Der Gottorfer Globus – erstes Planetarium?

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Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
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Nein! Ich möchte meine Antwort gleich vorweg nehmen: Ich finde, man sollte nicht den Gottorfer Globus als erstes Planetarium bezeichnen. Zweifelsohne setzte er seinerzeit neue Maßstäbe in der Konstruktion von Globen, da die begehbare Kugel mit einem Durchmesser von 3.11 m innen einen Sternhimmel zeigt, den man so betrachtet, wie er in Schleswig um 1650 eben sichtbar war.

Dass man den Globus einerseits besteigen und in seinem Inneren Platz nehmen konnte, war freilich innovativ. Auch die Tatsache, dass sich der gesamte Globus um die Beobachter in seinem Inneren drehen kann – das ist ziemlich genial aus der Sicht von Ingenieuren, denn das muss man erstmal schaffen, eine verschlossene Kugel um eine schräge Achse zu drehen und dabei eine Bank im Innern trotzdem starr zu lassen. (Man muss sie an der Drehachse befestigen.)

Abb. von der Webseite des Globus (Klick aufs Bild)

Aber zu einem Planetarium gehört mehr!

Ein Planetarium soll – wie der Name ja bereits suggeriert – die Bewegung der Planeten zeigen und da diese sich vor dem Hintergrund der Sterne auf verschlungenen (Schleifen) Bahnen bewegen, erwies sich eine mechanische Rekonstruktion dieser Bewegung stets als besondere Herausforderung. Die erste Schwierigkeit war die genaue Vermessung und mithin Bahnbestimmung und die zweite die mechanische Lösung in Gestalt des Antriebs.

Als erste Lösung hierfür gilt das Planetarium an der Schlafzimmerdecke der Frau des friesischen Wollkämmers Eise Eisinga in Franecker.

Abb. von der Webseite des Planetariums (Klick aufs Bild)

Das aber war ca. ein Jahrhundert nach Gottorf!

Gottorf hat eben “nur” einen Riesenglobus, der bereits drehbar gelagert war und in dem man eine Glaskugel für die Sonne entlang der Ekliptik weiterstecken kann. Planeten gibt es in diesem Globus nicht. Sogar der Südsternhimmel fehlt. Hier sind lediglich die Figuren weitergezeichnet, so dass man es unter den Füßen auch bunt hat. Die Regionen, die in Gottorf aber niemals über den Horizont kommen, die wurden auch nicht mit Metallsternen besteckt.

Genau genommen ist also der Sternhimmel des Gottorfer Globus auf dem Niveau des ZKP 1 und die Planeten fehlen ganz. Insofern ein toller Erdglobus (mit Kanibalen, Seeungeheuern, einem sehr lustig gezeichneten Kaspischen Meer … ) mit faszinierendem Innenleben … aber kein Planetarium.

Tipp:

Ich habe bereits 2010 ausführlich über diesen Globus geschrieben. Damals war ich allerdings nicht vor Ort, sondern habe den Globus nur aus Büchern studiert. Da ich kürzlich bei einer Konferenz in Flensburg war, bot sich nun die Gelegenheit zu einem Besuch im Gottorfer Schloss.

Nach einem kleinen Einführungsvortrag im Foyer des Globushauses führt eine ältere Dame die Gruppe nach oben. Die Globustür wird geöffnet und die erste Gruppe besteigt über ein Holztreppchen den engen Globus. Dann drückt eine Helferin außen auf den Knopf: Die Tür fährt eine leichte Choreographie (anheben, kippen, schließen) und dann kann der Globus gedreht werden. Den Menschen innen wird nicht schwindlig, da ihre Sitzbank gleichzeitig aber festbleibt und die Bewegung außerdem sehr langsam ist.

