Muren erforschen am Illgraben

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Im letzten Beitrag hatte ich über erzählt, wie man Schuttströme oder Muren mit Hilfe seismischer Methoden an einem Modell erforscht. Einen etwas anderen Weg geht man in der Schweiz. Hier hat die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WLS) am Illgraben eine Muren-Beobachtungsstation errichtet.

Der Illgraben ist ein außergewöhnlich aktives Einzugsgebiet im Kanton Wallis. Er liegt nahe der Ortschaft Susten (Leuk) und reicht von der Spitze des Illhorns bis zur Rhone. Flankiert wird er von teilweise sehr steilen Hängen, an denen sich häufig größere Erdrutsche oder Muren ereignen. Seit dem Jahr 2000 beobachtet das WLS hier die auftretenden Murgänge mit verschiedenen Methoden. Dabei kommen sowohl Radar als auch Ultraschall zum Einsatz, um die Abflusshöhe zu messen. Ebenfalls messen Geophone an Betonsperren die Fließgeschwindigkeit. Also auch hier findet sich die Seismik im Einsatz. Zusätzlich werden die Murgänge auch per Video überwacht.

Im Jahr 2007 wurde zusätzlich noch ein spezielles Alarmsystem installiert, welches die Gemeinde Leuk bei abgehenden Muren warnen soll. Es basiert auf den Erfahrungen am Illgraben. Abgehende Muren sollen hier automatisch erfasst werden und Warnungen mittels Sirenen und Warnlampen geben dann den  Menschen unterhalb vor der Gefahr Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Die Vorwarnzeit beträgt dabei, je nach Alarm auslösender Gefahr (Mure, Hochwasser etc.) bis zu 15 Minuten.

Auf Youtube findet sich ein interessanter Murengang, den Pierre Zufferey eingestellt hat. Hier kann man ebenfalls verschiedene interessante Merkmale einer Mure oder eines Schuttstromes erkennen. Wie auch in dem Modell rollen hier einige größere Blöcke ganz vorne in der Mure. Vielleicht aufgrund der geringeren Steilheit nicht ganz so weit voraus. Ihre schiere Größe lässt aber die zerstörerische Gewalt gut erahnen, die so ein Ereignis auf alle festeren Strukturen haben kann. Der Front mit ihren großen Blöcken folgt meist feineres Material, das durch seinen hohen Wassergehalt sehr mobil ist und sich wie dünnflüssiger Beton verhält. Ab und an kann man auch hier größere Blöcke erkennen, welche über die Betonsperre rutschen.

Der verebbende Schuttstrom zieht sich immer mehr in die Mitte des Bettes zurück. Dabei wird er von seinen eigenen Ablagerungen an den Seiten des Grabens flankiert. Diese sehen den älteren Ablagerungen an den Seiten sehr ähnlich, die man zu Beginn des Schuttstromes sehen kann. Sie stammen vermutlich von einem Vorgängerereignis.

via Landslide Blog

 

 

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