Wie die Dolomiten zu ihren Namen kamen

BLOG: Geschichte der Geologie

Was die Steine erzählen und wie wir sie verstehen lernten
Geschichte der Geologie

„Jedes Jahr eilte ich zu einer Bergkette, stieg auf ihre Gipfel, um jene tiefen Eindrücke zu empfinden, die aus der Betrachtung des weiten Horizonts entstehen. Da oben dachte ich nach über die Entstehung der Erdkugel, die Umwälzungen, die sie erfahren hat, die Vorgänge, die ihre Formen verändert und den heutigen Zustand bewirkt haben…Wie ich so nach und nach höher stieg und meinen Gedanken immer weiteren Raum gab, verstärkte sich auch mein Weltbild: Mein Horizont stieß auf immer weniger Grenzen.“ de Dolomieu

Credit: Gemeinfrei. Ölbildnis des 39-jährigen Dolomieu, Juni 1789 durch die Schweizer Malerin Angelika Kauffmann.

Diedonnè-Silvain-Guy-Tancrede de Gvalet de Dolomieu wurde am 23. Juni 1750 im französischen Dorf Dolomieu geboren. Aus einer noblen, wenn auch verarmten Familie stammend, widmete er standesgemäß der Diplomatie und der Naturerforschung. Mit 26 Jahren bereiste er halb Europa (anscheinend nicht ganz freiwillig, da er nach einem Duell mit tödlichem Ausgang aus Frankreich flüchten musste) und zeigte großes Interesse an den Bergwerken der Bretagne, den Basalten in Portugal und der Erdbebenaktivität und den Vulkanismus in Süditalien. 1789 durchquerte er die Alpen mit seinem Schüler Kerl Fleuriau de Bellevue. In Tirol, zwischen den Städten von Bozen und Trient, bemerkte er ein weißes Karbonatgestein das jedoch, im Gegensatz zu klassischen Kalkstein, mit Säure nicht reagierte. Er veröffentlichte diese Beobachtung zwei Jahre später im “Journal of Physique”. Nicolas de Saussure, Sohn des großen Alpinisten/Naturforschers Horace Bénédict de Saussure forderte daraufhin  von Dolomieu einige Proben an, um diese chemisch zu analysieren. De Saussure stellte fest, dass das Gestein aus einer Verbindung von Calcium, Kohlensäure und reichlich Magnesium bestand und es sich um ein neues, unbekanntes Mineral handeln musste. 1792 publizierte er seine Analysen in einem Artikel mit dem Titel “Analyse de la Dolomie”. Das neue Mineral wurde daraufhin rasch als Dolomit bekannt.

„So viele Dolomitenzinken ich in Venetien und Tirol gesehen habe: den Geislerspitzen kommt an Jähe und Zerissenheit nichts gleich von all dem, was da aufstarrt.“ Reiseschriftsteller Heinrich August Noë (1835-1896).

Credit: David Bressan

„Sie schienen so wenig Teil der grünen Hänge zu sein, auf denen sie standen, dass sich in uns die Vorstellung entwickelte, es handelte sich um Eisberge aus Stein, die wieder davontreiben und das Land spurlos verlassen konnten.“ So schreiben in 1864 die beiden englischen Reiseschriftsteller Josiah Gilbert und George Cheetham Churchill in ihren Buch “The Dolomite Mountains”. Ab 1876 setzte sich dann der Namen Dolomiten für die Bleichen Berge durch. Übrigens der einzige Fall in dem das Mineral einer Gegend den Namen gab, und nicht umgekehrt.

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David Bressan ist freiberuflicher Geologe hauptsächlich in oder, wenn wieder mal ein Tunnel gegraben wird unter den Alpen unterwegs. Während des Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck, bei dem es auch um Gletscherschwankungen in den vergangen Jahrhunderten ging, kam das Interesse für Geschichte dazu. Hobbymäßig begann er daher über die Geschichte der Geologie zu bloggen.

5 Kommentare

  1. Wenn die Dolomiten ihren Namen von einem Forscher des 18. Jahrhundert erhalten haben folgere ich daraus, dass diese Berge dazumal noch keinen Namen hatten. Wahrscheinlich wie viele Berge damals, denn es scheint damals kaum Menschen gegeben zu haben, die sich für die Berge interessierten – weder von der Forschung noch vom Tourismus her.
    Goethe, der auch im 18. Jahrhundert lebte und gleich 3 Mal den Gotthard bestieg, wählte damit eine Passstrasse und Verbindung zum schon damals ganz anderen und äusserst nicht-deutschen Italien. Er suchte also wohl nicht das Bergabenteuer sondern die Flucht.

    • Berichtigung: Das 18. Jahrhundert war wohl gerade die Zeit wo sich eine erste Bergbegeisterung unter Forschern und Literaten herausbildete.

    • Ja, in alten Karten werden die Dolomiten oft als Land im Gebirge oder höchstens als die Bleichen Berge bezeichnet. Die meisten modernen Namen für die Gipfel stammen auch meistens aus dem 18. Jhd

  2. Pingback:Friedrich Alexander Freiherr von Humboldt – „Philosoph der Erde“ » Geschichte der Geologie » SciLogs - Wissenschaftsblogs

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