Verschwindet Covid-19 im Sommer?

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Update: Es war wohl zu optimistisch, den Plot Twist erst in die zweite Hälfte des Textes zu packen. Deswegen steht die Kernaussage jetzt klar am Anfang.

Grippe und Covid-19 haben viele Eigenschaften gemeinsam, und vielleicht auch das: Atemwegserkrankungen treten vor allem im Winter auf. So ab etwa Kalenderwoche zehn ist die Grippewelle vorbei, und auch die anderen Schnief- und Hustseuchen verschwinden nach und nach wieder. Die Hoffnung ist, dass sich SARS-CoV-2 ebenfalls so verhält und die Covid-19-Welle in Deutschland schon bald nachlässt, statt weiter an Schwung zu gewinnen.

Es ist aber komplizierter. Die Coronavirus-Epidemie wird vermutlich im Laufe des Sommers ohnehin erst einmal abflauen – aber eher nicht wegen des warmen Wetters. Grippe-Pandemien laufen gewöhnlich in Wellen hoher Intensität mit Phasen vorübergehender Entspannung dazwischen, Covid-19 wahrscheinlich auch.[1] Die Frage ist natürlich, wie stark die Ausbreitung nachlässt. Der Sommer könnte durchaus die Wirkung anderer Maßnahmen wie Quarantäne verstärken.

Für ein solches Szenario spricht unter anderem, dass der jahreszeitliche Effekt gar nicht von den genauen Eigenschaften des Virus abhängt. Viele der Faktoren, die Atemwegsinfektionen auf den Winter beschränken, scheinen für all diese Viren – und auch manche bakterielle Infektion – gemeinsam zu wirken. Auch die gewöhnlichen menschlichen Coronaviren verschwinden im Sommer.

Warum Erkältungen saisonal sind

Allerdings ist selbst bei den gut bekannten saisonalen Infektionen wie Grippe und den Erkältungen nicht wirklich geklärt, woher dieses Muster stammt. Es gibt eine Reihe von Vermutungen, und viele von denen sind auch durch Studien gestützt. Welche Bedeutung aber die jeweiligen Einflüsse haben und ob das für alle Viren gleich gilt – ob sich Covid-19 also auch hier der Grippe ähnelt – weiß man bisher nur zum Teil.

Ein Punkt sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Bei der Grippe ist nachgewiesen, dass sie in trockener Luft deutlich ansteckender ist (Studien bei Covid-19 zeigen den Effekt vorerst nicht). Im Winter ist die Luft nicht nur in Gebäuden, sondern auch draußen deutlich trockener. Grippe-Epidemien treten deswegen auch anscheinend öfter auf, wenn die Luftfeuchtigkeit stark sinkt. Von SARS und anderen Coronaviren wissen wir, dass sie unter kühlen und trockenen Bedingungen länger auf Oberflächen überleben.

Das könnte ein Grund für das jahreszeitliche Muster bei vielen Atemwegsinfektionen sein. Im Winter überlebt das Virus länger im Freien und kann so mehr Leute anstecken. Ein Hinweis, dass die physikalische Stabilität des Virus eine Rolle spielt, ist eventuell, dass viele der saisonalen Viren[2] eine Membranhülle haben. Proteinkapseln sind haltbarer.

Eine andere Möglichkeit ist, dass in trockener Luft die von Kranken abgegebenen Schleimtropfen kleiner sind, weil das Wasser verdunstet. Sie schweben deswegen länger in der Luft. Eine Rolle könnte auch spielen, dass die Schleimhäute schneller austrocknen und wir deswegen allgemein anfälliger sind.

Die Stabilität der Viruspartikel spielt auch bei der Überlegung hinein, dass die Tageslänge eine Rolle spielt: Je länger der Tag und um so höher der Sonnenstand, desto mehr UV-Strahlung flutet die Landschaft. UV-Strahlung zerstört biologische Materialien, und damit auch Viren. Wenn wir gleichzeitig mehr draußen sind, haben wir gar nicht mehr so viel Gelegenheit, uns anzustecken.[3]

Pandemien sind komplizierter

Ein ganz anderer Effekt durch mehr Licht, der die Viren ebenfalls beeinflussen würde, wäre ein – oft vermuteter – Zusammenhang zwischen Tageslänge und Immunsystem: Im Winter sind wir demnach einfach allgemein anfälliger. Ich bin aber skeptisch, ob das bei Grippe und Co so eine große Rolle spielt. Denn bei Weitem nicht alle Infektionen sind saisonal, und umgekehrt sind einige saisonale Infektionen sogar im Sommer viel häufiger.

