Geologischer Rundgang um den Feldsee

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Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
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Der Feldberg ist mit seinen knapp 1500 Metern Höhe der höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen. Eigentlich besteht er aus zwei Gipfeln, die nur durch einen schmalen Sattel voneinander getrennt sind. Der südöstliche von beiden, Seebuck genannt, ist mit 1448,2 m nur wenig niedriger als der eigentliche Feldberggipfel (1493m).
Unterhalb des Seebucks liegt der Feldsee, ein Karsee, der auf drei Seiten von rund 300 m hohen Felswänden eingerahmt wird.

Der See selber ist fast kreisrund und hat einen Durchmesser von ca 350 m und eine Tiefe von 32 m. Entstanden ist der See während der letzten Eiszeit. Durch die Höhenlage von über 1000 m sowie durch die nach Nordosten geöffnete Form konnten sich große Mengen an Schnee ansammeln. Der sich daraus bildende Gletscher formte die lehnstuhlartige Form des Berges. Die Moränenwälle stauten schließlich den eigentlichen See auf.

Feldberg
Der Feldsee vom Seebuck aus gesehen. Man kann die lehnstuhlartige Form des Kars gut erkennen. Eigenes Foto, CC-By-SA-2.0

Der Feldsee steht heute unter Schutz, das Baden wurde verboten. Denn das Wasser des Sees ist extrem nährstoffarm. Die ist neben dem Titisee die einzige Stelle in Deutschland, an der das stachelsporige Brachsenkraut (Isoetes echinospora) vorkommt, ein Unterwasserfarn. Aus diesem Grund ist auch das Füttern von Enten strikt verboten.
Um den See findet sich ein Bannwald, ein Waldschutzgebiet. Hier kommen ebenfalls einige sehr seltene Pflanzen vor.

Vom Seebuck aus hat man einen guten Überblick über den See und den Talkessel. Man sollte aber nicht dem Impuls nachgeben und Steine oder andere Gegenstände hinunter werfen. Man weiß nämlich nie, was sich unterhalb von einem befinden kann.

Aber eigentlich wollte ich weniger über die Gefahren der Berge erzählen. Daher sollten wir uns vom Seebuck zum Feldsee begeben. Der schönste führt über den Feldberg und das Zastlertal. Diesen weg sollte man schon deshalb nehmen, weil er einen an einigen geologisch interessanten Ecken vorbeiführt. So finden sich nahe der Zastlerhütte einige auffällige Rundhöcker und Stellen mit Gletscherschliff.

Feldsee
Der Seebuck, diesmal vom Feldsee aus gesehen. Rechts im Einschnitt fällt der Seebach als Wasserfall herunter. Eigenes Foto, CC-By-SA-2.0

 

Zwischen den Moränenwällen am Feldsee lag einst ein weiterer kleiner See, der heute zum Feldseemoor verlandet ist. Der Feldsee wird gespeist und entwässert vom Seebach. Dieser Bach hat seinen Ursprung im Grüble, dem Sattel zwischen Seebuck und Feldberg und stürzt über den Seebergwasserfall die Karwand hinab zum Feldsee.
Dieser kleine Bach war vor zumindest für einige Zeit einer der der Quellflüsse der Donau, bevor er seinen Lauf in Richtung des Rheins änderte, aber dazu später in einem eigenen Blogbeitrag zur Wutachschlucht mehr. Der Seebach ändert nämlich zweimal seinen Namen, bevor er als Wutach bei Waldshut in den Hochrhein mündet.

Am Feldsee hat die Mündung des Seebaches ein ansehnliches Delta gebildet und dabei seine Mündung deutlich in den See hinausgeschoben. Vermutlich war der kleine Bach zu bestimmten Zeiten durchaus größer als heute. Eventuell können auch Starkregenereignisse Muren ausgelöst haben.

Feldsee
Der Seebach an seiner Mündung im Delta. Eigenes Foto, CC-By-SA-2.0

 

Feldsee
Das Delta von der Seite aus gesehen. Man kann gut erkennen, wie sehr die Uferlinie in den See hinein geschoben wurde. Eigenes Foto, CC-By-SA-2.0

Etwas weiter hinter dem Delta des Seebaches finden sich im Wald große Felsblöcke. Diese sind vermutlich die Hinterlassenschaften eines großen Bergsturzes. Dabei muss es sich durchaus um ein größeres Ereignis gehandelt haben. Ich kann leider in der Literatur nichts über das Alter dieses Bergsturzes finden. Mir persönlich kommen die Sturzmassen jedoch vergleichsweise frisch vor, wenn ich sie mit den Resten des Eibsee-Bergsturzes vergleiche (der aber wohl auch um einiges größer war). Die Felsblöcke sind noch kaum von Erde bedeckt, und die Bäume in dem betreffenden Waldstück erscheinen sehr jung, bestenfalls wenige Jahrzehnte alt.

Feldsee
Felssturzmassen. Diese Blöcke sind die Überreste eines größeren Felssturzes. Die Bäume erscheinen mir ziemlich jung. Das kann, aber muss nichts mit dem Ereignis zu tun haben. Eigenes Foto, CC-By-SA-2.0

 

Feldsee
Wer war zuerst hier, Baum oder Fels? Ich tippe auf Fels. Eigenes Foto, CC-By-SA-2.0

Die östliche Begrenzung des Sees bilden zwei Endmoränenwälle. Der innere Wall ist verhältnismäßig steil geböscht und wird Aufgrund von Tuffen des Alleröd in die Jüngere Dryas gestellt. Der Äußere hingegen ist mindestens in die Ältere Dryas zu stellen.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

6 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Beitrag, dass sind schöne Erinnerungen an die Heimat. Steine vom Feldberggipfel herunterzuwerfen ist ausdrücklich verboten, es ziehen sich auch zwei Wanderwege unterhalb entlang, am See und auf halber Höhe. Es sind oben auch schon Menschen abgestürzt.
    Nichtsdestotrotz ist die Gegend dort sehr abwechslungsreich und wunderschön, auch durch die Kontraste von “idyllischen” und “wilden” Szenerien.
    Was das Alter des Felssturzes betrifft, könnte man die Einheimischen befragen, eventuell z.B. den Schwarzwaldverein.

    • Das mit den Steinen bezieht sich durchaus auf tatsächliche Begebenheiten. Es ist imho schon ein wenig entlarvend, wenn man fremde Kinder darauf hinweist und keine Minute später deren Eltern selber zusammen mit den Kindern Dinge hinunterwerfen.

  2. Nicht allzuweit entfernt (Schauinsland) ist auch ein inzwischen restauriertes Besucherbergwerk. War da mal als Student vor 20 Jahren unten, als Leute das als Hobby instand gesetzt haben, war ziemlich beeindruckend.

    • Das wäre sicher auch noch einmal einen Besuch wert. Der Barbarastollen des Bergwerkes ist, soweit ich weiss, als Langzeitarchiv der Bundesrepublik genutzt.

  3. Danke für diesen schönen Bericht! Ich bin schon oft den Feldbergsteig gewandert und hätte mir einen Geologen dabei gewünscht. Erwähnenswert am Zastlertal und vor allem auch am Feldsee sind die hervorragenden Einkehrmöglichkeiten – unbedingt Hunger mitbringen!

  4. Pingback:Die Wutachschlucht » Mente et Malleo » SciLogs - Wissenschaftsblogs

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