Dabei ließ sich die Frage beantworten, die aus dem Literaturstudium unbeantwortet blieb: Die Sterne sind tatsächlich alle goldfarben und es gibt keine silberfarbenen. (Das stand in manchen Büchern anders.) Die Anzahl der Zacken der Sterne steht symbolisch für ihre “Größe”, also Helligkeit.

Diese Rekonstruktion hatte den Anspruch, äußerlich den Globus wie im Original von Adam Olearius herzustellen. Insofern kann man davon ausgehen, dass die Sterne auch im Original nicht silberfarben waren.

Die moderne Rekonstruktion ist allerdings hinsichtlich Getriebe und anderer Details sicherer und trägt eben die Handschrift des 21. Jh. Sie wird nicht mehr mit einer Kurbel gedreht, sondern mit einem Computer angesteuert und nicht mehr Kerzen zur Beleuchtung verwendet.

(Abb: Barockgarten von Schloss Gottorf)

Besuchsempfehlung

Trotz allem lohnt ein Besuch im Barock-Garten von Schloß Gottorf, wo hinter dem verwilderten Herkules-Teich das moderne Globushaus steht. Darin befindet sich die 2005 eingeweihte Nachbildung des originalen Globus, der in St. Petersburg im 18. Jh. bei einem Brand umkam. In St. Petersburg gibt es allerdings auch eine Nachbildung (aus dem 18. Jh.).

Ein heutiger Besuch ist auf jeden Fall eine Augenweide und ein Erlebnis! Es dürfen nur zehn Besucher gleichzeitig im Globus Platz nehmen. In dem schummrigen Licht (heute nicht mehr durch Kerzen, sondern elektrisches Licht) glänzen die Metallsterne auf. Und der mythische Bilderhimmel ist so bunt wie er höchstens 1660 hier war, aber in keiner erhaltenen (nachgegilbten) damaligen Sternkarte und schon gar nicht in natura.

Ist die Gesamtgruppe größer als 10 Personen, warten die überzähligen während einer Globusdrehung für die erste Teilgruppe draußen und hören in einem Audio-Guide die Geschichte von Schloss und Garten sowie Details zum (außen aufgemalten) Erdglobus. Die groben Umrisse der Kontinente stimmen 1650 bereits, aber in manchen Details schwächelt die Erdkarte natürlich noch – z.B: siehe obiges Bild, das Kaspische Meer.

Ein sehr spannendes Feld! 🙂

Hier liegt Gottorf:

(Quelle: Google Maps)

 


Das Gimmick

besteht diesmal nur kommentarlos aus zwei Fotos – zwei simple Bilder am “Rand des Lebensweges”, die ich unterwegs genossen habe.

Eine Rose abends in Schleswig,

der Sonnenaufgang über der Ostsee bei Kronsgaard am nächsten Morgen.

(ja, es ist kein Untergang! 🙂 Ich bin wirklich entsprechend früh aufgestanden, nur um zwischen 4 und 5 Uhr den Sonnenaufgang zu fotografieren 🙂 )

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

10 Kommentare

  1. Ein Wespennest angestochen …

    … hast Du jetzt: Denn wenn man dem Gottorfer Globus – und damit auch seiner 1913-er Reinkarnation als Atwood Sphere in Chicago – den Planetariums-Titel aberkennt, wie steht es dann um moderne Planetarien, die überwiegend Ultra-HD-Videos auf die Kuppel projizieren und vielleicht einmal im Monat den klassischen Planetenlauf demonstrieren. Wenn überhaupt? Es soll bereits in der “Szene” die Forderung kursieren, den ‘Planetariums’-Begriff ganz fallen zu lassen und durch irgendwas Neumodisches zu ersetzen …

  2. Hi Daniel

    “Planeterium” ist was zum zeigen der Planetenbwegung – IMAX oder Omnimax ist etwas zum zeigen auf großer Leinwand, typischerweise eine Fläche, die ein Stück eines Zylindermantels oder eines Kegelstumpfes ist … aber warum eigentlich nicht auch ein Kugelflächensegment.