Einleuchtend erscheint mir, dass menschliches Verhalten eine bedeutende Rolle spielt. In den gemäßigten Zonen verbringt man im Winter viel mehr Zeit in Innenräumen. Dort ist die Luft trockener und die Menschen sind auf engerem Raum eingeschlossen – gute Bedingungen für Tröpfchen- und Schmierinfektionen. Ein Faktor sind eventuell auch die Sommerferien und Weihnachten, denn Schulen spielen ebenso eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Krankheiten wie Zusammenkünfte und Festlichkeiten.

All das deutet darauf hin, dass auch Covid-19 von längeren Tagen und wärmerem Wetter ausgebremst wird. Ein weiteres Indiz dafür, dass Klima und Wetter für das Virus wichtig sind, ist die Verteilung der Ausbrüche. Bisher scheint das Hauptgewicht des Seuchengeschehens in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel zu liegen – dort wo die jahreszeitlichen Schwankungen im Wetter am stärksten sind.

Allerdings muss man allgemein vorsichtig sein, Covid-19 mit saisonalen Atemwegserregern zu vergleichen. SARS-CoV-2 ist ein Pandemievirus, und Pandemien verhalten sich noch einmal anders. Der Unterschied ist – wieder – dass bei einer Pandemie niemand in der Bevölkerung zuvor Immunität aufbauen konnte. Alle können sich anstecken.

Die oben genannten Faktoren führen nicht dazu, dass ein Virus im Sommer gar nicht mehr ansteckend ist, sondern bloß, dass man sich und andere deutlich weniger schnell Infiziert. Auch hierzulande gibt es im Sommer kleinere Ausbrüche von Influenza, sie verbreiten sich bloß nicht weiter. Bei der saisonalen Grippe reicht der Jahreszeit-Effekt, um die Ausbreitung im Sommer zu stoppen.

Warum Covid-19 nachlassen wird

Eine Pandemie dagegen hat wegen der großen Anzahl empfänglicher Opfer eine deutlich höhere “attack rate” – sie steckt eine größeren Anteil der Kontaktpersonen an. Auch wenn eine Übertragung im Sommer weniger wahrscheinlich ist, kann sich die Krankheit weiter verbreiten, wenn auch etwas langsamer. Das könnte auch erklären, weshalb SARS-CoV-2 anscheinend auch in tropischen Regionen wie Singapur Fuß fassen kann.[4]

Quelle: Centers for Disease Control and PreventionNational Center for Immunization and Respiratory Diseases (NCIRD)

Mit einiger Wahrscheinlichkeit also wird das wärmere Wetter Covid-19 tatsächlich weniger ansteckend machen. Aber für sich genommen reicht der Effekt eher nicht aus, um die Krankheitsfälle deutlich zu reduzieren. Jedenfalls nicht ohne andere Maßnahmen.

Trotzdem können wir mit einiger Gewissheit sagen, dass der Ausbruch in Deutschland und Europa in einigen Wochen nachlassen wird. Denn das ist das Muster, das wir von der pandemischen Grippe kennen: Eine Pandemie dauert zwei bis drei Jahre und besteht aus mehreren Wellen. Die treten überwiegend, aber keineswegs immer, im Winterhalbjahr auf, dauern einige Monate – und enden dann wieder. Bis der Zyklus neu beginnt.[5]

Ursache dieses Auf und Abs ist einfach, dass die Infektion sich zwar durch all die anfälligen Menschen sehr schnell ausbreitet, aber ihr dadurch im Verlauf eines solchen Ausbruchs auch irgendwann die Opfer ausgehen. Eine überstandene Infektion gewährt zumindest eine vorübergehende Immunität[6], so dass bei einem heftigen Ausbruch erst viele schnell krank werden, und später nicht mehr genug Leute empfänglich sind, dass die Seuche sich halten kann.

Je stärker Gegenmaßnahmen und Quarantäne die Krankheit zusätzlich bremsen, desto schneller drückt dieser selbstbegrenzende Effekt die Verbreitung unter die kritische Grenze - dazu kann das Wetter einen Beitrag leisten. Der kommende Sommer ist also kein Allheilmittel gegen die Seuche, aber er wird dabei helfen, sie zu bekämpfen. Jedenfalls bis zur nächsten Welle.

