Ars moriendi: letzte Worte

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Denkt sich zumindest Hans Halter, Autor des Buches „Ich habe meine Sache getan“. Nach dem „Lexikon der letzten Worte“, welches einige Kritik ob der Richtigkeit der überlieferten letzten Worte einstecken musste, erschien nun eine weitere Sammlung minimalistischer Lebensläufe berühmter Persönlichkeiten, die mit den finalen Worten auf dem Sterbebett schließen.

Aber es geschieht doch häufig, dass das Wesen eines Menschen und sein letztes Wort auf frappierende Weise zueinander passen. (1)

Ob die letzten Worte nun charakteristisch für das Leben der Dahingeschiedenen sind, darf spekuliert werden. Die Lebenden können sich derweil einen amüsanten Überblick über den Variantenreichtum der sprachlichen Sparte „letzte Worte“ verschaffen. Die kurzen, treffend-unterhaltsamen und brilliant geschriebenen Kurzbiographien berühmter Persönlichkeiten über alle Epochen sind trotz des düsteren Themas ein solides Geschenk und eignen sich hervorragend als ansprechende Reise– oder Klolektüre.

Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)
Jahrelang hatte Aristoteles über die unregelmäßigen Strömungen an der engsten Stelle des Golfes von Euböa (35 Meter breit, sechs Meter tief) nachgegrübelt, ohne eine Erklärung zu finden. Als 62-Jähriger stürzte er sich in das geheimnisvolle Wasser:
„Fasse mich, da ich dich nicht fassen kann.“

Charles Darwin (1809 – 1882)
Über den tödlichen Ausgang seiner Herzerkrankung macht sich der 73-Jährige keine Illusionen. Deshalb analysierte er die daraus resultierenden Gemütsempfindungen am Tag vor seinem Tode, ehe er in Bewusstlosigkeit fiel, und erkannte:
„Ich habe nicht die geringste Furcht zu sterben.“

Sigmund Freud (1856 – 1939)
Im Londoner Exil und vom Krebs geschwächt bittet er seinen Arzt: „Lieber Schur, Sie haben mir versprochen, mich nicht im Stich zu lassen, wenn es so weit ist. Das ist jetzt nur noch Quälerei und hat keinen Sinn mehr.“ Dr. Schur injizierte dem Patienten daraufhin eine Überdosis Morphium:
„Ich danke Ihnen. Sagen Sie es Anna.“ (2)

Quelle:
(1) Zitat aus dem Vorwort
(2) Auszüge aus Halter, H. (2007). Ich habe meine Sache getan Leben und letzte Worte berühmter Frauen und Männer. Berlin: Berlin Verlag GmbH.

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

2 Kommentare

  1. Letzte Worte

    Ist es nicht tröstlich, dass man, egal was passiert, wenigstens EINMAL im Leben das letzte Wort behält – nämlich sein eigenes?

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