Hämatit – Mineral des Jahres 2024 (Mineralogisches Alphabet #H)

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Auch in Deutschland gibt es wieder ein Mineral des Jahres. Bereits zum siebten Mal hat die Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG) darüber abgestimmt und in diesem Jahr ist die Wahl auf den Hämatit gefallen. Ein, wie ich finde, sehr würdiger Nachfolger für den Baryt vom letzten Jahr.

Hämatit auf Quarz. Der Hämatit erscheint hier in zwei typischen Varietäten. Einmal als rötliches nieriges Aggregat Roter Glaskopf (links) und als staglgrauer feinschuppiger Kristallrasen (rechts). Größe 15.0 x 11.1 x 7.9 cm. Fundort Frizington, West Cumberland Iron Field, North and Western Region (Cumberland), CumbriaEngland, Vereinigtes Königreich. Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hematite-Quartz-114625.jpg), „Hematite-Quartz-114625“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode.

Was hat Hämatit mit Blut zu tun?

Hämatit oder α Fe2O3 ist die häufigste natürlich vorkommende Form von Eisen(III)-oxid. Der Name Hämatit leitet sich vom altgriechischen αἷμα haima ab, was Blut, Blutvergießen und Blutsverwandte bedeutet.

Die Verbindung zum Blut ist vielleicht nicht sofort ersichtlich, wenn man das Mineral zum ersten Mal sieht. Normalerweise ist es nämlich stahlgrau, manchmal auch schwarz oder rotbraun. Bei der Verwitterung nimmt es jedoch eine rötliche Färbung an. Auffallend ist vor allem die Farbe des Strichs. Sie ist rotbraun bis intensiv kirschrot. Und diese Farbe war es wohl auch, die die Menschen zur Namensgebung inspirierte.

Die rote Farbe findet sich auch in anderen synonymen Bezeichnungen wie Blutstein, Roteisenstein, Roteisenerz oder Roter Glaskopf wieder. Weitere Namen sind Eisenglanz, Eisenglimmer und Specularit.

Rotes Pigment

Die intensive rote Farbe des Hämatitpulvers und seine starke Ähnlichkeit mit der Farbe des Blutes waren wahrscheinlich für die erste Verwendung verantwortlich. Rötel ist ein Gemisch aus Tonmineralen und pulverförmigem Hämatit, wobei der Hämatit für die intensive rote Farbe verantwortlich ist. Bereits vor mehr als 200.000 Jahren verwendeten Neandertaler in Europa Rötel [1] [2] .

Erste Hinweise auf die Verwendung von Rötel als Pigment fanden sich in 164.000 Jahre alten Ablagerungen in Südafrika [3]. Rötel wurde von unseren Vorfahren vermutlich nicht nur zu künstlerischen Zwecken verwendet. Es erhöhte die Griffigkeit von Gegenständen und diente im Mittelpaläolithikum Südafrikas auch als Zusatz für Klebstoffe [4] [5] [6] [7] . Das rote Pigment war so begehrt, dass es bereits vor 164 000 Jahren im Bergbau gewonnen wurde [3].

Die Eigenschaften von Hämatit

Die charakteristische rote Strichfarbe habe ich oben schon erwähnt. Auch beim Schleifen kann man die Farbe gut sehen, das Schleifwasser färbt sich blutrot. Ich kann mich noch gut an Exkursionen erinnern, bei denen wir auf der Suche nach Hämatit im Regen unsere Kleidung gut gefärbt haben. Wenn man also auf die Suche nach diesem Mineral geht, sollte man auf keinen Fall die erste Garderobe anziehen.

Die Mohshärte von Hämatit liegt zwischen 5 und 6, d.h. das Mineral muss sich mit einem Taschenmesser, spätestens aber mit einer Stahlfeile ritzen lassen. Die Dichte schwankt je nach Beimengungen zwischen 5,2 und 5,3 g/cm³. Seine Farbe ist meist stahlgrau oder schwarz bis rötlich, der Glanz ist metallisch matt.

Hämatit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der trigonal-skalenoedrischen Kristallklasse, ähnlich wie Korund in der sogenannten Korundstruktur. Die Kristallstruktur stellt eine leicht verzerrte hexagonale dichteste Kugelpackung dar. Es gibt auch eine kubische Varietät, den Maghemit oder γ Fe2O3.

Mit Ilmenit, FeTiO3, bildet Hämatit eine Mischkristallreihe. Gelegentlich können Spuren anderer Elemente wie Magnesium, Chrom, Mangan usw. eingelagert sein.

Varietäten

Das Mineral kristallisiert gerne in tafeligen bis plättchenförmigen oder würfelig-rhomboedrischen Kristallen. Die unterschiedlichen Formen trugen zu den zahlreichen Namen des Minerals bei. So wurden die dichten rötlichen Eisenerze oft als Blutstein bezeichnet, während die feinschuppigen Vorkommen als Eisenglimmer oder Eisenrahm bezeichnet wurden. Der Rötel wurde bereits oben erwähnt. Rosettenförmige Kristallaggregate sind nicht selten und werden als Eisenrose bezeichnet. In oolithisch-sedimentärer Form ist er als Minette bekannt. Gelegentlich findet man auch nierige Aggregate mit faseriger Struktur und metallisch glänzender Oberfläche, die als roter Glaskopf bezeichnet werden.