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[1] Zumindest sehe ich nicht, warum sich die neue Seuche grundsätzlich anders sein sollte. Auch das Pandemie-Planspiel von 2012 des RKI geht von drei Wellen aus.
[2] D.h. alle die mir jetzt so spontan einfallen.
 [3] Zumindest so lange wir nicht auf gedrängten Massenveranstaltungen rumlaufen.
[4] Das Thema Atemwegsinfektionen in tropischen Gebieten ist allerdings allgemein komplizierter. Das würde hier den Rahmen sprengen.
[5] Ich würde hier gerne auf den nicht ganz unerheblichen Punkt hinweisen, dass in den meisten historischen Grippepandemien die erste Welle der Krankheit zum Teil deutlich harmloser als die späteren Ausbrüche waren. Ihr könnt euch ja selbst ausmalen, was für ein komplettes Desaster das nächsten Winter geben dürfte, wenn die erste Welle in ein, zwei Monaten durch ist und sich alle gegenseitig erzählen, dass das alles Panikmache war und sie den ganzen Kram getrost ignorieren können. Ich kann mir auch schon lebhaft vorstellen, wie dann irgendwelche Heinis die nachgewiesenen Covid-Toten der statistisch hochgerechneten Übersterblichkeit durch Grippe gegenüberstellen und so “beweisen”, dass ja tatsächlich eigentlich gar nichts los war.
[6] Das Immunsystem hat die Waffen noch bereitliegen, mit denen es  das Virus gerade erst besiegt hat. Zumindest für eine Weile. Viel deutet darauf hin, dass die Immunität bei Covid-19 einige Wochen bis Monate anhält, aber nicht viel länger.

49 Kommentare

  1. Gesund gegrüßt.
    Der sichere Medizin-Nobelpreis wäre es also, (nicht nur einnationexklusiv! *HUST*) eine Impfung zu finden UND in Umlauf zu bringen, damit nach sommerlichen Abflauen die Immunisierung zum kommenden Winter stark erhöht werden kann?

    Ah und in Fußnote5 schon, was ich mir auch dachte: so es abflaut, die gerade nochmal verschärften Maßnahmen zurückgenommen werden, es wieder so viel besser =gut SCHEINT und selbst König Fußball wieder rollt – und dann es doch wieder anzieht, dann haut’s die massenhaft ihren Konsum und Spaß Nachholenden massenhaft um Oo

    D.h., historisch ist zu erwarten, dass es sich ÜBER JAHRE zieht und ergo auch das Maßnahmenniveau eher hoch zu bleiben hat?
    Der Corona-Gehorsam
    https://www.heise.de/tp/features/Der-Corona-Gehorsam-4682952.html?view=print
    kann je nach Land und v.a. Regierung unschöne Manifestationen annehmen und durch die rational(isiert)e Hintertür Sicherheit Verheißendes einführen, v.a. wenn es über Jahre hinweg akut bleibt
    Hm….

    • D.h., historisch ist zu erwarten, dass es sich ÜBER JAHRE zieht und ergo auch das Maßnahmenniveau eher hoch zu bleiben hat?

      Jein. Tatsächlich kann man zwischen den Ausbrüchen aus meiner Sicht weitgehend zur Normalität zurückkehren, vorausgesetzt es wird weiter viel getestet und Kranke konsequent isoliert. Wenn sich die nächste Welle ankündigt, muss man einfach schnell reagieren und das wieder mit Veranstaltungsabsagen ausbremsen. Das wäre eine angepasste Reaktion.
      Solche vorhersehbaren Freiheits-Hottakes finde ich ehrlich gesagt ausgesprochen albern.

      • Das bringt es voll, wenn man bis zu 14 Tage unbemerkt, ohne Symptome, das Virus als Wirt schön weiter trägt.
        Welcher Mensch untersucht sich, wenn er nicht das Gefühl hat krank zu sein?

        …ich würde sagen, nicht so richtig mitbekommen zu haben, dass der covid19 bei einer Vielzahl keine Symptome während der Inkubationszeit zeigte

        Daher scheitert es bereits daran mit angepassten Reaktion die expotentielle Verbreitung einzudämmen.

      • Finden Sie wirklich, dass aktuell “viel getestet” wird? Mein Eindruck ist, dass es momentan gar nicht ausreichend Test-Kits gibt.

        Wollte man die Sache wissenschaftlich fundiert angehen, müsste man ein bestimmtes Gebiet flächentesten, um belastbares Datenmaterial zu haben, wie hoch der Anteil der symptomfreien Menschen ist, die das Virus dennoch übertragen können. Denn es gibt ja einen Unterschied zwischen “gefährdet” (z.B. alte Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen) und “gefährlich” (Menschen, die gar nicht wissen, dass sie infiziert sind).