    moderne Plani-Technik geht in Richtung Fulldome-Projektionsfläche. DAS ist nun wirklich beim besten Willen nichts mehr mit Orrery oder Plaeterium, sondern es ist eine neue audiovisuelle Show-Form, nämlich nicht Leinwand-nach-vorn (Kino) oder Leinwand um einen herum (je nach Umgebungsgrad CAVE oder IMAX), sondern eben Fulldome = volle Kuppel.

    d.h. den Begriff muss man nicht mehr erfinden, sondern den gibt’s schon. Ganz offiziell hat das m.W. in .de zuerst das Klein-Plani Kiel gemacht, das sich heute ja seit einigen Jahren MEDIENDOM schimpft. m.E. beschreibt dieser Begriff am besten, was man modernerweise mit solchen Kuppeln macht, die man früher als PLANETARIUM baute.

    Aber begrifflich ist es doch irgendwie logisch: Aquarium zeigt Wasser(welten) und eben nocht den ganzen Zoo (zoologische/n Garten/Park/Welt, also Tier-garten/park/welt), Planetarium zeigt Planeten(welten) und gilt somit als Vereinigung von Globus mit Orrery.

    Orrery der früheren Neuzeit zeigt “nur” Planeten ohne Himmel (siehe meinen Textbeitrag von 2010: http://www.google.de/…,i:147&tx=40&ty=70), Orrery der Postmoderne zeigt Planeten zusammen mit Himmelskugel. Bsp: kürzlich habe ein Schul-Tellurium aus den 1940er Jahren restauriert (ungefähr so: http://www.requisitenreindl.de/…lurium_big_1.jpg ) – das moderne Analogon ist das “Baader-Planetarium”-Ding mit einer Kunststoff-Kugel drum herum: http://www.baader-planetarium.de/…vorn_gross.jpg

  3. “Logisch”?

    “Aber begrifflich ist es doch irgendwie logisch” – leider überhaupt nicht! Auch im völlig klassischen Projektionsplanetarium war/ist das Zeigen der Planetenbahnen immer nur eine von zahlreichen Aufgaben gewesen, viel wichtiger war das realistische Projizieren des Sternenhimmels, ggf. mit den Figuren der Sternbilder drauf. Auch derjenige Besucher, der gezielt ein optomechanisches Planetarium aufsucht, will “Sterne sehen”, das weiß man aus Umfragen – und entsprechend haben die Entwickler den größten Aufwand bei der Verbesserung der Sterndarstellung (durch Glasfasertechnik) getrieben. Wie es dazu kam, dass Bauersfeld und/oder Zeiss 1923 den “Planetariums”-Begriff von den Orrerys übernahmen, obwohl sie etwas völlig anderes geschaffen hatten, findet sich vielleicht in einem Archiv …

  4. Hi

    Daniel, welch Überraschung (Ironie), wir sind mal wieder verschiedener Meinung. Logik ist die Wissenschaft von den Algorithmen, die eine Umformung von Aussagen dergestalt zulassen, dass der Wahrheitswert erhalten bleibt (bzw. eben welche Aussagen nicht mehr wahr sind.) – also z.B. dass man von einer Startaussage losläuft, diese nach einer bestimmten Logik umformt und hinterher ein anderer Ausdruck dasteht, der aber immernoch wahr ist. Logik lehrt aber nicht die Kriterien zur Bewertung, *ob* etwas wahr oder falsch ist – also die Startbedingung. Logik sagt also z.B. nur: wenn ich weiß, dass 1+1 =2 ist und dass 2+1=3 ist, dann weiß ich auch, dass 1+2=3 ist. Wie ich aber dazu komme, dass 1+1=2 ist, das sagt diese Logik erstmal nicht.

    Wenn Du eine andere Logik verwendest als ich, dann ist es nicht möglich, einen Konsens zu erzielen.

