“Let’s go!” – Über authentische Juden und authentische Deutsche (Filmempfehlung)

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Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
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Heute Abend waren meine Frau und ich bei einer Sonderaufführung eines großartigen Films namens “Let’s go!” (Regie: Michael Verhoeven), der demnächst (am 8. Oktober) von der ARD ausgestrahlt wird.

Bei diesem “Entwicklungsroman” geht es um das Erwachsenwerden Lauras, eines jüdischen Mädchens in München der Nachkriegszeit. Über viele Umwege findet sie schließlich, quasi gegen ihren Willen, zu ihrer Identität als Jüdin.
Da das Judentum im heutigen Deutschland sehr oft (und dabei nicht zufälligerweise eher von Nichtjuden) als Religion verstanden wird, tut es hier Not darauf hinzuweisen, dass es in diesem Film (und womöglich auch im als Vorlage dienenden Buch) ganz anders ist. Religion spielt keine große Rolle, im Gegenteil: Selbst der Vater, der sich darüber ärgert, dass seine Töchter Schweinefleisch gegessen haben, wird von den Kleinen selber mit einem halbgebissenen Stück Leberkäs ertappt.

Eigentlich wächst die Protagonistin in einem Elternhaus, welches angesichts des Holocaust von Gott abgewandt ist. Ihr eigenes Verhältnis zur Religion ist bestenfalls zynisch. Jüdische Konventionen – etwa das Vermeiden von Schweinefleisch – sowie die jüdische Religion insgesamt sind in dieser Familie nicht der Grund für die jüdische Identität, sondern ein Ergebnis derselben, eine Nebenwirkung.

Dabei ist Laura zwischen dieser jüdischen Familie, der sie bis nach Amerika vergeblich zu entkommen versucht, und der deutschen Umgebung, der sie gerne angehören würde, zerrissen. Eine kurzlebige Beziehung zu einem Deutschen bleibt geht letzten Endes nicht in Erfüllung. Auch wenn beide Partner kaum gläubig sind, ist es trotzdem eine deutsch-jüdische Beziehung, die so früh nach dem Krieg – in den 1960ern – sich als nicht tragfähig erweist.

Interessanterweise spielt im Film die Frage der Staatsangehörigkeit überhaupt keine Rolle: Die Juden sind jüdisch, die Deutschen deutsch – auch wenn sowohl die einen als auch die anderen denselben Pass haben. Mir erscheint dies selbstverständlich, doch lebe ich inzwischen lange genug hierzulande, um zu wissen, dass gerade eine dermaßen authentische Sicht auf die Dinge dem politisch korrekten Zeitgeist widerspricht. Erst vor kurzem habe ich mit meiner Frau bei der Demo “Nie wieder Judenhass” am Brandenburger Tor gestanden und die Bundeskanzlerin trotzdem von “Menschen jüdischen Glaubens” sprechen hören, als ob das ein religiöses Thema wäre. Da nach dieser Aufführung einige Schauspieler sowie der Regisseur Michael Verhoeven mit dem zahlenmäßig leicht überschaubaren Publikum gesprochen haben, konnte ich den Letzteren danach fragen. “Dass ein Film sich gegen den Zeitgeist wendet, ist doch gut”, hat Verhoeven erklärt, “als Regisseur will man genau das erreichen.”

Der Höhepunkt des Film ereignet sich erwartungsgemäß fast zum Schluss, wenn Laura sich nach allem Hin und Her doch endlich zum Judentum (aber nicht zu Gott!) bekennt und auf der helllichten Straße schreit: “Ich bin ein Jude!”

Und wie steht dazu meine deutsche Frau, die ja wesentlich tiefer an den Gott Israels glaubt als ich? Fragt man sie danach, so sagt sie: “Ich bin jüdischen Glaubens, aber keine Jüdin.” Diese Differenzierung ist sehr korrekt und angebracht. Für manche mag dies eine Binsenweisheit sein – doch gerade hierzulande ist es eine wichtige Erkenntnis, die man sogar Frau Merkel empfehlen könnte.

 

Veröffentlicht von

www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

40 Kommentare

  1. Haben Sie diese Studie mitbekommen, die kürzlich erschienen ist, über die Abstammung der Juden? Hochinteressant. Es gab vor 600 Jahren einen Flaschenhals von nur 350, von denen alle heute lebenden 10 Mio Juden abstammen (warum dieser Flaschenhals entstand, ist unklar, jedenfalls war vorher die Zahl bei einigen tausend).

    Es bedeutet, dass Juden heute untereinander so eng verwandt sind, wie Cousins 30sten Grades. Das Lebensgefühl kann man als Nichtjude kaum nachvollziehen. Verständlich ist nun, warum Juden weltweit solidarisch und loyal miteinander sind. Wenn irgendwo in fernen Ländern Juden bedroht werden, fühlen sich alle betroffen. (Das hat im Vorfeld vieler Kriege eine wichtige Rolle gespielt, zuletzt in der Ukraine.)