        Ich hoffe, dass es bald mehr Testmöglichkeiten gibt und auch, dass es bald einen Antikörper-Test gibt, so dass – ggf. zusammen mit einem Virentest – gezeigt werden kann, wann ein Mensch aktuell keine Gefährdung für seine Umgebung ist. Dieses Wissen kann die Chance eröffnen, gefahrlos für sich und andere Aufgaben zu übernehmen, bei denen man unmittelbar und mittelbar vielen Menschen begegnet (Supermarkt, Kinderbetreuung).

        Was meinen Sie dazu?

        • Jein. Es wird aus meiner Sicht weit mehr getestet als in einigen anderen Ländern. Genug? Wohl nicht. Aber ohne Zahlen ist das schwer zu sagen.

      • Einerseits:

        Das wäre eine angepasste Reaktion.

        Andererseits:

        Solche vorhersehbaren Freiheits-Hottakes finde ich ehrlich gesagt ausgesprochen albern.

        .
        Erscheint das nur mir als Widerspruch – oder was übersehe ich ??

        • Jein. Mich stört der wohlfeile Gestus der Lehnsessel-Theoretisierer, die in der dankbaren Situation sind, solche Entscheidungen nicht treffen zu müssen – und sich über die erheben, die das Problem an der Backe haben. Aus quasi freiheitstheoretischer sicht sind wir durchaus in einer spannenden Situation.

      • Akut ist es freilich zur Zeit fehlplaziert, solche Fässer aufzumachen, wo Handeln gefragt ist.
        Und dass sich ein exponentiell ausbreitender Virus nicht an die “libertär” gewohnten Freiheiten hält, verlangt dann eben entsprechende Maßnahmen, die mit diesen Freiheiten vorerst kollidieren.
        Allein angesichts der radikalen Ein- und Auswirkungen auf die Wirtschaft kann ich mir schwer vorstellen, dass sich ergriffene politische Maßnahmen zurecht oder überzogen aufrechterhalten lassen. Andererseits sind teils diskutierte Verstaatlichungen bestimmter systemrelevanter Betriebe für manche ja schon das kommunistische Armageddon.

        Als Laie wirklich schwer einzuschätzen, was denn nun der coronale Status quo ist, wird’s mit Virenpapst Drosten und dessen weitverbreitet anerkannten Ausführungen zur Lage der Nation versus z.T. vehementen Kritikern an dessen Art und Aussagen wie Alexander Unzicker
        https://www.heise.de/tp/autoren/?autor=Alexander
        Entweder untertreibt der eine oder übertreibt der andere oder beide hätten nur bedingt Recht, was es nicht klarer machte.

        Verständliche Einordnung der drei erforschten Wege zu einer Impfung und den schon möglichen Angriffspunkten auf den Virus selbst beim Deutschlandradio
        https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-europa-ist-nun-das-epizentrum-der-pandemie.740.de.html?dram:article_id=472491
        (ohne Plots und solche Fremdworte;-) )

  2. Ihr könnt euch ja selbst ausmalen, was für ein komplettes Desaster das nächsten Winter geben dürfte, wenn die erste Welle in ein, zwei Monaten durch ist und sich alle gegenseitig erzählen, dass das alles Panikmache war und sie den ganzen Kram getrost ignorieren können.

    Das haut der Wodarg doch jetzt schon raus.

  3. Könnte es noch vor dem Sommer dazu kommen, dass zwei Drittel der Bevölkerung infiziert werden? Momentan ist ja die Rate der Neuinfektionen fast ungebremst.

    • Ich denke nicht. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung ist die Infiziertenzahl ja winzig, die Pandemie wird sich lange vorher selbst ausbremsen, gerade wenn sie sich so dramatisch ausbreitet.

      • “Verglichen mit der Gesamtbevölkerung ist die Infiziertenzahl ja winzig”
        –> das ist, wie fast der gesamte Artikel ganz gefährliches Halbwissen. Ziehen Sie diesen Artikel zurück, oder machen Sie zumindest ein Banner / Hinweis oben drüber, dass die Darstellung bestritten wird (das wär das allermindeste).
        Ansonsten hab ich das Gefühl, dass Clicks / Sichtbarkeit wichtiger ist als Zeitnahe und präzise Informationen, die Menschenleben retten würden. Unverantworlich ist gar kein Ausdruck.

