundheitssystem das nicht einmal verkraften könnte, wenn sich das auf 12 Monate verteilt (sofern man das überhaupt so steuern könnte). Und es besteht dringender Verdacht, dass in überforderten Gesundheitssystemen die Latalität auf ca. 3,3% ansteigt. Und dann wären wir gar bei 1,8 Millionen Toten.

          Wenn man das alles nüchtern betrachtet, erscheint mir die Aussage “Herdenschutz ist Unfug” wahrlich nicht willkürlich aus der Welt gegriffen.

    • Ich denke an sogenannte Kinderkrankheiten wie Windpocken, Masern, Mumps.

      Antwort von Radio Eriwan: Im Prinzip ja. Nur scheint es etwa bei der “Kinderkrankheit” Masern doch angebracht zu sein, die Immunität durch Impfung anstelle durch Krankheit herzustellen. Diese Diskussion gab es doch vor ein paar Jahren (Stichwort Masernparties).

  5. Ich bin Blutgruppe 0 und hatte Covid-19. Noch nie in meinem Leben war ich über 5 Wochen so schwer krank…von leichtem Verlauf würde ich da nicht mehr reden, wenn auch keine direkte Lebensgefahr bestand. Bin ich dann die Ausnahme von der Regel oder stimmt die Annahme nicht?
    Ich bin unter 40 und habe keine Vorerkrankungen.

    • Weder noch. Die Blutgruppe ist ein im Vergleich zu anderen Faktoren wie Alter und Risikoverhalten einfach ein minderwichtiger Faktor. Aus meiner Sicht im Moment kaum mehr als eine Kuriosität.

  6. Wenn Sie in Ihrem sehr interessanten Artikel über Proteine der Immunabwehr im AB0 System sprechen und Albumine meines Wissens ja zu solchen Immunproteinen zählen – Wäre eine Bestimmung solcher spezifischen Baupläne auf irgendeine Art möglich, um deren Eigenschaften immunstärkend durch Hämolyse oder andere Methoden wie das synthetisieren geeigneter Carrierproteinen zu nutzen, wenn die Membraninformationen des Virus ja auf diese Markierung durch Zuckerspikes hineinfällt? Ich spreche nicht von einer Immunisierung, sondern eher von einer abschwächenden Wirkung der Syptome.

  7. Also sollte ich eine Infusion mit Blutgruppe 0 (die habe ich glűcklicherweise) erhalten mit Antikörpern von einem Mensche der gerade Covid19 überlebt hat?

    Wer von ihnen möchte sich zur Verfügung stellen, ich sammle dann einmal Leergut für ihn…..

    Zum Wohl!

  8. Hallo Herr Fischer,

    ich wollte mich nach der Quelle für

    Bei Noroviren sind Leute mit A oder B oft immun, während das Risiko einer Infektion bei Blutgruppe 0 etwa zehn mal so hoch ist wie beim Rest.

    erkundigen.
    Im Netz habe ich bisher die Aussagen gefunden nach denen das Risiko A>0>B sei.

    • Der im Text verlinkte Artikel:
      “Group O subjects had a greater risk of infection (OR = 11.8), with 96% of individuals showing laboratory evidence of infection. In contrast, 22 to 40% of group A and group B donors were resistant to infection. Among individuals with symptomatic infection (29/51), all were group A or group O, whereas group B individuals were asymptomatic or resistant (P = 0.025).”
      Als Quelle angegeben:
      https://academic.oup.com/jid/article/185/9/1335/938076

    • Bei mir wurde vor 7 Jahren auf Grund einer Herzrhythmusstörung (AVNRT) eine Ablation durchgeführt. Die Erfolgsrate dieses Eingriffes ist 98%. Hat mich das davor geschützt, wieder eine neue AVNRT zu bekommen? Nein. Da musste der Eingriff halt noch mal gemacht werden.

      Bei den ganzen Risikofaktoren geht es um Wahrscheinlichkeiten aus denen letztlich keine dataillierte seriöse Prognose für ein Individuum abgegeben werden kann. Und so gibt es auch mal einen 100-jährigen, der eine Covid19-Erkrankung überlebt, und einen Säugling, der daran stirbt. Aber das sind die Ausnahmen. Und keine Angst, auch mit einer 15% Sterbe-Wahrscheinlichkeit ist man noch lange kein toter Mann. Im Gegenteil: Vorsicht ja, unbedingt – Aber Angst macht es nicht besser.

      Von dem Virus ist hinsichtlich eines absolut sicheren und effektivem Selbstschutzes heute noch immer nicht viel mehr bekannt als “draußen ist es sicherer als innen, wobei ein gebührender Abstand einzuhalten ist”.