    • “Es gab vor 600 Jahren einen Flaschenhals von nur 350, von denen alle heute lebenden 10 Mio Juden abstammen”

      Hätten Sie dazu einen Beleg? – Danke!

    • Ich hätte hierzu auch gerne Belege… aber bitte keine mit DNA-Analyse.. Bereits zu Zeiten des Babylonischen Exil betrug die Zahl der Ausgewiesenen aus Israel 4600… Über die Jahrhunderte gab es auch die einen oder anderen nachweislichen Konversionen…. Herr wendehals hüten Sie ihre Zunge, was Blutsherkunftstheorien betrifft… Überlassen Sie das den Juden selbst…

      Shalom

        • Ja, dass gerade von europäischem Boden “wissenschaftliche” Erkenntnisse stammen, ist mir auch hinlänglich bekannt. Und, dass das Wort aschkenasim aus der mittelalterlichen rabbinischen Literatur stammt und Deutschland bedeutet (Aschkenas http://de.wikipedia.org/wiki/Aschkenas) ist mir auch klar….
          Dass das heutige Judentum ca. 90 % Aschkenasim umfasst ist auch keine Neuheit. Die Chasarentheorie ist bis heute nicht widerlegt und höchst umstritten… Man kann aus allem ein “Flaschenhals” machen…
          Was sagen die anderen Juden der 12 Stämme dazu?

          Sephardim
          Mizrachim
          Teimanim
          Tzabar
          Beta Israel
          Beni Israel
          Baghadi Juden
          Bergjuden
          Krimtschaken
          Bnei Menashe
          Romanioten etc. p.p.

          Interessant ist übrigens, was gerade diese Minderheit der Juden in Israel für eine Stellung haben…

          Ergo: Jude ist eben nicht gleich Jude… Aber das ist ein ganz anderes Thema….

          Wir sprechen hier nämlich ausschließlich vom europäischen Judentum, ansonsten würde auch Yoav nicht die Unterscheidung von Juden und Schwarzen machen. Ein Widerspruch in sich? siehe Falschen (äthiopische Juden) S.H.

  2. Wenn nicht die Religion, was verbindet dann die Juden. Oder besser, was verbindet Sie persoenlich mit anderen Juden?

    Wenn ihre Frau sagt:
    “Ich bin jüdischen Glaubens, aber keine Jüdin.”,
    klingt das so, als wenn sie gerne Juedin sein wuerde, aber von der juedischen Gemeinschaft (noch) nicht als solche anerkannt ist.
    Um zu einer Ethnie zu gehoeren muss man dazugehoeren wollen und innerhalb der Ethnie als Mitglied akzeptiert sein.

      • Die Deutschen sind – wie die Angehörigen anderer Staaten auch – zwangsweise mittels Zuweisung von Muttersprache, Staatsangehörigkeit, Religion und Riten zu einem Kollektiv zusammengeschmiedet. Das verbindet sie. Die Arbeiter aller Länder verbindet nichts außer dem Umstand, dass sie auf die gleiche Art ein Einkommen erzielen.

        Dass sich ein Franzose und ein Deutscher unter Verwendung ihrer Muttersprachen nicht miteinander verständigen können, ist übrigens keine Imagination, sondern eine Tatsache.

        • Dass nicht alle “Deutschen im Sinne des Grundgesetzes” durch eine einzige, gemeinsame Muttersprache vereint sind, dürfte klar sein, und zwar nicht nur aufgrund von Migration, sondern auch wegen ansässiger Minderheiten wie etwa die Dänen in Südschleswig (die den deutschen Pass haben) und die Deutschen in Nordschleswig (welche die dänische Staatsangehörigkeit besitzen).

          Außerdem darf man die vielen Russlanddeutschen nicht vergessen, die auch ohne Beherrschung der deutschen Sprache als “Menschen deutscher Volkszugehörigkeit” galten, und zwar bevor sie aufgrund eben dieser Einstufung den deutschen Pass bekamen.

          • Im Gegensatz zu der indigenen regionalen staatsvertraglich anerkannten Minderheit der Dänen (oder den Sorben) erhebt der Staat gegenüber den Russlanddeutschen einen sprachlichen (und sittlichen) Integrationsanspruch: Die Russlanddeutschen sollen etwa nicht russisch sondern Deutsch sprechen.

            Im Übrigen ändert die Anwesenheit solcher sprachlichen und/oder kulturellen Minderheiten am nationalstaatlichen Mechanismus nichts, der darin besteht, dass die Kindern nicht nur die deutsche Sprache von der Mutter sondern eben auch die Staatsangehörigkeit und ggf. ihre Religion “erben”.

            Ein vergleichbarer Mechanismus der Arbeiter in verschiedenen Ländern ist mir nicht bekannt.

        • Man muss dem hinzufügen, dass gemeinsame Religion, gemeinsame Riten und vor allen Dingen gemeinsame Sprache in Europa häufig das Ergebnis von politischen Entscheidungen sind, die vor sehr langer und häufig unter dubiosen Bedingungen Zeit getroffen wurden.
          Die religiösen Differenzen zum Beispiel verdanken sich oft Religionskriegen oder Ereignissen wie der “Hugenottennacht”. Die Sprache stellte oft die politisch bevorzugte Sprache dar. Die Sprache war oft die Sprache der Adligen oder der Dialekt des Königshauses, der quasi “amtlich” gemacht wurde.