        Wenn in 5-6 Tagen in NRW Gebietsweise Norditalienische Verhältnisse bestehen, werden Sie es sich nicht verzeihen, das sage ich Ihnen.
        Und die Selbstverzeihende Ausrede “sie hätten es nicht gewusst – die gilt ganz bestimmt nicht.

        Ein Beispiel von vielen (kann gern nachlegen):
        Jüngste Projektion des Verlaufs – mit Kapazität des Gesundheitssystems mit dargestellt: https://www.imperial.ac.uk/media/imperial-college/medicine/sph/ide/gida-fellowships/Imperial-College-COVID19-NPI-modelling-16-03-2020.pdf?fbclid=IwAR1GFxU2JKSbPOiQJtmNSQkSEJ3NDCIi9_JtwwsjnqxJ8KaejjPolP4Qyd0
        –> Schaubild auf Seite 8.
        Und das sind die Leute die ursprünglich das Märchen der “Durchseuchungs” Strategie in die Welt gesetzt haben, bzw. in dem Paper tatsächlich trotzdem noch propagieren… (unglaublicherweise).

        SEIEN SIE VERANTWORTLICH – UND HANDELN JETZT!! !
        (jede Stunde die gerade verstreiht ohne das absolut entschieden gehandelt wird – den bisher war immer noch Kindergarten – infizieren sich weitere hunderte Menschen, und duzende werden auf Intensiv landen…)

      • “Winzige Infiziertenzahl” plus “dramatische Ausbreitung”
        ergibt: “Selbstausbremsung der Pandemie”

        Kann man das näher erklärt bekommen? Nach meinem Laienverständnis macht starkes Wachstum aus etwas Kleinem etwas Großes. Und je stärker das Wachstum, desto größer ist doch folglich der “Multiplikator” (das Verhältnis von Output zu Input)?

    • Durch das exponentielle Wachstum kann das relativ schnell gehen. Wenn das nicht stark gebremst wird haben wir in 2 Monaten mehrere Millionen Fälle alleine in Deutschland.

    • Die Zahlen – (anstatt Mutmaßungen):
      Wir haben jetzt – wieviel gemeldete Fälle? 6.000 ? (ja, hab grad beim RKI nachgekuckt).
      OK – 6.000 – diese 6.000 haben sich aber (im Schnitt) alle schon vor 5+1 Tagen angesteckt (5 Tage Inkubationszeit, + 1 Tag bis das Testergebnis raus ist) – im besten fall!
      Aber die Ansteckungen sind ja nicht stehen geblieben die letzten 6 Tage! Wir hatten über die letzten Wochen eine Verdoppelungszeit der Neuinfektionen von je 3 Tagen (aus 1.000 Neuinfizierten wurde also nach drei Tagen – richtig, 2.000 Neuinfizierte – täglich!).
      Das heißt – es sind JETZT schon – 6.000 * 4 (zwei Verdoppelungsraten, bis die Inkubationszeit tatsächlich rum ist…) 24.000 Menschen in Deutschland infiziert!!! Ich meine jetzt gerade, in diesem Moment! (18.000 davon sind noch irgendwo in der Inkubationsphase…).

      Rund 20.000 von 80 Millionen Bürgern – im Schnitt also jeder 4.000. Da kann niemand mehr sagen “das sind winzige Zahlen” – zumal es ja Regional nochmal ganz anders aussieht….

  4. Man fragt sich ja schon, warum jetzt erst über die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen wie den Schulschließungen und vor allem die genaue Umsetzung debattiert wurde, statt diese Sachen bereits vorzubereiten, während es nur China wirklich Infizierte gab.

    Man kann nur hoffen, dass es über den Sommer dann wenigstens Notfallpläne etc. gibt und dann, wenn es heißt, die Schulen etc. werden Geschlossen, die Leute ihre Pläne aus der Schublade ziehen können. Es ist, glaube ich, eine wichtige Lehre aus diesem Frühjahr, dass man solche Pläne haben sollte und dann früh auspacken muss.

    Ich habe gestern ein Video auf Twitter gesehen, wo die sechs bis sieben Seiten Todesanzeigen aus Bergamo gezeigt wurden. Vielleicht wäre es sinnvoll, solche Videos in den Abendnachrichten zu verbreiten.

  5. Man sagt ja gerade, dass sie sich erst dann selbst ausbremst, wenn etwa zwei Drittel infiziert sind. Das folgt aus einfachen Modellrechnungen bzw. aus der Reproduktionsrate.