      Bei den meisten total sinnvollen Maßnahmen, wie Kontakteinschränkungen, Masken, Corona-App, usw. geht es nicht darum, sich damit direkt und unmittelbar vor einer Ansteckung zu schützen, sondern um den Populationseffekt, d.h. dem Virus als ganzes den Nährboden für weitere Ansteckungen zu entziehen.

      Und wenn weniger Infizierte – die meist ja noch gar nicht wissen, dass sie infiziert sind – herumlaufen, man quasi an seinem Ort überhaupt keinem Infizierten mehr begegenen kann, dann ist das am Ende auch für jedes Individuum der allerbeste Schutz, den man sich nur denken kann.

      Deshalb ist es ja so wichtig, dass alle mitmachen und keiner ausschert, und zwar gerade auch in den Momenten, wo er vermeintlich völlig zutreffend sagen kann: “Hier bin ich doch gar nicht gefährdet.” Jenes Denken “Ich gegen das Virus” ist bestenfalls ein Anfang, aber reicht nicht aus. Ohne ein “Wir gegen das Virus,” werden wir schlechte Karten haben.

      Wenn wir die Infektionszahlen auf der Welt, so dramatisch hoch sie auch klingen, auf so einem Software-Update-Balken auf dem PC darstellen würden, wäre mal gerade soeben die erste Einfärbung ganz links im Balken sichtbar. Weltweit sind wir in dieser Pandemie immer noch am Anfang vom Anfang.

  9. Wieso wird der Rhesus-Faktor dermaßen außer acht gelassen bei derartigen Forschungen und Erhebungen? Immerhin tummeln sich 90% der Faktor negativen auf europäischem Boden, was den Kieler Molekularbiologen bekannt sein dürfte.

  10. Nicht nur das AB0-System sondern auch andere zelloberflächenassoziierte Glycokonjugate (z.B. Lewis) haben ja einen Einfluss auf Infektionen mit viralen und bakteriellen Pathogenen (Clin Microbiol Rev. 2015 Jul; 28(3): 801–870. Published online 2015 Jun 17. doi: 10.1128/CMR.00109-14 PMCID: Blood Groups in Infection and Host Susceptibility, author: Laura Cooling).

    Das dürfte wohl ziemlich sicher sein, da in der Fachliteratur zahlreiche Evidenzen geführt wurden.

    Man beobachtet diesen Effekt wohl bei sehr vielen viralen und auch bakteriellen Krankheitserregern der allerunterschiedlichsten Art (HIV, Masern, Zika, Yersinia pestis,…) und jetzt anscheinend auch bei SARS-CoV 2, SARS-CoV 1 und MERS-CoV.

    Patrice Guillon et al. (ich denke, auf dessen Publikation: Inhibition of the interaction between the SARS-CoV Spike protein and its cellular receptor by anti-histo-blood group antibodies, Glycobiology vol. 18 no. 12 pp. 1085–1093, 2008 bezieht sich dieser Artikel im Wesentlichen) gelangen zu dem Schluss, das AHBG-Antikörper den Infektionsverlauf bei SARS-CoV 2 substantiell beeinflussen.

    Nun, es gibt aber auch andere Autoren, die, obzwar sie einen gewissen Einfluss von AHBG-Antikörpern auf die Transmission und den Infektionsverlauf von SARS-CoV 2, zwar einräumen, aber als nicht wirklich substantiell betrachten.

    Wie das so oft in der Wissenschaft ist…Es ist wohl ein wenig Ansichtsache. Es ist aber ein sehr interessanter Artikel, der mich sicher dazu veranlassen wird jetzt ein wenig in der Literatur „herumzustöbern“.

    Kompliment an den Autor, Keep on searching and researching 🙂

  11. @Lars Fischer

    In Ihren Fußnoten erwähnen Sie die DNA-Vakzinierung. Damit haben Sie mir ein Stichwort gegeben (hat zwar nichts mit dem Artikel an sich zu tun, aber ich möchte hierzu trotzdem etwas anmerken).

    Ich bin zwar definitiv kein „Vac-opponent“ aber ich sehe diese Art der Impfung sehr kritisch.

    DNA-Vakzine werden derzeit von vielen Wissenschaftlern als „vollkommen harmlose“ aber hochwirksame Vakzintypen angepriesen.

    Das halte ich für etwas „blauäugig“.

    In einem Artikel in „Nature“ „The dangers of DNA vaccination, NATURE MEDICINE – VOLUME 5 – NUMBER 2 – FEBRUARY 1999“ wurde schon vor einiger Zeit auf die möglichen Risiken einer DNA-Vakzinierung hingewiesen:

    “After injection, some DNA may persist
    and reach distant sites. Although the
    amount of DNA uptake by distant cells is
    not large, it is unlikely to be zero. Moreover,
    DNA injected intravenously into pregnant
    mice reaches fetuses. If after vaccination
    DNA is taken up by fetal or germ-line cells,
    immunological tolerance may be induced
    in the progeny (and descendants) of the vaccinated
    individual.”

