Rollenspiel “Raumflug” im Internationalen SpaceCamp in Berlin

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Ostersonntag, Abschlusstag des Internationalen SpaceCamps.

Heute fliegen wir eine Mission zur ISS. Die Teilnehmenden haben sich in zwei Mannschaften aufgeteilt: Eine Besatzung des Raumschiffs Phoenix und eine zugehörige Bodencrew. Die Teilnehmenden wählen sich einen Beruf aus: Meteorologe, Umweltspezialist, Bordingenieur, Arzt, Triebwerkspezialist, Astronom, Physiker, Geograf, Satellitenexperte, Reporter, Pilot – und natürlich die Kommandanten, doch diese ehrenvolle Aufgabe ist bereits an unsere gruppenleitenden russisch-deutschen Schülerinnen Vika und Nina vergeben. Nach dem Mittagessen werden die Mannschaften getauscht und eine weitere Mission geflogen.

Das ist die Kulisse: für das FEZ-orbitall hat man eine Spezialtapete angefertigt, um die Illusion der ISS so realistisch wie möglich zu machen. In der Trainingshalle haben die jungen Leute ja bereits während der Woche mehrfach trainiert. Heute versammeln sie sich dort, um die Mannschaften zu gruppieren. Sie sind durch die blau beleuchtete Schleuse gekommen, in der sie von dem deutschen Astronauten Ulrich Walter begrüßt wurden.   

 

Hallo Major Nina, man kann Sie hören! Wir checken die Startbereitschaft. Kontrollzentrum. Man stellt fest, dass es zu viele Sonnenflecken gibt; der Start muss verschoben werden. Endlich hebt man ab: "noch 30 Sekunden bis zum Start" ertönt die bestimmte Ansage der Kommandantin und dann folgt der Countdown. 

Ich eile ins Raumschiff Phoenix und beobachte die Crew. Auf den Bildschirm werden Außenaufnahmen eines Ariane-Starts übertragen. Die Bässe bringen die Wände zum Vibrieren; Kapitän Nina und ihr Pilot starren gebannt auf die Aufnahme. Sie haben das Gefühl, in ihre Sitze gepresst zu werden. Flugleiterin Vika aus dem Kontrollzentrum dokumentiert auf deutsch und russisch die Manöver: erste Stufe abgesprengt, Zünden der zweiten Stufe … schließlich sind wir im All. Die Situation an Bord entspannt sich. [Anm. der Meta-Reporterin: Das erste Ereignis im "virtuellen" All: ein Bleistift fällt zu Boden Embarassed. Trotzdem ein tolles Spiel, denn außer mir ist das wohl niemandem aufgefallen.] Wir koppeln an die ISS an. Nach einigen Flugminuten meldet Umweltspezialist: der CO2-Gehalt der Luft steigt dramatisch; wir müssen die Generatoren überarbeiten. Als der Bordingenieur jedoch feststellt, dass der Treibstofftank fast leer ist, ordnet die Flugleiterin umgehenden Rücksturz zur Erde an.

 Ganz ehrlich:

Nirgends habe ich bisher die russische Sprache dermaßen wohlplatziert empfunden wie bei diesem Rollenspiel: Es schossen mir sogar Tränen in die Augen vor Bewegung. Ich selbst beherrsche leider kein Russisch, sondern habe meine ersten paar Worte dieser Sprache letzten Sommer auf dem Weg nach Nowosibirsk gelernt. Ich genieße einfach nur ihren Klang in diesem Rollenspiel einer Weltraummission.

Besonders gefällt mir das wirklich internationale Flair in der Gruppe: Der Countdown für die Ariane wird natürlich in französisch gezählt (diese Sprache verstehe ich). Auf der Mission werden alle Kommandos auf deutsch und russisch gegeben. Manche Besatzungsmitglieder kommunizieren unterwegs aber englisch, weil keiner des anderen Sprache hinreichend mächtig ist, dass man darin schnell Informationen austauschen könnte. Es ist wirklich toll!!!     

Zweiter Flug:

Nun ist Vika Kapitän und Nina die Flugleiterin am Boden. Jeder ist im Stress, doch Major Vika – macht einen Scherz; sie schäkert mit ihrer Freundin Nina. Der Bordarzt untersucht die Besatzung, doch ein Mitglied hat keinen Puls. "Wir hatten eine Leiche an Bord" berichten mir die Teilnehmerinnen später ganz aufgeregt. Dieser Flug endete sogar mit einer totalen Havarie: Plötzlich tauchen Klingonen (aus dem benachbarten Trekky-Club) auf, kapern die Phoenix und entführen die Mannschaft. Die Boden-Crew schickt einen Suchtrupp, der jedoch nur ein leeres Schiff vorfindet.