    Eine andere Sache, die ich noch nicht verstehe: Immer wieder wird gesagt, dass 20 Prozent der Infizierten ins Krankenhaus müssen. Ich vermute mal, dass es hier nur um die getesteten Personen handelt. Aber bei einer so hohen Zahl würde das doch bedeuten, dass so gut wie alle älteren Personen einen schweren Verlauf haben.

    • Wir haben ja durchaus Gegenmaßnahmen, die den effektiven Pool an verfügbaren Opfern schrumpfen lassen. Deswegen kann man solche Modelle nicht voll übertragen. Außerdem wäre es historisch schon ziemlich beispiellos, das zwei Drittel der Bevölkerung in einer Welle infiziert werden. Eine so dramatische Abweichung von den historischen Vorbildern halte ich für unwahrscheinlich.

  6. “Das haut der Wodarg doch jetzt schon raus.”
    Darüber bin ich auch schon gestolpert.
    Gibt es dazu vielleicht eine passende – wissenschaftliche – Entgegenung?

  7. Eine Frage stelle ich mir schon länger: Wenn es bei mir zu einer Infektion und einem Krankheitsausbruch Covid-19 kommen sollte und ich (hoffentlich) nach einem milden Verlauf 14 Tage später geheilt bin, verbreite ich dann die Viren immer noch auch wenn ich selbst für eine gewisse Phase immun bin?

  8. dh, also wenn die Immunität durch eine überstandene Infektion im ungünstigen Fall nur einige Wochen beträgt, kann es nie eine effektive Impfung geben?

    Schöne Aussichten 🙁

  9. Vielen Dank für den wirklich guten Beitrag! Ich hoffe auch, dass diese Situation generell zu mehr Achtsamkeit und Umsichtigkeit (Hände waschen, Abstand halten, wenn man krank ist usw.) und vor allem schnelleren Reaktionen bei Beobachtung einer “zweiten Welle” führt.

    • “Abstand halten, wenn man krank ist” Da platzt mir fast der Kragen.
      Es geht darum, jeglichen Kontakt mit anderen Personen so weit wie irgendwie möglich einzuschränken, nichts anderes. Nur so kann man die Ausbreitung verhindern. Im täglichen Leben sollte man jede fremde Person als potenziell Infizierten betrachten, nur mit dieser Einstellung hält man sich von anderen weit genug entfernt, um sich selbst nicht zu gefährden!!

  10. Fragt sich ob die InfiziertenZahlen stimmen. Ich weiß aus dem nahen Umfeld von zwei schweren Erkrankungsfällen- mit Lungenentzündung, die nicht getestet wurden, weil angeblich kein Kontakt in oder zu Risiko- Gebieten- Personen. Zu gerne würde ich den Zahlen glauben schenken, aber ich vermute, es wären viel mehr Erkrankte und auch Tote zu verzeichnen, wenn mehr getestet würde.

  11. Aus 3) könnte man auch mal konstruktiv werden. Wir klauen die Röhren aus den Solarien, bauen diese in Busse und Bahnen ein und brutzeln Corona ein wenig mit UV/A. Vielleicht lässt man einen Teil in den Öffis UV-Frei um der Selbstbräunerindustrie nicht den ganzen Umsatz zu nehmen.

    • Ironie (UV Lpen klauen…) scheint mir fehlt am Platz. Aber wäre UV nicht ein Weg Ansteckung zu reduzieren. Geht so was im Rachenraum, in dem sich ja anscheinend die großen Mengen Viren nachweisen lassen. Wird so was untersucht?

  12. Mir fehlt bei den Fragen die Auswirkung einer breiten Versorgung der Bevölkerung mit Impfungen. Die meisten ansteckenden Krankheiten der Vergangenheit sind nach breiten Impfaktionen verschwunden. Wenn also ein Impfstoff noch dieses Jahr zur Verfügung steht, kann man Corona in der jetzigen Form wohl abhaken und an denb Wiederaufbau unsrer Wirtschaft gehen.
    Was ich viel mehr befürchte, ist der für 2022 zu erwartende Blackout bei der Energieversorgung. Der wird aus durchsichtigen Gründen niedergeredet. Und darauf sollte Deutschland sich einstellen.
    Michael von Hauff

  13. Jeder sollte Eigenverantwortlich denken und zu Hause bleiben so gut es geht. Egal ob krank oder nicht.

  14. Sehr informativ ! Und auch für Laien verständlich!
    Aber muss man als “Normalo” wissen, was ein ” Plot Twist ” ist?
    Ich musste googlen!