          Auf der anderen Seite gibt es im Deutschen heute viele Dialekte, so dass sich auch zwei Muttersprachlicher nicht so verständigen können, “wie ihnen der Schnabel gewachsen ist”.

          Was die Arbeiter angeht, so haben sie ggf. das Arbeiten gemein und die aus ihrer Position erwachsenen Probleme. Natürlich werden die sich ggf. unterscheiden.

      • Die Deutschen verbindet der Deutsche Pass. Die “Arbeiter aller Laender” verbindet, dass sie unter der Knute der Kapitalisten schuften muessen.

        • Also seien alle Besitzer des deutschen Passes “Deutsche” – und alle Nichtbesitzer keine… Das dem nicht so ist, habe ich hier im Blog schon oft genug gezeigt, etwa im allerletzten Text über den “letzten Deutschen in Odessa”.

          • Sie haben darueber schon oefters geschrieben, aber nie klar definiert, was fuer Sie ein Volk ist (oder ich habe es nicht verstanden). Deshalb wuerde ich gerene wissen, was Sie zum Juden macht, wenn nicht die Religion. Was mich zum Deutschen macht, ist einzig und alleine mein Pass.

          • Sie können doch “Deutsch” – wie jeden anderen Begriff – definieren wie Sie wollen. Sie müssen nur auf Vorhalt die Definition darlegen. Ich finde, dass man sich nicht streiten sollte, nur weil man einer Homonymie aufgesessen ist.

          • Deshalb wuerde ich gerene wissen, was Sie zum Juden macht, wenn nicht die Religion. Was mich zum Deutschen macht, ist einzig und alleine mein Pass.

            Nun, Sie könnten z.B. mehrere Pässe haben, familiär ein wenig gemischt sein, sich unabhängig vom Pass so oder so einschätzen wollen. – Der Schreiber dieser Zeilen schätzt sich bspw. als Kulturchrist ein, es gibt auch Kulturjuden oder Herkunftsjuden, sofern das so angemessen formuliert ist, natürlich nur…

            MFG
            Dr. W

          • @ Dr. W.
            Zitat:”
            Nun, Sie könnten z.B. mehrere Pässe haben, familiär ein wenig gemischt sein, sich unabhängig vom Pass so oder so einschätzen wollen. – Der Schreiber dieser Zeilen schätzt sich bspw. als Kulturchrist ein, es gibt auch Kulturjuden oder Herkunftsjuden, sofern das so angemessen formuliert ist, natürlich nur…”

            1. Das mit den mehreren Pässen (doppelte Staatsbürgerschaft) ist nicht so einfach… Weltbürgertum haben wir (noch) nicht! Ist auch gut so… “Wettbewerb” ist ein NATURGESETZ!

            2. Familiär gemischt sein schon eher..

            3. Was ist ein Kulturchrist? “Tauchbecken besucht” und Atheist?

            4. Was ist ein Kulturjude? Deutscher jüdischen Glaubens, wie meine Vorfahren und meine Familie in USA? Oder jeder andere Jude, der sich auf sein jüdisch-religiöses Erbe beruft?

            5. Herkunftsjude…. da wäre ich vorsichtig…. das geht wieder in Richtung Abstammung, darauf waren die Nazis spezialisiert… Was sagen die Falaschen, Bergjuden, Sepharden oder die Samariter dazu?

            ERGO: Alles doch eine Frage der “Religionen”… und der aus ihr entstandenen heutigen säkularen Zivilisation…?

            S.H.

          • @ Herr Sapir :

            Inzwischen würde ich aber sagen: Nichts macht mich zum Juden. Ich bin es.

            Irgendeine Regelmenge wird es schon geben, die diese Aussage anleitet. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Sie Doitscher werden, könnte sein, oder? – Insgesamt ist das mit dem Judentum schon sehr schwierig, Juden sind schlecht zu packen, manchmal wollen sie Nationalbürger anderer Staaten als Israel sein, weisen Vorbehalte schlicht ab, dann geht es beizeiten um die Religionsgruppe, dann wieder nicht, auch wieder gelegentlich belehrend (der Schreiber dieser Zeilen findet das Output des ZdJ generell nicht so toll bzw. erklärend), dann wird auf das Elternteil geguckt, ob es weiblich und jüdisch ist und nicht männlich und jüdisch, jeweils das Komplementäre als nichtjüdisch annehmend.

            Ischt schon schwierig.

            MFG
            Dr. W (der nichts gegen einen Artikel hätte, der dbzgl. mal aufklärt, definitorisch sozusagen)

          • @ Yoav Sapir
            “Vor fünf Jahren habe ich das hier geschrieben: https://scilogs.spektrum.de/un-zugehoerig/warum_ich_jude_bin/
            Inzwischen würde ich aber sagen: Nichts macht mich zum Juden. Ich bin es.”