Ohje! Was sag ich nur den Eltern meiner Schützlinge?!?

Glücklicherweise stellt sich heraus, dass die Leute vom orbitall uns nur hinters Licht geführt haben: Alle sind wohl behalten durch einen anderen Ausgang entwichen und treten gelassen zur Abschlussfeier an.       

O-Stern-Abend 

Noch am heutigen Tag findet die feierliche Zeugnisübergabe statt. Das Besondere daran ist, dass der heutige Ostersonntag das Jubiläum des ersten Flug eines Menschen im All ist: Juri Gagarin flog am 12. April 1961 – der erste Mensch im All sprach also russisch, wie etwa die Hälfte der Teilnehmenden dieses SpaceCamps.

Ich bin sehr glücklich, dass ausgerechnet mir die Ehre zu Teil wird, an diesem besonderen Tag den dreißig sehr engagierten jungen Leuten unseres ersten Internationalen VEGA-SpaceCamps ihre Zeugnisse zu überreichen.

Ich bin sogar erstmalig selbst im Raumschiff Phoenix "mitgeflogen" – übrigens an jenem Ort, an dem ich auch vor Jahren erstmalig dem ersten Deutschen im All, Sigmund Jähn, die Hand schüttelte. Offenbar ein sehr geschichtsträchtiger Ort, dieses Raumfahrtzentrum im FEZ: das 1:1 Modell der Sojuskapsel in der Trainingshalle trägt die Unterschriften von zahlreichen Kosmonauten und Astronauten, das deutsche Astronauten-Korps ist sogar komplett vertreten.  

  

Abschluss

Zum Abschluss wurden am Abend noch im FEZ-orbitall Ostereier gesucht. Die raffiniertesten Verstecke waren wohl in den Kabeln der Sojuskapsel, in der Sojus, hinter Monitoren und das ungewöhnlichste im Roboterarm des Raumlabors.

 

Außerdem haben die Teilnehmenden gruppenweise Präsentationen erarbeitet, in denen sie präsentieren, was sie besonders beeindruckt hat bzw. was sie für Anregungen haben. Zum Dank für diese Arbeit, die uns als Feedback weiterhilft, bekommt jeder, der etwas präsentiert hat, ein "Journal für Astronomie": Im aktuellen Heft ist nämlich Ute Runkels Bericht über unsere SoFi-Reise letztes Jahr! Daher spendierte uns die VdS für jeden Teilnehmer und orbitall-Mitarbeiter ein solches Journal. Die Organisatoren- und Programm-Helfer haben außerdem als Dankeschön die Planetariumssoftware "Redshift 5" geschenkt bekommen. Wir danken dem Sponsoring dieser berühmten Software durch Stefan Fichtner! 

Die persönlichen Highlights des Berliner SpaceCamps sind bei Deutschen und Russen astronomisch ähnlich gelagert, doch kulturell-gesellschaftlich natürlich total verschieden: Die Ansprüche an Quantität und Qualität des Essens sind grundverschieden und auch die Gewohnheiten und Verhaltensweisen. 

Am letzten Morgen beschwerten sich die deutschen Teilnehmenden bei mir über Vandalismus im Bettenhaus und wollten wissen, wer das gewesen sei und warum. Es stellte sich heraus, dass das Einschmieren von Türklinken mit Zahnpasta u.a. – was die Deutschen als Vandalismus bezeichneten – eine russische Schabernack-Tradition am Ende von Ferienlagern sei. Solche Missverständnisse kommen vor, sind aber rar – im Großen und Ganzen bedankten sich alle für eine wunderbare und erfahrungsreiche Zeit in Berlin.

  Osternmontag – Ein Resümee aus Organisatoren-Sicht

Wir fahren zum Flughafen und bringen die russischen Gäste zu ihrem Gate. Die ganze Nacht hindurch wurden T-Shirts und Poster signiert. Gestern haben wir noch kollektiv dem orbitall-Leiter Gert Schnitt dafür gedankt, dass wir hier zu Gast sein durften und ihm zu seinem 60sten Geburtstag letzte Woche gratuliert. Beim moderieren fällt mir auf, dass hier etwas vertauscht ist: Statt Juri feiern wir heute Gert und statt Gert feierten wir letzte Woche Juri – seltsame Welt, aber jedenfalls ist es ein HappyEnd des SpaceCamps! 