  15. hilfreich sind die beiträge wenig denn sie teilen nicht eines,welche konkreten maßnahmen nicht nur zur eindämmung,sondern zur beseitigung des virus im menschen es gibt.
    bisher gibt es nicht mal chemische mittel die generrel viren bekämpfen.immerhin ist man bei HIV und lungenentzündung ein wenig weiter,das ist aber schon alles.bei HIV ist es inzwischen möglich durch biologisches medikament die viren auch in den zellen zu beseitigen,bei lungenentzündung seit ein paar jahren nur impfung,lungenentzündung bekommt man trotzdem da die viren lebenslang vorhanden sind aber eben weniger prekär in der unterzahl.man verläßt sich auf die mobilisierung der eigenen immunabwehr,wer zu schwach ist stirbt.das ist bei influenza so und bei cov19 gibts noch nicht mal das.eine uvc,b,a behandlung in räumen tötet innerhalb von minuten jegliche viren ab,nur im körper des menschen ist dies leider nicht möglich..noch nicht.die sonne ist ein sehr guter eliminator und man muß nach anderen wegen suchen als die bisher verfügbaren.die niederländer verlassen sich auf cannabis…haben soeben die coffeeshops geplündert,leergekauft.
    freundliche grüße

  16. Das Virus verbreitet sich in Lateinamerika, wo es gerade Hochsommer gibt. Das beantwortet schon alles.

  17. Schön wäre es jetzt noch in einem Wissenschaftsmagazin die Formulierung “das Virus überlebt” wegzulassen. Ein Virus lebt nicht.

  18. Ich frage mich, welchen Einfluss Allergien im Allgemeinen und Allergien auf Pollen im Speziellen haben könnten? Allergien bringen das Immunsystem auf Touren. Auf Pollen reagieren die meisten Menschen – auch solche, die nicht unter einer diagnostizierten Allergie leiden. Könnte es für das saisonale Auftreten mancher Viren nicht auch eine Rolle spielen, dass ein Virenbefall durch die Pollen-bedingte Aktivierung des Immunsystems im Frühjahr gebremst wird?

    • Wie viele, habe auch ich eine Allergie gegen die Pollen von Frühblühern wie von Gräsern. Nach meinen bisherigen Erfahrungen habe ich mir vorrangig in diesen Zeiten, vor allem im Februar / März, gelegentlich im Mai / Juni fiebrige Erkältungen etc. zugezogen.

      Danach habe ich den Eindruck, dass auftretende Infektionen in der Allergiezeit bei mir stärker auftreten. Ich vermute, weil das Immunsystem mehr mit den Pollen statt mit den dazukommenden Viren kämpft, oder weil sich allergische Reaktionen mit den der Infektion überlagern.

    • Solche unkonventionelle Gedanken bringen es, wenn man ihnen nachgeht. Gut solches Wissen und Anregungen in die Diskussion zu bringen. Frage ist, ob so was auch in der Forschung ankommt und dann untersucht wird

  19. Es tut einfach gut, solch einen aufgeräumten Artikel zu lesen. Auch gut tut es, die friedliche Kommunikation bei den Kommentaren zu genießen.

    Danke an alle und allen alles Gute!

  20. Interessant. Ich hatte mich gerade gefragt, wie das wohl im Iran ist, der doch nach China am häufigsten betroffen sein soll.

    Doch da sind es 15-20 Grad, also auch nicht gerade Hochsommer.