            Na das ist doch mal eine Antwort.

            @ Webbaer:
            “Nun, Sie könnten z.B. mehrere Pässe haben, familiär ein wenig gemischt sein, sich unabhängig vom Pass so oder so einschätzen wollen.”

            Wenn ich zwei Paesse haette waere ich eben Deutscher und z.B. Brasilianer gleichzeitig. Ich wuesste, vom Pass abgesehen nichts, was mich vom Oesterreicher unterscheidet (mehr unterscheidet als vom Hamburger).

            Mir ist durchaus klar, dass das alles subjektive Entscheidungen sind. Jeder gehoert zu der Ethnie zu der er gehoeren will (oder in die er gedraengt wird), solange es andere Menschen gibt, die das genauso sehen.

            “Der Schreiber dieser Zeilen schätzt sich bspw. als Kulturchrist ein.”

            Das geht mir genauso. Allerdings bedeutet mir das nicht sehr viel. Wenn ich ab morgen anstelle von Weihnachten ein Hindu-Fest feiern muesst, waere mir das auch recht.

          • Würde man im 21. Jahrhundert übrigens den Status Quo akzeptieren, was den Staat Israel betrifft, das Wort jüdisch lasse ich jetzt bewusst weg, denn meine jüdischen Vorfahren sind mit Yoav nicht verwandt, wie viele andere auch nicht, dann würde ich einfach wieder Shlomo Sand zitieren: “Ich bin Israeli”
            Dann kann sich in Zukunft wenigstens keiner mehr am “ethnischen” Judentum aufgeilen und an dem unsäglichen Antisemitismus… Dann muss auch keiner mehr seine “jüdische Herkunft” vor sich hertragen…, so wie es meine Familie nicht tut und getan hat und so wie es ein Rolf Eden auch nicht tut….. Und dann kommt hoffentlich auch keiner auf die Idee zum Judentum zu konvertieren, um eine israelisch-jüdische Staatsbürgerschaft zu erlangen… was für ein Irrsinn…
            Dann brüllt hier auch keiner mehr “Juden ins Gas” und es kommt auch keiner mehr auf die Idee “Deutschland den Deutschen” zu schwadronieren…
            Dann hört das Dilemma auch irgendwann auf, welches nur DIE Juden lösen können, die sich an 3500 Jahren ethnischer Herkunftsgeschichte klammern…
            Aber das wäre zu viel verlangt für die Schicksalsgemeinschaft….
            Ergo: The show will go on….

            Shalom

          • @ Detlef Schulze :

            Wenn ich zwei Paesse haette waere ich eben Deutscher und z.B. Brasilianer gleichzeitig.

            Aber Sie wären anders als ein Deutscher oder Brasilianer, gell, zumindest einen Tick anders.
            Über das Wesen des Deutschen oder des deutschen Staatsbürgers hat der Schreiber dieser Zeilen noch nicht so recht nachgedacht, auch über Deutschland nicht; Herr Sapir hat zu D an anderer Stelle einige bemerkenswerte Überlegungen beigebracht, den Überlegungen dieses Artikels kann Ihr Kommentatorenfreund aber kaum folgen.

            MFG
            Dr. W

    • @Detlev Schulz

      Wenn nicht die Religion, was verbindet dann die Juden. Oder besser, was verbindet Sie persoenlich mit anderen Juden?

      Einfache Antwort Herr Schulz:

      Die Juden verbindet eine gemeinsame sowohl väterlicher, als auch mütterlicherseits über 3500 Jahre gemeinsame ethno-religiöse Geschichte… die einen mehr, die anderen weniger…

      Die Nazis haben dieses Volk fast ausgelöscht….

      Ob halachisch oder auch patrilinear, oder auch beides, wie im Falle von Yoav…Bis vor dem Holocaust hat das jüdische insb. aschkenasische Volk zusammengestanden… über 2000 Jahre…. und ja es ist auch ethnisch determiniert, aber eben nicht rassisch… das liegt in der Besonderheit des jüdischen Volkes der Nichtmissionierung…

      ERGO: Die Juden,die heute noch leben und insb. in Israel wieder ihre Heimat haben, wenn sie das wollen, können sich auf eine gemeinsame Herkunft (Heirat untereinanander aufgrund von Ausgrenzung) und ihre Religion/ Philosophie/ Kultur (in der Diaspora) berufen…

      Wie hatte Einstein einmal angemerkt:

      “Und das jüdische Volk, zu dem ich gern gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Dignität als alle anderen Völker. Soweit meine Erfahrung reicht, ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppierungen, wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Sonst kann ich nichts ‘Auserwähltes’ an ihm wahrnehmen.”

      http://www.sueddeutsche.de/wissen/einstein-brief-bei-ebay-die-bibel-ist-eine-sammlung-primitiver-legenden-1.1490997-2

      S.H.