Die Teilnehmenden verabschieden sich mit der gewohnten russischen Herzlichkeit. Es hat ihnen Spaß gemacht, sagen sie mir – manche sogar unter Tränen der Rührung. "Es hat bei mir viele negative Vorurteile abgebaut", sagen mir manche der Deutschen. Tatsächlich sind die Russen ein sehr liebes und herzliches Volk. Nicht alle der SpaceCamp-Teilis waren auch letztes Jahr dabei als wir in Nowosibirsk die Sonnenfinsternis sahen. Von dieser Fahrt damals gibt es ein paar Fotos, die der Deutsch-Russische Jugendaustausch (Sitz in Hamburg) uns geliehen hatte: Sie dekorieren die Wände im Seitengang zum orbitall. Gleich im "Vorgarten" der oritall-Emfangshalle hängen neben der Mars-3d-Ausstellung des DLR vier prächtige Bilder unseres besten Astrofotografen, Falko Eggert, der sich auch sehr im Planetarium Cottbus engagiert und im September sogar dort eine Diashow über die Fahrt präsentierte.  

Anmerkungen zu Organisatorischem

Noch eine ganz fundamentaler Unterschied ist der Umgang mit Ehrungen: In Russland werden an jedem Ort offizielle Reden durch wichtige Personen geschwungen und als wäre die Zeit stehen geblieben (hatten wir hier bis vor 20 Jahren auch), gestalten alle zusammen die Massenveranstaltung durch Aufführungen von Tänzen und Musik, wenn nicht gerade alle zusammen in einem großen Saal sitzen und einer höchstoffiziellen Aufführung oder Rede lauschen. Ehrungen für Einzelne gibt es kaum und Geschenke gibt es "für alle".

Hier in Deutschland machen wir Jugendarbeit anders: Auch hier machen alle mit, aber so, dass jeder mit seiner persönlichen Kompetenz oder seinem Talent beiträgt und nicht bloß irgendwas blind mitmacht, das gerade angesagt wird. Außerdem werden hier nicht dauernd Reden über Freundschaft geschwungen, sondern man betreibt gemeinsame Aktivitäten wie die oben genannten und in den letzten Tagen beschriebenen (Sightseeing, Sternegucken, Rollenspiele…), um tatsächlich Freundschaften zu schließen. Damit wird die Kommunikation der Menschen tatsächlich initiiert und die Leute zum Sprachen lernen motiviert – anstatt die angenehme Erinnerung an eine schöne Aufführung von instrumentaler Musik in einem festlich mit deutschen und russischen Fahnen dekorierten Konzertsaal zu haben, die ich aus Nowosibirsk mitnahm. 

In Deutschland werden darum am Camp-Ende Danksagungen ausgesprochen und kleine Geschenke überreicht für die Leute, die sich besonders engagiert haben und zum Gelingen des Camps aktiv beitrugen. Das sind vor allem die Organisatoren der Maßnahme oder auch von Subprojekten, also – wie im Theater auch – den Leuten "hinter den Kulissen" gedankt. In Deutschland bedankt man sich also mit kleinen Geschenken für die geleistete Arbeit – insbesondere, wenn sie über die bezahlte Tätigkeit hinausgeht. In Russland gibt man zwar kleine Gastgeschenke fürs Dasein an alle Anwesenden (eine nicht nur dort verbreitete Tradition), aber die Organisation wird nicht besonders hervorgehoben.

In Russland ist es übrigens nach meinem Erleben auch nicht üblich, einzelnen engagierten Teilnehmenden bzw Sub-Leitern zu danken oder sie besonders zu loben, da ja kein (oder kaum) Freiraum gelassen wird zum Einbringen eigener Aktivitäten & Kompetenzen. In diesem Camp habe ich einen Mittelweg zu finden versucht: sehr viel organisiertes Programm als Spotlights und zum Ideen geben, aber auch viel Freiraum für eigene mehrstündige individuelle City-Touren in Kleingruppen und sogar einen ganzen Tag zur freien Verfügung, in denen die Jugendlichen genau das vertiefen konnten, was ihnen an den Vortagen womöglich zu kurz kam: Manche wollten vielleicht noch weitere FEZ-Aktivitäten nutzen, andere wollten Berlin-Potsdam erkunden, die dritten am Karsamstag shoppen gehen. Jedenfalls denke ich, wir boten so die Gelegenheit zum realen Gedanken- und Kulturaustausch mit den jeweils anderen. 