  21. Ohne Sklaverei, Verknechtung, Verlöhnerung und daraus resultierende Milieuschäden wären wir in den letzten Jahrhunderten Jahrtausende weiter gekommen (1.02^400). Denn fast die gesamte Forschung, Entwicklung und Fertigung stammt von Personen ohne eigenen Betrieb. Ohne größeren Hirnschaden könnte jeder anspruchsvoll naturwiss. studieren, auch Molekularbiologie. Zigtausend oder vielleicht sogar Millionen mal mehr Menschen hätten sich mit allen unserer Zelltypen und ihrer komplexen Interaktion befasst, es sind DNA-hardwarecodierte Roboter. Gegen Viren hätten wir längst vor Ort personalisierte Antikörper.
    Covid-19 stammt offenbar aus dem Tierbereich, wo er sich durch äußerst robuste Immunsysteme permanent halten kann und wegen deren Abwehr laufend immer weiter mutiert, ohne Tiere zu killen.
    Ich erhielt ab 2006 (Stadium IV a) 26 Rituximab-Infusionen, darunter 2013 11 mal alle 3 bis 4 Wochen. Die dadurch massiv aufgetürmte Immunabwehr rieselte wie feinster Sand durch das Gehirn bis in die Füße. Ich nannte es Jungbrunnen, fühlte mich Jahrzehnte jünger. Meine Killerzellen reinigten vermutlich sogar Hirngefäße und entfernten auch bösartig lauernde Zellen.
    Der bei mir 1968 klinisch chromosomentranslokierte Zentrozyt (hochradioaktive Strahlenquellen-Fußeinwirkung wegen Nagelmykose) bewirkte durch seinen bis 2006 unerkannten Befallsaufbau vermutlich, dass ich mich seit über 40 Jahren an keine Erkrankung, an keinen Schnupfen oder Husten erinnern kann (2010 völlig harmlos verlaufene Noroviren, 3 Tage Dauerdurchmarsch). Irre: er stärkte die Immunabwehr. Unbehandelt stirbt man wegen Platzmangel an Organbefall.
    https://s17.directupload.net/images/190922/bll5t6jd.png
    Das Menschheitsproblem sind Milieuschäden, die auch beide Weltkriege bewirkten. Längst hätten wir ein atemberaubend höheres Zivilisationslevel und kein Mittelalter mehr.

  22. Da China, Italien, Spanien, Iran ein wärmeres Klima haben, halte ich diese Hoffnung eher für Wunschdenken. Falls es doch so wäre, freue ich mich aber erst wenn es eintrifft.

  23. Falls wir das in der allgemeinen Panik vergessen haben sollten: Die Erde ist keine Scheibe (Entschuldigung, die Netiquette…).
    Aber ich verstehe nicht, warum man, um diese Frage zu beantworten, nicht einfach auf die Südhalbkugel unseres Planeten schaut. Da ist jetzt Sommer, Australien, Neuseeland, Südafrika. Wie ist es denn da? Die haben doch auch knapp 500 bekannte Fälle in Australien, oder? Sind die alle importiert oder wie viele in Australien selbst erworbene Fälle sind denn bekannt?

      • Naja, so richtig viel steht nicht dazu drin, was auf der Südhalbkugel los ist (Hinweis – in Südafrika gibt es auch schon über 50 Fälle und die sind in den Lockdown gegangen – als Anekdotenwissen). Könnte man verschiedene alternative Argumente zu Temperatur ins Feld ziehen (allen voran Dichte an Internationalem Flugverkehr, und daher Einschleppungsgefahr), aber das brauch ich nicht diskutieren.

        Meine eigentliche, oder größte Frage ist wie Sie zu folgenden Aussagen kommen:
        “Trotzdem können wir mit einiger Gewissheit sagen, dass der Ausbruch in Deutschland und Europa in einigen Wochen nachlassen wird. Denn das ist das Muster, das wir von der pandemischen Grippe kennen: Eine Pandemie dauert zwei bis drei Jahre und besteht aus mehreren Wellen.”
        –> die letztere dieser Behauptung bräuchte einiges an Belegen, so hab ich das von noch keine Epidemiologien gelesen oder gehört. Es hört sich für mich erstmal so an, als würde hier das Muster der Spanischen Grippe auf die jetztige Pandemie übertragen.
        Die Erstere “in einigen Wochen nachlassen” kann aus meiner Sicht nur aus einem grundlegenden Unverständnis der grundsätzlichen epidemiologischen Zusammenhänge beruhen (tut mir Leid das so zu sagen, aber ich weiß wirklich nicht wie man auf so eine Aussage kommen soll…).

        Naja – ich denke die Ereignisse um uns herum sprechen inzwischen sehr für sich. Wir werden mit aller Macht und Gemeinsam dafür sorgen müssen, dass wir die Anzahl der Neuinfizierten wieder nach unten gedrückt bekommen, und dann tatsächlich auf geraume Zeit Schutzmaßnahmen in irgendeiner / oder mehrerer Formen aufrechterhalten, um einen erneuten Ausbruch zu verhindern. Bleibt also stark, macht euch Mut, und unterstützt euch gegenseitig! Gemeinsam kriegen wir den Virus klein, und Alla tutto bene!

        P.S. Die meisten Infos zur Saisonalität von Grippe und deren vermuteten Ursache (die hier im Artikel drin sind) kann man auch hier finden: https://en.wikipedia.org/wiki/Flu_season#Cause