  3. Sehr interssant!
    Ich bin als Katholik aufgewachsen und bekenne mich auch zum Christlichen Gott, der nach meinem Verständiss der Selbe ist, wie der Gott Israels. Und ich kenne es nur so, dass das Judentum sich aus der Religion heraus begründet. Wer also sagt, er/sie sei Jude, bekennt sich damit zur jüdischen Variante der Monotheistischen Religionen. Die Geschichte des Antisemitismus kenne ich nicht, aber meine Hypothese dazu ist folgende: die Trennung zwischen jüdischem Volk und jüdischer Religion ist erst später entstanden, bzw. den Menschen jüdischen Glaubens erst im Laufe der Zeit von aussen aufgeprägt worden. Das ganze deshalb, weil sich Judentum und Christentum in der Auslegung diverser Gebote unterscheiden. Denn wenn Menschen sich relativ streng an die Biblischen Vorschriften halten, wirken sie auf jene seltsam, die es nicht tun, bzw. die Vorschriften anders auslegen (oder teilweise für überholt halten). Da ich es für sehr wahrscheinlich halte, dass dies zu früheren Zeiten der Fall war, also die Menschen jüdischen Glaubens den Christen (oder anderen) deshalb seltsam vorkamen, haben sich diverse Vorurteile und aus diesen schliesslich der Antisemitimus entwickelt. Von daher betrachte ich es als ein “Werk der Geschichte” wenn Menschen sich als Juden sehen, aber mit der jüdischen (also ihrer) Religion nichts am Hut haben. Dann sollten sie sich besser als Agnostiker oder Atheisten bezeichnen, weil es die Sache eher trifft.

    Während ich diesen Kommentar schreibe und mehrfach korrekturlese kommt mir die Frage nach der Trennung von Staat und Kirche bzw. Synagoge in den Sinn. Es ist ja eine Errungenschaft der Aufklärung, Staat und Kirche (Religion) voneinander zu trennen. Andrerseits, jedenfalls nach der biblischen Geschichte definiert sich ein jüdischer Staat ja gerade aus der Religion heraus, d.h. im historischen bzw. altertümlichen Judentum sind Staat und Religion eine Einheit. Wie man diesen Konflikt auflöst, weis ich nicht. Ich wollte aber der Vollständigkeit halber erwähnen, das er mir bewusst geworden ist.

      • Das Judentum an einer Ethnie/ Ethnos? (ethnische Gruppe) festzumachen ist die grundlegende Diskussion der Herkunft der Juden aus dem gelobten Land, welche nach 3500 Jahren Überlieferung der Thora nicht ethnisch beantwortet werden kann und auch nicht auf diese Art und Weise beantwortet werden darf, da wir an diesem Punkte wieder beim Thema Antisemitismus als Blaupause zum Deutschtum (Arier etc.) sind. “Es hat 6 Mio. Menschen in die Gaskammer befördert”…. Wer das Judentum GENERELL als Ethnie und damit als “Blutsverwandtschaft” aus dem gelobten Land interpretiert ist ein Rassist übelster Sorte.. (soll durchaus auch Juden geben, die so denken)…

        Es gibt ja auch schwarze Juden (Falaschen) wie ich bereits einmal bemerkt habe… Der Zionismus ist auf dessen Mist sicherlich nicht gewachsen, auch die Mizrachim sind dem aschkenasischen (europäischen) Zionismus/ Nationalismus äußerst reserviert eingestellt.

        S.H.

      • Hm… – Ihre kurze Antwort erscheint mir wie ein kurz hingeworfener Kommentar zur Vollständigkeitsanmerkung, also dem 2. Teil meines Kommentars. Ich hätte mir aber eher gewünscht, dass Sie zu meiner Hypothese Stellung nehmen und erklären, ob ich mich da irre oder nicht. Und wo Sie den Begriff der “Ethnie” ins Spiel bringen, ich glaube, da stimme ich mit Herrn Happ überein, dass das nicht wirklich sinnvoll ist. Aber wenn Sie dabei bleiben wollen, dann geht es mir erst mal nur um Ethnogenese. Diese etwa seit der Zerstörung des 2. Tempels im Jahre 70, bzw. dann erst mit Beginn des Mittelalters. Dieser Sprung mag genauer betrachtet zwar nicht zulässig sein, aber ich bin auch kein Historiker und an detailierter Geschichte auch nicht interessiert. Es geht mir also nur um eine Zusammenfassung der Geschichte, die für das Verständnis Ihres oben beschriebenen Standpunktes notwendig ist.
        Ansonsten noch kurz:
        Ich komme aus dem liberalen Lager der Katholiken und habe zu diversen Fragen meine eigene Meinung, die nicht unbedingt mit der Offiziellen Meinung aus Rom übereinstimmt. So lehne ich das berühmte Unfehlbarkeitsdogma zum Beispiel ab, weil es einfach nicht Wahr ist. – Der Papst ist ein Mensch wie jeder andere auch und deshalb auch genauso fehlbar! Sollte jemand was anderes behaupten, geht es meiner Meinung nach darum, kirchliche Macht zu erhalten oder zu misbrauchen.
        Von der sogenannten Karfreitagsfürbitte hab ich zum ersten mal gehört, als Papst Benedikt daran was geändert hat. Ansonsten ist sie mir unbekannt, weil ich mich nicht daran erinnern kann, wann ich das letzte mal an einem Karfreitag in der Kirche war. – Wahrscheinlich noch nie. Aber ich denke, da es sich dabei um eine Art Missionierung handelt, ist sie eher abzulehnen, bzw. Unsinnig, da es doch um den gleichen Gott geht. Der wesentliche Unterschied (neben ein paar weiteren) ist meiner Meinung nach, dass das Judentum (als Religion) die Dreifaltigkeit des Christentums nicht kennt und deshalb auch nicht anerkennt. Muss es aber auch nicht.