Eine kleines Manko erwies sich die Bilingualität, denn das häufige Übersetzen nahm viel Zeit, was natürlich auf Kosten der inhaltlichen Tiefe ging: Ich hatte gehofft, dass ich durch den Veranstaltungsort im ehemaligen Ostberlin noch eine Entlastung für unsere übersetzenden Schülerinnen haben würde, weil ich annahm, dass manche Pädagogen noch aus DDR-Zeiten ein paar Russisch-Kenntnisse hätten, denn es war ja dort Pflichtfach ab der 5. Klasse. Die Pädagogik-Ausbildung in der DDR war ja sehr, sehr gut – also sollte man sich nicht dafür schämen, sondern stolz sein, wenn man eine solche genossen hat. Nun haben aber die meisten Technikfreaks kein oder wenig sprachliches Interesse und so wurden unsere beiden Muttersprachlerinnen stark beansprucht. [Ich selbst spreche ja auch kein Russisch, aber für mich war es auch nicht Pflichtfach in der Schule.]

Einzig im DLR begegneten wir einigen Russischsprachigen, die mit unseren Teilnehmern in ihrer Sprache kommunizieren konnten. Der DDR-Autor G. Kowalski, der mit seinem Gagarin-Vortrag auch seine guten Russisch-Kenntnisse unterstrich, hatte sogar die Frechheit besessen, mit seinen guten Russisch-Kenntnissen unserer Schülerin ab und zu ins Wort zu fallen, wenn er meinte, dass sie etwas missverstanden hätte. Ich hatte ihm angeboten, dass er den Vortrag dann auch selbst zweisprachig halten könne, da wir keinen professionellen Übersetzer haben – doch er lehnte ab. Das war sehr unfair! 

Die Organisatorin. Das Bild nebenan mag Berlinern geläufig sein. Ich habe kein Auto: zu teuer & überflüssig in Berlins sehr gutem ÖPNV. So wird alles auf dem Rad transportiert. Mein Büro ist in der Umhängetasche, Bücher, Einkäufe etc werden in einem rollbaren Rucksack transportiert. So bewegte ich mich natürlich auch von und zum SpaceCamp, wenn ich Dinge zu erledigen hatte. Das mag mühsam erscheinen oder sportlich – wie man will; ich bevorzuge letzteres. 🙂

Tatsächlich Mühe macht vor allem das Haushalten mit knappen Ressourcen (sehr wenig Betten im FEZ, mangelnde Alternativen zum FEZ’igen Restaurant, Geldzahlung erst im Nachhinein – wenigstens hat es dann aber alles rechtzeitig geklappt: verlässliche Zusagen sind viel Wert!…) und das Auf die Beine stellen von guten Projekten gegen die Hahnenkämpfe der Vergangenheit. Am graviernsten sind aber manche Unterschiede in organisatorischen Strukturen von Ost und West und von unwahren Klischees.

Im ehemaligen Westdeutschland gibt es die Lager von i) aufgeschlossenenen und ii) Fremden verschlossenen Menschen. Man ist jedoch im Allgemeinen neugierig auf die russische Kultur, d.h. wer sich für andere Kulturen interessiert, ist auch an dieser interessiert. Im Osten aber gibt es drei Parteien: Es gibt a) die Ostalgiker, die sich gern an die "gute alten Zeit" erinnern, b) die West-Importe, die derlei DDR-Revival auf Teufel komm raus unterbinden wollen und c) die moderaten Vermittler, die neugierig analysieren, was gut und was schlecht war und dann versuchen, aus der Gemeinsamkeit einen goldenen Mittelweg zu gebähren. Am besten ist wohl gerade in solchen Häusern wie dem FEZ, den oberflächlichen DDR-Staub abzuwischen, ohne den exqisiten Lack, also die inhaltliche Wertarbeit zu zerstören. Ich wünsche dem FEZ viel Offenheit und Glück, diesen Spagat hinzukriegen.

Ich selbst gehöre glücklicherweise zur Generation der Berliner ohne "Ost-" oder "West-" davor, aber die Älteren machen es uns Jungen nicht immer leicht, den Konflikt zu moderieren. Trotz allem bin ich zuversichtlich, dass wir das mittelfristig hinkriegen und ich würde mich freuen, wenn ich dazu meinen bescheidenen Beitrag leisten kann, die Mauer(n) auch in den Köpfen und Herzen niederzureißen. Auch deshalb ist (astronomische) Jugendarbeit wichtig und sinnvoll!

