Wo die Schweine Spielzeug haben….

BLOG: Das innere Spektrum

Lernen Sie uns kennen
Das innere Spektrum

Der letzte Satz ist der beste: “Joachim Retzbach ist Redakteur bei ‘Spektrum neo’ und froh, dass Schweine intelligent sind. Denn bei ihm sieht es auch oft aus wie im Saustall”. Für seinen Artikel “Schlau wie Sau”, der in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins für junge Leserinnen und Leser erschienen ist, war der studierte Psychologe in Dummerstorf auf intensiver Recherche vor Ort.

Joachim Retzbach für Spektrum-neo auf der Spur der Nutztiere. Bild von Pat Scheidemann.
Joachim Retzbach für “Spektrum neo” auf der Spur
der Schweine. Foto: Pat Scheidemann.


Wo bitte? Doch, richtig gelesen, das heißt wirklich so. In dem kleinen  Dorf unweit von Rostock befindet sich das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie. Dort erforschen Professor Gerhard Manteuffel und sein Team nicht nur, wie clever Ziege und Schwein tatsächlich sind, sondern überlegen sich auch, wie es den Fleisch- und Milchlieferanten besser gehen könnte.

Spannend, was sich die Menschen alles einfallen lassen, um Ferkel beispielsweise davon abzuhalten, sich gegenseitig die Ringelschwänzchen abzubeißen. Traurig, wie wenig Gedanken sich Fleischesser darüber machen, unter welchen Bedingungen ihr Schnitzel groß geworden ist.

Ein Wunschziel war diese Recherchereise für Joachim Retzbach schon eine Weile. Allerdings eher für “Gehirn und Geist”, ebenfalls aus dem Hause Spektrum. Doch für jemanden, der in Heidelberg arbeitet, liegt Dummerstorf wirklich weit ab vom Schuss.

Das gilt jedoch nicht, wenn ohnehin ein Besuch beim IPN in Kiel ansteht. Das ist das Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und von Anfang an wichtiger Partner von “Spektrum neo”, um mit Themen, Herangehensweise und Sprache nicht zu weit entfernt von der Zielgruppe zu landen.

Also ging es mit Fotografin Pat Scheidemann von Kiel über Rostock binnen zwei Stunden mit dem Mietwagen in die nordostdeutsche Pampa zur dörflich anmutenden Spitzenforschung. Dort roch es nicht nur ländlich-streng (O-Ton einer Forscherin: “Wir haben hier keine Wellness-Schweine”), sondern verlangte dem Stadtkind Joachim auch einiges an Auseinandersetzung mit dem eigenen Fleischkonsum ab.

Wieder zurück am Neckar lässt er sich zwar beim Grillabend den Schweinebauch dennoch schmecken, aber nachdenklich ist er trotzdem: In Intelligenz und Leidensfähigkeit unterscheiden sich unsere Nutztiere nämlich keineswegs von den heiß geliebten Haustieren. Warum kämpfen wir dann mit viel Geld und unter Tränen um das Leben von Katze, Kaninchen und Hund, aber das Schicksal von Huhn, Schaf oder Kuh lässt uns kalt? Eine schwierige Frage, auf die auch Psychologen noch keine echte Antwort wissen.

Wenn schon am Ende der Metzger steht, dann wünscht sich der neo-Macher Retzbach zumindest, dass die Tiere zuvor vernünftig gehalten wurden. Und das bedeutet, so zeigt es die Dummerstorfer Forschung, dass es auch in der Schweinebucht und im Rinderstall Spielzeug und Abwechslung geben muss. Und sei es nur, dass der Futterautomat nur dann Fressen ausspuckt, wenn die richtige Sau mit ihrer Steckdosenschnute an den Trog tritt.

Intelligente Nutztiere

Bildergalerie zum Saustallbesuch

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Ich bin von Natur aus neugierig, will Menschen und ihre Beweggründe verstehen und ich liebe gute Geschichten über alles: Das macht mich zur Journalistin. Ich möchte aber den Dingen auch auf den Grund gehen und verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält: Das erklärt meine Faszination für Wissenschaft und Forschung. Nach dem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft habe ich als Zeitungsredakteurin für viele Jahre das Schreiben zum Beruf gemacht. Später kamen dann noch Ausbildungen zur zertifizierten Mediatorin und zum Coach hinzu, die mich in meiner Auffassung bestärkt haben, dass das Menschliche und das Allzumenschliche ihre Faszination für mich wohl ein Leben lang nicht verlieren werden. Das Organisieren habe ich als Büroleiterin einer Europaabgeordneten gelernt, bevor ich im Juli 2012 als Referentin des Chefredakteurs bei Spektrum der Wissenschaft begonnen habe. Von dieser Tätigkeit bin ich nun erst einmal ab 1. Januar 2015 für ein Sabbatical beurlaubt. Und ganz gespannt, was das „Abenteuer Auszeit“ für mich bereithalten wird.

2 Kommentare

  1. Das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie ist übrigens nicht die einzige Institution, die zum Thema Spielzeug für Schweine forscht. Vielleicht hat Joachim Retzbach ja Lust und Zeit, um mal nachzufragen, wie es um die Verbreitung des Wühlkegels steht. Dieser wurde von Wissenchaftlern der Uni Kassel schon vor einiger Zeit entwickelt und sollte auch auf den Markt kommen.

    Mein Artikel dazu:
    https://scilogs.spektrum.de/vom-hai-gebissen/spielzeug-f-r-die-r-sselscheibe-tierwohl-beim-schwein/

  2. Leider sind die Gesetzestexte nicht immer mit dem vereinbar, was sich die Tierschutzvereine so vorstellen. Ein Schweinespielzeug zu entwickeln, daß beide Seiten befriedigt wird es in naher Zukunft nicht geben. Die Auslegung der Tierhaltung auf Gülle mit Spaltenboden läßt die Wahl der Spielzeuge auf wenige Spielzeuge schrumpfen. Nur die teure Kombination von 2-3 verschiedenen Spielzeugen bzw. Beschäftigungsmaterialin in der Buchte kommt Gesetz und Tierschutzvereinen nahe. Dann kann man den Beißklotz auch mit Sisalseilen und Scheuerbalken nutzen.

    Von Stroh oder Holz in Gülle Haltung raten wir ständig ab, da meist die Kanal – und Beckensysteme mit den entsprechenden Abläufen nicht geeignet sind für die hohen TS-Zahlen. Außerdem verursachen Holzstücken in Güllepumpen stationär oder auch in der Ausbringetechnik regelmäßig für hohe Reparaturkosten.

    Beste Grüße

    PS: zertifiziertes Schweinespielzeug gibt’s auf http://www.farmtechnik.com

    Hier gibt weder beim Tier noch bei der Technik Probleme.

Schreibe einen Kommentar