Am Sommerhimmel finden wir nicht wirklich eine Transformation, sondern eher eine “Ablösung” mit einem Stück Kontinuität:
Der babylonische U.KA.DU.A-Dämon erstreckte sich wohl über Cygnus und Teile von Cepheus. An seiner Stelle wurden also griechisch ganz andere Bilder gesehen: der König neben seiner Königin (Cassiopeia) und ein Vogel. Das Sternbild hieß Griechisch eigentlich “Vogel”, aber wurde mythologisch mit einem Schwan identifiziert. Auch der Zeichenstil der griechischen Lyra ist stark von der Mythologie geprägt, da der Gott Apollon die erste Lyra wohl aus einem Schildkrötenpanzer gebastelt hatte.
Der griechische Schwan sieht auch anders aus der Riesenvogel, den wir heute malen, nahm aber den gleichen Raum ein. Er pickt dem Adler in die Füße.
An Stelle der babylonischen Medizin-Göttin Gula zeichnen die Griechen eine Lyra – hier liegt also sicher keine Transformation vor.
Der Südliche Teil des Sommerdreiecks um den Adler blieb hingegen erstaunlich gleich: Der Adler ist ein original-babylonisches Sternbild.
Es ist eigentlich nicht klar, ob es ein Adler oder ein Geier war, aber neben ihm lag das Sternbild Leichnam. Im Griechischen gab es keinen Leichnam, aber in römischer Zeit wurde dieser wieder eingeführt: Bis heute ist er als “Antinous” bekannt, der jung verstorbene und daher vergöttlichte Günstling des römischen Kaisers Hadrian: Als Ptolemaios von Alexandria dieses (wieder) Sternbild einführte und dem Zeitgeist folgte, setzte er ihn unter den Adler, der dann nicht mehr kopfüber am Himmel hing (wieder der griechische), sondern von rechts nach links durchs Bild flog.
"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).