Russische Mentalität

Es stimmt wohl auch, dass die Erwachsenen mitunter sehr viel Wodka trinken und Menschen mit dauerhaft hohem Alkoholpegel werden bekanntlich sehr aggressiv. Die schwere Arbeit und die Lebensbedingungen in Sibirien führen dazu, dass die Menschen im Schnitt ca. zehn Jahre früher sterben, sagt die Lehrerin Elena mir und so ist auch das Rentenalter zehn Jahre niedriger als bei uns Mitteleuropäern. Die Russen sind sparsames Essen gewöhnt und finden die Portionen hier im FEZ ausreichend. Die deutschen Heranwachsenden dagegen bedürfen der drei- bis neunfache Menge, sagen sie. Das ist mir schon bei vielen Auslandsaufenthalten aufgefallen und ein überall im Tourismus bekanntes Phänomen, dass die Deutschen sehr üppig essen. In Sibirien isst man sehr viel Brei und dunkles Brot – hier in Deutschland haben wir eine Vielfalt an Thai- und vegetarischem Essen, Döner Kebap, dicker Kartoffelsuppe und Königsberger Klopse. Es sollte doch bittschön täglich was anderes sein – was den Leuten anderswo auf der Welt offenbar ungewohnt erscheint (wenn ich das letztes Jahr über Afrika geschrieben hätte, hätte es niemanden überrascht, hier geht es aber um russischen Habitus und die Hautstadt dieses immens ausgedehnten Staates liegt bekanntlich in Europa und nicht in der sog. "Dritten Welt".). Auch andere Details beeindruckten unsere russischen Freunde: wie z.B., dass man in Berlin auf Parkflächen gehen und sogar sitzen darf und dass sie aus dem sibirischen Winter hier in den Frühling kamen: Sie hatten auch wirklich Glück mit dem Wetter, nur einen Tag Regen und über Ostern strahlenden Sonnenschein und 22°C Maximalwert.  

Kulturaustausch fand statt!

FEZ-Astronom, Steffen Janke, der die Gruppe nicht dauernd um sich hatte, sondern stroboskopisch im Abstand einiger Tage, berichtet mir begeistert: "Es ist toll, wie sie zusammengewachsen sind! Am Samstag bei unserer Langen Astronomie-Nacht [Anreisetag] kamen erst einige russische Jungs, dann ein paar deutsche Teilis, dann die russischen Mädchen… " 

Tatsächlich: Gestern saßen sie alle zusammen: Mädchen und Jungs; es bildeten sich sogar deutsch-russische Pärchen. Ein schöner Erfolg nach nur einer Woche gemeinsamem Programm! Unsere Premiere und Feuertaufe haben wir also bestanden: Auch mit Astronomie-Programm von Sternegucken bis Raumfahrt kann man international arbeiten und Kulturaustausch pflegen! Hoffen wir, dass es in der VEGA auch weiterhin Leute geben wird, die diese Idee aufgreifen und entwickeln (nicht mehr gratis). 

Ein externer Bericht findet sich bei der TAZ!  


Die VEGA e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und Teil der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS). Seit zehn Jahren organisieren wir astronomische Jugendarbeit in Deutschland, haben mehrere SoFi-Reisen unternommen und durch zehn ehrenamtlich organisierte ASLs sehr viel Ausdauer und Idealismus bewiesen. Wenn Sie uns helfen wollen, unsere Arbeit in diesem Bereich national und international weiterzuführen, werden Sie Mitglied! Bei uns gibt es immer was zu tun! ;-D

www.vega-astro.de

Die Maßnahme "Internationales SpaceCamp Ostern 2009" wird gefördert von der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (Sitz: Hamburg).  

 

 

 


 


Anmerkungen zur Notation: kursiv gesetzt sind die ganz persönlichen Bemerkungen.


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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Da wäre ich gerne mitgeflogen

    Da wäre ich gerne mitgeflogen: Zur Raumstation. In echt. War schon als Kind und Jugendlicher mein Traum: Weltraumpilot werden. Wurde leider nichts draus – oder Gottseidank?
    Mehr dazu in meinem Gast-Blog, über dem ich gerade brüte – im “Inneren Weltraum”, gewissermaßen.
    Bis bald.

    J. vom Scheidt

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