        Und schliesslich schreibt Herr Happ weiter unten noch:

        Wie man sich allerdings zum Judentum bekennen kann, ohne an den Gott der Juden (und der Christen + Muslime) zu glauben, bleibt mir ein Rätsel…

        Das könnte ich nicht besser ausdrücken, denn es ist mir auch ein Rätsel.

    • Die Trennung des Judentums als Ethnie/Volk bzw. Religion ist Gegenstand und Diskussion unter den Christen, insb. dem Katholizisums seit Jahrhunderten. Diese äußern sich in den Karfreitagsfürbitten für die Juden: ausführlich siehe:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Karfreitagsf%C3%BCrbitte_f%C3%BCr_die_Juden

      Unter gläubigen Juden wird dies als Quasi-Judenmission verstanden und wird strickt abgelehnt. Dass das Judentum als Nicht-missionierende Religion und damit als “ethnische Einheit” seine Bestimmung hat, hat dieses Volk auch nach dem Holocaust als “Eretz Israel” bis heute bewahrt…

      P.S.: JA, es ist wohl wahr, dass kaum ein Volk bis heute über 3500 Jahre eine derart enge ethno-religiöse Gemeinschaft bildet, wie eben das Judentum…. Chapeau….

      Und ja, es ist auch klar, dass Konversion (“Proselytemtum”) unter Juden als NICHT-missionierende Religions- und Volksgemeinschaft nicht gerne gesehen wird und auch nicht gerne gesehen wurde… Das muss man 2000 Jahre + in einer Diaspora erst mal hinkriegen. Und wer zum Volk der Juden gehören will muss einen nicht ganz einfachen Giur “machen”… und nicht nur seinen Kopf ins Tauchbecken stecken lassen….

      Shalom

  4. Ich bin verwirrt. Wenn das Judentum keine Religion ist, was ist es dann? Wenn jemand sagt, ich bin Jude, aber nicht jüdischen Glaubens, was ist er dann? Sind wir dann nicht bald wieder bei unverrückbaren Volkszusammengehörigkeit, die nicht fassen und als zu oft nicht stimmen? Ich könnte heute Däne, Pole, Israeli sein. Ich habe aus Zufall einen deutschen Pass. Bin ich nun Deutscher? Und wenn, was macht das Deutschtum aus außer einer gemeinsame Sprache, die einige Landesteile noch nicht mal beherrschen und damit auch noch Werbung machen? Bei Gott, lieber Yoav, ich mal so frei, das verwirrt mich wirklich.
    Ihr alter Crossfield aus Crossfield Hall

    • Ich könnte heute Däne, Pole, Israeli sein.

      Was müssten Sie denn jetzt genau tun, damit Sie heute noch zum Dänen würden?

      Ich habe aus Zufall einen deutschen Pass.

      Haben Sie den im Lotto gewonnen oder was meinen Sie mit “Zufall”? Die Kinder erhalten doch nicht zufällig Staatsangehörigkeit, Muttersprache und Religion der Eltern nachdem sie das Licht der Welt erblicken, sondern weil das tatsächlich und rechtlich so eingerichtet ist.

  5. Und wie steht dazu meine deutsche Frau, die ja wesentlich tiefer an den Gott Israels glaubt als ich? Fragt man sie danach, so sagt sie: “Ich bin jüdischen Glaubens, aber keine Jüdin.” Diese Differenzierung ist sehr korrekt und angebracht.

    Diese ‘sehr korrekte und angebrachte Differenzierung funktioniert jedenfalls für Christen nicht, denn es gibt keine christliche Volksgruppe, und ist bei Moslems undenkbar, die sich aber lustigerweise als Volksgruppe verstehen.

    Passt auch irgendwie nicht hierzu:

    Erst vor kurzem habe ich mit meiner Frau bei der Demo “Nie wieder Judenhass” am Brandenburger Tor gestanden und die Bundeskanzlerin trotzdem von “Menschen jüdischen Glaubens” sprechen hören, als ob das ein religiöses Thema wäre.

    Sie ahnen warum?

    MFG + eine schöne Woche noch
    Dr. W

    • @ Dr. Webbaer

      “Sie ahnen warum?”

      Sprechen Sie es doch aus Herr Dr.