    In unserer Diskussion wendest Du ein anderes Bewertungssystem an. Entweder Du folgst meinem und wirst meine Schlüsse als logisch erkennen oder Du verwendest ein anderes und darfst dann aber meinen Schluss nicht nach diesem bewerten.

    Ich finde im Rahmen einer bestimmten Medientheorie, dass ich die Dinge ihrer technischen Funktion und ihrem didaktischen Wert nach bezeichnen möchte. Ein Bauersfeld-Projektionsplanetarium ist m.E. eine erste, absolut gelungene Kombination von begehbarem Globus und klassischem Orrery. Und das kann weder das Wyld-Georoma der Weltausstellung London 1851, noch der Riesenglobus von Paris 1900, noch der Gottorfer Globus.

    Du möchtest hier gerade das moderne Zukunftsplanetarium so bezeichnen, wie es der Volksmund versteht: da geht man halt hin zum Sternegucken… Man könnte diese Philosophie stützen unter Berufung auf Wittgensteins Behauptung in den Philosophischen Untersuchungen “Die Bedeutung eines Wortes entsteht durch ihren Gebrauch”, also ein Wort bezeichnet immer das, was die Mehrheit der Menschen, die es benutzen, damit meint.

    Dummerweise kann der Volksmund (also die Mehrheit der Menschen, die eine Sprache benutzen) aber oft auch kaum zwischen Sternwarte (echten) und Planetarium (künstlichen Sternen) unterscheiden. Daher würde ich diese Theorie an dieser Stelle eher kritisch sehen.

    Wir müssen uns aber nicht einigen, sondern wir können einfach feststellen, dass es verschiedene Bewertungssysteme gibt. Deins hat mich noch nicht überzeugt, d.h. ich bleibe bei meiner These und hoffe, dass sie dafür sorgt, dass sich viele Menschen – so wie Michael Blume – über meinen Blogpost freuen und künftig den wunderbaren begehbaren Globus in Gottorf besuchen. (Hätte ich nämlich dieses Ziel nicht verfolgt, müsste ich es kaum mit den prächtigen Bildern ausschmücken 😉 )

  5. Fragen wir doch mal … den Ngram viewer

    Heben wir die Diskussion mal auf ein modernes Niveau – und starten … den ‘Ngram Viewer’ von Google Books, der plottet, wie oft ein Begriff in unzähligen bereits eingescannten Büchern der letzten Jahrhunderte vorkommt.

    Überraschung (für mich jedenfalls): In englischsprachigen Büchern wird der Begriff erst ab ca. 1930 populär – aber in deutschsprachigen gab es im 19. Jh. mehrere krasse Peaks, die nicht mal Zeiss in den 1920-ern Jahren toppen konnte. Im Französischen und Spanischen ist der Begriff dagegen erst mit mit Bauersfeld quasi schlagartig aufgekommen.

    Die Fragestellung “Was ist ein Planetarium” erscheint daher speziell im Deutschen als eine primär lingustische – und ich wüsste nun zu gerne, was konkret man hierzulande 1830 und 1880 unter einem Planetarium verstanden hat (freiwillige Rechercheure vor). Daraus mag sich dann vielleicht ergeben, warum Zeiss den Begriff für seine Innovation übernahm.

  6. Der Begriff “Planetarium”

    […] was konkret man hierzulande 1830 und 1880 unter einem Planetarium verstanden hat

    Soweit ich weiß – und meine Einschätzung deckt sich mit der Wikipedias, was ih allerdings nicht als endgültigen Beleg werten will – verstand man darunter in der vor-Zeiss-Ära eine Maschine, mit der die Planetenbewegung vorausberechnet und dargestellt werden kann.

    “Darstellen” allein reicht nicht – damit hätte also Susanne Recht, wenn sie schreibt, dass der Gottorfer Globus die Definition des Planetariums nicht erfüllt.

