Almberg-Treffen 2010
BLOG: Astronomers do it at Night
Schon wieder Neumond, und da ist ja bekanntlich Teleskoptreffenzeit. An diesem Wochenende stand das ITT in Kärnten an, aber ich habe hier ja noch nichtmal vom letzten Treffen vor vier Wochen berichtet, dem Almbergtreffen vom 9. bis zum 12. September 2010 im Bayerischen Wald, unweit der tschechischen Grenze. Das sei hiermit nachgeholt.
Der Neumond im September 2010 war an einem Mittwoch. Da bot es sich doch regelrecht an, die unzähligen Teleskoptreffen, die sich deutschlandweit im Herbst etabliert haben, so auf die beiden Wochenenden um den 8. September zu verteilen, daß all diejenigen, die an einem der beiden Wochenenden anderweitige Pläne hatten auf den zweiten Termin ausweichen konnten. Ich gehörte zu den ganz hartgesottenen, die sich sogar vorgenommen hatten, an beiden Wochenenden jeweils ein Treffen zu besuchen. Ausgeguckt hatte ich mir das Bayerische Teleskopmeeting (BTM), wo ich letztes Jahr zum ersten Mal war, und das Almbergtreffen (ATM), von dessen familiärer Atmosphäre mir Freunde schon seit Jahren vorgeschwärmt hatten, zu dem ich es aber noch nie geschafft hatte.
Das BTM mußte in diesem Jahr leider ausfallen und auf der Suche nach einer Alternative stellte ich fest, daß der Großteil der Veranstalter der übrigen September-Teleskoptreffen den Termin auf das zweite Wochenende gelegt hatte, an dem auch das Almbergtreffen stattfinden sollte. Also blieb es bei einem Treffen im September (und als Alternative festigte sich mein Entschluß im Oktober die Reise nach Kärnten anzutreten).
Das Almbergtreffen fand in diesem Jahr schon zum zehnten Mal statt. Namensgeber ist der 1139 Meter hohe Almberg oberhalb von Mitterfirmiansreut im Bayerischen Wald, auf dem das Treffen stattfindet. Verwaiste Sessellifte weisen darauf hin, daß die Gegend und insbesondere der Almberg selber im Winter ein Paradies für Skifahrer ist. Von dieser Infrastruktur profitiert auch das Teleskoptreffen, denn den Campern stehen so direkt auf dem Gipfel Toiletten zur Verfügung. Eine große Feuerstelle zeugt davon, daß außer beobachtungsfreudigen Amateurastronomen auch andere Gruppen hierherkommen. Wer nicht campen möchte, kann im Gasthof Alpe direkt an der Zufahrt zum Berg oder in einem der anderen Pensionen in Mitterfirmiansreut Quartier beziehen.
Der Standort bietet eine herrliche Rundumsicht auf die Gegend mit ihren kleinen Ortschaften und das nahegelegene Tschechien – wenn denn kein Nebel herrscht. Letzteres war der Fall, als ich am Freitag nach viereinhalbstündiger Anreise in Mitterfirmiansreut eintraf. Unten an der Alpe war von dem großen Gipfelkreuz und den darunter versammelten Astronomen nichts zu erahnen. Einige von ihnen waren schon seit dem Vortag dort, beobachten konnten sie in der vergangenen Nacht aber nicht. Die dichten Nebelschwaden ließen auch für die kommende Nacht nichts gutes erahnen.
Nachdem Zelt und Teleskop aufgebaut waren, bot es sich daher an, zunächst den Vorträgen im Gastraum der Alpe zu lauschen. Wolf-Peter Hartmann berichtet wie gewohnt humorvoll von den Fortschritten beim Aufbau der Internationalen Amateursternwarte IAS auf dem Gamsberg in Namibia – man fieberte förmlich mit dem Lastwagenfahrer mit, der Teleskop und Montierung über die schmale Serpentinenstraße zu ihrem neuen Zuhause brachte. Im Anschluß erfuhren die Zuhörer allerlei über die Geschichte der Sternwarte Passau, deren Mitglieder auf dem Almbergtreffen zahlreich vertreten waren.