      Ungefähr so:”Die Tatsache, dass das Judentum, insbesondere in Deutschland, als Religionsgemeinschaft und nicht als nationale Minderheit angesehen wird hat geschichtliche Gründe. Meine vielzitierte Blaupause Germanentum – Judentum als zionisitsch/ nationalistischer Auswuchs hat im Nationalsozialismus des letzten Jahrhunderts seinen menschenverachtenden Höhepunkt erfahren. Wenn sich also gerade sog. atheistische Juden, die eben nicht an ihren Gott glauben, immer noch als Juden bezeichnen, so braucht sich keiner wundern, dass er sich mit dem Antisemitismus konfrontiert sieht.” (Man denke hier nur an die Judengenforschung in USA oder die immer wieder amüsanten Vergleiche von deutsch- und englischsprachigen Wikipedia-Einträgen über Juden… Man schaue sich da mal an, wie wenig die englischsprachigen Einträge ein Problem damit haben, die ethnische Herkunft hervorzuheben)

      Denn das sog. Herkunftsjudentum ist dann eben nichts anderes, als der Umkehrschluss des Germanentums, der Vorstellung, dass da eine Volksgruppe sich aufgrund von ethno-religiösen Verwandtschaftsbeziehungen auf das gelobte Land Israel berufen kann und das nach 2000 Jahren Diaspora.

      Ich betone noch einmal, ich stelle nicht den Staat Israel in Frage, ich stelle aber sehr wohl die Konzeption des “jüdischen Staates” Israel in Frage, dessen Grundlage in seiner ethnischen Herkunftsdenke liegt.

      Das Dilemma von Herkunft/ Ethnie und Religion können nur die Juden selbst lösen. Wie, das liegt im Schicksal/ in der Tradition des jüdischen Volkes selbst begründet und muss es selbst lösen. Ansonsten sehe ich kein Ende des sog. Antisemitismus in Sicht…

      S.H.

  6. Über die Frage, wer ist denn nun Jude und wer nicht, kann man vorzüglich streiten, dieser Streit wird auch und gerade unter Juden recht kontrovers und zum Teil auch sehr zynisch, wenn nicht gar abwertend diskutiert. Siehe hierzu die Bemerkungen von Dr. P zum “Kostümjuden” H.M.B.

    http://utaliquidfiat.blogspot.de/2014/09/von-waldemar-uber-igor-zu-ulf-broder.html

    Ich fasse es mal in meinen Worten zusammen. Die Diskussion geht ja nun schon 2000 Jahre lang:

    Das Judentum ist eine Volksgemeinschaft/ Kultur, die sich aus den Überlieferungen des AT=Thora speist. Daran ist nicht zu rütteln. Mit Abstammung hat dies überhaupt nichts zu tun. Den Mist haben die Nazis erfunden.

    Dass eine religiöse und damit auch sich aufgrund ihres Glaubens abgrenzende Volksgemeinschaft (Stichwort: Heirat und Nachkommenschaft untereinander, d.h. NICHT-interreligiös (Mischehe!) eine gewisse Eigenheit und Abgeschlossenheit bildet ist dem Judentum als Nicht-missionierende Religion immant (für die Sinti und Roma gilt übrigens gleiches, wobei diese nicht religiös fundiert ist)

    ERGO: Im Selbstverständnis der Konzeption des Judentums als ethno-religöse Volksgemeinschaft liegt die jahrtausendealte Auseinandersetzung früher, Antijudaismus, dann als die Nationalstaaterei kam Antisemitismus (eine deutsche Erfindung). Im Prinzip hängt alles von der Überlieferung der Thora und seiner Interpretation und Weiterentwicklung des Thalmud und der Mischna als Basis dessen ab. Auch hier sind wir wieder beim kulturell-religiösen, welches uns allen unabhängig unserer Herkunft immanent in der (jüngeren) Menschheitsgeschichte ist. Die Grundlage unseres kulturellen Zusammenlebens.

    Wie ich bereits einmal angemerkt habe, haben wir alle die gleichen Wurzeln, auch ein Christ, der aus dem Judentum “herausgetreten ist” und den Messias Jesus akzeptiert hat, kann sich auf diese Wurzeln berufen… dies ethnisch/ völkisch zu tun, hat über das jüdische (Gegenpol christliche) Volk das größte Leid der jungen Menschheitsgeschichte gebracht…

    Shalom

    P.S.: Der einzige Weg zu einem Weltfrieden, was die drei monotheisitschen Religionen, Judentum – Christentum und Islam betrifft ist die Versöhnung mit dem einen gemeinsamen Gott und damit eine Versöhnung mit dem Judentum als dessen Urheber. Hierzu die Idee vom Weltethos von Hans Küng: http://de.wikipedia.org/wiki/Weltethos

  7. Zitat: “Der Höhepunkt des Film ereignet sich erwartungsgemäß fast zum Schluss, wenn Laura sich nach allem Hin und Her doch endlich zum Judentum (aber nicht zu Gott!) bekennt und auf der helllichten Straße schreit: “Ich bin ein Jude!”