    Des Weiteren werden bei DNA-Vakzinen die stärksten überhaupt bekannten Promotoren verwendet. Normalerweise (und das ist auch bei den für SARS-CoV 2 DNA-Vakzinen, die sich aktuell in der präklinischen Testphase befinden, der Fall) ist das der Cytomegalia-Virus-Enhancer-Promotor-Komplex. Dieser Promotor sorgt dafür, dass die eingeschleusten Gene quasi „auf Hochtour“ transkribiert werden.

    Eine DNA-Vakzinierung würde etwa so aussehen:

    Man bekäme zunächst einmal den Impfstoff, der aus einem bakteriellen Plasmidvektor besteht in dem sich z. B. das Gen für das Spike-Protein von SARS-CoV 2 (oder eher ein Fragment des Gens) zusammen mit einem ebenfalls mittels rekombinanten Techniken hineingebrachten starken Promoter befindet, intramuskulär injiziert (wahrscheinlich mehrere Injektionen).

    Da das Plasmid, welches die virale DNA in sich trägt aber nicht freiwillig (oder nicht in nennenswertem Ausmaß freiwillig) in die Zellen übertritt, muss anschließend eine Elektroporation durchgeführt werden.

    Das heißt, anschließend bekäme man mit einem Gerät namens „Cellectra-Device TM“ einen oder ein paar kurze Stromschläge in den Muskel verpasst. Dadurch werden die Zellmembranen der Muskelfasern porös, und der Plasmidvektor kann hinein. Angeblich soll das nur wenig schmerzhaft sein (gut, wollen wir mal glauben).

    Im Muskelgewebe gibt es sehr viele sogenannte „Professionelle Antigenpräsentierende Zellen“ = APCs. Diese sind hauptsächlich interstitielle Makrophagen, welche u. a. eine wichtige Rolle bei der Proliferation von Myofibroblasten spielen.

    Sowohl Muskelzellen als auch diese Makrophagen (letztere sind die interessanteren „Jungs“) sollen dann virale Proteine exprimieren, diese auf ihrer Zelloberfläche MHCI/II abhängig B-, CD4- und CD8-T-Zellen präsentieren und so eine Immunantwort gegen die viralen Proteine induzieren.

    Eine Überproduktion von Antigen kann aber einen gegenteiligen Effekt haben. Der Schuss geht komplett nach hinten los. Man nennt dieses Phänomen „High Zone Tolerance“. Da kenne ich mich wirklich aus, ich bin Biologe und war lange Zeit in der klinischen Allergologie und Immunologie tätig. Low Zone Tolerance/High Zone Tolerance, T- und B- bzw. T Zell-vermittelte Immunreaktionen waren meine Forschungsschwerpunkte.

    Anstatt immun zu werden, würden dann die geimpften Individuen noch suszeptibler für eine Ansteckung und Krankheitssymptome könnten schlimmstenfalls exorbitant verstärkt werden! Auf diese Problematik wird auch in dem o. g. Nature-paper hingewiesen.

    Darüber hinaus können die DNA-Fragmente, die in den Vakzinen verwendet werden bei Schwangeren auch sogenannte neonatale Stammzellen erreichen und infolge einer durch die verwendeten extrem starken Promotoren und die damit einhergehende übersteigerte Transkription, Missbildungen bei den sich entwickelnden Föten auslösen – ein möglicher teratogener Effekt kann derzeit nicht 100%ig ausgeschlossen werden. In Tiermodellen gibt es unwiderlegbare experimentelle Befunde hierfür.

    Auch Autoimmunkrankheiten und Karzinogenese zählen zu den eventuell möglichen Risiken einer DNA-Impfung. Hierzu gibt es ebenfalls Hinweise in der Fachliteratur.

    DNA-Vakzine wurden bislang noch niemals beim Menschen zugelassen, die Risiken wurden anscheinend bislang als zu hoch eingeschätzt. Jetzt sieht es vollkommen anders aus. Im Zuge des globalen Wettlaufs unter den Herstellern werden auch massiv DNA-Vakzine entwickelt und man kann davon ausgehen, dass die bislang gottseidank eher kritische Sichtweise dieser Vakzine bei den Gesundheitsbehörden aufgeweicht werden wird.

    Das ist meine Meinung dazu, ich hoffe ich werde jetzt nicht als “Querschießer” diskreditiert.

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