Wo kommt Hämatit vor?

Hämatit kommt in einem weiten Bereich sowohl sedimentär als auch als Gangmineral vor. Meist ist die Rotfärbung vieler Gesteine auf fein verteilten Hämatit zurückzuführen, sowohl im sedimentären als auch im magmatischen Bereich. Beispiele hierfür sind die rötlichen Kalifeldspäte vieler Granite oder die rötlichen Sandsteine des Buntsandsteins und des Rotliegenden sowie andere rötliche Sedimente arider Gebiete.

Hämatit kann also in einem sehr weiten Bildungsbereich auftreten. Zum einen als sekundäre Bildung in Verwitterungskrusten, hier häufig durch Entwässerung von Limonit. Er ist ein typisches Mineral der Oxidationszone von Eisenerzlagerstätten, dem sogenannten Eisernen Hut.

Sehr schöne Exemplare kommen auch als Hydrothermalbildungen in Gängen vor. Diese waren vor allem im Mittelalter begehrte Erze, da sie keine schwefel- und phosphorhaltigen Minerale als Begleitminerale (Gangart) aufwiesen.

Hämatit ist auch Bestandteil von gebänderten Eisenerzen, wo er zusammen mit Magnetit und kryptokristallinen Quarzen vorkommt.

Hämatit ist kein seltenes Mineral und kommt fast überall vor. Sogar auf dem Mars wurde Hämatit in verschiedenen Regionen nachgewiesen.

Wofür wird Hämatit verwendet?

Die Verwendung als rotes Pigment habe ich bereits weiter oben dargestellt. Auch heute noch wird das Mineral gerne als ungiftiges Pigment verwendet.

Hämatit enthält etwa 70 % Eisen und ist damit eines der wichtigsten Eisenerze.

Hämatit selbst kann in Form von kleinen kristallinen Plättchen, sogenanntem Eisenglimmer, als Korrosionsschutz verwendet werden. In früheren Jahrhunderten diente polierter Hämatit zeitweise auch als Spiegel.

Gelegentlich findet man Hämatit auch als Schmuckstein. Meist in geschliffener und zu Skulpturen verarbeiteter Form. Zu beachten ist jedoch, dass das Mineral relativ säureempfindlich ist und sich beim Tragen auf der Haut schnell zersetzt. Außerdem ist er relativ spröde und bricht schnell.

References

  • [1] Cârciumaru, M.; Niţu, E.-C. and Cîrstina, O. (2015). A geode painted with ochre by the Neanderthal man, Comptes Rendus Palevol 14 : 31-41.
  • [2] Roebroeks, W.; Sier, M. J.; Nielsen, T. K.; De Loecker, D.; Parés, J. M.; Arps, C. E. S. and Mücher, H. J. (2012). Use of red ochre by early Neandertals, Proceedings of the National Academy of Sciences 109 : 1889-1894.
  • [3] Marean, C. W.; Bar-Matthews, M.; Bernatchez, J.; Fisher, E.; Goldberg, P.; Herries, A. I. R.; Jacobs, Z.; Jerardino, A.; Karkanas, P.; Minichillo, T.; Nilssen, P. J.; Thompson, E.; Watts, I. and Williams, H. M. (2007). Early human use of marine resources and pigment in South Africa during the Middle Pleistocene, Nature 449 : 905-908.
  • [4] Lombard, M. (2007). The gripping nature of ochre: The association of ochre with Howiesons Poort adhesives and Later Stone Age mastics from South Africa, Journal of Human Evolution 53 : 406-419.
  • [5] Wadley, L.; Williamson, B. and Lombard, M. (2004). Ochre in hafting in Middle Stone Age southern Africa: a practical role, Antiquity 78 : 661-675.
  • [6] Wadley, L. (2005). Putting ochre to the test: replication studies of adhesives that may have been used for hafting tools in the Middle Stone Age, Journal of Human Evolution 49 : 587-601.
  • [7] Lombard, M. (2006). Direct evidence for the use of ochre in the hafting technology of Middle Stone Age tools from Sibudu Cave, Southern African Humanities 18 : 57-67.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. Bei der Entstehung von Erde und Mars herrschten wasserstoffreiche, reduzierende Bedingungen.
    Vermutlich lag dabei das Eisen als Metall, oder als zweiwertiges Ion vor, welches eher blass grün aussieht.
    Als die Cyanobakterien den freien Sauerstoff erzeugten, oxidierte das Eisen zum dreiwertigen Ion, welches deutlich rot aussieht.
    Gab es schon vor dem freien Sauerstoff auf der Erde dreiwertiges Eisen?
    Wie entstand das dreiwertige Eisen auf dem Mars?

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