    Ich werde mir den Film anschauen… Wie man sich allerdings zum Judentum bekennen kann, ohne an den Gott der Juden (und der Christen + Muslime) zu glauben, bleibt mir ein Rätsel…
    An diesem Punkt wären wir dann wieder bei der Herkunft…. Was diese Denke angerichtet hat ist hinlänglich bekannt…. Ich danke meinen jüdischen Urgroßeltern meinen “halbjüdischen Großeltern” (welch eine Farce!!), dass ich das Licht der Welt erblickt habe, dass Sie (teilweise) den Holocaust überlebt und dass Sie sich emanzipiert haben, ohne Ihren Glauben durch Konversion aufgegeben zu haben….

    S.H.

  8. Evt. ein kleiner Literaturtipp zum Thema. Es ist nicht alles so einfach, wie es scheint:

    Wie es sich christelt so jüdelt es sich : 2000 Jahre christlicher Einfluss auf das jüdische Leben / Michael Hilton. – Berlin : Jüdische Verlagsanstalt, 2000. – 319 S.

    Zur Missionierung: In der Spätantike und dem Frühmittelalter gab es keine direkte Mission, aber einen (wie zum Beitritt zum Christentum) intensiven Beitritt zum Judentum. Was von diesen Leuten übrig ist, da setze ich ???. Beispiel gefällig: Jüdischer Friedhof vor Ort, datiert frühes 11 Jhd. Frau in slawischer Tracht und mit Schläfenringen (slawisch) beerdigt. Warum wissen wir, dass es ein jüdischer Friedhof ist? Früh- bis hochmittelalterliche jüdische Besiedlung auf dem Hügel daneben, anderweitige Dokumente, die den Friedhof sehr genau verorten (Deswegen wurde er auch gefunden).

    So jetzt habe ich noch anderes zu tun. Den alten Betrag von unserem Bloger hier zu lesen und den Schlüssel von unserem Haus in Toledo suchen. Den habe ich nämlich verlegt. Wäre schade, wenn ich ihn nicht wiederfinden würde. Es ist eine so schöne Erinnerung ….

    TC

  9. Die Aussage deiner Frau:

    “Ich bin jüdischen Glaubens, aber keine Jüdin.” Diese Differenzierung ist sehr korrekt und angebracht. Für manche mag dies eine Binsenweisheit sein – doch gerade hierzulande ist es eine wichtige Erkenntnis, die man sogar Frau Merkel empfehlen könnte…….

    Eine Binsenweisheit ist es nicht, Yoav, denn mit dieser Aussage unterstreicht deine Frau als Proselytin (Konvertitin) genau dass, was in der Bibel steht:

    Nämlich, dass die Israeliten eine über 3000 jährige Ethnie seien, auf die sich bis heute Juden unabhängig von Mischehen, Prostitution, Konversion etc. durch gemeinsame Verwandtschaft berufen.

    Dies ist die Grundlage des Antisemitismus, der im nationalen Judaismus selbst begründet ist und der aufgrund der von mir schon öfters beschriebenen Blaupause zum “Deutschtum bzw. Germanentum (Arier) zu Zeiten des Nationalsozialismus zur Ausrottung von 6 Mio. Menschen geführt hat.

    Ich habe an mehreren Stellen bereits über das Schicksal meiner jüdischen Vorfahren kommentiert und auch darüber, wie sehr sie sich trotz ihres jüdischen Glaubens in die mehrheitlich christliche Umwelt integrieren und ja auch assimilieren wollten (u.a. durch interkonfessionelle Heirat)….

    Wer sich heute noch als Jude hinstellt und sich als Jude aufgrund seiner Herkunft, sprich auf die Herkunft aus dem gelobten Land beruft, ist für mich ein Rassist… Denn seinen Stammbaum bis “Abrahma” kann keiner nachkonstruieren… Dies gilt insbesondere für das jüdische Volk. Sinti und Roma sind da wesentlich homogener, aber über die spricht keiner (mehr)…

    Staatsgebilde sind menschengemacht, diese machen sich an gemeinsamer Sprache/ Kultur/ Nationalitätsverständnis fest. Das heutige Judentum, über 2000 Jahre in der Diaspora verbindet nur eines: Die Thora, der Thalmud und die Mischna…. Diese Überlieferungen kann ein Konvertit ebenso weitergeben, wie jemand, der glaubt in seiner ganzen Ahnenreihe stammen alle von Abraham ab…

    Ersters ist das was es ist, das ethno-religöse Volk der Juden, zweiteres ist ein Hirngespinst, das sich manch ein Jude gerne einredet um seine Herkunft völkisch-rassisch zu untermauern.

    Wahr ist: Ich bin Jude, weil ich mich mit der religös-kulturellen Vielfalt des rabbinischen Judentums identifiziere und ich dies quasi geerbt habe (als religöse Überzeugung) oder weil ich der Überzeugung bin als Konvertit das jüdische Selbstvertändnis anzunehmen und mich damit von meiner christlich weltoffenen Umgebung in irgendeiner Form abzugrenzen…

    P.S.: Religion ist ein Mittel der Abgrenzung zu Anderen, diese Abgrenzung und das Alleinstellungsmerkmal des Judentums zu seinem Gott wollte Jesus der Jude aufheben und das Volk der Juden befreien, in dem er die frohe Botschaft an alle Völker richtete…

    Shalom

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