Himmlisches und Irdisches – mit der Kamera eingefangen von Jens Hackmann

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Astronomers do it at Night

Fast jedes Astronomiebuch kann mit faszinierenden Aufnahmen des Nachthimmels aufwarten. Sie zeigen zum Beispiel die Milchstraße, die sich über das Firmament spannt, Krater auf dem Mond und die Ringe des Saturn, die feinen Spiralarme ferner Galaxien oder die Nebelfetzen von Sternentstehungsgebieten und Supernovaüberresten. Solche Bilder zu machen ist eine wahre Kunst, und zwar eine die meine Fähigkeiten in Sachen Fotografie und Bildbearbeitung oft übersteigt. Anderen gelingt es dafür umso besser, zum Beispiel Jens Hackmann. Vom 22. Juli bis zum 12. September kann man im Bad Mergentheimer Kulturforum seine Aufnahmen in der Ausstellung "Himmlisches und Irdisches" bewundern.


Von je her hat mich an der Astronomie gereizt, daß ich mit eigenen Augen die ganze Schönheit des Universums sehen kann: Sternhaufen, die aussehen wie eine Handvoll funkelnde Diamanten dahingeworfen auf schwarzem Samt. Kosmische Gaswolken enormen Ausmaßes, mal plastisch ziseliert, mal wie mit leichten Pinselstrichen gemalt. Scheinbar unendlich weit entfernte Galaxien, deren Sternlicht zu einem feinen Schimmern verschmilzt. Jeder Blick ein Blick in die Vergangenheit.

Und zugegebenermaßen: Beim Blick durchs Teleskop hat es mich schon so manches Mal gejuckt, das gesehene im Bild festzuhalten. Das wiederum ist aber gar nicht so einfach. Selbst eine detaillierte Zeichnung kann den wahren Eindruck oft nur unvollständig wiedergeben. Und dann ist da noch die Fotografie. Sie gibt uns oft ein ganz anderes Bild, denn erst eine Aufnahme des Himmels demonstriert, daß dem menschlichen Auge dort oben vieles verborgen bleibt. Lange Belichtungszeiten ersetzen nicht nur das Lichtsammelvermögen eines größeren Teleskops sondern machen auch die Farben des Kosmos sichtbar.

Ein solches Bild zu machen ist aber ungleich schwerer als der unbeschwerte Blick durchs Okular. Oft tritt dabei die Technik in den Vordergrund, die nicht nur perfekt funktionieren sondern auch noch beherrscht werden muß. Ich habe zwar eine Kameraausrüstung und damit auch schon jede Menge Bilder gemacht, aber ein guter Fotograf bin ich deswegen noch lange nicht. Und ein Astrofotograf erst Recht nicht.

Jens Hackmanns Werdegang in der Astronomie verlief anfangs eigentlich ganz ähnlich wie der meine: Fasziniert von den Phänomenen des Himmels fand er noch als Schüler seinen Weg zu Astronomiekursen in der Schule und zur Amateurastronomie an der nahegelegenen Sternwarte in Weikersheim. Aus dieser Zeit stammt auch sein erstes Astrofoto – es zeigt den Kometen Hale-Bopp aus dem Jahr 1997. Aufgenommen hat er es mit der Filmkamera vom Dachboden seines Großvaters, leicht unscharf und verrauscht ist es, völlig normal für ein Erstlingswerk. Obwohl der Komet monatelang gut sichtbar am Himmel stand, hatte ich damals weniger Glück: Fast alle meine Fotos sind mißlungen, ein Film wurde falsch entwickelt, ein anderer war nicht richtig in die Kamera eingelegt.

Während die Himmelsfotografie für mich etwas geblieben ist, an dem ich mich nur bei besonderen Anlässen wie zum Beispiel einer Sonnenfinsternis versuche, hat Jens hier sein Betätigungsfeld gefunden. Schon früh ist er auf den Trend der digitalen Fotografie aufgesprungen. Angefangen hat er wie viele mit der ersten erschwinglichen digitalen Spiegelreflexkamera auf dem Markt, der Canon EOS 300D. Heute fotografiert (und filmt!) er mit der professionellen Canon EOS 5D Mark II und einer Sammlung hochwertiger Objektive – und träumt von dem Modell 1D Mark IV. Viele seiner astronomischen Aufnahmen entstehen an seinem 8"-Newton – oder am 50cm-Teleskop der Sternwarte Weikersheim.

Die Kunst der Fotografie macht aber heutzutage nicht mehr nur die Auswahl des perfekten Motivs und das Beherrschen der Technik aus. Die digitale Bildbearbeitung nimmt einen immer größeren Stellenwert ein, auch und insbesondere in der Astrofotografie. So wird für eine einzige Himmelsaufnahme insgesamt oft stundenlang belichtet, aber von den Rohdaten bis hin zum fertigen Bild vergeht meist nochmal mindestens genauso viel Zeit.

Dennoch. Kundige Astrofotografen, die ihrer Ausrüstung die Wunder des Weltalls einfangen und sie digital in Szene zu setzen vermögen, gibt es viele. Was die Bilder von Jens Hackmann so besonders macht, ist seine Fähigkeit die Stimmung des Augenblicks wiederzugeben – etwas, das ihm besonders gut bei seinen Landschaftsaufnahmen gelingt, sei es bei Tag, in der Dämmerung oder bei Nacht.

Seit dem 22. Juli sind 50 seiner Aufnahmen im Kulturforum seiner Heimatstadt Bad Mergentheim ausgestellt. Am 21. Juli durfte ich der Eröffnung dieser Fotoausstellung – sie trägt den Titel "Himmlisches und Irdisches" – beiwohnen. Trotz extremster Hitze kamen über 120 Besucher zusammen, einige davon sogar aus dem Norden Deutschlands. Einen herrlichen Eindruck des Abends vermittelt dieses Video: "Weißt du wieviel Sternlein stehen?" als Boogie-Interpretation, gespielt vom Nachwuchspianisten Hans-Peter Gierling und von Albert Hammer, dem ehemaligen Astronomie- und Physiklehrer des Fotografen. Ich kann außerdem jedem nur empfehlen, sich auf der Homepage von Jens umzusehen – und die Ausstellung zu besuchen.

 

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

4 Kommentare

  1. Ganz grosse Bilderkunst

    Ja, dieser Empfehlung kann ich mich nur uneingeschränkt anschliessen, die Vernissage war schön und lecker, aber vor allem die Ausstellung selbst lohnt auch eine weitere Anreise!

  2. Landschaften und Sternenhimmel

    Ich bin auch ein begeisterter Fotograf der versucht Landschaften mit Sternenhimmel zu kombinieren. Allerdings ist es mein Ziel keine Strichspuren zu bekommen. Dazu habe ich eine eigene Software entwickelt, welche mir nur die Bewegungen durch die Sterne herausrechnet und die Landschaft entsprechend aufhellt. Am Schluss ergibt sich daraus ein HDR. Wer sich für meine Werke interessiert, kann gerne mal auf meiner Homepage vorbeischauen

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