    Wie präzise die Vorausberechnung erfolgen muss, damit die Bezeichnung “Planetarium” passt, entzieht sich meiner Kenntnis. Es entzieht sich auch meiner Kenntnis, ob überhaupt ein Kriterium bezüglich der Präzision festgelegt und anerkannt wurde.

    Meine eigene Meinung dazu ist irrelevanterweise, dass ein Panetarium einen “Mechanismus” umfassen muss, der zumindest einen sichtbaren Versuch der Voraus- oder Rückberechnung der Planetenpositionen exerziert. Als “Mechanismus” lasse ich mechanische, elektrische oder elektronische Prozesse gelten, auch Softwarecode.

    Fehlt ein solcher “Mechanismus”, dann finde ich die Bezeichnung “Planetarium” unangebracht. Ist ein solcher “Mechanismus” enthalten, ist die Bezeichnung dagegen angebracht, egal, wie oft dieser “Mechanismus” zum Einsatz kommt. Wichtig ist, dass er da ist.

    Warum Zeiss die Bezeichnung übernahm, liegt – vermute ich – daran, dass die mechanische Vorausberechnung und Projektion der Planetenpositionen eine der wesentlichen technischen Herausforderungen bei der Entwicklung der dicken Knochen gewesen sein musste – weitaus mehr als die Projektion der Sterne.

    Insofern dürfte Dr. Walther Bauersfeld – ein studierter Maschinenbauingenieur – seine Schöpfung durchaus als Weiterentwicklung der bis dato als “Planetarium” bezeichneten Maschinchen gesehen haben, allerdings um ein Vielfaches realistischer und mit dem Beiwerk der Sternprojektion versehen. Deswegen verwundert die Wahl dieser Bezeichnung nicht.

  7. Wie es zum modernen Planetarium kam

    Die Antwort findet man am schnellsten, wenn man nach Bauersfeld & Planetarium googelt, bei Zeiss selbst und anderswo. Danach ist Oskar von Miller an allem schuld, der in seinem Deutschen Museum in München das helio- und das geozentrische Weltbild möglichst plastisch darstellen wollte. Ersteres war durch eine Kuppel mit fix montierten Lämpchen als Sternen leicht zu realisieren, aber das “Ptolemäische Planetarium” – so hieß das damals wirklich – mit der Erde im Zentrum war eine Herausforderung. Die dann Bauersfeld löste, indem er die Sterne mit einem drehbaren Projektor an die Kuppel projizierte – und nach mindestens einer Quelle war dabei der Gottorfer Globus eine Inspiration! Der Begriff “Planetarium” wurde lediglich von den schon Jahrhunderte lang bekannten Orrerys übernommen. Wie bei diesen ging es um die plastische Demonstration himmlischer Vorgänge; dass die Planetenbahnen quasi per Analogcomputer berechnet werden mussten, war eher ein Abfallprodukt.

  8. GOTTORFER globus

    Hallo zusammen,

    der Gottorfer Globus war sicher der Vorläufer des modernen Planetariums. Walther Villiger und Helmut Werner geben in ihren Büchern an, daß die ersten Ideen von Oskar v. Miller darauf hinausliefen, eine große drehbare Kugel zu bauen, ähnlich der Atwoodkugel, nur erheblich größer. Zeiss konnte sich mit dieser Idee nicht anfreunden.
    Dann kam Bauersfeld mit der Idee, die Kugel festzulegen und den gesamten Mechanismus in ein Aggregat von Projektoren in der Mitte zu verlegen.
    Das wohl erste geschichtlich sicher festzulegende Planetarium war die Maschine von Antikythera, die 1900 aus einer gesunkenen römischen Galeere geborgen wurde. Das “Antikythera Mechanism Research Project” vertritt inzwischen die bereits von Michael Wright postulierte These, dass die Getriebe des Geräts die Positionen der 5 bekannten Planeten und des Mondes anzeigen konnten. Und das 80 vor Christus!

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