Gegen Abend legte sich der Nebel und man konnte vom Gipfel hinunter auf die Alpe schauen. Bewölkt blieb es aber dennoch, zumindest bis weit in die frühen Morgenstunden. Kaum einer der Anwesenden harrte aber solange der Dinge, so daß nur wenige in den Genuß des morgendlichen Winterhimmels kamen. Ich gehörte nicht zu ihnen und konnte mir daher am nächsten Tag nur von der Sichtung des Zodiakallichts berichten lassen.
Solche Schilderungen machten Mut, ebenso wie die Morgensonne, die das vom Nebel feuchte Areal aus Zelten und Teleskopen beleuchtete. Bald schickten sich die ersten Sonnenbeobachter an, dem Fleck am Sonnenrand zuleibe zu rücken und auf die Jagd nach Protuberanzen zu gehen. Gegen Mittag zog es allerdings wieder zu – seltsamerweise aber nur direkt über der deutsch-tschechischen Grenze. Die Dörfer in Richtung Süden lagen allesamt weiterhin in der Sonne, während sich über den höheren Bergen des Bayerischen Waldes die Wolken hielten.
Das Wetterunbill ging sogar so weit, daß kurzzeitig am Horizont eine Windhose gesichtet werden konnte. Am Abend dann arbeitete sich die Sonne aber endgültig durch die Wolkenbänke und bescherte den Geduldigen einen farbenprächtigen Sonnenuntergang. Kurz darauf wurden auch Venus und die schmale Mondsichel direkt über dem Horizont sichtbar.
Bis es dann richtig dunkel war, hatten sich auch die letzten Wolkenschleier verzogen und gaben den Blick auf die Milchstraße frei. Hoch im Zenit stand das Sommerdreieck. An den Sternwolken und Nebelgebieten des Schwans konnte man sich gar nicht sattsehen. Das helle Band der Milchstraße zog sich aber bis fast zum Horizont, wo die markante Teekessel-Figur des Schützen oberhalb der Lichter der Dörfer stand. Lagunennebel und Omeganebel waren leicht als neblige Flecken sichtbar Diese beiden, ebenso wie der Adlernebel, enthüllten im 16-Zöller ihre ganze Pracht. Mit O III Filter zeigten sich leicht die berühmten "Pillars of Creation". Auch der Trifidnebel gab sich klar dreigeteilt durch die dichten Staubbänder, die ihn durchziehen.
Im Osten stand aber bereits die Galaxienwelt des Herbststernhimmels parat um den Objekten des Sommerhimmels den Rang abzulaufen. Der Andromedanebel zeigte sich wie gewohnt staubbanddurchzogen von seiner besten Seite. So mancher von den Anwesenden versuchte sich an den kleinen Kugelsternhaufen, die die Galaxie ebenso wie die beiden Begleitgalaxien M32 und M110 umgeben. Der Star des Abends wurde aber die Dreiecksgalaxie M33. Ihre deutlich sichtbaren Spiralarme zeigten sich mit hellen Knötchen getupft – allesamt Sternentstehungsgebiete.
So schritt die Nacht voran. Bald stand Jupiter hoch am Himmel, und noch später stürzten sich die Beobachter auf den Orion. Nicht der klassische Orionnebel aber war ihr Ziel, sondern der Pferdekopfnebel, der sich dank H beta Filter auch erwischen ließ.
Am nächsten Tag ging es dann nach kurzem Schlaf für die meisten zurück nach Hause, mit Himmelsaufnahmen und/oder Erinnerungen an eine wunderschöne Beobachtungsnacht im Gepäck. Ein ganz ähnliches Wochenende erwartete mich vier Wochen später in Kärnten. Das tagelange Bangen, ob sich die Emberger Alm rechtzeitig zu Beginn der Nacht aus der tiefliegenden Wolkenschicht schälen würde, hatte am Samstag Abend endlich Erfolg. Belohnt wurde wer so lange im Trüben ausgeharrt hatte mit einer herrlichen Nacht und phantastischem Seeing.
Schöne Teleskoptreffen
Ja, sowohl Almbergtreffen als auch ITT auf der Emberger Alm waren ganz besondere und ganz tolle Erlebnisse!
@Frau Liefke…
Wollte nur mal eben vorbeikommen und sagen, das jeder Astronom oder jede , Astronomin, die einen Stern beobachtet, genau in dem Moment von dem Stern auch zurückbeobachtet wird.